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Skalpjäger Männer aus der Armee versuchen im Land der Sioux so viele Skalps wie möglich zu erbeuten. Es ist ihnen egal, ob sie von Männern, Frauen oder Kindern stammen. Es geht nur um die Prämien, die man ihnen dafür zahlt. Dan und Sky Oakland kämpfen gegen die Gräueltaten an und geraten in Lebensgefahr. Cheyenne River Der Skalpjäger Tom Trevor ist tot. Seine Mutter will den Tod ihres Sohns rächen und beauftragt mehrere Männer, Dan und Sky Oakland zu töten. Außerdem hetzt sie die Bewohner der Stadt Cheyenne River gegen die beiden Oaklands auf, die in einer mörderischen Falle sitzen.
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Seitenzahl: 253
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In dieser Reihe bisher erschienen
4301 U. H. Wilken Lockruf der Wildnis
4302 U. H. Wilken Teufelsbrigade
4303 U. H. Wilken Die Feuertaufe
4304 U. H. Wilken Der weiße Büffel
4305 U. H. Wilken Das Aufgebot des Bösen
4306 U. H. Wilken Grausame Grenze
4307 U. H. Wilken Omaha-Marter
4308 U. H. Wilken Blutige Säbel
4309 U. H. Wilken Der Unbezwingbare
4310 U. H. Wilken California-Trail
4311 U. H. Wilken Berg der zornigen Götter
4312 U. H. Wilken Die Teuflischen
4313 U. H. Wilken In Todesgefahr
4314 U. H. Wilken Schwarzer Horizont
4315 U. H. Wilken Der Raubadler
4316 U. H. Wilken Trail aus Blut und Eisen
4317 U. H. Wilken Der Wolfskiller
4318 U. H. Wilken Nachtfalken
4319 U. H. Wilken Der Geheimbund
4320 U. H. Wilken Tödliche Tomahawks
4321 U. H. Wilken Minnesota
4322 U. H. Wilken Die Revolver-Lady
4323 U. H. Wilken Sterben am Washita
4324 U. H. Wilken Langmesser
4325 U. H. Wilken Der Bärentöter
4326 U. H. Wilken Manitoba
4327 U. H. Wilken Yellow River
4328 U. H. Wilken Land der Sioux
4329 U. H. Wilken Todesvögel
4330 U. H. Wilken Shinto
4331 U. H. Wilken Blutmond
4332 U. H. Wilken Der Skalphügel
4333 U. H. Wilken Todestrommeln
4334 U. H. Wilken Skalpjäger
4335 U. H. Wilken Fort Lincoln
4336 U. H. Wilken Sky
DAN OAKLAND STORY
BUCH 34
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Copyright © 2024 Blitz-Verlag, eine Marke der Silberscore Beteiligungs GmbH, Mühlsteig 10, A-6633 Biberwier
Redaktion: Alfred Wallon
Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati
Umschlaggestaltung: Mario Heyer
Satz: Gero Reimer
Alle Rechte vorbehalten.
www.Blitz-Verlag.de
ISBN: 978-3-689-84089-1
4334 vom 11.09.2024
Skalpjäger
Cheyenne River
Anmerkung
Über den Autor
Skalpjäger
„Die krieg ich.“ Drei Worte. Ein Todesurteil. Es raschelte zwischen den Sträuchern an der Bergflanke. Geduckt schlich der Mann abwärts, kniete hinter dem Stamm einer Zeder nieder und hob langsam seine Winchester an. Im sonnenhellen Tal ritten auf scheckigen Ponys zwei Dakota-Indianer ihrer Heimat Paha Sapa entgegen.
Drohend lugte der Gewehrlauf aus dem Blattwerk. Er folgte den Bewegungen der beiden Sioux. Hinter dem lauernden Weißen brach ein dürrer Ast. Wütend winkte der Schütze seine Partner zurück. „Bleibt zurück! Ich mache das schon.“
Er zielte auf einen Indianer und drückte ab. Peitschend entlud sich die Winchester und jagte das Blei in den Körper des Indianers. Der Getroffene fiel vom Pferd. Der zweite Dakota glitt vom Pferderücken und klammerte sich an der Seite des Ponys fest.
Zwischen den Bäumen brachen vier Reiter hervor. Sie rasten über die Hügelflanke hinab ins Tal. Der Schütze sprang in den Sattel seines Tieres und brüllte: „Er gehört mir. Bleibt zurück!“
Schüsse krachten. Eine Kugel traf den zweiten Dakota. Seine Hände krallten sich in die Mähne des Ponys. Die Weißen hielten ihre Pferde bei dem toten Indianer an. Der Schütze preschte zwischen sie, sprang ab und riss sein Messer aus der Scheide. „Er gehört mir“!, rief er einmal mehr.
Er griff in die schwarze Haarpracht des Toten und löste mit einem Rundschnitt die Kopfhaut vom Schädel. Seine Partner wendeten die Pferde und galoppierten an. Als sie aus dem Tal kamen, war der angeschossene Sioux auf seinem Pony verschwunden.
Sie folgten ihm. Die unbeschlagenen Hufe hatten im sandigen Boden eine deutliche Spur hinterlassen. Der sterbende Indianer konnte ihnen gar nicht entkommen. Der erfolgreiche Schütze holte seine Partner ein. „Er gehört mir“, forderte er unermüdlich. „Rührt ihn ja nicht an!“
„Wenn ich ihm den Fangschuss gebe, gehört er mir“, widersprach einer der Partner.
Sie stritten um einen Skalp, den sie noch gar nicht hatten.
* * *
Das Opfer der Skalpjäger hing bewusstlos auf dem Pony, das mit schleifendem Zügel den Ausläufern der Bighorn Mountains zutrabte. Ein Birkenwald nahm den Indianer auf. Er lief um bizarre graue Felsen, bis ihm übelriechende Sümpfe, die sich unter einer grellen Sonne ausbreiteten, den Weg verlegten. Dahinter stiegen die Bighorn Mountains zum Himmel auf. Ihre Gipfel waren in dieser Jahreszeit ohne Schnee. Trotzdem waren sie auch im Sommer für die Sioux die He-ska, die Weißregenberge.
Das Pony blieb stehen. Schlaff rutschte der Dakota auf den bemoosten Boden. Das Pony entdeckte einige Schritt entfernt hohes Gras. Es schnaubte zufrieden.
* * *
Im Schatten der Felsen gönnte der große bullige Mann seinem Pferd eine Pause. Er trug derbe Wolfslederkleidung. Der Wind spielte mit den Fransen an Ärmeln und Hosenbeinen. Sandfarbenes Haar sah unter der Biberfellmütze vor. Der Mann war auf dem Weg nach Paha Sapa, wo ihn seine Freunde und sein Sohn Sky erwarteten.
Ein Pony wieherte in einiger Entfernung. Der Mann horchte auf und zog die Winchester aus dem Scabbard. Seine grauen Augen durchforschten die Bergfalte und suchten im Dunst, der über den ausgedehnten Sümpfen lag, nach einem Pony.
Mit einem Ruck entschloss er sich, stieg in den Sattel und ritt an. Suchend zog er abwärts in die bläuliche Tiefe, trieb das Pferd hart am Rand der Sümpfe entlang. Wenig später entdeckte er das grasende Pony, lenkte sein Pferd um die Bäume und stieg neben dem bewusstlosen Indianer ab.
Vorsichtig rollte er den Dakota auf die Seite und sah das Einschussloch im Rücken. Die Kugel steckte im Leib des Indianers. Das verriet dem Mann der Wildnis, dass aus ziemlicher Entfernung auf den Dakota geschossen worden war.
Es war sinnlos, dem Sterbenden Wasser einzuflößen. Das Leiden würde ihm nur noch schwerer. Im wettergebräunten Gesicht des Mannes verhärteten sich die Muskeln. Er horchte auf. Dumpfer Hufschlag näherte sich.
Der Mann wartete neben dem Indianer. Er hielt die Winchester schussbereit. Überraschend öffnete der Indianer die Augen. Kaum hörbar sprach er das Nini behai te, das Dakota-Gebet. Zum letzten Mal wurde sein Blick klar.
Er erkannte den Mann neben sich. „Catch-the-Bear“, hauchte er. „Weiße Männer haben geschossen.“
„Ja, mein Bruder“, sagte Dan Oakland und legte die Rechte auf die Stirn des Indianers.
Dankbares Lächeln huschte über das graue Gesicht des Dakota. „Frieden für Paha Sapa, Catch-the-Bear.“
Dan Oakland schloss die toten Augen. Der dumpfe Hufschlag mehrerer Pferde schwoll an. Dan Oakland richtete sich auf, packte den Zügel seines Pferdes und suchte die Deckung zwischen den Bäumen auf. In kalter Ruhe wartete er auf die Reiter. Sie tauchten aus den Schatten der Bäume auf, kamen in das rote Sonnenlicht geritten und hielten an, als sie den leblosen Dakota sahen.
„Da ist er“, sagte ein rothaariger Mann. „Er ist an meiner Kugel krepiert. Er gehört mir.“
Die anderen vier Männer antworteten nicht, doch ihre mürrischen Mienen verrieten deutlich, dass es sie ärgerte, dass der rothaarige Partner an diesem Tag zwei Skalpe gemacht hatte.
„Ihr sagt ja gar nichts“, grinste der Rothaarige. „Das passt euch wohl nicht, wie? Aber ich habe nun mal die beiden Indianer als erster entdeckt.“
„Los, zieh ihm schon die Haare ab!“, knurrte ein schwarzhaariger Mann mit einem ungewöhnlich breiten Gesicht. Der Rotkopf saß ab, ließ das Gewehr im Scabbard stecken und rückte den Patronengurt mit dem Coltholster zurecht, trat zu dem Toten und zückte das Jagdmesser.
Da trat Dan Oakland hinter den Felsen hervor und richtete die Winchester auf den Rothaarigen. „Weg mit dem Messer!“
Der Rothaarige und seine Partner fuhren beim Klang der harten Stimme zusammen. Keiner hielt in diesen Sekunden eine Waffe in der Hand. Alle starrten lauernd auf den Mann, der ihnen allein gegenübertrat.
„He, was soll das?“, krächzte der Rothaarige. „Der Indianer gehört mir. Ich habe ihm die Kugel verpasst.“
Dan Oakland atmete tief ein und beherrschte mühsam seinen Zorn. „Ich will den Skalp nicht, Rotkopf“, entgegnete er kalt. „Lass das Messer fallen und geh zurück!“
„Was soll das heißen?“, fauchte der Skalpjäger wütend. „Du willst ihn nicht skalpieren? Was willst du dann?“
„Er wird seinen Skalp behalten“, versetzte Dan Oakland schroff. „Hau ab!“
Die vier Männer auf den Pferden sahen zwischen ihrem Partner und Oakland hin und her. Sie griffen nicht nach den Waffen, weil sie feige waren und nur aus dem Hinterhalt mordeten.
Der Rotkopf biss sich die Lippen blutig, stand angespannt vor dem toten Indianer und atmete pfeifend wie eine gejagte Ratte. Die Messerklinge reflektierte den roten Schein der sinkenden Sonne.
„Also gut“, krächzte er endlich. „Wie du willst. Ich muss tun, was du verlangst, weil du die Winchester auf mich gerichtet hast. Aber ich werde mir dein Gesicht merken.“
Er ließ das Messer los. Die Klinge bohrte sich in den sumpfigen Boden. Steif wich er zurück und drehte Dan Oakland schließlich den Rücken zu. Er tat so, als wollte er auf sein Pferd steigen. Plötzlich griff er zum Colt, warf sich mit gezogener Waffe herum und wollte auf Oakland schießen. Feuer und Blei verließen den Lauf der Winchester. Der rothaarige Skalpjäger prallte gegen sein Pferd, torkelte und fiel dann tot in einen Strauch.
Reglos stand Dan Oakland vor den vier Reitern. „Ihr könnt ihn euch später holen. Verschwindet!“
Sie sagten kein Wort und gehorchten. Langsam zogen sie die Pferde herum und ritten an. Das Pferd des Toten ließen sie zurück und verschwanden hinter den Bäumen.
Dan Oakland hob den toten Indianer auf, legte ihn bäuchlings auf das Pony und ritt in die Dämmerung. Er legte gut zwei Meilen zurück. Dann verhielt er im Sternenlicht vor einer Gruppe dunkler Laubbäume. Hier saß er ab und löste die zusammengerollte Schlafdecke aus den Gurten hinter dem Sattel, breitete sie aus und legte den Dakota darauf, schlug die Decke über ihm zusammen und umwickelte den Leichnam mit Lederschnüren. Sioux bestatteten ihre Toten auf Stangengerüsten und in den Kronen der Bäume. Darum schaffte Dan Oakland den Toten mit großer Mühe auf einen der Bäume. Er befestigte den Leichnam an einer Astgabel. Dann ritt er in die Nacht hinein und lagerte eine Viertelmeile von der Baumgruppe entfernt im Schattenfeld eines Bergausläufers.
* * *
Wie Schakale schlichen die vier Skalpjäger zu dieser Stunde um die Bäume, blickten nach oben und entdeckten die Leiche des Dakota. Jeder wollte als erster oben im Geäst sein. Als erster erreichte ein blonder junger Mann den Toten.
„Weg!“, stieß er wild hervor. „Ich habe ihn. Er gehört jetzt mir.“
Fluchend gaben die anderen nach und kletterten zurück. Der blonde Skalpjäger packte die Leiche, zerrte die Decke zur Seite und setzte das Messer an. Mit dem Skalp stieg er vom Baum. Sie ritten auf ihrer Spur zurück und erreichten den toten Komplizen, scharrten ihn ein und teilten seine Habseligkeiten untereinander auf.
Der schwarzhaarige Mann mit dem breiten Gesicht eignete sich den Skalp des ersten Dakota an. „Glotzt nicht so blöd! Hat einer von euch was dagegen?“
Keiner der drei antwortete. Ihr Partner hatte sich genau nach der Regel verhalten. Wer den entscheidenden Schuss abgab, dem gehörte der Skalp. Der Schwarzhaarige hatte einen zweiten Schuss auf den Dakota abgegeben, der fraglos auch getroffen hatte.
Zähneknirschend fügten sich die Komplizen dieser Entscheidung des überlegenen Schwarzen. Sie sammelten Skalpe, so wie andere Schmetterlinge, Hirschgeweihe oder Büffelhörner. Dass dabei die Rothäute getötet werden mussten, scherte die Mörder wenig. Waren die Indianer etwas anderes als Schmetterling, Hirsche oder Büffel? Vor Stunden hatte der Rotkopf zwei Skalpe errungen. Jetzt war er tot. Seine beiden Trophäen waren an den Blonden und den Schwarzhaarigen gefallen. Alle vier ritten weiter auf der Suche nach neuer Beute.
Im Morgengrauen kam Dan Oakland an der Baumgruppe vorbei und sah, was geschehen war. Grimmig folgte Dan den vier Frevlern. Aber ihre Fährte verlor sich im Wasser des Bighorns River. Dan Oakland ritt tiefer in das Indianerland hinein.
* * *
Hell loderten die Lagerfeuer in der blauen Abenddämmerung. Sie warfen zuckende Schatten auf die Tipis der Dakota. Vor den Feuern stieg Oakland vom Pferd. Sein Sohn Sky hatte sein Kommen schon bemerkt. Er kam ihm freudestrahlend entgegengelaufen. Der rote Feuerschein glänzte im langen schwarzen Haar des Halbbluts. Die braunen Augen leuchteten.
„Vater!“ Er umarmte ihn.
Dan legte den rechten Arm auf den Rücken seines Sohnes und drückte ihn an sich. Über Skys Schulter hinweg sah er einen jungen Häuptling, der lächelnd näherkam. Adlerfedern in seinem schwarzen Haar bezeugten Tapferkeit in vielen Kämpfen. Er hatte schon viele Feinde berührt, was mehr Mut verlangte, als sie zu töten und zu skalpieren.
Vor Dan blieb er stehen und hob die Rechte. „Hau Kola“, sprach er den Dakota-Gruß. „Sei willkommen, Bruder Catch-the-Bear.“
Sky trat beiseite. Sein Vater grüßte zurück. „Ich bin zurück aus dem Land der untergehenden Sonne, Itaska Mitschin Sapa. Ich fühle die Wärme der Feuer von Dakota und weiß, dass ich zu Hause bin.“
Sie waren Freunde und Brüder in einem schönen weiten Bergland, das von Weißen bedroht wurde. Sie setzten sich im Wigwam der Sieben Ratsfeuer zusammen. Mehrere Unterhäuptlinge kamen hinzu, zum Schluss auch der Häuptling Winona Schunka luta, der Rote Hund. Oakland begegnete ihm zum ersten Mal.
Roter Hund war ein ungewöhnlich muskulöser Dakota mit breiten Schultern, langen Armen und kräftigen Beinen. Er trat sofort an Dan heran und reichte ihm die Hand nach Art der Weißen. „Guter Freund Catch-the-Bear, ich freue mich, den tapferen Mann kennenzulernen, der ein guter Ratgeber der großen Häuptlinge von Dakota ist“, sagte er in gutem Englisch. Dann setzte er sich in den Kreis der Häuptlinge. „Roter Hund hat zwei Kälten in dem großen Dorf zugebracht, das die bleichen Stirnen Denver nennen. Er hat seine Söhne in die Schule der Weißen gehen lassen und sie nun zurückgeholt.“
Dan lächelte wissend. Auch er hatte seinen Sohn Sky zu den Weißen in die Schule geschickt. Das war nun schon viele Jahre her. Sky war ein starker und kluger junger Mann geworden. Was die Schule in der Stadt ihm nicht beibringen konnte, hatte er im Lager der Dakota gelernt: reiten, kämpfen, Spuren lesen und das Verhalten in der Wildnis.
Als die frohe Laune des Wiedersehens abklang, musste Dan Oakland dem Häuptling und seinen Ratgebern berichten, was er erlebt hatte. Roter Hund war in Sorge. Mussten sie jetzt mit Angriffen der Skalpjäger rechnen? Oakland beruhigte ihn. Er war weit im Land herumgekommen und hatte nur diese kleine Gruppe von Skalpjägern angetroffen, die jetzt nur noch aus vier Männern bestand. Dan war überzeugt, dass ihnen für eine Weile die Lust an ihren Mordspielen vergangen war. Trotzdem regte er an, Kundschafter auszuschicken. Das geschah. Doch in den folgenden Wochen brachte keiner von ihnen besorgniserregende Nachrichten ins Lager. Dan nützte die Zeit, sich von den Strapazen der vergangenen Monate zu erholen.
* * *
Am Stadtrand von Cheyenne River gab es inmitten eines gepflegten Gartens ein sauberes kleines Haus. Gus Trevor hatte es aufgebaut mit den Dollars, die er als Schuster in der kleinen Stadt verdiente, bis er eines Tages tot am Ufer des Flusses gefunden wurde. Es gab keine Spuren und keine Hinweise auf die Täter. Daher nahm man allgemein an, dass die Mörder Indianer gewesen sein mussten.
Jahre vergingen. Seine Witwe Anne hatte Haus und Garten übernommen. Als geschickte Wäscheschneiderin konnte sie sich und ihren Jungen gut durchbringen. Heute, an einem hellen Sommertag, war sie im Garten beschäftigt, in dem mancherlei Gemüse, Obststauden und viele duftende Blumen prächtig gediehen.
Im Haus rief eine fragende Stimme: „Mutter?“
Anne Trevor ließ den Rechen fallen. Vor Freude brachte sie keinen Ton heraus. Sie musste trocken schlucken, um antworten zu können: „Tom? Bist du’s?“
„Ja, Mama, wo steckst du?“
„Hier im Garten.“
Lächelnd trat Tom durch die Hintertür hinaus in den Sonnenschein. Sein blondes Haar leuchtete wie reifer Weizen.
„Mein Gott, endlich bist du wieder zu Hause.“ Die Augen der Mutter wurden feucht.
Tom kam hastig über den schmalen Pfad zwischen Gemüsebeeten und Stauden zur Mutter und umarmte sie. Anne Trevor betrachtete ihren Jungen. Dann entdeckte sie plötzlich besorgt: „Du bist dünn geworden. Bist du hungrig? Warst du weit weg? Wieder im Land der Indianer?“
„Ja, Mutter“, gab er stolz zu. „Da war ich auch. Und ich habe dir was mitgebracht. Es wird dir gefallen.“
„Was ist es?“
„Komm, ich zeig’s dir.“
Tom zog die Mutter durch den Garten in den Hof zwischen Stall und Haus. „Warte hier!“ Tom lief ums Haus herum, kam gleich mit seinem Pferd wieder und führte es in den kleinen Stall, der eigentlich nur eine Ziege aufnehmen sollte. Er schnallte eine Satteltasche ab und brachte sie der Mutter. „Da drin ist es.“
Anne war gar nicht neugierig. „Du hast an mich gedacht“, freute sie sich gerührt.
„Ich denke immer an dich, Mama, auch wenn ich in den Black Hills oder am Bighorn River bin.“
„Du bist ein guter Junge. Ich bin stolz auf dich.“
„Ja, willst du denn nicht wissen, was in der Tasche ist?“, drängte Tom ungeduldig.
„Ach ja, dein Geschenk“, fiel der Mutter wieder ein. Sie klappte die Tasche auf und griff hinein. Tom nahm ihr die Tasche ab, und die Mutter hatte einen Indianerskalp mit langen glänzenden schwarzen Haaren in der Hand.
„Ist er nicht schön?“ Seine Augen strahlten.
Die Mutter nickte.
„Er ist der schönste, den ich bekommen konnte“, versicherte er.
Anne strich über die Haare. „Er ist wirklich schön, wunderbare Haare.“
„Ich habe sie im Bighorn River gewaschen und vom Wind trocknen lassen. Jeden Tag habe ich sie gekämmt.“
„Wunderschön.“ Sie hob den Blick in die Augen des Jungen. „Hast du, hast du ihn selbst getötet?“
Tom dachte an den toten Dakota in der Astgabel. Er atmete tief und log: „Ja.“
Da fiel der Mutter plötzlich ein: „Aber du bist doch hungrig. Du bist selber schuld, wenn du mir sowas Seltenes mitbringst. Da vergesse ich, dass du … komm!“
Sie lief auf die Hintertür des Hauses zu. Tom folgte ihr und holte sie ein. „Mama!“ Er hielt sie am Arm fest. „Meine Freunde sind mitgekommen. Darf ich sie reinholen? Wir sind alle hungrig und haben lange keinen richtigen Kaffee mehr getrunken.“
„Ja, hol sie nur. Ihr müsst ein bisschen Geduld haben. Ich bin gleich fertig.“
Sie lief durch die Hintertür ins Haus. Tom ging zur Hausecke und pfiff. Gleich darauf kamen auch die drei Komplizen mit ihren Pferden um das Haus herum. Im Stall war für die Tiere kein Platz. Sie wurden am Lattenzaun angeleint. Alle vier sattelten ihre Pferde ab und rieben sie mit Stroh flüchtig ab.
„Da drüben ist eine Pumpe“, zeigte Tom. „Ich werde sehen, ob ich im Stall noch Futter finde.“
Tatsächlich konnten die Tiere fürs erste versorgt werden. Und da im Hof eine Pumpe war, wuschen die Männer auch Gesicht und Hände. In der Wohnstube sahen sich die Freunde Toms um. „Trautes Heim“, lobte der Schwarzhaarige teils flachsend, teils neidisch.
Der kleine Magere zeigte auf die Wand und krähte: „Was ist denn das?“
Auf Wandbrettern standen viele Nippsachen aus Muscheln und bunten Steinen und Kieseln. Darüber hing an der Wand ein Hochzeitsbild von Gus und Anne Trevor, dessen Rahmen aus Muscheln bestand.
„Das hat Dad gemacht“, erklärte Tom und gab sich so gelassen wie möglich. „Es war sein Hobby. Er ging spazieren und sammelte Muscheln und Steine und all sowas. Bei so einem Spaziergang ist er auch umgebracht worden. Ich hab’s euch ja erzählt.“
Der Schwarzhaarige betrachtete leicht ironisch die ganze Pracht und meinte: „Und du sammelst Skalpe. Erblich belastet.“
Die vier Partner lachten. Als Tom Trevor mit den drei Komplizen die Wohnküche betrat, duftete es schon nach frischem Kaffee, und der Tisch war bereits gedeckt.
„Guten Tag, Ma’am“, grüßte der schwarzhaarige Mann mit dem breiten Gesicht. „Ich bin Harley Pease.“
Tom lachte leise über die feinen Manieren des Rowdys. „Wir kennen nur seinen Spitznamen: Big Flatnose. Die beiden da sind Jake Carnegie und Skip Partridge.“
Freundlich lächelnd nickten die beiden der Hausfrau zu. „Dann mal los“, forderte sie die Männer auf. „Guten Appetit!“
Still lächelnd sah sie zu, wie ihr Sohn und seine Freunde heißhungrig den Kuchen verschlangen und dazu genüsslich Kaffee schlürften. Danach füllten blaue Tabakschwaden die Küche.
Anne Trevor streichelte das lange Haar des Skalps, „Tom, es wird dich und deine Freunde interessieren: Hier in Cheyenne River wird ein Skalpzug zusammengestellt.“
„Was?“, fragte Big Flatnose betroffen.
„Ja, Mister Pease, ein Aufgebot wird in das Indianergebiet reiten, um Skalpe zu sammeln. Soviel ich weiß, sollen Offiziere dabei sein. Auch ein Reverend. Man spricht auch von Frauen, die da mitmachen sollen. Aber das ist sicher nur der übliche Klatsch.“
Die Männer tauschten schnell Blicke und pafften sprachlos vor sich hin.
„Das darf doch nicht wahr sein“, knurrte endlich Tom. „Wollen die uns Konkurrenz machen?“
„Das glaube ich nicht“, meinte Mrs. Trevor. „Das scheint doch eine, wie soll ich sagen, eine amtliche Sache zu sein. Denk doch an die Offiziere. Die werden das Aufgebot sicher anführen.“
Tom wandte sich an seine Komplizen. „Habt ihr sowas schon mal gehört? Eine amtliche Skalpjagd?“ Er lachte gekünstelt.
„Ihr wart lange in der Wildnis“, erklärte die Mutter. „Hier ist schon eine ganze Weile die Rede davon, dass einige Gouverneure in ihren Staaten zur Skalpjagd aufgerufen haben. Es sollen hohe Prämien bezahlt werden. Ob das hier auch der Fall ist, weiß ich nicht.“
Die Männer schwiegen betroffen.
„Da können wir einpacken“, brummte Skip.
Tom sprang entschlossen auf. „Wo hausen diese Skalpjäger?“
„Im Hotel Three Stars“, wusste die Mutter.
„Ich muss mit den Leuten reden. Kommt ihr mit?“
Gemeinsam verließen die vier Partner das kleine Haus am Stadtrand.
* * *
Die Main Street war voller Geschäftigkeit. Vor dem Three-Stars-Hotel standen Sattelpferde angeleint. Zwei trugen das Brandzeichen der Armee. Polternd betraten die vier Skalpjäger das Hotel. Der Clerk hinter der Rezeption sah auf, erkannte am Gürtel von Big Flatnose den Skalp und wies auf die Treppe.
„Zimmer sieben“, krähte er.
Die vier stapften die Treppe hinauf. Vor der Tür mit der Ziffer sieben blieben sie stehen. Tom Trevor klopfte an. Innen brüllte eine Stimme. Die vier traten ein. Es war ein ungewöhnlich geräumiges Zimmer von imponierender Eleganz. Zwei Herren in städtischer Kleidung standen am breiten Fenster und musterten die Ankömmlinge. Da die vier stumm blieben, blaffte der robustere der beiden: „Wir sind komplett.“
Das reizte Big Flatnose. „Wir wollen auch gar nicht mit Ihnen zu den Sioux reiten, Mister“, bellte er. „Wir reiten lieber auf eigene Faust in den Black Hills.“
„Ach!“, tat der Robuste erstaunt. „Konkurrenz?“
„So ist es“, spreizte sich Pease. „Und ich rate Ihnen, uns nicht in die Quere zu kommen.“
„Eine Drohung?“
„Nennen Sie’s, wie Sie wollen“, grollte Pease.
Der schmalere Jake Carnegie schwächte ab: „Eine Warnung.“
Tom Trevor trat einen Schritt vor. „Wir sind jedenfalls die Ersten in den Black Hills.“
Der Robuste kam einige Schritte näher, wobei er das linke Bein ein wenig nachzog. „Aber, aber, Gentlemen“, amüsierte er sich. „Wer wird denn gleich Kanonen auffahren? Wir werden uns doch einigen, oder nicht? Ich bin Captain Mills. Der Gentleman am Fenster ist Captain Timber.“
Die Skalpjäger starrten in das von tiefen Furchen durchzogene Gesicht des anderen Armeeoffiziers. Jeder von ihnen nannte seinen Namen. Captain Timber musterte die vier knapp und wandte sich dann um und betrachtete das Treiben auf der Hauptstraße.
Captains Mills deutete auf eine Reihe von lederbespannten Stühlen. „Setzen Sie sich.“
Alle nahmen Platz. Mills setzte sich hinter einen Tisch. Er lächelte. „Gentlemen, wir haben uns genau informiert. Wir wissen, dass es keinerlei Privilegien für die Skalpjagd im Siouxland gibt.“
Tom Trevor muckte auf. „Wir kommen gerade daher, Mister. In den schwarzen Bergen und am Bighorn River kann jeder schießen und skalpieren, wie er will.“
„Habe ich recht, dass Sie Partner sind?“
„Genau.“
„Wenn nun ein Aufgebot kommt mit vierzig Mann?“
„Wir werden uns verteidigen“, bockte Big Flatnose.
„Wie lange?“, fragte Mills höflich.
„Bis zum letzten Mann“, krähte Skip Partridge.
„Halt’s Maul, Idiot!“, rief ihn Tom zur Ordnung.
Captain Mills lachte. „Nun mal ernsthaft.“ Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „In dem Gebiet der Schwarzen Berge hat nur einer Rechte zu vergeben: die Regierung der Vereinigten Staaten. Stimmt’s? Und was das Skalpieren betrifft, so sind schon mehrfach Vorrechte verliehen worden. Das erste Mal 1676. Da haben britische Puritaner Prämien für Indianerskalpe ausgesetzt. Hundert Jahre später haben die Engländer acht Dollar für jeden Skalp bezahlt, aber nur an Indianer, die ihre eigenen Rassenangehörigen unterwerfen sollten. Zu anderen Zeiten stand es jedem frei, Weiße oder Rote zu skalpieren. Wenn er dabei erwischt wurde, musste er allerdings die Konsequenzen tragen. Wie zum Beispiel Sie!“
Tom Trevor richtete sich auf. „Wir sind eine Gruppe von Sammlern, die das Skalpieren betreiben, wie Jäger zum Beispiel, fair, bei größtmöglicher Schonung der Rothäute die ...“
Dem Herrn mit dem zerfurchten Gesicht am Fenster wurde es zu viel. Er wandte sich um und kam in die Mitte des Zimmers, wobei er im harten Befehlston verkündete: „Was wir hier unternehmen, ist eine staatliche Angelegenheit. Wir stellen ein Aufgebot auf, das in das Siouxgebiet eindringt und dort so viele Skalpe holt, wie uns, Captain Mills und mir, richtig erscheint. Wenn Sie mitmachen wollen, steht es Ihnen frei. Nur unterstehen Sie dann unserem Befehl. Extrawürste gibt’s nicht. Wenn Sie glauben, auf eigene Faust loslegen zu können, werden Sie auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen. Kapiert?“
Die vier waren unwillkürlich aufgestanden und starrten den Mann mit offenen Mündern an.
„Da kein Widerspruch erfolgt, nehme ich an, dass Sie einverstanden sind. Guten Morgen, Gentlemen.“ Er drehte sich um und marschierte zum Fenster zurück, wo er die Beobachtung der Hauptstraße fortsetzte.
Captain Mills kam hinter dem Tisch hervor und bestätigte in erheblich freundlicherem Ton das Gesagte. „Den Ausführungen von Captain Timber ist nichts hinzuzufügen. Vielleicht noch das: Wenn Sie einen Skalp machen, gehört er selbstverständlich Ihnen. Voraussetzung ist aber: vollkommener Gehorsam, strengste Disziplin. Sonst noch was?“
Big Flatnose lief rot an und stand dicht vor einer Explosion. Tom Trevor, der seinen Kumpel kannte, griff schnell ein. Er drehte Pease zur Tür und sagte zu Mills hinüber: „Wir werden uns besprechen. Wir wollten nur eine Auskunft. Besten Dank.“
Damit war er mit Pease bereits an der Tür. Jake Carnegie öffnete sie, und rasch waren alle draußen. In der Hotelhalle verlangte Big Flatnose etwas zu trinken. Tom winkte den beiden anderen Partnern. Zu dritt nahmen sie Pease zwischen sich und brachten den Widerstrebenden in das kleine Haus am Stadtrand. Als Tom das Wohnzimmer betrat, saß seine Mutter im Schaukelstuhl am Fenster und kämmte das Skalphaar.
* * *
Die Wälder von Paha Sapa rauschten im Wind. Flirrender Sonnenschein durchdrang die Kronen der Laubbäume und spielte auf der kleinen Lichtung. Dan Oakland lag auf der Seite und sah seinem Sohn zu, wie er geschickt das Fleisch einer erlegten Antilope von den Knochen löste.
Plötzlich hielt Sky inne und lauschte. Langsam richtete sich Dan auf. Irgendwo klapperte es blechern. Dan Oakland befand sich mit seinem Sohn in den östlichen Black Hills, wo die Schwarzen Berge allmählich zu Hügeln abflachten und am Horizont die wellige Prärie begann.
Ohne Hast packten sie zusammen. Sky schlug das Fleisch der Antilope in eine Büffelhaut ein und schnürte es hinter dem Sattel fest. Dann brachen sie auf, zogen die Pferde an den Zügeln hinter sich her durch den Laubwald. In einer lichten Senke ließen sie die Tiere angeleint zurück und schlichen geduckt zum Berghang. Hinter den letzten Laubbäumen knieten sie nieder und sahen ins Tal. Unter der hellen Sonne zogen etliche Männer zu Pferde westwärts. Die Reiter führten Packpferde mit.
„Was bedeutet das, Dad?“, raunte Sky unruhig. „Was wollen die Weißen in den Black Hills? Hierher darf nach dem Vertrag doch kein Weißer.“
„Das werden wir bald wissen, Sky. Wenn die Sonne untergeht, werden sie bestimmt lagern.“
Sie blieben in der Deckung und beobachteten die Reiter. Als die Eindringlinge in einem Waldstück verschwanden, gingen Dan und sein Sohn zurück zu den Pferden und saßen auf. Langsam ritten sie ins Tal bis zu dem Waldstück. Hier hörten sie wieder das Klappern von Blechgeschirren. Zugleich rochen sie den Rauch eines Lagerfeuers.
Wieder ließen sie die Pferde zurück. Sky glitt seinem Vater mit indianischer Lautlosigkeit voraus. Dan folgte leichtfüßig, was niemand dem bulligen Mann zugetraut hätte. Stimmen wehten zu ihnen herüber. Sky und sein Vater ließen sich nieder und krochen unter die dichten Sträucher am Rand des Lagerplatzes. Dan tippte Sky an und zeigte auf das Feuer. Dort saß auf einem Falthocker ein Mann in einem schwarzen Anzug. Auf dem Kopf trug er einen runden schwarzen Hut und in der Hand hielt er ein schwarzledernes Buch. Lautlos bewegte er die Lippen.
Sky staunte. „Ein Reverend“, flüsterte er.
„Sollte das eine Sekte sein, die hier siedeln will?“
„Wo sind denn die Planwagen?“ Sky ließ den Blick schweifen, bis er etwas sah, das ihn faszinierte.
„Da!“, zeigte er. „Sieh!“
Oakland folgte seinem Hinweis und entdeckte drei junge Männer. Einer hatte ein verwegenes Gesicht. Der zweite kramte in einer Satteltasche. Der dritte hatte den Hut abgesetzt, und eine blonde Lockenpracht fiel auf die Schultern. Er wandte sich eben lachend dem zweiten Mann zu. „Bei Gott!“, stieß Oakland verblüfft aus. „Eine Frau. Ja, das ist eine Frau, keine Frage.“
„Und der zweite auch“, fiel Sky ein.
„Ja“, bestätigte Dan. „Zwei Frauen und ein junger Mann.“
Die Gruppe hielt sich abseits. Die Frauen kümmerten sich auch nicht um das Essen. Das besorgten zwei kräftige Männer. In deren Rücken stand ein kleines Zelt, vor dem auf Klappstühlen ein robuster Graukopf und ein Bursche mit einem zerfurchten Greisengesicht hockten. Dan Oakland zählte. Sechzehn Männer saßen oder lagen im Gras.
Oakland erschrak. Er drückte Sky herunter und wies auf vier Männer am Rand des Lagerplatzes. „Das sind die Halunken, die ich vor den Bighorn Mountains getroffen habe. Sie werden mich sofort wieder erkennen, wenn ich ins Lager reite.“
„Was wollen wir tun?“
„Abwarten und beobachten. Diese Leute haben etwas vor.“
„Woran denkst du jetzt, Dad?“, raunte Sky.
„Ich bin mir noch nicht sicher, mein Junge. Ich habe den Verdacht, dass sie auf Menschenjagd sind. Sie sind alle schwer bewaffnet, und ihr Proviant reicht gewiss für einige Wochen.“
„Dann müssen wir Roter Hund warnen. Vielleicht sind die Weißen noch nicht von Spähern entdeckt worden.“
„Bleib hier, Sky. Erst müssen wir genau wissen, was sie vorhaben.“
Still lagen sie im Schutz der Sträucher, beobachteten und horchten. Doch die Gespräche der Männer sagten nichts über ihre Absichten aus. Die Sonne sank. Die Dämmerung stülpte sich wie ein graues Tuch über die lagernden Eindringlinge. Das Feuer glimmte.
Bohnenbrei wurde ausgeteilt. Löffel schabten auf Blech. Der Geistliche sprach ein Tischgebet. Dan Oakland zog sich mit seinem Sohn zurück, um abseits zu lagern.
* * *
Dumpfe Geräusche rissen Dan und Sky aus dem Schlaf. Schnell glitten sie zum Lager hinunter. Männer ritten paarweise davon. Im bleichen Mondschein konnten Dan und Sky die Zurückbleibenden genau erkennen. In Decken gerollt ruhten sie am Feuer. Die vier Skalpjäger waren verschwunden. Dumpfes Hufgetrappel verlor sich im nächtlichen Dunst.