Dahinschmelzen: Eine Sammlung von Erotikgeschichten für das Frühlingserwachen - Camille Bech - E-Book + Hörbuch

Dahinschmelzen: Eine Sammlung von Erotikgeschichten für das Frühlingserwachen E-Book und Hörbuch

Camille Bech

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  • Herausgeber: LUST
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2024
Beschreibung

Nach der kalten, dunklen Jahreszeit ist der Frühlings in vielerlei Hinsichten immer wie eine Art Neuanfang. Wieso auch nicht das Sexleben auffrischen? Ein überraschend heißes Geburtstagsgeschenk, eine prickelnde Begegnung mit einem Fremden im Urlaub oder ein buchstäblich atemberaubender Start in einen neuen Tag – all diese heißen Erotikgeschichten hauchen uns wieder Leben ein und lassen eventuelle Winterdepressionen in Luft auflösen. Diese Sammlung enthält folgende erotische Kurzgeschichten: Heißer Geburtstag in Norwegen: Erotische Novelle Osterlust: Erotische Novelle Das Osterei: Erotischer Roman Neues Leben, heißes Glück: Erotische Novelle Einzelgänger: Erotische Novelle) Das Erwachen von Alice - Erotische Novelle Unter dem karierten Flanellhemd: Erotische Novelle Verrucht-verführerische Maliwan: Erotische Novelle

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Seitenzahl: 231

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Zeit:5 Std. 42 min

Sprecher:Helene HagenLara Sommerfeldt
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Malin Edholm, Lisa Vild, Camille Bech, Andrea Hansen, Nicolas Lemarin, Erika Svensson

Dahinschmelzen: Eine Sammlung von Erotikgeschichten für das Frühlingserwachen

Übersetzt von Alina Becker

Lust

Dahinschmelzen: Eine Sammlung von Erotikgeschichten für das Frühlingserwachen

 

Übersetzt von Alina Becker

 

Titel der Originalausgabe: Melt: A Collection of Erotica For A Spring Awakening

 

Originalsprache: Schwedisch

Coverimage/Illustration: Shutterstock

Copyright © 2024 Malin Edholm, Lisa Vild, Camille Bech, Andrea Hansen, Nicolas Lemarin, Erika Svensson und LUST

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788727164809

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung des Verlags gestattet.

 

www.sagaegmont.com

Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.

Heißer Geburtstag in Norwegen: Erotische Novelle

Es ist das feuchteste Frühjahr seit Langem. Bald kommt der Sommer. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Wenn es kräftig regnet, bleibe ich im Auto sitzen, nachdem ich am Straßenrand geparkt habe. Die Fahrt nach Hause ist kurz. Die Haut an meinen Armen und an den Füßen, die nur in leichten Sandalen stecken, ist immer noch feucht von dem Regen, der über mir niederging, als ich über den Parkplatz zum Auto gelaufen bin. Ich schalte den Scheibenwischer aus, dann den Motor. Ich lasse den Schlüssel im Zündschloss stecken und lehne mich ein wenig zurück. Ich lausche dem Regen, der auf die Windschutzscheibe prasselt, starre auf das undeutliche Bild der Straße hinter der nassen Scheibe. Immer wieder nehmen Böen den Regen mit, und er trommelt laut auf das Autodach.

Erst nach einer Weile bemerke ich sie. Ihre Konturen zeichnen sich verschwommen hinter der Scheibe ab, aber ich sehe, dass im Eingang zu den Wohnungen auf der anderen Straßenseite zwei junge Menschen stehen und sich küssen. Das Kleid der Frau ist rot. Das Hemd des Mannes ist blau. Der Regen hält sie dort gefangen und sie glauben sicher nicht, dass jemand sie sieht. Sie bewegen sich. Die Hände des Mannes wandern an den Schenkeln der Frau nach oben und wieder nach unten. Er hebt eines ihrer Beine an und sie schlingt es um seine Hüfte. Der Regen lässt ein wenig nach. Sie bemerken es nicht. Ich kann sie jetzt deutlicher sehen. Einen Augenblick lang überlege ich, ob sie mich auch sehen können, aber sie haben ihre Aufmerksamkeit auf andere Dinge gerichtet. Der Mann stößt in die Frau, die im Eingangsbereich des Hauses an die gelbe Wand hinter ihr gedrängt seinem Rhythmus folgt. Vorsichtig kurbele ich die Seitenscheibe ein kleines Stück herunter. Trotz der Entfernung kann ich sie hören. Der Regen nimmt ihre Laute mit und vergrößert sie. Ich muss lächeln. Es dauert nicht lange, und ich höre, dass sie sich dem Höhepunkt nähern. Ich lehne mich auf dem Fahrersitz so weit zurück wie möglich, streiche mit den Handflächen über meine Schenkel. Ich spüre, wie das Blut in Richtung meiner Muschi fließt. Ich öffne leicht den Mund. Die Laute der Liebenden sind klar und frisch und anders als die, die man nachts durch die Wand zur Nachbarwohnung hören kann. Die Hose des Mannes ist auf den Boden gerutscht und hat sich zu einem Bündel um seine Füße gelegt. Ich kann seine weißen Pobacken sehen. Ich blinzele und beobachte, wie die Muskeln arbeiten. Er behält seinen Rhythmus bei. Er ist nicht das erste Mal in einer solchen Situation, soviel steht fest. Jetzt spannt der Mann die Halsmuskeln bis zum Äußersten an. Ich stelle mir vor, wie er seine Hand im Haar der Frau zur Faust ballt. Dann rühren sie sich nicht mehr. Ich sitze im Auto und spüre, dass auch mein Puls beschleunigt hat. Ich fasse mich nicht an. Ich nehme es mit mir, warte, bis sich alles von selbst wieder beruhigt.

Einen Moment später lässt der Mann das Bein der Frau auf den Boden sinken. Er löst sich von ihr, zieht die Hose hoch und macht rasch Reißverschluss und Gürtel zu, sodass alles wieder ganz unverfänglich aussieht. Die Frau zupft ihr Kleid zurecht. Es dauert nur einen Augenblick. Jetzt kann ich ihre hellen Stimmen lachen hören. Sie begutachten den Regen und blicken zum Himmel. Ich höre, wie sie reden, kann aber nicht verstehen, was sie sagen. Die Frau zeigt ein Stück die Straße entlang. Sie richtet ihre Frisur. Der Regen lässt noch ein bisschen nach. Kurz darauf fassen sie sich an den Händen und laufen weiter. Mich bemerken sie nicht.

Ich öffne die Tür des Wagens und gehe nach oben in die Wohnung. Es gab eine Zeit, in der hätte ich es Esben erzählt, sobald ich zur Tür hereingekommen wäre. Wahrscheinlich hätten wir dann Sex gehabt, denn es hätte einen Funken in uns entzündet. Heute sage ich nichts. Es wirkt deplatziert, wenn man bedenkt, wie wir sind als Paar und wie es zuletzt mit uns und Sex gewesen ist. Esben sitzt mit seiner Lesebrille auf der Nase vor dem Computer, als ich die Wohnung betrete. Er fragt, wie mein Tag war. Ich sage, er war gut. Ich gehe zu ihm und lege die Arme von hinten um ihn und küsse ihn auf die Wange. Das Ganze ist sehr unschuldig.

Es wäre falsch zu sagen, dass wir alt sind, aber inzwischen kennen wir uns seit einigen Jahren. Es kommt selten vor, dass ich mich danach sehne, nochmal richtig jung zu sein, aber manchmal, wenn ich so etwas mitbekomme wie diese Sexszene im Frühlingsregen, wird mir all die Zeit bewusst, die vergangen ist, und dass es Dinge gibt, die man wahrscheinlich nicht mehr erleben wird. Ist es überhaupt möglich, noch einmal in ein solches Vakuum zu gleiten, dass man Sex haben will ganz egal wo und mit dem Risiko, dass jemand einen sieht? So war es einmal …

 

Als ich Esben das erste Mal begegnete, waren wir blutjung. Unser erstes Date war eigentlich ein zufälliges Treffen, das sich entwickelte. Eben so, wie es sein soll. Manchmal, wenn wir fernsehen oder jeder für sich zu Abend isst, wundere ich mich, dass wir hier gelandet sind. Damals schwor ich mir, dass uns das nie passieren sollte, dass ich so ein Typ nicht bin. Ich würde immer spontan sein, immer gierig, sexy im Hier und Jetzt.

Es war meine Freundin Sofie, die eine Party schmiss, damals im Studentenwohnheim. Es war ein Tag in einem Sommer, in dem immer die Sonne schien, und weil keiner von uns einen festen Job oder so etwas hatte, starteten die Partys meist in dem Augenblick, in dem die Vorlesungen und Seminare zu Ende waren. Der Alkohol floss in Strömen, sowohl Bier als auch Wein und natürlich Små Grå, dieser Pfefferlakritzlikör, der früher allgegenwärtig zu sein schien. Es waren immer fünf Personen, die eine Party am Laufen hielten, während einige nach Hause gingen und andere dazu stießen. Es ist ein spontanes, ein magisches Alter, jeder Tag unvorhersehbar und voller ungeahnter Möglichkeiten, weil es keine wirklichen Verpflichtungen gibt.

Im Wohnheimzimmer war es absurd warm, obwohl alle Fenster weit offen standen. Alle zogen ihre Klamotten so weit aus, das sie gerade noch so nicht nackt waren. Zu dieser Zeit war jeder Tag eine Möglichkeit, neue Menschen kennenzulernen, und ehrlich gesagt war das auch der Grund, warum wir da waren. Es war Sommer. Wir waren alle heiß und geil, jeder von uns.

Meine Begegnung mit Esben war zufällig und strotzte nur so vor Begierde. Das war eins der Dinge, von denen er sprach, als wir heirateten, dass er fand, ich sei so hinreißend. Wir gaben uns auch keine Mühe, es zu verbergen. Er fiel mir sofort auf, als ich ins Zimmer kam. Er saß in einer Ecke auf einer Bierkiste, das Hemd durchgeschwitzt, als trage er es schon den ganzen Tag und warte nur auf eine Gelegenheit, es auszuziehen. Einige der anderen Jungs saßen mit nacktem Oberkörper herum, aber das passt nur, wenn man ein bestimmter Typ ist, und so war Esben nicht. Mir gefiel das. Das offene, verschwitzte Hemd, sein schweißig glänzendes Gesicht. Die tiefen, intensiv blickenden Augen. Die Art, auf die er seine Zigarette hielt, zwischen zwei Fingern, als wäre sie schon immer dagewesen. Wir redeten mit unseren Freunden und wechselten Blicke, die beständig länger und intensiver wurden. Bald hatte ich keinen Zweifel mehr, dass es eine ganz bestimmte Form von Interesse gab.

Als es draußen Nacht geworden war und jemand die Kerze angezündet hatte, die auf dem Tisch in der Mitte des Zimmers stand, kam er zu mir und setzte sich neben mich. Es war das erste Mal, dass wir miteinander sprachen, nach dem vielen Lächeln und den vielen Blicken, die wir uns zuvor zugeworfen hatten, während wir uns mit den anderen unterhielten.

„Hej“, sagte er und stellte sich mit Namen vor.

Obwohl die Sonne untergegangen war, war es immer noch richtig warm. Das Gebäude hatte sich im Laufe des Tages aufgeheizt. Hin und wieder wehte eine Bö durchs Fenster und kühlte die Haut ein wenig. Ich kann mich absolut nicht daran erinnern, worüber wir sprachen, kann mir aber vorstellen, dass es um die Hitze ging – unter anderem. Wenn ich eines Tages Kinder habe, werde ich ihnen das jedenfalls erzählen, wenn es darum geht, wie Mama und Papa sich kennengelernt haben. Das Wetter und die Temperaturen, sie waren die Hälfte der Geschichte, ein Teil der Szenerie.

Immerhin erinnere ich mich daran, dass meine Lust auf ihn im Laufe des Abends so heftig geworden war, dass er fast hätte sagen können, was er wollte, und ich hätte ihn trotzdem mit zu mir genommen. Meine Körper war offen und bereit, seinen aufzunehmen, praktisch ohne Vorspiel.

Auf Sofies Party küssten wir uns zwar nicht, aber es lag auf der Hand, dass es dazu kommen würde. Wenn einer von uns aufstand und zur Toilette ging, hielt der andere den Platz für ihn frei, sodass wir die ganze Zeit über zusammensitzen konnten.

Wir verließen die Party gemeinsam, und die meisten der anderen Gäste lächelten wissend. Es war in Ordnung, dass wir alleine sein wollten. Wir gingen ein Stück die Straße runter und ins Ullas, eine Kneipe, die einen guten Ruf besaß und sehr beliebt war, besonders bei den etwas älteren Bewohnern des Viertels. Drinnen gab es einen Billardtisch und ein paar Nischen mit Tischen, in die man sich zurückziehen konnte, wenn man für sich sein wollte. Unterwegs schwadronierten wir munter drauf los. In einem Moment der Stille nahm Esben meine Hand. Es war kein Auftakt zu einem Kuss oder etwas anderem, aber nur die Berührung steigerte meine Lust auf ihn ins fast Unermessliche.

 

Damals rauchte Esben noch, und als er mir eine Zigarette anbot, nahm ich an. So saßen wir da und schauten uns durch einen Schleier aus Zigarettenqualm an, während die Jukebox Musik aus einer anderen Generation spielte. Nicht einmal an die Songs kann ich mich erinnern.

Aber dieses Stillleben ist fest in meiner Erinnerung verankert. Esbens von einem dünnen Schweißfilm überzogenes Gesicht, das Haar in der Stirn und sein offenes Hemd mit den Schweißflecken am Kragen. Eine Rastlosigkeit umgab Esben, die ich unheimlich anziehend fand. Ganz gleich wie sehr er sich auf unsere Unterhaltung zu fokussieren versuchte, rutschte er doch die ganze Zeit auf seinem Stuhl herum und wusste kaum, wo er hinsehen sollte. Es war eine Energie in ihm, ein Ready-for-take-off-Feeling, das mich richtiggehend anmachte. Unter seinen Freunden war er der Mittelpunkt. Es war unmöglich, ihn nicht zu mögen! Das Geschmeidige, seine Beliebtheit, sein Charme zogen mich magisch an. Auf eine bestimmte Weise ist es heute noch so. Esben hat viele Freunde und Bekannte. Und er hält sich auch nicht zurück, ihnen zu sagen, dass ich sein Mädchen bin, wenn ich dabei bin, aber er ist auch genauso gerne ohne mich mit ihnen zusammen. Das hinterlässt eine Art Mystik. Und auf die gleiche Weise gibt er mir meinen Raum. Wenn ich mit meinen Freundinnen unterwegs war, fragt er immer, wie es gewesen ist. Worüber haben wir gesprochen? Was ist seit unserem letzten Treffen passiert? Ich merke, dass es ihm gefällt, dass ein Teil von mir im Verborgenen bleibt, dass es einen Teil in mir gibt, den er nie ganz erforschen wird, wenn er auch noch so viel fragt. Dabei geht es nicht um irgendein kleines dunkles Geheimnis, sondern um eine Form von Mystik.

 

Ich bin zurück im Studentenwohnheim und bei meiner ersten Begegnung mit Esben. Sofie hatte mir von ihm erzählt. Er war ganz sicher ein Schürzenjäger. Obwohl ich jung war, spürte ich doch sofort, dass er gerne mit zu mir kommen wollte oder ich mit zu ihm kommen sollte. Und ich war an diesem Abend gierig. Die Lust auf ihn war überwältigend. Jedes Mal, wenn es möglich war, achtete ich darauf, ihm etwas mehr nackte Haut zu zeigen. Es waren kleine Andeutungen, die niemand sonst bemerkte. Der Rock, der ein Stück am Schenkel hochrutschte, wenn ich mich setzte, der Ausschnitt, der etwas tiefer geworden war, wenn ich von der Toilette zurückkam. Esben registrierte es diskret. An seinem Hemd standen drei Knöpfe offen und ließen eine unbehaarte Brust unter dem luftigen Stoff erahnen. Irgendwann legte er seine Hand auf meine Hüfte, auf meine Schulter oder auf meinen Oberschenkel, wenn er mir etwas ins Ohr flüsterte. Die Haut seiner Handfläche vibrierte.

„Und wie sieht's morgen aus? Bin ich morgen auch noch interessant für dich?“, fragte ich ihn.

So etwas fragten wir Mädchen damals. Soweit ich mich erinnere, gab er mir eine hinreichend kryptische Antwort, sodass ich nach wie vor nicht wusste, was ich von ihm halten sollte. Ich unterließ es, weiter nachzuhaken. Das musste warten. Es ist ein Teil des Spiels. Die Zukunft ist nicht auf die Weise sexy, dass sie an diese Stelle gehört.

Aus demselben Grund entschied ich mich, meine Reize hemmungslos einzusetzen. Ich wollte nicht eine von Vielen werden. Mitten in unserer Unterhaltung beugte er sich vor und küsste mich. Lange. Eine Woge lief durch meinen Körper, wie eine Sturmbö von den Ohrläppchen bis zwischen die Beine. Es rauschte in den Ohren und die Haut prickelte überall.

Niemand in der Kneipe achtete auf uns. Es war, als wären wir in unserer eigenen Welt. Alle früheren Irrtümer und gescheiterten Versuche waren vergessen, auch für ihn. Endlich konnte ich sein Hemd mit meinen Handflächen erforschen. Den warmen und leicht feuchten Stoff.

Esben zog mich an sich. Fast saß ich auf ihm, und wären die anderen Gäste nicht gewesen, hätte ich es gleich in der Kneipe mit ihm getan. Ich spürte seine Haut und die angespannten Muskeln unter dem Hemd, genoss den rauchigen Nachgeschmack auf seiner Zunge. Er küsste mich am Hals, oben, unten, und es war klar, dass der Abend noch lange nicht vorbei war.

„Ich bin so scharf auf dich“, flüsterte er mir ins Ohr.

 

Sein Gesicht und seine Frisur haben sich verändert seit damals. Seine Wangen sind ein wenig eingefallen, und das Haar an den Schläfen ist länger und grau geworden. Es ist ein Unterschied, aber das macht nichts. Ich bin sicher, er sieht ganz ähnliche Veränderungen in meinem Gesicht, an meinem Körper. Wenn er morgens aufsteht, betrachte ich ihn, während er sich frische Wäsche aus dem Schrank nimmt und ins Badezimmer schlurft. Sein Körper hat sich nicht sehr verändert. Ich verstehe gut, dass meine Freundinnen manchmal etwas neidisch zu sein scheinen. Wenn er im richtigen Licht steht, dann ist es, als sei nicht ein einziger Tag vergangen, seit ich ihn das erste Mal gesehen habe. Ich wünschte nur, es gäbe mehr Intimität in unserem Alltag, dass ich noch einmal diese Lust in ihm wecken könnte.

 

Esben stand auf und holte noch zwei Bier. Als er zurückkam und die Gläser auf den Tisch stellte, schwappten sie über. Es gab keinen Moment der Stille. Womit ich mich in der Zukunft beschäftigen wollte? Wovon ich träumte? Wohin ich unterwegs sei?

Esbens Finger wanderten den ganzen Weg hinauf zum Bund meines Höschens und wieder zurück unter den Tisch. Die ganze Zeit über bestand eine Wechselwirkung zwischen uns, und wenn wir uns gerade nicht lange küssten, dann stürmte unsere Unterhaltung förmlich voran.

Nach dem langen Tag und den schweißtreibenden Temperaturen war die Haut an meinen Beinen fettig. Schweißperlen liefen meinen Rücken hinunter und zwischen die Pobacken. Wir küssten uns und fassten uns mehr oder weniger ungeschickt an. Vorsichtig legte ich meine Hand auf seinen Schwanz. Unter seiner Jeans spürte ich das Pochen und das Blut, das sich sammelte. Zwischendurch wurde unser Schmusen und Fummeln so intensiv, dass Esben sich von mir lösen musste.

„Kurze Pause“, sagte er, und wir lachten.

Irgendwann, als es allmählich schon hell wurde, überkam mich die Müdigkeit. Das lange Vorspiel, das der Abend und die Nacht gewesen waren, gefiel uns beiden. Esben ging zur Toilette, und als er zurückkam, saß ich an den Rücken meines Stuhls gelehnt da. Von den zwei großen Bier, die vor uns auf dem Tisch standen, war noch einiges übrig, aber wir hatten schon lange keinen Schluck mehr getrunken.

„Ich bin müde“, sagte ich.

Er setzte sich neben mich, und wieder küssten wir uns.

„Wollen wir gehen?“, fragt er.

Ich antworte nicht darauf, sondern nehme nur stumm meine Jacke.

 

Ich überlasse Esben die Entscheidung, wo wir hingehen, und folge ihm. Die Vögel zwitschern, der Himmel ist blaugrau. Nicht mehr lange, und die ersten Frühaufsteher drehen mit Hund oder Kinderwagen ihre Runde. Ich will nicht, dass meine Begegnung mit Esben vorbei ist. Obwohl ich betrunken bin und mein Körper ermattet ist, bin ich so glücklich wie noch nie zuvor. Ich presse die Lippen aufeinander und sage mir, dass ich diese Erlebnisse in mir speichern muss, in meinem Körper.

„Willst du mit nach oben?“, fragt Esben mich, während er sein Fahrrad an eine Hecke lehnt und das Schloss einrasten lässt.

Es liegt nichts Verführerisches oder Forderndes in seiner Frage. Er will mich gerne nach oben in seine Wohnung einladen. Er will gerne, dass ich mitgehe, aber da ist kein Zwang. Kein falsches Angebot auf nur noch einen Drink. Er will mich in seiner Wohnung und in seinem Bett haben. Er will Sex haben. Er wartet auf meine Antwort. Als ich „Ja, klar“ sage, schiebt er sich die kleine Strähne aus der Stirn.

„Cool.“

Ich sehe mich nicht in seiner Wohnung um. Kaum haben wir im Flur unsere Jacken ausgezogen, küssen wir uns, lange und intensiv. Das bläuliche Licht, das von draußen hereinfällt, reicht aus, um Konturen und Einrichtung der Wohnung zu erahnen. Ein Stück entfernt unter dem Fenster steht ein mit grünlicher Wäsche bezogenes Bett. Esben verlagert sein Gewicht und lehnt sich sanft gegen meinen Körper, sodass ich an die Wand hinter uns stoße. Das Bettzeug ist frisch gewaschen. So etwas gefällt mir immer sehr. Ich weiß selbst nicht genau warum. Es fühlt sich einfach natürlich an. Richtig. Als wir auf die Matratze fallen, knarzen die Federn unter uns. Esben zieht mir die Bluse über den Kopf. Ich hebe den Oberkörper ein wenig an, um mich leicht zu machen. Er nimmt meinen Busen in Augenschein und äußert sich begeistert darüber, wie ich nur im BH aussehe. Er küsst mich auf den Hals und wandert weiter nach unten bis zum Bauch. Ich will Sex mit ihm, seit wir in diesem Zimmer im Studentenwohnheim hockten. Ihm geht es genauso.

Während er sich rittlings auf mich setzt, knöpft er sein Hemd weiter auf. Dabei gibt er leise, ärgerliche Töne von sich, weil es so lange dauert, aus dem Hemd herauszukommen. Wir lachen. Esben ist schlank. Im Halbdunkel des Zimmers kann ich den muskulösen Brustkorb erahnen und eine Vertiefung da, wo der Bauch ist. Sein Haar ist kurz geschnitten, und eine lockige Strähne fällt ihm hartnäckig wieder und wieder vors Gesicht. Dann schüttelt er jedes Mal leicht den Kopf, damit sie sich nicht vor seine Augen verirrt. Das ist zu so etwas wie seinem Markenzeichen geworden, und ich hoffe inständig, dass er die Gewohnheit nie ablegt.

Esben legt sich auf mich. Die Haut an seiner Brust und seinem Bauch ist warm, wärmer als meine. Mein BH ist aus dünnem Stoff. Esben küsst mich durch den Stoff, beißt vorsichtig in den BH. Ich wühle in seinem Haar, lasse die Hände über seinen Rücken und seine Schultern gleiten. Die Erlösung nach dem Abend. Genau das hier habe ich mir gewünscht. Ich spüre, wie der Slip zwischen meinen Beinen feucht wird.

Sogar Esbens Ledergürtel und sie Schnalle fühlen sich warm an. Ich öffne seine Hose. Seine Haut ist genauso schweißfeucht wie meine. Esben steht auf und zieht die Hose aus, ein Bein nach dem anderen. Für einen Moment hat er nur seine Boxershorts an, und in dem Licht, das durchs Fenster hereinfällt, sehe ich, wie sich der Stoff nach vorne hin spannt. Ich richte mich auf, während er sich wieder zu mir ins Bett legt. Ich greife mit den Armen nach hinten, öffne meinen BH und streife ihn ab. Ich stelle mich neben das Bett und ziehe rasch Rock und Slip aus. Die Sachen landen in einem Bündel neben dem Bett. Jetzt sind wir beide zum ersten Mal zusammen nackt. Ich steige wieder zu ihm ins Bett.

Meine Haut ist immer noch einen Hauch kühler als Esbens, obwohl es warm in der Wohnung ist. Sein Körper hat die Luft unter der Decke bereits noch ein bisschen aufgeheizt, wie ich merke, als er die Decke zurückschlägt, sodass ich mich an ihn schmiegen kann. Wir küssen uns. Gierig küsst er meine Titten. Meine Nippel richten sich auf, und er beißt sie zärtlich nur mit den Lippen. Es liegt ein Nachdruck, der Willen, es mir schön zu machen, in seinen Küssen und seinen kleinen Bissen. Es fühlt sich an, als führe eine Perlenkette von meinen Titten hinunter bis zwischen meine Beine. Jedes Mal, wenn er sanft beißt, schiebe ich ihm meinen Unterleib entgegen.

Irgendwann gleitet seine Hand über meinen Bauch und zwischen meine Beine. Er tastet vorsichtig mit den Fingern. Dann dreht er sich um und holt etwas aus der Nachttischschublade hervor. Ich bin erleichtert, dass er ein Kondom benutzt. Die Verpackung raschelt. Im dunkelblauen Licht kann ich Esbens Konturen und seine Gesichtszüge ausmachen. Er liegt auf dem Rücken unter der Decke neben mir. Ich bin froh, dass er sich das Kondom selbst überzieht. Ich habe es immer als sehr umständlich empfunden. Bei ihm sieht es ganz unkompliziert aus und dauert nur einen Moment.

Esben dreht sich auf die Seite. Wieder küssen wir uns. Ich rolle mich auf den Rücken, und er rollt sich auf mich, sodass er zwischen meinen Beinen liegt. Es ist nicht mein erstes Mal, aber meine Erfahrungen sind bescheiden. Ich bin offen. Es geht leicht. Als er in mir ist, hält er einen Augenblick lang inne. Ich positioniere die Beine etwas anders, damit er nicht auf die Hüfte trifft, wenn er tiefer in mich stößt.

„Ich mag es, wenn du stöhnst“, sagt er.

Ich überlasse mich seinem Rhythmus, bemühe mich aber, mein Stöhnen unter Kontrolle zu behalten. Es ist heiß unter der Decke. Wir schwitzen, unsere Beine kleben aneinander, und man kann hören, wie Haut an Haut reibt. Esben behält seinen Rhythmus bei. Er ist erfahren, und die Machtverteilung zwischen uns macht mich noch mehr an. Er wirkt, als wisse er genau, was er tut. Er verlagert sein Körpergewicht auf die Ellbogen, die sich neben meinem Gesicht auf der Matratze abstützen. Sein Gesicht ist unmittelbar über meinem, keine Küsse mehr, nur der Blick in die Augen des anderen und der beständig gleiche Rhythmus unter der Decke. Jetzt werden die Stöße heftiger. Esbens Körper spannt sich an. Ich kann seinen Schweiß nicht von meinem unterscheiden. Er presst sich an mich und sein Körper sinkt zusammen. Ich kann die Zufriedenheit darüber, ihn in diesem Augenblick voller rauschhafter Hingabe zu erleben, nicht beschreiben. Er bleibt eine Sekunde liegen. Ich spüre das Klopfen im Unterleib und Esbens hämmerndes Herz in seiner Brust.

Er zieht sich aus mir heraus und setzt sich mit dem Rücken zu mir auf die Bettkante, während er das Kondom abnimmt. Ich lege eine Hand auf seinen Rücken, und er sieht mich über die Schulter hinweg an. Routiniert knotet er das Kondom zu und legt es neben dem Bett auf den Boden.

Er greift über mich hinweg und schaltet eine Nachttischlampe an.

„Puh“, sagt er. „Hast du Durst?“

Ich nicke. Sofort steht er auf. Immer noch nackt höre und sehe ich, wie er sich durch die Wohnung bewegt. An den Wänden hängen Kunstdrucke und Filmplakate. Auf vielerlei Art und Weise spiegelt die Wohnung die Gespräche wider, die wir im Laufe des Abends und der Nacht geführt haben. Esben öffnet das Fenster über dem Bett, dann verlässt er das Schlafzimmer. Ich höre, wie Schränke geöffnet werden und der Wasserhahn auf- und wieder abgedreht wird. Einen Augenblick später erscheint er wieder im Schlafzimmer. Plötzlich habe ich Angst, er könnte mich wegschicken. Schließlich hat er bekommen, was er wollte.

„Willst du hier schlafen?“, fragt er und reicht mir ein Glas Wasser.

Das Wasser ist nicht richtig kalt. Ich trinke es trotzdem und nehme dankend an. Wir schlafen ein, ohne uns etwas anzuziehen.

Als wir aufwachen, haben wir wieder Sex. Das Fenster steht immer noch offen, und die Geräusche von der Straße dringen klar und deutlich herein. Wenn man unten auf der Straße steht, dann kann man uns hören. Esben hat mich geweckt, indem er mit den Fingern über meine Pobacken streichelt.

In meiner Erinnerung kommt es mir so vor, als hätten wir die Wohnung danach wochenlang nur verlassen, um das Nötigste zu erledigen. Um Essen zu kaufen und ich, um mir Sachen zum Wechseln zu holen. Ich erinnere mich an nackte Tage. Ich erinnere mich daran, dass es möglich war, tagelang in einer Art energiegeladener Trance zu verbringen, in der man nahezu ständig heiß und geil ist und weder das Bett noch den anderen verlassen will, nicht einmal für ein paar Minuten. Meine Angst, nur ein weiteres seiner Mädchen zu werden, wurde pulverisiert. Er steht wirklich auf mich. Er will wissen, was in meinem Leben los ist und wie es mir geht. Er ist ein charmanter Mensch. Das ist und war immer verführerisch. Anders kann ich es mir gar nicht vorstellen. Nach ganz kurzer Zeit sagt er, dass er mich liebt.

 

Danach kommt der langweilige Part: der Alltag. Aus unserer intensiven Begegnung wurde nach und nach ein Verhältnis. Während der ersten paar Jahre merkt man es kaum. Meine Freundinnen warnten mich, dass so etwas passieren kann, wenn man sich so heftig verliebt, wie es bei uns der Fall war. Ein langfristiges Verhältnis sei mehr als nur Leidenschaft. Ich fand, es war auch ein wenig bösartig gemeint und tat es als Eifersucht ab. Viele von ihnen lebten in mehr oder weniger leidenschaftslosen Beziehungen, in denen sie sich gegenseitig als beste Freunde bezeichneten.

Esben und ich zogen zusammen und hatten irgendwann beide unsere Jobs. Wir sahen uns weniger und wurden zunehmend ein eingespieltes Team und uns immer vertrauter. Gleichzeitig haben wir nicht mehr besonders häufig Sex, und irgendwann fing ich an, mir Gedanken zu machen. Ich spüre ein Verlangen. Ich habe aufgehört, mich zu bemühen, einen Orgasmus zu bekommen. Esben erwähnt es nicht, aber ich weiß, dass er es vermisst. Er hat keine Scheu, zu sagen, was ihn auf Touren bringt, und meine Orgasmen gehören definitiv dazu. Zuletzt fehlte mir, wie es einmal war. Begehrt zu werden und vom Sex matt und erschöpft zu sein, Zeit zu haben einfach nur zu sein und nicht zu müssen. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht die Einzige bin, der es so geht.

Ein paar Mal haben wir versucht, darüber zu sprechen, aber es ist nie so recht etwas dabei herausgekommen. Vielleicht sind wir nicht motiviert genug. Vielleicht ist es zu schwer, darüber zu sprechen. An den schlimmsten Tagen überlege ich, ob unser Verhältnis zu Ende ist, weil Esben auf meine Vorlagen nicht eingeht. Es gibt viele Arten, ein Paar zu sein, aber wir haben uns vor langer Zeit geschworen, nicht zu denen zu gehören, die sich damit abfinden, keinen Sex zu haben, weil sie eigentlich eher „beste Freunde“ sind, wie meine Freundinnen sagen.