Das Zwölf-Propheten-Buch 10-11a - Harald Schneider - E-Book

Das Zwölf-Propheten-Buch 10-11a E-Book

Harald Schneider

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Beschreibung

Das Zwölf-Propheten-Buch, auch als die kleinen Propheten bekannt, hat einen großen Einfluss auf andere Propheten im Alten Testament und auf das Neue Testament ausgeübt, wo es insgesamt 33 Mal zitiert wird. Das Zwölf-Propheten-Buch wird neu übertragen und kommentiert. Es wird als ein apokalyptisches Werk vorgestellt, das erstaunlich klare Informationen zum Ende der Sieben Sonnenzeiten liefert. Eine intakte Kommunikation zwischen Gott und seine Propheten wird vorausgesetzt, was einer kritischen Hinterfragung standhält. In 5 Sonderbeiträgen in Haggai (3) - Sacharja 1-8 (2) und mit 17 farbigen Grafiken wird der Ertrag einzelner Passagen herausgestellt.

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Inhaltsverzeichnis

Das Buch Haggai

Vorwort

Einleitung

Hag 1,1

[War Haggai Serubbabels Onkel?]

Hag 1,2

Hag 1,3-7

Hag 1,8-11

Hag 1,12-15

Hag 2,1-3

Hag 2,4-5

Hag 2,6-9

[Die Chronologie ab dem Buch Baruch]

Hag 2,10-14

Hag 2,15-16

Hag 2,17-23

[Die Zeitenwende in Hag 2,10.19 und Hag 2,20-23]

Das Buch Sacharja

Vorwort

Sach 1,1-6

Sach 1,7-11

Sach 1,12-17

Sach 2,1-4

Sach 2,5-17

Sach 3,1-10

Sach 4,1-14

Sach 5,1-4

Sach 5,5-11

Die Ordnung der acht Visionen des Sacharjas]

Sach 6,1-8

Die zwei Siebener, Zeitrechnung der Apokalyptik]

Sach 6,9-15

Sach 7,1-7

Sach 7,8-14

Sach 8,1-8

Sach 8,1-15

Sach 8,16-23

Vorwort zu Haggai

Das Buch Haggai gehört zusammen mit Sacharja und Maleachi zu den nachexilischen Büchern im Korpus des Zwölfprophetenbuches. Zusammen mit Sacharja wirkte Haggai nach der Rückkehr aus dem Exil als Prophet (Hag 1,1) und Bote Jehovas (Hag 1,13). Im Zentrum stand der Wiederaufbau des Tempels Jehovas in Jerusalem. Haggai gebraucht vier Zeitangaben:

Hag 1,1

2. Jahr Darius, 6. Monat, 1. Tag

Hag 1,15

2. Jahr Darius, 6. Monat, 24. Tag

Hag 2,1

7. Monat, 21. Tag

Hag 2,10

2. Jahr Darius, 9. Monat, 24. Tag

Hag 2,[18].20

9. Monat, 24. Tag

Diese Zeitangaben beziehen sich auf Darius, den König von Persien (Esr 6,14.15). Zu seiner Zeit wurde der zweite Tempel aufgebaut.

Weitere Personen in Haggai sind der Stadthalter Serubbabel, der als Nachkomme des Schealtiels eingeführt wird, Josua, der Sohn Jozadaks als Hoher Priester sowie das allgemein angesprochene Volk und die Priester.

Dem Volk in Hag 1,2 wird die Aussage zur Last gelegt, die Zeit für den Wiederaufbau sei noch nicht gekommen.

Serubbabel und Josua lassen sich von Haggais Worten motivieren und das Volk fing daraufhin an, Jehova zu fürchten (Hag 1,12).

In Hag 2,3 wird ein Rest vom Volk, der den alten Tempel noch kannte, zum Vergleich mit dem entstehenden neuen Tempel aufgefordert, der um einiges keiner ausfallen wird. Dennoch wird versichert, dass dieser Tempel letztendlich prachtvoller werden wird, als der frühere Tempel (Hag 2,9). Die Priester werden zu Reinheitsvorschriften befragt, womit der Status des Volkes anschaulich gemacht wird (Hag 2,11-14). Ihre Erträge aus der Landwirtschaft waren dürftig (Hag 1,10.11; 2,16.17.19a), weil sie nur ihre eigenen Häuser im Blick hatten (Hag 1,4.7.19b), was sich mit der Bautätigkeit am Tempel dann ändern soll (Hag 1,13; 2,5.19b).

Zweimal gehen Worte für eine fernere Zeit aus (Hag 2,6-8.21-23).

Einleitung zu Haggai

Der masoretische Text (MT) und die griechische Septuaginta (LXX) positionieren Haggai zwischen Zephanja und Sacharja, und weisen beide „eine Gliederung anhand der Datumsangaben (1,1; 2,1.10) auf.“1

Der Schreiber war nicht Haggai selbst, wie das z. B. durch eine Ich-Rede zum Ausdruck gekommen wäre. Der Chronist hält die wuchtige Belebung des Tempelbaus durch Haggai fest, wobei seine Quellen, wahrscheinlich sogar eigene Beobachtungen, nicht in ferner Vergangenheit lagen.

„Nimmt man das an die Person Serubbabels gerichtete Wort in 2,23 für die chronologisch-erzählende Redaktion in Anspruch, dann muss sie wohl, da Serubbabel im Zusammenhang der Vollendung des Tempels nicht mehr aufscheint, zwischen 517 v.Chr. und der Tempelweihe im Frühjahr 515 v.Chr. angesetzt werden.“2

Der Kommentarteil fokussiert die chronologischen und personalen Aspekte, und setzt eine intakte Kommunikation zwischen Gott und seinem Propheten, den er als Bote sandte, voraus.

Hervorzuheben ist ein erstmaliger personaler Vergleich zwischen der Person Haggai mit der Bedeutung: ein an einem Festtag Geborener, und Serubbabels Onkel Schealtiel, dessen Wirken und Lebensende bis in diese Zeit hinein nachvollzogen werden kann!

Die prophetischen Abschnitte im Buch Haggai werden in den christlichen Schriften zitiert:

Hag 2,6.21

Luk 21,26; Heb 12,26

Hag 2,9

Joh 14,27

Hag 2,23

Mat 12,18

1 Thomas Pola: Einleitung zu Aggaios/Haggai. Septuaginta Deutsch. Erläuterungen und Kommentare. Deutsche Bibelgesellschaft, 2011, Seite 2440

2 NSK-AT 26. Arnold Stiglmair: Die Bücher Haggai, Sacharja und Maleachi. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2020, Seite 15

Haggai 1,1

1 Im 2. Jahr des Königs Darius, im 6. Monat, am 1. Tag des Monats, erging das Wort JHWHs durch den Propheten Haggai an Serubbabel, den Sohn Schealtiels und Statthalter von Juda, und an Josua, den Sohn Jozadaks und Hoher Priester:

1 Sach 1,7; 7,1; Hes 1,1 u.ö.; 4Esr 14,47

Hier begegnet uns eine Einleitung, in der ein Schreiber mit genauer Datierung die Vermittlung einer Botschaft von Jehova durch Haggai fixiert, die dieser an die Adressaten bringt und die ihren Zweck erfüllt, auch wenn in der Überschrift selbst keine Inhalte anklingen.

Die Datierung entspricht den üblichen Standards in Briefen der persischen Epoche, wo der gerade herrschende König in seinem Jahr genannt wird, gefolgt vom Mondmonat und dem genauen Tag dieses Monats. Auf Kyros in Personalunion mit seinem Sohn Kambyses ab 539 v. u. Z., folgte (von den Usurpatoren einmal abgesehen) sein Lanzenknecht Darius auf dem persischen Thron.

Über die Person Haggai wissen wir wenig. Die Bedeutung seines Namens ist ein am Festtag Geborener, der u. a. in Babylon vorkommt und auch ein Beiname sein kann. Er ist nicht in den Listen der Rückkehrer aus dem Exil, was einige zu der Annahme führt, er gehöre den vormals verbliebenen Bewohnern des Landes an. Esra nennt ihn zusammen mit Sacharja (Esr 5,1; 6,14) einen Propheten (Hag 1,3.12; 2,1.10). Er war Überbringer der Worte Jehovas, der bei der Grundsteinlegung des Tempels zweimal Worte empfing und ausrief (Hag 2,10.20).

Der Empfänger Serubbabel (Hag 1,12.14; 2,2.4.20.23) ist der Sohn Schealtiels, Jojakins Enkel. Schealtiel ist der Schreiber der einflussreichen Esra-Apokalypse und eigentlich Serubbabels Onkel (4Esr 3,1; 1Chr 3,17; Esr 3,2).3 Ob er selbst als Haggai (ein am Festtag Geborener) auftrat? Seine Betonung fällt mehr auf Serubbabel.

Der Adressat Josua (Hag 1,12.14; 2,2.4) wird anfangs gleichgestellt angesprochen (außer in Hag 2,20.23), bei Sacharja dann öfter (Sach 3,1.3.6.8.9; 6,11) als Serubbabel (Sach 4,6.7.8.10) genannt.

3 Zur Frühdatierung von 4Esr, siehe meinen Aufsatz „Das Buch 4. Esra, ein unterschätzter Zeuge“ (Die biblische Chronologie – Umfeld … Seite 49-88).

War Haggai Serubbabels Onkel?

Schealtiel wird als Vater Serubbabels ausgewiesen, obwohl er dessen Onkel war. Warum? Ein Grund könnte seine Stellung oder sein Bekanntheitsgrad gewesen sein. Seine Apokalypse galt als die Einflussreichste seiner Zeit, bis sie in christlicher Zeit von der Apokalypse des Johannes abgelöst wurde.

Dieser Schealtiel wurde aufgefordert, sein Haus zu ordnen, sein Volk zu ermahnen, seine Ängstlichen zu trösten und die Weisen zu belehren, bevor er dem vergänglichen Leben entsagt (4Esr 14,13).

Was spricht nun für eine Zuordnung Haggais zu Schealtiel?

1) Sein Haus ist mit dem Adressaten in Haggais, d. h. Serubbabel und sein Volk identisch.

2) Auffällig mündet die Sieben-Tage-Apokalypse und die Zwölf Weltzeiten in seinem Werk chronologisch 520 v. u. Z.

Chronologie der Apokalypse Schealtiels, der auch Esra genannt wird

3) Die begrenzte Zeit! Haggai wirkte etwa 3 ½ Monate auf das Volk und die Weisen mit Trost und Belehrung ein. Hans Walter Wolff fragt direkt „Ist Haggai bald nach dem 18. Dezember 520 verstorben?“4

4) Ein Auftrag an Schealtiel vor seinem Tod bestand in der Erstellung von 94 Büchern, von denen 24 Bücher für alle verständlich und 70 Bücher nur den Weisen vorbehalten waren. Diese Bücher wurden 2015 in den LXX Psalmen und Überschriften wiedererkannt.5 Als diese ihre Gestalt erhielten, bildeten sie einen Kalender mit damaliger Geschichte ab, der bis auf die heutige Geschichte einwirkt (vgl. 4Esr 14,17).

Die Psalmüberschriften der LXX und der 24er/70er Kalender

Für dieses Projekt bekommt er vierzig Tage Zeit und fünf Schreiber zugeteilt. „Wenn du fertig bist, sollst du einiges veröffentlichen, das andere aber verborgen den Weisen übergeben. Morgen in dieser Stunde sollst du anfangen zu schreiben“ – 4Esr 14,26.

Diese 94 Bücher sind ein Kalender, von dem zukünftig nur noch die 24 Bücher, d. h. der Priesterkalender mit seinen Häuptern der Jahre, und nicht mehr der ursprüngliche Ansatz der 70 Jahre des Jeremia Betonung finden sollten. Fünf Schreiber, d. h. fünf Psalmen Bücher, sollten diesen Kalender festhalten! Zu klären sind die vierzig Tage, die Schealtiel dafür eingeräumt wurden. In Tagen würde es die Zeit kurz nach der Wende 537 bedeuten und in Jahren würde es deutlich über die Weihung des Tempelbaus hinaus gehen (537-497). Doch lässt sich sein Lebensende an seinen 94 Büchern bemessen:

Psalm 1+2 waren ursprünglich ein Psalm. Ebenso wurden PsLXX 31+ 32; 41+42; 69+70; 89+90; 98+99 irgendwann voneinander getrennt, sodass Schealtiel seine 94 Bücher u. U. bis Ps 100 zählte.

PsLXX 91Ü:

Über den Sabbat

[Ps 92

MT

]

PsLXX 92Ü:

Über die Wiederbesiedelung

[Ps 93

MT

]

PsLXX 93Ü:

Am vierten Tag der Woche

[Ps 94

MT

]

PsLXX 94:

Über die nicht gewährte Ruhe Gottes in der Erfahrung der 40 Jahre Wüstenwanderung

[Ps 95

MT

]

PsLXX 95Ü:

Als das Haus gebaut wurde, nach der Gefangenschaft.

PsLXX 96Ü:

Wenn sein Land aufgerichtet wird

[Ps 97

MT

]

Betrachten wir die Psalmen aus Sicht einiger Überschriften, können wir kalendarische Strukturen ausmachen.

PsLXX 23Ü:

Am ersten Tag der Woche

[Ps 24

MT

]

PsLXX 47Ü:

Am zweiten Tag der Woche

[Ps 48

MT

]

PsLXX 71:

Ende eines von fünf Psalm Büchern der Bibel

[Ps 72

MT

]

PsLXX 93Ü:

Am vierten Tag der Woche

[Ps 94

MT

]

PsLXX 95Ü:

Als das Haus aufgebaut wurde, nach der Gefangenschaft

[Ps 96

MT

]

In Priesterzyklen würde man erst in Ps 96 den vierten Tag erwarten. Wie ist die Überschrift zu Ps 93LXX zu begründen? Sie zählten bis 503 die Jahre in Mondjahren! 96 Mondjahre (ohne Schaltung) entsprechen 93,13 Sonnenjahre, d. h. dort begann kalendarisch dieser 4. Tag der Woche im Gefüge eines alten Mondkalenders. Im nächsten Psalm 94LXX taucht die Erfahrung der 40 Jahre in der Wüste auf, die auch an Schealtiels vierzig Tage zum Schreiben erinnern könnten. Aus diesen Hinweisen heraus ist er nicht lange nach der Zeit, als das Haus aufgebaut wurde, nach der Gefangenschaft, vielleicht bis zum Frühling 519, wenn sein Land aufgerichtet wird, verstorben.

5) Es sind differierende Zeitangaben zu Schealtiels Ende in 4Esr 14,47 überliefert. Der Text der lateinischen Vulgata endet in 4Esr 14,38. Der Schluss ist in äthiopischer, syrischer, syroarabischer, arabischer, armenischer und georgischer Schrift überliefert. Darin ist ein 7. Jahr in der 6. Woche zu favorisieren, was sich gut in den Psalmenkalender fügt (siehe unten), aber auch ein 4. Jahr in der 5. Woche wäre bei 94 Büchern in 100 Psalmen als das Jahr 517 noch plausibel zu nennen. Nahezu Übereinstimmung besteht im 3. Monat am 22. Tag, wonach er noch im Frühling eines Jahres verstorben ist.

6) Ab dem 8. Monat im 2. Jahr Darius begann Sacharja Jehovas Zorn über die Väter anzusprechen (Sach 1,1-6), was die an ihn gerichtete Fastenfrage im 4. Jahr Darius, 9. Monat, 4. Tag einleitet, wo Gott durch ihn das Volk zu den 70 Jahren Fasten und Wehklagen im 5. Monat und im 7. Monat befragen lässt (Sach 7,1-5). Im 2. Jahr Darius, 11. Monat empfing er Visionen (Sach 1,7), aber erst zwei Jahre nach der Grundsteinlegung des Tempels hatte Sacharja Haggais Amt übernommen.

Aus chronologischer Sicht sprechen diese 6 Punkte dafür, in dem Propheten Haggai (d. h. den am Festtag Geborenen) den betagten Schealtiel zu erblicken, der aufgefordert wurde, sein Haus zu ordnen, sein Volk zu ermahnen, seine Ängstlichen zu trösten, die Weisen zu belehren, bevor er selbst sterben musste! Dies tat er in erster Linie durch die 94 Bücher, wobei die 24 auf die Herrschaft der Priester abheben, was zur Reorganisation des Tempeldienstes 520 passt, während die 70 die Geschichtsschreibung der Zeit ab 610 umfassen. Beide sind parallel in die LXX-Überschriften und weiteren LXX-Eigenarten eingetragen worden, was auf ein hohes Alter der LXX-Vorlage der Psalm Bücher schließen lässt!