Der Geruch von Lavendel und die Küche der Sonne - Anna Konyev - E-Book

Der Geruch von Lavendel und die Küche der Sonne E-Book

Anna Konyev

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Beschreibung

Eine junge Frau begibt sich auf eine Voyage durch die Provence und erfährt dort erstmalig ein Gefühl der Geborgenheit und des Glücks sowie das Empfinden bedingungsloser Liebe. Die Frau öffnet sich ihren Gefühlen, versteht, dass man diese nicht erzwingen kann und zieht für sich den Vergleich zur völligen Hingabe an die Provence. Sie beschließt, ihre Euphorie festzuhalten und ihr Innenleben niederzuschreiben, um dieses mit der Welt zu teilen. Die junge Frau fasst den Beschluss, jedem die Gelegenheit zu geben, eine Reise im Geiste vorzunehmen und die Provence in all ihren Farben, Gerüchen und Aromen kennenzulernen, was die Sammlung zahlreicher Rezepte und die Beschreibungen der schönsten Gegenden Südfrankreichs ermöglichen sollen.

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Anna Konyev, Kristina Balakina

Der Geruch von Lavendel und die Küche der Sonne

Erinnerungen an die Provence. Mit Rezepten

© 2020 Anna Konyev, Kristina Balakina

Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

 

Paperback:

978-3-347-10509-6

Hardcover:

978-3-347-10510-2

e-Book:

978-3-347-10511-9

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhaltsverzeichnis

Offenbarung

Rezepte

Teil 1. Provence – Romantik und Magie

Teil 2. Wenn Sie sich schlecht fühlen, hören Sie auf die Natur. Die Stille der Welt beruhigt Sie besser als Millionen unnötiger Worte. Konfuzius

Teil 3. Aix-en-Provence – echtes französisches Frankreich: bürgerlich, raffiniert und ein bisschen selbstgefällig

Teil 4. Eine gute Tafel stillt allen Groll des Spiels und der Liebe; sie versöhnt alle Menschen, bevor sie zu Bette gehen. Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues

Teil 5. Frauen essen für Gespräche, Männer reden für Essen. Malcolm de Chazal

Teil 6. Wer genießen kann, trinkt keinen Wein mehr, sondern kostet Geheimnisse. Salvador Dalí

Teil 7. Ein Dessert ohne Käse ist wie eine schöne Frau, der ein Auge fehlt. Jean Anthelme Brillat-Savarin (französischer Anwalt, Politiker und Kochspezialist)

Teil 8. Provenzalische Märkte – das Fest des Geistes

Teil 9. Ich erlebe eine schreckliche Klarheit in den Momenten, in denen die Natur so schön ist. Ich bin mir nicht mehr meiner selbst bewußt, und die Bilder kommen wie im Traum - Vincent van Gogh

Teil 10. Es gibt keine Frauen, die Parfüm nicht mögen, es gibt nur solche, die ihren Duft noch nicht gefunden haben. Marilyn Monroe

Teil 11. Pétanque ohne Pastis ist Respektlosigkeit gegenüber Traditionen, wie eine russische „Banja“ ohne Bier und Besen

Teil 12. Und Gott schuf Saint-Tropez – das wahre Frankreich: das kleine Fischerdorf

Am Meerufer

Nachwort

Autorenvita

Literaturhinweise

Offenbarung

Wir laufen immer weg – sind auf der Flucht vor etwas oder vor jemandem. Wir verstecken uns vor Konflikten und vor Herausforderungen. Oftmals kehren wir Hass, manchmal auch der Liebe, unseren Rücken zu, da wir geradezu nicht wissen, wie wir mit unseren Seelenleben umgehen sollen. Wir ziehen uns eigene Grenzen, damit wir unseren Problemen fern, aber trotzdem gerade noch nah genug sind, um diese im Blick zu haben. Und dennoch haben wir alle einen Ort, an dem wir keinen Drang verspüren, wegzulaufen, eine Umgebung, in der alle Umrisse verschwimmen und keine Bedeutung mehr haben, einen Ort der Ruhe, des Friedens und der Glückseligkeit.

Dieser eine Punkt auf der Erde ist wie unser Zuhause – scheinbar fernab jeglicher Realität und oftmals doch näher als wir glauben. Diese eine Heimat hält uns fest und man gibt nach: Man hört auf, zu rennen, sich gegen seine Umwelt zu wehren, man will nicht mehr fliehen und findet die Geborgenheit, nach der man sich so sehr sehnte. Dieses Haus gleicht einer Festung, in der die eigene Seele und der eigene Geist in Einklang kommen und wir das finden, wovor wir uns eigentlich immer versteckt haben und das an einem Ort, der unbewusst das Ziel unserer Flucht war: das Zuhause unseres persönlichen Glücks.

Dazu, wie das Haus aussehen soll, hat wohl jeder ein eigenes Konzept, aber eins steht für die meisten von uns fest: Man muss sein eigenes Glück suchen. Der eine sucht dieses wohl doch lieber im Geld, der eine in der Liebe und einem anderen genügt seine Gesundheit; Manch einer „hat aber Glück gehabt“, rein zufällig und ohne eigenes Zutun, der andere ist „zweifellos glücklich“, ein Zustand, der einem Lebensziel gleicht.

Bei all den unterschiedlichen „Glücks“ verliert man schnell den Überblick und weiß nicht, wie man dieses nun doch erlangt. Aber was ist, wenn die Investition der Kräfte in die ewige Glückssuche einem mehr Unglück bringt, anstelle des Gesuchten? Und wann genau empfinden wir denn das berühmte Glück?

Wer immer glücklich war, der wird es immer bleiben, würde einem hier der Biologe sagen, womit auch die Glückssuche für nichtig erklärt werden kann. Denn wenn ich schon immer glücklich war, warum soll ich überhaupt dieses noch suchen, wenn ich auch ohne jegliches Beisteuern lebenslang glücklich bleibe [1]. Fraglich wird diese Theorie dann, wenn man „besitzlos und verlassen“ in der Ecke kauert: Ich wage zu bezweifeln, dass Sie sich dann als glücklich beschreiben würden. Somit steht schon mal fest, die Flüchtigkeit des Glücks ist unbestreitbar – der Weg zum Glück muss infolge dessen immer wieder neu aufgenommen werden. Nichts leichter als das, denkt sich manch einer, denn wenn man in der ausgeübten Tätigkeit aufgeht – wenn es läuft, wie geschmiert – dann ist man bekanntermaßen glücklich. Der Kenner spricht dann von einem Flow-Erlebnis [2].

Aus dem vorher Gesagten erhält man den Eindruck, dass die Glückssuche sich einfach gestaltet: Man macht das, was man liebt und ist pausenlos die glücklichste Kreatur auf Erden. Auch Aristoteles, ein griechischer Gelehrter, bediente sich dieser Devise und erklärte die Eudaimonia, das Glück der Vollkommenheit, zum höchsten Gut der Menschheit. Ganz nach dem Motto „Jeder ist des eigenen Glückes Schmied“ soll man der Tätigkeit nachgehen, die einen nach Vollendung charakterbedingt glücklich macht. Der Grieche ergänzte seine Theorie jedoch mit der Tugendhaftigkeit und ihrer Macht zwischen dem autarken Glück und reinem Genuss abzuwägen [3]. Die heutige Gesellschaft macht sich allerdings selten Gedanken darüber, welche Art von Glück man momentan besitze, oder auch empfinde. Es zählt: Glück ist Glück. Ganz gleich welches.

Die Gegner davon sind sich der Utopie des Menschen bewusst, weisen jedoch trotzdem darauf hin, dass ohne Leid und Schmerz, der Erdbewohner nie zu verstehen wüsste, was Glück ist. Auch müsse man aber wissen, wie das Glück sich anfühle, wenn man nach diesem zu streben vermag.

Bereits Epikur, ein griechischer Philosoph, wusste davon ein Lied zu singen, als er davon sprach, dass der Mensch durch seine angeborene Lust darüber abwägt, nach welchem überstandenen Schmerz er das größere Glück empfinden werde. Damit steht fest, ohne Sorgen gibt es kein Glück, man muss sich nur das Übel aussuchen, wonach das größere Glücksempfinden folgt [4].

Nachdem nun auch der Schmerz auf dem Weg zum Glück überwunden werden muss, wenden sich immer mehr dem Geld zu. Wenn der Rubel rollt, dann kommt auch die Glückseligkeit. Doch ist das Paradoxon des Glücks im Reichtum so fatal, wie man es uns glauben zu machen versucht? Ja und nein. Statistiken zeigen, dass reiche Gesellschaften sich für glücklicher empfinden, als ärmere. Doch der Clou dabei ist, dass ab einem bestimmten Geldbetrag, das Glücksbarometer stagniert, solange das eigene Geld nicht zur Gefälligkeit anderer ausgegeben wird [5].

Man bräuchte also nicht mehr Geld, um der Glückseligkeit nahezukommen, sondern Freude am Teilen. Wäre da nicht der gute, alte Neid. Insofern fällen wir unser Glücksurteil je nachdem, wie wir im Vergleich zu anderen stehen: Hat das Gegenüber mehr, verurteile ich die Situation; Habe ich mehr, so bin ich glücklich, möchte aber sicherlich nicht teilen.

Machen Sie hier bitte eine kurze Pause und denken Sie darüber nach, wann Sie das letzte Mal glücklich waren. Mit Freunden? Mit der Familie? Mit dem Partner? All diese Menschen haben eines gemeinsam: Sie bereichern unsere sozialen Bindungen. Dadurch wird deutlich, dass unser Sozialleben in engster Verbindung mit dem Glücksempfinden steht [6]. Hierzu schreibt George Vaillant, ein US-Amerikanischer Psychiater: „Glück ist Liebe. Punkt [7].“

Dies müsse heißen, dass man sich anstelle einer Glücksuche eher auf eine Partnersuche begeben sollte, das Glück komme dann von allein. Glauben Sie? Man gestatte sich nun aber die Frage, woher all die kommen, die sich trotz Familie und Freunden für unglücklich ansehen und sich im Alleingang den Weg zum Glück legen. Und noch eine weitere Frage: Wie viel Zeit haben Sie bereits mit der Glückssuche verbracht? Wohl eine Menge. Aber ist es nicht der Zeitdruck, der einen oftmals unglücklich macht? Auf der Suche nach Glück rennt uns die Zeit davon, und so beschert uns die Glückssuche ironischerweise mehr Unglück. Die heutige Gesellschaft betrachtet die Glückssuche als eine Art „Ersatzreligion“, wobei Zeit investiert wird, um das Glück, als höchstes Gut, zu erreichen. Infolgedessen wird vergessen, dass der Weg das eigentliche Ziel ist. Das Streben nach Glück allein macht nicht unglücklich, sondern der Weg dorthin. So sind Menschen, die offen für Zufälle agieren, oftmals glücklicher im Verlauf ihrer Suche, als diese, die verbissen das reine, bisher unbekannte Glück als Ziel ihrer Sehnsucht ansehen [8].

Denn man darf nicht vergessen, dass es beim Glücklichsein nicht um einen Dauerzustand gehen sollte. Glück ist keine Droge! [9] Man kann es mit einer Achterbahn vergleichen: Mal ist man ganz oben, mal ganz unten. Und nur wer schon mal unten war, weiß auch das Oben zu schätzen. Diese Geschichte – diese Erzählung – geht genau von den Fragen aus, die Ihnen oben gestellt wurden: wann, wo und mit wem? Es soll nicht „den einen“ Weg zum eigenen Haus zeigen, sondern es zeigt einen Weg – den Weg meines geliebten „Franzosen“ und mir. Unser Geheimnis des Glücks besteht in der inneren Harmonie, der Fähigkeit, wir selbst zu sein, unsere Herzen zu fühlen und vor allem zu hören, wie unsere „Seele“ das Lied der Liebe und des Glücks singt. Für jeden von uns ist diese Melodie besonders und einzigartig. Sie basiert auf den ersten Worten des Wiegenlieds, das die Mutter einem gesunden hat, dem Timbre ihrer Stimme und Klängen, die uns unser ganzes Leben begleiten. Wir sind so sehr an täglichen Sorgen interessiert, dass wir im Laufe der Zeit unser Leben in einen „mechanischen Prozess“ verwandeln, uns selbst verlieren und vergessen, dass das Leben zu kurz ist, um nur Skizzen für das traute Heim anzufertigen und darüber nachzudenken, dass es noch Zeit gebe, dieses zu bauen.

Jeder von uns muss träumen können und wollen, auch wenn es nicht einfach ist. Eine glänzende Zukunft besteht aus unseren Gedanken, Träumen und Wünschen wie aus den dünnen Fäden des Schicksals. Wie es sein wird, hängt nur von uns ab. Wir genießen jeden Tag, an dem wir leben, wir singen, träumen, planen für die Zukunft, leben in „unserer“ Welt der Träume und Wünsche. Wenn wir glücklich sind, spielt die Melodie der magischen „Seele“, ihre Saiten schwingen und die sie beginnt zu klingen. Dies ist die Zeit, auf die wir manchmal unser ganzes Leben warten, Momente des Glücks, die wir verlängern und in die Ewigkeit verwandeln wollen. Nach unserer Reise in die Provence gelang es mir und meinem „Franzosen“, meine Einstellung zum Leben, zum Glück und zur Harmonie mit der Außenwelt zu ändern. Dieser Ort auf der Karte wird für mich immer ein besonderer „roter Punkt“ bleiben, an den ich immer wieder zurückkehren, meinen Herzschlag fühlen, in Harmonie mit der Natur leben, den Moment nutzen, die gewöhnlichen kleinen Dinge genießen, das Schöne bemerken und, natürlich, von ganzem Herzen lieben möchte.

Rezepte

Tartare de saumon (Lachstatar mit Kapern und Avocado)

Ratatouille

Tous les légumes de Provence au pistou (Salat mit eingelegten Tomaten, warmem Ziegenkäse, gereicht mit Olivenöl und provenzalischen Kräutern)

Saint Jacques avec Artichauts violets en barigoule et olives cassées de la vallée des Baux de Provence (Jakobsmuscheln in cremiger Sauce mit gedünsteten Artischocken und Tomaten)

Paella (Paella mit Meeresfrüchten und Oliven)

Lapin braisé à la française (Kaninchen auf provenzalische Art)

Crumble

Bouillabaisse (Bouillabaisse Marseiller Art)

Huître et son sorbet fruits de la passion (Austern in Passionsfruchtschaum)

Tartare de thon (Thunfischtatar mit Avocado und Schalotten)

Gâteau de mille-feuilles (Desert mille-feuilles)

Salade Niçoise (Salat „Niçoise“)

Moules gratinées (Muscheln nach Fischerart)

Pissaladière

Filet de thon à la sauce tomate garni legumes (Thunfischfilet mit Gemüse in Tomatensauce)

Gâteau aux myrtilles (Heidelbeertörtchen mit Glasur)

Saumon accompagné de brocolis et sa petite salade d’épinards (Lachsmedaillons mit einem warmen Salat aus Brokkoli und Spinat)

Filet d’agneau aux pommes et ses figues rôties (Lammfilet mit Äpfeln und Feigen)

Dorade au citron et romarin (Dorade mit Zitronen und Rosmarin)

Sardines grillés et ses tomates cerises (Gegrillte Sardinen mit sonnengetrockneten Tomaten)

Brandade de Morue (Püree aus eingelegtem Kabeljau und Kartoffeln)

Tartare de dorade (Doraden-Tatar)

Tropézienne

Teil 1. Provence – Romantik und Magie

Der Morgen begann mit einem Gefühl himmlischer Glückseligkeit: ein helles Schlafzimmer voller Morgenlicht, Leinenbettwäsche mit dem Geruch frischen Lavendels und die Ecke des schneeweißen Vorhangs, die im Takt der Meeresbrise tanzte. Im angenehmsten Moment des Erwachens, wenn die Augen noch geschlossen sind, man keine Kraft hat, den Kopf zu heben oder sich auf die andere Seite zu drehen, aber im Unterbewusstsein bereits vage Gedanken entstehen. Am ersten Urlaubstag gleicht Schlaf einer Belohnung für eine lange Zeit der Arbeit und geistigen Anstrengung. Man kann es förmlich nicht einmal glauben, dass man den ganzen nächsten Monat über nicht mehr in Eile sein wird: Frühstücken und heißen Tee trinken, ohne sich dabei jedes Mal die Zungenspitze zu verbrennen und täglich auf das Wochenende zu warten, um ein paar Tage lang in den Geschmack des Lebens zu kommen.

Der Morgenstrahl schaute in das weit geöffnete Fenster, schlüpfte in die dunkelste Ecke und berührte sanft meine Wange, ein Sonnenspiel spiegelte sich im Spiegel über der alten Kommode und verschwand plötzlich. Aber es war nicht der Sonnenstrahl, der versehentlich in das Schlafzimmer schaute und mich die Augen öffnen ließ, sondern der Geruch von gemahlenem Kaffee und das Aroma von frischem Gebäck, Vanille und Erdbeermarmelade. Es schien mir immer noch, als sei es ein Traum: hell, farbenfroh und so klar. Die Begegnung mit der Realität war etwas alarmierend, aber das Erwachen war unvermeidlich. Die erste Person, die ich nach einem langen Schlaf sah, war er – der Mann meiner Träume, der Mann, der meine Träumen füllte und der meine Realität ausmachte, der Mann, der meine Liebe zu Frankreich teilte und mit mir diese Reise in die sonnige Provence unternahm. Ich nannte ihn mein liebster „Franzose“, obwohl er nichts mit Frankreich zu tun hatte. Er stand neben meinem Bett mit einem duftenden Frühstück auf einem Holztablett und Morgenzeitungen, die nach frischer Tinte rochen. Nach einer kühlen Morgendusche ging ich auf die geräumige, sonnige Terrasse einer luxuriösen Villa, die Eigentum unserer französischen Freunde war und uns für die Zeit unserer Reise freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde.

Beim Frühstück genossen wir jeden Schluck französischen schwarzen Kaffees und bewunderten den Blick auf die alten Platanen und weit ausgefallenen Kiefern, zwischen denen die Côte d‘Azur versteckt war, als wäre sie aus einer luftigen Materie gewebt. Das Knuspern eines frischen Croissants, das mit einer duftenden Marmelade bestrichen wurde, zog nicht nur unsere Aufmerksamkeit auf sich, sondern ließ auch eine große, gelbe Hummel bei der morgendlichen Zeremonie des Sammelns von Lavendelnektar unweit unserer Terrasse von ihrem eigentlichen Weg abkommen.

Bekanntermaßen ist das Croissant, neben dem Baguette, die beliebteste Art von Backwaren in Frankreich. Es wird aus Blätter- oder Hefeteig hergestellt und kann mit allen Arten von süßen und herzhaften Füllungen sein. Tatsächlich ist das Croissant überhaupt keine französische „Erfindung“, und man muss es den Franzosen hoch anerkennen, dass sie den wahren Ursprung des Gebäcks nicht leugnen. Es gibt viele Legenden über den Ursprung und die Form dieses ungewöhnlichen Brötchens. 1863 belagerte die osmanische Armee Wien und hinterließ während beim Rückzug eine große Anzahl an Säcken mit Kaffeebohnen. Ein Wiener Konditor fand diese und beschloss, frische, duftende, halbmondförmige Brötchen – das Symbol des Sieges über die Türkei – mit orientalischem Kaffee in seiner Bäckerei anzubieten.

Im 19. Jahrhundert änderten die Franzosen das Backrezept radikal: Man begann, das Croissant aus Blätterteigteig mit Butter zu backen, was den Geschmack des Gebäcks bis zur Unkenntlichkeit veränderte. Es stellte sich heraus, dass das Wiener und das französische Croissant sich nur in der Form ähneln und das Rezept für das moderne Croissant den Franzosen gehört. Das Rezept wurde derart erfolgreich, dass das Croissant bald das „französische Brötchen“ genannt wurde. So besteht auch das traditionelle französische Frühstück aus einem Kaffee und einem Croissant, meistens ohne jegliche Zusätze, sodass man es halbieren und mit Butter und hausgemachter Marmelade bestreichen kann. Wenn man mich fragt, dann beginnt mein Herz jedes Mal härter zu schlagen, allein wenn ich ein Croissant mit Schokolode rieche [10].

Mein liebster „Franzose“ bevorzugt sein Croissant mit einer klassischen Orangenmarmelade, die uns die Familie Duran jedes Jahr zu Weihnachten schickt. Monsieur Jean schneidet die Orangen mit Schale und fügt etwas Cognac und Gewürze hinzu, um der Marmelade einen besonderen, bitteren und pikanten Geschmack zu verleihen. Wenn wir an Heiligabend die Marmelade genießen, erinnern wir uns so jedes Mal an die warmen Sommertage der magischen Provence.

Heute waren wir besonders erfreut darüber, dass das nördliche Mistral nicht wehte und die Baumkronen nur leicht schwankten wegen der leichten östlichen Brise und darüber, dass der Himmel so blau war, wie die großen impressionistischen Künstler ihn sahen, und den sie so oft versuchten, im Moment festzuhalten und dessen magisches Lichtspiel auf ihre Leinwände zu übertragen. Es war, als würden wir wieder aus voller Brust atmen lernen, magische Mischungen aus Aromen von Blumen, Honig, Lavendel und Mandeln, Oliven und Weichkäse, Nadelkiefern und endlosen

Weinbergen wahrnehmen und das Zirpen von Zikaden und köstlichen Gerichten der Südküste Frankreichs genießen.

Es schien uns, als habe sogar die Butter, die am Morgen von lokalen Milchmännern gekauft wurde, etwas Besonderes, wenn sie im Mund schmelze und den Geruch frischer Sahne entfalte.

Ein Bild aus einem alten Schwarz-Weiß-Film taucht vor dem geistigen Auge auf, auf dem eine französische Familie am frühen Morgen auf einer kleinen Terrasse an einem runden Tisch versammelt ist und bei einem ungezwungenen Gespräch Früchte aus eigenem Anbau genießt. Eine hübsche, zierliche Frau deckt den Tisch, holt ein frisches, knuspriges Baguette aus einem Holzofen, gießt frische, fettige Milch in einen Keramikkrug und schneidet verschiedene Arten von Ziegenkäse auf einem runden Brett aus Olivenholz auf. Ein grauhaariger Mann holt währenddessen aus einem Korb frisches Gemüse und Obst heraus, das er auf dem lokalen Markt gekauft oder in seinem kleinen Garten selbst angebaut hat und das von den warmen Strahlen der provenzalischen Sonne gestreichelt wurde: Tomaten verschiedener Sorten, saftige weiße Trauben, die sich in der Morgensonne spiegeln, und, natürlich, reife, duftende Feigen, die bereits leicht aufplatzen von der Fülle an Nektar und großen gelb-orangefarbenen Kernen, die auf der Zunge spielen. Zwei liebenswerte Kinder helfen ihrem Vater, den Korb zu sortieren, die Früchte zu waschen und schlemmen nebenbei am knusprigen Baguette, ohne darauf zu warten, bis alle sich an den Tisch setzen. Der Vater kichert nur und sieht seine zwei „Schlingel“ in kurzen Hosen und dem warmen Baguette in ihren Händen an. Nachdem das Familienoberhaupt seinen Platz am Kopf des Tisches eingenommen hat, spricht es das Morgengebet und gießt sich einen belebenden, aromatischen Kaffee ein. Die Mischung aus dem Geruch von Käse und warmer Milch regt noch mehr den Appetit an.

Die saftigen Tomaten ähneln eher Kalbfleisch in Tomatensauce: fleischig, groß und duftend. Die Kinder zappeln auf ihren Stühlen und warten auf ein Dessert. Es ist so schwer einem Schokoladen-Croissant oder einem Stück von Mamas Kuchen mit Pfirsichen und hausgemachter Schlagsahne zu widerstehen. Am Fenster, in einer alten eisernen Gießkanne, spiegeln sich die von Vincent van Gogh verherrlichten Sonnenblumen in den Strahlen der provenzalischen Sonne wider: Die saftigen Stängel sind mit Lebensenergie gefüllt und die dunklen Kerne drehen sich zueinander und lachen wie Freundinnen, die sich bei einer Tasse Kaffee treffen, um den Sommer in der Provence zu genießen.

Das Lächeln auf dem Gesicht der Hausherrin sagt viel aus: Sie ist glücklich und obwohl sie nicht viel im Leben gesehen hat, ist ihre Familie – ihr Ehemann und ihre zwei „Schlingel“ – ihr Reichtum. Das Leben geht gemächlich weiter, ohne tiefgreifende Veränderungen und unnötige Hektik. Es bleibt immer Zeit für eine Pause mit einer Tasse Minztee, kopfüber in Erinnerungen an die angenehmsten Momente des Lebens eingetaucht, bei einem Treffen mit alten Freunden oder einem Samstagspicknick am Strand. Man braucht keinen zwingenden Grund, um sich zu versammeln oder um den Sonnenuntergang im warmen Sand der Côte d‘Azur in Begleitung eines geliebten Menschen zu genießen und das Spiel der Sonne in einem Weinglas zu beobachten.

Nachdem ich einige Stunden beim Frühstück auf der Terrasse verbracht hatte, spürte ich, dass die Sonne meine Schultern nicht mehr streichelte und sie erinnerte mich daran, dass es bald Mittag ist. Zu dieser Tageszeit verwandelt sie sich in einen hartnäckigen, temperamentvollen jungen Mann, dessen leidenschaftliche Küsse noch lange auf der Haut brennen. Anscheinend ist es an der Zeit, die magische Welt der leuchtenden Farben, Gerüche und Ölfarben auf alten Leinwänden von Vincent van Gogh und Paul Cézanne kennenzulernen, die einst an diesen Orten gearbeitet haben.

Einer alten französischen Legende zufolge beschloss Gott, erschöpft nach der Schöpfung der Welt, einen Ort der Ruhe – seiner Ruhe – zu schaffen: die Provence. Dieses irdische Paradies in Südfrankreich ist seit Jahrhunderten berühmt für seine Lavendelfelder, Olivenhaine, Obstgärten, Meere an provenzalischen Kräutern, engen Gassen der Altstädte und die gemütlichen Buchten an der Côte d‘Azur.

Wenn man durch die Provence reist, sollte man keine Zeit verschwenden, etwas Neues zu erfinden, sondern sich den Augenblick nehmen, um sich zu entspannen und in die Atmosphäre der Untätigkeit und Harmonie einzutauchen. Wir sprechen nicht nur von der Harmonie aus der Sicht der menschlichen Physiologie oder vom Komfort als untrennbaren Bestandteil der soziologischen Entwicklung der Gesellschaft, sondern auch von spirituellem Gleichgewicht sowie dem Wunsch, etwas Neues zu lernen, die Charaktereigenschaften zu entdecken, die nur einem glücklichen Menschen eigen sind und der Fähigkeit, in Einheit mit Natur und Umwelt zu leben.

Wir beschlossen, unsere Reise mit dem Besuch eines romantischen Dorfes zu beginnen mit einem reichen historischen Erbe: Ramatuelle. Während ich mich fertig machte, fuhr mein geliebter „Franzose“ ein schneeweißes Page Cabrio aus der Garage, das wir unweit des Flughafens von Nizza gemietet hatten, und begann, die Karte der Côte d‘Azur zu studieren. Unsere Reise bestand aus einem Besuch der Altstadt, der Souvenirläden, einer Kapelle auf dem Marktplatz und der Obstgärten mit den besten Apfel- und Feigensorten. Das Ende des Spaziergangs sollte von einem Mittagessen in einem der alten provenzalischen Keller gekürt werden.

Die Sonne blendete meine Augen, der Wind wehte durch meine Haare und fabelhafte Aussichten eröffneten sich vor mir: goldene Strände, ein smaragdfarbenes Meer, riesige Palmen und krumme Kiefern, endlose Serpentinen und Berge, die im nebligen Dunst versteckt waren.

Wir sind es gewohnt, die Wörter „Südfrankreich“ und „Côte d’Azur“ gleichzusetzen. Man muss sich jedoch nur einen Schritt von der üblichen Route entfernen und man befindet sich in der Provence – zwischen Lavendelfeldern und Hügeln, die im Nebel versinken, winzigen Städten und mittelalterlichen Burgen. Alle provenzalischen Städte sind wie Brüder – wenn auch keine Zwillinge, sondern eher Cousins. Helle Häuser mit Ziegeldächern, gepflasterte Straßen, die sich bis zum höchsten Punkt eines malerischen Hügels schlängeln, auf dem ein Schloss, eine Kirche oder ein Glockenturm stehen. Der Sinn der Städte besteht nicht darin, das Spiel „Finden Sie zehn Unterschiede“ zu spielen, sondern sie sollen einen dazu animieren, einfach auf den Hügel zu gehen und die malerische Aussicht auf die nächste provenzalische Stadt zu bewundern, in die Atmosphäre des Friedens einzutauchen und hinter die Vorhänge einer Theateraufführung namens „Provence – Romantik und Magie“ zu schauen.

Ramatuelle ist ein ruhiges und malerisches mittelalterliches Dorf, das sich stark von anderen Städten der kleinen Bucht auf der Halbinsel Saint-Tropez unterscheidet. Wir ließen das Auto am Fuße des Berges stehen, auf dem sich die Altstadt befindet und machen uns auf den Weg, um durch die engen Kopfsteinpflasterblöcke und Straßen zu schlendern und die einzigartigen Gebäude aus dem 16. Jahrhundert zu bewundern. Mir schien, dass, wenn ich meinen „Franzosen“ aus den Augen verlieren würde, könnte ich den Weg zum Auto nie mehr finden. Das winzige Dorf, das am Fuße eines Berges entstand und schließlich auf seinen Gipfel zog, ähnelte eher einem griechischen Labyrinth, in dem einer alten Legende nach, der böse Minotaur lebte. Wir stiegen immer höher, als wir plötzlich auf einer der Straßen ein buntes Schild bemerkten, das eher wie eine Kinderzeichnung aussah. Die Neugier war groß und wir wurden zu ungebetenen, aber willkommenen Gästen der Besitzerin eines Kunststudios.

Unsere Bekanntschaft war eine angenehme Überraschung, denn an einem schwülen Mittag verbringen die Franzosen ihre Zeit lieber nicht in den Mauern einer stickigen Stadt, sondern an den Ufern der Côte d‘Azur oder auf den Außenterrassen von Straßencafés und genießen ein Glas Roséwein oder ein kleines Glas kalten Pastis. Wir haben versucht, so viele französische Metaphern wie möglich in Erinnerung zu rufen, um unsere Bewunderung für ihr unbestreitbares Talent und ihre außergewöhnlichen Gemäldesammlungen zu vermitteln. Die Besitzerin bewundert die Kreativität von Kindern und daher basiert ihre Arbeit auf der Version einer Welt, die durch Kinderaugen wahrgenommen wird.

Jedes der Bilder wurde wie durch ein bestimmtes Prisma aus „rosa Brillen“ gemalt, voller kindlichen Hoffnungen und Erwartungen, weshalb ihre Gemälde wahrscheinlich die Stimmung heben und die Menschen zum Lächeln bringen. Die talentierte und gastfreundliche Gastgeberin verwöhnte uns mit Kaffee und bot einen kleinen Rundgang durch ihre Galerie an. Die Perle der Sammlung war, laut der Künstlerin selbst, das Porträt einer Mutter und eines Kindes vor dem Hintergrund der Altstadt von Ramatuelle.

Es stellt die Geschichte eines kleinen Mädchens dar, das seine Eltern ziemlich früh verloren hat und in den Wänden eines Waisenhauses gelandet ist. Elf Jahre lang träumte das Kind von einer neuen Familie und der Wärme der Hände seiner Mutter. Das Mädchen bat Maria Magdalena, die Beschützerin und Schutzpatronin der Waisenkinder, um ein neues Haus voller Liebe und Kinderlachen, zeichnet die Silhouette ihrer Mutter in ihrer Fantasie und hoffte auf ein Wunder.

Die Künstlerin drückt die Kindheitsträume durch leuchtende Farben, flüchtige Gefühlsausbrüchen und positive Bildern aus. Es verging eine geraume Zeit und die Gebete des Kindes wurden erhört: An der Schwelle eines Waisenhauses erschien eine junge Frau mit traurigen Augen – es war ihre Mutter…

Viele Jahre lang träumten sie und ihr Mann davon, Kinder zu haben, aber das Schicksal verfügte leider etwas anderes. Verzweifelt und ohne Hoffnung auf eine vollwertige Familie machte sich die Frau auf eine Reise durch die Provence und kam eines Tages in der Altstadt von Ramatuelle an. Die junge Frau verbrachte viel Zeit vor der Hauptkapelle und bat Maria Magdalena und Martha von Bethanien, die Beschützerin von Frauen und Kindern, ihr ein Kind zu geben. Sie ging in einem kleinen Stadtpark spazieren, in dem sich Waisenkinder mit ihrem Lehrer und ihrem spirituellen Mentor aufhielten.

Unter den Kindern bemerkte die Frau ein Mädchen von ungefähr zehn Jahren mit denselben traurigen Augen, wie ihre. Eine spirituelle Verbindung entstand zwischen dem Mädchen und der jungen Frau, die schwer zu erklären ist: Es war eher ein Impuls, der einen Funken in den Tiefen ihrer Seelen auslöste. Die Frau lernte das Mädchen kennen und erfuhr die traurige Geschichte ihrer Familie. Von da an, kam die Frau jeden Tag in den Park und verbrachte so einige Monate mit dem Mädchen. Im Herzen der Verzweifelten entfachte die Hoffnung des familiären Glücks, denn das Waisenkind war so an die junge Frau gebunden, dass die Frau nicht einmal verstand, wer sie geworden waren: gute Freunde, beste Freundinnen oder Mutter und Tochter.

Der Urlaub der jungen Frau ging zu Ende und der Abschied war unumgänglich. Die Französin war so aufgelöst über ihre Abreise, dass sie die ganze Nacht meditierte. Sie versuchte, die richtigen Worte für das letzte Treffen mit dem Kind, das sie liebte, zu finden, aber sie konnte es nicht.

Sie wachte am frühen Morgen auf und ging zu den Mauern des städtischen Waisenhauses. Sie war sehr überrascht, als sie auf das Mädchen traf, das ihr Herz erobert hatte: Das kleine Mädchen lächelte mit Tränen in den Augen, streckte ihre Arme aus und formte mit ihren Lippen folgenden Satz: „Mama, wie lange habe ich auf dich gewartet.“ In diesem Moment war alles entschieden, Tränen liefen über die Wangen einer glücklichen Frau, sie eilte dem Kind entgegen, umarmte es innig und das Kind fand schließlich heraus, wie warm die Hände ihrer Mutter waren.

Nachdem die talentierte Künstlerin die traurige und gleichzeitig rührende Geschichte ihrer Familie erzählt hatte, funkelten ihre Augen vor Tränen, aber dies waren Tränen des Glücks.

Die Besitzerin der Kunstgalerie stellte sich als dieses kleine Mädchen heraus. Während ihrer Kindheit glaubte die Frau an Wunder, lernte, die Welt um sich herum in einer anderen Farbe wahrzunehmen, träumte von einer neuen Familie und fand schließlich ihr Glück. Ihre erste Kreation war ein Porträt der jungen Frau und des Kindes, die sich im alten Dorf Ramatuelle befinden, in das die gesamte Familie kurz nach der Adoption umzog.

Das kleine Mädchen wuchs auf und wurde eine Künstlerin, aber tief im Inneren blieb sie das verträumte Kind, das die raue und manchmal unfaire Welt durch das Prisma der „rosa Brille“ kannte. Die Fähigkeit, die Welt in hellem Licht zu sehen, der Wunsch, Menschen Hoffnung zu geben, an Träume zu glauben und für Kinder zu leben, ist in ihrer Arbeit als ein „roter Faden“ sichtbar.

Die Werke der Meisterin sollten aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden: Sie sind voller harter Realität und gleichzeitig erfüllt von kindlicher Naivität. Es ist wie eine Kombination zweier Welten: Erwachsensein im Kontrast zur Kindheit – die Welt des Verlustes und der Entbehrung einerseits und dem magischen Reich der Träume und der Erfüllung der am meisten geschätzten Wünsche anderseits. Ein gewisser innerer Widerspruch und der Kampf zwischen Gut und Böse wurde zur Grundlage der künstlerischen Arbeit.

Erfüllt von vielen positiven Emotionen verließen wird die Galerie und gingen zu der kleinen, alten Kapelle auf dem zentralen Platz der Stadt, die von der Heldin der obigen unglaublichen, aber wahren Geschichte erwähnt wurde. Bald befanden wir uns auf dem an dem besagten Ort, an dem sich ein kleines Gebäude aus dem 16. Jahrhundert befand. Das alte Gebäude aus gelbem Stein mit abblätternder Farbe und winzigen Fenstern bewahrte die Geschichte des malerischen Dorfes Ramatuelle in seinen Mauern.

Es ist unmöglich sich vorzustellen, wie viele Geheimnisse, Legenden und traurige Geschichten hinter den Mauern dieser Kapelle verborgen sind. Mittags schlug die Glocke über einer kleinen Aussichtsplattform zwölf Schläge und Einheimische, die ihre Wohnungen und Häuser verließen, versammelten sich auf dem Stadtplatz, um sich erneut bei Martha von Bethanien und Maria Magdalena zu bedanken.

Als wir auf die Aussichtsplattform stiegen, hatten wir einen romantischen Blick auf die Altstadt, die Weinberge und die Bucht Pampelonne.

Wir waren fasziniert von der atemberaubenden Aussicht und der magischen Atmosphäre der französischen Riviera und der Halbinsel Saint-Tropez.

Als wir die engen Gassen bis zum Fuße des Berges hinuntergingen, befanden wir uns in einer Gegend voller Cafés und gemütlicher Restaurants, aus denen sich der magische Geruch der französischen Küche verbreitete. Wir haben beschlossen, in einem lokalen Restaurant zu Mittag zu essen, das uns von Marie, der Haushälterin der Familie Duran, empfohlen wurde.

Das gedämpfte Licht kleiner schmiedeeiserner Lampen, geschnitzte Holztische und Bänke, antikes Geschirr in Regalen, Gemälde von Lavendelfeldern, kleinen, malerischen Städten der Provence und Anwohnern in traditionellen Kostümen inmitten endloser Weinberge verliehen dem Restaurant einen besonderen Charme.

Nachdem wir ein Glas kalten Kir Royal – Champagner mit Likör von schwarzen Johannisbeeren –, ein beliebtes Getränk in der Provence, bestellt hatten, nahmen wir ein paar kleine Schlucke und entschieden uns für den klassischen Lachstatar mit Kapern und Avocado.

Während wir auf die Bestellung warteten, genossen wir leichte Snacks wie eingelegte Oliven, frisches Baguette und Garnelen in Tomatensauce mit provenzalischen Kräutern. Es schien mir, als gebe es unter den Besuchern absolut keine Touristen. Wir waren das einzige Paar, das noch keine Zeit hatte, den Geist der Provence und ihren Sonnenschein zu genießen, sich zu entspannen und zu lernen, wie man im Einklang mit der Natur lebt. Es war interessant, die Atmosphäre und die Einheimischen beim Mittagessen in einem Restaurant an den angrenzenden Tischen zu beobachten.

In der Ecke gegenüber redete ein älteres Ehepaar reizend miteinander. Die Frau war eine schlanke Brünette mit zarter, bräunlicher Haut und großen blauen Augen. Sie genoss einen leichten Salat aus Avocados und Sardellen, gewürzt mit Olivenöl und dekoriert mit einem Zweig Minze.

Ihre Begleitung war ein grauhaariger Mann mit braunen Augen, ungefähr fünfundfünfzig Jahre alt, mit athletischem Körperbau mit einem charmanten Lächeln. Während der gesamten Zeit des Abendessens behielt er seine Begleitung buchstäblich im Auge. Sie flirteten zärtlich, genossen jeweils die Gesellschaft des anderen, probierten einen Weißwein und die besten Gerichte der provenzalischen Küche.

Ich weiß nicht genau, ob ein Lächeln den Appetit anregt und den Geschmack eines Gerichts beeinflusst, aber es schien mir, als habe ich noch nie in meinem Leben eine so göttliche Küche probiert. Frisches Gemüse, als ob es einige Minuten vor dem Servieren gepflückt wurde, Olivenöl, das nach provenzalischen Kräutern roch und Jakobsmuscheln, die eher saftigem Hummerfleisch in Weißweinsauce ähnelten.

Tartare de saumon (Lachstatar mit Kapern und Avocado)

Zutaten (für 2 Personen):

500 g Lachsfilet, 1 EL eingelegte Kapern, 3 Schalotten, 1 Avocado, 1 Bund Schnittlauch, frisch gemahlener schwarzer Pfeffer, 1 EL Sojasauce, Zitronensaft, 1 EL Olivenöl.

Zubereitung:

Den Lachs in feine Würfel schneiden, ca. 0,5 cm groß. Die Schalotten, den Schnittlauch und die Kapern fein hacken.

Alles in eine Schüssel geben und Sojasauce und Olivenöl hinzufügen. Dann alles leicht mit Zitronensaft beträufeln und pfeffern. Vorsichtig vermengen, in Formen auslegen und 30 Minuten lang in den Kühlschrank stellen. Mit Salatblättern, Avocadowürfeln und einer Zitronenscheibe servieren.

Bei dem leichten Mittagessen haben wir die Zeit völlig vergessen. Man musste sich nicht mehr beeilen, das Menü anzuschauen, denn man musste nicht das erste Gericht von der Karte bestellen oder auf Desserts oder Snacks verzichten, um so schnell wie möglich zum Arbeitsplatz zurückzukehren oder um einen Kunden zu treffen. Es schien mir, als sei die Mittagspause in der Provence heilig! Die Welt könnte zusammenbrechen, aber der Franzose wird kein komplettes Abendessen verpassen, kein Glas Wein nicht trinken, keinen Käseteller und kein Stück Schokoladenkuchen mit einer Tasse duftendem, aromatischem Kaffee ablehnen. Als wir wieder in der Villa waren, beschlossen wir, zur Ruhe zu kommen, einen Kamin anzuzünden und ins Wohnzimmer zu ziehen, um Eindrücke unseres kleinen Abenteuers zwischen den Mauern von Ramatuelle auszutauschen, die Stille zu genießen und Pläne für das kommende Wochenende zu besprechen.

Die Besitzer der Villa sind ein nettes Ehepaar. Der Mann ist in Nizza geboren und aufgewachsen und die Frau ist nie weiter als Saint-Tropez gereist. Zum ersten Mal in meinem Leben traf ich zwei völlig unterschiedliche Erscheinungen, die sich jedoch im Geiste vereinen.

Jede Minute schien sie, einen Funken guter Laune und den Wunsch zu leben, die Welt kennenzulernen, kindliche Naivität zu verspüren und sich aufrichtig über kleine Dinge zu freuen in ihm zu entfachen. Seine Antwort darauf war die Bewunderung und der Stolz auf seine Begleiterin, die er in seinen Armen trug und der er Lieder und Gedichte widmete.

Wir haben sie in Italien auf einem Musikfestival in Sanremo getroffen, mehrere Jahre lang eine herzliche und freundschaftliche Beziehung gepflegt und dieses Jahr beschlossen, ihrer Einladung zu folgen und einen Urlaub in der Provence zu verbringen. Jean und Jacqueline flogen für ihren Sommerurlaub nach Australien, um ihre Kinder und drei bezaubernde Enkelkinder zu besuchen und haben uns deshalb freundlicherweise ihr Zuhause an der Südküste Frankreichs überlassen.

Ein Haus ist wahrscheinlich dieses Etwas, was eine Person bis zu dem einen oder anderen Grad charakterisiert und ihren Geisteszustand widerspiegelt. Wenn man die Türen der geräumigen Terrasse öffnet, befindet man sich in einem hellen Wohnzimmer.

Einrichtungsgegenstände, Möbel und sogar Blumen in Vasen weisen darauf hin, dass sich die Eigentümer des Hauses an die Traditionen ihrer Familie erinnern und, wie die Mehrheit der Anwohner, von ganzem Herzen in die Provence verliebt sind. Sogar die Wände im Haus betonen den provenzalischen Stil, die Leinenvorhänge passen zu den Möbeln aus dunklem Olivenholz und ein antikes Sofa in bizarrer Form erinnert an die Zeiten von Ludwig XIV.

Ich hob den Kopf und mein Blick wurde von einem riesigen schmiedeeisernen Kronleuchter angezogen, der ein Gefühl der Untätigkeit und gleichzeitig des Wohlbefindens zu Hause erzeugte. In hellen Holzrahmen über dem Kamin wurde die Familiengeschichte der Familie Duran nachgezeichnet: Fotos der jungen Jacqueline zwischen Lavendelfeldern, Jean beim Reiten und Schwarzweißaufnahmen einer provenzalischen Hochzeit.

Eine zerbrechliche Braut in einem luftigen Spitzenkleid in Pastelltönen hält einen schlanken jungen Mann in einem leichten Leinenanzug mit einem Strauß Lavendel in seinem Knopfloch unter dem Arm. Ihr langes lockiges Haar, das ihre eleganten Schultern bedeckt, ist im Wind leicht verwirrt; Sie drückt einen Strauß Wildblumen an ihre Brust, genießt den Duft der Blumen und ein leichtes Erröten umspielt ihre Wangen.

Im Hintergrund des glücklichen Paares sind grenzenlose Lavendelfelder und das Haus der Familie Duran. Es ist schön zu sehen, wie zwei Menschen ihre Liebe nicht nur bewahrt haben, sondern dieser den „Körper“ einer glücklichen Familie verliehen haben mit Kindern und Enkelkindern.

Draußen regnete es, große Tropfen trommelten gegen das Fenster, der Himmel schien die Provence mit einer dunkelblauen Decke zu bedecken und die helle Sonne versteckte sich in einer dünnen Sommerdecke. Mein geliebter „Franzose“ fing an, den Kamin anzuzünden und ich beobachtete die Veränderungen in der Natur.

Ich habe noch nie in meinem Leben einen solchen Kontrast gesehen: verstreute, goldene Sterne auf einem dunklen Himmel, üppiges Grün, das sich bis zum Himmel erstreckt und nur so leben möchte. Das Aroma von Sommerblumen verdrehte mir den Kopf, als hätte eine Parfümfabrik versehentlich vergessen, die Türen zum Labor zu schließen, in dem man Zeuge der Entstehung eines neuen provenzalischen Parfum werden. Das Aroma von Nachtveilchen ergänzt die Mischung aus Lavendel und Rosmarin und Olivenbäume lassen ihn scharf und geheim wirken.

Trotz des schlechten Wetters war die Stimmung gelassen und das Gefühl des Hungers ließ uns mehrere Stunden lang nicht los. Ich ging in die Küche, aus der schwindelerregende Gerüche kamen, da mein Begleiter beschloss, uns mit einem echten französischen Abendessen zu verwöhnen. Ich werde die Tatsache nicht verbergen, dass die Haushälterin der Familie Duran uns die provenzalischen Rezepte mitteilte.

Es war schön zu sehen, wie sie sich mit meinem geliebten „Franzosen“ unterhielt, lange über die Vorlieben und die Kultur des französischen Essens sprach, ihre typischen Rezepte und kulinarischen Geheimnisse mitteilte und sogar die Adressen der besten lokalen Märkte nannte, auf denen die notwendigen Produkte für ein Familienessen in Hülle und Fülle verkauft werden.

Nach Angaben der Franzosen können frische Produkte auf dem Markt ausschließlich morgens gekauft werden. Gegen Mittag hält die Zeit in der Provence scheinbar an, Straßenrestaurants und Cafés füllen sich mit Touristen und Einheimischen, der Geruch von Jasmin und Oliven, frischem Fisch, Austern und, natürlich, der besten Gänseleber, Foie Gras, erfüllen die Luft.

Zum ersten Mal, als ich einen Korb mit Gemüse, Kräutern und Früchten sortierte, tat es mir ein wenig Leid, dass ich nichts mit den Schülern und Anhängern der großen Impressionisten zu tun hatte, denn selbst eine „normale“ Person, die die Fülle an Farben und Formen in einem schicken, geflochtenen Korb betrachtet, würde die alte Palette mit Ölfarben herausnehmen wollen, um etwas zu kreieren.

Inspiration und das Gefühl, etwas Neues zu schaffen, das Schöne zu berühren und die Geschichte der französischen Kunst unauslöschlich zu prägen sind die Folge des provenzalischen Geistes.

Mein Begleiter hat heute beschlossen, dem traditionellen Weg zu folgen und, bevor mich mit seinen kulinarischen Meisterwerken zu überraschen, brachte er eine Flasche Château de Pampelonne Rosé aus dem Weinkeller. Bekanntermaßen müssen Roséweine nicht lange ausgehalten werden, bevor man sie trinken kann. In der Provence kann kein Abendessen auf ein Glas gekühlten Rosé verzichten, der den Durst während der Sommerhitze stillt. Wir hoben unsere Gläser hoch und probierten das Bouquet des sonnigen Getränks. Wir begannen aktiv, die Speisekarte des heutigen Abendessens zu besprechen.

Mein geliebter „Franzose“ schwang sich auf das „hohe“ kulinarische Erbe der provenzalischen Küche und beschloss, das berühmte Ratatouille zu kochen. Das französische Wort „Ratatouille“ setzt sich zusammen aus „rata“ – umgangssprachlich für „Essen“ und dem Verb „touiller“ – „rühren.“ Ratatouille ist ein traditionelles, provenzalisches Gericht aus Paprika, Auberginen und Zucchini, das in der Antike die Herzen der Franzosen eroberte.

Ursprünglich stammt das moderne Ratatouille aus der Gegend von Nizza und war ein Gericht armer Bauern, die es im Sommer aus frischem Gemüse kochten, das sie selbst anbauten. Das Originalrezept enthielt Zucchini, Tomaten, Paprika, Zwiebeln und Knoblauch.

Einige Köche bevorzugen Auberginen, die dem Gericht eine bestimmte Farbvielfalt verleihen. In der Regel passt dieses Gericht perfekt zu saftigem Kalbfleisch oder jungem Lammfilet. Unsere Wahl fiel auf Lammfilet, das sich durch besondere Zartheit und einen langen Abgang auszeichnet.

Es gibt viele Diskussionen über die Zubereitung das traditionelle Ratatouille. Eine der gebräuchlichen Methoden ist das gemeinsame Kochen des Gemüses. Einige Köche, darunter auch unsere Freundin Marie, die Haushälterin der Familie Duran, wenden eine etwas andere Methode an, nämlich die schrittweise Zubereitung der einzelnen Gemüsesorten. In diesem Fall sollte man darauf achten, dass man manche Gemüsesorten nicht miteinander kombinieren sollte. Zucchini zum Beispiel sollten ausschließlich separat mit Auberginen, Tomaten mit Zwiebeln gebraten werden, und Knoblauch verträgt keine Nähe zu Paprika. Nachdem wir die Gemüsescheiben auf vier verschiedenen Backblechen, darauf etwas Olivenöl und eine Mischung aus provenzalischen Kräutern verteilt und die Ofentür geschlossen haben, hatten wir eine halbe Stunde Zeit, um den Tisch zu decken, Kerzen anzuzünden und zwei köstliche Lammstücke aus dem Kühlschrank zu holen.

Ich stellte festliches Geschirr auf den Tisch, der harmonisch mit Lavendelsträußen dekoriert war, zündete Kerzen an und ging in die Küche, um meinen Begleiter zu kulinarischen Heldentaten zu bewegen. Aus dem Ofen kamen magische Gerüche und zu dieser Zeit lag das saftige Lammfleisch bereits in der Pfanne. Den letzten Schliff gaben Rosmarin- und Minzzweige, die dem Fleisch eine pikante Note verliehen und das warme Gemüsegericht betonten.

Ratatouille

Zutaten (4 Personen):

3 Zwiebeln, 1 Zucchini, 4 Paprika in verschiedenen Farben, 1 Aubergine, 5 Tomaten, 100 g Oliven, 2–4 Knoblauchzehen, ein Zweig Sellerie, ein Zweig Rosmarin, Thymian, mehrere Zweige Petersilie, 2 Tassen Oliven Öl, eine Prise Zucker, Salz, Pfeffer, mehrere Zweige Basilikum.

Zubereitung:

Zwiebel, Zucchini, Pfeffer und Auberginen würfeln; am besten nimmt man 1 grüne, 1 rote und 2 gelbe Paprika für die Farbenvielfalt.

In einem Topf bei mittlerer Hitze die Paprika 5–7 Minuten in einer kleinen Menge Olivenöl braten und in einem Sieb zum Abtropfen beiseitestellen. In der gleichen Pfanne die Zwiebeln anbraten. Wenn sie goldbraun werden, gehackten Knoblauch hinzufügen und kurz weiter anbraten. Dann alles in einem Sieb abtropfen lassen.

Zucchini und Auberginen unter ständigem Rühren getrennt anbraten. Mit Salz und Pfeffer würzen. Sobald das Gemüse leicht angebraten ist, in ein Sieb geben und zur Seite stellen. Olivenöl in eine Pfanne mit dickem Boden geben, blanchierte und geschälte Tomaten würfeln und in die Pfanne geben. Mit einem Holzlöffel gelegentlich umrühren. Kräuter, Zucker, Salz und Pfeffer hinzufügen. Die Tomaten abdecken und bei schwacher Hitze 10-15 Minuten kochen, bis sich eine etwas dickflüssige Sauce bildet. Das gesamte Gemüse in einen Topf geben, die Tomaten mit den Kräutern hinzufügen und 10 Minuten bei geschlossenem Deckel kochen. Jede Olive in 8 Teile schneiden, zum fertigen Gericht geben und mit Basilikum dekorieren.

Als eine kleine Vorspeise hatten wir eine Tapenade, eine aus der provenzalischen Küche stammende, Paste aus gehackten Oliven, Sardellen, Artischocken und „Tapen“ – Kapern auf provenzalisch, die diesem Rezept den Namen gaben. Die Tapenade wird mit einem Aperitif, Toastbrot, frischem Baguette oder als Sauce zum gehackten, frischen Gemüse serviert.

Es war beeindruckend, dass die Gerichte für unser Abendessen vor einigen Stunden aus frischem Gemüse zubereitet wurden, das aus den Beten der besten provenzalischen Bauernhöfe gepflückt wurde. Erst gestern spielte ein gebrochener Sonnenstrahl magisch auf den grünen Blättern duftender Tomaten, erwärmte die saftigen Auberginenfrüchte mit strahlendem Licht und wandte sich auch den bizarren Olivenbäumen zu, die in der Provence häufiger vorkommen als das Unkraut im Garten nachlässiger Wirte.

Der Raum war mit einem göttlichen Aroma einer Mischung aus duftenden provenzalischen Kräutern gefüllt: Lavendel, Rosmarin, Salbei, Minze, Basilikum und Estragon. Ich wurde an den Tisch eingeladen, um die kulinarischen Fähigkeiten meines geliebten „Franzosen“ zu erproben und mich der poetischen Glückseligkeit einer gekonnten Kombination von Zutaten und Gerichten hinzugeben. In den Karaffen kühlte der Wein, im Kamin knisterte das Brennholz und brennende Flammenzungen kreisten tanzend zu den Klängen einer gedämpften französischen Melodie. Die mysteriöse Atmosphäre des Höhepunkts von Licht und Dämmerung, abendlicher Kühle und häuslicher Wärme, die Kollisionen der Natur und die Idylle der heutigen Nacht gaben unserem Abendessen ein Gefühl von Romantik und Magie. Es schien mir, als würde sich in einigen Sekunden der Vorhang des heimischen Theaters weit öffnen, der Größe der Maestro auf der Bühne erscheinen und Millionen dankbarer Zuschauer würden ihn mit lautem und stürmischem Applaus begrüßen.

Vielleicht waren all dies nur farbenfrohe Kulissen einer provenzalischen Aufführung, die nach dem Höhepunkt wie ein Kartenhaus im Wind in sich zusammenfallen wird. Aber das wird später sein, und hier und jetzt gibt es nur mich und ihn, irgendwo im Herzen der Provence, zwischen Lavendelfeldern und endlosen Weinbergen, an einem Tisch im gemütlichen Wohnzimmer einer alten Villa und mit einem Glas französischen Weins sitzend, in Erwartung an eine Verkostung der provenzalischen Küche. Die Franzosen sind wirklich weise Menschen – sie genießen das Essen und die Gelegenheit, Zeit mit ihren Lieben zu verbringen, die eine wichtige Rolle in der Prioritätenliste und den Familienwerten der Provence spielen.

Wir beschlossen, die französischen Traditionen nicht zu ändern und genossen einen ruhigen Sommerabend, eisigen Roséwein und das Gefühl innerer Harmonie. Das französische Abendessen meines „Franzosen“ erinnerte an eine Unterrichtsstunde zum Thema „Das Leben in der Provence wahrnehmen“. Der Genuss erreichte seinen Höhepunkt bei der Verkostung des Ratatouilles mit dem saftigen Lamm.

Ich genoss jeden Bissen, den ich aß und das Fleisch schien auf meiner Zunge zu schmelzen. Die Produkte in der Provence haben einen besonderen Geschmack und dies ist nicht nur auf die klimatischen Bedingungen, den Bodentyp oder die geografische Lage zurückzuführen, sondern auch auf die magische Atmosphäre, den guten Willen der Menschen und einen gewissen provenzalischen Geist.

Der Abend war großartig, wir unterhielten uns herzlich, lachten und erinnerten uns an die guten alten Geschichten unserer Familien. Während ich den häuslichen Komfort und das Spiel der französischen Chansonniers, genoss, ging mein Begleiter in die Küche, um den Nachtisch zu holen. Ein bescheidener Teller mit den besten französischen Käsesorten: Banon, Bleu de Bresse, Bleu de Gex und Beaufort.

Man muss Käse in einer bestimmten Reihenfolge probieren: Man sollte mit weichen, neutralen Käsesorten beginnen und allmählich zu härteren und pikanteren übergehen. Man nimmt an, dass Käse den Geschmack zuvor gegessener Gerichte unterbindet und den Körper auf das Dessert vorbereitet.

Wir rückten näher an den Kamin, mein geliebter „Franzose“ machte Jasmintee und brachte ein Stück Kuchen mit warmem Ziegenkäse und frischen Feigen. Das erste Mal habe ich diesen Kuchen zu Weihnachten probiert, als die Familie Duran einige Wochen bei uns zu Besuch war. Jacqueline beschloss, uns mit diesem göttlichen Kuchen zu verwöhnen, weshalb wir auf der Suche nach Käse und einer geeigneten Feige durch die gesamte Stadt fahren mussten, denn das Geheimnis des Rezepts las in der Einfachheit und der Frische der Produkte. Der Geruch des Gebäcks und das Aroma der Feigen konnten selbst die anspruchsvollsten Kenner der französischen Küche verrückt machen. Mein geliebter „Franzose“ schnitt ein Stück ab und legte es auf einen Teller. Er goss Jasmintee in unsere Tassen und wir stürzten uns kopfüber in das Vergnügen und die atemberaubende Glückseligkeit.

Es schien mir, als sei der Kuchen „lebendig“ und atme. Sanfter, warmer Käse lag majestätisch über einer Schicht aus leichtem Mürbteig und umhüllte sorgfältig die großen, reifen und duftenden Früchte von allen Seiten. Nachdem ich den ersten Bissen genommen hatte, schloss ich plötzlich meine Augen und stellte mir einen sonnigen Tag in der Provence vor: üppige, grüne Wiesen, Obstgärten, der Geruch von Kräutern und aromatischen Früchten, Weichkäse und frisches Gebäck. Ich gebe zu, dass ich nicht Käse mit Gebäck bevorzuge, sondern Käse mit Obst, deshalb ist dies für mich das perfekte Dessert. Ich muss auch gestehen, unser wahrhaft französischer Abend ein Erfolg war: Leckeres Essen, guter Wein, Kerzen, leise Musik, ein gemütliches Haus und der Geist der Provence haben wahre Wunder bewirkt. Unser Herz wird für immer zwischen endlosen Lavendelfeldern, Weinbergen und Olivenhainen, in der Heimat des Impressionismus, im Reich der besten Gerüche und Geschmäcker – an der Côte d‘Azur, in der Provence bleiben. Unseren Abend kann man schlicht mit zwei Worten beschreiben: „Romantik und Magie.“

Teil 2. Wenn Sie sich schlecht fühlen, hören Sie auf die Natur. Die Stille der Welt beruhigt Sie besser als Millionen unnötiger Worte. Konfuzius

Heute Morgen hat es geregnet, der Himmel war mit einem grauen, schweren Schleier aus schlechter Laune und Dunkelheit bedeckt. Wir sonnten uns immer noch unter den weichen Seidenlaken, und große Regentropfen schlugen gegen die Scheiben, als würden bei einer Militärparade die Trommelwirbel erklingen. Das Gefühl völliger Gelöstheit von der Welt und der Einheit mit Mutter Natur ließ mich aufwachen, um den neuen Tag von vorne zu beginnen. Als ich die Fenster im Schlafzimmer und auf der Terrasse weit öffnete, spürte ich plötzlich einen starken Strom frischer Luft. Ich wollte tief einatmen und jeden Hauch provenzalischer Luft genießen. Die Natur schien aus einem ewigen Schlaf zu erwachen, Kiefern füllten die Terrasse mit einem magischen Geruch nach Nadeln. Der Duft üppiger Büsche aus Lavendel und Jasminbäumen verschmolz zu einer sanften, fast unsichtbaren Note von Gewürzen und Honig zu einem einzigen Aroma sommerlicher kühler Geister. Alles in der Natur hat es eilig, zu leben, zu wachsen, Kraft für ein neues Leben zu gewinnen, und alte Farben gegen neue auszutauschen und Gemüter zu erhellen. Nachdem ich mich von der morgendlichen Kühle ernährt und meinen Kopf für neue Ergebnisse befreit hatte, ging ich in die Küche, um frischen Kaffee zu kochen. Der Geruch von gemahlenen Kaffeebohnen brachte mich gänzlich aus dem Schlaf und motivierte zum Beginn eines neuen Sommertages an der azurblauen Küste der fabelhaften Provence.

Der Geschmack von aromatischem Kaffee erregte meinen Appetit und ich wollte plötzlich unbedingt warmen Weizentoast mit hausgemachtem Ziegenkäse und Erdbeerkonfitüre, die mein „Franzose“ am ersten Tag unserer Reise in die Provence auf dem Morgenmarkt von Sainte-Maxime gekauft hatte. Ich ging in die Küche, um ein französisches Frühstück zu zaubern, und mein liebster „Franzose“ versuchte, die morgendliche Niedergeschlagenheit mit einem sorgfältig durchdachten Plan zu zerstreuen, um den heutigen Regentag allein mit dem natürlichen Reichtum der Provence zu organisieren. In der Küche herrschten die Aromen von frischem warmem Brot in Kombination mit würzigem Ziegenkäse, Blumenhonig und Erdbeerkonfitüre.

Frisches Obst war ideal zum Toast geeignet: weiße Trauben, dunkelblaue Feigen und, natürlich, frische, duftende Erdbeeren, die erst gestern im Garten der Familie Duran Süße und ein zartes Aroma gesammelt hatten.

Das Frühstück war fast fertig: Der Käse schmolz auf warmen, knusprigen Croutons, schwarzer Kaffee stand in der Kaffeekanne bereit, selbst der Geruch von frischer Milch schien etwas anders zu sein als zu Hause. Mein „Franzose“ versuchte, die Feigen in zwei Hälften zu schneiden, aber sie waren so reif, dass sie bei leichter Berührung eines Messers platzten. Kleine Erdbeerkerne knirschten auf den Zähnen, und ein langer Nachgeschmack von fruchtiger Frische und blumigen Noten eines jungen, noch nicht infundierten Honigs blieb im Mund. Schluck für Schluck schienen wir zum Leben zurückzukehren, die Welt um uns herum erhielt wieder leuchtende Farben, Farb- und Schattierungspaletten wurden gemischt, das Leben erhielt Sinn, und ein Gefühl der Glückseligkeit erfüllte die Seele.

Beim Frühstück beschlossen wir, den Tag in der Natur zu verbringen, in ihre Magie einzutauchen und, zumindest für einen Tag, die Probleme des Lebens und dessen endloses Treiben zu vergessen, uns vor Ängsten zu verstecken und in göttlicher Einheit mit der Welt unsere Seelen zu reinigen. Unsere Wahl fiel auf einen Besuch des berühmtesten und beliebtesten französischen Reservat Camargue. Es ist ein irdisches Paradies im Herzen der Provence, von dem jeder Einwohner Frankreichs seit seiner Kindheit träumt, es zu besuchen.

Legenden und Lieder werden über ihn komponiert, und sogar Volksriten finden statt. Wir haben unzählige Male die bezaubernden und unglaublichen Geschichten der Familie Duran über diesen malerischen Ort genossen, den sie von ihrem ersten Besuch an geliebt haben, und jedes Jahr versuchten, die Oase aus einer magischen Kombination aus terrestrischer Flora und Fauna, wilder, unberührter Natur und der Fülle des Tierreichs des fabelhaften „Königreichs der Provence“ zu besuchen.

Nachdem wir uns so bequem und einfach wie möglich angezogen, Wanderrucksäcke gepackt und Badeanzüge und Ersatzschuhe mitgenommen hatten, machten wir uns auf den Weg an die Mittelmeerküste. Ein kleiner Regen prasselte auf die Windschutzscheibe und die Sonne schien mit uns Verstecken zu spielen. Sie versteckte sich erst hinter dunklen Wolken, beleuchtete dann den Himmel und streichelte uns mit warmen Strahlen.

Kollisionen in der Natur hatten ihren eigenen Reiz, der Szenenwechsel brachte mich zum Nachdenken und Analysieren.

Plötzlich kam mir der Gedanke über biblische Geschichten, die große Flut und Noahs Arche in den Sinn. Für einen Moment stellte ich mir eine neue Welt vor, gleich nach einer Stunde Null, Tiere und Menschen, die entkommen konnten, und natürlich die weiße Taube, die das verheißene Land zuerst sah, aus dem Fenster der Rettungsarche flatterte und mit einem grünen Zweig im Schnabel zurückkehrte, einem Symbol für den Beginn eines neuen, besseren Lebens. Wahrscheinlich möchte ich auch an dieser Schwelle der Arche sein, angesichts von etwas Neuem in die Atmosphäre einer Idylle eintauchen und die magische Welt der Illusionen, leuchtenden Farben und allerlei Schattierungen des Überflusses an natürlichem Reichtum entdecken.

Nachdem wir mehrere hundert Kilometer gefahren sind, begann sich das Wetter dramatisch zu ändern. Der Regen hörte auf und die Regenwolken schienen zwischen den sanften, blauen Wolken zu schmelzen. Die Sonne ging so hoch auf, dass es uns ratsam erschien, das Dach des Autos zu öffnen, um die frische Luft der Provence zu genießen.

Am nächsten Hafen angekommen, verließen wir das Auto und nahmen die Fähre, die alle 20 Minuten nach Camargue fährt. Die azurblaue Farbe des Meerwassers, die Sonnenstrahlen, die sich im klaren Wasser spiegeln, die leichte Meeresbrise, die verwehten Haare und das Lächeln von Erwachsenen und Kindern weckten eine Erwartung von etwas Besonderem, gar Magischem.

Auf einem riesigen Plateau zwischen den beiden Zweigen der Rhone und dem türkisfarbenen Wasser des Mittelmeers befindet sich eines der schönsten Naturschutzgebiete Frankreichs – die Camargue. Unsere Fähre fuhr ins Ufer ein und ein wahrhaft himmlischer Ort eröffnete sich vor unseren Augen: wilde, unberührte Natur, azurblaues Wasser, als würde es das Reservat zwischen Realität und Märchen teilen, Ruhe, Beschaulichkeit und Stille bei jeder Veränderung der Natur.

Camargue wurde auf Initiative des Leiters der französischen Nationalen Gesellschaft für Naturschutz, Professor Louis Alexandre Mangin, gegründet. Die Landschaft des Parks ist ein Marschland, von dem der größte Teil zu Salzwiesen und Seelagunen gehört.

Die Gemeindemitglieder beteten zu der Zigeunerin und glaubten, dass sie ihre Gebete den Heiligen überbringen würde. In dieser Zeit nimmt ein Tempel namens „Gypsy Maria“, der im 15. Jahrhundert erbaut wurde, seinen Ursprung im Naturschutzgebiet Camargue. Heute ist die Kirche eine der Attraktionen des Reservats und ein Wallfahrtsort für gläubige Wanderer aus aller Welt. Die Menschen kommen an diesen Ort nicht nur auf der Suche nach Lebensweisheiten, sondern auch zum Zweck der geistigen Reinigung und moralischen Befriedigung ihrer Bedürfnisse nach Schönheit und Harmonie, der Einheit von Menschen und Natur. Als ich die Gesichter der Menschen um uns herum auf der Fähre beobachtete, bemerkte ich, wie sich ihre Augen änderten, wenn sie sich ihrem geschätzten Ziel nähern, wie die Augen von verliebten Kindern und Paaren brannten und funkelten, in Erwartung von Magie und der Gelegenheit, in eine andere Welt einzutauchen: eine Welt der Liebe, der Idylle und der leuchtenden Farben.