10,99 €
Die Menschen seines süditalienischen Heimatortes kennen ihn nur als "den Gärtner". Er führt ein zurückgezogenes Leben, umgeben von Büchern, Blumen und Bäumen. Sein einziger Freund ist der Blumenverkäufer Selim, ein illegaler Einwanderer, der sich wie er nach dem Himmel im Süden sehnt. Bis unerwartet Laila in sein Leben tritt, eine junge Prostituierte. Sie erinnert ihn an seine lange verdrängte Vergangenheit: Zwanzig Jahre zuvor war er seiner großen Liebe nach Argentinien gefolgt, um mit ihr gegen die Militärdiktatur zu kämpfen. Ein Kampf, der ein tragisches Ende nahm. Nun wird er erneut vor Entscheidungen gestellt, die längst getroffen schienen, und gezwungen, für die Frau zu kämpfen, die er liebt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Der Himmel im Süden
ERRI De LUCA, geboren 1950 in Neapel, zog mit 19 nach Rom und arbeitete dort als Maurer, LKW-Fahrer und Lagerarbeiter. Im Selbststudium brachte er sich mehrere Sprachen bei, darunter auch Althebräisch, um die Bibel übersetzen zu können. Erst mit 40 begann er zu schreiben und hat seither mehr als 30 Romane, Essays und Übersetzungen veröffentlicht und gehört zu den meistgelesenen, auflagenstärksten Autoren Italiens. Seine Bücher wurden in Italien, Frankreich und Israel zu Bestsellern, und sind außerdem in Ländern wie Spanien, Portugal, Holland, den USA, Brasilien, Polen und Litauen erschienen. Erri De Luca wurde 2010 mit dem Petrarca-Preis ausgezeichnet und 2013 mit dem Prix Européen de Littérature.
Die Menschen seines süditalienischen Heimatortes kennen ihn nur als »den Gärtner«. Er führt ein zurückgezogenes Leben, umgeben von Büchern, Blumen und Bäumen. Sein einziger Freund ist der Blumenverkäufer Selim, ein illegaler Einwanderer, der sich wie er nach dem Himmel im Süden sehnt. Bis unerwartet Laila in sein Leben tritt, eine junge Prostituierte. Sie erinnert ihn an seine lange verdrängte Vergangenheit: Zwanzig Jahre zuvor war er seiner großen Liebe nach Argentinien gefolgt, um mit ihr gegen die Militärdiktatur zu kämpfen. Ein Kampf, der ein tragisches Ende nahm. Nun wird er erneut vor Entscheidungen gestellt, die längst getroffen schienen, und gezwungen, für die Frau zu kämpfen, die er liebt.
Erri De Luca
Roman
Aus dem Italienischen von Annette Kopetzki
Ullstein
Besuchen Sie uns im Internet:www.ullstein.de
Neuausgabe im Ullstein Taschenbuch1. Auflage Dezember 2021Alle Rechte an der deutschen Übersetzung von Annette Kopetzki© Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg© für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2021© 2000 by Erri De LucaÜbersetzt aus dem Italienischen: Tre CavalliDie Originalausgabe erschien 2000 bei Feltrinelli.Die Deutsche Erstausgabe erschien 2002im Rowohlt Verlag.Orthografie und Interpunktion wurden behutsam modernisiert.Alle Rechte vorbehaltenUmschlaggestaltung: Büro Jorge Schmidt, MünchenTitelabbildung: ullstein bild / imageBROKER / © Robert Haasmann, (Landschaft); Alamy Stock Foto / © Allan Cash Picture Library (junger Mann)Autorenfoto: © Paola Porrini BissonE-Book Konvertierung powered by pepyrus.com Alle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-8437-2566-8
Emojis werden bereitgestellt von openmoji.org unter der Lizenz CC BY-SA 4.0.
Auf einigen Lesegeräten erzeugt das Öffnen dieses E-Books in der aktuellen Formatversion EPUB3 einen Warnhinweis, der auf ein nicht unterstütztes Dateiformat hinweist und vor Darstellungs- und Systemfehlern warnt. Das Öffnen dieses E-Books stellt demgegenüber auf sämtlichen Lesegeräten keine Gefahr dar und ist unbedenklich. Bitte ignorieren Sie etwaige Warnhinweise und wenden sich bei Fragen vertrauensvoll an unseren Verlag! Wir wünschen viel Lesevergnügen.
Hinweis zu UrheberrechtenSämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken, deshalb ist die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Ullstein Buchverlage GmbH die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt.
Der Autor / Das Buch
Titelseite
Impressum
Vorbemerkung
Textbeginn
Social Media
Vorablesen.de
Cover
Titelseite
Inhalt
Vorbemerkung
Castigo para los que non praticansu pureza con ferocidad.Weh denen, die ihre Reinheit nichtmit Unerbittlichkeit leben.
MARIO TREJO, Argentinien 1926
Argentinien ist ein rechtwinkliges Dreieck, dessen große Kathete die Anden im Westen, dessen kleine, unregelmäßige Kathete die Flüsse im Norden und dessen zernagte Hypothenuse der Atlantische Ozean im Osten bilden.
Argentinien erstreckt sich über eine Länge von dreitausendsiebenhundert Kilometern zwischen dem einundzwanzigsten und dem dreiundfünfzigsten südlichen Breitengrad. Der tiefste Sockel Amerikas, den Argentinien sich mit Chile teilt, liegt nur zehn Breitengrade von Graham Land entfernt, dem Horn der Antarktis.
Argentinien hat bis 1939 fast sieben Millionen Einwanderer aufgenommen. Etwa die Hälfte waren Italiener.
Von 1976 bis 1982 litt Argentinien unter einer Militärdiktatur, die das Leben einer ganzen Generation ausgedörrt hat. Am Ende fehlen etwa vierzigtausend Menschen im Einwohnerregister, fast alles junge Leute, es gibt kein einziges Grab.
Die Diktatur fällt nach der gescheiterten Invasion der Falklandinseln, der Malvinas, die über dreihundert Kilometer vom Festland entfernt und etwa halb so groß sind wie Sizilien. Das geschieht im Frühjahr 1982.
Diese unfassbaren Größenordnungen und Ereignisse spielen eine Rolle bei den Unglücksfällen, die Figuren der folgenden Geschichte zugestoßen sind.
Ich lese nur gebrauchte Bücher.
Ich lehne sie gegen den Brotkorb, blättere die Seite mit einem Finger um, und sie bleibt liegen. So kaue ich und lese.
Neue Bücher sind aufdringlich, die Seiten halten nicht still, sodass man sie umblättern kann, sie leisten Widerstand, und man muss sie herunterdrücken, damit sie liegen bleiben. Gebrauchte Bücher haben nachgiebige Rippen, die Seiten werden gelesen und umgeschlagen, ohne sich wieder aufzurichten.
So setze ich mich in der Trattoria zum Mittagessen immer auf denselben Stuhl, verlange Suppe und Wein und lese.
Es sind Romane, die auf See spielen, Abenteuer im Gebirge, keine Stadtgeschichten, denn die hab ich schon in meiner Umgebung.
Ich hebe die Augen, wegen eines kurzen Sonnenreflexes im Glas der Eingangstür, wo sie zu zweit eintreten, sie umgibt der Eindruck von Wind, ihn der von Asche.
Ich kehre zur Seefahrergeschichte zurück: Es herrscht ein wenig Sturm, Stärke acht, der junge Mann isst genüsslich, während die anderen sich übergeben. Dann geht er hinaus auf die Brücke und hält sich gut fest, weil er jung ist, allein und fröhlich im Sturm.
Ich wende meinen Blick ab, um rohen Knoblauch über die Suppe zu verteilen. Ich nehme einen kleinen Schluck vom herben, holzigen Roten.
Ich blättere fügsame Seiten um, esse langsam, Löffel für Löffel, dann hebe ich den Kopf vom Weiß des Papiers und des Tischtuchs und folge der Linie der Kacheln an der Wand, die sich rund um den Raum zieht und hinter zwei schwarzen Pupillen einer Frau vorbeiläuft, die auf dieser Linie wie zwei von der untersten Notenlinie zerteilte »e« sitzen. Sie sind direkt auf mich gerichtet.
Ich hebe das Glas auf die gleiche Höhe und lasse es eine Weile erhoben, bevor ich trinke. Die Ausrichtung der Linien treibt mir den Anflug eines Lächelns in die Wangenknochen. Die Geometrie der Dinge um uns herum bewirkt Zufälle, Begegnungen.
Die Frau lächelt mich offen an.
Der Mann fängt das Zuprosten mit dem Rücken ab, beugt den Oberkörper, den Ellenbogen voran, der Wirt weicht ihm mit einer Hüftbewegung aus, als er mir einen Teller bringt. Bevor der energische Wirt seine halbe Drehung beendet hat, räuspere ich mir einen Gruß an die Frau aus der Kehle, als wäre sie eine Bekannte. Sie antwortet auf die gleiche Weise, während der Mann mich genau fixiert.
Unterdessen trinke ich, stecke die Nase wieder in den Teller, lese und schlucke abwechselnd.
Die Arbeiter verlassen die Gastwirtschaft, ich bleibe länger, ich muss nicht zur vollen Stunde wieder anfangen.
Heute will ich mit dem Beschneiden fertig werden und die abgeschnittenen Zweige aufhäufen. Morgen verbrenne ich sie.
Die Frau steht auf und kommt rasch und freimütig geradewegs auf meinen Platz zu.