Die weiße Rose der Cherokee - Heike Boeke - E-Book

Die weiße Rose der Cherokee E-Book

Heike Boeke

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Beschreibung

Welche Strapazen nahmen Pioniere der alten Zeit auf sich, in der Hoffnung auf ein neues, besseres Leben? Viele Bücher sind schon darüber geschrieben worden. Diese Geschichte handelt von einer solchen Auswanderung. Die Reise führt die Einwanderer aus dem fernen Schwarzwald nach Oklahoma in die neue Welt. Zur gleichen Zeit machen sich hunderte Indianer auf den ungewollten Weg dorthin, um endlich ihren Frieden und eine dauerhafte Zuflucht dort zu finden. Eine Rose ist das Symbol dieser Flucht. Hier treffen sich die Einwanderer aus dem Schwarzwald und die Vertriebenen aus Georgia. Die Geschichte erzählt über Flucht, Abenteuer und Freundschaft, und sie gibt Hoffnung für all diejenigen, die fest daran glauben, dass mit gegenseitiger Achtung und Respekt ein Zusammenleben möglich ist.

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Welche Strapazen nahmen Pioniere der alten Zeit auf sich, in der Hoffnung auf ein neues, besseres Leben? Viele Bücher sind schon darüber geschrieben worden. Diese Geschichte handelt von einer solchen Auswanderung. Die Reise führt die Einwanderer aus dem fernen Schwarzwald nach Oklahoma in die neue Welt. Zur gleichen Zeit machen sich hunderte Indianer auf den ungewollten Weg dorthin, um endlich ihren Frieden und eine dauerhafte Zuflucht dort zu finden. Eine Rose ist das Symbol dieser Flucht.

Hier treffen sich die Einwanderer aus dem Schwarzwald und die Vertriebenen aus Georgia. Die Geschichte erzählt über Flucht, Abenteuer und Freundschaft, und sie gibt Hoffnung für all diejenigen, die fest daran glauben, dass mit gegenseitiger Achtung und Respekt ein Zusammenleben möglich ist.

Ich wünsche Ihnen allen viel Spaß bei Lesen.

Heike Boeke

Eine Abenteuergeschichte aus dem Wilden Westen

Es war einmal, vor uralter Zeit -

der Weg zum Nächsten, er war nicht sehr weit.

Ganz leicht begegnen konnte man sich,

manch Kontinent doch bald entwich.

Dort, wo zuvor ein Kontinent,

jetzt Grenze, die die Menschen trennt.

Wie schade, dass die Zeit vorbei,

als Menschen damals waren frei!

Inhaltsverzeichnis

Elisabeth

Hubertus

Onacona

Der Aufbruch

Der Weg in die neue Heimat

Die Ankunft

Das Zusammentreffen

Wilfried

Die Lehre

Der Pfad der Tränen

Wilfrieds Suche

Das Wiedersehen

Der Krieg bricht aus

Galilahi

Adsila und Degotoga

Die Reise zum Ursprung

Elisabeth

Ein eisiger Wind blies durch die Straßen des kleinen Dorfes im Schwarzwald. Niemand begab sich bei diesem Wetter vor die Tür. Die Dorfstraße war daher wie leergefegt. Doch Elisabeth blieb nichts anderes übrig. Sie war bisher beim Gutsherrn Frieder als Dienstmagd tätig gewesen. Doch Frieders Sohn hatte ihr nachgestellt, und nun trug sie unter ihrem Herzen ein Kind von ihm. Der Friederbauer war nicht gewillt dieses Kind als seinen Enkel anzuerkennen. Er hatte mit Wolfgang, seinem Sohn, etwas anderes vor. Etwas weiter entfernt lebten die reichen Fallers, und deren Tochter sollte seinen Sohn ehelichen. Dadurch würden die Ländereien erheblich vergrößert werden. Frieders Vermögen würde so weiter anwachsen, denn die Ländereien, die er dann verpachteten konnte, verdoppelten sich durch die Einheirat. Und diesem Ziel war er schon recht nahe, denn Mathilde hatte sich in seinen Wolfgang tatsächlich verguckt. Sich seinen Plan durch eine dahergelaufene Schlampe streitig machen zu lassen kam für ihn überhaupt nicht infrage. Und so wurde Elisabeth kurzerhand vor die Tür gesetzt.

Sie fror erbärmlich. Wohin sollte sie nur gehen? Vor langer Zeit wurde sie von ihren Eltern aus purer Not an Frieder verkauft. Dorthin konnte sie auf keinen Fall mehr zurück. Ein weiteres Maul zu stopfen konnte die Familie sich nicht leisten. Das Essen reichte schon so nicht aus. Elisabeth hatte erfahren, dass im nahegelegenen Dorfgasthaus eine Bedienung gesucht wurde. Also wandte sie sich dorthin, obwohl sie wenig Hoffnung hatte. Wenn der Gastwirt erfuhr, dass sie schwanger und ledig war, war es wohl aus mit einer Anstellung. Aber versuchen konnte sie es ja.

Also begab sie sich zu Hubertus Staller. Sie klopfte zaghaft an die Haustür. Hubertus rief laut von oben herunter. „Ich komme! Wer geht denn bei diesem Sauwetter vor die Tür?“ Elisabeths Herz klopfte heftig beim Klang der Stimme. Das würde wohl nichts werden. Sie nahm jedoch ihren ganzen Mut zusammen und blieb standhaft vor der Tür stehen.

Ein großer breitschultriger Mann öffnete die Tür und schaute auf sie hinunter. Hubertus war ein junger Mann Mitte 20 und sah sehr gut aus. Seine blonden Haare standen ihm wirr auf dem Kopf. Er war bekannt als fröhlicher Geselle, der viele Geschichten erzählen konnte, und gerne auf seiner Fiedel lustige Weisen spielte. Und obwohl er oft ruppig auftrat, verbarg sich hinter seiner harten Schale ein weicher Kern. „Was willst?“ Elisabeth stammelte. “Ich habe erfahren, dass ihr eine Bedienung sucht. Ich kann schwer arbeiten. Wenn ich Kost und ein warmes Bett bekäme, würde das ausreichen.“

Hubertus betrachtete sie von oben bis unten. „Bist schwanger – was? Eins kann ich dir sagen, wennst nicht mehr schaffen kannst fliegst. Du kannst bleiben, aber wenn das Kind da ist, musst du gehen. Ich bin keine Heimstadt für ledige Mütter. Also komm rein, es ist ja eisig da draußen.“

Auch wenn Hubertus so polterte, hatte er ein gutes Herz und wusste, dass die Mägde der Umgebung Freiwild für die hohen Herren waren und letztendlich wenig für ihre Situation konnten. Doch er konnte ja schließlich nicht das halbe Dorf aufnehmen. Elisabeth jedoch tat ihm leid, und da er gerade auch noch eine Bedienung suchte, war es ihm Recht, dass sie vor seiner Tür stand.

Elisabeth trat in die warme Stube. Hubertus zeigte ihr den Weg zu einer der Kammern, und sie legte ihr kleines Bündel auf das Bett ab. „Morgen früh um 10.00 Uhr öffne ich die Schankstube. Es wird gearbeitet bis der letzte Gast die Stube verlässt. Kannst dich bis dahin ausruhen.“ Damit wandte er sich zur Tür und wünschte ihr eine gute Nacht.

Elisabeth sank erschöpft auf das Bett. Sie schaute sich in der Kammer um. Ein kleiner Schrank stand in der Ecke für die paar Habseligkeiten, die sie mit sich führte. Eine Waschschüssel, ein Waschkrug mit kleinen blauen Blumen und ein blinder Spiegel dienten als Waschgelegenheit und um sich etwas zu richten. Über dem Bett hing ein gemaltes Bild mit der Landschaft des Schwarzwaldes so wie sie sie kannte. Dunkle Tannen, ein Bauernhaus davor. Auf der Wiese ein paar Kühe und Haufen von aufgeschichtetem Heu.

Es war wohlig warm im Zimmer. Sie kuschelte sich unter die Decke und überlegte was wohl aus ihr und dem Kind werden würde. Hier im Schwarzwald würde sie kein Bein mehr auf die Erde bekommen. Eine ledige Mutter hatte keine Chance. Entweder sie musste das Kind fortgeben, um wieder aufs Neue beginnen zu können, oder sie musste mit ihm weit fort von hier. Fort von bekannten Orten und Menschen, fort aus der Heimat. Aber wohin? Über das viele Grübeln schlief sie schließlich erschöpft ein.

Am nächsten Morgen wachte sie früh auf. Sie richtete sich und lief hinunter in die Schankstube. Es war noch ganz still im Haus. Sie ging in die kleine Küche dahinter und bereitete ein Frühstück für sich und Hubertus. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee und gebratenen Spiegeleiern mit Brot und etwas Speck zog durch die Stube. Davon angelockt kam Hubertus die Treppe hinunter. “Mmh, das riecht ja gut. Hast dich ja schnell zurecht gefunden,“ lachte er. „Komm setz dich zu mir und erzähl woher du kommst.“ Elisabeth erzählte nun von ihren Eltern, dem Verkauf an den Gutsherren Frieder und den Nachstellungen von Wolfgang Frieder. Sie schluchzte und schaute Hubertus aus tränenverschleierten Augen an. Hubertus strich ihr über den Arm und sagte:“Jetzt bist erst mal hier, und wenn das Kind da ist schauen wir mal, was wir machen können. Ich kenn eine Familie die verzweifelt ein Kind möcht. Es klappt jedoch nicht recht. Vielleicht würden sie das Kind nehmen, wenn es ein Junge wird.“

Die Monate vergingen und Elisabeth wurde immer schwerfälliger. Doch sie verrichtete fleißig die Arbeit in der Schankstube ohne zu murren oder zu stöhnen. Die Worte von Hubertus gingen ihr jedoch nicht aus dem Kopf. Sollte sie das Kind weggeben? Die Familie würde bestimmt gut zu dem Kind sein. Aber sie erinnerte sich auch noch gut daran, wie furchtbar es gewesen war, von den Eltern getrennt zu werden und bei Bauer Frieder aufwachsen zu müssen. Auch wenn sie dort genügend Essen bekommen hatte, so fehlten ihr ihre Mutter und die vertraute Umgebung. Sicherlich würde ihr Kind nichts vermissen und sie schließlich auch nicht kennen, aber wie würde sie sich fühlen? Es war schon schlimm genug dem Kind keinen Vater zu geben, aber völlig fremde Menschen? Von all diesen Gedanken erzählte sie Hubertus nichts. Sie bat ihn jedoch darum, die Familie kennenzulernen. Hubertus willigte ein. Am Sonntag war die Schankstube geschlossen, und so schirrte er seinen Wallach an den kleinen Wagen, mit dem er ab und zu in die Stadt fuhr, um neues Bier zu holen und machte sich mit Elisabeth auf den Weg zu Winters. Winters hatten eine Mühle an einem Bach im nahe gelegenen Wald.

Dort wurde das Korn aus der Umgebung gemahlen und den Bauern dann wieder in großen Jutesäcken gegen ein kleines Entgelt zurückgegeben. Von dem so erwirtschafteten Geld hatten sich Winters ein Häuschen in der Nähe der Mühle gebaut und lebten bescheiden, aber glücklich dort. Einzig, dass Margot keine Kinder bekommen konnte trübte das gemeinsame Glück. Egon Winter war ein kleiner stämmiger Mann Mitte 30, und seine Augen schauten lustig in die Welt. Margot war 20 und daher älter als Elisabeth und von zierlicher Statur. Die beiden standen erwartungsvoll vor ihrem Häuschen, als Hubertus und Elisabeth angefahren kamen.

Hubertus half Elisabeth vom Wagen, und sie gingen gemeinsam auf Margot und Egon zu. Margot nahm Elisabeth in ihren Arm und strich liebevoll über ihren Bauch. „Kommt doch hinein in die gute Stube. Ich habe uns etwas Feines gebacken. Es gibt Pflaumenkuchen. Würde euch das schmecken?“ Elisabeth fand Margot gleich sympathisch. Das Häuschen war heimelig eingerichtet. Überall an den Fenstern hingen gehäkelten Gardinen. Im kleinen Ofen brannte ein lustiges Feuer. Die Wohnstube war gemütlich eingerichtet mit schönen Decken, und auf dem Tisch standen bereits Teller und Tassen. In der Mitte des Tisches stand ein selbstgemachter Kerzenhalter mit einem schönen Kranz aus bunten Wiesenblumen. Die Katze strich schnurrend um ihre Füße, und es duftete herrlich nach frischen Pflaumenkuchen.

Egon schaute Elisabeth unverwandt an. Als sie das bemerkte, wandte er sich schnell an Hubertus und zog ihn in ein Gespräch über die Getreidepreise und das aktuell doch sehr regnerische Wetter. Er machte sich Sorgen über die schlechte Ernte in diesem Jahr. Derweil deckte Margot mit Elisabeth den Tisch.

Nach einem gemeinsamen schönen Nachmittag, an dem viel gelacht und geredet wurde, fuhren Hubertus und Elisabeth wieder zum Gasthaus zurück. „Na, was denkst du?“ unterbrach Hubertus das Schweigen, das sich nach dem Besuch breit gemacht hatte. Elisabeth schaute ihn an. „Die beiden sind wirklich sehr nett, und ich glaube bessere Eltern könnte mein Kind gar nicht finden. Bei mir wird es diese Sicherheit nie haben, und Margot wird bestimmt eine liebevolle Mutter sein.“

„Ja, und?“ fragte Hubertus.„Ach, Hubertus, ich bin hin- und hergerissen. Ich weiß, dass es das Beste für das Kind ist, dennoch, es ist mein Kind.“ “Elisabeth, denk doch wie viel Möglichkeiten dir noch offen stehen. Du bist noch so jung und kannst noch viele Kinder bekommen. Dieses Kind jedoch ist kein Kind der Liebe. Es wird immer spüren, dass da etwas zwischen euch ist. Bei Winters jedoch wird es liebevolle Eltern finden, denen es völlig egal ist, wie es entstand und wer der leibliche Vater ist. Sie wünschen sich so sehr einen Sohn, der die Mühle weiterführen wird. Denk drüber nach. Es wäre für alle das Beste.“

Der Tag der Geburt nahte. Als es so weit war, rief Hubertus nach der Hebamme Hedwig Karwendel. Sie hatte schon vielen Kindern im Dorf auf die Welt geholfen, und selten war etwas dabei schiefgegangen. Elisabeth war froh in guten Händen zu sein, denn sie hatte endgültig den Entschluss gefasst das Kind, sollte es ein Sohn sein, Winters anzuvertrauen. Daher hatte sie Hedwig gesagt, sie solle das Kind gleich nach der Geburt fortbringen, damit sie es nicht sah und sich nicht doch noch eines anderen besinnen würde. Wenn es ein Mädchen würde, würde sie es jedoch behalten.

Die Geburt war nicht leicht, aber das Kind, ein Junge, war gesund und schrie sogleich wie am Spieß. Als alles vorbei war und Elisabeth erschöpft im Bett lag, ihr Sohn bereits fort war, setzte sich Hubertus an ihr Bett. „Es ist gut, wie es ist, glaub mir. Er wird es sehr gut haben und irgendwann wirst du ihn besuchen und sehen wie glücklich er bei Winters ist. Vertrau mir! Fang ein neues Leben an, hier oder anderswo." Elisabeth nickte mit tränennassen Augen und sagte nur,“danke, dass du mich aufgenommen hast, als es mir so schlecht ging und mir einen Ausweg aus der Situation gezeigt hast. Ich werde dir das nie vergessen.“ Mit diesen Worten schloss sie die Augen und schlief erschöpft ein.

Hubertus

Hubertus verließ auf Zehenspitzen die Kammer. Elisabeth war ihm ans Herz gewachsen, und irgendwie wollte er nicht, dass sie ging. Andererseits verstand er, dass sie fort musste. Hier erinnerte sie alles an das Kind, und um nicht doch noch zu Winters zu fahren und es zu holen, musste sie einfach fortziehen.