Das Land der Panaiti - Heike Boeke - E-Book

Das Land der Panaiti E-Book

Heike Boeke

0,0
4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Eines Tages wird die Erde weinen, sie wird um ihr Leben flehen, sie wird Tränen von Blut weinen. Ihr werdet die Wahl haben ihr zu helfen oder sie sterben zu lassen und wenn sie stirbt, sterbt auch ihr. Diese Worte des Häuptlings Hollow Horn Bear von den Oglala Lakota bewahrheiten sich leider in diesen Tagen. Das Buch erzählt die Überlebensgeschichte des Stammes der Panaiti (Bannock-Indianer) die gekennzeichnet durch ihren unbedingten Willen die Traditionen ihres Volkes nicht zu verleugnen heute gemeinsam mit Shoshonen in der Fort Hall Reservation im US-Bundesstaat Idaho leben.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 81

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Heike Boeke

Liebe Leserinnen und Leser,

in meinem neusten Kurzroman erzähle ich die Geschichte eines Volkes, das im Laufe seiner Geschichte gelernt hat seine Vergangenheit nicht zu vergessen, und trotzdem einen Platz in der Gesellschaft der USA zu erringen.

Dennoch sind die mahnenden Worte von Chief Hollow Horn Bear der Oglala Lakota so aktuell, wie nie zuvor.

"Eines Tages wird die Erde weinen, sie wird um ihr Leben flehen, sie wird Tränen von Blut weinen. Ihr werdet die Wahl haben ihr zu helfen oder sie sterben zu lassen und wenn sie stirbt, sterbt auch ihr."

Inhalt

Vorwort

Glückliche Zeiten

Krieg , Not und Krankheit

Ein Leben in Freiheit

Eine neue Zeit bricht an

Vorwort

Ich erzähle von einer Zeit der Freiheit, als das Volk der Panaiti noch ziehen dürfte wohin es wollte. Von einer Zeit, als Mutter Erde ihnen Nahrung und Kleidung im Überfluss gab. Eine Zeit, in der Esa seine Hand über sie ausbreitete und ein jeder Tag kostbar war und mit Freude begrüßt wurde. Ich erzähle von einer Zeit, in der jeder Tag heilig war, eine Zeit in der es keine Kirchen gab, keinen Sonntag und doch beteten die Menschen zum großen Geist. Tage in denen gesungen und getanzt wurde.

Die Panaiti wanderten dorthin, wo immer sie wollten. Sie lebten mit der Sonne und nicht in großen Käfigen, die die Sonne aussperrten und krank machten. Sie verstanden es besser zu leben als die Weißen die vergessen haben, dass sie die Geschöpfe der Erde, die Luft und die Sonne und klares Wasser brauchen, um zu leben und gesund zu bleiben.

Es war eine Zeit in der sie Träume und Visionen begleiteten und Schamanen sie mit Kräutern und Singen heilten. Eine glückliche Zeit.

Glückliche Zeiten

Coo-sha-gan war voller Vorfreude. Bald würden sie wieder zurück an den Snake-River ziehen. Er gehörte dem Stamm der Pia Agaideka, den Lachsessern vom Volk der Panaiti an. Jedes Frühjahr machten sie sich in Richtung Westen zu den Shoshone-Fällen auf, um dort Lachs zu fangen und das Sommerlager aufzubauen. Nach dem langen und kalten Winter im Yellowstone Gebiet, in dem sie ab Herbst lebten und sich von Büffelfleisch ernährten, war er voller Ungeduld wieder ins Sommerlager zurückkehren zu können. Er freute sich auf den Weg dorthin und auf die Frühlingstänze mit denen sie den Lachs zur Rückkehr aufforderten.

Nuakkinna war ein wilder und fröhlicher Tanz und Coo-sha-gan tanzte für sein Leben gerne. Er spielte auch die Pfeife gefertigt aus einem Knochen bei den zahllosen Festen, die im Jahresverlauf gefeiert wurden. Damit beeindruckte er so manches Mädchen im Stamm. Er war in seinem fünfzehnten Lebensjahr, aber jagte bereits für den Stamm Kaninchen, hatte ein eigenes Pferd gezähmt und sogar schon einen Coup errungen, indem er ein Pferd aus dem Lager der gefürchteten Blackfood gestohlen hatte. Seine Vorfahren nutzten noch große graue Hunde für den Transport der Gegenstände, die sie auf ihren langen Wanderungen von Westen nach Nordosten mit sich führten. Dazu wurden Travois gebaut vor denen die großen Hunde gespannt wurden.

Inzwischen hatten sie jedoch die verwilderten Pferde, die sie vor einigen Jahren auf einen ihrer Züge nach Westen entdeckt hatten, gefangen und gezähmt und sie dienten nun als Lastenträger. Damit konnte viel mehr an Last gezogen werden und die gefährliche Büffeljagd, die einstmals zu Fuß durchgeführt worden war, war nun mit den Pferden wesentlich ungefährlicher. Zu Zeiten seiner Vorfahren schlichen sie sich an die riesigen Tiere mit Büffelfellen bedeckt an und trieben sie so lange in den tiefen Schnee, bis sie aufgaben und mit dem Speer getötet werden konnten. Diese Art der Jagd war gefährlich, denn die Tiere töteten manchen mutigen Krieger bei dem verzweifelten Versuch sich zu retten. Da die Krieger ebenso im tiefen Schnee versanken, wurden selbst die mutigsten von ihnen manchmal von dem wütenden Büffel zertrampelt. Aber das Volk brauchte Fleisch um zu überleben und so begaben sie sich immer wieder auf die gefährliche Jagd.

Zuvor wurden die Schamanen des Volkes über die Aussicht auf eine gute Jagd befragt und wenn die Zeichen gut standen, machten sie sich auf, begleitet von den vielen guten Wünschen der Frauen im Lager, denn einige Krieger würden nicht wieder zurückkehren. Doch ihre Namen wurden an den Lagern immer wieder mit Ehrfurcht genannt.

Seitdem sie aber Pferde hatten, waren sie wesentlich wendiger bei der Jagd. Ein solches Büffelpferd war sehr wertvoll und wurde daher bei Angriffen von fremden Stämmen mitunter sogar im Tipi versteckt.

Noch durfte er an der Jagd nicht teilnehmen, denn nur die erfahrensten Krieger hatten das Recht Bagootsoo zu jagen. Doch irgendwann war er sicherlich so weit und darauf wartete er begierig. Bis dahin begnügte er sich Tuhudda, den Hirsch zu jagen. Sein Freund A-wite-etse hatte sogar schon einmal mit ihm eine Hirschkuh erlegt.

Die Freude darüber war groß, denn die Aufgabe eines Mannes im Stamm war für Nahrung zu sorgen und je größer sein Erfolg darin war, desto angesehener war er. Man konnte also nicht früh genug damit anfangen.

Coo-sha-gan hatte sein bestes Wildlederhemd und seine Leggins angezogen. Sein langes schwarzes Haar hatte er zu Zöpfen geflochten und mit Fellstreifen umwickelt. Eine Feder mit einer Kerbe für den errungenen Coup steckte im Haar, die mit einem Lederband befestigt war. An den Füßen trug er perlenbestickte weiche Mokassins, die ihm seine Mutter in diesem langen Winter gefertigt hatte.

Mit seinen fünfzehn Jahren sah er stattlich aus und würde sicherlich so manchen Blick auf sich lenken. Seine braunen Augen und das stolze Kinn verliehen ihm schon das Aussehen eines erwachsenen Mannes. Seine Mutter und sein Vater waren stolz auf ihren einzigen, Sohn der schon zum Unterhalt seiner Familie beitrug.

Er würde heute Abend wieder die Pfeife spielen, denn neben dem geplanten Ballspiel Shinny, das hauptsächlich die Frauen des Stammes spielten sollte auch musiziert und getanzt werden. Und es sollten Geschichten erzählt werden vom großen Geist und seiner Schöpfung. Dabei spielte der Biber eine große Rolle. Er war den Panaiti heilig, denn er hatte dem Schöpferwesen Esa geholfen das Land zu erschaffen, auf dem sie lebten. Das geschah so.

Die Erde war voller Wasser und Esa, der große Geist hatte drei Söhne. Den Otter, die Bisamratte und den Biber. Esa befahl den dreien in das Wasser zu tauchen und zu erzählen was es dort so gäbe und etwas mit hinaufzubringen. Als Erstes wollte der Otter ins Wasser und er tummelte, plantschte, spielte und tauchte tief hinunter. Er kam wieder hinauf und schnatterte voller Eifer. „Was für ein Spaß, was für ein Spaß.“ Aber er fand nichts im Wasser. Daraufhin sprang die Bisamratte in das Wasser und tauchte noch tiefer. Die Bisamratte sah ein wunderschönes Mädchen im Wasser, aber es entfloh ihrem Blick und die Bisamratte kam wieder nach oben und sie sagte: „Was für ein schönes Mädchen, was für ein schönes Mädchen.“

Der Biber nun, den die anderen beiden wegen seiner Gestalt verlachten, weil er so ungelenk und dick mit seinem flachen Schwanz war sagte zu Esa: „Ich hole dir nun etwas aus dem Wasser hinauf.“ Die beiden anderen Söhne lachten herzhaft darüber und machten sich lustig, denn sie glaubten nicht, dass der Biber tief hinuntertauchen würde. Doch der Biber schwamm bis zum Grund des Wassers und fand einen Schlammball, den er Esa brachte. Und der große Geist formte aus diesem Schlammball unsere Berge und Seen und uns Menschen.

Coo-sha-gan konnte nie genug von den Mythen und Sagen seines Volkes hören und die Gespräche über die Wassergeister und Esa fesselten ihn immer wieder aufs Neue.

Sie würden bald einen befreundeten Stamm, die Shoshonen treffen und mit ihnen gemeinsam weiter ziehen. Das Land, das sie durchzogen, war reich an Flüssen und Wäldern in denen sich Nahrung im Überfluss fand. Co-sha-gan liebte die tiefen Täler über die Ggwe`na`a der Adler seine Bahnen zog. Die Flüsse waren so klar, dass man die Steine an ihrem Grund blitzen sah. Die Kiefern wuchsen hoch gen Himmel und der Boden war bedeckt mit allerlei Pflanzen die zur Nahrung dienten. Das Blau des Himmels spiegelte sich in dem Blau der Seen wider denen sie auf ihrem Weg begegneten. Esa hatte ein Wunder vollbracht und Coo-sha-gan konnte sich gar nicht vorstellen, dass es einmal anders werden würde.

Er liebte das Leben und konnte nicht genug von den Dingen bekommen, die er auf der Wanderung zu den Shoshone-Fällen sah und erlebte. Doch es gab auch Gefahren auf den Wanderungen durch die Wildnis.

Bären, die aus dem Winterschlaf erwacht waren, durchstreiften ebenfalls die Wälder auf der Suche nach Nahrung und daher war es wichtig immer auf der Hut zu sein, auch wenn der Tag noch so schön und der Weg noch so verlockend war.

Eine Begebenheit aus dem letzten Zug ins Sommerlager war ihm noch in schlimmer Erinnerung. Taggee, ein kleiner Junge war im allgemeinen Durcheinander des Aufbruchs im nahe gelegenen Wald verschwunden.

Das wurde erst bemerkt, als man plötzlich einen lauten Schrei und ein tiefes Brummen aus dem Wald hörte. Sofort stürzten ein paar Krieger in Richtung des Schreies und fanden Taggee starr vor Angst an einem Baum mit den Händen vor dem Gesicht. Vor ihm bäumte sich ein riesiger Braunbär auf, bereit zuzuschlagen. Die Krieger riefen laut, um ihn abzulenken und warfen Stöcke und Steine auf ihn. Der Bär war darüber so irritiert, das er Taggee vergaß und stattdessen auf die Männer zu rannte. Doch diese hatten in der Eile des Aufbruchs ihre Sperre und Lanzen liegen lassen. Nur Pan-sook-a-motse hatte sein Messer dabei. Doch einen ausgewachsenen Bären nur mit dem Messer zu töten war mehr als lebensgefährlich.