9,99 €
»Alle Möglichkeiten lagen in dem Spielraum der Fesselung« In ihren zwischen 1948 und 1952 entstandenen frühen Erzählungen – unter ihnen die berühmte ›Spiegelgeschichte‹, die den Preis der Gruppe 47 erhielt – richtet sich Ilse Aichinger radikal gegen das Verdrängen von Tod und Krieg in der »Wiederaufbau«-Zeit. Sie stellt die Erfolgsideologie dieser Zeit auf den Kopf mit der Behauptung, einzig durch das Bewusstmachen von Bedrohung, Vernichtung und von Abschied werde ein intensives Erleben der Gegenwart möglich. »Gleichsam vom Rücken der Dinge und der Schicksale her ist Ilse Aichinger an ihr Erzählen gegangen, mit einem Mut, der träumerischer Protest, der Revolte war gegenüber dem dingfesten Leben« (Karl Krolow).
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 140
Ilse Aichinger
Der Gefesselte
Erzählungen 1 (1948–1952)
FISCHER E-Books
Es klingt vielleicht befremdend, wenn eine Reihe von Erzählungen mit dem Titel Rede unter dem Galgen zusammengefaßt ist. Und es würde noch befremdender klingen, wollte man das Erzählen an sich als ein Reden unter dem Galgen bezeichnen. Gerade mit dem Begriff des Erzählens verbinden viele immer wieder die Vorstellung des Behagens, des sanften Feuers, das ihre Hände wärmt.
Oder sie sprechen vom Fluß der Erzählung und meinen damit den Fluß, der trägt, der links und rechts freundliche Ufer hat, an die sie, so oft sie wollen, zurückkehren können, um ihn dann ruhig an sich vorbeigleiten zu lassen.
Und dann klagen sie, daß es mit dem Erzählen zu Ende sei, daß es heute gar keine richtigen Geschichten mehr gäbe.
Der Vergleich mit dem Fluß ist noch immer richtig. Aber wer heute Erzählungen mit Flüssen vergleicht, muß an reißendere Flüsse denken, mit steileren und steinigeren Ufern, an die keiner, der einmal den Sprung gewagt hat, so leicht wieder zurückkommt. Und vielleicht an Grenzflüsse. Die Ufer, die vielen bisher Sicherheit bedeutet haben, sind zur Bedrohung geworden, und es verlockt den Fluß nicht mehr, daran zu spielen, er drängt schneller zum Meer.
So liegt auch heute für den Erzählenden die Gefahr nicht mehr darin, weitschweifig zu werden, sie liegt eher darin, daß er angesichts der Bedrohung und unter dem Eindruck des Endes den Mund nicht mehr aufbringt.
Aber haben denn die Ufer für den Fluß nicht immer schon Grenzen bedeutet? Ist nicht jede seiner Windungen immer schon abhängig gewesen von dem Bett, in dem er nicht ruht? Und sind nicht alle Geschichten, die jemals erzählt wurden, von Grenzen bestimmt gewesen und von bedrohten Grenzen?
Alle Flüsse drängen zum Meer, auch wenn die es vielleicht nicht immer sahen, die daran lagen. Form ist nie aus dem Gefühl der Sicherheit entstanden, sondern immer im Angesicht des Endes. Das kann uns ein Trost sein, wenn uns heute unsere Grenzen schmerzhaft deutlich werden und wir dem Ende vielleicht unmittelbarer gegenüberstehen. Und das wird uns zur Ermunterung.
Wenn wir es richtig nehmen, können wir, was gegen uns gerichtet scheint, wenden, wir können gerade vom Ende her und auf das Ende hin zu erzählen beginnen, und die Welt geht uns wieder auf. Dann reden wir, wenn wir unter dem Galgen zu reden beginnen, vom Leben selbst.
Wenn die folgenden Geschichten auch scheinbar wenig Verbindendes haben, so ist ihnen doch gemeinsam, daß sie fast alle unter diesem Gesichtspunkt geschrieben sind.
Ob sie heute oder in hundert Jahren, im Krieg oder im Frieden, auf dem Mond oder auf der Stadtbahnstation einer großen Stadt spielen, sie spielen alle deutlich vom Ende her und auf das Ende zu.
In einer dieser Geschichten gibt es ein Mädchen, das im Sterben sein Leben wie im Spiegel wieder erlebt, das einem Freund, als es ihn zum letzten Mal sieht, begegnet, und sich von ihm, als es ihn zum ersten Mal sieht, trennt, dem zuletzt die Zöpfe wieder wachsen und das bei jeder Prüfung immer mehr von dem, was es wußte, vergessen haben muß, bis es endlich im Augenblick des Todes zur Welt kommt.
So können alle, die in irgendeiner Form die Erfahrung des nahen Todes gemacht haben, diese Erfahrung nicht wegdenken, sie können, wenn sie ehrlich sein wollen, sich und die andern nicht freundlich darüber hinwegtrösten.
Aber sie können ihre Erfahrung zum Ausgangspunkt nehmen, um das Leben für sich und andere neu zu entdecken.
Er erwachte in der Sonne. Ihr Licht fiel auf sein Gesicht, so daß er die Augen wieder schließen mußte; es strömte ungehindert die Böschung hinab, sammelte sich zu Bächen und riß Schwärme von Mücken mit, die tief über seine Stirne hinwegflogen, kreisten, zu landen suchten und von neuen Schwärmen überholt wurden. Als er sie verscheuchen wollte, bemerkte er, daß er gefesselt war. Eine dünne gedrehte Schnur schnitt in seine Arme. Er ließ sie zurückfallen, öffnete wieder die Augen und sah an sich hinab. Seine Beine waren bis zu den Schenkeln hinauf gebunden, die gleiche Schnur schlang sich um seine Knöchel, lief mehrfach überkreuzt aufwärts, umwand seine Hüften, seine Brust und seine Arme. Wo ihre Enden verknotet waren, sah er nicht, und er glaubte so lange, daß die Fesselung fehlerlos war, ohne das geringste Zeichen von Angst oder Hast, bis er entdeckte, daß sie zwischen seinen Beinen Raum frei ließ und fast lose um seinen Körper lief. Auch seinen Armen, die man ihm nicht an den Leib, sondern nur aneinander gebunden hatte, war Spielraum gegeben. Das ließ ihn lächeln und brachte ihn auf den Gedanken, daß Kinder ihren Scherz mit ihm getrieben hätten.
Er griff nach seinem Messer, aber wieder schnitt die Schnur sanft in sein Fleisch. Er bemühte sich mit größerer Vorsicht noch einmal, in seine Tasche zu greifen, sie war leer. Es fehlte außer dem Messer auch noch das wenige Geld, das er bei sich gehabt hatte, und sein Rock. Die Schuhe hatte man ihm von den Füßen gezogen. Er befeuchtete seine Lippen und schmeckte Blut, das von den Schläfen abwärts über Wangen, Kinn und Hals bis unter sein Hemd geronnen war. Seine Augen schmerzten; wenn er sie längere Zeit offen ließ, spiegelte der Himmel rötliche Streifen wider.
Er beschloß aufzustehen. Er zog die Knie an, soweit es möglich war, berührte mit den Händen das frische Gras und schnellte sich hoch. Ein blühender Holunderzweig streifte seine Wangen, die Sonne blendete ihn, und die Fessel preßte sich in sein Fleisch. Halb besinnungslos vor Schmerz ließ er sich zurückfallen und versuchte es noch einmal. Das trieb er so lange, bis ihm das Blut aus den verdeckten Striemen trat. Dann lag er wieder lange Zeit still und ließ Sonne und Mücken gewähren.
Als er zum zweitenmal erwachte, warf der Holunderstrauch seinen Schatten schon über ihn und ließ die gespeicherte Kühle zwischen den Zweigen hervorströmen. Er mußte einen Schlag auf den Kopf bekommen haben. Dann hatten sie ihn hierher gelegt, wie Mütter ihre Säuglinge sorglich unter die Büsche legen, wenn sie aufs Feld gehen. Ihr Hohn sollte nicht verschwendet sein.
Alle Möglichkeiten lagen in dem Spielraum der Fesselung. Er stützte die Ellbogen auf die Erde und beobachtete das Spielen der Schnur. Sobald sie spannte, gab er nach und versuchte es mit größerer Vorsicht wieder. Wenn er die Zweige über seinem Kopf erreicht hätte, würde er sich an ihnen hochgezogen haben, aber er erreichte sie nicht. Er legte den Kopf auf den Rasen zurück, rollte sich herum und kam auf die Knie. Er tastete mit den Fußspitzen den Boden ab und stand plötzlich fast ohne Mühe auf.
Wenige Schritte vor ihm lief der Weg die Hochfläche dahin, Steinnelken und blühende Disteln wuchsen zwischen den Gräsern. Er hob den Fuß, um sie nicht niederzutreten, wurde aber durch die Schnur gehindert, die seine Knöchel hielt. Er sah an sich hinab.
Die Schnur war an den Gelenken festgeknotet, lief aber in einer Art von spielerischem Muster von einem zum anderen. Er bückte sich behutsam und griff danach, aber sie ließ sich, so locker sie auch schien, doch nicht weiter lockern. Um nicht mit bloßen Füßen in die Disteln zu treten, stieß er sich leicht vom Boden ab und hüpfte wie ein Vogel über sie hinweg.
Beim Krachen eines Zweiges hielt er inne. Irgend jemand in diesem Umkreis hielt nur mit Mühe sein Gelächter zurück. Der Gedanke, daß er nicht in der Lage wäre, sich — wie immer — zu verteidigen, erschreckte ihn. Er hüpfte weiter, bis er auf dem Weg stand. Tief unten zogen helle Felder hin. Von dem nächsten Ort sah er nichts, und es würde Nacht werden, ehe er ihn erreichte, wenn es ihm nicht gelang, sich schneller zu bewegen.
Er versuchte zu gehen und bemerkte, daß die Schnur ihm erlaubte, einen Fuß vor den anderen zu setzen, wenn er jeden Fuß immer nur um ein bestimmtes Maß vom Boden hob und ihn, bevor die ganze Spannweite ausgemessen war, wieder senkte. In demselben Maß ließ sie auch seine Arme schwingen.
Schon nach den ersten Schritten fiel er. Er lag quer über dem Weg und sah den Staub hochfliegen. Er erwartete, das lange unterdrückte Gelächter jetzt hervorbrechen zu hören, aber alles blieb still. Er war allein. Als der Staub sich senkte, kam er hoch und ging. Er sah zu Boden und beobachtete das Pendeln der Schnur, wie sie nachschleifte, sich leicht über die Erde spannte und wieder sank.
Als die ersten Leuchtkäfer aufflogen, gelang es ihm, den Blick vom Boden loszureißen. Er fühlte sich wieder in seiner Macht, und seine Ungeduld, den nächsten Ort zu erreichen, ließ nach.
Der Hunger machte ihn leicht, und es schien ihm auch, als hätte er eine Geschwindigkeit erreicht, die kein Motorrad überholen konnte. Oder er stand auf dem Fleck, und das Land kam ihm schnell entgegen wie der reißende Strom einem, der stromaufwärts schwimmt. Der Strom trug Sträucher, die der Nordwind nach Süden gebogen hatte, junge verkrüppelte Bäume und Rasenstücke mit hellen langstengeligen Blumen. Zuletzt überflutete er auch Sträucher und junge Bäume und ließ nur den Himmel über sich und dem Mann. Der Mond war aufgegangen und beleuchtete die gewölbte freie Mitte der Hochfläche, den von niedrigem Gras überwachsenen Weg, den Gefesselten, der mit schnellen, gemessenen Schritten auf ihm dahinging, und zwei Feldhasen, die knapp vor ihm den Hügel überquerten und sich über den Abhang verloren. Obwohl die Nächte um diese Zeit noch kalt waren, legte sich der Gefesselte vor Mitternacht wieder an den Rand der Böschung und schlief.
Im Morgenlicht beobachtete der Tierbändiger, der mit seinem Zirkus auf der Wiese vor dem Dorf lagerte, den Gefesselten, wie er, nachdenklich den Blick zu Boden gekehrt, den Weg daherkam. Er sah, wie er stehenblieb und nach etwas griff. Er bog die Knie ab, hielt einen Arm ausgestreckt, um sich im Gleichgewicht zu erhalten, hob mit dem anderen eine leere Weinflasche vom Boden, richtete sich auf und schwang sie hoch. Er bewegte sich langsam, um nicht wieder von der Schnur geschnitten zu werden, aber dem Zirkusbesitzer schien es wie die freiwillige Beschränkung einer großen Geschwindigkeit. Die unbegreifliche Anmut der Bewegung entzückte ihn, und während der Gefesselte noch nach einem Stein Ausschau hielt, an dem er die Flasche zerschellen wollte, um mit dem abgesplitterten Hals die Schnur zu durchtrennen, kam der Tierbändiger über die Wiese auf ihn zu. Auch nicht die Sprünge der jüngsten Panther hatten ihn je in ein solches Entzücken versetzt.
»Sie sehen den Gefesselten!« Schon seine ersten Bewegungen lösten einen Jubel aus, der dem Tierbändiger am Rand der Arena vor Erregung das Blut in die Wangen trieb. Der Gefesselte richtete sich auf. Seine eigene Überraschung war immer wieder die eines Vierfüßigen, der sich erhebt. Er kniete, stand, sprang und schlug Räder. Das Staunen der Zuschauer galt einem Vogel, der freiwillig auf der Erde bleibt und sich im Ansatz beschränkt. Wer kam, kam wegen des Gefesselten — seine Schuljungenübungen, seine lächerlichen Schritte und Sprünge machten die Seiltänzer unnötig. Sein Ruhm wuchs von Ort zu Ort, aber seine Bewegungen blieben immer die gleichen, wenige und im Grunde gewöhnliche Bewegungen, die er untertags in dem halbdunklen Zelt immer wieder und wieder üben mußte, um die Leichtigkeit in der Fessel zu behalten. Indem er ganz in ihr blieb, wurde er ihrer auch ledig, und weil sie ihn nicht einschloß, beflügelte sie ihn und gab seinen Sprüngen Richtung. Wie sie auch die Flügelschläge der Zugvögel haben, wenn sie in der Sommerwärme aufbrechen und noch zögernd kleine Kreise am Himmel beschreiben.
Die Kinder in der Gegend spielten nur mehr ›Der Gefesselte‹ Sie banden sich gegenseitig, und einmal fanden die Zirkusleute in einem Graben ein kleines Mädchen, das bis zum Halse abgeschnürt war und keine Luft bekam. Sie befreiten es, und an diesem Abend sprach der Gefesselte nach der Vorstellung zu den Zuschauern. Er erklärte kurz, daß eine Fessel, die keine Sprünge erlaube, sinnlos sei. Von da an gab er auch den Spaßmacher.
Gras und Sonne, Zeltpflöcke, die in den Boden geschlagen und wieder herausgezogen wurden, nahe Dörfer. »Sie sehen den Gefesselten!« Der Sommer wuchs sich entgegen. Er neigte sein Gesicht tiefer über die Fischteiche in den Mulden und entzückte sich in dem dunklen Spiegel, er flog dicht über die Flußläufe hinweg und machte die Ebene zu dem, was sie war. Wer laufen konnte, lief dem Gefesselten nach.
Viele wollten die Fessel aus der Nähe sehen. Der Zirkusbesitzer erklärte deshalb jeden Abend nach der Vorstellung, wer sich jetzt überzeugen wolle, daß die Knoten nicht Schlingen und die Schnur kein Gummiband sei, könne es ruhig tun. Der Gefesselte erwartete die Leute gewöhnlich auf dem Platz vor dem Zelt, er lachte oder blieb ernst und streckte ihnen die Arme hin. Manche benützten die Gelegenheit, um ihm ins Gesicht zu schauen, andere griffen ernsthaft die Schnur ab, prüften die Knoten an den Gelenken und wollten genau wissen, wie die Längen sich zu den Längen der Glieder verhielten. Sie fragten den Gefesselten, wie alles gekommen sei, und er antwortete ihnen geduldig immer das gleiche: Ja, er wäre gefesselt geworden, und als er erwachte, hätte er sich auch bestohlen gefunden. Wahrscheinlich hätten sie nicht mehr Zeit gehabt, die Fessel richtig zu binden, denn für einen, der sich nicht rühren sollte, wäre sie jedenfalls etwas zu locker, und für einen, der sich rühren sollte, wäre sie etwas zu fest. Aber er bewege sich ja doch, erwiderten die Leute darauf. Ja, sagte er, was bliebe ihm anderes übrig?
Ehe er sich niederlegte, blieb der Gefesselte immer noch eine Weile am Feuer. Wenn der Zirkusbesitzer ihn dann fragte, weshalb er keine besseren Geschichten erfände, erwiderte der Gefesselte, er hätte auch diese nicht erfunden. Und dabei stieg ihm das Blut ins Gesicht. Er blieb lieber im Schatten.
Es unterschied ihn von den anderen, daß er die Fessel auch nach der Vorstellung nicht abnahm. Deshalb blieb jede Bewegung immer noch wert, gesehen zu werden, und die Leute aus den Dörfern schlichen lange um die Lagerplätze, nur um zu betrachten, wie er vielleicht nach Stunden vom Feuer aufstand und sich in seine Decke rollte. Und er sah ihre Schatten sich entfernen, wenn der Himmel schon wieder hell wurde.
Der Zirkusbesitzer sprach oft davon, wie man die Fessel nach der Abendvorstellung lösen und am nächsten Tag wieder binden könne. Er beriet sich mit den Seiltänzern, die doch auch nicht die Nacht über auf dem Seil blieben — aber niemand meinte es ernst.
Der Ruhm des Gefesselten rührte ja daher, daß er die Fessel nie abnahm, daß er, wenn er sich selbst waschen wollte, immer zugleich auch seine Kleider waschen mußte und, wenn er seine Kleider waschen wollte, immer zugleich auch sich selbst, daß er nicht anders konnte, als täglich, wie er war, in den Fluß zu springen, sobald die Sonne hervorkam. Und daß er sich nicht zu weit hinauswagen durfte, um nicht mitgerissen zu werden.
Der Zirkusbesitzer wußte, daß die Hilflosigkeit des Gefesselten ihn zur Not vor dem Neid seiner Leute bewahrte. Vielleicht ließ er ihnen absichtlich das Vergnügen, ihn in Kleidern, die von Nässe am Leib klebten, vorsichtig von Stein zu Stein ans Ufer tasten zu sehen. Wenn seine Frau dann sagte, daß auch die besten Kleider eine solche Wäsche auf die Dauer nicht ertrügen (und die Kleider des Gefesselten wären gar nicht die besten), erwiderte er kurz, daß es nicht für immer sei. Und damit beruhigte er alle Einwände: es war nur für den Sommer gedacht. Aber es ging ihm wie einem Spieler, es war ihm auch damit nicht ernst. Eigentlich war er bereit, Löwen und Seiltänzer für den Gefesselten hinzugeben.
Das bewies er auch in der Nacht, während der sie über das Feuer sprangen. Er war später überzeugt davon, daß nicht die längeren und die kürzeren Tage den Anlaß dazu gegeben hatten, der Anlaß war der Gefesselte, der wie immer nahe der Glut lag und ihnen zusah. Mit diesem Lächeln, von dem man nie wußte, ob es nicht das Feuer allein auf sein Gesicht warf. Wie man ja überhaupt nichts von ihm wußte, weil seine Erzählungen immer nur bis zu dem Augenblick reichten, in dem er aus dem Wald trat.