Der Arbeitskraftunternehmer - Dirk Baecker - E-Book

Der Arbeitskraftunternehmer E-Book

Dirk Baecker

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Beschreibung

Eine furiose Dekonstruktion des "Arbeitskraftunternehmers" von Dirk Baecker. Der Autor nimmt den denunziatorischen Gehalt von "Arbeit" und "Unternehmer" auf, um diese beiden Seiten ganz neu zu ordnen und als eine Kippfigur darzustellen, die weder für Moral noch für Kritik taugt, aber Moral und Kritik anzieht.

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Seitenzahl: 26

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Dirk Baecker

Der Arbeitskraftunternehmer

Arbeit im Zeichen ihrer Kritik

Die Kritik

Der Arbeitskraftunternehmer, das klingt nach einer doppelten Denunziation. Erstens werden hier Arbeiter und Arbeiterin auf jene abstrakte Arbeitskraft reduziert, die das Kennzeichen eines unmenschlichen, weil um die konkreten Umstände unbekümmerten Kapitalismus ist, wie ihn Karl Marx beschrieben hat. Und zweitens wird dieser abstrakten Arbeitskraft zugemutet, auf den Märkten dieses Kapitalismus unternehmerisch tätig zu werden, das heißt, sich nicht etwa an Fragen der menschlichen Selbstverwirklichung zu orientieren, um der Abstraktion wieder in die Konkretion des Lebens zu entkommen, sondern den Vorgaben der Gewinnaussichten dort zu folgen, wo die ungewissen Launen der Mitmenschen sie zu bieten scheinen. Der Arbeitskraftunternehmer ist die Kombination von Ausbeutung und Profitgier, die den Tiefpunkt jenes neoliberalen Gesellschaftsmodells markiert, auf das der Kapitalismus sich alternativlos reduzieren lässt, seit ihm keine Aussicht auf den Sozialismus mehr widerspricht. Der Mensch als Ameise. Wir können von Glück sagen, dass uns die marxistische Kritik des Kapitalismus zwar keine Revolution zugunsten einer wahrhaft menschlichen Gesellschaft mehr in Aussicht stellen kann, aber immerhin noch einen Begriffsapparat zur Verfügung stellt, der es uns erlaubt, die Dinge beim Namen zu nennen.

Ich halte diese Beschreibung für notwendig. Sie versorgt eine gesellschaftliche Ordnung mit ihrer Negation und macht sie damit reflexionsfähig. Sie erlaubt es dem Arbeiter und der Arbeiterin, die Abstraktionen zu durchschauen, die sich in ihr Leben schieben und es mit einer Gesellschaft verknüpfen, die als Macht dieser Abstraktion auf einen ersten Begriff gebracht werden kann. Sie ist der Ausgangspunkt der Kritik einer politischen Ökonomie, die diese Gesellschaft nicht nur bewirtschaftet, sondern politisch zugunsten dieser Bewirtschaftung auch ordnet. Karl Marx ist nach wie vor als jener Autor zu würdigen, dem es gelang, »die Gesellschaft« hinter der scheinbaren Naturordnung der Auseinandersetzung mit der Knappheit der Verhältnisse zu identifizieren und jedes denkbare Argument der Rechtfertigung dieser Naturordnung mit den Mitteln der Ideologiekritik zu untersuchen. Erst seit Marx wissen wir, dass Knappheit mit den Mitteln der Eigentumsrechte geschaffen werden muss, bevor dann mit knappen Gütern und Dienstleistungen auch gehandelt werden kann. Die Eigentumsrechte der einen definieren die Bedürfnisse der anderen. Und erst seit Marx wissen wir, dass es der Ausschluss vom Besitz der Produktionsmittel ist, der es erlaubt, die Produktionsverhältnisse zu ordnen und die Produktivkräfte zu entwickeln. Hätte jeder alles, hätten alle nichts. Ein negatives Prinzip ordnet positiv jene Verhältnisse, die der Kritiker dann freilich nicht mehr geneigt ist, positiv zu nennen.

Die Interaktion

Andererseits. Andererseits ist die Arbeit Interaktion. Sie verbindet mich in den Sachen mit den Sachen. Sie verbindet mich in der Zeit mit der Zeit. Und sie verbindet mich unter den Leuten mit den Leuten. Wie bereits Jürgen Habermas in seiner Hegel-Lektüre gezeigt hat1