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Sie wusste nicht so recht wohin in ihrem Leben, kein Studium konnte sie lange interessieren und so trieb sie dahin mit ihren 25 Jahren und hielt sich mit diversen Jobs über Wasser. Ein seltsames Inserat zog sie in seinen Bann und stellte sich schließlich als eine tolle Chance heraus. Als Gesellschaftsdame in einem Club von reichen Hamburgern, diesen in ihrer Freizeit und auf Geschäftsreisen gute Gesellschaft zu leisten. Ihr war klar, was dies zu bedeuten hatte, doch sie war zu nichts gezwungen und würde anders als Prostituierte auch nein sagen können. Debbi ließ sich auf das Abenteuer ein und lernte eine für sie neue Welt kennen. Und nicht nur das, auch herrlich schöne erotische Abenteuer.
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Vertrag
3. Ankunft und Vorbereitung
4. Das neue Leben beginnt
5. Fast im Wilden Westen
6. Haralds Traumreisen
7. Die Neujahresfeier
Debbie, die Gesellschaftsdame
Erotische Abenteuer im Club der Reichen
Anna Glück
Copyright: 2020 bei Anna Glück
Bildrechte: dholl auf Pixabay
Impressum
Der Tag war wieder einmal grau und spiegelte in seiner ganzen Trostlosigkeit dann doch nur die Stimmung von Debbie wider. Der Regen rauschte in Strömen hernieder und hätte diesen Junitag auch im späten November stattfinden lassen können.
Wehmütig dachte Debbie an die kurz hinter ihre liegende Zeit, ein aufregendes Kapitel ihres erst 25 Jahre währenden jungen Lebens, welches doch so schnell und so enttäuschend ein Ende gefunden hatte. Sie war kein Kind von Traurigkeit, mochte Menschen und Gesellschaft und verstand es denn doch nicht, einen Partner länger an sich zu binden. Sie hatte Jürgen auf einer Mode-Messe in Düsseldorf kennen gelernt, zu der sie ein Job als Standbetreuerin eines Kurzwarenherstellers geführt hatte. Schon bei der ersten Begegnung funkte es bei ihr. Sie nahm die Präsenz des gut aussehenden, wortgewandten und charmanten Mannes mit einer steigenden Erregung und eines spürbaren sehnsüchtigen Ziehens zwischen ihren Beinen wahr.
Zu sagen, wer nun wen verführt hätte, wäre einem unbefangenen Beobachter schwergefallen. Die beiden fuhren schlicht aufeinander ab und die Messezeit verging wie im Fluge in einem erotischen Rausch. Ohne Frage war die Zeit befriedigend für die beiden, keine Gelegenheit blieb ungenutzt ein paar Zärtlichkeiten auszutauschen, wenn sie sich unbeobachtet fühlen durften, auch einander stürmisch zu begrabschen oder auch schnell und heftig zur Sache zu kommen. Sie hatten es auf dem Klo getrieben - ein heftiges Intermezzo -, mehrfach in einem Tagungsbüro - ein gefährliches Unterfangen mit hohem Entdeckungsrisiko -, im Auto - ein eher sehr beengtes Intermezzo, welches auch noch eine Sitzreinigung erforderlich werden ließ -, ja sogar bei bestem Wetter auf der Aussichtsplattform des Messeturms - ein sehr luftiges Vergnügen mit hochgeschobenem Rock und gerade mal geöffnetem Hosenstall von Jürgen -, und natürlich ausgiebig in den Hotelzimmern.
Wenn es stimmt, dass die durchschnittliche Hotelmatratze neben vielen anderen Körperflüssigkeiten mehr als einen Liter Samenflüssigkeit in ihrer normalen Nutzungszeit aufnehmen muss, hatten sie die Lebensdauer ihrer Matratzen gerade erheblich verkürzt. Debbie fühlte sich irgendwie wund an, überall an ihrem Körper spürte sie noch immer die fordernden Hände von Jürgen, der es in der Erregung liebte, sie hart ranzunehmen. Auch sie hatte dieses wilde Liebesspiel genossen.
Doch die Messe war nun vorüber. Sie wieder ohne Job. Und Jürgen hatte ihr am letzten Abend, ausgerechnet während sie gerade vor ihm kniete, sich hemmungslos mit ihren Händen, ihren geschickten Lippen und ihrem tiefen Rachen seiner Stange bis zur Wurzel angenommen hatte, und er sich gerade kraftvoll in ihren Mund ergoss, grunzend und stöhnend eröffnet, verheiratet zu sein und das auch noch glücklich. Sie hatte sich an seinem Samen vor Schreck verschluckt. Tränen schossen ihr in die Augen und hustend hatte sie ihn umgehend vor die Tür gesetzt. Sein Betteln um einen schönen zärtlichen Abschiedsfick war vergeblich.
Debbie war enttäuscht; warum auch immer, sie hatte sich in den Kerl verliebt und irgendwie geglaubt, dass sie nach der Messe so etwas wie eine gemeinsame Zukunft haben würden. Doch der Anfang und das Ende dieser heftigen Beziehung waren steil und auch irgendwie unvermeidlich gewesen. Wieder einmal ein Mann, mit dem es nicht geklappt hatte, eine haltbare Beziehung aufzubauen. Aber schön war es dennoch gewesen.
Debbie war weder unintelligent noch unattraktiv. Nach dem Abitur hatte sie begonnen Kunst zu studieren, fand das Studium aber denn doch nicht passend, war ein paar Semester auf Betriebswirtschaft umgesattelt, hatte einige Gastvorlesungen in Psychologie besucht, um dann seit einem Jahr auf Gelegenheitsjobs auszuweichen. So recht hatte sie noch nicht entdeckt, wo ihre Berufung liegen könnte. Sie war weder besonders groß oder klein noch besonders schlank zu nennen, auch wenn sie ohne entwürdigende Bemerkungen ernten zu müssen ohne weiteres die bauchfreie Mode mitmachen konnte.
Ihre recht füllige, aber stramme Brust passte gut zu dem breiten Becken und der eben noch schlanken Taille. Ihr halblanges blondes Haar modifizierte sie gern einmal zu ausgefallenen Frisuren, trug es aber die meiste Zeit als Pferdeschwanz oder zu Zöpfen gedreht. Sie hatte ein ebenmäßiges Gesicht mit wachen, blauen Augen, vollen Lippen und einer Perlenreihe gesunder Zähne. Statt der Brille bevorzugte sie meistens Kontaktlinsen, zumal sie auch farblich verschiedene besaß und sich so bei ihren „Zügen um die Ecke" nach Bedarf unterschiedlich aufzustylen wusste. Bezogen auf ihre Kleidung war sie nicht besonders anspruchsvoll. Natürlich ging sie mit der Mode, war aber kein ausgefallenes Modepüppchen, eher darauf bedacht, sich in der Kleidung zwar gut zu präsentieren aber vor allem zugleich wohlzufühlen. Doch die meisten Männer hätten ihr sofort bescheinigt, dass sie sich zu kleiden wisse und über einen guten Geschmack verfüge.
Ebenso so unentschlossen, wie sie sich ihrer Berufswahl gegenüber zeigte, war sie Männern gegenüber. Debbie hatte irgendwie noch keine konkreten Vorstelllungen darüber, wie der Mann beschaffen sein musste, mit dem sie sich dauerhaft binden wollte. Sie stand dem auch irgendwie ambivalent gegenüber. Da war einerseits eine Sehnsucht nach einer festen Beziehung, andererseits hatte sie aber auch wieder keine Lust, sich nur einem hinzuwenden, der Markt war noch viel zu interessant und groß, als dass sie nicht noch ein wenig weiter herumprobiert hätte. Ihr sexueller Appetit war ausgeprägt und sie wusste auch irgendwie immer auf ihre Kosten zu kommen. Doch natürlich hatte sie bei dieser Lebenseinstellung auch eine Reihe von Enttäuschungen hinter sich. Nun, Jürgen war letztlich nur eine weitere, sie würde darüber hinwegkommen, auch wenn ihr der Kerl dieses Mal so richtig unter die Haut gegangen war und sie zu einer festeren Bindung bereit gewesen wäre.
Viel wichtiger war nun jedoch, die Finanzierung ihres Lebens wieder in Angriff zu nehmen und sich um den nächsten Job zu kümmern. Diese Messebegleitung hatte sie aus der Jobbörse einer Zeitung herausgefischt und das Messeleben hatte ihr auch neben der Erfahrung mit Jürgen eigentlich recht gut gefallen. Sie entschloss sich, in diese Richtung zu suchen. Sie fand eine Kleinanzeige:
„Verein sucht attraktive, ungebundene Frauen für Reisebegleitungen und Vereinsarbeit als Gesundheitsberaterinnen, Sekretärinnen und „Mädchen für Alles". Sie sollten gesund, Hygiene bewusst, gepflegt, verlässlich, offen, vielseitig interessiert und arm an Tabus sein. Ihre Arbeitszeiten werden ungeregelt und sie jederzeit ad hoc auch für längere Zeit abkömmlich sein müssen. Eine Dreijahresverpflichtung ist Voraussetzung. Bei Interesse bitte melden unter...".
Das klang interessant, wenngleich Debbie im Moment auch nicht klar war, was für eine Tätigkeit da ausgeschrieben war. Doch gerade die Bandbreite und die avisierte Reistätigkeit mit den plötzlichen Abrufen hatte durchaus ihren Reiz, das klang danach, die Welt kennen lernen zu dürfen, zumal sie fand, dass alle anderen geforderten Eigenschaften vollständig auf sie zutrafen. Sie beschloss sich unter der angegebenen Chiffre zu bewerben.
Da saß sie nun in der riesigen Villa in einem Vorort Hamburgs in der so genannten Bibliothek und wartete darauf, mit dem ihr bislang nur telefonisch bekannten Herrn Schneider ins Gespräch zu kommen. Auf ihre Bewerbung hin hatte Herr Schneider mit ihr Kontakt aufgenommen. Den Verein hatte er nur sehr grob skizziert, als eine gemeinsame Einrichtung der norddeutschen Oberschicht, die sich vor allem der entspannenden Gesundheitspflege ihrer Mitglieder und deren Unterstützung bei der Abarbeitung über die normalen Büroverpflichtungen hinausgehender Aufgaben verschieben hätte.
Die erste Hürde hätte sie genommen, erläuterte Herr Schneider, denn das Gespräch mit ihr zeige, dass sie keine dumme Frau wäre, ein gewisses Niveau an Bildung und Ausdrucksform sei fraglos Voraussetzung für eine gemeinsame vertragliche Bindung, insbesondere hinsichtlich der Reisebegleitungen. Näheres wollte er in einem persönlichen Gespräch erläutern, doch zuvor sollte sie einen Lebenslauf und einige Fotos von sich einsenden, damit man sich ein Bild von ihr machen könne.
Sie hatte einige unverfängliche Fotos herausgesucht und wie gefordert mit dem Lebenslauf übersandt. In einem weiteren Telefongespräch hatte sich Herr Schneider für heute, 18:00 Uhr, mit ihr im Vereinshaus verabredet.
Sie war mit ihrem kleinen Ford Ka Cabriolet angereist. Mit „Vereinshaus" hatte sie bislang irgendwie mäßig große Zweckbauten assoziiert, doch dieses Gebäude nötigte ihr nun wirklich Respekt ab. Ein riesiges Herrschaftshaus, welches in den Ausmaßen der Musikhalle kaum nachstand, gelegen auf einem parkähnlichen Grundstück mit uraltem Baumbestand, wartet auf sie. Allein die Zufahrt von der Straße über eine regelrechte kleine Allee machte Spaß; vor dem von Säulen getragenen Haupteingang – wohl besser Hauptportal zu nennen – war Platz für wenigsten 30 Fahrzeuge, ohne dass ein solcher Parkplatz das Grundstück im mindestens beengt hätte. Die Außenanlage war hervorragend gepflegt, so wie das ganze Haus diesen Eindruck vermittelte. In dem freundlichen Licht dieses strahlenden Sommertages wirkte diese Anlage hochherrschaftlich und Debbie begann einigermaßen freudig überrascht zu hoffen, hier arbeiten zu dürfen.
Ihr Kommen wurde erwartet, eine junge Frau in einer altenglisch wirkenden Hausmädchentracht geleitet sie in die Bibliothek, wo sie warten sollte, bis Herr Schneider für sie Zeit hätte. Nun, sie war zehn Minuten zu früh, hatte sie den Weg doch nicht so genau kalkulieren können. Im Innern des Hauses herrschte eine vornehme Ruhe und die Hitze des Tages wurde von den dicken Mauern angenehm ferngehalten. Die Bibliothek war ein wenigsten 200 qm großer hoher Raum mit einem großzügigen Alkoven zum Garten hin. Drei eindrucksvolle Türen gingen wohl in andere Räumlichkeiten ab. Die Wände waren von gefüllten Bücherregalen und –schränken gesäumt, es war offensichtlich, dass sich darunter wohl auch bibliophile Kostbarkeiten befinden dürften.
Einige geschmackvolle, von der Zeit rissig gewordene, erstaunlich lebendige Ölgemälde in massiven Goldrahmen schmückten die Wände. Ein riesiger, mannshoher Kamin und üppige Ledermöbel auf dicken Teppichen, die das Eichenparkett bis auf die mit Granit verflieste Kaminecke weitgehend und geschmackvoll im Sitzbereich verdeckten, rundeten das Bild ab. Der Raum strahlte eine Atmosphäre aus, die sie bislang nur aus Büchern kannte und am treffendsten mit „ehrwürdig" hätte beschreiben wollen. Doch das traf ja letztlich auf alles zu, was sie von dem Verein bislang hatte wahrnehmen können. Das Ganze war einerseits mit der Patina einer weit zurückreichenden und Reichtum bewehrten Tradition behaftet, andererseits war alles so gut in Schuss, dass man die Pflege dieser Traditionen fast körperlich spüren konnte. Wer immer diesen Verein betrieb, er meinte es ernst damit.
Punkt 18:00 Uhr öffnete sich eine der geschnitzten großen Eichentüren und ein schlanker Mitvierziger betrat den Raum, einen äußerst fitten und mit seinem tadellos sitzenden dunkelgrauen Anzug einen eindeutig gepflegten Eindruck vermittelnd. Freundliche graue Augen blitzten ihr mit einem musternden Blick durch die randlose Brille entgegen. Das also war Herr Schneider, wie sie sofort an der Stimme erkannte.
„Seien Sie willkommen in unserem Verein, Frau Gundermann. Haben Sie also zu uns gefunden. Darf ich Sie in mein Büro bitten? Darf es eine Erfrischung sein, vielleicht ein Wasser, Kaffee, Tee oder was immer Sie mögen?"
Er geleitet Sie in sein Büro, welches in der Ausstattung durchaus mit der Bibliothek konkurrieren konnte.
„Ein Wasser wäre mir recht, wenn möglich ohne Kohlensäure", beantwortete sie seine erste Frage. Herr Schneider bat sie, es sich in dem Ledersessel einer Sitzecke des Büros bequem zu machen und bestellte telefonisch zwei Wasser. Fast unmittelbar darauf brachte das Hausmädchen das gewünschte und servierte es an dem Tisch, um sich sofort unauffällig wieder zurückzuziehen.
Herr Schneider begann mit ihr im Plauderton ein unverbindliches Gespräch, wohl um sie zunächst ein wenig besser einschätzen zu lernen. Er fragte sie zu ihren bisherigen Tätigkeiten, ihrer privaten Situation, ihren Zukunftsvorstellungen, ihrer bevorzugten Freizeitgestaltung und vielem mehr, hakte hin und wieder nach und zeigte echtes Interesse, an dem was sie sagte und wie sie es ihm darbot.
Er sprach sie auch in Englisch und Französisch an, und sie musste ganz schön strampeln, um ihre längst vergessenen Schulkenntnisse wieder zusammen zu bekommen. Aber auch das gelang ihr leidlich, schließlich hatte sie sich seiner Zeit sehr sprachbegabt gezeigt, und diese beiden Fächer und sogar dazu noch Spanisch, waren neben der Note in Kunst ihr wichtiger Ausgleich für das ansonsten nicht gerade glänzende Abitur gewesen.
Die ganze Prozedur war irgendwie locker und Debbie vermochte sich allmählich zu entspannen, sie empfand es eher wie ein Gespräch mit einem vertraut wirkenden Fremden, als eine Einstellungsprüfung und war dankbar dafür, dass Herr Schneider es schaffte, die Atmosphäre derart angenehm zu gestalten.
„So, nun weiß ich eine Menge von Frau Gundermann, doch was will die von uns wissen?" leitete er nun zu einem zweiten Gesprächsteil über.
„Zuallererst natürlich, was dieser Verein nun wirklich für Ziele hat und macht, und welche Tätigkeit dabei mir zukommen würde, vorausgesetzt Sie stellen mich ein?" antwortet Debbie.
„Das ist in Wirklichkeit ein ganzes Fragenbündel und bei weitem nicht so eindeutig zu beantworten, wie Sie es sich vielleicht vorstellen.
Lassen Sie mich bei dem Verein beginnen, das andere ergibt sich daraus. Der Verein hat eine lange Tradition und ist hinsichtlich der Auswahl seiner ordentlichen Mitglieder von jeher recht wählerisch, wenngleich sich fast ausschließlich Spitzen aus der Wirtschaft und Wissenschaft seiner bedienen. Wie Sie im Folgenden bemerken dürften, ist äußerste Diskretion neben anderen Voraussetzungen eine zwingende Bedingung für alle Beteiligten.
Die ordentlichen Mitglieder eint alle, dass sie hart arbeitende Menschen sind, deren Freiräume für Entspannung zugleich als eng bezeichnet werden müssen. Bereits zu seiner Gründung vor fast hundert Jahren ergab sich durch die aufwachsende Presse, dass dieser Personenkreis immer stärker in den Fokus allgemeinen Interesses gerückt wurde. Sicher suchen eine Reihe der heutigen so genannten Prominenten genau dieses Forum, unsere Mitglieder scheuen es hingegen eher.
Keine Freizeitaktivität, die nicht unerwünscht in aller Öffentlichkeit ausgebreitet würde, keine Marotte, die nicht irgendeinem Reporter berichtenswert erscheint.
All das ist unseren Mitgliedern eher peinlich. Viele von den Gründungsvätern mussten in Zeitungen nachlesen, in welche Affären sie tatsächlich oder scheinbar verstrickt seien, welche Ehe gute sein sollten und in welchen es kriselte, na ja, und so weiter eben. Heute ist die Sucht der Presse nach solchen Geschichten ja eher noch viel größer geworden.
Unsere ordentlichen Mitglieder möchten sich derartige Peinlichkeiten ersparen, haben überhaupt kein Interesse, ihr Privatleben auch nur ansatzweise der Öffentlichkeit darzulegen. Gleichwohl möchten sie auch ein Privatleben genießen dürfen.
Man kann es auch direkter formulieren, die Peinlichkeit, z.B. von einem Journalisten in einem Bordell erwischt und abgelichtet zu werden oder sich mit der Rachsucht einer verlassenen Geliebten ggf. unter den Augen der Öffentlichkeit auseinander setzen zu müssen, möchten sich unsere Mitglieder ersparen.
Unsere ordentlichen Mitglieder sind nicht nur Männer, wenngleich überwiegend. Partner sind durchaus willkommen, soweit sie sich den Verschwiegenheitsstatuten des Vereins beugen.
Damit kommen wir zu den assoziierten Mitgliedern des Vereins, eine Position, derethalben Sie hier heute sitzen. Der ordentlichen Mitglieder haben eine Reihe assoziierter bestellt, überwiegend Frauen aber auch Männer. Die Aufgaben dieser Mitglieder sind mannigfaltig, zusammengefasst kann man sagen, sie dienen den ordentlichen Mitgliedern. Das reicht von echten Sekretärinnenfunktionen bis hin zur Geliebten und allem was dazwischen liegt."
Debbie schluckte nun denn doch ein paarmal tief, „sie wollen damit sagen, dass ich mich prostituieren soll?" warf sie ein.
„So würde ich es nicht nennen wollen, Frau Gundermann," antwortete Herr Schneider, ohne über den Einwurf erbost zu sein, „zum einen wird Ihnen in unserem Verein das Recht zum „Nein" eingeräumt, sicherlich etwas, was Sie aber nicht überstrapazieren dürften und mit einem ständigen „Nein" belegen, dann wären Sie hier gewiss nicht richtig. Aber, was ich damit sagen will ist, Ihr freier Wille wird akzeptiert und nicht angetastet werden. Wir sind ausdrücklich kein SM-Verein. Dienen meint also nicht, dass wir Sklavinnen oder Sklaven suchen, es sei denn, so etwas entspräche ihren Neigungen und Sie wollten es mit einbringen. Wir sind allerdings auch ausdrücklich kein Bordell mit Prostituierten.
Prostituieren hätte auch etwas mit einer völlig beliebigen und unüberschaubaren Zahl von Freiern zu nur einem einzigen Zweck, nämlich einer kurzen, wilden Kopulation, zu tun. Das wollen wir ebenfalls nicht. Wir wollen, dass Sie sich, wenn wir handelseinig miteinander werden, sich an diesen Verein binden, assoziiertes Mitglied, mit der Betonung auf Mitglied, werden. In einer Vertragsklausel werden wir Ihnen sogar untersagen, nebenbei der Prostitution nachzugehen. Nicht zuletzt, weil professionelle Prostituierte hier überhaupt nicht erwünscht sind und auch, weil wir sehr viel von Hygiene halten. Einige ordentliche Mitglieder entstammen der ärztlichen Zunft, sind anerkannte Kapazitäten, wenn ich das einmal so sagen darf. Einer ständigen Gesundheitskontrolle haben sich alle Vereinsmitglieder verpflichtet und diese würde im Rahmen der Mitgliedschaft natürlich auch für Sie gelten. Eine Prostitution liefe diesem Ansatz völlig zuwider.
Nein, auch als assoziiertes Mitglied wären sie immerhin Mitglied in einem sehr exklusiven Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, einander in Freude zu begegnen, einander Freude und Entspannung zu bereiten. Der darüber hinaus Sie mit Ihrer Persönlichkeit und Ihren Fähigkeiten ernst nimmt, respektiert und Ihr Können gern auch im Geschäftsleben nutzen und wachsen lassen möchte.
Ein Beispiel mag sein, dass eines unserer ordentlichen Mitglieder eine repräsentative Begleiterin auf einer Geschäftsreise benötigt und Sie als seine echte Reise-Sekretärin einsetzen möchte. Natürlich schließt diese Erwartung auch eine angenehme gemeinsame Abendgestaltung keineswegs aus.
Grundsätzlich stehen unsere assoziierten Mitglieder allen ordentlichen Mitgliedern zur Verfügung, wenngleich, wie sagt man so schön: „spätere Heirat nicht ausgeschlossen ist", solche Fälle hat es in der Historie des Vereins gegeben.
Statt diesen Teil Prostitution zu nennen, würde ich es vielleicht eher als eine Art Mitgliedschaft in einem gehobenen Swinger-Club bezeichnen wollen, obwohl es das gewiss nicht ganz trifft, allerdings mit einem Höchstmaß an medizinischer Kontrolle, innerhalb eines geschlossenen Personenkreises und vor allem mit einem ganzheitlichen Ansatz – eben nicht nur dem wollüstigen Teil, sondern mit einer abwechslungsreichen und seriösen Berufsausübung verbunden. Diese Mitgliedschaft beträfe sie 24 Stunden am Tag und an 7 Tagen die Woche. Und den alltäglichen Verwendungen mögen Sie entnommen haben, dass wir für dumme oder niveaulose assoziierte Mitglieder keine Verwendung hätten. Wir würden erwarten, dass sie anpassungsfähig auf jedem erforderlichen Parkett eine gute Figur zu machen verstehen, dass sie ein Mindestmaß an Bildung mitbringen, um auch anregende Gesprächspartnerin zu sein. Doch wie ich mich habe überzeugen können, bringen Sie diese Voraussetzungen ja mit."
Debbie schluckte immer noch. Das relativierte zwar das Dargebotene, dennoch war doch zwischen den Zeilen herauszuhören, dass sie sich mit Haut und Haaren diesem Verein verschreiben sollte, wenn sie denn zustimmte. Andererseits war das Angebot auch wieder interessant, denn abwechslungsreiche Tätigkeit war genau das, was sie bislang gelebt und mit dem sie eigentlich zufrieden war.
„Darf ich nach der Bezahlung und sonstigen Konditionen fragen?" hakte sie deshalb nach.
„Gewiss, Sie müssen sogar," antwortete Herr Schneider, „der Verein entlohnt seine assoziierten Mitglieder mit einem Grundbetrag von 3.000 € monatlich. Sondergratifikationen einzelner ordentlicher Mitglieder werden nicht in Anrechnung gebracht. Reisetätigkeiten und vergleichbares werden über ein Spesenkonto mit dem anfordernden ordentlichen Mitglied verrechnet, über die Einhaltung der Zusagen wacht der Verein.
Soweit Sie anlassbezogen mit besonderer Kleidung auszustatten sein werden, z.B. einem Ballkleid oder besonderer Abendgarderobe für eine Gala oder ähnliches, verfügen wir einerseits über einen Fundus, andererseits kommen ordentliche Mitglieder aus der Modebranche und werden sie entsprechend maßgeschneidert ausstatten.
Was ihren Wohnort betrifft, haben Sie die Wahl in Ihrer jetzigen Wohnung zu bleiben, müssten allerdings stets erreichbar sein. Sie könnten aber auch mietfrei in eines unserer Appartements in diesem Haus wechseln, eine Variante, die die meisten assoziierten Mitglieder und auch der Verein selbst vorziehen.
Grundsätzlich stehen sie dem Verein rund um die Uhr zur Verfügung, allerdings ergibt sich in der Realität schnell eine Art Stundenplan, weil die meisten Anforderungen denn doch vorgeplant sein werden. Doch zunächst würden wir erwarten, dass Sie sich die ersten drei Monate bis auf die Vormittagsstunden hier im Haus aufhalten. Unsere ordentlichen Mitglieder müssen Sie ja erst kennen lernen, bevor sie Sie anfordern können.
Solange sich ihr Auftragsort in Hamburg befindet, ist eine wöchentliche ärztliche Untersuchung hier im Hause Pflicht. Das betrifft, sofern Sie unsere Bedingungen akzeptieren, selbstverständlich auch eine eingehende Eingangsuntersuchung. Bei Einstellung werden auch alsbald alle gebräuchlichen Impfungen vorgenommen, damit sie auch jederzeit einen Auslandsaufenthalt anzutreten in der Lage sein werden.
Sie müssten sich zunächst für drei Jahre verpflichten, eine Kündigung in dieser Zeit ihrerseits ist nicht vorgesehen, Verlängerungen sind jedoch möglich, wenn Sie und die ordentlichen Mitglieder diese befürworten.
Arbeitgeber, wenn ich es einmal so nennen darf, ist die Gemeinschaft der ordentlichen Mitglieder, deren Geschäfte ich führe. Ihre Einstellung müsste allerdings bis spätestens nach Ablauf der ersten drei Monaten vom Vorstand bestätigt werden, sehen Sie es als eine Art Probezeit.
Bedenkzeit vermag ich Ihnen nicht einzuräumen, Sie müssten sich noch heute entscheiden. Wenn sie wollen, können Sie das bei einem Rundgang im Park mit sich abmachen. Das Haus und alles weitere kann ich Ihnen allerdings erst vorstellen, wenn die medizinische Untersuchung positiv ausfällt und wir handelseinig geworden sind."
„Das ist soweit klar, obwohl mich Ihre Eile etwas überrumpelt. Was mir zu denken gibt, ist, dass Sie mir kein vorzeitiges Kündigungsrecht einräumen wollen. Was hat es damit auf sich?"
„Nun, in Wirklichkeit hängen diese beiden Punkte zusammen. Die oberste Prämisse dieses Vereins ist der Schutz des privaten Bereichs seiner Mitglieder, auch der assoziierten nebenbei. Eine langfristige Bindung und eine spontane Entscheidung sollen sichern helfen, dass wir uns keinen Kuckuck ins Nest holen. Lassen Sie mich offenbaren, dass unsere ordentlichen Mitglieder und damit der Verein über Mittel und Wege verfügen, mit denen wir Ihre bisherige Vita eingehend beleuchtet und überprüft haben. Wäre das Ergebnis im Sinne des Vereins nicht positiv ausgefallen, hätte es dieses Gespräch nicht gegeben. Und Ihre Erzählungen haben auffällig mit den mir bekannten Daten übereingestimmt. Sie neigen also scheinbar zur Wahrheit, auch das ist eine zwingende Voraussetzung für eine Einstellung. Eine schlichte Sicherungsmaßnahme also."
Da war sie also scheinbar durchleuchtet worden. Nun zum Glück machte sie in der Tat aus ihrem Herzen keine Mördergrube und hatte ihre Vergangenheit weder beschönigt noch ihre Einstellungen verschleiert. Das freundliche Gespräch war also in Wirklichkeit ein knallharter Test gewesen. Unheimlich, dass dieser Mann ihr gegenüber vielleicht und eher sogar wahrscheinlich schon viel mehr von ihr wusste, als sie geahnt hatte.
Debbie bat sich die angebotene Bedenkzeit im Park aus, zu sehr schwirrten ihre Gedanken wild durcheinander und wollten für eine Entscheidung erst einmal gründlich geordnet sein.
„Es ist gut, dass Sie es so angehen, das spricht für die Ernsthaftigkeit, mit der Sie unser Angebot prüfen wollen", sagte Herr Schneider mit warmer und wohlwollender Stimme. „Ich sehe Sie in dreißig Minuten hier wieder, dann wäre auch bereits die Einstellungsuntersuchung möglich, denn der Arzt wird dann eingetroffen sein. Sie können vom Alkoven der Bibliothek direkt in den Garten gehen.
Bis gleich Frau Gundermann, ich würde Ihre Zusage begrüßen", mit diesen Worten entließ er sie in den Garten zu ihrer schwersten Entscheidung seit langer Zeit.
Das Gebäude war noch weit größer, als man von der Auffahrt her sehen konnte, denn es war U-förmig angelegt und verfügte somit über zwei ausgedehnte Flügel. Es war offensichtlich, dass viel Geld hinter diesem Verein stand. Entsprechend hoch dürften auch die Erwartungen an sie sein, doch wenn sie bereits geheime Vorprüfungen bestanden hatte, sollte sie eigentlich diesen Erwartungen gerecht werden können. Ja, sie war abkömmlich, sogar ganz spontan, denn kein Verwandter erwartete sie, ihr Freundeskreis war zwar groß aber eher oberflächlicher Natur, einen Partner hatte sie nicht.
Ungebundener konnte ein Mensch nicht sein, das festeste in ihrem Leben war noch ihr Mietvertrag, doch den konnte man aufheben, denn der avisierte Job brachte das Angebot mitfreien Wohnens in einem Märchenschloss mit sich. Und schien die Alltagsarbeit nicht eher ein Angebot zu sein, die Welt kennen zu lernen und sich ein Sprungbrett für Folgejobs zu verschaffen? Zumindest, wenn sie sich nicht völlig blöd anstellte.
Der Swinger-Teil war es, der ihr Kopfzerbrechen machte, sie hätte wohl doch noch etwas mehr über die abendlichen Veranstaltungen nachfragen sollen, doch dafür war es nun zu spät. Doch andererseits, was sollte schon groß passieren? Die ordentlichen Mitglieder waren doch scheinbar alles Stützen der Gesellschaft, es könnte auch wieder interessant werden, solche einmal näher kennen zu lernen, zumal sie ja auch „nein" sagen durfte, wenn auch nicht zu oft, wie sie gehört hatte. Wozu eigentlich? Nun, sie würde es herausbekommen, sagte sie entschlossen zu sich.
Debbie kehrte zu Herrn Schneider mit einer Zusage zurück.
Herr Schneider begrüßte ihre Zusage sichtbar. Er nahm sie fast väterlich beim Ellenbogen und führte sie zu einem nahen gelegenen Raum im Erdgeschoß. Dort erwartete sie ein scheinbar noch recht junger Arzt und eine Krankenschwester, bei denen er sie abgab, mit der Bitte, sie nach der Untersuchung wieder zu ihm zurückzugeleiten.
Der Arzt stellte sich als Professor Dr. Reinhard Rebusch vor, dem Schwester Anita zur Hand ging. Der Raum war mit allen Utensilien einer modernen Frauenarztpraxis ausgestattet.