Das Einmaleins der Zufriedenheit - Jessica Wilker - E-Book

Das Einmaleins der Zufriedenheit E-Book

Jessica Wilker

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Beschreibung

Glück lässt sich nicht manipulieren: Es kann kommen oder ausbleiben, uns zufallen oder wieder verlassen. Dies erschwert das Glücklichsein erheblich, denn kaum haben wir etwas erreicht, das uns glücklich macht, haben wir Angst, es wieder zu verlieren. Alle wollen wir glücklich sein, doch wie oft sind wir es nicht. Jessica Wilker zeigt, dass die Suche nach Glück, das von äußeren Bedingungen abhängig ist, stets scheitern muss. Sie beschreibt, wie wir unabhängig von Umständen zufrieden sein können, wie wir glücklich sein können, ohne äußeres Glück haben zu müssen. Jessica Wilkers humorvoll geschriebenes Buch mit vielen Übungen und Anregungen ist sowohl von buddhistischen Erkenntnissen als auch von solchen der psychologischen Glücksforschung inspiriert.

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Buch

Glück lässt sich nicht manipulieren: Es kann kommen oder ausbleiben, uns zufallen oder wieder verlassen. Dies erschwert das Glücklichsein erheblich, denn kaum haben wir etwas erreicht, das uns glücklich macht, haben wir Angst, es wieder zu verlieren. Alle wollen wir glücklich sein, doch wie oft sind wir es nicht. Jessica Wilker zeigt, dass die Suche nach Glück, das von äußeren Bedingungen abhängig ist, stets scheitern muss. Sie beschreibt, wie wir unabhängig von Umständen zufrieden sein können, wie wir glücklich sein können, ohne äußeres Glück haben zu müssen. Jessica Wilkers humorvoll geschriebenes Buch mit vielen Übungen und Anregungen ist sowohl von buddhistischen Erkenntnissen als auch von solchen der psychologischen Glücksforschung inspiriert.

Autor

Jessica Wilker studierte Psychologie an der Universität Bern und war viele Jahre in verschiedenen Bereichen psychologischer Beratung tätig. Die gebürtige Schweizerin lebt heute in England, wo sie an der Universität Bath ein Studium der Religionswissenschaften abgeschlossen und sich auf buddhistische Ethik spezialisiert hat. Sie ist selbst praktizierende Buddhistin.

Außerdem von Jessica Wilker im Programm

Das Einmaleins der Beziehungen, Arkana Das Einmaleins der Achtsamkeit, Arkana

Jessica Wilker

Das Einmaleins der Zufriedenheit

Glücklich sein und bleiben

Alle Ratschläge in diesem Buch wurden von der Autorin und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung der Autorin beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Deutsche Ausgabe Juli 2024

Copyright © 2007 der Originalausgabe: Theseus in Kamphausen Media GmbH, Bielefeld

Copyright © 2024 dieser Ausgabe: Arkana, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Lektorat: Claudia Seele-Nyima

Covergestaltung: Morian & Bayer-Eynck, Coesfeld

Covermotiv: © Hildegard Morian

Gestaltung und Satz: Ingeburg Zoschke, Berlin

ISBN 978-3-641-37001-5V001

www.arkana-verlag.de

Inhaltsverzeichnis

Danksagung

Vorwort

Einleitung

ERSTER TEIL – WIE KANN MAN ZUFRIEDENHEIT FINDEN?

1 Bevor es losgeht

Vorsicht!

Die Ausrüstung

2 Das Streben nach dem Glück

Die wahre Natur des Glücks

Wissensklarheit

3 Der Weg zur Zufriedenheit

Die Zufriedenheit stellt sich vor

Wie entsteht Zufriedenheit?

Zufriedenheit erreichen

4 Praktische Schritte auf dem Weg

Die vier »Eins a«

Achtsam sein

Abstand nehmen

Akzeptieren

Aktiv werden

5 Zufrieden sein

ZWEITER TEIL – WIE KANN ZUFRIEDENHEIT ERHALTEN BLEIBEN?

6 Die kleinen Freuden

Ein empfindsames Herz

Eine akzeptierende Haltung

Zeit

Ruhe und Stille

Das Entdecken der kleinen Freuden

Dank den unscheinbaren Wundern

7 Freundlich sein

Wohlwollen manifestieren

Ein freundliches Lächeln

8 Großzügigkeit

Innere Größe

Nachsichtig sein

Ein Auge zudrücken und den Mund halten

Elf ein Dutzend sein lassen

DRITTER TEIL – WIE GEHT ZUFRIEDENHEIT VERLOREN, UND WIE KANN MAN DAS VERHINDERN?

9 Mit sich selbst nicht zufrieden sein

Die Manöver des inneren Kritikers

Der Splitter im Auge

Dem Kritiker das Handwerk legen

Aufbauende Selbstkritik

10 Dem Glück keine Chance geben

Unachtsamkeit

Sich Glück nicht gönnen

11 Dem Glück im Wege stehen

Anhaften

Wunschvorstellungen

Gier

12 Ausblick – Glücklich sein und bleiben

Anmerkungen

Literatur

Danksagung

Dieses Buch entstand nicht im Alleingang – ich habe von vielen Seiten Unterstützung, Hilfe und Inspiration erhalten. Dafür möchte ich hier meinen Dank aussprechen.

Ich danke Frau Ursula Richard vom Theseus Verlag für ihre langjährige Unterstützung. Mein Dank gilt auch Dr. Beatrice Kunovits-Vogt, die das Manuskript mit fachkundigem Blick genau geprüft und liebevoll kritisiert hat; Franziska Joder und Monika Hurni, die sich mir als »Vorkosterinnen« zur Verfügung gestellt und geduldig immer wieder getestet haben, ob der Text goutierbar sei; Wayne Sutherland für alles, was er mir über das Schreiben beigebracht hat, und meinem Mann, der mir Zufriedenheit vorlebt.

Vorwort

Befasst man sich mit der buddhistischen Lehre, fällt bald auf, wie viele numerische Aufzählungen und Systematisierungen darin vorkommen. Immer wieder stößt man auf Zahlen – angefangen bei den vier grundsätzlichen Wahrheiten über den achtfachen Pfad bis hin zu differenzierten Aufzählungen, wie zum Beispiel die der 52 Geistesfaktoren. Der Buddha hat die Daseinsformen der Dinge systematisch klassifiziert und die geistigen Aufgaben, die er gestellt hat, in nummerierten Schritten beschrieben.

Auf den ersten Blick können diese vielen Zahlensysteme verwirrend wirken, ja, sie lassen die Buddhalehre gar als äußerst kompliziert erscheinen. Eigentlich sind die Systematisierungen aber ein Zeichen dafür, wie gründlich die Lehre ist. Buddha beließ es nicht nur bei Anweisungen, wie zum Beispiel: »Seid achtsam«, sondern er erklärte Schritt für Schritt, wie seine Anweisungen praktisch umgesetzt werden können. Dabei bezog er Geistiges und Körperliches mit ein. Gedanken, Gefühle, Wort und Tat – alles wurde von ihm beachtet. Die buddhistische Lehre wird dadurch zwar sehr komplex, gleichzeitig kann sie jedoch kaum als ein abgehobenes theoretisches System bezeichnet werden, sondern eher als eine lebensnahe, praktische und gründliche Geistesschulung.

Das »Einmaleins der Zufriedenheit« nun wurde in diesem Sinne verfasst. Zum einen beruft es sich auf die buddhistische Lehre, und zweitens wird sein Thema, die Zufriedenheit, systematisch, gründlich und praxisbezogen behandelt. Zahlen kommen natürlich ebenfalls vor – wie schon im Titel dieses Buches!

Was hingegen nicht systematisch abgehandelt wird, sind die buddhistischen Prinzipien, auf denen es beruht. Sie werden nicht einmal immer ausdrücklich erwähnt. Im »Einmaleins der Zufriedenheit« findet sich keine theoretische Darlegung der Buddhadoktrin. Es wird einzig die praktische Umsetzung bestimmter Aspekte beschrieben.

Konkret hat dieses Buch zum Ziel, seinen Leserinnen und Lesern einen praktischen Zugang zur Zufriedenheit zu verschaffen. Dabei soll es aber nicht beim einmaligen Glückstreffer bleiben. Zufriedenheit zu finden ist schließlich nur der Anfang, zufrieden bleiben zu können hingegen das Ziel. Deshalb erhalten die Leser nicht nur Hinweise, wie sie Zufriedenheit erwecken können, sondern auch, wie sie gefestigt und wie verhindert werden kann, dass sie sich wieder verflüchtigt. Die Leserinnen und Leser werden, mit anderen Worten, anhand der buddhistischen »vier rechten Anstrengungen«1 (sāmma-padhāna) durch den Prozess geführt. In drei Teilen wird erörtert, welcher Geisteszustand Zufriedenheit herbeiführt und wie das Zufriedensein erhalten werden kann; ebenso wie unzufriedene Zustände vermieden und überwunden werden können. Zusätzlich werden zu jedem Schritt praktische Tipps angeboten, die im Alltag umsetzbar sind. Diese stammen zum Teil aus der Buddhalehre, zum Teil aus der Psychologie.

Einleitung

»Ach«, sprach er, »die größte Freud, ist doch die Zufriedenheit.«

WILHELM BUSCH

Hätten Sie gerne mehr Befriedigung in Ihrem Leben? Oder möchten Sie ganz allgemein wissen, wie man zufrieden werden kann? Im »Einmaleins der Zufriedenheit« wird die Auffassung vertreten, dass Zufriedenheit eine innere Insel des Friedens und der Freude ist. Sind wir dort, fällt Spannung von uns ab, und Harmonie und Gelassenheit entfalten sich.

Erlauben Sie sich selten, zufrieden zu sein? Beurteilen Sie sich zum Beispiel streng und kritisch? Fällt es Ihnen schwer, sich zu loben? Lassen Sie kaum etwas als Erfolg gelten? Sind Sie womöglich schlechthin unzufrieden? Unzufrieden mit Ihrem Beruf? Ihrem Aussehen? Ihrer Beziehung? Ihrem Lebensstil?

Dieses Buch kann Ihnen dazu verhelfen, der Unzufriedenheit zu entkommen. Es wird Ihnen ermöglichen, Zufriedenheit zu finden und sie zu vermehren. Es will Sie dabei unterstützen, unrealistische Erwartungen, zu hohe Ansprüche und kränkende Selbstkritik loszuwerden. Es versucht Ihnen aufzuzeigen, wie Sie Wohlbefinden sogar in solchen Lebensumständen erreichen können, die nicht ideal sind und Defizite aufweisen. Ja, es möchte Ihnen erschließen, wie Sie sich freuen können, auch ohne vom Glück begünstigt zu sein.

Die Hilfe und die Anregungen, die Ihnen das »Einmaleins der Zufriedenheit« anbietet, kommen in der Form von »Geist-Rezepten«. In diesen finden Sie Angaben über die nötigen geistigen Zutaten, die für einen zufriedenen Zustand erforderlich sind, und die Beschreibung, wo sie zu finden und wie sie zu verarbeiten sind. Dass diese »Rezepte« Schmackhaftes hervorbringen – dass, anders ausgedrückt, Zufriedensein ein erfreulicher Zustand ist –, das können Sie als gegeben annehmen, ja, die wohltuende Wirkung von Zufriedenheit wird hier vorausgesetzt.

Welche ganz konkreten Vorzüge die Zufriedenheit aufweist, das wird Ihnen im Verlauf des Buches ausführlich beschrieben. So werden Sie zum Beispiel erfahren, dass Nörgeln und Hadern dank ihr enden. Es wird Ihnen geschildert, wie wir uns im zufriedenen Zustand über das freuen können, was ist. Sie werden lernen, dass wir uns trotz unserer Fehler und Schwächen Lob und Anerkennung gönnen können, ja, dass wir das Suchen nach etwas anderem oder Besserem sein lassen können.

Sie werden also immer wieder hören, dass Zufriedenheit uns schätzen lässt, was wir haben. Dass sie uns die Kraft gibt, aus allem das Beste zu machen, dass sie uns vor Bitterkeit schützt, vor Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Und dass sie uns nicht zuletzt hilft, verständnisvolle, gelassene und heitere Menschen zu werden.

Was demzufolge im »Einmaleins der Zufriedenheit« auf Sie wartet, ist ein Loblied auf die Zufriedenheit. Nicht nur wird Ihnen Schritt für Schritt aufgezeigt, wie Sie sie erreichen können, nein, Seite um Seite wird ihre heilsame Wirkung gewürdigt.

Bei diesen Lobpreisungen nun aber – das möchte ich Ihnen nicht verheimlichen – wird das Glück nicht miteinbezogen. Der Zufriedenheit wird die ganze Aufmerksamkeit gewidmet. Einzig sie wird gerühmt. Sie anzustreben, so wird gar behauptet, sei lohnenswerter, als das Glück zu suchen.

Mit dieser Auffassung indessen liegt das vorliegende Buch nicht im »Trend« – auch das möchte ich Ihnen nicht verschweigen. Ich bin mir darüber im Klaren, dass es üblicher und gebräuchlicher ist, das Glück über die Zufriedenheit zu stellen, ja, dass es normalerweise den ersten Platz auf der Wunschliste einnimmt.

Wohl die meisten von uns würden, hätten wir die Wahl zwischen »glücklich sein« oder »zufrieden sein«, das Erstere vorziehen. Sind wir nämlich glücklich, vibrieren wir vor Lebendigkeit, sind erfüllt von freudiger Energie und zu großen Taten bereit. In der Zufriedenheit hingegen geht’s eher gemütlich und behaglich zu. Im Gegensatz zum Glück wirkt sie etwas langweilig, lauwarm und farblos. Es fehlt ihr an Feuer und an Intensität: Sie lässt unser Herz nicht höher schlagen, und unsere Augen glänzen nicht; sie bringt keinen Jubel und führt nicht zu überschäumender Begeisterung. Die Zufriedenheit ist so prosaisch wie das Glück poetisch – wie wohlig es uns in ihr auch ist, in den siebten Himmel gelangen wir mit ihr bestimmt nicht.

Im Vergleich zum Glück hat die Zufriedenheit fraglos die weniger augenfällig attraktiven Qualitäten. Außerdem ist sie mit Vorurteilen belastet, was ein Weiteres dazu beiträgt, dass ihr Ansehen angeschlagen ist, sie sozusagen kein so gutes »Image« vorweisen kann. Zufrieden sein wird nämlich oft verwechselt mit Selbstgefälligkeit und Bequemlichkeit. »Selbstlob stinkt«, wird den Zufriedenen vorgeworfen, und sie werden davor gewarnt, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Denn wer zufrieden sei – so wird verurteilt –, höre auf, sich zu bemühen, strenge sich nicht mehr an und bleibe stehen. Was es noch zu verbessern gebe, so die vorherrschende Meinung, interessiere die Zufriedenen nicht. Kurz gesagt, wird Zufriedenheit oft als etwas wahrgenommen, das Menschen an ihrem Weiterkommen hindert und ihr Wirken bremst. Sie wird in Zusammenhang gebracht mit »wohl oder übel«, mit »sich abfinden« und resignieren.

Mit einem solch niedrigen Prestige ist es nicht erstaunlich, dass Zufriedenheit in unserer Zielhierarchie nicht zuoberst steht. Und weil sie zudem von Natur aus eher bescheiden und besonnen ist und sich tatsächlich nicht so lautstark und auffällig zur Schau stellt wie das Glück – sozusagen keine Werbung für sich betreibt –, kann es leicht geschehen, dass sie nicht nur übersehen und übergangen wird, sondern dass auch ihr wahrer Wert verkannt bleibt.

Das allerdings ist zu bedauern. Wirklich schade! Die Zufriedenheit hätte ja so viel zu bieten. Man muss Wunderbares verpassen, lässt man sich von ihrem Äußeren täuschen und unterschätzt ihren wahren Wert.

Das nun zu verhindern – genau dafür setzt sich das »Einmaleins der Zufriedenheit« ein. Deshalb wirbt es für die Zufriedenheit. Denn schließlich möchte es, dass gerade Sie, liebe Leserinnen und Leser, das wunderbar Wohltuende des Zufriedenseins erfahren können.

1 Bevor es losgeht

Probleme werden dadurch am besten gelöst, dass man sie erkennt, bevor sie zu Problemen werden.

JOACHIM ZAHN

Vorsicht!

Die Hindernisse und Schwierigkeiten, die auf dem Weg zur Zufriedenheit auftauchen, sind zum Teil in den äußeren Bedingungen begründet, die unser Leben beeinflussen. Zufrieden zu sein ist etwas, das von unserer Gesellschaft erschwert wird – mitunter versucht sie sogar, es zu unterbinden.

Indem sie uns auf Konsum trimmt, hofft sie zu verhindern, dass wir uns mit dem, was wir haben, begnügen. Ständig werden wir aufgestachelt, unsere Genüsse zu steigern. Täglich wird uns noch Besseres unter die Nase gehalten. Immer wieder werden wir in Versuchung geführt, uns zu holen, was mehr Befriedigung zu versprechen scheint. Die Konsumgesellschaft hält uns auf Trab und lässt uns nicht zur Ruhe kommen. Leicht kann es so geschehen, dass uns der Sinn nicht nach Zufriedenheit steht oder dass wir die wunschlose und befriedigte Atmosphäre der Zufriedenheit sogar verpassen.

Doch hält uns nicht nur die Ausrichtung auf Konsum in Anspannung – wir werden auch dadurch unter Druck gesetzt, dass unsere Gesellschaft so sehr auf Leistung und Erfolg getrimmt ist. Wie können wir uns entspannen, wenn wir ständig im Wettbewerb stehen? Wenn wir gezwungen sind, mehr zu erreichen als die Konkurrenz? Wie können wir etwas genug sein lassen, wenn Anerkennung und Sieg nur denjenigen winken, die sich den höchstmöglichen Anforderungen stellen und diese erfüllen? In einem solchen Klima ist es schwer, sich mit einer Leistung zufriedenzugeben, die noch gesteigert werden könnte. Was nicht perfekt ist, was noch Schwächen hat oder Fehler aufweist, das darf uns nicht zufriedenstellen. Wollen wir dem Erfolg nicht entsagen, sind wir gezwungen, die Zufriedenheit zu opfern.

Der gesellschaftliche Anspruch auf höchste Leistung bringt nicht zuletzt die Gefahr mit sich, dass er auf den Umgang mit uns selbst abfärbt. Wir beginnen, uns selbst unter Druck zu setzen. Wir stellen unrealistische Anforderungen – verlangen zum Beispiel von uns, eine ideale Figur zu haben, über die höchste Intelligenz zu verfügen oder gar fehlerfrei zu sein und alles zu können. So stehen wir mit uns im Unfrieden, statt uns in unserer Haut wohlzufühlen.

Der gesellschaftliche Anspruch auf Konsum und Leistung ist ganz klar eine Gefahr für das Zufriedensein. Also Vorsicht!

Die Ausrüstung

Zusätzlich zu den äußeren Schwierigkeiten, vor denen Sie eben gewarnt wurden, gibt es innere Widerstände, die den Weg zur Zufriedenheit behindern. Diese Widerstände können entstehen, weil wir aufgefordert sind, unseren gewohnten Pfad zu verlassen und einen Richtungswechsel vorzunehmen, der uns vielleicht widerstrebt.

Um nämlich die Spur finden zu können, die zur Zufriedenheit führt, um überhaupt Zugang zu ihr zu erhalten, gilt es, unser gewohntes Verhältnis zum Glück zu überprüfen. Es gilt, den Stellenwert, den wir ihm gewöhnlich geben, zu hinterfragen und das Glück selbst kritisch zu betrachten.

Dass da innere Widerstände auftauchen können, ist verständlich. Glücklich zu sein ist wunderbar, und Glück zu haben ist uns äußerst wichtig. Wieso sollten wir das kritisch prüfen? Das Glück gar bemängeln? Wieso sollten wir uns desillusionieren lassen?

Weil es sich lohnt! Weil die Einsicht, die man durch das kritische Hinsehen gewinnt, Hindernisse überwindet. Weil man dank ihr Schwierigkeiten meistern kann. Weil sie sozusagen die geeignete Ausrüstung ist.

Wieso das so ist; wieso Einsichten über das Glück die geeignete Ausrüstung auf dem Weg zur Zufriedenheit sind – das will ich Ihnen als Nächstes ausführen.

Die Ausrüstung werde ich zuallererst zur Schau stellen – Ihnen, mit anderen Worten, einen allgemeinen Eindruck davon vermitteln, was eine Einsicht über das Glück beinhalten kann. Danach, in einem neuen Kapitel, geht es mit den ausführlichen und detaillierten Ausführungen weiter.

Das perfekte Wohnglück

Ich will Ihnen schildern, wie es zu meiner eigenen »Desillusionierung« in Bezug auf das Glück gekommen ist. Ich kann Ihnen versichern, dass auch mein Widerstand mich lange zurückhielt, das Glück kritisch zu prüfen. Auch ich musste Enttäuschungen erleben, bis ich das Glücklichsein an den Platz stellen konnte, der ihm zusteht. Doch ohne diese Erfahrungen wäre es mir weder gelungen, den Schlüssel zur Zufriedenheit zu finden, noch dieses Buch zu verfassen.

Mit siebzehn Jahren war mir klar, dass ich in meinem Elternhaus nicht glücklich werden konnte. Ich durfte nicht tun und lassen, was ich wollte, und mein größter Wunsch war es deshalb, ein eigenes Zuhause zu finden; einen Ort, wo ich die Freiheit hätte, mich meinen Vorstellungen gemäß zu bewegen; wo ich selbstständig sein könnte. Das, schien mir, würde mich glücklich machen.

Mit achtzehn Jahren wurde mein Wunsch erfüllt. Das Erziehungsheim, in dem ich ein Vorpraktikum für mein Studium absolvierte, bot den Mitarbeitern Mansarden an. Ich ergriff die Gelegenheit und bezog eine. Endlich wohnte ich allein und war frei – endlich konnte ich glücklich werden!

Aber ich wurde es nicht. Die Mansarde lag in der Vorstadt, war winzig, hatte keine rechte Kochgelegenheit und war dadurch ungeeignet, um Besuch zu empfangen. So war ich isoliert, was mich sehr bedrückte. Um wirklich glücklich zu sein, wurde mir klar, musste ich unter Menschen sein. Ich brauchte also eine Wohnung in der Stadt, denn dort hätte ich mehr Platz und wäre mitten im Zentrum des Geschehens – und das würde mich glücklich machen.

Nach einigem Suchen fand ich eine günstige Mietwohnung in der Altstadt. Nun endlich konnte ich Freunde einladen, ja, dank der Wohnlage herrschte ein ständiges Kommen und Gehen, und ich brauchte nur zur Haustüre herauszutreten, um mitten im Trubel zu sein. Ich hatte gefunden, was ich zu meinem Glück brauchte.

Aber wiederum wurde ich nicht glücklich. Die vielen Besucher ließen mich keine Ruhe finden, nie war ich allein. Der ständige Lärm der Stadt stresste mich, und ich sehnte mich nach Stille. Ich musste, wurde mir klar, unter Menschen sein können und doch Ruhe haben. Nur so könnte ich wirklich glücklich sein. Die Stadtwohnung erlaubte mir das nicht, folglich musste ich die Wohnlage wechseln.

Das Angebot meines damaligen Freundes, mit ihm in sein geerbtes Haus auf dem Land zu ziehen, kam gerade zur rechten Zeit. Die Entscheidung anzunehmen fiel mir nicht schwer, und wir zogen zusammen.

Ich schwebte im siebten Himmel! Das Haus war geräumig und gemütlich, und von jedem Fenster hatte man einen wunderbaren Blick auf Äcker und Wald. Ich hatte meine Ruhe, war aber doch nie allein. Ich hatte das große Los gezogen – mein Glück war perfekt.

Aber wiederum wurde ich nicht glücklich. Das Zusammenleben strapazierte die Beziehung zwischen meinem Freund und mir. Es wurde klar, dass wir ganz verschiedene Ansprüche an das Leben hatten. Wir begannen zu streiten. Das perfekte Haus in der perfekten Lage füllte sich mit Ärger und Trauer. Schließlich zog ich aus.

Nicht einmal das perfekte Wohnen hatte mich glücklich machen können. Dies war eine bittere Erfahrung und eine ebenso bittere Lehre. Ich musste akzeptieren, dass äußere Bedingungen kein Glück garantieren können, dass es zum Scheitern verurteilt war, würde ich mein Glücklichsein von ihnen abhängig machen. Unangenehmes und Unbefriedigendes, musste ich mir eingestehen, konnte ich nicht durch äußere Bedingungen, nicht einmal durch perfekte, verhindern. Genauso wenig, wie ich Leiden dadurch ausschalten konnte, dass ich alle Anlässe und Gelegenheiten dafür beseitigte.