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Die 18-jährige Kunststudentin Amber Collins betritt voller Enthusiasmus und Neugier das Campusgelände der University of California, Los Angeles (UCLA), um ihr erstes Semester zu beginnen. Zwischen anspruchsvollen Vorlesungen und dem Versuch, sich in dieser hektischen Umgebung zurechtzufinden, entdeckt Amber eine ungeahnte Leidenschaft: die Kunst der Begegnung. Inmitten der überfüllten Bibliothek trifft Amber auf Jayden Bennett, einen charmanten, gutaussehenden 24-jährigen Mann mit einer Aura von Intelligenz und Gelassenheit. Ein Austausch über Kunst und Literatur entwickelt sich rasch zu stundenlangen Gesprächen, in denen sie die Grenzen des Wissens und der Gedankenwelt ergründen. Doch Amber ahnt nicht, dass Jayden mehr ist, als er vorgibt. Hinter seiner Brille und den tiefen Augen verbirgt sich ein aufstrebender Literaturdozent, der seine wahre Identität aus Sorge vor den Hindernissen, die Alter und Autorität mit sich bringen könnten, verbirgt... Ein Liebesroman voller Gefühl, Spannung und Emotionen aus der Feder von Elias J. Connor und seiner Co-Autorin Sweetie Willow.
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Inhaltsverzeichnis
Widmung
Kapitel 1 - Fremde Welt
Kapitel 2 - Der Labyrinth-Campus
Kapitel 3 - Die überfüllte Bibliothek
Kapitel 4 - Zufällige Begegnung
Kapitel 5 - Verborgene Gefühle
Kapitel 6 - Vertraute Gespräche
Kapitel 7 - Zwei Herzen, eine Seele
Kapitel 8 - Verwirrte Gefühle
Kapitel 9 - Freundschaften
Kapitel 10 - Was war, was ist und was sein wird
Kapitel 11 - Die Enthüllung
Kapitel 12 - Konfrontation und Emotionen
Kapitel 13 - Geständnisse und Entscheidungen
Kapitel 14 - Salzwasser
Kapitel 15 - Selbsterkenntnis
Kapitel 16 - Wir sind unaufhaltsam
Kapitel 17 - Gemeinsame Herausforderungen
Kapitel 18 - In guten wie in schlechten Zeiten
Kapitel 19 - Die Feier
Kapitel 20 - Ein neuer Weg
Über den Autor Elias J. Connor
Weitere Romane von Elias J. Connor
Impressum
Für Jana, meine Finacée.
Du bist der Mensch, der mir am Nächsten ist.
Hast mich immer durch alle Höhen und Tiefen begleitet.
Gibst so viel mit deiner Liebe.
Ich bin sehr glücklich, dass wir uns gefunden haben.
Elias J. Connor
Die Sonne taucht den Himmel in ein sanftes Rosa, während sich die ersten Strahlen des Morgens auf der Wasseroberfläche spiegeln. Ich lasse meinen Blick über den Campus gleiten, der sich vor mir ausbreitet – ein Ort voller neuer Möglichkeiten, aber auch voller Unsicherheit.
Meine Hände zittern leicht, als ich das Blatt Papier in meinen Händen umklammere. Es ist mein Stundenplan für das erste Semester, und die Gedanken daran, morgen meine ersten Vorlesungen in Kunstwissenschaften zu besuchen, lassen meine Nerven zum Zerreißen gespannt sein. Die Angst vor dem Unbekannten nagt an mir, während ich mich frage, ob ich den Anforderungen des Studiums gewachsen bin. Kann ich wirklich mithalten? Werde ich den Erwartungen gerecht werden können?
Ein kühler Wind streicht über meine Wangen und lässt eine Gänsehaut auf meiner Haut entstehen. Ich ziehe meine Jacke enger um mich, als ob sie mir in diesem Moment ein wenig Schutz vor meinen eigenen Zweifeln bieten könnte. Die sanften Wellen des Sees wirken beruhigend auf mich, und ich sehe den Seerosen zu, die sanft in den leichten Wellen hin und her schaukeln, aber mein Inneres ist alles andere als ruhig. Die Gedanken an die kommenden Herausforderungen und die Erwartungen, die ich an mich selbst stelle, lassen mein Herz schneller schlagen.
Ich atme tief ein, versuche, die aufsteigende Panik zu kontrollieren. Dies ist ein neues Kapitel in meinem Leben, das ich bewusst angehe, aber es fühlt sich an, als würde ich auf den Rand eines Abgrunds zulaufen. Die Freiheit, die das College verspricht, ist genauso überwältigend wie beängstigend. Ich weiß, dass ich wachsen werde, dass ich mich neuen Ideen und Perspektiven öffnen werde, aber der Prozess ist nicht ohne Ängste und Unsicherheiten.
Während ich den Blick über den See schweifen lasse, versuche ich, mir vorzustellen, wie ich mich in ein paar Jahren zurückerinnern werde – an diesen Moment, an den Beginn meiner Universitätsreise. Vielleicht werde ich lächeln und mich darüber wundern, warum ich mir so viele Sorgen gemacht habe. Vielleicht werde ich stolz auf die Hürden sein, die ich überwunden habe, und die Freundschaften, die ich geschlossen habe.
Der Klang von Stimmen und Lachen zieht meine Aufmerksamkeit auf sich, als sich andere Studierende am Ufer des Sees versammeln. Es sind Menschen, die sich wie ich in einem Meer aus Veränderungen wiederfinden. Und vielleicht, nur vielleicht, können wir uns gegenseitig unterstützen und ermutigen, während wir uns in diese neue Welt stürzen.
Ich atme erneut tief durch, lasse meine Angst im Wind verwehen, und stehe langsam auf. Mein erster Tag des Studiums mag beängstigend sein, aber ich bin bereit, mich der Herausforderung zu stellen. Mit jedem Schritt, den ich in Richtung der Universitätsgebäude mache, wächst mein Entschluss, diese Erfahrung mit offenen Armen zu empfangen und das Beste daraus zu machen.
Die morgendliche Luft ist frisch und belebend, als ich mich langsam von meinem Platz am Seeufer erhebe. Ein warmer Schimmer beginnt sich am Horizont auszubreiten, während die Sonne allmählich höher steigt. Die Vögel zwitschern fröhlich im Hintergrund und tragen zu der beruhigenden Atmosphäre bei, die mich umgibt. Ich lasse den Moment noch einen Augenblick länger auf mich wirken, bevor ich meinen Blick von der malerischen Szenerie löse.
Mit einem festen Entschluss in mir, meine Unsicherheiten zu überwinden, faltet sich mein Stundenplan in meiner Hand zusammen, während ich langsam die Schritte in Richtung der Universitätsgebäude lenke. Ich erinnere mich an die Worte meiner Familie und meiner Freunde, die mich ermutigt haben, diesen neuen Lebensabschnitt mit Zuversicht anzugehen. Die Freiheit, mich in meiner Leidenschaft für Kunstwissenschaften zu vertiefen, ist ein Privileg, das ich nicht leichtfertig aufgeben möchte.
Als ich die mit Efeu bewachsenen Gebäude erreiche, spüre ich eine Mischung aus Aufregung und Anspannung. Die Gänge sind noch ruhig, aber ich weiß, dass sie bald mit neugierigen und eifrigen Studierenden gefüllt sein werden. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht, als ich an all die Menschen denke, die ich treffen werde, die genauso bestrebt sind, ihre Leidenschaften zu entdecken und zu teilen.
Der erste Hörsaal erscheint vor mir, und ich betrete ihn mit einem Kloß im Hals und einem Klopfen in meiner Brust. Als ich einen Platz finde und mich setze, lasse ich meinen Blick über die Gesichter meiner Kommilitonen gleiten. Jeder von uns hat eine Geschichte, Ängste und Träume, die uns hierher geführt haben.
„Es ist alles okay“, höre ich die Stimme einer jungen Frau, die etwa in meinem Alter sein mag. „Wir sind alle neu hier. Wo kommst du ursprünglich her?“
Zaghaft blicke ich sie an.
„Aus Maine“, antworte ich.
Die junge Frau lächelt.
„Da hast du ja einen ganz schön weiten Weg angetreten, um hierher an die UCLA in Los Angeles zu kommen“, fällt es ihr auf. „Ich heiße übrigens Madeleine. Ich komme aus Burbank.“
„Du hast einen französischen Namen“, stelle ich fest.
„Ja“, antwortet Madeleine. „Meine Eltern kommen ursprünglich aus Kanada. Wir leben aber seit mehr als 10 Jahren in Kalifornien.“ Madeleine sieht mich mit einem fragenden Blick an. „Wie ist denn dein Name?“, will sie schließlich wissen.
„Amber Collins“, sage ich, kein bisschen weniger schüchtern als ich es die ganze Zeit bin.
In diesem Moment betritt die Professorin den Raum. Die Klasse verstummt auf der Stelle.
Sie wirkt selbstbewusst und strahlt eine Aura der Erfahrung aus. Ihre Präsenz füllt den Raum, und alle Augen richten sich auf sie. Sie begrüßt die Klasse mit einem herzlichen Lächeln und beginnt sich vorzustellen. Ihre Worte sind ermutigend und gleichzeitig inspirierend, und ich spüre, wie sich meine Anspannung allmählich löst.
Während die Professorin über den Lehrplan und die Erwartungen spricht, wird deutlich, dass sie eine tiefe Leidenschaft für Kunstgeschichte hat. Sie betont die Bedeutung des kritischen Denkens und der Diskussion in der akademischen Umgebung. Die Begeisterung in ihrer Stimme ist ansteckend, und ich beginne, mich auf die kommenden Lehrveranstaltungen zu freuen.
Die Vorstellungsrunde unter den Studierenden beginnt, und nach und nach erzählen wir von unseren Hintergründen, Interessen und Erwartungen. Die Vielfalt der Geschichten und Persönlichkeiten beeindruckt mich, und ich fühle mich allmählich in dieser neuen Gemeinschaft willkommen.
Die Stunden vergehen schnell, als die Professorin in die Details des ersten Themas eintaucht. Ihre Fähigkeit, komplexe Konzepte verständlich zu erklären, beeindruckt mich. Ich nehme fleißig Notizen und spüre, wie mein Interesse an der Kunstgeschichte weiter wächst.
Während einer kurzen Pause wendet sich Madeleine wieder an mich.
„Die Professorin scheint wirklich fantastisch zu sein, oder?“
Ich nicke zustimmend und erwidere: „Ja, definitiv. Ihre Leidenschaft ist ansteckend.“
Die ersten Tage vergehen, und ich finde mich immer mehr in den Rhythmus des Universitätslebens ein. Die anfängliche Unsicherheit weicht einem Gefühl der Zugehörigkeit. Madeleine und ich werden gute Freunde, und wir entdecken gemeinsame Interessen und Hobbys.
Unsere Studiengruppe wächst enger zusammen, und die Diskussionen werden lebhafter. Wir teilen unsere Gedanken über Kunstwerke, Künstler und verschiedene kulturelle Einflüsse. Die Herausforderungen der akademischen Anforderungen sind real, aber die Unterstützung der Kommilitonen und die tiefe Freude an dem, was wir lernen, halten uns motiviert.
Los Angeles. Seit sieben Tagen bin ich nun hier. Ich habe den Campus nicht einmal verlassen, seit ich hier bin. Ich kenne den genauen Grund nicht. Vielleicht war es die Angst vor dem alleine sein. Vielleicht habe ich mich in den letzten Tagen so sehr an das gemeinschaftliche Leben mit meinen Kommilitonen gewöhnt.
Heute Abend – es ist schon 22 Uhr durch – sitze ich wieder am See und blicke auf den vollen Stundenplan für das erste Semester. Ich denke so bei mir, nun ist es mal an der Zeit, sich etwas zu trauen. Nun ist es langsam an der Zeit, das Nest zu verlassen – und Gott weiß, dort war ich viel zu lange.
Ich habe es noch niemandem meiner Studien-Kollegen gesagt, aber für mich war der Weg, von zu Hause raus zu gehen und an das andere Ende der Vereinigten Staaten zu ziehen, sehr schwer. Ja, meine Eltern wollten, dass ich studiere. Aber eigentlich haben sie mir nie zugetraut, dass ich an die UCLA komme, eine der Top-Universitäten der USA.
Nun bin ich hier. Bin ich zufrieden? Bin ich glücklich?
Ich merke, dass ich meine anfängliche Schüchternheit noch immer nicht abgelegt habe. Aber ich möchte es so gerne. Ich möchte selbstständig sein, mich Dinge trauen.
Heute Abend tu ich es. Ich fahre in die Stadt. Ich fahre nach Los Angeles rein, werde dann am Pier irgendwo in Santa Monica oder Venice einen Kaffee trinken und die Atmosphäre in mich aufsaugen. Ja, heute traue ich mich.
Die Gedanken in meinem Kopf wirbeln, während ich mich darauf vorbereite, meine Komfortzone zu verlassen. Ich stehe auf, falte den Stundenplan zusammen und stecke ihn in meine Tasche. Ein letzter Blick auf den See, der in der Dunkelheit ruhig glänzt, und dann mache ich mich auf den Weg. Die Lichter der Stadt funkeln in der Ferne wie Sterne am Horizont.
Der Weg in die Stadt ist aufregend und gleichzeitig beängstigend. Die Straßen sind belebt, das Summen der Stadt füllt die Luft. Als ich mich durch die Menschenmengen bewege, spüre ich, wie mein Herz schneller schlägt. Die Verlockung der Geschäfte, Cafés und Restaurants ist überwältigend. Ich halte inne, atme tief ein und erinnere mich daran, warum ich hier bin.
Ich finde einen gemütlichen Ort am Pier von Santa Monica, mit Blick auf das Meer. Ich bestelle mir einen Kaffee und lasse den warmen Becher meine Hände wärmen. Während ich das Treiben um mich herum beobachte, fühle ich mich lebendig. Die Geräusche der Wellen, das Lachen der Menschen und das Rauschen der Straße verschmelzen zu einem beruhigenden Hintergrund.
Langsam aber sicher merke ich, wie sich meine Nervosität legt. Die Erkenntnis, dass ich diesen Schritt gewagt habe, erfüllt mich mit Stolz. Ich denke an die ersten Tage auf dem Campus, an die Ängste, die ich überwunden habe, und daran, wie ich langsam aus meiner Schale gekrochen bin. Dieser Abend ist ein weiterer Schritt in diese Richtung.
Als die Zeit vergeht, wird die Stadt ruhiger. Die Menschen ziehen sich zurück, und die Lichter werfen sanfte Schimmer auf das Wasser. Ich lächle vor mich hin und spüre, wie die Dunkelheit um mich herum eine gewisse Gelassenheit bringt. Die Unsicherheit von vorhin weicht einem Gefühl der Zufriedenheit.
Ich setze mich am Strand in den Sand, nachdem ich eine Weile durch Santa Monica spaziert bin. Ich nehme ein bisschen Sand in die Hand und lasse ihn durch meine Finger gleiten.
„Nein, es weiß niemand“, flüstere ich leise zu mir selbst. „Es weiß niemand, warum du wirklich hier bist, Amber Collins.“
Als ich schließlich den Rückweg zum Campus antrete, fühle ich mich gestärkt. Die Schritte sind leichter, und ich weiß, dass ich auf diesem neuen Weg, den ich eingeschlagen habe, weiter voranschreiten werde. Die Stadt hat mir gezeigt, dass ich mehr Mut in mir habe, als ich dachte. Und während ich die vertrauten Wege zurückgehe, bin ich bereit, die kommenden Tage und Wochen mit noch mehr Entschlossenheit und Offenheit zu meistern.
Ein Gefühl der Unsicherheit umklammert mich. Die zweite Woche hat begonnen, doch die Wirren dieser riesigen Universität scheinen sich immer noch vor mir auszubreiten. Mein Orientierungssinn ist wie ein zerschlissenes Kartenstück, das ich vergeblich versuche, in die richtige Richtung zu falten.
Heute Morgen war ich fest entschlossen, den Saal für die Lesung über den expressionistischen Kunststil und seine Meister zu finden. Schon gestern hatte ich mich verlaufen und bin in einem Saal gelandet, der mit Chemie-Vorlesungen gefüllt war, als ich nach der Kunstgeschichte suchte. Doch heute sollte anders werden, dachte ich mir.
Die Sonne schickt ihre goldenen Strahlen über den Campus, als ich mich auf den Weg mache. Mein Blick fällt auf den handgeschriebenen Plan, den ich mir sorgfältig notiert habe. Der Saal B-203 sollte der richtige sein. Ich mache mich auf den Weg, folge den Gängen, lasse die nummerierten Schilder an den Türen an mir vorbeiziehen. Doch je weiter ich gehe, desto mehr verdreht sich meine Wahrnehmung. Zweifel schleichen sich ein, drehen an meinem Verstand wie ungebetene Gäste.
Als ich die Tür zu Saal B-203 erreiche, atme ich erleichtert auf. Ich bin rechtzeitig gekommen, die Stühle sind noch leer, und ich finde mir einen Platz in der Nähe der Mitte. Die Aufregung steigt in mir auf, während ich meine Notizen zurechtlege und mich auf die bevorstehende Lesung über die Ausdruckskraft der Farben und Formen vorbereite.
Doch die Zeit verfliegt wie ein flüchtiger Gedanke, als der Saal sich füllt. Und als der Dozent endlich vorne steht und die Präsentation beginnt, merke ich schnell, dass irgendetwas nicht stimmt.
„Herzlich Willkommen, liebe Studierende“, begrüßt er uns. „Ich möchte Sie gleich darauf aufmerksam machen, welche Semester-Arbeit ich von Ihnen erwarte. Sie werden ein Dossier zum Thema Lyrik und Romantik schreiben. Das Buch, welches Sie besprechen wollen, wollen Sie sich selbst aussuchen. Einige Vorschläge liegen hier aus.“
Er zeigt auf eine Reihe Bücher am Wandregal.
Er spricht von Lyrik, von Herzschmerz und unsterblicher Liebe, von der unbeschreiblichen Schönheit der Natur. Mein Herz klopft lauter, während ich auf die Projektionen an der Wand starre, die Bilder von verträumten Landschaften und melancholischen Dichtern zeigen.
Die Realisierung trifft mich wie ein eiskalter Windstoß. Ich bin im falschen Saal gelandet. Panik kriecht in meine Gedanken, als ich mich umsehe und feststelle, dass ich von Menschen umgeben bin, die offensichtlich auf eine ganz andere Vorlesung eingestellt sind. Ich kann nichts tun, um die Zeit zurückzudrehen. Die Minuten verrinnen unaufhaltsam, und ich weiß, dass es für die Lesung über den expressionistischen Kunststil bereits zu spät ist.
Ein Seufzen entfleucht meinen Lippen, als ich mich langsam erhebe und den Saal verlasse, meinen Blick auf den Boden gerichtet. Das Gefühl der Niederlage nagt an mir, doch ich zwinge mich, den Blick wieder nach vorne zu richten. Vielleicht kann ich es nächstes Mal richtig machen. Vielleicht werde ich irgendwann in der Lage sein, die Wirren dieses Campus zu durchdringen und mein Ziel ohne Umwege zu erreichen. Bis dahin bleibt mir nur die Hoffnung, dass meine nächsten Schritte mich auf den richtigen Weg führen werden.
Am Nachmittag treffe ich Madeleine in dem Gemeinschaftssaal unserer Unterkunft. Sie sitzt dort und liest. Als sie mich erblickt, winkt sie mir zu.
„Amber“, sagt sie. „Wo warst du denn heute Morgen?“
Ich zucke mit den Schultern.
„Du glaubst es mir nicht“, sage ich etwas genervt.
„Hast du dich wieder verlaufen?“, fragt sie.
Ich nicke.
Meine beste Freundin Madeleine und ich haben uns in die weichen Sessel fallen lassen, die vor den großen Fenstern stehen. Die Sonne strahlt durch das Glas und wirft warme Lichtflecken auf den Boden. Madeleine ist vorhin von der Vorlesung über den Expressionismus zurückgekehrt, wo ich eigentlich auch sein sollte. Ich kann es kaum erwarten, von ihr zu hören, was sie Neues gelernt hat.
„Amber, du glaubst nicht, wie faszinierend der Expressionismus ist!“, sagt Madeleine mit einem begeisterten Lächeln, als sie sich in ihrem Sessel zurücklehnt.
Ich lehne mich gespannt näher und ermutige sie: „Erzähl mir alles. Was hast du in der Vorlesung über den Expressionismus erfahren?“
Madeleine beginnt lebhaft zu erzählen: „Also, der Expressionismus ist eine kunstgeschichtliche Bewegung, die sich hauptsächlich in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg entwickelte. Die Künstler dieser Bewegung versuchten, ihre inneren Empfindungen und Emotionen durch ihre Kunst auszudrücken. Sie lehnten die traditionelle Darstellung von Realität ab und bevorzugten verzerrte Formen, kräftige Farben und scharfe Kontraste.“
„Interessant“, sage ich. „Mir war nicht klar, dass man es deshalb Expressionismus nennt.“
Ich bin fasziniert von Madeleines Erklärungen.
„Welche Arten von Kunstformen wurden während dieser Bewegung besonders beliebt?“, will ich daraufhin wissen.
Madeleine gestikuliert enthusiastisch und erklärt: „Nun, vor allem Malerei und Grafik. Künstler experimentierten mit verschiedenen Techniken, um ihre Gefühle auf der Leinwand widerzuspiegeln. Einige der bekanntesten Expressionisten sind Ernst Ludwig Kirchner, der mit seinen strukturierten und unruhigen Bildern Aufmerksamkeit erregte, oder Emil Nolde, der intensiv leuchtende Farben verwendete, um Emotionen zu betonen.“
Ich schnappe mir meinen Block und mache mir schnell ein paar Notizen, während Madeleine erzählt.
„Hast du auch etwas über die Themen erfahren, die sie in ihren Werken behandelt haben?“, möchte ich schließlich in Erfahrung bringen.
Madeleine nickt und setzt fort: „Ja, definitiv. Viele Expressionisten haben sich mit existenziellen Fragen, menschlichen Ängsten und sozialen Veränderungen auseinandergesetzt. Ein berühmtes Beispiel ist Edvard Munchs Gemälde 'Der Schrei', das die innere Qual des modernen Menschen symbolisiert.“
„Das kenne ich“, schießt es mir durch den Kopf. „Es ist ein ganz bekanntes Bild.“
Madeleine nickt.
Ich sitze nachdenklich da.
„Das klingt wirklich beeindruckend. Es muss spannend gewesen sein, in dieser Zeit Künstler zu sein und die Grenzen der konventionellen Kunst zu sprengen.“
Madeleine nickt zustimmend und lächelt.
„Absolut, Amber. Der Expressionismus hat die Kunstwelt revolutioniert und einen neuen Weg für die Interpretation von Emotionen und Gedanken in der Kunst eröffnet. Es ist faszinierend zu sehen, wie Künstler durch ihre Werke eine Verbindung zu ihrer inneren Welt herstellen konnten.“ Einen kleinen Seitenhieb kann sich Madeleine nicht verkneifen. „Wärst du heute in der Lesung gewesen, hättest du die Faszination live miterleben können. Es wäre gut, wenn du es morgen schaffst.“
Während wir uns weiter unterhalten, tauchen wir immer tiefer in die Welt des Expressionismus ein. Die Sonne sinkt langsam hinter den Horizont, aber unsere Begeisterung für das Thema leuchtet genauso intensiv wie die Farben auf den Leinwänden der Expressionisten.
Der Ozean glitzert in den letzten Strahlen der Sonne und taucht die ganze Stadt in ein warmes Orange, als ich mich im Abendlicht am Pier in Santa Monica wiederfinde. Die Geräusche der Wellen, das Rauschen des Windes – sie alle vermischen sich zu einer beruhigenden Melodie. Ich setze mich auf eine der Bänke, spüre den leichten Windhauch auf meiner Haut und atme tief ein, während ich mich an das Geländer lehne und auf die See unter mir starre.
„Manchmal frage ich mich, warum ich das tue“, flüstere ich leise vor mich hin. „Warum ich immer auf diesen Erfolg getrimmt wurde, als ob es der einzige Weg wäre, wirklich glücklich zu sein.“ Ein Seufzen entrinnt meinen Lippen, als ich mich zurücklehne und den Blick auf das Wasser richte.
Die Erinnerungen an meine Kindheit drängen sich in meine Gedanken. Die ständigen Erwartungen meiner Eltern, ihre ständige Überwachung, als ob sie befürchteten, dass ich ohne sie nicht überleben könnte. Ich schlucke schwer, während ich fortfahre, meine innersten Gedanken laut auszusprechen.
„Sie haben nie wirklich an mich geglaubt, oder? Immer diese unterschwellige Unsicherheit, dass ich es nicht schaffen würde. Als ob ich nicht stark genug wäre, meinen eigenen Weg zu finden.“ Ein bitteres Lächeln huscht über mein Gesicht. „Ich wurde ängstlicher, je mehr sie versucht haben, mich zu beschützen.“
Mein Finger kreist über meine nassen Lippen.
„Ich frage mich, ob ich wirklich so schwach bin, wie sie denken.“
Der Geruch von Salz und Meeresluft umgibt mich, als ich meine Gedanken sortiere.
„Und dann diese Bevormundung. Als ob ich keine eigenen Entscheidungen treffen könnte. Als ob sie immer wissen würden, was das Beste für mich ist.“
Ich schüttle leicht den Kopf, während ich mich daran erinnere, wie oft sie versucht haben, mich in eine bestimmte Richtung zu lenken, ohne mich meine eigenen Fehler machen zu lassen.
„Sie haben mich zu behütet großgezogen“, flüstere ich, meine Stimme von einem Hauch von Traurigkeit durchzogen. „Nie haben sie mir die Freiheit gelassen, meine eigenen Entscheidungen zu treffen, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen. Wie soll ich jemals lernen, auf eigenen Beinen zu stehen, wenn sie mich nie loslassen?“
Ich starre auf das sich wiegende Wasser und frage mich, ob ich je in der Lage sein werde, wirklich unabhängig zu sein.
„Das Studium an der UCLA – es ist wie ein Schritt in die Richtung der Selbstständigkeit, oder? Eine Möglichkeit, mich endlich von diesen Fesseln zu lösen.“
Ein bitteres Lächeln zuckt um meine Lippen.
„Aber ehrlich gesagt, ich glaube nicht wirklich daran. Ich kann ihre Stimmen immer noch hören, die Zweifel, die sie in mir gesät haben.“
Ich schließe die Augen, lasse den Wind über meine Haut streichen, und verliere mich für einen Moment in der Stille der lauen Herbstnacht.
Erschöpft von einem langen Tag an der Universität, kehre ich endlich ins vertraute Studentenwohnheim zurück. Mein Zimmer empfängt mich mit gedämpftem Licht und einem Hauch von vertrauten Gerüchen – ein Ort, der sich fast wie ein zweites Zuhause anfühlt. Ich lasse mich auf mein Bett fallen und spüre, wie die Müdigkeit mich wie eine Welle überrollt. Die Kissen fühlen sich so angenehm an, und die Dunkelheit des Raumes verspricht Ruhe und Erholung.
Langsam schließen sich meine Augen, und ich finde mich in einer seltsamen Welt wieder. Ich bin in einer gigantischen Flasche gefangen, die mich bedrängt und einengt. Verwirrt blicke ich mich um und bemerke, dass mein Vater außerhalb der Flasche steht. Eine Leiter lehnt an der Flasche, und er hält einen riesigen Korken in den Händen. Sein Gesichtsausdruck ist ernst, fast bedrohlich.
Ich spüre, wie mein Herz schneller schlägt, als er den Korken langsam nach unten drückt, um ihn in die Flasche zu stecken. Panik erfüllt mich, während ich versuche, meine Stimme zu erheben, doch kein Ton entweicht meinen Lippen. Mein Vater schaut mich an, seine Augen durchdringend.
„Du bekommst nur Luft, wenn wir dir erlauben, Luft zu bekommen“, höre ich seine Worte, die wie ein fernes Echo in meinem Kopf widerhallen.
Die Enge der Flasche wird unerträglich, und ich spüre, wie die Luft knapp wird. Mein Atem wird flacher, mein Herzschlag lauter. Ich versuche, zu kämpfen, mich zu bewegen, doch die Glaswände der Flasche sind undurchdringlich. Verzweiflung packt mich, als ich nach Luft ringe, doch sie bleibt mir verwehrt.
Plötzlich durchströmt mich eine Welle der Beklemmung, und ich öffne meine Augen in meinem dunklen Zimmer. Mein Körper ist von einem kalten Schweiß bedeckt, und mein Herz pocht wild gegen meine Brust. Die Realität setzt langsam wieder ein, während ich mir bewusst mache, dass es nur ein Traum war. Mein Vater würde mir niemals Luft vorenthalten – das war nur das Produkt meiner eigenen Ängste und Unsicherheiten.
Ich atme tief durch und versuche, meinen Puls zu beruhigen. Der Traum mag vorbei sein, aber die Emotionen, die er ausgelöst hat, hallen immer noch nach. Ich richte mich im Bett auf und schaue aus dem Fenster. Der Mond beleuchtet sanft den dunklen Himmel, und ich erkenne, dass ich in Sicherheit bin. Es mag eine Weile dauern, bis meine Gedanken zur Ruhe kommen, doch ich weiß, dass ich stark genug bin, um meine eigenen Ängste zu überwinden.
Die Sonne hängt tief am Himmel und taucht alles in ein warmes, goldenes Licht. Meine Finger verkrampfen sich leicht um den Griff meiner Tasche, während ich mich frage, wie ich es geschafft habe, mich hier so zu verirren. Ich brauche dringend ein bestimmtes Buch für meine Recherche, und die Bibliothek soll angeblich der richtige Ort sein. Ich hebe den Blick und scoute die Gebäude in der Ferne. Da - ein Schild mit der Aufschrift "Bibliothek" weist den Weg.
Als ich das Gebäude erreiche, eröffnet sich vor mir ein beeindruckendes Bild. Die Bibliothek erstreckt sich majestätisch in die Höhe, die großen Fenster reflektieren das Sonnenlicht, als würden sie funkelnde Diamanten tragen. Ich atme tief ein und spüre den Duft von altem Papier und Wissen in der Luft. Die Fassade aus warmem Sandstein verleiht dem Ort eine zeitlose Eleganz.
Ich trete durch die schweren Holztüren und finde mich in einem Paradies für Bücherliebhaber wieder. Hohe Regale erstrecken sich in alle Richtungen, gefüllt mit Reihen und Reihen von Büchern in verschiedenen Größen und Farben. Das gedämpfte Licht der Leselampen verleiht der Szenerie eine fast schon märchenhafte Atmosphäre. Menschen sitzen an den Tischen und vertiefen sich in ihre Bücher, während andere leise miteinander flüstern.
Ich finde den Weg zu der Abteilung, in der mein gesuchtes Buch stehen soll, und suche die Regale ab. Nach einer Weile entdecke ich es endlich, in all seiner alten Pracht. Es ist ein dickes, verstaubtes Buch mit vergilbten Seiten, das darauf wartet, von mir geöffnet zu werden. Ich nehme es behutsam in die Hand und spüre die Aufregung in mir aufsteigen.
Während ich mich auf den Weg zur Ausleihe mache, fängt ein lebhafter Dialog meine Aufmerksamkeit ein. Zwei Studenten in einer Ecke der Bibliothek diskutieren angeregt über philosophische Konzepte, ihre Worte füllen den Raum mit Intellekt und Energie.
„Wenn du Schopenhauer liest, wirst du eine völlig neue Perspektive auf die Welt gewinnen,“ sagt der eine Student mit glänzenden Augen.
Der andere lacht leise.
„Aber vergiss nicht Kant. Seine Ideen sind die Grundlage für Schopenhauers Denken.“
Ich lächle bei dem Gedanken, wie die Bücher nicht nur Wissen, sondern auch Leidenschaft und Begeisterung vermitteln. Schließlich erreiche ich die Ausleihtheke und reiche das Buch der Bibliothekarin.
„Das hier bitte ausleihen“, sage ich mit einem dankbaren Lächeln.
Sie nickt freundlich und scannt das Buch. „Natürlich, Amber. Bitte denken Sie daran, es rechtzeitig zurückzubringen.“
Ich setze mich vorsichtig an einen Tisch, an dem zwei oder drei weitere Studenten sitzen und in ihre Lektüre vertieft sind. Gott sei Dank, sie scheinen mich nicht zu bemerken. Ich werde nicht gerne gesehen. Ich halte mich nicht gerne in der Öffentlichkeit auf, und schon gar nicht in einer so überfüllten Bibliothek wie dieser.
Aber die Studenten scheinen mich wirklich nicht zu registrieren. Zumindest sprechen sie mich nicht an.
Ich blättere die Seiten meines ausgeliehenen Buches um, die Worte verschwimmen vor meinen Augen, und ich spüre, wie sich langsam ein leichter Kopfschmerz einschleicht.