Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Einleitung Die Reihe, in der dieses kleine Buch erscheint, heißt “Soziale Fitness”. Fit mit dem Thema Werte umzugehen bedeutet in Bezug auf dieses Buch: Das aufzugreifen, was allgemein über Werte behauptet wird, festzustellen, was über Werte geglaubt wird, zu prüfen, was Werte tatsächlich sind, darzustellen, wie sie in der Gesellschaft wirken und wozu sie taugen, sowie aufzuzeigen, wie man in Wertediskussionen sinnvoll mit dem Thema umgehen kann. Bei der Darstellung des Themas werde ich folgendermaßen vorgehen. Zuerst werde ich idealisierte Vorstellungen demontieren, die über Werte kursieren. Erst wenn das Thema auf den Boden gesellschaftlicher Tatsachen gestellt ist, komme ich zum Wert der Werte und dazu, wie man sich in Wertediskussionen am Besten verhält. Was über Werte gesagt wird Viele meinen zu wissen, was Werte sie sind und bedeuten. So wird allgemein behauptet, Werte wären: das Fundament, auf dem unsere Gesellschaft aufbaut, und der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält, kurzum: Werte würden das Grundgerüst unserer Kultur darstellen. Was wir glauben, wenn wir das glauben Da die meisten Menschen obige Aussagen widerspruchslos übernehmen, akzeptieren sie wie selbstverständlich auch die folgenden Überzeugungen. Diese besagen unter anderem, Werte würden: - die Handlungen der Menschen lenken, - man könnte bestimmte Werte leben und andere nicht, - es gäbe eine Wertehierarchie, und - es gäbe absolute und unveräußerbare Werte. Das alles, lassen Sie es mich vorausschicken, trifft so nicht zu. Daher erfordert soziale Fitness, diesen Behauptungen und Überzeugungen fundierte Erkenntnisse und Fakten entgegenzuhalten. Das werde ich im Folgenden tun. Dabei werde ich mich bemühen, das Thema möglichst klar und prägnant zu behandeln. Was ich in diesem Buch darlegen werde Ich werde darlegen, wieso die obigen Aussagen nicht zutreffend sind und weshalb man sie nicht für bare Münze nehmen darf. Im Einzelnen werde ich zeigen: - Was Werte nicht tun, - woraus sich der Bedarf nach Werten ergibt, - was Werte sind, - wieso Werte keine Handlungsorientierung vermitteln, - wieso man bestimmte Werte nicht leben kann, - worin die Widersprüchlichkeit von Werten besteht, - dass es keine Wertehierarchie gibt, - wieso Werte keine verlässliche Identität vermitteln, - wie man sich geschickt auf Werte beruft, - wieso man jede beliebige Handlung mit Werten rechtfertigen kann, - wie man sich hinter Werten verschanzen kann, - wie man mittels Werten Fehler verschleiert, - dass man locker von Wert zu Wert hüpft, - wie man Werte aufbläst, - wie sich Werte zum Streit und sogar als Waffen nutzen lassen, - worin der tatsächliche Wert der Werte besteht, und - wie man sich in Wertediskussionen am besten verhält. Werte haben ihren Wert - das steht ohne Zweifel fest. Ihre Aufgabe ist allerdings eine andere, als allgemein geglaubt wird. Begeben wir uns also auf eine spannende und aufschlussreiche kleine Erkenntnisreise.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 99
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Epub-Ausgabe: ISBN 978-3-946370-08-6
Print-Ausgabe: ISBN 978-3-946370-09-3
© 2017 by Verlag Henny Nordholt, Testorfer Straße 2, D 19246 Lüttow
Verlag: www.nordholtverlag.de
Autor: www.michaelmary.de
Wir haben die Preise unserer Ebooks am absolut unteren Ende kalkuliert. Hier ein Überblick über Kosten, die der Preis abdecken muss. Vom Verkaufspreis gehen ab:
19% MwSt.
Anteil Ebook-Shop (z.B. 30% bei Amazon).
Kosten Bezahlsystem (PayPal etc.).
Kosten Ebook-Konvertierung.
Kosten Rechnungsstellung und Buchführung.
Kosten Internetprovider, Werbung und Vertrieb.
Honorar des Autors.
Steueranteil des Verlages.
Sie sehen, dass in der Kalkulation kein Spielraum mehr vorhanden ist. Wenn Sie wollen, dass es unserem Verlag zukünftig möglich sein soll, weitere E-Books zu vertreiben und dem Autor, weitere E-Books zu schreiben, dann sehen Sie bitte von illegalen Kopien unserer Ebooks ab. Seien Sie fair! Darüber hinaus gilt: Es ist illegal, Kopien oder Auszugskopien dieses E-Books anzufertigen (außer für den eigenen Gebrauch) und/oder weiterzugeben oder zu vertreiben. Zitiert werden darf nur mit Angabe der Quelle unter Berücksichtigung der geltenden Rechtsbestimmungen. Wir werden jeden Missbrauch unseres Copyrights zur Anzeige bringen.
Inhalt
Impressum
Vorwort
Einleitung
Was Werte nicht tun
Baut die Gesellschaft auf Werten auf?
Halten Werte die Gesellschaft zusammen?
Das Grundgerüst unserer Kultur
Was Werte sind
Der Bedarf nach Werten
Sich auf gemeinsame Werte berufen
Wie Werte tatsächlich wirken
Warum Werte keine Handlungsorientierung vermitteln
Warum man bestimmte Werte nicht leben kann
Warum Werte immer widersprüchlich sind
Wieso es keine Wertehierarchie gibt
Wieso Werte keine verlässliche Identität vermitteln
Wie man sich geschickt auf Werte beruft
Wieso man beliebige Handlungen mit Werten rechtfertigen kann
Wie man sich hinter Werten verschanzen kann
Wie man mittels Werten Fehler verschleiern kann
Wie man locker von Wert zu Wert hüpft
Wie man Werte aufbläst
Wie sich Werte zum Streit und als Waffen nutzen lassen
Absolute Werte helfen, Kriege zu führen
Wertewandel
Vom Wert der Werte
Vage Beobachtungseffekte
Die wahre Stärke der Werte
Das unlösbare Problem der Werte
Wie man sinnvoll auf Wertediskussionen reagiert
Zusammengefasst
Anhang
Interview mit Prof. Dr. Dirk Baecker
Über den Autor
Endnoten
Werte sind in aller Munde. Allenthalben werden sie gelobt und beschworen. Sie werden hochgehalten und verteidigt. Sie werden aufgeblasen. Man beruft sich auf sie. Jeder spricht davon.
Kurzum - Werte haben Hochkonjunktur. Nur:
Was sind Werte eigentlich?
Warum werden sie ständig beschworen?
Wofür werden Werte missbraucht?
Und wozu taugen sie tatsächlich?
Und worin liegt der Wert der Werte?
Die Antworten auf diese Fragen führen zu einem fundierteren und entspannteren Umgang mit Werten. Denn wer sich arglos in das Kartenhaus der Werte begibt, der muss sich nicht wundern, wenn es über ihm zusammenbricht. Ein angemessener Umgang mit dem Thema Werte trägt hingegen zur sozialen Fitness bei.
Michael Mary
Die Reihe, in der dieses kleine Buch erscheint, heißt “Soziale Fitness”. Fit mit dem Thema Werte umzugehen bedeutet in Bezug auf dieses Buch:
Das aufzugreifen, was allgemein über Werte behauptet wird,
festzustellen, was über Werte geglaubt wird,
zu prüfen, was Werte tatsächlich sind,
darzustellen, wie sie in der Gesellschaft wirken und wozu sie taugen, sowie
aufzuzeigen, wie man in Wertediskussionen sinnvoll mit dem Thema umgehen kann.
Bei der Darstellung des Themas werde ich folgendermaßen vorgehen. Zuerst werde ich idealisierte Vorstellungen demontieren, die über Werte kursieren. Erst wenn das Thema auf den Boden gesellschaftlicher Tatsachen gestellt ist, komme ich zum Wert der Werte und dazu, wie man sich in Wertediskussionen am Besten verhält.
Viele meinen zu wissen, was Werte sie sind und bedeuten. So wird allgemein behauptet, Werte wären:
das Fundament, auf dem unsere Gesellschaft aufbaut, und
der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält,
kurzum: Werte würden das Grundgerüst unserer Kultur darstellen.
Da die meisten Menschen obige Aussagen widerspruchslos übernehmen, akzeptieren sie wie selbstverständlich auch die folgenden Überzeugungen. Diese besagen unter anderem, Werte würden:
die Handlungen der Menschen lenken,
man könnte bestimmte Werte leben und andere nicht,
es gäbe eine Wertehierarchie, und
es gäbe absolute und unveräußerbare Werte.
Das alles, lassen Sie es mich vorausschicken, trifft so nicht zu. Daher erfordert soziale Fitness, diesen Behauptungen und Überzeugungen fundierte Erkenntnisse und Fakten entgegenzuhalten. Das werde ich im Folgenden tun. Dabei werde ich mich bemühen, das Thema möglichst klar und prägnant zu behandeln.
Ich werde darlegen, wieso die obigen Aussagen nicht zutreffend sind und weshalb man sie nicht für bare Münze nehmen darf. Im Einzelnen werde ich zeigen:
Was Werte nicht tun,
woraus sich der Bedarf nach Werten ergibt,
was Werte sind,
wieso Werte keine Handlungsorientierung vermitteln,
wieso man bestimmte Werte nicht leben kann,
worin die Widersprüchlichkeit von Werten besteht,
dass es keine Wertehierarchie gibt,
wieso Werte keine verlässliche Identität vermitteln,
wie man sich geschickt auf Werte beruft,
wieso man jede beliebige Handlung mit Werten rechtfertigen kann,
wie man sich hinter Werten verschanzen kann,
wie man mittels Werten Fehler verschleiert,
dass man locker von Wert zu Wert hüpft,
wie man Werte aufbläst,
wie sich Werte zum Streit und sogar als Waffen nutzen lassen,
worin der tatsächliche Wert der Werte besteht, und
wie man sich in Wertediskussionen am besten verhält.
Werte haben ihren Wert - das steht ohne Zweifel fest. Ihre Aufgabe ist allerdings eine andere, als allgemein geglaubt wird.
Begeben wir uns also auf eine spannende und aufschlussreiche kleine Erkenntnisreise.
Betrachten wir als erstes die grundlegenden Aussagen darüber, was Werte angeblich sind und was sie angeblich tun. Angeblich baut die Gesellschaft auf Werten auf, und angeblich halten Werte die Gesellschaft zusammen. Aufgrund dieser Eigenschaften würden sie das Grundgerüst unserer Kultur bilden.
Die erste Behauptung, die ich prüfen möchte, lautet: Werte bilden das Fundament unserer Gesellschaft. Die Aussage, eine Gesellschaft würde auf Werten aufbauen, ist in fast jedem Wörter- oder Schulbuch zu finden. Doch kann das sein?
Zuerst einmal: Was ist unter Wert und war unter Gesellschaft zu verstehen? Ein Wert, diese allgemeine Definition reicht an diesem Punkt aus, ist zunächst einmal nichts anderes als eine Vorstellung. Eine Vorstellung, wie sie sich in Begriffen wie “Gerechtigkeit” oder “Gleichheit” oder “Solidarität” oder “Freiheit” oder “Menschenwürde” etc zeigt.
Was ist unter einer Gesellschaft zu verstehen? Die diesbezüglichen Aussagen bitte ich als Voraussetzungen zu verstehen, es wird mir hier nicht möglich sein, eine komplexe Theorie der Gesellschaft zu skizzieren.
Gemeinhin versteht man unter einer Gesellschaft eine Ansammlung von Individuen. Diese Beschreibung ist allerdings sehr unbefriedigend und nichtssagend. Eine bloße Ansammlung von Individuen wäre bedeutungslos, würden diese nicht fähig sein, miteinander zu interagieren. Erst die Interaktionen, die Handlungen der Individuen, stellen einen Bezug zwischen ihnen her. Was wir als Gesellschaft bezeichnen entsteht aufgrund aufeinander bezogener Handlungen von Individuen. Aufeinander bezogene Handlungen von Menschen, also verbales und nonverbales Verhalten, werden als Kommunikation bezeichnet.
Menschen sprechen miteinander, sie verhalten sich zueinander, sie handeln miteinander, und durch diese Kommunikationsformen nehmen sie Einfluss aufeinander. Das bedeutet: Eine Gesellschaft beruht auf den konkreten Handlungen von Individuen, sie baut auf Kommunikation auf - und eben nicht auf Vorstellungen, und damit auch nicht auf Werten. Wer nun meint, die Kommunikation sei ja auch von Werten motiviert, muss sich gleich eines Besseren belehren lassen.
Werte, so wird jedenfalls geglaubt, geben Handlungsanweisungen vor. Wäre das so, dann müssten Werte bereits vor der Gesellschaft – also: vor dem Handeln der Menschen – dagewesen sein. Schließlich müsste das Handeln auf Werte bezogen sein und sich aus ihnen ergeben, und das ginge eben nur, wenn die Werte vor dem Handeln existiert hätten. Erst die Vorstellung, dann das Handeln - ein wertfreies Handeln wäre unmöglich.
Wie soll man sich das praktisch vorstellen? Haben die Menschen der Urzeit einen Wettstreit der Werte ausgetragen und dann eine Gesellschaft auf den als richtig erkannten Werten gegründet? Wurden Wertediskussionen geführt? Hat es Werteforschung gegeben? Oder hat ein Urkönig die Menschen unter seine Gewalt gebracht und seine mitgebrachten Werte durchgesetzt? Wo hatte er diese her?
Das wirft weitere Fragen auf. Wie sollte man für Werte eingetreten sein, ohne zuvor Handlungen getätigt zu haben? Schließlich musste es ja Möglichkeiten geben, die Brauchbarkeit der angebotenen, diskutierten oder aufgezwungenen Werte zu beurteilen. Dazu hätte man aber handeln und Werte ausprobieren müssen, und das nicht nur einen Tag lang, sondern im gesellschaftlichen Rahmen zumindest einige Generationen lang.
Vielleicht hat Gott die grundlegenden Werte einem Mann namens Moses in Form von Geboten überreicht? Aber wenn es zuvor keine brauchbaren Werte gab, wie konnte Moses Volk bis dahin quasi wertfrei handeln und zurechtkommen, und wie gelang das der übrigen Menschheit über ihre unendlich lang währende Geschichte?
Der Wert kann nicht vor der Handlung da gewesen sein. Damit verliert die Gesellschaft ihr angebliches Fundament. Das macht aber nichts, weil dieses Fundament nur ein angebliches ist. Die Gesellschaft baut auf wesentlich existentielleren Kräften auf, als Vorstellungen es sind.
Die Gesellschaft entsteht durch Kommunikation. Aber warum kommunizieren Menschen überhaupt miteinander? Aus dem einfachen Grund: weil sie aufeinander angewiesen sind.
Schon ein Säugling braucht andere, um zu überleben. An diesem Aufeinander-Angewiesen-sein ändert sich zeit eines Menschenlebens nichts. Sicherlich wird die Abhängigkeit der Einzelnen voneinander um so verdeckter, je größer eine Gesellschaft ist, je mehr die Arbeitsteilung darin voranschreitet und je unpersönlicher die meisten Beziehungen werden. Aber das ändert nichts daran, dass Menschen nur auf kommunikative Weise für sich selbst sorgen können.
Menschen kommunizieren demnach, um ihre individuellen Bedürfnisse befriedigen zu können. Das können sie nur im Verbund miteinander. Zu ihren Bedürfnissen gehört, um es vorauszuschicken, auch das Bedürfnis nach Liebe. Aufgrund des selbstbezogenen Charakters der Kommunikation betont der Soziologe Günter Dux:
“Letzter Zweck im Handeln ist immer der Handelnde selbst.”1
Mit anderen Worten: Jeder Organismus ist sich selbst der Nächste. Man kann diese Aussage ruhig wörtlich nehmen. Nichts liegt den Organismen auf dieser Erde so nahe, wie ihr eigenes Funktionieren. Daran ist nichts Verwerfliches, und in Hinsicht auf Selbstbezogenheit macht der Mensch keine Ausnahme. Auch der viel beschworene menschliche Altruismus beruht auf gegenseitiger Abhängigkeit. Der Mensch ist gut zu seinesgleichen, weil und solange er auf andere angewiesen ist. Entweder auf deren Unterstützung oder auf deren Bestätigung oder zumindest darauf, dass sie ihm nicht schaden. Oder eben auf deren Liebe.
Aufgrund dieser Selbstbezogenheit des Individuums ist buchstäblich keine Kommunikation vorstellbar, hinter der nicht die Absicht direkter oder indirekter Bedürfnisbefriedung steht. Dieser Zusammenhang muss dick unterstrichen werden und darf – gerade beim Thema Werte – nicht aus den Augen geraten.
Um den egoistischen Charakter der Kommunikation nachzuvollziehen, darf man menschliche Bedürfnisse allerdings nicht auf rein körperliche Bedürfnisse reduzieren, sondern muss sie wesentlich weiter fassen. Es gibt eine ganze Reihe unverzichtbarer Bedürfnisse.
Körperliche Bedürfnisse, vor allem die Bedürfnisse nach Nahrung und Sexualität, sind für alle Menschen grundlegend.
Geistige und kulturelle Bedürfnisse sind ebenfalls unverzichtbar.
Liebe. Ähnlich grundlegend sind auch psychische und emotionale Bedürfnisse, wie das nach Liebe oder das Verlangen nach Freundschaft.
Identität. Ein weiteres Bedürfnis - und diesem kommt im Zusammenhang mit Werten eine besondere Bedeutung zu - ist das nach einer Identität.Eine Identität ist die Vorstellung, die ein Mensch von sich selbst hat. Diese Vorstellung sorgt dafür, dass er sich als eigenständiges Individuum begreift, das über einen Namen verfügt („Ich“) und über eine Beschreibung dessen, wer er ist und wie er sich als dieser zu verhalten hat.