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Was macht einen Helden aus?
Niemand könnte diese Frage besser beantworten als Lee Child, dessen Romane um den einzigartigen Helden Jack Reacher sich millionenfach verkauft haben und die von keiner Bestsellerliste wegzudenken sind.
Von der Steinzeit über das alte Griechenland und die Zeit der Ritter bis zu James Bond – die Menschen jeder Kultur hatten und haben ihre Helden. Sie brauchen sie als Inspiration, als Motivation oder als moralischen Kompass. Messerscharf analysiert Lee Child die Herkunft der Heldengeschichten und wie sie die Welt veränderten. Und er legt dar, warum wir auch heute noch Helden brauchen – vielleicht mehr als jemals zuvor …
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Seitenzahl: 53
Buch
Was macht einen Helden aus?
Niemand könnte diese Frage besser beantworten als Lee Child, dessen Romane um den einzigartigen Helden Jack Reacher sich millionenfach verkauft haben und die von keiner Bestsellerliste wegzudenken sind.
Von der Steinzeit über das alte Griechenland und die Zeit der Ritter bis zu James Bond – die Menschen jeder Kultur hatten und haben ihre Helden. Sie brauchen sie als Inspiration, als Motivation oder als moralischen Kompass. Messerscharf analysiert Lee Child die Herkunft der Heldengeschichten und wie sie die Welt veränderten. Und er legt dar, warum wir auch heute noch Helden brauchen – vielleicht mehr als jemals zuvor …
Autor
Lee Child wurde in den englischen Midlands geboren, studierte Jura und arbeitete dann zwanzig Jahre lang beim Fernsehen. 1995 kehrte er der TV-Welt und England den Rücken, zog in die USA und landete bereits mit seinem ersten Jack-Reacher-Thriller einen internationalen Bestseller. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Anthony Award, dem renommiertesten Preis für Spannungsliteratur.
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Lee Child
Der Held
Ein Essay
Deutsch von Wulf Bergner
Die Originalausgabe erschien 2019 unter dem Titel »The Hero« bei HarperCollins Publishers Ltd.
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Copyright der Originalausgabe © 2019 by Lee ChildOriginally published in the English language by HarperCollins Publishers Ltd. under the title »The Hero« © Lee Child 2019
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2019 by Blanvalet in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umschlaggestaltung und -illustration: www.buerosued.de
HK · Herstellung: sam
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN 978-3-641-26202-0V001
www.blanvalet.de
Beginnen wir mit Opium. Dieser altehrwürdige Mohn wuchs nach dem Rückzug der letzten Eiszeit auf einem breiten Gebietsstreifen, der sich von Kleinasien übers Mittelmeer nach Nordafrika erstreckte. Aus archäologischen Funden wissen wir, dass Bauern der Jungsteinzeit sich für ihn interessierten. Ein sorgfältig verwahrter Samenvorrat, ungefähr siebentausend Jahre alt, wurde im Mittelmeerraum entdeckt; in sieben weiteren neolithischen Siedlungen im heutigen Europa fanden sich Hinweise auf den Gebrauch von Opium vor fünf- bis sechstausend Jahren; und den ersten systematischen Mohnanbau – im Gegensatz zu gelegentlichem Sammeln – scheint es vor über fünftausend Jahren in Mesopotamien gegeben zu haben, von den dortigen Sumerern organisiert, die ihre Ernte hul gil, übersetzt »Freudenpflanze«, nannten.
Ich wüsste gern, wer ihn als Erster versucht hat. Ich wüsste gern, wer alles als Erster versucht hat. Wer als Erster eine unbekannte Wurzel oder irgendeine Knolle ausgegraben und gedacht hat: Hey, wisst ihr was – vielleicht sollte ich das hier kochen und essen? Vor allem wüsste ich gern, wie viele bei diesen Versuchen gestorben sind. Unsere Spezies scheint in einem Ausmaß ruhelos und neugierig zu sein, das fast verrückt wirkt. Neuere Forschungen zu den Neandertalern zeigen, dass sie das ziemlich genaue Gegenteil von dem waren, was wir lange über sie zu wissen glaubten. Mit ihren größeren Gehirnen waren sie intelligentere, bessere Säugetiere als wir: stärker, schneller, gesünder, ausdauernder, geschicktere Werkzeugmacher, fürsorglicher, mitfühlender, sanft, künstlerisch und organisiert. Aber sie scheinen von Natur aus ängstlich gewesen zu sein. Ihre Siedlungen wanderten langsam, vorsichtig und vernünftig. Eine neue Siedlung entstand oft in Sichtweite der vorigen. Vor allem haben sie anscheinend nie versucht, Gewässer zu überwinden, wenn das jenseitige Ufer nicht deutlich zu erkennen war. Im Gegensatz dazu wagten sich unsere eigenen Vorfahren, Homo sapiens, überallhin, viele von ihnen, können wir annehmen, in ihr Verderben. Überhaupt nicht vorsichtig oder vernünftig. Der Konsens auf einem Gebiet, das man wohl psychologische Archäologie nennen könnte, scheint zu sein, dass der Homo neanderthalensis schrecklich vernünftig und der Homo sapiens total durchgeknallt war.
Jedenfalls verrückt genug, dass einer von ihnen auf die hübsche rote Blume aufmerksam wurde, dass er an ihrer unreifen Samenkapsel kratzte, den klebrigen Latex austreten sah und dachte: Hey, wisst ihr was – vielleicht sollte ich dieses Zeug sammeln und trocknen, um es dann zu lutschen oder zu kauen oder zu rauchen. Diesen Menschen würde ich gern kennenlernen. Seine – oder ihre – Inspiration war eindeutig komplexer, als hätte er beispielsweise eine Karotte gefunden und beschlossen, davon abzubeißen. In der Tat ruhelos und neugierig. (Allerdings ist »rauchen« das falsche Wort, denn der Latex wurde nicht angezündet, sondern indirekt erhitzt, um die wirksamen Inhaltsstoffe zu inhalieren, wenn sie gasförmig austraten. Vaping vor fünftausend Jahren. Nichts Neues unter der Sonne.) Damals wie heute bestand die Wirkung aus herrlich warmem, unendlich befriedigendem Behagen, das unaufhaltsam über den Nutzer hinwegschwappte und ihn oder sie für Stunden entspannt und passiv machte: inert und endlos kontemplativ. Daher lautet der wissenschaftliche Name des Schlafmohns Papaver somniferum, lateinisch für »schlafbringende Pflanze«.
Das Problem bei einem Extrakt aus einer Wildpflanze – oder selbst wenn sie angebaut wurde, wobei es gute und schlechte Jahre gab – war natürlich, dass die Dosis sich nie genau vorhersagen ließ. Im 16. Jahrhundert klagte der italienische Arzt Gabriel Fallopius bitter darüber, Opium tendiere dazu, zu schwach oder zu stark zu sein. War es zu schwach, wirkte es nicht; war es zu stark, war es höchst gefährlich. Eine Überdosis hatte zur Folge, dass die Atmung des Kranken immer langsamer wurde, bis sie zuletzt ganz aufhörte. Nicht gut. Also versuchte man, seine Bestandteile zu isolieren, um es in bekannten, verlässlichen Dosen anwenden zu können.