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Der Wald ist ein Wunderwerk, in dem es nur so wimmelt an Tieren und Geschichten. Mit diesem kleinen Buch möchte ich die Geschichten von Lily, Tamara, Marga, Mathilda und Matuff erzählen. Jeder dieser Tiere ist einzigartig und wichtig für den Wald und für uns. Und wer weiß, vielleicht begegnet euch eines dieser Tiere, wenn ihr das nächste Mal durch den Wald geht.
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Seitenzahl: 55
Liebe Kinder,
ich wünsche euch viel Freude beim Lesen meiner Waldgeschichten.
Der Wald ist ein Wunderwerk, in dem es nur so wimmelt an Tieren und Geschichten. Mit diesem kleinen Buch möchte ich die Geschichten von Lily, Tamara, Marga, Mathilda und Matuff erzählen. Jeder dieser Tiere ist einzigartig und wichtig für den Wald und für uns. Und wer weiß, vielleicht begegnet euch eines dieser Tiere, wenn ihr das nächste Mal durch den Wald geht.
Eure
Heike Boeke
Waldgeschichten
Matuff wurde an einem sonnigen herrlichen Maitag in einem Nest hoch oben in einer stattlichen Eiche geboren. Die Eiche stand am Rand eines Waldes, der aus allerlei Laub- und Nadelbäumen bestand. An seinem Rand befanden sich zahlreiche Haselnusssträucher, und davor lag eine große bunte Wiese, auf der eine Herde Kühe graste.
Das Nest eine kleine Kugel in einer Baumhöhle, bestand aus Ästen, Zweigen und Blättern und war kuschelig warm von seiner Mama eingerichtet worden. Es konnte zunächst nichts sehen und hören und war ganz nackt, aber Mama wärmte ihn unter ihrem dichten Fell, und nach vier Wochen sah Matuff sie zum ersten Mal mit eigenen Augen. Mann, war die schön! Es war die schönste Mama überhaupt auf der ganzen Welt, da war sich Matuff sicher.
Sie hatte ein rotbraunes dichtes Fell, einen herrlich buschigen geschwungenen Schwanz und dunkle schöne Knopfaugen. Auf ihren Ohren standen lustige Pinsel, und ein weißes Lätzchen prangte auf ihrer stolzen Brust.
Nach sechs Wochen kletterte Matuff zum ersten Mal in den Zweigen des großen Baumes herum. Huch, war das hoch! Sein kleiner Schwanz half ihm jedoch das Gleichgewicht zu halten und so hangelte er sich von Ast zu Ast und betrachtete interessiert sein Umfeld. Der Wald hatte ein wunderschönes grünes Kleid angelegt und überall raschelte und zwitscherte es. Etwas weiter entfernt sah Matuff einen Vogel sitzen, der einen roten Fleck auf seiner Brust hatte, so wie die Farbe seines Felles. Der Vogel sang wunderschön und Matuff hörte andächtig zu, bis Mama ihn in das Nest zurückrief.
Matuff hatte Hunger und bei Mama gab es immer leckere Milch. So vergingen herrliche sonnige Tage, in denen er von seiner Mama viel lernte. So lehrte ihn Mama sich in acht zu nehmen vor den Katzen im Wald, den Eulen in den Bäumen und den schlauen Baumwieseln. Sie zeigte ihm, wo es die besten Leckereien im Wald gab und wo die Menschen manchmal ein paar Nüsse hinbrachten.
Aber eines Tages gab Mama Matuff zu verstehen, dass er nun alleine für sich sorgen sollte. Zunächst einmal war er überhaupt nicht damit einverstanden, denn es war wesentlich bequemer bei Mama im Nest zu sein. Er quengelte und jammerte, doch Mama wurde richtig wütend und schimpfte, dass sie nun auch mal ihre Ruhe brauchte. So verließ Matuff schweren Herzens den Baum, um sich eine andere Bleibe zu suchen.
Inzwischen war der Herbst eingezogen und es gab Nüsse, Samen und Früchte im Überfluss. Am liebsten waren ihm aber die Haselnüsse. Es war zwar nicht schwer an sie heranzukommen, umso schwerer war es jedoch sie zu knacken. Aber Matuff war schlau und so schaffte er es eine Nuss nach der andern zu öffnen und sich genüsslich satt zu fressen.
Bald sah er, dass manche Tiere fortzogen. Viele begannen auch Nahrung und Material für ihre Höhlen zu sammeln. Nun wusste er, dass der Wald und seine Bäume, die ihr einst so schönes Kleid langsam verloren, bald mit einem weißen Kleid bedeckt werden würden. Dann würde es schwer werden etwas zu essen zu finden. Nur der kleine Vogel mit der roten Brust blieb und sein leiser perlender Gesang erfreute Matuff immer wieder aufs neue.
So langsam wurde es daher Zeit sich auch ein Nest zu bauen, denn er brauchte eine neue Bleibe, weil es abends inzwischen schon empfindlich kalt wurde. Matuff entdeckte auf einer seiner Streifzüge durch den Wald eine große Fichte und ein Baumloch, in das noch niemand eingezogen war.
Er sammelte daraufhin Blätter, die inzwischen bereits in allen Farben leuchteten, Fichtennadeln, Äste und allerlei, was es da so im Wald gab und dazu dienen konnte die kleine Baumhöhle wohlig kuschelig auszupolstern. Mittags schlief er dort oben ausgiebig, bevor er sich wieder auf die Suche nach weiterem Material machte.
Dabei musste er sich vor den Katzen, die im Wald herumstreiften in Acht nehmen, denn sie waren schnell und schlau und manche seiner Freunde waren ihnen schon in diesem Jahr zum Opfer gefallen. Der kleine Vogel, der im selben Baum lebte, warnte ihn jedoch oft, sodass er immer rechtzeitig entwischen konnte.
Matuff sammelte alles, was er so zum Essen finden konnte und versteckte es im Wald. Einige der Nüsse würde er vermutlich nicht mehr finden. Doch aus ihnen würden dann neue Haselnusssträucher hervorgehen und Matuff und seine Freunde in den nächsten Jahren mit Nüssen versorgen.
Der Winter zog ein und mit ihm kalte Nächste. Oft stürmte es und Matuff hörte das Brausen in den Ästen seines Baumes. Er dachte dann oft an das kleine Vögelchen, das diesem Wetter wohl schutzlos ausgeliefert war. Gerne hätte er es zu sich eingeladen aber der Vogel hatte wohl eine andere Bleibe gefunden.
Wenn der Tag anbrach, saß er aber immer in einer der Äste und sang leise sein Lied. Endlich nach langer, dunkler Zeit kam die Sonne wieder hervor und langsam schmolz der Schnee widerwillig auch aus den letzten Ecken des Waldes. Die Tiere, die Winterschlaf gehalten hatten, wagten sich zaghaft aus ihren Bauten und erste kleine zarte Gräser und Moose bedeckten den Boden. Bald darauf kamen die Buschwindröschen, die den Boden wie eine große weiße Wolke bedeckten und dort, wo Matuff die Nüsse versteckt hatte, die er im Winter nicht gefunden hatte lugten zaghaft die ersten grünen Spitzen eines Haselnussstrauches hervor. Matuff tobte durch die Äste und war ganz beseelt von dem neuen Leben, das sich jetzt überall breit machte. Dann bekamen die Bäume, die so trostlos im Winter ausgesehen hatten zarte grüne Spitzen und mit den ersten warmen Frühlingstagen kamen die Vögel, die ihre Winterquartiere verlassen hatten wieder zurück. Die Ameisenhaufen am Boden wurden lebendig und Heerscharen von Arbeiterinnen zogen aus, um wieder Nadeln und Leckereien zu sammeln, um die Brut zu versorgen.
Das kleine Vögelchen hatte einen Ehepartner gefunden und verschwand in den Bäumen, um ein Nest zu bauen und seine Jungen aufzuziehen. Matuff vermisste seinen hellen Gesang, doch er wusste, er würde ihn irgendwann wieder hören, wenn die Jungen aus dem Haus waren.
Da hörte er plötzlich von Ferne laute panische Schreie. Da war jemand in Gefahr und es ging um Leben und Tod! Matuff sauste durch die Baumwipfel und sah ein verzweifeltes Eichhörnchen, das sich gegen eine Katze