Das wunderbare Wollparadies - Manuela Inusa - E-Book
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Das wunderbare Wollparadies E-Book

Manuela Inusa

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Beschreibung

Willkommen zurück in der Valerie Lane – wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Susan verbringt ihre Zeit am liebsten in ihrem kleinen Wollladen. In Susan’s Wool Paradise strickt und häkelt sie wunderschöne, kuschlige Sachen, die sie nicht nur verkauft, sondern auch an Bedürftige verschenkt. Außerdem kann man bei Susan zu Lauries Tee und Keiras leckeren Pralinen in gemütlicher Runde gemeinsam stricken und häkeln, sich austauschen und helfen. Ihre Freundinnen schätzen Susan für ihr großes Herz und ihre ruhige Art, vor allem in diesem besonders kalten Dezember, der auch nicht vor der Valerie Lane Halt macht. Und während es draußen stürmt und schneit, erlebt Susan einen Winter, der alles verändern wird …

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Seitenzahl: 365

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Buch

Susan liebt Weihnachten, Gemütlichkeit und ihren kleinen Wollladen in der Valerie Lane. Hier verkauft sie kuschelige Eigenkreationen und alles, was man zum Häkeln und Stricken braucht. Ihr Laden ist aber auch ein beliebter Treffpunkt für die Bewohnerinnen der Valerie Lane, denn bei der warmherzigen Susan lässt es sich gerade in den kalten Wintermonaten wunderbar aushalten: Man sitzt in gemütlicher Runde zusammen, es wird gehäkelt und gestrickt, und natürlich dürfen auch Lauries Tee und Keiras Pralinen dabei nicht fehlen. Susans Leben ist eigentlich perfekt – sie liebt ihren Beruf, ihre Freundinnen und ihr Hündchen Terry. Doch während draußen der Schnee fällt und Weihnachten immer näher rückt, erkennt Susan, dass ihr vielleicht doch etwas fehlt – und sie erlebt einen Winter, der alles verändert …

Autorin

Manuela Inusa wurde 1981 in Hamburg geboren und wollte schon als Kind Autorin werden. Kurz vor ihrem dreißigsten Geburtstag sagte die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin sich: »Jetzt oder nie!« Nach einigen Erfolgen im Selfpublishing erscheinen ihre aktuellen Romane bei Blanvalet. Ihre »Valerie Lane«-Reihe verzauberte die Herzen der LeserInnen und eroberte auf Anhieb die SPIEGEL-Bestsellerliste, genau wie ihre »Kalifornische Träume«-Reihe. Die Autorin lebt mit ihrem Ehemann und ihren beiden Kindern in ihrer Heimatstadt. In ihrer Freizeit liest und reist sie gern, außerdem hat sie eine Vorliebe für Duftkerzen, Tee und Schokolade.

Von Manuela Inusa bereits erschienen

Jane Austen bleibt zum Frühstück

Auch donnerstags geschehen Wunder

Die Valerie Lane

Der kleine Teeladen zum Glück · Die Chocolaterie der Träume · Der zauberhafte Trödelladen · Das wunderbare Wollparadies · Der fabelhafte Geschenkeladen · Die kleine Straße der großen Herzen

Kalifornische Träume

Wintervanille · Orangenträume · Mandelglück · Erdbeerversprechen · Walnusswünsche · Blaubeerjahre

Besuchen Sie uns auch auf www.instagram.com/blanvalet.verlag und

www.facebook.com/blanvalet.

MANUELA INUSA

Roman

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Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Copyright © der Originalausgabe

2018 by Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Redaktion: Angela Küpper

Covergestaltung: © Johannes Wiebel | punchdesign,

unter Verwendung von Motiven von Shutterstock.com

(Terri Francis; Ron Zmiri; CO Leong; NatalyP; photographyfirm;

Chansom Pantip)

JF · Herstellung: sam

Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

ISBN 978-3-641-22576-6V004

www.blanvalet.de

Für alle Weihnachtsfans.

It’s beginning to look a lot like Christmas …

PROLOG

An einem eisig kalten Abend Anfang Dezember ging eine Frau mit ihrem Cockerspaniel im verschneiten Oxford spazieren. Sie war dick eingemummt in einen langen Mantel und einen selbst gestrickten lilafarbenen Schal, den sie sich mehrmals um den Hals gewickelt hatte. Mütze und Handschuhe wärmten Kopf und Hände, und sogar der Hund trug ein eigens für ihn angefertigtes Jäckchen, damit er bei ihrem allabendlichen Spaziergang nicht fror.

Die Frau mit den dunklen Augen, die, wenn man ganz genau hinsah, bis in ihre Seele blicken ließen, schüttelte einen Schwall Schnee ab, der vom Dach direkt auf ihre rechte Schulter gefallen war. Es würde ein frostiges Weihnachten werden, da war sie sich sicher, und irgendwie freute sie sich sogar darauf, hatten sie hier in Oxford doch nur selten das Glück, weiße Weihnachten erleben zu dürfen.

Der Hund zog an der Leine, und die Frau machte ihn los, damit er die kleine alte Gasse allein erkunden konnte. Sie atmete die kühle Winterluft ein, betrachtete die vielen Lichter, die sie und ihre Freunde in der vergangenen Woche aufgehängt hatten und die nun zusammen mit Mistelzweigen und Stechpalmen die Valerie Lane schmückten. In den kleinen Tannenbäumen, die sie in die Kübel vor ihren Läden gepflanzt hatten, hingen hübsche Christbaumkugeln. Die alten Straßenlaternen waren mit festlichen Schleifen verziert, und jedes einzelne Schaufenster der sechs Geschäfte strahlte eine unglaubliche Wärme aus, hatte sich doch jeder der Inhaber wieder einmal selbst übertroffen mit der individuellen weihnachtlichen Dekoration.

Ihr Blick fiel auf das Antiquariat schräg gegenüber, das einst der Gemischtwarenladen der guten Valerie gewesen war. Valerie Bonham hatte vor über hundert Jahren das allererste Geschäft in dieser kleinen Straße geführt, die nach ihr benannt worden war. Man lauschte noch heute voller Spannung den Geschichten, die man sich über Valerie erzählte – manche von ihnen klangen fast ein wenig märchenhaft.

Die Frau mit dem lilafarbenen Schal sah nun zu ihrem eigenen Laden, einem Wollladen, neben dessen Eingangstür zu beiden Seiten eine Stechpalme stand, und sie musste lächeln. Hier in dieser Gasse ansässig zu sein, bedeutete mehr Glück für sie, als sie sich jemals erhofft hatte. Ja, sie hatte schwere Zeiten durchlebt, Zeiten, an die sie nicht gern zurückdachte und über die sie niemals mit jemandem hier in der Valerie Lane gesprochen hatte, doch sie hatte all das hinter sich gelassen. Jetzt war sie einfach nur froh, ihren Hund zu haben, ihre gutherzigen Freunde und ihr eigenes Geschäft.

Sie rief das einzige männliche Wesen in ihrem Leben herbei, und es kam gleich freudig kläffend auf sie zugerannt. Dann zog sie den Schlüssel aus der Manteltasche, schloss die Tür direkt neben dem Laden auf und lief die Treppen hinauf. Ihr Hund folgte ihr. Oben an der Tür atmete sie noch einmal tief durch, bevor sie die gemütliche Wohnung betrat, die ihr Zuhause war, ihr jetzt zur Weihnachtszeit jedoch noch ein kleines bisschen stiller erschien als sonst.

Mit einer Tasse Marzipan-Kirsch-Tee aus dem Teeladen ihrer Freundin von gegenüber machte sie es sich auf dem Sofa bequem und sah sich einen Weihnachtsfilm an. Für einen kurzen Moment vergaß sie, wie sehr sie einmal enttäuscht worden war, und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass auch ihr an diesem Weihnachten die Liebe begegnete.

KAPITEL 1

Mit einem breiten Lächeln im Gesicht schloss Susan ihren Laden auf. Sofort strömte ihr der Geruch von getrockneten Orangenscheiben und Zimtstangen entgegen, die sie in Schalen überall im Geschäft aufgestellt hatte. An der Decke hingen festliche Girlanden, im Schaufenster standen ein Weihnachtsmann und Rentierfiguren. Ja, sie musste gestehen, sie liebte Weihnachten mit all dem Kitsch, den man zu dieser Zeit des Jahres in den großen Kaufhäusern der Umgebung fand. Erst am Tag zuvor hatte sie, sosehr es ihr auch widerstrebte, bei der Konkurrenz einzukaufen, mit Begeisterung die wundervollen Schaufensterdekorationen entlang der Cornmarket Street angesehen. Glücklicherweise verirrten sich oft genug Leute zu ihnen in die Valerie Lane, die von der Hauptstraße abging, und besonders das Weihnachtsgeschäft lief jedes Jahr so gut, dass Susan sich die folgenden Monate kaum Sorgen um ihre Finanzen zu machen brauchte.

Sie alle hier in der Valerie Lane liebten ihre kleine Straße, die gemütlichen Lädchen und die besondere Atmosphäre, die alles umgab. Manchmal kam es Susan so vor, als wäre Valerie mit ihrer guten Seele noch immer anwesend. Und dann dachte sie, besonders zur Weihnachtszeit, in der man doch tatsächlich noch an Engel glauben konnte, dass sie vielleicht sogar vom Himmel aus auf sie alle heruntersah und ihnen ihren Segen gab.

»Susan!«, hörte sie jemanden rufen.

Sie blickte sich um und sah Tobin auf sich zukommen. Er führte nebenan den Blumenladen Emily’s Flowers, den er nach seiner Grandma, die stille Teilhaberin war, benannt hatte. Tobin war erst seit einem Dreivierteljahr in der Valerie Lane, der Neuzugang unter ihnen, doch sie alle hatten ihn bereits ins Herz geschlossen. Er war ein echter Freund geworden, immer für andere da und immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Ja, er passte gut in die Valerie Lane, das dachte Susan in letzter Zeit sehr oft.

Sie ließ ihren Hund Terry, mit dem sie gerade einen kleinen Spaziergang unternommen hatte, von der Leine und wandte sich an Tobin, der mit seinem blonden Haar, der Stupsnase und dem spitzbübischen Lächeln nicht annähernd wie dreißig aussah.

»Guten Morgen, Tobin. Wie geht’s dir?«

»Prima, danke. Und dir?«

»Sehr gut. Ich erfreue mich an der Kälte und hoffe, dass wir endlich mal wieder weiße Weihnachten haben werden.«

»Na ja, es sind zweieinhalb Wochen bis Weihnachten, das Wetter kann sich noch ändern.«

»Nun nimm mir doch nicht meine Illusionen«, sagte Susan und lachte. »Sag mal, bleibt es bei unserer Verabredung?« Sie hatten abgemacht, in dieser Woche zusammen auf den Weihnachtsmarkt zu gehen.

»Ja, natürlich. Das wollte ich auch dich fragen. Wann hast du Zeit?«

Sie musste kurz überlegen. Es war Mittwoch, da traf sie sich immer abends mit ihren Freundinnen. »Wie wäre es mit morgen?«, schlug sie vor.

»Perfekt. Der Weihnachtsmarkt in der Broad Street eröffnet morgen, da haben wir es nicht weit.«

»Perfekt«, stimmte Susan zu.

»Gleich nach Ladenschluss?«, fragte Tobin lächelnd.

»Von mir aus gerne. Ich muss dann nur noch kurz mit Terry Gassi gehen und ihm sein Futter geben.«

»Warum nimmst du ihn nicht einfach mit?«, fragte Tobin, ging in die Knie und streichelte sein Fell.

»Es würde dir nichts ausmachen?«

»Ach, warum denn? Ich mag den kleinen Racker.«

»Hmmm …« Susan überlegte. »Auf diesen Weihnachtsmärkten ist es immer so voll, ich hab ein bisschen Angst, dass man meinen Kleinen niedertrampelt. Gehen wir besser ohne ihn, ja?«

»Wie du willst.« Tobin kraulte Terry hinter den Ohren und lachte. »Du hast ja einen hübschen Pulli an, mein Freund.«

»Hab ich selbst gestrickt«, informierte ihn Susan.

»Das hätte ich mir beinahe gedacht.« Er grinste. »Da sind ja Schneemänner drauf.«

»Wenn du willst, bekommst du auch so einen. Zu Weihnachten.«

Tobin verzog das Gesicht. »So gern ich den Winter mag, trage ich doch lieber schlichte Pullover. Aber Laurie kannst du bestimmt eine Freude mit so was machen. Die hab ich gestern in einem riesigen roten Kleid mit Sternen und Glitzer gesehen.«

Laurie, die Inhaberin des Teeladens, war im neunten Monat schwanger. Ende des Jahres sollte ihr erstes Baby zur Welt kommen, und sie und ihr Mann Barry, der außerdem ihr Teehändler war, freuten sich wie verrückt.

»Da wüsste ich aber gar nicht, ob ich ihn in Übergröße machen soll oder lieber schon fürs nächste Jahr.«

»Am besten ein paar Nummern kleiner. Kommt das Baby nicht bald?«

Susan nickte. »Gleich nach Weihnachten. Am 30. Dezember ist Stichtag.«

»Vielleicht wird es ja ein Christkind.«

»Wäre das nicht schön?« Susan strahlte, denn sie freute sich so unglaublich für ihre Freundin, die ihr Glück gefunden hatte.

»Du stehst wirklich auf Weihnachten, oder?«, fragte Tobin jetzt.

»Ich liebe Weihnachten über alles.« Immerhin waren da viele gute Dinge geschehen, so hatte sie zum Beispiel ihren Laden in der Vorweihnachtszeit eröffnet.

»Na gut, dann bis morgen Abend. Ich freu mich.«

Susan freute sich auch. Sie fand es einfach schön, mit einem Mann befreundet zu sein, von dem sie nichts zu befürchten hatte, da er ganz offensichtlich Gefühle für eine andere hegte. Tobin und Susan hatten sich in den letzten Monaten angefreundet und unternahmen öfter was zusammen. Natürlich achtete sie darauf, dass sie dennoch genügend Zeit für ihre Freundinnen hatte. Das waren neben Laurie aus dem Teeladen noch Ruby aus dem Antiquariat, Keira aus der Chocolaterie und Orchid aus dem Geschenkartikelladen. In Letztere war Tobin hoffnungslos verliebt, selbst wenn er es niemals zugegeben hätte, denn Orchid war seit Jahren in festen Händen. Allerdings spürte Susan jedes Mal, wenn die beiden aufeinandertrafen, eine gewisse Spannung, wie sie nur Verliebten zu eigen war, und die war wohl auch der Grund, weshalb Tobin nicht sehr häufig an ihren Mittwochabendtreffen teilnahm.

Sie hatten diese wunderbare Tradition, die Valerie Bonham eingeführt hatte, übernommen, und trafen sich jeden Mittwoch nach Ladenschluss in Laurie’s Tea Corner, wo jeder willkommen war, der ein offenes Ohr, eine Schulter zum Anlehnen, einen guten Ratschlag oder einfach eine Tasse Tee brauchte. Susan hätte für nichts auf der Welt auf diese Treffen verzichtet. Ein Leben ohne ihre Freundinnen konnte sie sich gar nicht mehr vorstellen. Sie war glücklich und dankbar, dass sie sie hatte.

»Komm doch heute Abend mal wieder in der Tea Corner vorbei«, sagte sie zu Tobin.

»Das geht nicht, ich habe nämlich ein Date.«

»Oh, ehrlich? Mit wem?«

»Mit Christine, du weißt schon, das ist die Krankenschwester, die über Rubys Laden wohnt.«

»Tatsächlich?«

Susan war überrascht. Denn Christine war mit ihren schwarzen Haaren und der eher molligen Figur so ein ganz anderer Typ als Orchid.

»Ja. Ich habe mir gestern beim Blumenbinden ziemlich tief in den Finger geschnitten und musste zum Arzt.« Er hob eine Hand hoch, und erst jetzt sah sie den Verband.

»Oje, du Armer. Ich hoffe, es ist nicht allzu schlimm?«

»Es musste genäht werden. Ja, und rate mal, wer mein Wehwehchen verbunden hat!«

»Christine?«

Er grinste. »Genau. Sie hat mich um ein Date gebeten. Ich dachte mir, warum nicht? Und nun gehen wir essen.«

Susan sagte ihrem Gegenüber nicht, dass er sich das Date auch sparen konnte, da sowieso nicht mehr daraus werden würde – da war sie sich einfach sicher. Aber hey, warum nicht nett essen gehen?

»Dann wünsche ich dir viel Spaß. Mit Christine.«

»Danke. Und ich wünsche dir einen geschäftigen Tag.«

Sie lächelte und sah Tobin hinterher, dann endlich betrat auch sie ihren Laden. Terry machte es sich sogleich in seiner Kuschelecke bequem, und Susan nahm sich ein paar Wollknäuel aus den vielen Regalfächern, in denen sie farblich sortiert untergebracht waren. Sie hatte soeben beschlossen, Tobin dennoch einen Pullover zu Weihnachten zu schenken. Wenn er keine Schneemänner mochte, würde der eben ganz schlicht ausfallen. Blau war eine Farbe, die ihm gut stand, sie passte perfekt zu seinen warmen Augen.

Um Punkt zwölf machte Susan wie jeden Tag Mittagspause. Sie nahm Terry mit, der sich gleich an seinem Lieblingsbaum erleichterte, und kaufte sich ein indisches Curry, das sie im Laden essen wollte. Denn sie schloss ihre Tür zwar jeden Mittag ab, blieb aber nie länger als eine Viertelstunde weg. Ihre Kunden wussten und schätzten das.

Als sie wieder in die Valerie Lane einbog, war Susan plötzlich nach einer guten heißen Tasse Tee. Deshalb machte sie noch einen kurzen Halt bei Laurie.

»Hallo, meine Liebe«, begrüßte ihre Freundin sie. Ihre Wangen passten farblich beinahe zu ihrem langen kirschroten Haar, so rosig waren sie. »Was kann ich dir Gutes tun?«

Susan staunte. Jedes Mal, wenn sie Laurie sah, kam ihr diese noch ein wenig runder vor. »Was kannst du mir empfehlen?«

»Wie ich sehe, hast du dir gerade etwas zu essen geholt?« Sie deutete auf die weiße Papiertüte in Susans Hand.

»Ich habe mir ein Gemüsecurry beim Inder gekauft.«

»Hmmm …«, machte Laurie und ließ den Blick über die Teedosen gleiten, die auf der Theke standen. Das waren die Sorten, die sie ausschenkte. In etlichen Regalen und einer alten Kommode, deren Schubladen offen standen, hatte sie all die Tees ausgestellt, die sie zum Verkauf anbot. Es waren unglaublich viele, sie kamen aus aller Welt. Susan hatte darunter schon einige ganz wunderbare Mischungen entdeckt, die sie zuvor nicht gekannt hatte. Ein Besuch bei Laurie war immer wie eine Reise in ferne Länder. »Wie wäre es mit einem Apfeltee? Der unterstreicht das Aroma von Gewürzen wie Kardamom und Koriander, die sicher in deinem Curry sind.«

»Eigentlich hatte ich eher an etwas Weihnachtliches gedacht.«

Laurie lächelte. Natürlich, denn sie wusste von ihrer Vorliebe für Weihnachten. »Dann nimm den Bratapfeltee.«

»Oh, das hört sich gut an. Immer her damit.« Susans Augen nahmen wie immer, wenn sie ihre Sinne öffnete, einen gewissen Glanz an – sie freute sich schon jetzt darauf, den Tee riechen und vor allem schmecken zu dürfen.

Laurie füllte einen großen Becher, und Susan gab ihr zwei Pfund achtzig.

»Ich bringe dir den Becher heute Abend wieder.«

»Alles klar. Lass es dir schmecken.«

»Danke. Du, Laurie …« Susan fiel im Gehen etwas ein, und sie drehte sich noch einmal um. Mit Blick auf Lauries dicken Bauch fragte sie: »Wollen wir in diesem Advent eigentlich wie üblich einen Weihnachtsmarkt organisieren?«

Es gab in Oxford wie in allen größeren Städten schon genügend festliche Märkte, aber sie hatten es dennoch schön gefunden, so etwas auch in der Valerie Lane zu veranstalten. Ein Weihnachtsmarkt, der über mehrere Wochen ging, wäre nicht möglich gewesen, da die meisten von ihnen bisher allein im Laden gestanden hatten. Inzwischen hatten Laurie und Keira Aushilfen, Ruby hatte ihren Freund Gary, der ihr im Laden half, und Tobin hatte die in der Valerie Lane ansässige Barbara halbtags eingestellt. Nur Orchid und sie selbst waren allein, doch für ein Wochenende ging es irgendwie immer. Im letzten Jahr zum Beispiel hatte Susan eine Bekannte aus dem Strickkränzchen gefragt, ob sie an ihrem Weihnachtsmarktstand aushelfen würde.

»Oh ja, natürlich. Auf jeden Fall! Ich liebe unseren Weihnachtsmarkt.«

»Aber nur, wenn du das auch wirklich schaffst. Es sind ja dieses Jahr besondere Umstände, und wir haben schon mal ein Jahr ausgesetzt.«

Das war das Jahr gewesen, in dem Rubys Mutter Meryl gestorben war. Meryl, die Inhaberin des Antiquitätenladens, war ganz plötzlich von ihnen gegangen. In dem Winter war ihnen allen nicht weihnachtlich zumute gewesen. Doch dann war Ruby in die Fußstapfen ihrer Mutter getreten, hatte den Laden übernommen und später daraus ein Antiquariat gemacht. Ruby war ihnen inzwischen eine genauso gute Freundin, wie Meryl es gewesen war. Sie alle erkannten Meryls Güte und ihr großes Herz in ihr wieder.

»Das war doch etwas ganz anderes«, widersprach Laurie. »Wir sollten unseren Weihnachtsmarkt unbedingt wie gewohnt stattfinden lassen. Ich kann nicht glauben, dass wir noch gar nichts Konkretes geplant haben. Wir haben zurzeit wohl einfach alle zu viel anderes im Kopf. Am besten sprechen wir das Thema heute Abend gleich an und finden einen passenden Termin, ja?«

Susan lächelte zufrieden. »Das machen wir. Hab noch einen schönen Tag, Laurie. Und grüß Barry von mir.« Sie wusste, dass Lauries Mann, seit sie schwanger war, jeden Mittag vorbeischaute und ihr etwas zu essen brachte.

»Danke, das werde ich.«

Laurie strahlte, und Susan überquerte die kleine kopfsteingepflasterte Straße, den Bratapfeltee in der Hand, dessen Duft ihr in die Nase stieg und auch ihr Gesicht erstrahlen ließ. Weihnachten war nah, ganz nah, und sie hoffte, dass die nächsten Wochen ganz langsam vergingen, damit sie jeden Moment voll auskosten konnte.

KAPITEL 2

Als sie am Abend Laurie’s Tea Corner betrat, musste Susan wie immer lächeln. Denn mit dem Öffnen der Ladentür boten sich ihr wieder einmal ein ganz besonderes Bild und eine wunderbare Atmosphäre. Ihre vier Freundinnen saßen bereits in heimeliger Runde beisammen, tranken wohlduftenden Tee und lachten über dies oder das.

»Guten Abend, Susan und Terry«, sagte Laurie, »schön, dass ihr hier seid.«

Susan schickte Terry in die Ecke, in der er es sich immer bequem machte, wenn sie ihn mittwochabends mit rüberbrachte. Laurie hatte extra für ihn eine kuschelige Decke auf den Boden gelegt.

»Das riecht ja herrlich. Bekomme ich auch so was, was immer es ist?«

»Das ist Sternanis-Orangen-Tee, und natürlich bekommst du einen Becher«, sagte Laurie und schenkte ihr ein.

Ihr fiel der Becher vom Mittag ein, den sie sich in die Manteltasche gesteckt hatte, und sie stellte ihn auf die Theke. An einem der Fenstertische entdeckte sie Mr. Monroe, einen Anwohner der Valerie Lane, und Mary, Keiras Mutter, und winkte ihnen zu. Die beiden hatten einige Monate zuvor miteinander angebandelt, als sie sich an einem Mittwochabend in der Tea Corner begegnet waren. Seitdem waren sie ein Herz und eine Seele. Auch jetzt unterhielten sie sich angeregt.

Susan setzte sich auf den leeren Platz zwischen Ruby und Keira und tätschelte beiden die Hände. »Wie geht es euch?«

»Sehr gut, und dir?«, erwiderte Keira.

»Mir geht es großartig, ich liebe die Vorweihnachtszeit, wie du weißt.« Leiser fragte sie: »Sag mal, deine Mum scheint ja richtig verknallt in Mr. Monroe zu sein?«

»Oh ja. So habe ich sie noch nie gesehen«, ließ Keira sie wissen. »Ich finde es so schön, dass wir die beiden zusammengebracht haben.«

»Das dürfte dann ja wohl mein Verdienst sein«, meldete Orchid sich zu Wort.

Sie war stolz darauf, die Kupplerin unter ihnen zu sein. Schließlich hatte sie auch schon Laurie und Barry auf die Sprünge geholfen, als die beiden sich damals so schüchtern aneinander herangetastet hatten, dass sie wohl ohne Orchids Hilfe immer noch über nichts anderes als Tee reden würden.

»Ach komm, eigentlich war das ein Gemeinschaftsding, oder?«, fragte Susan. »Immerhin habe ich Mary beim Frühlingsfest eingespannt. Sie hat mir an meinem Stand geholfen, und an dem Tag hatten die beiden ihr erstes Date.«

»Wenn ich Mr. Monroe aber nicht verraten hätte, dass Mary auf gelbe Rosen steht, und er sie ihr nicht geschenkt hätte, was sie als Zeichen des Schicksals betrachtet hat, hätte sie sich vielleicht nie in ihn verliebt.«

»Nun hört schon auf, Mädels. Die Hauptsache ist, meine Mutter ist glücklich, egal, wer nun was zu ihrem Glück beigetragen hat«, schlichtete Keira die kleine Zankerei und wandte sich an Ruby, die nie sehr viel sagte, sondern lieber stille Zuhörerin war. »Wie geht es denn deinem Dad, Ruby?«

»Dem geht es sehr gut, danke der Nachfrage. Seit Gary bei uns eingezogen ist, hat er einen neuen besten Freund. Die beiden spielen ständig Schach oder Schiffeversenken. Daddy isst sogar ab und zu wieder ganz normal mit, besonders wenn Gary kocht.«

Gary hatte nach einer schlimmen Tragödie jahrelang auf der Straße gelebt, genauer gesagt an der Ecke Cornmarket Street und Valerie Lane. Ruby und er hatten schon immer eine besondere Verbindung gehabt, die sich mit der Zeit in Liebe verwandelt hatte. Im Juni war Gary bei Ruby und ihrem, nun ja, ein wenig verwirrten Vater Hugh eingezogen und hatte ihrer beider Leben positiv verändert. Ruby, die nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter ihr Studium in London hatte aufgeben und zurück nach Oxford ziehen müssen, um sich um ihren Vater und den Laden zu kümmern, war wie ausgewechselt. Sie hatte ihre Traurigkeit abgelegt, war zwar noch immer sehr introvertiert, denn so war Ruby einfach, aber sie lief viel öfter mit einem Strahlen im Gesicht umher.

»Er will nicht mehr eine ganze Woche lang nur Bananen essen?«, fragte Susan.

»Oder Gewürzgurken?« Orchid kicherte.

Ruby schüttelte den Kopf. »Er hat zwar noch immer seine festen Wochen, in denen er sich auf ein ganz bestimmtes Nahrungsmittel konzentriert, aber er akzeptiert jetzt auch mal kleine Abweichungen. Wenn zum Beispiel Bohnen an der Reihe sind, gibt er sich mit Burritos zufrieden. Sind es Nudeln, isst er sie mit allen möglichen Saucen und Beilagen. Ich bin wirklich erleichtert, dass er sich in der Hinsicht ändert, das ist außerdem viel gesünder.«

Allerdings. Susan mochte sich gar nicht vorstellen, wie die Verdauung verrücktspielen musste bei einer Woche Bananen und nichts anderem.

»Das freut mich für dich, Kleines«, sagte sie zu Ruby. »Du kannst deinen Dad gerne mal wieder an einem Mittwochabend mitbringen, wenn er Lust hat. Und Gary natürlich auch.«

Ihr fiel auf, dass die beiden Männer schon seit einer ganzen Weile nicht mehr dabei gewesen waren.

»Würde ich, aber die zwei gehen mittwochabends jetzt immer zum Bowling. Da gibt es einen Rentnerrabatt.«

»Ist ja toll. Wie lieb von Gary, dass er so viel mit deinem Vater unternimmt.«

»Ja, er ist ein Schatz«, bestätigte Ruby und sah dabei ganz glückselig aus.

»Was gibt es sonst Neues?« Susan sah in die Runde. »Orchid, wie läuft es mit Patrick?«

Orchid und Patrick waren seit dreieinhalb Jahren ein Paar.

»Alles beim Alten.«

Hm, das ist aber eine knappe Antwort, dachte Susan und überlegte, ob sie nachhaken sollte. Nicht, weil sie so neugierig war, sondern weil sie unbedingt herausfinden wollte, ob zwischen Orchid und Tobin nicht doch mehr möglich wäre. Natürlich wollte sie Orchid und ihren Patrick nicht auseinanderbringen, aber sie hatte Tobin so gern, und er verdiente es ihrer Ansicht nach einfach, dass die Frau, die er anbetete, seine Gefühle erwiderte. Zu dumm nur, dass er sich ausgerechnet Orchid ausgesucht hatte.

»Wie verbringt ihr Weihnachten?«, erkundigte sie sich also nun bei Orchid.

»Wie immer bei meinen Eltern. Phoebe, Lance und Emily kommen auch. Wir essen ganz traditionell Plumpudding, trinken Glühwein und spielen Schrott-Wichteln.« Phoebe war Orchids Schwester, Lance deren wunderbarer Ehemann und Emily ihr zuckersüßes Baby.

»Was ist denn Schrott-Wichteln?«, fragte Laurie.

»Kennst du das nicht? Das ist wie normales Wichteln. Man verpackt kleine Geschenke und häuft sie in der Mitte des Tisches auf. Es wird reihum gewürfelt, wer eine sechs hat, darf sich eins nehmen. Wenn alle Päckchen weg sind, darf man bei den anderen klauen. Das ist lustig, vor allem, weil man beim Schrott-Wichteln statt hübscher Geschenke irgendwelche billigen, unnützen Dinge verpackt, die man entweder seit Jahren im Schrank hat und nicht mehr braucht oder die man im Poundland für ein Pfund besorgt.«

»Wie zum Beispiel?«

»Lass mich überlegen … Letztes Jahr hab ich eine Suppenkelle und eine Packung Kondome bekommen.«

Keira lachte. »Wer hat die denn verpackt?«

»Das war Phoebe. Meine Schwester hat einen komischen Humor.« Sie verzog das Gesicht.

»Na, man soll doch das verpacken, was man selbst nicht mehr benötigt, und Kondome brauchte sie letztes Jahr zu Weihnachten nun wirklich nicht mehr, da war sie hochschwanger.«

»Stimmt. Genauso wie unsere Laurie dieses Jahr zu Weihnachten hochschwanger ist«, schwärmte Susan.

Ihr entging Rubys sehnsüchtiger Blick, der auf Lauries Bauch fiel, nicht. Ob sie sich wohl ebenso Kinder wünscht?, fragte sie sich. Vor einigen Wochen hatte Ruby ihnen anvertraut, dass Gary schon einmal verheiratet gewesen war und auch ein Kind gehabt hatte. Seine Frau und der Kleine waren bei einem Autounfall gestorben, und Gary hatte Ruby gesagt, dass er kein zweites Mal eine Familie gründen wollte – zu sehr schmerzte die Erinnerung.

»Ja, und was ich besonders genießen werde, ist, dass ich essen kann, was und so viel ich will«, sagte Laurie nun und streichelte ihre Kugel.

»Nur den Champagner im Haus deiner Eltern musst du leider diesmal weglassen«, warf Keira ein. Laurie und Keira waren seit Jahren die allerbesten Freundinnen.

»Hab ich euch das noch gar nicht erzählt? Die Schickimicki-Party bei meinen Eltern fällt in diesem Jahr aus, da die beiden Weihnachten auf Maui verbringen werden.«

»Wo ist Maui?«, fragte Orchid.

»Hawaii, glaube ich. Wie auch immer, sie sind nicht da, und ich muss keinen ganzen Abend lang mit einem aufgesetzten Lächeln herumlaufen und die Fragen der High-Society-Ladys beantworten. ›Warum hast du denn nur einen Teeladen eröffnen müssen?‹ – ›Weshalb wirst du nicht endlich Mitglied im Country Club?‹ – ›Denkst du über eine Hautstraffung nach der Geburt des Kindes nach?‹«

Lauries Eltern waren stinkreich. Ihr Vater William besaß eine Wellnesscenter-Kette, und ihre unausstehliche Mutter kannte keine anderen Gesprächsthemen als Botox und Designermode. Laurie hatte sich oft genug bei ihren Freundinnen über die beiden ausgelassen. Wobei sie ihren Vater trotz seines Snobismus um Welten lieber hatte als ihre Mutter. Eigentlich war er sogar ein echt netter Kerl, er hatte Ruby zu ihrer Ladenneueröffnung einen großen Karton mit wertvollen Büchern aus seiner hauseigenen Bibliothek überlassen.

»Wie schade. Dabei hattest du dich so auf die Weihnachtsfeier gefreut«, sagte Keira und zwinkerte Laurie zu.

»Ja, schaaade.« Laurie zwinkerte zurück.

»Apropos Weihnachten und feiern«, warf Susan ein. »Laurie und ich haben vorhin schon kurz drüber gesprochen. Wollen wir in diesem Jahr wie gehabt einen Weihnachtsmarkt veranstalten?«

»Auf jeden Fall!«, kam es sofort von Orchid.

Keira nickte. »Selbstverständlich. Solange Laurie sich fit genug fühlt?«

Alle sahen Laurie an.

»Ich würde sogar an meinem Stichtag dabei sein, wenn der früher wäre!«

»Da bin ich aber froh«, sagte Ruby. »Ich habe nämlich schon eine besondere Idee, was ich in diesem Jahr verkaufen könnte.«

Susan fragte sich, was das wohl sein mochte. In den letzten Jahren hatte Ruby, die im Gegensatz zu den anderen nichts aus ihrem Laden anbieten konnte, weil es sonst eher nach einem Flohmarktstand als nach einem Weihnachtsmarktstand ausgesehen hätte, meist etwas Selbstkreiertes verkauft. Im Jahr zuvor hatten sie und Ruby sich an ein paar Abenden getroffen und zusammen kleine Wichtel gebastelt, die Ruby aus massiver Pappe zusammengeklebt und bemalt und denen Susan dann Mäntelchen und Mützchen gehäkelt hatte. Die hatte Ruby für sechs Pfund das Stück verkauft, wovon sie die Hälfte an das Obdachlosenheim gespendet hatte.

»Willst du diese hübschen Lesezeichen verkaufen, die du bei dir im Laden anbietest?«

Ruby machte sie selbst im Vintage-Stil, und sie waren wirklich außergewöhnlich. Susan hatte ihr inzwischen schon fünf Stück abgekauft.

»Nein, ich habe an etwas ganz anderes gedacht.« Alle sahen sie neugierig an. »An Marmelade.«

»Etwa …?« Lauries Augen begannen zu glänzen.

»Ganz genau, Valeries berühmte Kirschmarmelade. Ich habe noch haufenweise Schattenmorellen eingefroren.«

Die Legende besagte, dass die gute Valerie ihre Marmelade aus den Schattenmorellen des Baumes am Ende der Straße gemacht hatte. Dieser stand bis heute dort und trug jeden Sommer aufs Neue so viele Früchte, dass jede von ihnen sie kiloweise mit nach Hause nahm.

»Ooooh, wie toll«, rief Keira aus. »Steht denn in einem der Tagebücher das Rezept dafür?«

Was sie alle nämlich erst seit Kurzem wussten, war, dass Ruby Valeries Tagebücher besaß. Sie hatte sie als Kind unter einer Holzdiele im Antiquitätenladen ihrer Mutter gefunden, der ja vor langer Zeit Valerie Bonham gehört hatte. Ruby hatte ihr Geheimnis all die Jahre für sich behalten und die Freundinnen erst im vergangenen Sommer daran teilhaben lassen. Susan war ein wenig verletzt gewesen, dass Ruby ihnen so etwas Bedeutendes vorenthalten hatte. Dann allerdings hatte sie sich ins Gedächtnis gerufen, dass auch sie einiges vor ihren Freundinnen verbarg, und das hatte sie milder gestimmt. Jeder Mensch hütete doch Geheimnisse, und die meisten hatten gute Gründe dafür.

»Ja, in Buch Nummer sieben steht das Rezept«, erzählte Ruby ihnen nun.

Seit das Geheimnis gelüftet war, brachte Ruby an jedem Mittwochabend eines der Tagebücher mit und las ihnen daraus vor. Sie waren erst beim dritten Buch angelangt, doch Susan fand das ganz gut, denn so würden sie noch eine kleine Weile etwas davon haben.

»Ich finde die Idee großartig«, sagte Laurie.

Ruby lächelte verzückt. »Ich dachte mir … dass ich sogar noch eine zweite Sorte anbieten könnte.«

»Von Valerie?«, wollte Orchid wissen. Sie saß im Schneidersitz auf ihrem Stuhl und spielte mit dem Ende ihres blonden Pferdeschwanzes.

»Nein. Die Weihnachtsmarmelade meiner Mutter.«

Susan war für einen Moment von Nostalgie ergriffen. »Die mit Äpfeln und Zimt?«

Ruby nickte.

»Die habe ich geliebt. Ich fände es wundervoll, wenn du sie auf unserem Weihnachtsmarkt verkaufen würdest. Ganz, ganz wundervoll.«

Die anderen stimmten Susan zu, denn sie alle (außer Orchid, die war damals noch nicht in der Valerie Lane gewesen und hatte sie leider nie kennengelernt) vermissten Meryl schrecklich. Es wäre doch eine schöne Sache, eine ihrer Traditionen wieder aufleben zu lassen. Susan erinnerte sich gut daran, wie Meryl jedes Jahr im Dezember Dutzende Gläser Weihnachtsmarmelade gekocht und jeder von ihnen einige geschenkt hatte. Es waren keine simplen Marmeladengläser gewesen, nein, sie waren beklebt mit goldenen Glitzersternen und einem weißen Schild mit goldenem Glitzerrand, auf das Meryl in schnörkeliger Schrift Weihnachtsmarmelade und das Datum der Herstellung geschrieben hatte. Jedes Glas war zudem mit einer goldenen Schleife verziert gewesen.

»Susan hat recht«, sagte Laurie. »Das solltest du auf jeden Fall tun. Eine tolle Idee.«

Keira stimmte ihr begeistert nickend zu.

»Oh, seht mal, wer da kommt!«, rief Orchid, und sie alle blickten zum Fenster, an dem in diesem Augenblick ihre liebe alte Freundin Mrs. Witherspoon mit ihrem Göttergatten Humphrey vorbeiging. Humphrey hielt seiner Liebsten die Tür auf, und sie betraten den Laden.

Laurie erhob sich sofort, was ihr gar nicht mehr so leichtfiel.

»Hallo, Mrs. Witherspoon. Humphrey. Wir freuen uns, dass Sie uns beehren.«

»Hallo, ihr Lieben«, erwiderte Mrs. Witherspoon, die bereits auf die neunzig zuging.

Humphrey zog zum Gruß seine blaue Flugkapitänsmütze, die seiner Zeit als Pilot entstammte und ohne die er nie aus dem Haus zu gehen schien. Er verbeugte sich. »Ladys, es ist mir eine Freude.«

Susan musste schmunzeln. Laurie bot den beiden Tee an. Dann versuchte sie, einen der metallenen weißen Tische heranzuziehen, damit sie in größerer Runde beisammensitzen konnten. Sofort eilte Susan ihr zu Hilfe. »Du sollst so schwere Sachen nicht mehr machen, Laurie.«

Orchid zog zwei Stühle heran, auf die die beiden Alten sich nun setzten.

»Wie geht es dir, Laurie?«, fragte Mrs. Witherspoon interessiert. »Wann ist es denn so weit?« Die Gute war früher einmal Hebamme gewesen und hatte Tausenden Kindern auf die Welt geholfen.

»Stichtag ist der 30. Dezember, und mir geht es fantastisch, danke der Nachfrage. Na ja, ich kann zwar meine Schnürsenkel nicht mehr allein zubinden, und nachts schlafen kann ich überhaupt nicht mehr, weil die Kleine mich so tritt, aber …«

»Die Kleine?«, fragte Orchid. »Es wird ein Mädchen?«

Laurie errötete. »Ja … Ich weiß, ich weiß, eigentlich hatten wir vor, uns überraschen zu lassen. Barry war nun allerdings so neugierig, dass er die Ärztin bei unserem letzten Termin einfach gefragt hat, während ich mich wieder angekleidet habe. Und verheimlichen kann mein Mann mir rein gar nichts. Ich weiß es seit zwei Tagen.«

Susan schüttelte belustigt den Kopf. Laurie und Barry konnten wirklich überhaupt nichts voreinander geheim halten. Nur zu gut erinnerte sie sich an die Hochzeit der beiden, die an einem warmen Augusttag stattgefunden hatte. Sie alle waren dabei gewesen und hatten Laurie in ihrem wunderschönen weißen Kleid bestaunt, unter dem man bereits eine kleine Wölbung hatte erkennen können. Natürlich hatte der Bräutigam das Kleid schon lange vor der Hochzeit gesehen, und auch die Gelübde hatten sie miteinander geprobt. Aber Susan glaubte kaum, dass das im Fall von Laurie und Barry Unglück bringen würde. Die beiden waren einfach füreinander geschaffen.

»Oh, ich freu mich für dich«, sagte Ruby, erhob sich und umarmte Laurie.

»Habt ihr schon einen Namen?«, wollte Orchid wissen.

»Wir sind uns noch nicht ganz einig. Ein paar hübsche Ideen haben wir aber.«

»Lass hören!«

»Barry findet Delphine total schön. Ich hätte lieber etwas Klassisches wie Clara oder Joanna.«

»Ich finde, die hören sich alle schön an«, sagte Ruby.

»Mrs. Witherspoon, Sie haben in Ihrem Beruf doch sicher einige außergewöhnliche Namen zu hören bekommen, oder?«, fragte Keira. »Waren da auch ein paar verrückte dabei? Nennen auch ganz normale Leute ihre Kinder Apple oder Brooklyn, oder tun das nur die Prominenten?«

Mrs. Witherspoon legte eine Hand ans Kinn und runzelte die Stirn. Sie schien zu überlegen. Dann zeigte sie ihnen ihr entzückendes Lächeln. »Oh ja, da waren einige außergewöhnliche Namen dabei. Eine junge Mutter hat ihr Kind zum Beispiel Caramel genannt, weil es während der Schwangerschaft ihre liebste Süßigkeit gewesen war. Ein sehr religiöses Paar hat sein Kind Jesus Christ genannt. Einige haben ihre Kinder nach dem Ort benannt, an dem sie gezeugt worden waren, darunter Milano oder Athens. Und dann waren da noch die Paare, die einen bestimmten Nachnamen hatten und unbedingt wollten, dass ihr Kind haargenau so heißt wie eine berühmte Persönlichkeit.«

»Nennen Sie uns ein Beispiel«, bat Susan.

»Hm, lasst mich überlegen. Da hatten wir einen Mr. und eine Mrs. Shakespeare, die 1962 einen kleinen Jungen auf die Welt brachten.«

Susan war schwer beeindruckt, wie gut das Gedächtnis der alten Dame noch immer war.

»Sagen Sie bloß, die haben den Kleinen William getauft?«, wollte Orchid wissen.

»Und ob.« Mrs. Witherspoon lachte. »Es gab auch einen Mr. und eine Mrs. Churchill.«

»Nein, das arme Kind«, bemitleidete Keira den jungen Winston, der inzwischen ein Erwachsener sein musste. Ob er wohl ebenfalls Politiker geworden war?

»Erzählen Sie uns mehr!«, bat Orchid.

»Ach, Kinder, es gab so viele Namen. So viele Babys.«

Mrs. Witherspoons Gesicht nahm einen nostalgischen Ausdruck an. Die Gute hatte zu ihrem Leidwesen nie selbst Kinder bekommen, was Susan unglaublich traurig fand. Denn dann hätte sie jetzt eine Familie gehabt, die sich um sie kümmerte. Hätte sie die Frauen aus der Valerie Lane und natürlich auch ihren Humphrey nicht, wäre sie wirklich arm dran. Aber glücklicherweise war sie im hohen Alter noch einmal der Liebe begegnet und seit einem halben Jahr nun Mrs. Graham – für sie alle würde sie dennoch immer Mrs. Witherspoon bleiben.

»Darf ich noch jemandem Tee nachschenken?«, fragte Laurie.

Ruby und Keira nahmen dankend an. Und Orchid erzählte Mrs. Witherspoon, dass sie auch in diesem Jahr wieder einen Weihnachtsmarkt planten.

»Oh, wie fein. Euren Weihnachtsmarkt mag ich am allerliebsten. Er ist so schön gemütlich und persönlich. Er wird dir gefallen, Humphrey.«

»Na, da bin ich gespannt. Was verkaufen Sie denn so auf diesem Markt?«

»Da überlegen wir uns jedes Jahr etwas Neues«, ließ Laurie ihn wissen. »Ich zum Beispiel biete immer ein paar weihnachtliche Teesorten an. Die kann man gleich draußen am Stand trinken, um sich aufzuwärmen, oder auch hübsch verpackt kaufen. So ein Tee ist ein schönes Weihnachtsgeschenk.«

Humphrey sah zu Keira, die neben Laurie saß. »Und Sie?«

»Ich kreiere jedes Weihnachten ein paar ganz besondere Pralinen oder Plätzchen. In diesem Jahr wird auf jeden Fall etwas mit Marzipan dabei sein, denke ich. Ich könnte mich zurzeit in Marzipan hineinsetzen.«

Oh, dachte Susan. Sind das etwa ganz spezielle Gelüste, die Keira da verspürt? Sie wusste, wie sehr diese sich ebenfalls ein Baby wünschte. Sie und Thomas waren zwar noch nicht mal ein Jahr zusammen, doch sie ahnte irgendwie, dass der Nachwuchs nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Bald würde wahrscheinlich eine ganze Schar von Kindern in der Valerie Lane umherlaufen. Bei solchen Gedanken wurde Susan wie immer ein wenig traurig. Sie setzte aber ein Lächeln auf und antwortete Humphrey, der nun auch sie fragte.

»Ich werde wahrscheinlich wieder selbst gestrickte Schals und Handschuhe verkaufen, die kommen immer sehr gut an.«

»Oho. Ich weiß, wer einen neuen Schal gut gebrauchen könnte«, sagte er und schielte zu seiner Liebsten hinüber.

Mrs. Witherspoon brauchte einen neuen Schal? Sie hatte ihr doch erst einen gestrickt, oder? Bei genauerem Überlegen wurde ihr bewusst, dass das auch schon wieder eine ganze Weile her war. Sie hätte ihr sofort einen neuen gefertigt, doch wie es schien, hatte Humphrey eine Idee für ein Weihnachtsgeschenk, und die wollte sie ihm nicht verderben.

»Meine Lieblingsfarbe ist ja zurzeit Grün«, gab Mrs. Witherspoon Humphrey einen kleinen Wink mit dem Zaunpfahl. »Ruby, was hast du denn vor, an die Leute zu bringen?«

»Ich hab’s schon erzählt, bevor Sie gekommen sind. Dieses Jahr werde ich etwas ganz Besonderes anbieten, das mir sehr am Herzen liegt. Marmelade. Kirschmarmelade nach dem Rezept der guten Valerie und die Weihnachtsmarmelade meiner Mum.«

Mrs. Witherspoon legte beide Hände ans Herz. »Meryls Weihnachtsmarmelade … Ich erinnere mich noch so gut daran, dass sie mir jedes Jahr im Dezember ein Glas vorbeigebracht hat. Weißt du noch? Schon als du ein kleines Kind warst, hat sie dich immer mitgenommen.«

»Ja, das weiß ich noch.« Ruby lächelte mit Tränen in den Augen. Auch alle anderen wurden sentimental.

»Ach, mein gutes Kind. Das ist eine so schöne Idee. Ich habe die Weihnachtsmarmelade richtig vermisst, wie deine liebe Mutter. Aber du bringst sie wieder ein Stück weit zu uns zurück. Und das nicht nur mit deiner Marmelade, Herzchen.«

Jetzt musste Ruby sich ein paar Tränchen wegwischen und die Nase schnäuzen. Susan legte ihr einen Arm um die Schultern.

Als sie sich alle wieder gefangen hatten, fragte Mrs. Witherspoon die Letzte im Bunde. »Und was ist mit dir, Orchid?«

»Es ist zwar sehr aufwendig, aber ich glaube, ich verkaufe selbst gemachte Kerzen. Die sind schon im Laden superbeliebt. Wenn die so gut laufen, wie ich es mir erhoffe, kann ich Patrick vielleicht sogar doch noch ein Silvesterwochenende in Paris schenken.«

»Paris …«, schwärmte Laurie.

»Paris ist eine grandiose Stadt«, meldete Humphrey sich zu Wort. »Ich bin sehr oft hingeflogen. Manchmal hatte ich einen Tag Aufenthalt zwischen zwei Flügen. Falls Sie hinfahren, sollten Sie unbedingt die Champs-Élysées entlangflanieren. Und Sacré-Cœur ist immer einen Besuch wert.«

»Alles klar. Falls es was wird mit der Reise, werde ich mich wegen Sightseeing-Tipps bei Ihnen melden.«

»Immer gern.«

»Waren Sie schon mal in Paris?«, fragte Ruby Mrs. Witherspoon nun.

»Ich? Nein, nein, mein Kind. Ich bin in meinem ganzen Leben nicht aus England rausgekommen.«

So ging es Susan auch. Sie hatte es kein einziges Mal über die Grenze geschafft. Ja, einmal hatte sie eine Reise in die Ferne geplant, die hatte dann aber leider nicht stattgefunden …

»Nun seht mich doch nicht alle so mitleidig an.« Mrs. Witherspoon lachte. »Ich finde das gar nicht schlimm. Ich bereue kein bisschen, dass ich nie in Paris oder sonst wo war. Hier in Oxford bin ich zu Hause, hier habe ich alles, was ich brauche, und jetzt habe ich ja Humphrey, der mir von fernen Ländern erzählen kann.«

Susan freute sich aufs Neue, dass Mrs. Witherspoon Humphrey gefunden hatte. Wie schön es doch war, besonders an Weihnachten nicht allein zu sein.

Sie sah zu Mr. Monroe und Mary hinüber, die sich noch immer angeregt unterhielten. Und Humphrey, der ihr schräg gegenübersaß, nahm die Hand seiner Frau nun in seine. Ja, die Liebe lag in der Luft, und hätte Susan den Männern nicht schon längst abgeschworen, hätte sie sich beim Anblick dieser charmanten Herren vielleicht davon überzeugen lassen, dass es doch noch gute gab. Nur sie hatte solch einen leider nicht gefunden, für sie war die Liebe nicht bestimmt.

Sie seufzte innerlich und spürte, wie etwas an ihrem Bein zog. Es war Terry, der anscheinend bereit für seinen Gute-Nacht-Spaziergang war.

»Ich glaube, ich werde mich so langsam verabschieden«, ließ sie die anderen wissen und streichelte Terry über sein Köpfchen. Wie dankbar sie war, ihn zu haben.

»Ruby hat uns doch noch gar nicht vorgelesen«, sagte Keira.

Stimmt, das hatte sie noch nicht. Susan wusste, dass sie es erst tun würde, wenn alle anderen gegangen waren. Die Tagebücher waren nur für die fünf Freundinnen bestimmt.

»Ich weiß, aber es ist spät, und Terry möchte Gassi gehen. Ich höre beim nächsten Mal wieder zu, ja?«

»Da kommen auch schon Gary und mein Dad, um mich abzuholen«, sagte Ruby, als die Ladentür geöffnet wurde.

»Wie schade.« Laurie schien ehrlich traurig zu sein.

»Wie wäre es denn, wenn wir uns morgen Abend zu fünft treffen und Ruby uns vorliest?«, schlug Keira vor.

»Morgen kann ich leider nicht«, sagte Susan, verschwieg aber, dass sie vorhatte, mit Tobin auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Das hätte nur wieder Orchid aufgeregt, die sich immer mehr als seltsam benahm, wenn von Tobin die Rede war.

»Ich auch nicht«, kam ihr ausgerechnet Orchid zu Hilfe. »Patrick und ich sind zu einer Geburtstagsfeier eingeladen.«

»Und Freitag?«, fragte Laurie hoffnungsvoll.

Da konnten alle, und deshalb verabredeten sie sich für Freitagabend um acht bei Laurie zu Hause, damit diese sich ein bisschen schonen konnte. Jeder wollte etwas zu essen mitbringen, und sie würden einen netten Abend ganz zu Ehren Valeries verbringen. Susan freute sich schon darauf, jetzt aber wollte sie endlich Terry seinen Wunsch erfüllen und mit ihm spazieren gehen.

Sie verabschiedete sich von allen und nahm ihren Cockerspaniel an die Leine. Als sie aus der Tea Corner trat, fielen dicke Schneeflocken vom Himmel. Susan legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Schnee … Nur für sie.

»It’s beginning to look a lot like Christmas …«, sang sie vor sich hin und ging mit Terry die Valerie Lane hinunter.

KAPITEL 3

»Bist du bereit?«, fragte Tobin, der den Kopf in Susan’s Wool Paradise steckte und sie inmitten eines Berges voll Selbstgestricktem vorfand. »Was tust du denn da?«

Susan lachte und löste sich aus einem langen, bunt gestreiften Schal, der sich um sie gewickelt hatte, als sie die vielen Sachen, die sie im Laufe des Jahres für ihr besonderes Projekt gestrickt hatte, zählen wollte.

»Ich habe mich gerade ein wenig verheddert. Bin aber gleich für dich da. Ich kann auch morgen weiterzählen.«

»Und was zählst du, wenn ich fragen darf? Etwa Schals?« Tobin trat in den Laden und bückte sich, um den schwanzwedelnden Terry zu kraulen.

»Du hast es erfasst. Schals. Und Handschuhe und Mützen und Socken.«

»Hast du die etwa alle selbst gemacht?« Er staunte.

»Das habe ich. Für die Leute, die ich Heiligabend immer im Obdachlosenheim besuchen gehe.«

»Susan, du bist echt unglaublich, weißt du das?«

»Ach …« Sie winkte ab.

»Nein, ehrlich. Du tust so viel Gutes. Hast du nicht am Valentinstag eine ähnliche Aktion gemacht?«

»Die hundert Paar Handschuhe nach Valeries Vorbild? Ja, die habe ich mit Müh und Not noch rechtzeitig fertigbekommen. Ich dachte schon, ich schaffe nur achtzig oder neunzig.«

Tobin schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Unglaublich, sag ich ja.«