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Seit vielen Jahren stellt sich Eugen Drewermann in der Sendung »Redefreiheit« existenziellen Fragen, die Menschen bewegen. Dieses Buch zeugt von der ganze Breite menschlichen Bangens und Hoffens, der er begegnet. Seine Antworten erweisen ihn als einfühlsamen Seelsorger, dem es eindrucksvoll gelingt, die einzigartige Geschichte zu würdigen und gleichzeitig eine Dimension herauszuschälen, die über die individuelle Bedeutung hinausreicht. Ein kluges Buch, das zum Leben hilft. Eine Frage einer Zuhörerin ist unter anderem: »Ich werde mich entscheiden müssen, ob ich den Mann, mit dem ich seit fünf Jahren eine enge Beziehung habe, heiraten soll. Mit diesem Schritt wäre ein Umzug quer durch Deutschland verbunden, wovor ich Angst habe. Ich würde mich von meinem Mann abhängig machen. Ist dieser Zweifel ein Zeichen für eine nicht gar so tiefe Liebe?«
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Seitenzahl: 295
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Buch lesen
Cover
Haupttitel
Inhalt
ÜBER AUTOR UND HERAUSGEBER
ÜBER DAS BUCH
IMPRESSUM
HINWEISE DES VERLAGS
Eugen Drewermann
Das Richtige im Leben tun
Wie wir unseren Weg finden Herausgegeben von Stephan Cartier
Patmos Verlag
Vorwort
Einleitung
I. Sich selbst verstehen – warum wir denken, fühlen und handeln, wie wir es eigentlich nicht wollen
Fremd sein
Gewalt gegen Kinder
Stress
Urlaub
Leben mit Lügen
Betrug
Untreue
Verlust von Freunden
Schuldgefühle
Waschzwang
Esssucht
Narzissmus
Fetischismus
Sadomasochismus
Todesangst
Alkoholiker
Gutes Gewissen
Krankheit
Sucht nach Harmonie
Angst vor Menschengruppen
Wissen, das man träumt
II. Die Richtung ändern – Krisen, Glück und andere Entscheidungen
Wochenend-Ehe
Vaterliebe
Familienstreit
Überbehütet
Ehebruch
Von den Kindern getrennt
Enkelkinder entzogen
Entschuldigen
Trauma nach der Schwangerschaft
Hoffnung
Computerspiele
Schizophrenie
Schuldenfalle
Hartz IV
Verantwortung
Alkoholismus
Alzheimer
III. Das Richtige im Leben tun – wie wir unseren Weg finden
Folgenschwere Lüge
Wahrheit
Eltern
Respekt
Neue Ziele
Arbeitslosigkeit
Familiengründung
Fehlende Erlebnisse
Zeiterfahrungen
Angst vor neuer Beziehung
Mutter im Seniorenheim
Sehnsüchte
Traumsymbole
Behinderung als Schicksal
Vertrauensverlust
IV. Sagen, was man wirklich will – Vertrauen in sich selbst stärken
Zur Ruhe kommen
Erbe
Geschwisterstreit
Selbstzweifel
Hilflosigkeit
Schwiegereltern
Nachgeben
V. Die Macht der Gefühle – wir sind traurig, weil wir weinen
Neu verliebt
Schuldzuweisung
Bestrafung
Seitensprung
Missbrauch
Gefühle
Die Farbe der Träume
Brustkrebs
Heimatgefühl
Depressionen
Instinktive Wahrheit
VI. In Frieden gehen – Augenblicke des Abschieds
Vorbereiten auf den Tod
Abschied nehmen
Tod des Partners
Kindstod
Trauerarbeit
Selbsttötung
Hilfe bei der Trauer
Organtransplantation
Wenn du etwas wissen willst und es
durch Meditation nicht finden kannst, so rate ich dir,
mein lieber, sinnenreicher Freund: mit dem nächsten Bekannten,
der dir aufstößt, darüber zu sprechen.
HEINRICH VON KLEIST
»Mit anderen Worten«
Es gibt Antworten, bei denen man nicht glauben mag, dass es Fragen für sie gibt. Immer wieder sind wir im Team, das seit mehr als fünf Jahren die Radiosendung »Redefreiheit« mit Eugen Drewermann im Nordwestradio produziert, verblüfft über die Umwege des Lebens, die sich an den Fragen unserer Hörerinnen und Hörer ablesen lassen.
Da ist die 72-jährige Anruferin, die berichtet, dass sie ihren Mann während einer Kreuzfahrt mit einer anderen Passagierin in flagranti in der Kabine erwischte. Sie liebt ihn dennoch, hat ihm vergeben – doch nun sei er es, der sich nicht mehr mit ihr versöhnen wolle. Und da ist der Mann, der sich noch nach Jahrzehnten an eine Ohrfeige seines Vaters erinnert und unter der damaligen Ungerechtigkeit bis heute leidet. Da ist die Mutter und Großmutter, die ihre Enkel nicht mehr sehen darf, weil ihr Schwiegersohn sie für den Tod seiner Frau, also ihrer Tochter, verantwortlich macht.
Es sind Geschichten, die so unglaublich verschlungen klingen – dennoch passieren sie, und in der »Redefreiheit« haben die Menschen, die sie erlebten, ein Forum, um mit dem Theologen und Psychoanalytiker Eugen Drewermann hierüber zu sprechen. Kein Thema ist tabu, kein Problem zu klein oder zu groß, zu tragisch. Und zum Glück hören wir auch immer wieder Geschichten wie die von der Frau, die ihren Brustkrebs überwand und seitdem jeden Tag aufs Neue erfährt, was Glück bedeuten kann.
Aus diesen Fragen und Antworten ist das Buch »Das Richtige im Leben tun« erwachsen – verdichtet aus rund 100 Radiostunden. Es zeigt Eugen Drewermann von einer anderen Seite als viele seiner bisherigen Werke. Dort sind es meist die wortwörtlich ganz großen Fragen des Glaubens und des Lebens, die ihn beschäftigen; hier ist es das Leben selbst. Bewusst wurden in unserem Buch rein persönliche Fragen aufgenommen, nicht die Anfragen zu philosophischen oder geschichtlichen Problemen. Alle Beiträge wurden anonymisiert, auch diejenigen, die ursprünglich mit Namen gesendet wurden. Dies schien uns wichtig, um Personen zu schützen, denn die Öffentlichkeit einer Radiosendung ist flüchtiger als die des gedruckten Wortes.
Im Januar 2008 ging die »Redefreiheit« erstmals auf Sendung. Die Idee war einfach: Einmal im Monat, jeweils am letzten Samstag, sollten Hörerinnen und Hörer mit Eugen Drewermann reden können. Für drei Stunden sitzt er zusammen mit dem Moderator Jörg-Dieter Kogel im Sendestudio des Nordwestradios, der Gemeinschaftswelle von Radio Bremen und dem Norddeutschen Rundfunk, und beantwortet Fragen. Viele Ratsuchende schreiben E-Mails, einige rufen an oder »chatten«, wie es auf Neudeutsch heißt.
Die Segnungen des Internets bescheren Eugen Drewermanns »Redefreiheit« mittlerweile Hörer weltweit. Den Rekord hält die Mail eines Deutschen aus Los Angeles. In der Schweiz versammeln sich nachweislich ganze »Radiogemeinden« am letzten Samstagabend des Monats um den Empfänger, und auch aus Albanien erreichte uns schon einmal eine Mail. So kommt es, dass die »Redefreiheit« Menschen in New York und Castrop-Rauxel auf dem Umweg eines Hörfunkstudios nahe der Weser in Bremen miteinander verbindet. Ein schöner Gedanke, der durch dieses Buch nun weitergetragen wird.
Oft erreichen uns nach einer Sendung Anfragen von Hörern, ob man ihnen das Manuskript zusenden könnte; was wir immer mit Bedauern verneinen müssen – weil es schlicht kein »Drehbuch« für die Sendung gibt. Eugen Drewermann beantwortet alle Fragen spontan und ohne Vorbereitung. Seine Argumente, seine Erfahrungen und Vergleiche kommen aber so unglaublich souverän daher, dass der Eindruck abgelesener Texte nicht Wunder nimmt. Deswegen haben wir die übliche Logik der Buchproduktion herumgedreht. Es entstand ein Skript nach der wörtlichen Rede, jener allmählichen Verfertigung der Gedanken beim Sprechen, wie Heinrich von Kleist sie 1806 als Programm für gute Ratsuchende empfahl.
Einem so systematischen Denker und umsichtigen Formulierer wie Eugen Drewermann ist dieses Verfahren nicht fremd, ähnelt es doch eben jener Gesprächssituation, die er als Psychotherapeut und Seelsorger kennt. Gleichwohl hat Eugen Drewermann bei der Vorbereitung des Buches immer wieder Ergänzungen in die Transkriptionen eingefügt und dort Erläuterungen angebracht, wo sie den Leserinnen und Lesern das Verständnis der damaligen Situation erleichtern. Die Gespräche, die er mit den Hörerinnen und Hörern der »Redefreiheit« führte, sind trotz ihrer Kürze keine Rezepte. In ihrer komprimierten Form zeigen sie aber, dass sich die überwältigenden Probleme, die einen Einzelnen beschweren, auf einen Kern reduzieren lassen. Und über diesen kann man in aller Freiheit sprechen und etwas für sich und andere erfahren.
»Mit anderen Worten…« ist eine immer wiederkehrende Formulierung Eugen Drewermanns in seinen Antworten. Dies klingt eigentlich wie eine Entschuldigung für eine Wiederholung. Doch für mich ist sie vielmehr die Formel zum Erfolg dieser Sendung und für Eugen Drewermann Kunst der Beratung: das Bekannte etwas anders zu formulieren, um hierdurch etwas Neues im Alten zu finden.
So nehmen manche Gespräche eine ganz eigene, unerwartete Wendung. Eines begann beispielsweise mit der Frage nach dem Umgang mit dem nahenden Tod, und Eugen Drewermann fand einen großartigen und unerwarteten Satz wie diesen, der zeigt, dass sich in jeder, aber auch jeder Lage ein Hoffnungsschimmer gewinnen lässt: »Die beste Vorbereitung auf den Tod ist ein richtiges Leben.« Es ist nie zu spät, etwas anzufangen.
Am Ende des Anfangs zu diesem Buch ist noch besonders wichtigen Menschen dafür zu danken, dass es entstehen konnte. Da ist zunächst Karen Krug, die die Gespräche von der Rede aufs Papier übertrug, dann Thomas Nahrmann, der Lektor des Patmos Verlags, den das Projekt dieses Buches sofort überzeugte und der es weit über das technische Maß intensiv begleitete, dann Jürgen Francke, der die Hörer und Anrufer der »Redefreiheit« seit fünf Jahren souverän begrüßt und durch die Sendung leitet, und natürlich Jörg-Dieter Kogel, der die »Redefreiheit« im Nordwestradio nicht nur moderiert, sondern auch erfunden hat. Der größte Dank geht aber an die eigentlichen Hauptpersonen: Die Hörerinnen und Hörer, die uns an ihrem Leben teilhaben und daraus lernen lassen.
STEPHAN CARTIER
Was es nicht ist, aber sein könnte
Nein, dies ist nicht und will nicht sein das tausendste Ratgeberbuch für alle Fälle. Beim »Ratgeben« steht ein vermeintlich Wissender jemandem gegenüber, der von sich tatsächlich glaubt, in diesem oder jenem sich nicht auszukennen. Doch beide irren sich. Niemand weiß besser über den Ratsuchenden Bescheid als dieser selbst, und drum kommt alles darauf an, dieses sein unbewusstes Wissen um sich selbst zu aktivieren – durch ruhiges Zuhören, einfühlendes Begleiten, nicht festgelegtes Vorstellen von Möglichkeiten und Faktoren, die das Geschilderte beeinflussen, und durch den möglichst völligen Verzicht auf eigenes Bewerten und Beurteilen. Ganz so wird hier versucht zu reden, doch: Zuhören, Austausch in Wechselrede, Pausen des Nachdenkens und stillen Nacharbeitens können nur begrenzt Teil einer Rundfunksendung sein. Da ist ein Anruf – man hört eine Stimme, und wie sie spricht (rasch, langsam, zittrig, fest, erregt, verschüchtert…), kann manchmal mehr besagen als das inhaltlich Gesagte. Dank den Möglichkeiten heutiger Technik gehen manche Strompostsendungen ein, und da gilt dasselbe: Wie stellt jemand sich dar, wie ist die Art seines Ausdrucks, wie leitet der Moderator Jörg-Dieter Kogel den Text ein, wie, als sein erster Interpret und Zuhörer, liest er ihn vor …?
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