Der Beziehungs-Burnout - Nicole Diercks - E-Book

Der Beziehungs-Burnout E-Book

Nicole Diercks

5,0

Beschreibung

Wenn in der Liebe der Segen zum Fluch wird, kehren sich alle Vorzeichen um und die Hölle scheint sich zu öffnen! Frauen, die von einer Gewalt-Dynamik in ihrer Beziehung erfasst werden, sind wie gelähmt und können sich zumeist alleine nicht mehr befreien. Manchmal endet dies auch in körperlicher Misshandlung, die männliche Gewalt in Liebesbeziehungen ist jedoch permanent anwesend und dabei oft sogar erstaunlich subtil. Die Autorin verletzt hier bewusst ein Tabu und spricht über die perfiden, ganz leisen Formen der männlichen Gewalt in Beziehungen und ihre Auswirkungen. Auch weil Frauen sich all das ständig gefallen lassen müssen, thematisieren sie es kaum und brennen dabei unbemerkt in ihren Beziehungen aus. Erst wenn es schon zu spät ist, kommen viele von ihnen zur Besinnung und endlich wieder zu sich selber. Mein Buch will helfen, diesen wichtigen Zeitpunkt ein bisschen näher an die Gegenwart zu rücken!

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Der Beziehungs-Burnout

Der Beziehungs-BurnoutEinleitende WorteIn froher ErwartungKopfkinoDie Troll-ParadeDer TrollDer Spieler und Der WegsteckerDer KlebrigeDer SchwätzerDer Abgetaute und Der HeiraterDer AusweicherDer TraumatisierteDer Bigamist oder Der FickerDer Egomane, Der Herrscher und Der VersorgerDer BlenderDer Trampolin-MannPeter PanDer RomantikerDer JunggeselleDer SchmarotzerDas MuttersöhnchenDer VampirDer GefangeneDer Versager und Der GelehrigeDer IrreDer LügnerDer VerräterDer BesesseneDer SchlägerDie KrankenDie klassischen StörungenPersönlichkeitsstörungNarzisstische PersönlichkeitsstörungBorderline StörungSuchterkrankungComputersuchtCasanova-KomplexGefühlsecht oder doch bloß genoppt …?!Spielarten der NähevermeidungMacht – oder macht nix?!BetrugDie Ehe-MechanikOn the Lady’s!Er sagt - sie meintEnde schlecht, alles schlecht!Das Feuer in der TiefeDumme DoloresSchlussbetrachtungenQuellenverzeichnisImpressum

Der Beziehungs-Burnout

Warum Frauen in Beziehungen ausbrennen 

Einleitende Worte

Einleitende Worte

Liebe Leserinnen,

liebe vermutlich eher einzelne Leser,

um Missverständnissen über das positive Anliegen dieses Buches vorzubeugen ist es mir wichtig zu deponieren, dass es sich hier um keine „Abrechnung gegen die bösen Männer“ handelt! Möglicherweise wirkt es streckenweise unbeabsichtigt wie eine Aufrechnung ungut wirkender Strategien, Einstellungen und Verhaltensweisen, dies liegt aber in der Natur der Sache, nicht in meinem Anliegen. Das Werk nimmt deswegen die männlichen Verhaltensweisen in Partnerschaften so stark in den Fokus, weil Frauen, auch die modernen, eine sowohl anerzogene, als auch biologisch angeborene Neigung haben, sich in Beziehungen sehr stark an ihrem männlichen Widerpart zu orientieren. Männer brennen aber ganz genauso heftig in ihren Beziehungen aus! Wir wollen bitte beim Lesen nie vergessen, dass es so unendlich viele berechnende, dumme, kaltherzige, gewalttätige, gefühllose, narzisstische und psychisch schwer gestörte Frauen gibt, die mit Wonne ihren Partner täglich über ihre gut geschärfte Klinge hüpfen lassen. Und die mit kalter Erregung genüsslich dabei zusehen, wie er an seiner Liebe für sie restlos zugrunde geht. Um diese wundervollen Männer geht es hier jedoch nicht - wenn Ihr einen davon erwischt habt: unbedingt festhalten! Es gilt für mich außerdem als unbestritten, dass homosexuelle Partner beiderlei Geschlechtes genauso in Beziehungen ausbrennen. Die spezielle Dynamik, die in gleichgeschlechtlichen Beziehungen zu dem ganz normalen Beziehungswahnsinn auch noch hinzukommt, ist hier aber nicht weiter thematisiert. Man kann nur ganz kurz skizzieren, dass eine monogame Beziehung stets Gefahr läuft „energetisch zu veröden und verblöden“, weil die Gefahr des geistig-seelischen Inzests durch die Geschlechtergleichheit immer gegeben ist. Bei Frauen erstreckt sich dies auch schon bald auf die Körperebene, und viele solcher weiblichen Paare sterben dann den „lesbischen Bettentod“, obwohl sie sich so sehr lieben …

Die Idee mein über jahrzehntelang gesammeltes und erlebtes Wissen um diese subtilen Prozesse in ein Buch zu packen, kam auf einem wirklich nur verschlungen zu nennenden Weg zu mir und hat sich dazu auch lange fast unbemerkt in mir bewegt. Es war auf einer Garten-Messe in der Abteilung „Altes, Neues und Dinge, die die Welt nicht braucht“. Weil ich direkt in der Schallschneise zwischen zwei Freundinnen mittleren Alters stand, kam ich nicht umhin das sich entspinnende Gespräch zu genießen. Babsi quakte die ganze Zeit aufgeregt einen guten Meter hinter mir: „Ach, guck mal hier Anne – das Grüne – das würde doch wunderbar zu den Petunien passen …!“ Anne war ebenfalls einen guten Meter von mir entfernt, drehte konzentriert und unaufgeregt einige Dinge nach dem Preisschild um, und sagte abwesend über die Schulter: „Ja, sicher …“  und  „Hm …“ Babsi krähte derweil aufgeregt weiter: „Oder das hier, das mit dem Goldrand, wolltest Du nicht immer schon was mit Goldrand für Deine Küchenkresse …?“  Babsi bemerkte offensichtlich überhaupt nicht, dass ihre Freundin innerlich genauso beschäftigt war wie sie selber, nur eben mit eigenen Gedanken. „Ach, schau hier, das ist aber mal wie geschaffen für Dein Telefontischchen! Anne, jetzt guck doch mal!“ Sie guckte nicht, aber ich konnte deutlich sehen, dass die Unsensibilität ihrer Freundin ihr auf die Nerven zu gehen begann. „Jetzt schau doch wenigstens mal!“, plärrte Babsi leicht ungehalten mit etwas Blauem in der Hand. „Das ist doch so schön!“ Jetzt guckte Anne endlich, allerdings nicht das blaue Dingens, sondern voll Babsi an. „Ich will es aber nicht!“, sagte sie fest entschlossen, aber immer noch freundlich. Babsi schnaubte wie eine Traberstute ihre Beute an und plärrte enttäuscht: „Aber das ist doch nun wirklich total schön - und Du guckst nicht mal richtig!“ Anne sagte eng: „Ich will es aber nun mal nicht haben!“ Babsi quengelte, immer noch völlig ohne innerlichen Kontakt zu Anne, los: „Aber warum denn nicht?!“ Und Anne sagte daraufhin etwas erschöpft, aber sehr milde, den wichtigsten Satz des Jahres für mich: „Weil mich zu viele schöne Dinge eben einfach aggressiv machen!“ Babsi stand original der Mund offen und ich konnte sehen, wie diese überraschende Information nach einer Resonanz in ihr suchte. Sie fand ganz offensichtlich keine so auf die Schnelle. Also stellte Babsi mit blutendem Herzen, aber jetzt still, das blaue Dingens wieder hin und wendete sich leidend ab. Das hatte mein Interesse geweckt! Ich sprach Anne an und bat sie darum, mir mehr über ihre Aggressionen zu erzählen. Sie war dazu gerne bereit: „Wenn zu viele Dinge um einen Platz in meinem Fokus rangeln, dann werde ich nervös! Und wenn diese Dinge dann auch noch hübsch sind, werde ich ärgerlich, weil ich mich nicht mehr auf die einzelnen Sachen konzentrieren kann. Das ist einfach Physik, denn in der Fülle kann ja nichts mehr wirken und ich nehme nur noch einen einzigen Klumpen im Zimmer wahr. Und dann habe ich gar nichts mehr davon! Darum ist heute auch nur noch wenig für mich mehr …“ Ich bedankte mich herzlich für diese wertvolle Ausarbeitung und benutze sie seit dem lebendig.

Der wahre Segen, der sich in Annes weisen Worten versteckte, entwickelte sich aber erst viel später. Er lag nämlich in der Erkenntnis, wie unglaublich nahrhaft und heilsam es sein kann, wenn ein anderer Mensch klar zu einem bestimmten Umstand seine Innerlichkeit reflektierte. So wurde es nämlich möglich, die eigenen Gefühle besser zuordnen zu können - die zwar vorhanden, aber irgendwie manchmal nicht wirklich greifbar scheinen. Die intimen Worte anderer über ihr intimes inneres Erleben sind wie eine bereits geprüfte Form, in die wir nun einmal probeweise die eigene ungeklärte Gefühlssuppe kippen können. Einfach mal um zu schauen, ob wir das auch so nachempfinden und für wahr erleben können. Das ist die weiter oben angesprochene Erklärung, warum ich mich dazu entschlossen habe, diese oft verborgen wirkenden Prozesse einmal klar auszusprechen. Es ist mir sowieso schon lebenslang ein Anliegen gewesen, Licht in dunkle Angelegenheiten zu bringen (in einem anderen Leben wäre ich unbedingt Profilerin oder Staatsanwältin geworden!) Und fast nichts ist dunkler, als die überaus vielschichtige Dynamik in Liebesbeziehungen. Ich hoffe sehr, mit meinen Beobachtungen und Folgerungen so mancher verwirrter Lady ein überrascht-erfreutes: „Ach, so!?“ schenken zu können. Und vielleicht sogar zu ermöglichen, dass nicht jede einzelne Lady alle Fehler immer erst mühsam selber machen muss, sondern vielleicht schon etwas früher den überfälligen Absprung finden kann … Fangen wir doch einfach mal an und stürzen uns rein ins Vergnügen!

Ich schicke an dieser Stelle allerdings lieber mal voraus, dass man nicht politisch aktiv in der Frauenbewegung sein muss, um zweifelsfrei und ganz neutral zu erkennen, dass Frauen in Deutschland zwar in der faktischen Überzahl, aber gesellschaftlich immer noch weit unterlegen sind. Und lasst uns jetzt bitte nicht darüber diskutieren, dass der Bundeskanzler angeblich weiblich sei. Man kann zweifelsfrei feststellen: Herr Merkel ist sicherlich vieles, aber ganz bestimmt keine Frau!

Warum Frauen besonders gefährdet sind in ihrer Beziehung so häufig auszubrennen, liegt auch mit an ihrer gesellschaftlichen Stellung. Die Männer haben schon vor Jahrhunderten die Welt unter sich aufgeteilt und seit dem auch nicht mehr hergegeben. Mittlerweile haben sie sogar noch die wenigen Bereiche bevölkert, die bis vor einiger Zeit fast allein den Frauen gehörten: Aus der Fliegerei haben sie sie völlig verdrängt, und das Kochen vor und für Publikum gehört seit „Ich hab da mal ‘ne Kleinigkeit vorbereitet“ alleinig den Männern. Trotzdem ist es ein trauriger Fakt, dass sich eine Welt voller Männer schon längst selber ausgelöscht hätte! In Afrika sagt man: „Eine Frau ernährt ein ganzes Dorf. Wenn zwei Männer aufeinander treffen, beginnen sie sofort Krieg zu führen!“ Das Leben ist weiblich und war es schon immer. Alle Menschen entstehen aus zwei Chromosomen: XX. Auch spätere Männer werden mit zwei XX-Chromosomen erschaffen! Aus noch immer ungeklärten Gründen, bricht irgendwann in der Entwicklung zwischen Eizelle und Samen in ca. 48% der Fälle eines der unteren Beinchen von einem X ab und es entsteht ein XY. Deutlich fühlbar ist der Unterschied: „XY-ungelöst“ fehlen ein paar sehr wichtige menschliche Bestandteile, darum zieht es das gesamte Leben stets zum weiblichen hin, auch um sich damit aufzuladen und wieder aufzufüllen. An vielen älteren Männern kann man das sogar ganz deutlich sehen: sie bekommen Hüften und einen Busen … Das Weibliche ist die nährende, gebärende, schützende, heilende, tröstende, verbindende Kraft im Leben. Das Weibliche ist die Lebenskraft schlechthin, denn wir sprechen einhellig von „Mutter Erde“ und „Mutter Natur“. Und sobald auf der Erde irgendwo Einer ein „Aua-Bubu“ hat, rennt er damit geradewegs zur nächstgelegenen Mutti und lässt sich dort ausgiebig trösten. Das Leben, der Mensch jedoch sind paradox und schätzen selten das, was sie nährt, sondern zumeist immer nur das, was sie zerstört. Darum gibt es immer noch so etwas lebensvernichtendes wie das Patriarchat. Es bedeutet wörtlich „Väterherrschaft“. Es handelt sich um ein gesellschaftliches System prägender Werte, Normen und Verhaltensdiktate das allein von Männern/Vätern kontrolliert und repräsentiert wird. Ein moderneres aber ungebräuchliches Wort dafür ist „Androkratie“, was wörtlich „Herrschaft des Mannes“ heißt. Das Patriarchat ist ein Konzept der bewussten Entmachtung und sogar Negierung allen weibliches. Dazu gehören Frauen, die Natur, alles seelische, Kinder, Tiere, Soziales, Gefühle, … Die Folge ist eine stark einseitige Sicht und eine grundlegende Entseeltheit mit einem völlig fehlenden Bezug zu Leben und Lebendigkeit. Alles was natürlich ist, wird im Patriarchat als „unkontrollierbar“ erlebt und muss daher entweder kontrolliert, verleugnet, entmachtet, entwertet, ignoriert oder eben auch einfach zerstört werden. Das Mittel der Wahl ist das rigorose Töten von Gefühlsregungen und die Übernahme allen Begreifens allein über das Kognitive, also über die Ratio. Wer hier nun für das Leben eintritt, wird in die Beweispflicht genommen (zumeist nach Art eines Hexenprozesses), und wenn er intellektuell so nicht in den Griff zu bekommen ist, dann wird er eben einfach gewaltsam unterdrückt. Das Patriarchat fragt niemals: „Was dient dem Leben? Was dient allen?“ Sondern nur: „Was nützt es mir? Was ist im Sinne des Profits alles machbar?“  

Frauen haben ihre mütterliche Kraft als absolutes Alleinstellungsmerkmal. Die ganze Welt wird finanziert durch weibliche, mütterliche Energie! Diese Frauen werden dafür aber weder angemessen entlohnt, noch wertgeschätzt oder gar beschützt. Nein, sie werden überall auf der ganzen Welt, auch im aufgeklärten Deutschland, rücksichtslos ausgebeutet, oft sogar abgewertet und auch immer noch unterdrückt. Schon seit Jahrhunderten greift diese Abwertung des Weiblichen um sich und hat sich natürlich auch deutlich in der Sprache, im Speicher unserer Kultur, niedergeschlagen. Dort nennt es sich „Pejorisierung“, damit ist die „Abwertung weiblicher Bezeichnungen“ gemeint. Die folgende Aufstellung ist nicht vollständig, zeigt aber den Trend:

DIRNE                   =          früher neutral                                 -  heute stark abwertend, sexuell diskriminierend

FRÄULEIN         =          früher hochstehend                       -  heute abwertend

DAME                   =          früher Adelsbezeichnung            -  heute gehoben-neutral

Hier folgt ein ganz harmloses Beispiel, aus dem normalen Alltag einer Freundin, die für die Ausbeutung des modernen Weiblichen steht. Solche Szenen spielen sich ungesehen, ganz nebenbei, stets als völlig normal konsumiert, täglich überall ab: Mutti backt aus selbst beschafften Mitteln kostenlos für die Schulaufführung einen Kuchen. Sie bringt diesen kostenlos hin und richtet ihn appetitlich (mittels eigener Servietten auf eigenem Porzellan) an. Dann verkauft sie ihn stundenlang kostenlos. Wenn sie selber ein Stück ihres eigenen Kuchens haben möchte, muss auch sie zwei Euro dafür bezahlen. Danach zählt sie kostenlos das mit ihrem Kuchen von ihr eingenommene Geld, macht einen Kassenbericht, gibt die Erträge ab, räumt den Stand auf, wäscht alles ab und karrt es kostenlos wieder nach Hause … Was bekommt sie dafür? Maximal einen feuchten Händedruck, oft genug nicht mal das – war ja immerhin normal so. Klingt das jetzt irgendwie nach weiblicher Wertschätzung?! Nein, das klingt nach etwas, das überall auf der Welt, jeden Tag, ganz selbstverständlich, einfach rücksichtslos konsumiert wird.

Frauen sind oft alleine schon deswegen am Leben kurz mal unterwegs ausgebrannt, weil sie eben einfach weiche, fühlende, empathische, lebendige Lebewesen in einer immer noch vollkommen männerdominierten, harten, gefühllosen, rücksichtslosen und ausbeuterischen Welt sind! Die Männerwelt funktioniert nach dem Suchtsystem, in dem es nur ein einziges Gesetz gibt: ich, ich, ich, um jeden Preis - und nach mir die Sintflut!!!

Die Emanzipation hat nur der Form nach einiges gelockert, aber interessanterweise heißt es auch nicht Efrauzipation, sondern Emanzipation! Dieser Strukturwandel hat Frauen anstatt mehr echter Freiheit, nur weitaus mehr Verantwortung und vielfach mehr Lasten gebracht. Sie sind mehr Arbeit, Verantwortung und Erwartungen ausgesetzt, als jemals zuvor in der Geschichte! Die so viel gepriesene Emanzipation erlaubt Frauen jetzt aber mit dem selbst verdienten Geld ein Konto zu eröffnen, um sich mit dem Ersparten dann den Mann vom Hals scheiden lassen zu können! Frauen rühren schon lange vormittags nicht mehr im Mittelreihenhaus hinter einer adretten Rüschenschürze mit dem Brigitte-Kochlöffel im Püree herum, und reiben danach zu flauschiger Radiomusik etwas Olivenöl auf die Blätter des heimischen Gummibaumes. Zumeist gehen sie nämlich auch arbeiten, um den heutigen hohen Lebensstandard zu unterstützen. Sie versorgen danach die Kinder, organisieren nebenbei den ganzen Familien-Bums und machen - aber wirklich nur zur Entspannung - dann noch etwas Hausarbeit. Wenn sie Vollzeit beschäftigt sind, müssen sie sich, umso mehr wenn sie „vorne mitmischen wollen“, wie Wölfinnen unter Wölfen verhalten, sprich: wie Männer im pastellfarbenen Kostümchen. Wer hier bestehen will oder was zu sagen haben möchte, der tutet zwangsläufig auch ins gleiche Horn wie die Männer da! Die Emanzipation hat keinerlei Weiblichkeit ins bestehende System gebracht, nur Männlichkeit mit rasierten Beinen und Gelnägeln. Im Prinzip hat sie sogar nur eines wirklich gebracht: Das Recht, dass die Frauen sich in einem ausbeuterischen und ausbeutenden System endlich so rücksichtslos verhalten dürfen wie die Männer!

Und wie heißt es heute immer noch so schön: „Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau!“ Dahinter wohlgemerkt, vom breiten Schatten seiner Heldenschultern geschluckt, nicht etwa daneben - und ganz bestimmt nicht davor! Männer kriegen im Prinzip ohne Frauen überhaupt nichts geregelt, geben das aber weder zu, noch respektieren sie das angemessen. Psychologen gehen noch weiter und sprechen von einer „zwingenden Angewiesenheit des Mannes auf die Frau“. Einige reden hier sogar von einer „Frauensucht“. Unbestritten ist die therapeutische und psychologisch heilsame Kraft der Frau für einen seelisch zumeist unordentlich aufgestellten Mann: Mutti wird’s schon richten! Und weil die meisten Männer ohne eine Frau überhaupt nicht richtig funktionieren und leben könnten, dabei aber unglaublich glorios sind, müssen sie diese existenzielle Abhängigkeit natürlich dezent verbergen. Vor sich selber sowieso, aber auch vor allen anderen. Damit haben die Männer vor einigen Jahrhunderten erfolgreich angefangen. Sie begannen die Unterdrückung „des schwachen Geschlechtes“ zu etablieren, um ihre eigene psychische, und vor allem körperliche, Abhängigkeit von der Frau mit Verachtung und Herablassung zu bemänteln. Sie haben sich damals in ihrer sexuellen Abhängigkeit ja nicht mal gescheut medizinische Bücher zu veröffentlichen, in denen sie die Geschlechtsorgane der Frau als „verabscheuungswürdig, widerlich und nicht menschenähnlich“ bezeichneten. Ganz schlechte Show, typisch Mann. Diese schwache Schauspielerei richtete sich gegen die Frauen, damit sie bloß kein Oberwasser witterten und an die Männer, die sich alle gegenseitig an diesen Lügen das Ego erigierten. Die heimlichen Herrscherinnen des Lebens mussten einfach durch schlechtes Benehmen, und notfalls eben auch durch Gewalt, gebrochen werden. So lange, bis sie vor lauter Angst und Verwirrung selber vergessen hatten, wer hier eigentlich in Wahrheit das psychisch stärkere Geschlecht war! Die Männer der Vorzeit fürchteten, und einige von ihnen tun das noch immer, dass die Frauen sich zu ihrer wahren Größe aufrichten könnten und damit nebenbei dann einmal die Machtverhältnisse an die Realität anpassen. Auf uns Frauen ist jedoch Verlass, das wagen nur die allerwenigsten von uns!

Viele Männer suchen gemäß der Soziologie vordergründig immer nur „mehr und besseren Sex“. Doch komischerweise stürzen sie sich dann bei der Partnerwahl so ziemlich auf jede Frau, die ihnen auch nur einen Hauch von Verwöhnungsbereitschaft signalisiert. Hat sie das auch nur einmal erfüllt, erwartet er in der Regel daraus ein sofort einsetzendes, verbrieftes, lebenslanges und uneingeschränktes Entgegenkommen. Das ist der Beziehungsvertrag vieler Männer: ER taucht auf (sein Part), und SIE erfüllt ihm willig alle Wünsche (ihr Part). Nur gerecht! Es gelingt komischerweise fast jedem Mann, irgendeine Partnerin zu finden, die ihn pflegt, aufbaut, verwöhnt und tröstet, wenn er danach bedarf. Eine Frau, die gerade nur ein ganz klein wenig mehr Kraft und Gemeinschaftsgefühl besitzt als er selber reicht dafür schon aus. Hat er diese Frau gefunden, dann verstärken gewisse Männer sofort ihre Abhängigkeit von ihr, beuten sie aus so gut es geht, und schweigen sie nicht selten zum Dank dann dafür an. Die eigentliche Arbeit an sich selber oder gar an der Beziehung, überlässt er in aller Regel frohgemut und wortlos seiner Frau. Beziehungsscheiße ist schließlich immer noch Weiberkram! Unglaublich daran ist, dass sich Häftlinge im Internet „Brieffreundschaften“ suchen und darüber dann gar nicht mal so selten heiratswillige Frauen abgreifen! Selbst wenn sie Mörder oder Sittlichkeitsverbrecher sind, warten ihre Bräute vor dem Gefängnis, um dann wirklich zu heiraten „wenn er endlich aus dem Bau raus ist“. Wie romantisch! Unzählig viele Frauen bleiben trotz schlechter, egoistischer, ignoranter und sogar gewalttätiger Behandlung ihrem Peiniger treu, fast ergeben, verwöhnen diesen Mann immer weiter, obwohl er realistisch gesehen nur noch einen saftigen Tritt in den Hintern – auch gerne mal Richtung Amtsgericht -verdient hätte. So brennen sie dann eben still und leise langsam aus …

Der Glücksindex der letzten 30 Jahre ist in Deutschland übrigens, trotz Emanzipation und Wiedervereinigung, deutlich in den Keller gesaust … Am schlimmsten vom Glücksverlust betroffen sind komischerweise genau die Bevölkerungsgruppen, die so lange hart für eine verbesserte Lebenssituation gekämpft haben: Die Frauen und die wiedervereinigten Ostgebiete! Das männliche Glück ist über die letzten Jahrzehnte relativ stabil geblieben, sogar leicht gestiegen. Das Glück der Frauen jedoch ist immer weiter gesunken. Noch in den Siebzigern waren Frauen mit 34% wesentlich glücklicher als Männer mit 31,8 %. Doch mittlerweile sieht es ganz anders aus: Die Männer sind mit 31 % immer noch „sehr glücklich“, die Frauen jedoch stehen nur noch bei 30,8 %. Diese Schere zeigte sich, sogar noch krasser, auch in anderen Wohlstandsnationen. Die New York Times versuchte in einer Umfrage das Rätsel der unglücklichen Frauen zu lösen.

Das Ergebnis lautete:

Von Frauen wird erwartet:

dünn zu sein

hübsch auszusehen

gigantische, straffe Brüste zu haben

den Haushalt zu schmeißen

die Kinder zu versorgen und zu erziehen

Termine, Verpflichtungen, das gesamte soziale Leben zu regeln

das emotionale Support-Center der gesamten Familie zu sein

keine eigenen Bedürfnisse anzumelden

stets erotisch, willig und sexy zu sein

möglichst auch mit für den Unterhalt der Familie zu sorgen.

Von Männern wird erwartet:

Geld zu verdienen/ Karriere zu machen

etwas zu heimwerken.

Die Frauen fassten resigniert das Ergebnis zusammen:

„Das Problem ist einfach, dass Ehefrauen eben einfach keine Ehefrauen haben!“

Dazu kommt der allgemeine Trend, dass Männer Frauen mittlerweile genauso scheiße behandeln wie ihresgleichen. Das Galanteriegebot ist ja tot, und darum gehört es heutzutage wohl zum guten Ton, wenn Männer von Frauen allen Alters und aller Bildungsstufen von „Schlampen“, „Bitches“ und „meiner Alten“ sprechen. Es ist aber natürlich nun nicht so, dass sie uns nicht mehr die Tür aufhalten würden. Sie fragen ja oft sogar teilnahmsvoll „Geht’s …?“, wenn wir den vollen Wasserkasten im Minirock und auf Pumps durch eben diese Tür an ihnen vorbei schleppen. Der Großteil dieser Frauen investiert einen nicht unbeträchtlichen Teil ihrer Lebensenergie in den Aufbau und Erhalt einer solchen Beziehung und zahlt dabei dann nicht selten mächtig drauf. Warum sie davon dann, trotz des manchmal übermenschlichen Engagements, nicht nur nichtglücklich, sondern auch noch nachhaltig krank werden, behandelt dieses Buch. Frauen geben oft alles in einer Beziehung – und brennen dann eben einfach irgendwann aus, weil einfach nichts brauchbares zurückkommt.

Der Burnout ist ein eigenständiges Krankheitsbild, das ich hier keineswegs thematisch aufweichen oder falsch beibiegen möchte. Ich spreche aber dennoch von einer „Burnout-Qualität“ gewisser Beziehungs-Erfahrungen, denn diese sind von den gleichen Parametern gekennzeichnet, wie ihr großer Bruder und Namensgeber: Über-Engagement, überhöhte Erwartungen, Ignoranz der eigenen Grenzen und Gefühle, Perfektionismus und eine zu geringe Frustrationstoleranz. Das ICD-10 nimmt mittlerweile Bezug auf die Ziffer Z73: „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“. Meine ganz persönliche Meinung dazu ist, dass es „das Leben“ in der oft zitierten Form gar nicht gibt, sondern dass das Leben alleinig ein Wechselspiel von Dynamiken innerhalb verschiedenster Beziehungen ist. Mit diesen Dynamiken positiv wachsend und für alle Beteiligten gewinnbringend zu agieren, bezeichnet eine gelungene Lebensbewältigung und Beziehungsgestaltung. Aus meiner Erfahrung als Therapeutin und Leiterin verschiedener Gesprächsgruppen mit dem Fokus auf „Burnout“, sind viele spätere „Burnis“ bereits als Kinder im Schoße ihrer Herkunftsfamilie ausgebrannt und wiederholten dann eben diese Erfahrung in verschiedensten Segmenten immer und immer wieder. Sehr beliebte Orte, um alte Erfahrungen des Ausbrennens zu wiederholen scheinen ganz deutlich das Berufsleben und die Partnerschaft zu sein.

Ich wünsche Euch allen, liebe Leser, viele „Ah’s!“ und „Oh’s!“

Gott sei mit Euch,

Eure Nicole Diercks

In froher Erwartung

Wie sagte Herrmann Hesse so unvergessen: „Einem jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …“ Und der Anfang einer Liebesbeziehung ist manchmal ja so unfassbar romantisch! Verliebtheit ist der erklärte Feind von innerer Ruhe, Schlaf, geistiger Gesundheit und rational nachvollziehbarem Benehmen. Hormone machen sich außerdem oft wesentlich lauter bemerkbar als die Stimme der Vorsicht oder Vernunft. Aber wenn einem erst mal die aufschwulkenden körpereigenen Leckerlis den Blick verklären und der Fokus, wie mit Scheuklappen eingeengt, nur noch auf das Objekt der Begierde gerichtet ist, ach ja …! „Die Phasen der Identifikation mit dem Verliebten“ nach Herrmann Meyer sind teils amüsant und teils traurig, weil man ihnen scheinbar irgendwie nicht entkommen kann:

1. Euphorie    

2. Erkennen der Realität       

3. Stagnation 

4. Frustration 

5. Reduktion              

6. Resignation           

7. Apathie

Möglicherweise liegt das auch mit daran, dass schon ganz am Anfang einige gravierende Fehler in der Personalentscheidung gemacht wurden. Es gibt eigentlich nur drei Ebenen, auf denen eine Anziehung nachhaltig funktioniert: körperlich – geistig – seelisch. Eine klassische Beziehung braucht zwingend immer diese drei Ebenen. Eine Freundschaft hingegen kann verschiedenes ausklammern und funktioniert sogar auf nur auf einer der drei Ebenen. Wenn eine Frau im Rausch der Hormone nun denkt: „Hey, der Knabe sieht super aus und im Bett ist der ‘ne Granate … Was macht es da schon, wenn er Analphabet ist? Unterhalten können wir uns ja trotzdem super!“, dann wird sich das, nach wissenschaftlichen Erkenntnissen, nach spätestens acht Monaten rächen. Für eine langfristige Beziehung benötigt man eine Menge Bodenarbeit, um nicht demnächst im beschleunigten Senkflug auf den schlecht gesaugten Teppich des Hauses aufzusetzen! Man benötigt mindestens gemeinsame Grundwerte, erkennbar ähnliche Interessen und Vorlieben, wie auch einen vergleichbaren Sinn für Humor. Es bedarf weiterhin eines gleichen intellektuellen Niveaus mit mindestens einem Teil ähnlich gelagerter Interessen. Man braucht außerdem einen vergleichbaren Grad an sozialer Eingebundenheit, ein gleichartiges Temperament und ein sehr ähnliches Energielevel, wie auch persönliches Tempo. Auch der Grad des Teilenwollens und der Durchlässigkeit muss in jedem Fall vorher getestet werden, sonst ist der Burnout vorprogrammiert. Was verstehen beide eigentlich unter Liebe, Zweisamkeit, Beziehung, Treue, Intensität, …? Der Grad der gewollten und gekonnten Beziehungsfähigkeit ist zwingend gegenseitig abzustecken. Und wenn es nicht zu passen scheint: Finger weg, Nächster bitte! Wenn es hier nämlich nicht passt, kracht es immer früher oder später. Egal wie gut sie sich miteinander unterhalten können: Wenn die Schnecke auftaucht, wird sich der Hitzepickel an ihr aufreiben und wenn der Verschwender die Bühne betritt, fällt der Geizhals in Krämpfe …! Wer sehr stark liebt, kann an dem innerlich distanzierten Partner schnell „Klammeraffen-Angst“ auslösen … Und „der Klammeraffe“ kriegt Frostbeulen an den Pfötchen …! Es hat sich sogar schon erwiesen, dass immer die Partner sich am besten verstehen, die in ihrer Herkunftsfamilie den gleichen Status in der Geschwisterfolge einnehmen! Wenn hier nicht sauber recherchiert wird und die Hormone entscheiden über die Einstellung, gilt der alte Grundsatz: „Was sie verbindet, das wird sie wieder trennen!“ Das bedeutet, dass genau das, weswegen sie sich jetzt in ihn verliebt hat, auch genau das sein wird, warum sie ihn nicht mehr erträgt! Beispiel: Sie verliebte sich in seine Unaufgeregtheit - seine seelische Trägheit wird ihr irgendwann zuwider werden! Sie verliebte sich in sein gutes Aussehen - seine Eitelkeit oder seine Untreue wird sie in den Wahnsinn treiben! Sie verliebte sich in seine Kochkünste - dass er eigentlich fast nichts anderes tut, als Rezepte zu studieren und zu kochen, wird sie die Wände hoch jagen! Und so weiter …

Es gibt dazu sogar einen „Beziehungs-Schnelltest“ von Herrmann Meyer:

1. seelische Liebe     

2. Erotik

3. Sexualität                                                                                                                                  4. Freizeitverhalten                                                                                                                     5. Lebensstil und Geschmack                                                                                                                   6. Spaß

7. Geistiges Programm

Auswertung: Besteht die Übereinstimmung nicht in mindestens sechs Punkten, ist eine mögliche Partnerschaft bereits schon gefährdet!

Was meiner Meinung nach immer ganz massiv ignoriert wird, ist der „Selbstwert-Check“. Man muss den Menschen immerhin ja nun auch da treffen wo er gerade steht, das heißt auch: wie er da gerade steht - vor sich selber und vor anderen. Der Grad des Selbstwertgefühls diktiert den Umgang mit der Wahrheit, mit Kritik, mit Einlassung, mit Durchlässigkeit, … Kurz und sehr hart gesprochen: Ein geringes Selbstwertgefühl macht leider dumm, beziehungsunfähig, eng und einsam! Die Grundhaltung ist negativ, der Fokus liegt zumeist (lauernd) im Außen, das Reaktionsmuster ist entweder auf Abwehr und Aggression oder auf Zeckentum gebürstet. Alle Grundannahmen sind zumeist negativ, Kommentare und Kommunikation drücken eher nieder, es gibt mehr Befürchtungen als Gewissheiten, das Glas ist immer nur halb voll, und so weiter … Fazit: Die Beziehungsfähigkeit ist gering! Ein emotionaler Überflieger hat mit einem seelischen Maulwurf also keine Chance auf eine auch nur halbwegs funktionierende Kommunikation! Aber ausgerechnet Frauen machen hier ganz gerne Konzessionen: „Er ist eigentlich ein total starker Mann, aber er hat halt so viel Pech gehabt in letzter Zeit! Wenn erst dies … und das … und jenes … dann kommt er auch ganz schnell wieder in Form!“ Frauen bilden sich gerne ein, dass ein schwächlicher Mann unter ihrer liebenden Fittiche „ganz schnell wieder auf Augenhöhe kommt“ und geben ihm ungebeten und unbegrenzt Kredit. Außerdem haben sie die ungute Neigung ihr eigenes Licht, sowie ihre eigenen Ansprüche an ihn und seine Kraft, unbewusst unter den Scheffel zu stellen. Das tun sie, damit sie ihren kleinen Schwächling nicht ausversehen auch noch zu allem Elend überstrahlen und damit möglicherweise aus dem Tritt bringen, womit dann die üblichen schmutzigen Machtkämpfchen auf den Plan gerufen würden. Nun muss man sich natürlich fragen: Warum brennt wohl so eine Frau am Ende in ihrer Beziehung aus …?!

Der zweite Punkt auf den man achten muss, ist der „Glücks-Check“. Glück ist nicht so etwas wie eine Windpocke, die man sich eben einfängt oder nicht, sondern Glück ist eine Lebenseinstellung. Mehr noch: Glück ist ein Talent. Glück ist etwas das in einem angelegt wurde, wenn es aber nicht gefüttert und entwickelt wird, verkümmert es einfach. Und wer glaubt, dass Glück etwas ist, das durch das Außen hineingetragen und am Leben erhalten wird, der hat dieses Talent zum glücklich sein nicht. Wer nicht mit sich in Einklang steht, wer sich selbst nicht leiden kann, wer sich auf die Nerven geht, wer es mit sich nicht aushält oder wer sich mit sich selber langweilt, hat kein Talent zum Glück. Er wird es immer im Außen suchen und stets andere dafür verantwortlich machen, wenn es fehlt oder wieder verschwindet …

Manchmal scheint sich die gesamte Energie ja sogar schon im Stadium der Verliebtheit verbraucht zu haben. Und in dem Moment, wo der Alltag dann durchgreift, ist oft schlagartig die Luft aus der Romanze raus, und sie flackt wie ein ausgepumptes Furzkissen im Sessel. Was viele Frauen nicht in der Lage (oder willig) sind sich vorzustellen, ist die wahre Bedeutung des Satzes: „Ich liebe Dich!“ Je nachdem wen man da vor sich hat, kann das nämlich auch verschiedenes bedeuten. Ein Mann, der keinen oder nur einen verschütteten Zugang zu seinem Herzen hat, steuert in aller Regel alles über Sex. Und dann bedeutet dieser magische Satz: „Du befriedigst meine Bedürfnisse sehr zufriedenstellend momentan!“ und „Ich liebe die Art, wie Du meine Bedürfnisse befriedigst!“ Dazu muss man allerdings auch mal sagen: Die große Liebe wird zwar angeblich gar überall gesucht, gefunden wird dann in aller Regel aber doch etwas ganz anderes. Und das reicht dann komischerweise auch irgendwie erst mal. Sobald eine Frau in ihrem Lebenskreis auftaucht, beginnen sich die meisten Männer sichtlich und messbar zu entspannen: Endlich ist Mutti wieder da - das wurde aber auch mal Zeit!

Die Fähigkeit zur Verliebtheit ist, wie alles andere auch, stets eine individuelle Ausprägung. Der Eine kann es spielend, verliebt sich täglich schon rein aus Sportsgeist immer wieder neu. Ein Anderer hingegen hat überhaupt keinen Nerv auf das ganze Gewese und nennt es schlicht nur „Herzscheiße“. Wieder ein Anderer benutzt das Gefühl des sich-Verliebens fast schon inflationär, und befindet sich absichtlich und ständig in einem Zustand aufwühlender Zugetanheit – nur das Objekt dieser Emotionen wechselt eben immer erstaunlich schnell … Viele Menschen, oft sind das die, die sich für eine echte Abhängigkeit von aufputschenden Substanzen zu vornehm sind, greifen daher gerne auf den „Glückshormon-Kick“ einer spontanen Verliebtheit zurück. Erstens gibt der einem einen kostenlosen Energieschub und zweitens beschäftigt er unauffällig den Fokus aus der miesen Realität weg. Menschen die unter AD[H]S (Aufmerksamkeits-Defizit-[Hyperaktivitäts]-Syndrom) leiden, sind stets darauf angewiesen ihren ins Negative abgerutschten Glückshormonpegel wieder künstlich aufzubauen, und greifen daher unbewusst gerne mal auf aufwühlende zwischenmenschliche Prozesse zurück.

Leider kann man nie vorher erkennen, und mancher täuscht sich darüber perfekt, wie viel von der ganzen Verliebtheit nun dem Objekt, wie viel dem Ego und wie viel dem Prozess an sich geschuldet ist. Männer sind seltsamerweise mit der Realität ihrer Partnerschaft oft nur mangelhaft, und mit der emotionalen Realität der Partnerin überhaupt nicht in Kontakt. Er glaubt oft: Wenn sie will, dass er was über sie weiß, dann muss sie ihm halt sagen, was er wissen soll! Kann ja wohl auch nicht so schwer sein?! Auch die Bindung an die eigenen Gefühle ist mangelhaft, manchmal sogar nur rudimentär. Mancher nimmt nur verschwommen irgendwas wahr, das in ihm plötzlich lebendig ist, und hält es dann vorsichtshalber mal für Gefühle. Wenn ein Mann sagt: „Ich habe das für mich bearbeitet!“, stellt sich später gar nicht selten heraus, dass es eigentlich heißt: „Ich habe das erfolgreich verdrängt und bemerke seine Wirkung nicht mehr. Ich projiziere das nur noch!“ Viele Männer verfügen über das zweifelhafte Talent ihre Emotionen aus den tieferen Schichten ihres Wesens heraus halten zu können, und selbst während einer verliebten Episode im Wesenskern quasi fast unberührt zu bleiben. Nach meiner Meinung liegt in diesem Umstand der Urgrund dafür, dass die Welt in eben diesem Zustand ist. Eine Lebensform, die von Emotionen scheinbar fast nach Wunsch unangekrankelt handeln kann, ist vollkommen frei alles zu tun, was ihr denkbar ist. Mit Männern, die ihre Gefühle unmittelbar, und aus einer inneren Notwendigkeit heraus, wahr nehmen, wahr machen und voll verantworten müssten, wäre der aktuelle Gewalt-, Macht-, Sex-, und Kommerz-, Kriegs-Wahnsinn gar nicht denkbar! Manche Männer beherrschen das sich-aus-Spaß-Prügeln, wie das sich-aus Spaß-Verlieben ebenso innerlich unangetastet, wie das aus-Spaß-mit-einer-Frau-schlafen … und das alles nichts bedeuten zu lassen. Wir berühren diesen unseligen Tatbestand unterwegs immer wieder mal aus verschiedenen Richtungen. Weil Frauen genau begreifen, dass dahinter ein zutiefst vereinsamter und völlig unverbundener Mensch stecken muss, können sie sich so was eigentlich nicht mal in ihren Albträumen vorstellen! Damit besteht dieser schädliche Umstand leider oft lange nur außerhalb ihrer bewussten und gewollten Wahrnehmung. Einfach deswegen, weil so ein Verhalten von fühlenden Frauen als vollkommen lebensfremd, ja sogar lebensfeindlich klassifiziert wird. Dadurch befindet sich ein solcher Mann übrigens automatisch vollkommen außerhalb dessen, was Frauen im Allgemeinen in ihrem Leben so verwirklicht zu sehen wünschen, aber das macht es leider nicht weniger real! Die Erkenntnis-Verweigerung bezüglich dieser Tatsache ist bei den meisten Frauen auch dann noch intakt, wenn sie schon selber mehrfach erleben mussten, wie der frisch gechasste Ex, von jeglicher Trauer unangekrankelt, blitzschnell vom erkalteten in ein warmes Bett gehüpft war … Eine Frau die, möglicherweise auch aus Gründen wie Logik annimmt, dass ihr intimes Erleben immer auch wahrhaftig in echten Emotionen des Partners wurzelt, brennt schneller aus, als ein Knallfrosch an Sylvester! Gefühle der Rachelust und Wut als Antwort auf diesen erlebten Kontrollverlust kommen da nicht selten hoch. Oft verbergen diese „Gefühle zweiter Klasse“ lange die darunter liegende Enttäuschung, und auch die heimliche Angst mit den eigenen falschen Einschätzungen irgendwie wohl nicht lebensfähig zu sein?! Manch eine Lady in einem solchem Stream fragt sich darüber hinaus auch, ob sie überhaupt noch ganz dicht ist?!

Der Knackpunkt für spätere Enttäuschungen sind immer Erwartungen und Ansprüche. Wertvolle Eigenschaften einer Beziehung werden von Anfang an für sich selber eingefordert. Weder bringen die Menschen mit einer solchen Forderungshaltung diese Anlagen überhaupt mit, noch sind sie bereit die Mühe zu verwenden diese Qualitäten gemeinschaftlich zu erwirken. Das war ja eigentlich der Grund diese verkorkste Beziehung überhaupt eingegangen zu sein: Für die Beute eines Partnerschaftsgewinns! „Beute“ bedeutet hier: Man hat gemeinsam etwas erreicht und erlebt, das einem alleine gar nicht möglich gewesen wäre … Aber viel seltener als das Partner den Blick auf den gemeinsamen Beziehungsgewinn haben, scheinen sie komischerweise viel eher in einem latenten Stellungskrieg zu liegen. Damit wird die Beziehung zu einer ständigen Konfrontation der Erwartungen, Vorstellungen, Ansprüche, Forderungen, Wünsche, Sehnsüchte, Träume, … des Anderen. Also eine Bedürfnisbefriedigungsanstalt! Denn es ist tatsächlich wahr, dass Menschen so tun, als böte das bloße Eingehen einer Beziehung ihnen das uneingeschränkte Recht (lebenslange) Forderungen und Bedürfnisse an den Partner anzumelden. Um nicht selten dann diesen Partner selbstgerecht zu kritisieren und zu richten, wenn diese „ja wohl ganz normalen Ansprüche“ nicht erfüllt werden! Erwartungshaltungen herrschen in jeder Art einer (neuen) Beziehung immer vor, werden aber meistens nicht zugegeben, abgestritten oder schlicht simplifiziert („Sie soll halt einfach nett sein …!“) Diese Ansprüche und Erwartungen sind es im Kern, die immer so derbe enttäuscht werden. Wenn diese sich lange genug unbeobachtet im Unbewussten gehalten hatten, sind sie als Erwartungen allerdings irgendwann gar nicht mehr ausmachbar, sondern tauchen in der Beziehungsmasse plötzlich als manifeste Ansprüche auf. Und das sind dann genau die Art von Ansprüchen bei denen man, wenn man damit gescheitert ist, nicht mehr feststellen kann, wo die eigentlich mal hergekommen sind?!

Paare sollten ja tatsächlich auch gar nicht

alles

miteinander teilen wollen. Aber es dauert meistens sehr lange bis eine Frau erkannt hat, dass sie sich mit ihrem Partner in nur spezifischer, recht eingeschränkter Weise verwirklichen kann. Menschen können sich nur dann mittel- und langfristig wohlfühlen, wenn sie das, was in ihnen angelegt ist, auch zum Ausdruck bringen können. Man hat das Recht und die Pflicht das mit bewusst ausgebildeten Anlagen verbundene Glück voll auszukosten, das gehört uns alleine, und wir haben ein fortgesetztes Recht darauf. Viele selbstunsichere und innerlich abhängige Frauen lassen sich jedoch leider schnell von jenen, die sich überhaupt nicht entwickelt haben, um die eigene Entwicklung betrügen und sich dann auch noch Schuldgefühle darüber einreden. Jede Frau muss sich nämlich immer wieder fragen: „Ist es mir gelungen all meinen Inhalten ihre ihnen gemäße Form zu verleihen? Damit sich auch nur diejenigen, die zu meiner echten Form passen, sich von mir angezogen fühlen können?“ Das heißt aber auch: Man muss so lange weitersuchen, bis man seine Ebene im Anderen wiedergefunden hat! Auch muss man der eigenen gegenwärtigen biografischen Situation mer treu bleiben. Denn wenn man sich in einem köstlichen Zukunftsbild verläuft, wird man ausversehen nach einem Partner suchen der, wenn überhaupt, nur zum eigenen Idealbild passt, aber nicht zur eigenen Realität! Man könnte auch sagen: Man sucht den Deckel für einen Topf, der gar nicht existiert J. Zumeist wird ja der eigene Lebensstil als Richtmaß genommen, ob der Andere zu einem passt oder nicht, und zeitgleich wird versucht, den eigenen Lebensstil und den eigenen Geschmack als Richtmaß für die Beziehung durchzusetzen. Der nach diesen Prämissen ausgesuchte Partner passt jedoch nur zu unserer neurotischen Natur - das ist die mit den ganzen Defiziten, Projektionen und Kompensationen. Es gibt jeweils immer zwei Partner für uns: Einen, der zu unserem wahren Wesen und einen, der zu unserer aktiven Neurose passt! Ohne aufrichtige Auseinandersetzung mit dem eigenen Seelenleben, den Schatten und Defiziten wie auch dessen Mechanismen, bleibt die neurotische Programmierung leider lebenslang bestehen und zieht immer wieder dieselben Crash-Dummies an …

Die am häufigsten anzutreffenden Kompensationen von persönlichen Defiziten sind:

- prestigeträchtiger Beruf,

- anerkannte Tätigkeiten/ Hobbys/ Engagements,

- prestigeträchtige Wohngegend,

- anerkannte Gesellschaft,  

- anerkannte/ prestigeträchtige Konsumgüter,

- gut sichtbarerer Konsum allgemein,

- Attitüden, …

Was wirklich schlecht daran ist: Wenn man hier nun plötzlich den Lebensstil ändert, zerlegt es den Partner dann praktischerweise immer auch gleich mit. Weil: passt eben einfach nicht mehr zu Swimmingpool und Golfclub, dieser strange Eumel!

Tatsächlich weiß die Psychologie sogar, dass die individuelle Entwicklung und die Entwicklung der Zweisamkeit sich höchstens nebeneinander, aber nie miteinander abspielen kann. Jeder muss nämlich immer wieder etwas Eigenes haben, damit etwas Gemeinsames möglich wird. Wann immer man man eine Beziehung eingeht, muss man sich klar darüber sein, dass man sich zwangsläufig dahingehend einschränken muss, was in dieser Beziehung für Entwicklungsmöglichkeiten herrschen. Man tauscht dieses eine Leben mit diesem einen Menschen nämlich gegen alle anderen möglichen Leben mit allen anderen Menschen ein. Die meisten Menschen kämpfen in Beziehungen leider aber immer nur unbewusst darum, ihren eigenen Lebensstil als den gemeinsamen durchzusetzen. Zusammen mit den unterschwelligen Revier- und Machtkämpfen ist das zumeist der Schlick in dem dann irgendwann eine solche Partnerschaft feststeckt, und schließlich darin erstickt. 

Zumeist ist es mit „der ganz großen Liebe“ ganz schnell aus, wenn vom Mann plötzlich auch noch persönliche Entwicklung gefordert wird. Eine von der Art, die den Menschen dann über seine inneren Grenzen treibt. Man muss einfach generell wissen, dass Menschen im Allgemeinen viel reden und das ihre Taten den Worten stets hinterherhinken. Und das insbesondere Männer eine hohe Vergesslichkeit gegenüber ihren eigenen Worten aufweisen, denn Worte kosten ja nichts, verlangen nichts, schinden Eindruck, bauen eine energetisch kreditierbare Erwartungshaltung auf, sind als Schuldscheine nutzbar und für die eigene Innerlichkeit vollkommen ungefährlich! Frauen kann man leider oft spielend mit einer emotional aufgeladenen Sprache auf seine Seite ziehen und dann kräftig einwickeln. Mittels seiner bewussten Sprache kann der Mann eine dafür anfällige Frau auf direktem Wege ins „Weißt-Du-noch“- und „Eines-Tages-werden-wir“-Land schicken! Bein psychisch gesunden Frauen funktioniert dies jedoch nicht, weil diese wissen: „Frag immer nur die Gegenwart und niemals die angeblich so glorreiche Vergangenheit oder eine noch glorreichere, schwammige Zukunft - und frag schon gar nicht die Hoffnung! Berechne den Mann nur nach seinem Verhalten, nicht nach seinen scheinbaren Möglichkeiten, wiege ihn allein an seinen Taten, nicht an seinen Versprechungen … und prüfe stets, wie all das auf Dich wirkt!

Männer haben dazu unglücklicherweise oft einige hoch-explosive Eigenschaften in Petto, welche die Frau anfangs zwar nicht sieht, deren Fortbestand sich aber zwingend später in negativer Wirkung zeigt. Ihm ist es erstaunlich oft beneidenswert egal, was diese „liebenswerten kleinen Macken“ da so Tag für Tag an der Beziehungsmasse anzurichten in der Lage sind. Und ihm ist es auch egal, was sie dann jeweils davon hält. Es gilt der gute alte Grundsatz: „Gekauft wie besehen!“ Eine dieser leidigen Eigenschaften konnte man bei der Verbindung von Charles und Diana gut beobachten: Charles tat das, was viele Männer tun, wenn sie die Beute in ihre Höhle geschleift haben: Sie leben ihr vorheriges Leben einfach weiter - und addieren bei Bedarf eben etwas Beziehung hinzu! Währenddessen lebt sie die Beziehung, und addiert bei Bedarf eben etwas Eigenes hinzu. Bildlich gesprochen, prescht sie ungeschützt in den unbekannten Wald, in das Dickicht der neuen Beziehung, und bahnt dieser mittels ihrer sozialen Talente einen Weg. Er geht in aller Regel nur ganz langsam gemütlich in der freien Schneise hinter ihr her, und denkt nicht selten: „Hey, was soll ich mich jetzt da auch noch stressen, sie macht das ja schon alles …“ Und wie er so entspannt hinter ihr her schlurft, kriegt er plötzlich Lust zu jagen: „Wau, da vorne bewegt sich ja was!“ Bei Diana war es der Disney-Klassiker: Ihr Hochzeitstag war der Höhepunkt ihrer Beziehung! Sie jedoch wollte die Welt, und sich selber, glauben machen, es sei der Beginn eines romantischen, niemals enden wollenden Märchens. Teile der Welt ahnten es schon vor der Hochzeit, der Rest wollte es aber dann nicht so genau wissen, weil es einfach zu viel von dem enthielt, was sie selber für sich erträumte. Ein Journalist fragte damals indiskret vor der ganzen Welt die in ein blaues Oma-Kostüm gewandete Diana: „Sind sie verliebt?“, und sie antwortete errötend: „Ja, sicher!“ Als der Journalist auch noch Charles fragte, versuchte dieser sich nonchalant, von einem Segelohr zum anderen grinsend, aus der Affaire zu ziehen: „Was immer verliebt sein auch bedeuten mag!“ („What ever falling in love means!“) Das hätte mal aufrütteln sollen, tat es aber scheinbar nicht. So sind insbesondere Frauen oft, und junge Frauen noch viel mehr: Sie wollen einfach weiter träumen dürfen! Die Beziehung zwischen Charles und Diana war der Klassiker unter den Beziehungs-Killern: Einseitig stark überhöhte, blinde Erwartungen kollidieren mit einer bösen Realität! Doof gelaufen wieder.

Männer haben dazu die unappetitliche Angewohnheit sich schweigend und rückstandslos einfach aus „der Sache“ rauszuziehen („Das ist mir jetzt zu blöd!“), wenn es schwierig, unangenehm, unübersichtlich oder fordernd wird. Viele von ihnen bringen fast sofort ihr Ego, sowie ihre zarten Gefühle, in Sicherheit und sind fortan nicht mehr berührbar. Das wird sie dann spätestens an der noch verschärften psychischen Gangart bemerken. Männer sind oft wie Prinz Segelohr: Die Emotionalität, die Verwundbarkeit und auch die Unmittelbarkeit der Frau rühren sie an, möglicherweise bewundern und beneiden sie diese sogar dafür. Dann versuchen sie sich halbherzig einzufinden und stellen bald fest: Das ist ja hochgefährlich für fest gefügte Annahmen, geprägte Verhaltensweisen und in Erz gegossene Muster! Es verlangt viel zu viel von ihnen, wenn sie da jetzt voll eintauchen sollen! So verlassen sie aus Hilflosigkeit und stiller Überforderung nicht selten die Beziehung schon früh leise durch die Hintertür, während sie vorne weiter emsig Kulissen schieben. Das heißt nichts anderes, als das sie ihre Prinzessin irgendwann, schon ganz ausversehen, voll auflaufen lassen. Sie betrügen die Frau: um sich selber, die Wahrheit, ihr Wachstum, die Beziehung, die Ehrlichkeit und zum Schluss auch um die Realität … Es ist ihnen aber egal, Hauptsache sie kommen da psychisch unbeschadet wieder raus! Sie selber, und der Großteil der männlichen Gesellschaft in ähnlicher Zwickmühle, findet dazu dann oft eine ermüdende Unzahl an sachlich falschen Erklärungen und Entschuldigen für ihr vollkommen unerklärbares, unentschuldbares Verhalten … Ich hörte verschiedentlich von Männern, die im Untergrund dann behaupteten, sie wären sich nun gerade dummerweise mal kurz selber begegnet - und wären in Deckung gegangen „um sich in Ordnung zu bringen“ und der Frau so gereinigt endlich doch noch würdig zu sein. Ich weiß nicht, wie es bei Euch aussieht – in meinem Bekanntenkreis hat das noch nie geklappt und die ganze Kiste fuhr stangerlgrad, auch wegen seiner erklärten Nichtteilnahme und seinem ganzen Gewurstel im Untergrund, in die sprichwörtliche Grütze.

Man kann kurz auf den Punkt bringen: Neben einem solch gefühls- und beziehungslosen Mann kann eine Frau sich überhaupt nicht entwickeln! Viel wahrscheinlicher ist es, dass sie im Verlauf ihrer maroden Beziehung am Ende dann auch noch Selbstbewusstsein eingebüßt hat. Das liegt auch daran, dass Anlagendefizite immer ein negatives Schicksal anziehen. Eine Charakter-Anlage, die in der Beziehung nicht gesehen, wertgeschätzt und beantwortet wird, existiert nicht und verpufft einfach. Das liegt daran, dass platt gesprochen, doof eben nur doof sein beherrscht, und ein Gespräch immer nur so gut ist, wie der doofste Beteiligte gerade noch folgen kann. Mit einem solch defizitären Mann wird eine innerlich reiche Frau natürlicherweise einfach irgendwann veröden und verblöden – oder ausbrennen. Dabei hat jeder Mensch das Recht und die Pflicht für seine gesamten Persönlichkeitsanteile Sorge zu tragen, insbesondere für jene, die in der Beziehung unbeantwortet bleiben. Wer seine Stärken allerdings gar nicht erst erkennt oder möglicherweise schlecht präsentiert, wiegt auf dem Beziehungsmarkt so, als seien diese Stärken rechnerisch überhaupt nicht vorhanden. Aber es geht sogar noch schlimmer: Nicht wahrgenommene eigene Stärken den Defiziten oder der Abwehrhaltung des Partners zu opfern ist schlussendlich psychischer Selbstmord! Jede Frau ist dazu verpflichtet darauf zu achten, dass stets alle kostbaren Anlagen sich verwirklichen dürfen. Tut sie das nicht, weil sie auf einen Mann besteht, der das wegen seiner eigenen Blockiertheit eben nicht zulässt, brennt sie zwangsläufig aus. Das liegt auch mit 4an einer psychologischen Gesetzmäßigkeit, die besagt, dass wenn jemand auf seine Lebensrechte verzichtet, z.B. weil er vielleicht ein „guter Mensch“ sein will, er prompt mit „bösen Menschen“ konfrontiert wird, die ihn ausrauben werden! Ärgerlich und ungerecht, aber leider nicht zu ändern. „Opfer sein“ heißt nämlich auch: Einem anderen Menschen etwas freiwillig von seinem eigenen Leben zu opfern! Das schreiben wir uns besser alle mal kurz auf. Denn damit sind wir nicht mehr wirklich die Besitzer unseres eigenen Lebens, sondern wir werden besessen, und im schlechtesten Fall sind wir es auch noch! Es handelt sich immer mindestens um eine Lebensverarmung, wenn man auf die Zurückstellung der eigenen Bedürfnisse zugunsten des Partners oder der Beziehung besteht.

Für eine Verweigerung der eigenen Verwirklichung und damit dem Einbringen der eigenen vollen Energie in die Beziehung, erfolgen harte Strafen seitens des Beziehungsschicksals. Eine Beziehung funktioniert eben einfach immer nur dann, wenn beide Partner ihre Energien ungefragt und vollkommen rückhaltlos in die jeweilige Beziehung einbringen. Zumeist ist komischerweise zu beobachten, dass Frauen schnell gerne alles einbringen, was sie sind und haben. Später stellt sich dann allerdings gerne heraus, dass das nicht so besonders pfiffig gewesen ist. Zumeist war es jeweils viel mehr, als der beteiligte Mann je selber für sich hatte und dieser wähnt sich nun im Paradies, „All you can eat!“, alles mühelos, selbstverständlich und natürlich völlig kostenlos bereitgestellt! Zumeist haben Männer bereits an dieser Stelle also keinen Bedarf mehr irgendwas davon zu beantworten, denn sie sind möglicherweise auch zu sehr damit beschäftigt es mit vollen Händen zu konsumieren. Es wird ja alles ohne jede Gegenleistung gegeben und da wirft sich ein normaler Mann eben sofort bequem in die Hängematte der Energie seines Weibchens - und lässt sich dann unappetitlicherweise auch nicht selten voll durchhängen. Das ist tatsächlich das Wesen vieler „erwachsener Beziehungen“: Frauen geben alles und Männer finden es durchaus genug sich nach besten Kräften lieben zu lassen, nur gerecht! Und auch egal wie unterirdisch sie sich benehmen, das sind ja alles nur liebenswerte kleine Macken. All das zu finanzieren, liegt zumeist an der Frau, die dies sonderbarerweise automatisch, sehr lange und umsonst tut. So bezahlt sie nicht selten auch noch mit Verleugnung und einer Menge psychischer Kosmetik betreffend „seiner liebenswerten kleinen Macken“ dafür, dass dieser Mann sich überhaupt lieben lassen kann! Klingt das jetzt überspitzt? Ist es aber leider nicht. Im Endeffekt heißt es oft: Die Frau bringt sich sofort voll ein, und der Mann lehnt sich zurück und schlägt voll zu! Manche Beziehung wird durch das Addieren eines Mannes nicht reicher, sondern seltsamerweise ärmer! Und zwar deshalb, weil nicht selten alle beide nun ausschließlich von alleinig ihren Ressourcen schmatzen! Schlecht läuft es auch deswegen, weil die Frau sich hier voll eingibt, dafür nichts zu fordern scheint, und damit dafür sorgt, dass Männer, die sich ja nun die Beziehungsgestaltung sparen, selber noch jede Menge Energie für sich übrig haben. Und nicht selten verwenden sie genau diese, um ihre Frau anzugreifen, ihr mit permanenten Machtspielchen das Leben zu versauern. Alte Regel: Indem man sich über die angeblichen Wirkungen beklagt, kann man sehr bequem von den eigenen Ursachen ablenken …

Einige Männer lehnen die Verantwortung für ihr eigenes, und natürlich auch für das gemeinsame Leben, von vorneherein ab. Schon eilt eine mögliche Partnerin (gerne auch mit Helfersyndrom, Co-Abhängigkeit oder ähnlichem) herbei und macht sich diese herumliegende Verantwortung zu eigen. Diese Frauen wissen instinktiv, das es mit der Verantwortung wie mit dem Wetter ist: Sie ist immer da und es kommt einfach darauf an, wie man angemessen mit ihr umgeht! Je nach Zustand der eigenen Innenwelt, ist fremde Verantwortung sogar noch immer etwas reizvoller, als die eigene. Es scheint komischerweise leichter im Schlamassel Fremder herumzuwühlen, als im eigenen Psychomüll zu scharren! Wer mit seiner Innenwelt partout nichts zu tun haben will, müllt lieber die Gegend damit zu und verpestet die Atmosphäre. Das Gesetz dazu lautet: „Wer sich sein Elend nicht ansieht, der gibt es einfach weiter!“ Menschen begrüßen die Verantwortung für sich selbst immer erst dann, wenn sie erkannt haben, dass sie sie sowieso schon längst hatten! Und das es genauso auch gut ist. Udo Lindenberg singt dazu: „Zeitbomben sind nicht mehr zu stoppen, wenn der Sekundenzeiger rennt. Und die Wahrheit gilt auch dann schon, wenn noch keiner sie erkennt!“ Tröstlich an der Situation ist auch die vielfach ignorierte Tatsache, dass die Dinge ja sowieso schon sind, was sie nun mal sind. Dann erkennt der Mensch auch, dass der Blick auf die wahre Situation diese nicht verschlimmert, dass sich eine eingestandene Schwäche nicht noch im Tageslicht vergrößert, sondern das sie nur endlich ihre genaue Beschaffenheit zeigt. Viele Menschen wissen nicht, dass es auch für die Schwächen-Besichtigung Regeln gibt: „Nur mal gucken!“ Jedes Bewerten des Gesehenen ist strengstens verboten.

Was wir heute traditionellerweise so vornehm als „auseinander leben“ bezeichnen, bedeutet im Endeffekt nichts anderes, als das ein Partner sich entwickelt hat und der andere leider nicht. Und: nein, er hat sich nicht „eben einfach in eine andere Richtung entwickelt“ …! Entweder hat er sich entwickelt, oder er hat sich nicht entwickelt. Entwickelt hat sich ein Individuum nur nachweislich, wenn er einen bewussten inneren Prozess angesteuert hat und wenn dieser auch zu einem sichtbaren, besseren Ergebnis geführt hat. Wenn jemand sich z.B. als Mensch sehr intensiv weiter entwickelt hat, passt die herkömmliche Form einer Partnerschaft schließlich dann nämlich irgendwann nicht mehr in sein Leben …

Die Erwartungshaltung von Frauen an Männer ist oft so immens wie fehlgelenkt: Das geben die Knaben ja gar nicht her, was da alles angedichtet und untergeschoben wird! Häufig stehen massiv hohe Ansprüche nach Intimität und Nähe im Raum, die weder gesund, noch erfüllbar sind. Frauen haben zumeist überhaupt keine andere Wahl, als an einer großen Herausforderung Gefallen zu finden - denn sie wissen es oft zwar nicht, aber sie suchen in Männern eklatant andere Dinge als Männer in Frauen. Frauen schauen (neben Geld und Status) auch immer mal auf die Werte und den Charakter, immerhin werden die dann ja auch den gemeinsamen Nachwuchs prägen. Männer suchen in erster Linie Attraktivität, Umgänglichkeit, Verständnis und mütterliche Kraft. Und sie fühlen sich spontan zu Frauen hingezogen, die den winzigen Funken von wilder, ungezügelter Verrücktheit in ihnen in Brand zu setzen und schwelen zu lassen verstehen. Geistig und seelisch führt mancher Mann bewusst und gerne ein innerlich armseliges Leben und nicht wenige unter Ihnen sind wirklich tumbe Torfe, die sich über ihre Gefühle nie wirklich im Klaren sind oder überhaupt sein wollen. Ist ja auch viel bequemer so! Damit lieben sie schon aneinander vorbei, bevor sie überhaupt ihr erstes „Chin-Chin …“ gehaucht haben. Manchmal dachte die Frau allerdings auch mal, dass es heutzutage leider nicht mehr zum guten Ton gehört, während einer Verabredung aufzuspringen und Nasenbluten vorzuschützen …

Es ist übrigens eine sehr ungute Situation erkennen zu müssen, dass man sich selber für einen totalen Verlust vollkommen emotional investiert hatte. Man glaubte ja immer an Mutti‘s makellose Logik: „Mach Dir keine Sorgen, der Richtige wird schon noch kommen! Immerhin findet jeder Pott auch seinen Deckel …“ Welch eine dämliche Farce einen Menschen mit einem Topf zu vergleichen?! Die Frage steht im Raum: Ist „Mister-Richtig-aus-der- Traumprinz-Allee“ dann doch noch endlich angereist?! Nein, leider nicht so ganz? Aber sein angeheirateter Cousin dritten Grades war dann ja fix eingesprungen: „Mister-eigentlich-doch-ganz-in-Ordnung-aus-der-besser-als-gar-nichts-Straße“ ...! Wie sich dann aber leider herausstellte, war der Gute wohl ein Verwandter von Dr. Frankenstein und entpuppte sich am Ende als: „Mister-Riesenarschloch-aus-der-geht-ja-wohl-gar-nicht-Gasse!“ Tja, so ist es eben, eines Tages sieht die Frau, eigentlich eher so ausversehen, ihren Mann auf das Haus zugehen und erkennt nichts mehr von dem ehemals magischen Wesen voller Geheimnis und Zauber. Viel eher hört sie sich plötzlich denken: „Mein Gott, was habe ich denn in dem mal gesehen?! Der stampft ja original wie ein echter Zombie heran …!“ Ihrer Freundin jammert sie dann am Telefon vor, dass sie nicht begreift, wie sie ihre besten Jahre - oder zumindest die besten Jahre ihres Körpers - an einen Mann hatte wegwerfen können, der ernsthaft glaubte Bo Derek würde als Künstlerin missverstanden … Und was machte man nun mit einem solch toten Vogel?! Das gehört wahrscheinlich zu der Art von Erfahrungen, die einen zynisch gegenüber der männlichen Natur werden lassen …

Mit all seinen emotionalen Investitionen ist der Mensch leider immer an das Objekt seiner Investition gebunden, und diesem sogar teilweise innerlich ein Stückweit ausgeliefert, weil er ja was zurückhaben muss. Das kann nach 25 Jahren Ehe genauso passieren, wie beim Beginn einer Affaire. Die Frau hat einen Beckerhecht in die schlammigen Pfründe der Beziehung hingelegt, während der Partner möglicherweise „nur eben mal so schaute wie sich das hier so entwickelt“. Im Bankerdeutsch bedeutet das: Frau ist auf einen Blender reingefallen, der so raffiniert wie glaubwürdig den Börsenkurs für sein mürbes Prodüktchen hochgejubelt hatte. Und als sie in der Emotions-Hausse voll eingestiegen war, platzte leider irgendwann die ganze Gefühls-Blase. Die alte Wallstreet-Weisheit holte sie ein: „Aktien die steigen, die fallen auch irgendwann wieder!“ Männer wissen das instinktiv, weil sie oft schon direkt am eigenen Leib erleben mussten, dass „der Kurs“ (hihi) sich entweder überhaupt gar nicht erst hob oder dass „die Aktien“ eben dann schneller fielen, als sie noch schnell „Amen!“ hauchen konnten … Tja, und was dann auch gleich fiel, war nicht nur die Klappe der jeweiligen Lady nach unten, sondern auch all die herrlichen Kulissen. Die plumpsten nämlich plötzlich alle um. Ende der Aufführung: „And they lived happily ever after“. Damit waren dann spätestens achweislich wirklich alle Investitionen in diesen Klops rückstandslos verloren. Die Erfahrung eines klassischen ‚Schwarzen Freitags‘. Nachzulernen wäre also dringend etwas über „Loss-Stop-Aktien“.

Ein möglicher Ausweg: Gerade zu Beginn, wenn einem dann auch noch in Massen die Sexualhormone in die Quere kommen, sollte Frau einen kühlen Kopf bewahren, obwohl Herz und Höschen bereits lichterloh brennen. Der durch Träume, Wünsche und insbesondere Sehnsüchte erzeugte Tunnelblick ist immer einzurechnen und kritisch zu hinterfragen. Auch wenn es komisch klingt, sollte gerade die Liebe keine Sache sein, die man alleine den Gefühlen und Hormonen überlässt. Es ist ganz und gar erstaunlich, wie schön so ein Mann wird, wenn er die ganze Zeit über Honig auf unser angeschlagenes Selbstwertgefühl pinselt und pausenlos unsere Lieblingsphrasen drischt. Das ist übrigens ein großes Geheimnis, dass jeder berufsmäßige Betrüger kennt: Jeder Mensch ist für eine besondere Phrase anfällig! Als Hitler zum Beispiel Albert Speer 1944 zu einer verbindlichen Aussage bezüglich seiner Meinung zum absehbaren, negativen Ende des Krieges nötigen wollte, war dieser nicht bereit sich in die maroden Karten gucken zu lassen. Er speiste Hitler glatt lächelnd mit seiner Lieblingsphrase ab: „Ich stehe in allen Belangen hinter Ihnen, mein Führer!“ Das war eine fette Lüge, doch Hitler hatte daraufhin Tränen in den Augen und entließ seinen Vertrauten aus einer wahrheitsgemäßen Antwort.

Kopfkino

Ja, ich weiß schon: Es ist ein so wohlmeinender, wie leider auch tendenziell etwas perfider Hinweis in Liebesdingen kurz den Kopf einzuschalten! Es ist wahrscheinlich wirklich keiner davor gefeit sich seine eigenen Vorstellungen von anderen Menschen zu machen und diese jenen dann unbewusst überzustülpen, als sei es die Wahrheit und keine Wahnvorstellung. Egal wie man es dreht, das ist der Keim vieler Schwierigkeiten zwischen Menschen: dass wir Ideen und Annahmen über andere haben, denen sie dann aber selber nicht gerecht zu werden gedenken. Der schlechtest anzunehmende Fall dazu ist, dass andere sich unsere Übertragungen auch noch heimlich zu Nutze machen. Sie könnten z.B. ein Produkt oder eine Person entwickeln, die genau unseren Vorstellungen entspricht und auf die wir dann anspringen, wie ein Bluthund auf die Leberwurst ...! In der Psychologie ist dieser komplexe und leider unsichtbare zwischenmenschliche Prozess bekannt als Projektion oder auch Übertragung. Das bedeutet eigentlich nichts weniger, als dass wir einen Filter vor unserer Wahrnehmung haben, der die Realität im eigenen Sinne uminterpretiert und verfälscht. Ein klassischer Filter ist „die-rosa-rote-Brille“, die wir bei Verliebtheit tragen. Die lässt in aller Regel dann nichts weiter durch als: Alles super, alles flauschig, Hauptsache Haare schön!

Das Problem mit Projektionen ist, dass sie sich eben so verdammt real anfühlen, mit der Wirklichkeit aber so viel zu tun haben, wie dass ein Schneemann gerne in einem Ofenrohr lebt. Entziehen kann man sich ihnen fast nicht, eigentlich kann man die Dinger nur etwas in Schach halten. Dazu aber muss man erst mal wissen, dass es sie überhaupt gibt - und wie sie immer wieder zuschlagen. Schon mit einem kleinen, heimlichen Vorurteil übertragen wir einen Zerrfilter auf die Wirklichkeit und finden diesen zumeist prompt bestätigt! Die Erwartung des Wissenschaftlers allein bestimmt ja bereits, ob er das Photon als ein Teilchen oder das Photon als eine Welle sieht. Das Gehirn ist leider eben manchmal etwas doof: Es findet zumeist immer nur das, was es sowieso zu finden hoffte und es ist eigentlich den ganzen Tag nur unterwegs, um zu bestätigen, was es bereits schon wusste! Oft werden so ganz ausversehen und unbewusst negative oder positive Charakterzüge des Ex auf den neuen Partner übertragen. Der Reaktionstypus, der sich so in einer Beziehung entwickelt, hat dann nichts mehr mit dem wahren Menschen zu tun, der hinter den verzerrten Wahrnehmungen verschwindet, sondern ist die Beziehung zweier auf einander abgestimmter Neurosen. Viele Menschen suchen unbewusst, wie uneingestanden nur einen Partner, mit dem sie ihre frühkindlichen Prägungen wieder aufleben lassen können, um diese endlich doch noch mal zu bearbeiten. Oder leider eben nicht. So kann man feststellen, dass viele Probleme in Partnerschaften oft gar nicht real zwischen zwei Menschen, sondern nur zwischen zwei gegenseitigen Phantombildern spielen. Ein Phantombild nennt sich in der Psychologie „die Summe der Vorstellungen, die man aufgrund der eigenen Defizite entwickelt hat und einem Anderen überstülpt“. Dies ist auch bekannt als Kompensation. Damit versucht man ein eigenes Defizit aufzufüllen, indem man es dem anderen unterzuschieben versucht, um sich so zu stabilisieren. Manchmal wird sich dazu parallel noch an einer Stärke des Anderen bereichert. Weil diese Anlage in der Beziehung wirkt, schreibt man sich praktischerweise die wohltuende Wirkung in Teilen oder auch vollkommen selber zu. Er kann nur deshalb so gut singen, weil er sich so wohl mit mir fühlt! Es gehören also stets zusammen: Kompensation – Projektion – Destruktion. Warum Destruktion? Weil der Frieden zwischen Menschen unmöglich ist, wenn jemand seinen eigenen Schatten (in Form seiner unaufgearbeiteten Defizite) jeweils auf den anderen projiziert, als seien es dessen. Das Wesen der Projektion lässt es nämlich nicht zu, sich selber als Verursacher des sofort einsetzenden Beschuldigungs-Durcheinanders zu erkennen. Man sieht die gemakelte Schwäche ja immerhin ganz klar auf den anderen gemalt! Das dieses Bild sich aber alleine auf unserer Pupille befindet, können wir leider nicht realisieren. Wir handeln so blind, wie selbstgerecht, wenn wir unter dem Einfluss von Projektionen stehen. Ja, richtig mitgedacht: Wer die größten Defizite hat, der ist immer am heftigsten am projizieren! Das ist dann auch der, der am meisten an anderen herumkritisiert, obwohl er selber die meisten Defizite mitbringt - parallel aber die besten Anlagen erwartet! Die braucht er natürlich auch dringend, um all seine Defizite aufzufüllen! Merke: Jede Projektion ist der Versuch einer Komplettierung! Man sieht dazu im Anderen, was man sehen muss, um das eigene System zu ergänzen und zu stabilisieren. Dazu macht man sich unbewusst auf die Suche nach Ereignissen und Partnern, die innere Ängste bestätigen, verstärken oder erneuern … Es ist einfach eine Regel, dass sich Gefühle entsprechende, mit ihnen resonierende Ereignisse heran holen, um entweder endlich ausgelebt zu werden (Sehnsüchte), um sich selber zu bestätigen (Ängste) oder um sie zu überwinden (Wachstum).

Gerade in neurotischen Beziehungen ist es entscheidend, welchen ersten Eindruck man beim potenziellen Partner hinterlässt. Ist dieser erste Eindruck erst einmal gemacht, ist es fast unmöglich ihn im Nachhinein zu korrigieren oder gar zu löschen! Defizite springen wie Bluthunde auf mögliche Projektionen an. Denn diese werden dringend benötigt, um das marode Persönlichkeitssystem zu festigen. Damit wird jeder mögliche „Partner“ schon ausversehen sofort zur ungewollten psychologischen Schützenhilfe instrumentalisiert.

Man sagt es immer noch gerne: „Gegensätze ziehen sich an!“ Rumgesprochen hat sich scheinbar aber noch nicht flächendeckend, dass dies nur in neurotischen Beziehungen zutrifft. In Beziehungen defizitärer Charaktere, bei denen sich Gegensätze natürlich anziehen, um sich aneinander zu komplettieren und um sich aneinander zu kompensieren. Der Gegensätze-Klassiker ist oft der große, massige, verschlossene Schweiger, der sich generell eine quick-lebendige, stark extrovertierte Vielrednerin als Partnerin zu suchen scheint. Weil sie von Haus aus „ja schon immer für Zwei redet“, fällt oft über viele Jahre nicht auf, dass er nur im Notfall überhaupt mal die Kiemen aufbringt. Er kompensiert seine schwache Gedankenleistung und seine unentwickelte Kommunikation allein über sie, indem er sich nämlich hinter ihrem munteren Geplapper versteckt. Damit es nicht so auffällt, behandelt er dieses mit einem überheblichen Amüsement (die kleine Plaudertasche immer!) und einer gewissen Herablassung (hat er nicht nötig hier ständig zu sabbeln!) … Aber wehe, wenn sie ihn dann mal aus der Deckung reißt: „Nun sag doch auch mal was dazu!“ Kann er nicht, will er auch gar nicht. Und immer, wenn man einem aktiv Kompensierenden die warme Decke wegzieht, wird er flugs sehr unangenehm: „Was soll ich denn dazu bemerken, Du redest doch ununterbrochen, es ist doch schon alles mehrfach gesagt!“ Die Wahrheit kann man zwar austricksen, aber sie gewinnt dennoch immer, früher oder später - und hier liegt sein Defizit nun mitten auf dem Kacheltisch! Allerdings versucht der Gute es so aussehen zu lassen, als wäre es ihre eigene Schuld. Damit landet das Defizit seiner unausgebildeten Anlagen dann mitten in ihrer Beziehungsmasse …

So steht fest: Beziehungen funktionieren (langfristig) nur immer über Gleichheit und Ähnlichkeit, nie über Unterschiede und Differenzen. Jemand, der selber in sich ausgeglichen und heil ist, hat nämlich gar keine Kompensationen nötig. Er kennt sich und seine Schwächen genau und macht alles mit sich selber aus. So ein Mensch ist meistens automatisch toleranter gegenüber jenen, die noch kompensieren müssen. Wer jedoch selber nicht kompensiert, erfährt die Kompensation anderer hingegen oft in der Erleidensform, also als schließlich gegen sich selber gerichtet. Der Partner gewinnt durch die Kompensationen, die ich ihm erlaube, mehr Kraft und (geklautes) Selbstvertrauen. Nicht selten bedanken sich solche Energie-Diebe dann mittels Niedertracht und lassen den edlen Spender gleich mal kräftig ihre neuen Muskeln spüren. Ein beliebtes Spiel schwächlicher Männer übrigens, die sich ununterbrochen an ihren Frauen kompensieren. Das Problem in einer Konstellation, in der nur einer aktiv kompensiert ist immer dasselbe. Denn wer mit sich in Dissonanz steht, kann alles, was ihm begegnet auch immer nur als dissonant erleben (siehe: Filter). Dieser Mensch neigt dann dazu, an fehlenden Kompensations-Möglichkeiten ständig herumzunörgeln. Er empfindet alles, was seine Kompensations-Mechanismen stört als anmaßend, unmöglich, falsch und im fortgeschrittenen Fall praktischerweise dann gleich mal als völlig gestört und anormal. Sie alle erkennen nie, dass sie sich irgendwo psychisch verheddert haben und machen den Auslöser dafür kurz mal selbstgerecht zur Ursache! Nicht selten benutzen sie ihn als psychisches Ventil, um heimlich was von ihren ganzen Aggressionen loszuwerden. Gerade Menschen mit Handlungsblockaden, die selber generell außer Meckern und Blockieren nichts zu Stande bringen, nörgeln an jenen, die das sehr wohl schaffen, massiv herum. Ihre eigenen Defizite so stark gespiegelt zu sehen, verführt sie dazu das Erschaffene zu zerstören. Meistens benutzen sie bösartige Kritik und die überhebliche Feststellung, dass es so jetzt völlig schlecht gelaufen sei und sie das alles ganz anders gemacht hätten!