Der Journalist: Tom Porter und das Moskau-Komplott - Ole Hansen - E-Book
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Der Journalist: Tom Porter und das Moskau-Komplott E-Book

Ole Hansen

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Beschreibung

In tödlicher Gefahr: Der packende Thriller »Der Journalist: Tom Porter und das Moskau-Komplott« von Ole Hansen jetzt als eBook bei dotbooks. Der Investigativjournalist Tom Porter begleitet den amerikanischen Innenminister auf eine Auslandsmission, als dessen Flugzeug bei einem Bombenanschlag explodiert. In letzter Sekunde kann Porter sich aus den Flammen retten. Kurze Zeit später stößt er auf ein goldenes Schlangenarmband, das er schon am Tag des Absturzes gesehen hat – doch diesmal liegt es neben der rätselhaften Leiche eines Unbekannten. Hat der Täter diesmal einen Fehler gemacht? Entschlossen nimmt Porter die Fährte auf – und kommt so einem Komplott auf die Spur, dass weit über die Landesgrenzen hinausgeht: das geplante Attentat auf den russischen Präsidenten. Schon bald beginnt für Porter eine atemlose Jagd nach einem Profikiller, der vor nichts zurückschreckt, um seinen Auftrag zu Ende zu bringen … Jetzt als eBook kaufen und genießen: »Tom Porter und das Moskau-Komplott« von Bestsellerautor Ole Hansen ist der dritte Band seiner fesselnden Thriller-Reihe »Der Journalist« und wird alle Fans von Mark Dawson und Daniel Silva begeistern. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 376

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Über dieses Buch:

Der Investigativjournalist Tom Porter begleitet den amerikanischen Innenminister auf eine Auslandsmission, als dessen Flugzeug bei einem Bombenanschlag explodiert. In letzter Sekunde kann Porter sich aus den Flammen retten. Kurze Zeit später stößt er auf ein goldenes Schlangenarmband, das er schon am Tag des Absturzes gesehen hat – doch diesmal liegt es neben der rätselhaften Leiche eines Unbekannten. Hat der Täter diesmal einen Fehler gemacht?

Entschlossen nimmt Porter die Fährte auf – und kommt so einem Komplott auf die Spur, dass weit über die Landesgrenzen hinausgeht: das geplante Attentat auf den russischen Präsidenten. Schon bald beginnt für Porter eine atemlose Jagd nach einem Profikiller, der vor nichts zurückschreckt, um seinen Auftrag zu Ende zu bringen …

Über den Autor:

Ole Hansen, geboren in Wedel, ist das Pseudonym des Autors Dr. Dr. (COU) Herbert W. Rhein. Er trat nach einer Ausbildung zum Feinmechaniker in die Bundeswehr ein. Dort diente er 30 Jahre als Luftwaffenoffizier und arbeitete unter anderem als Lehrer und Vertreter des Verteidigungsministers in den USA. Neben seiner Tätigkeit als Soldat studierte er Chinesisch, Arabisch und das Schreiben, sowie Umweltwissenschaften und Geschichte, wobei er seine beiden Doktortitel erlangte. Nachdem er aus dem aktiven Dienst als Oberstleutnant ausschied, widmete er sich ganz seiner Tätigkeit als Autor. Dabei faszinierte ihn vor allem die Forensik – ein Themengebiet, in dem er durch intensive Studien zum ausgewiesenen Experten wurde. Heute wohnt der Autor an der Ostsee.

Von Ole Hansen sind bei dotbooks bereits die folgenden Serien und Einzelromane erschienen:

Seine Reihe um den Privatdetektiv JEREMIAS VOSS umfasst aktuell 11 Bände, beginnend mit »Jeremias Voss und die Tote vom Fischmarkt«.

In seiner zweiten Serie um MARTEN HENDRIKSEN, Privatdetektiv und Rechtsmediziner mit Leichenallergie, sind bisher sechs Romane erschienen, beginnend mit dem ersten Fall »Hendriksen und der mörderische Zufall«.

Ex-BND-Agent ARNE CLAASEN ermittelt bisher in drei Fällen in der Hamburger Abteilung für Cold Cases, beginnend bei »Arne Claasen und die vergessenen Toten«.

Die Reihenauftakte der drei Ermittler sind auch als Bundle erhältlich.

Als Team sind sie unschlagbar: CLAASEN & HENDRIKSEN klären gemeinsam die brisantesten Verbrechen Hamburgs, beginnend mit ihrem ersten gemeinsamen Fall »Die Tote von Pier 17«.

Weitere Bände sind in Vorbereitung.

Einige seiner Kriminalromane sind auch in Sammelbänden erschienen:

»Die dunklen Tage von Hamburg«

»Das kalte Licht von Hamburg«

»Die Schatten von Hamburg«

»Die Morde von Hamburg«

»Die Toten von Hamburg«

Unter seinem Klarnamen Herbert Rhein veröffentlichte der Autor bei dotbooks auch die folgenden eBooks:

»Todesart: Nicht natürlich. Gerichtsmediziner im Kampf gegen das Verbrechen.«

»Todesart: Nicht natürlich. Mit Mikroskop und Skalpell auf Verbrecherjagd.«

Als Hörbuch ist außerdem verfügbar:

»Jeremias Voss und die Tote vom Fischmarkt. Der erste Fall«

Folgende Bücher von Ole Hansen sind auch als Printausgabe erhältlich:

»Jeremias Voss und die Tote vom Fischmarkt. Der erste Fall«

»Jeremias Voss und der tote Hengst. Der zweite Fall«

»Hendriksen und der mörderische Zufall. Der erste Fall«

»Hendriksen und der Tote aus der Elbe. Der zweite Fall«

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eBook-Neuausgabe September 2024

Die Originalausgabe erschien 1989 unter dem Titel »Das Moskau-Komplott« bei Verlagsunion Erich Pabel-Arthur Moewig, Raststatt

Copyright © der Originalausgabe 1989 by Verlagsunion Erich Pabel-Arthur Moewig KG, Raststatt

Copyright © der überarbeiteten Neuausgabe 2024 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Redaktion (Überarbeitung): Ralf Reiter

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Pop Paul-Catalin, Chausak Joe

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ah)

ISBN 978-3-98952-176-6

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dotbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, einem Unternehmen der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt: www.egmont.com/support-children-and-young-people. Danke, dass Sie mit dem Kauf dieses eBooks dazu beitragen!

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit gemäß § 31 des Urheberrechtsgesetzes ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Ole Hansen

Der Journalist:Tom Porter und das Moskau-Komplott

Thriller

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Kapitel 1

»Hallo? Hallo? Washington Daily News? Hier Porter, Tom Porter. Ich rufe aus Shinkolobwe, Zaire, an. Was …? Nein, ich kann Sie nicht verstehen. Sprechen Sie lauter. Ja, richtig, Zaire. Geben Sie mir den Chef … Scheißverbindung!«, fluchte Tom. »Ich kann Sie kaum verstehen. Können Sie zurückrufen? Augenblick, ich gebe Ihnen die Nummer!«, schrie er in die Sprechmuschel, während er aus einem Stapel Papier einen Zettel fischte, auf den er die Nummer gekritzelt hatte.

Wütend knallte er den Hörer auf die Gabel und wischte sich mit einem bereits feuchten Handtuch den Schweiß von der Stirn. Die Klimaanlage war ausgeschaltet; angeblich sollte ein Defekt im Gebläse repariert werden. Die Luft im Zimmer war zum Schneiden. Obwohl er nur Unterhosen und T-Shirt trug, klebte die Wäsche schweißdurchtränkt an seinem Körper. Missmutig warf er sich aufs Bett. Er konnte nichts weiter tun, als auf den Rückruf seines Chefs zu warten.

Tom Porter war Reporter bei der Washington Daily News, einer der größten Tageszeitungen der USA. Er war Ende Vierzig und schon seit über fünfundzwanzig Jahren im Geschäft. Phantasie, Intelligenz, analytisches Denkvermögen und jagdhundartige Hartnäckigkeit im Verfolgen einer Spur hatten ihn zum fähigsten Reporter seines Blattes werden lassen.

Auf seinem Spezialgebiet, dem internationalen Terrorismus, war er ein allgemein anerkannter und geschätzter Fachmann. Abgesehen von der hohen Denkerstirn und den verschmitzt blickenden Augen, war seine Erscheinung unauffällig. Er war mittelgroß, hatte schütteres, dunkles Haar und eine wohlgerundete Taille, die deutlich machte, dass er die leiblichen Genüsse dieser Welt schätzte.

Zwei Stunden später klingelte das Telefon auf seinem Nachttisch. Die vertraute Stimme von Bob Austin, dem Chefredakteur der Washington Daily News, meldete sich. Diesmal konnte er ihn deutlich verstehen. Tom kam sofort zur Sache.

»Bob, ich komme am Freitag noch nicht zurück. Ich muss unbedingt hierbleiben, bin einer brandheißen Sache auf der Spur. Es könnte eine Mordsstory werden. Geht das in Ordnung?«

»Worum handelt es sich?«, wollte Austin am anderen Ende der Leitung wissen.

»Kann ich am Telefon nicht sagen, aber es hängt mit Ermittlungen zu meinem Spezialthema zusammen. Du verstehst, was ich meine?«

Tom hoffte, sein Chef würde wissen, dass er vom internationalen Terrorismus sprach.

»Ja, ich weiß, was du meinst. Wie lange willst du bleiben?«

»Kann ich noch nicht genau sagen. Ich denke an ein bis zwei Wochen.«

»In Ordnung, aber halte mich auf dem Laufenden. Wie steht es mit dem Interview, hattest du Glück?«

»Sicher, es lief besser, als ich dachte. Ich werde den Bericht morgen früh nach Washington telegrafieren.«

»Okay, und viel Erfolg bei der anderen Sache.«

Sobald Tom den Hörer aufgelegt hatte, machte er sich an die Arbeit und tippte auf der Reiseschreibmaschine den Bericht über sein Interview mit General Omutu, dem Führer der größten Rebellengruppe in Zaire. Er wusste, dass er bis tief in die Nacht arbeiten würde, um die Reportage rechtzeitig fertigzustellen. Sein Flug nach Kinshasa ging bereits am nächsten Morgen um elf Uhr zwanzig, und vorher musste er den Text noch nach Washington telegrafieren.

Die Klimaanlage sprang wieder an, und kühle Luft strömte durchs Zimmer. Tom atmete auf.

Während Tom Porter in dem in Zigarettenqualm gehüllten Zimmer rastlos arbeitete, stand am anderen Ende der Stadt eine schlanke Gestalt am Fenster eines Hotelzimmers und blickte nachdenklich in die verregnete Tropennacht. Vor fünf Minuten hatte sie den Telefonhörer aufgelegt. Die Nachricht hatte nur aus wenigen Worten bestanden, aber die ganze Planung über den Haufen geworfen. Es war klar, dass schnell gehandelt werden musste. Eine so günstige Gelegenheit würde sich so bald nicht mehr ergeben. Nach einer halben Stunde war sie zu einem Entschluss gekommen. Die Person ging zu ihrem Koffer und entnahm ihm etliche Gegenstände, mit denen sie im Badezimmer verschwand. Dort begann sie mit geübten Handgriffen, ihr Aussehen zu verändern. Nach einer Stunde war sie fertig, und aus dem Spiegel blickte ihr das faltige, müde Gesicht eines schwarzen Arbeiters entgegen. Die krausen Haare waren ergraut, die Haut von Gesicht und Händen wirkte ungesund, und die Zähne waren mit einem gelbbraunen Belag überzogen. So wie er aussah, würde man sein Alter auf gut sechzig Jahre schätzen.

Zufrieden mit der Verwandlung ging die Person ins Zimmer zurück und zog ein maßgeschneidertes Korsett über ihren schlanken Körper. Es war ein eigenartiges Kleidungsstück, denn an den unterschiedlichsten Stellen waren Taschen verschiedener Größen aufgenäht. Einige dieser Taschen begann sie sorgfältig mit Papier auszustopfen, ließ sich dabei Zeit und überprüfte ihre Figur immer wieder im Spiegel. Schließlich war sie mit ihrem Aussehen zufrieden und schlüpfte in einen blauen Overall. Aus der schlanken Gestalt war ein dicklich wirkender Arbeiter geworden.

Aus einem verschlossenen Koffer holte der Arbeiter eine Sauerstoffflasche, wie sie an Bord von Flugzeugen für die Erste Hilfe benötigt wurde. Vorsichtig schraubte er ein Messgerät, das einem Manometer zum Verwechseln ähnlich sah, auf die Flasche und legte sie behutsam in eine Werkzeugtasche, auf der die roten Abzeichen der Zaire Airlines aufgedruckt waren. Als letztes nahm er eine zierliche Goldkette vom Nachttisch und hängte sie sich um den Hals. Der kunstvoll geschmiedete Anhänger zeigte drei ineinander verschlungene Giftschlangen mit weit aufgerissenen Rachen, so dass es aussah, als wollten sie sich jeden Augenblick auf den Betrachter stürzen. Ein brasilianischer Juwelier hatte das Schmuckstück nach einer Vorlage aus Java gefertigt. Der Anhänger war ein Talisman, und solange sie ihn am Hals spürte, fühlte sie sich beschützt.

Leise öffnete der grauhaarige Arbeiter das Fenster und spähte in die Nacht. Kein Mensch war zu sehen. Entschlossen schwang er sich über das Fensterbrett ins Freie und huschte, sich im Schatten der Sträucher haltend, in eine Nebenstraße, wo ein verbeulter Wagen parkte.

Die Straßen waren zu dieser späten Stunde fast leer, und so brauchte er nicht einmal eine halbe Stunde, um den Flughafen zu erreichen. Ohne Schwierigkeiten gelangte er in den technischen Bereich. Der Posten am Tor warf nur einen flüchtigen Blick auf seine Sicherheitsmarke und ließ ihn passieren. Auf dem Parkplatz stellte er den Wagen ab und hängte sich die Werkzeugtasche um.

Vor dem mittleren der drei Hangars stand ein dreistrahliges Düsenflugzeug der Zaire Airlines, das morgen um elf Uhr zwanzig als Flug 105 von Shinkolobwe über Lubumbashi nach Kinshasa fliegen sollte. Die Kabine war erleuchtet, aber wie der Anrufer gesagt hatte, war um diese Zeit nur eine Putzkolonne in dem Flugzeug beschäftigt. Vor der Tür zur Ersten Klasse stand eine fahrbare Treppe, an ihrem Fuß lehnte ein Wachtposten und drehte mit geschickten Fingern eine Zigarette. Seine Maschinenpistole lag neben ihm auf dem Boden.

Der Arbeiter und verlangsamte seinen Schritt. Sollte er umdrehen? Noch war es unauffällig möglich. »Unsinn«, sagte er leise zu sich selbst und ging entschlossen weiter. Der Wachtposten sah ihn fragend an, ohne sich beim Zigarettendrehen stören zu lassen oder die Maschinenpistole aufzunehmen.

»Wartung«, sagte der Arbeiter und hielt den Sicherheitsausweis hoch.

Der Posten warf nur einen flüchtigen Blick darauf. »Schon wieder?«, fragte er. »War’n doch vor ’ner Stunde erst zwei Mann von euch da.«

»Ich weiß, ist eine zusätzliche Sicherheitsinspektion. Doppelte Sicherheit, verstehst du? Morgen fliegt doch der Innenminister mit der Maschine, und da sind wir besonders vorsichtig.«

»Ja, ja, so ist das immer, wenn die Bonzen fliegen«, meinte der Wachtposten und deutete mit dem Daumen in Richtung Flugzeug. »Kannst passieren.«

In der Kabine des Flugzeugs waren vier Frauen damit beschäftigt, die Toiletten und die Bordküche zu reinigen. Neugierig sahen sie den Neuankömmling an. Der tat, als würde er die Blicke nicht bemerken, stellte seine Werkzeugtasche auf einen Sitz in der Ersten Klasse und begann, mit einer Taschenlampe verschiedene Stellen in der Kabine zu prüfen. Schon bald kümmerten sich die Frauen nicht mehr um ihn, sondern schwatzten weiter über die Ereignisse des vergangenen Tages. Als er sicher war, nicht mehr beachtet zu werden, ging er in die Erste Klasse zurück, nahm, durch seinen Körper gedeckt, aus der Werkzeugtasche die Sauerstoffflasche und vertauschte sie mit der Originalflasche, die auf der Hutablage befestigt war. Dann packte er sein Werkzeug zusammen und verließ das Flugzeug. Wenige Minuten später war er in der feuchtwarmen Tropennacht verschwunden.

Durchgeschwitzt, zerschlagen und müde saß Tom Porter in der Abfertigungshalle des kleinen Flughafens von Shinkolobwe und wartete auf den Aufruf, die Maschine der Zaire Airlines, Flug 105 nach Kinshasa über Lubumbashi, besteigen zu können. Mürrisch betrachtete er sein Flugticket. In den letzten Stunden schien sich alles gegen ihn verschworen zu haben. Als er einen Platz nach Kinshasa buchen wollte, hatte man ihm am Schalter gesagt, dass nur noch ein Platz in der Ersten Klasse frei sei. Wohl oder übel musste er das teure Ticket kaufen. Jetzt dachte er an den ganzen Papierkram, den er zu Hause erledigen musste, damit man ihm die Mehrkosten erstattete. Aber sein Pech hatte schon in der Nacht begonnen. Bis vier Uhr morgens hatte er an seiner Reportage gearbeitet, und als er endlich schlafen gehen wollte, war die Klimaanlage erneut ausgefallen. Innerhalb von Minuten war die Luft so stickig und feucht geworden, dass an Schlaf nicht zu denken gewesen war. Es war zum …

»Alle Passagiere des Fluges 105 der Zaire Airlines von Shinkolobwe über Lubumbashi nach Kinshasa werden gebeten, zu Gate fünf zu gehen. Die Maschine steht zum Einsteigen bereit.«

Die Lautsprecheransage riss ihn aus seinen Gedanken. Immer noch missmutig, nahm er seine Tasche und ging zu Gate fünf. Erstaunt stellte er fest, dass die Sicherheitskontrollen diesmal besonders gründlich waren.

In der Ersten Klasse waren bis auf die letzte Reihe alle Sitze durch ein rotes Band als reserviert ausgewiesen. Neugierig erkundigte er sich bei der Stewardess nach dem Grund.

»Ab Lubumbashi fliegt der Innenminister mit uns«, antwortete die Frau.

Interessant, dachte Tom, während er es sich auf seinem Sitz bequem machte. Vielleicht ergibt sich die Gelegenheit zu einem Gespräch. Es würde das Interview mit dem Rebellenführer gut ergänzen. Mit einem Mal war seine schlechte Laune wie weggeblasen. In Gedanken begann er, sich ein Konzept für das Gespräch zurechtzulegen.

Kurz vor dem Abflug betrat ein junger Afrikaner mit europäisch geschnittenem weißen Anzug die Kabine. Das schwarze Hemd war am Hals geöffnet, über dem linken Arm hing ein durch eine Plastikfolie geschütztes Jackett. Suchend las er die Platznummern über den Lehnen der Sitze und blieb neben Tom stehen.

»Bonjour, Monsieur«, grüßte er höflich und schob eine Aktenmappe unter den Sitz. Eine Stewardess eilte herbei, um ihm das Jackett abzunehmen.

»Danke, vielen Dank, ich mache das schon«, wehrte der Afrikaner ab und breitete das Jackett sorgfältig auf der Hutablage über ihren Köpfen aus. Dass er dabei das Sauerstoffgerät abdeckte, schien ihn nicht zu stören.

Tom versuchte, teils aus Neugier, teils aus Langeweile, den jungen Afrikaner in ein Gespräch zu verwickeln, doch als ihm dieser zwar höflich, aber immer nur einsilbig antwortete, stellte er seine Bemühungen ein. Von Zeit zu Zeit betrachtete er unauffällig seinen Nebenmann. Er konnte höchstens dreißig Jahre alt sein, war schlank, die Finger waren feingliedrig, und das Gesicht war ebenmäßig geschnitten. Ein schöner Mann, dachte Tom Porter, dennoch stieß ihn etwas an dem jungen Mann ab. Er konnte nicht sagen, was.

Dem Sitznachbarn war, während Tom ihn unauffällig musterte, ein kleiner goldener Anhänger aus dem offenen Hemd gerutscht. Das Schmuckstück erregte Toms Aufmerksamkeit. Nicht nur, weil es meisterhaft gearbeitet war, sondern weil der stets neugierige Journalist nicht dahinterkam, was es darstellen sollte. Es dauerte eine Weile, bis er drei ineinander verschlungene Kobras zu erkennen glaubte, mit weit aufgerissenen Mäuler. Der Afrikaner musste bemerkt haben, dass er beobachtet wurde, griff wie beiläufig nach dem Anhänger und schob ihn unters Hemd zurück. Tom lehnte sich im Sitz zurück und hing seinen Gedanken nach. Er dachte an das geplante Attentat, von dem er durch Zufall im Dschungel gehört hatte. Viel wusste er nicht darüber. Angeblich gab es in Kinshasa zwei Männer, bei denen alle Fäden zusammenliefen. Bei ihnen wollte er mit seinen Nachforschungen beginnen.

Die Anzeige Fasten seatbelt leuchtete auf. Der Pilot setzte zum Anflug auf Lubumbashi an. Tom drückte seine Zigarette aus und beobachtete durch das Fenster, wie die Maschine zur Landung einschwebte. Noch während das Flugzeug ausrollte, stand sein Nebenmann auf und nahm umständlich sein Jackett von der Hutablage. Geck, dachte Tom.

Da die Maschine eine Stunde Aufenthalt hatte, verließ Tom das Flugzeug, um sich im Abfertigungsgebäude die Beine zu vertreten. Er hatte sich gerade in der Cafeteria niedergelassen, als über Lautsprecher bekanntgegeben wurde, dass Flug 105 nach Kinshasa eine Stunde Verspätung haben würde. Auch gut, dachte er, dann werde ich hier zu Mittag essen, wer weiß, was es an Bord gibt. Ihm machte das Warten wenig aus. Bei seinen vielen Flügen rund um den Globus hatte er gelernt, sich in Geduld zu fassen.

Von seinem Platz in der Cafeteria aus sah er, wie ein Schwarm von Sicherheitsbeamten die Maschine bestieg. Er konnte diese Vorsichtsmaßnahme nur zu gut verstehen, denn der Innenminister war das am meisten gehasste Regierungsmitglied. Ihm unterstand nicht nur die Polizei, sondern auch die gefürchtete Geheimpolizei. Nun, ihm konnten diese zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen nur recht sein, würde doch dadurch der Flug auch für ihn sicherer werden.

Endlich, nach drei Stunden Aufenthalt, wurden die Passagiere aufgefordert, sich ins Flugzeug zu begeben. An der Kabinentür wurde er von einer Stewardess erwartet, die ihm mitteilte, dass sein Platz in der Ersten Klasse von der Regierungsdelegation beschlagnahmt worden sei und er leider mit einem Sitz im Heck des Flugzeugs vorliebnehmen müsse. Verärgert sah Tom die Stewardess an, doch die hob nur bedauernd die Schultern.

»Es tut uns aufrichtig leid, Monsieur Porter, aber wir haben leider keine andere Wahl. Flug 105 ist ausgebucht. Aber wenn Sie Zeit haben, dann können Sie in Lubumbashi auf Kosten der Zaire Airlines übernachten und auf die nächste Maschine warten«, sagte sie.

Tom riss sich zusammen. Er wusste, dass es wenig Sinn hatte, sich aufzuregen, da weder die Stewardess noch irgendein anderer Angestellter der Fluggesellschaft etwas daran ändern konnte. In der Hoffnung, wenigstens zu einem Gespräch mit dem Innenminister zu kommen, entschloss er sich für den angebotenen Platz.

Neugierig, wo man seinen Nebenmann aus der Ersten Klasse untergebracht hatte, blickte er sich um, aber er konnte ihn nicht entdecken. Die Stewardess, die er fragte, teilte ihm mit, der Herr sei nur bis Lubumbashi geflogen.

Tom ließ sich eine Tageszeitung geben und machte es sich bequem. Mit dreieinhalb Stunden Verspätung rollte Flug 105 zum Start. Die Motoren dröhnten auf, und die Maschine gewann an Fahrt. Tom spürte, wie sich die Nase des Flugzeugs langsam von der Startbahn hob.

Plötzlich – ein gewaltiger Krach. Instinktiv duckte er sich und presste das Gesicht auf die Knie. Er hörte, wie etwas über seinen Kopf hinwegsauste und sich hinter ihm in die Wand bohrte. Eine ungeheure Detonation hatte die Tür und die Trennwand zur Ersten Klasse aus den Angeln gerissen und die einzelnen Teile durch die Kabine geschleudert. Überall kreischten Passagiere vor Angst. Tom fühlte einen Schlag im Rücken, Schmerz schoss durch seinen Körper. Er sah gerade noch, wie fünf Reihen vor ihm die Außenwand aufriss, dann hing er leblos in seinem Sitz. Er nahm nicht mehr wahr, wie das Heck abriss und über die Landebahn geschleudert wurde, hörte nicht, wie die Motoren und Treibstoffbehälter des vollgetankten Düsenflugzeugs explodierten.

Kapitel 2

Es war Ende März. In der Nacht hatte es geschneit, und die Landschaft war unter einer einen halben Meter dicken weißen Matte begraben worden. Gegen Morgen war der Himmel aufgerissen, und der frisch gefallene Schnee reflektierte die Sonnenstrahlen. Der Mann in dem dicken Norwegerpullover spürte ihre wärmende Kraft. Gedankenversunken lehnte er an dem aus Redwood gezimmerten Geländer der Veranda und blickte auf die weiße Pracht, ohne sie jedoch wahrzunehmen, denn seine Gedanken waren bei der Geheimkonferenz, die er für heute einberufen hatte. Wieder und wieder fragte er sich: Wie würden die Teilnehmer seinen Vorschlag aufnehmen? Lange hatte er mit sich gerungen, bevor er sich entschlossen hatte, die Herren hierher, in die Einsamkeit, einzuladen. Aber die Lage entwickelte sich immer ungünstiger und verlangte entschlossenes Handeln.

Jeff Candler, Chef der Sicherheitsabteilung der TECHNEX, Mädchen für alles und Vertrauter des Präsidenten, trat auf die Veranda. »Guten Morgen, Sir«, begrüßte er Ronald Valley, den Präsidenten der TECHNEX. »Herrliches Wetter heute Morgen. Ideale Flugbedingungen. Es dürfte keine Schwierigkeiten geben. In der Nacht hatte ich noch befürchtet, wir würden eingeschneit.«

Ronald Valley knurrte etwas, das so viel wie einen Morgengruß bedeutete, und fragte seinen Sicherheitschef kurz angebunden: »Alles vorbereitet? Schnee geräumt? Landeplatz markiert?«

»Alles erledigt, Chef. Wann kommen die Herren?«

»Im Laufe des Vormittags. Ich hatte darum gebeten, dass sie bis zum Lunch hier sein möchten.«

Trotz der Sonne begann Valley zu frösteln und ging langsam ins Blockhaus zurück. Jeff Candler folgte ihm.

»Sind alle Absicherungsmaßnahmen ausgeführt worden? Ich will keine Störungen.«

»Selbstverständlich, Chef. Seit heute Morgen steht ein Posten an der Zufahrt, und zwei Hundestreifen überwachen das Gelände«, versicherte Candler.

»In Ordnung. Jetzt lass mich allein.«

Als Candler die Tür hinter sich zuziehen wollte, hielt Valley ihn zurück.

»Wenn wir uns nach dem Lunch ins Jagdzimmer zurückgezogen haben, will ich nicht mehr gestört werden. Sorg dafür, dass keiner der Bediensteten in der Nähe des Zimmers herumlungert. Du selbst hältst dich bereit. Es kann sein, dass ich dich brauche. Und jetzt verschwinde.«

Valley ging ins Jagdzimmer, um sich zu überzeugen, dass alles für die Konferenz vorbereitet war. Der Raum war das Herzstück seines Blockhauses in den Bergen von New Hampshire. Er war gut sechzig Quadratmeter groß und in der Mitte über fünf Meter hoch. Drei starke, rohbehauene Fichtenstämme trugen den Giebelbalken und gaben dem ganz in Holz gehaltenen Raum etwas Ursprüngliches, Rustikales. Die Ostseite beherrschte ein riesiger, aus Feldsteinen gemauerter Kamin, in dem fünf Scheite brannten und eine angenehme Wärme in den Raum abstrahlten. Die Wände waren mit Waffen und vielerlei Jagdtrophäen dekoriert, und über die Holzdielen des Bodens waren Felle selbsterlegter Tiere gebreitet. In der Mitte des Raumes war ein ovaler Tisch aufgestellt worden, um den zehn Stühle standen. Die Bar war aufgefüllt, und Snacks aller Art standen auf den Beistelltischen. Ronald Valley war zufrieden. Die Geheimkonferenz konnte beginnen.

Im Laufe des späten Vormittags trafen die Gäste ein, wurden von Valley begrüßt und auf ihre Zimmer geleitet. Nach dem Lunch versammelten sich die Besucher im Jagdzimmer. Niemand hätte vermutet, dass es sich bei den in Pullover und Freizeithosen gekleideten Männern um die Chefs der führenden Großunternehmen der Vereinigten Staaten handelte. Die Männer hatten sich trotz konkurrierender Interessen in einem Geheimbündnis zusammengeschlossen, um eine mögliche Wirtschaftskrise von ihren Unternehmen abzuwenden. Pünktlich um ein Uhr bat Ronald Valley die Männer, Platz zu nehmen.

»Meine Herren«, eröffnete er die Konferenz, »ich habe um diese Sondersitzung gebeten, weil ich der Auffassung bin, dass die wirtschaftliche Lage entschlossenes Handeln erfordert. Aber bevor ich zu dem eigentlichen Thema komme, lassen Sie mich ein paar allgemeine Bemerkungen machen. Ich habe für unsere Zusammenkunft mein Blockhaus gewählt, weil wir hier ungestört und vor unerwünschten Besuchern sicher sind. Es könnte katastrophal für unser Unternehmen werden, wenn die Presse Wind davon bekommen würde, dass sich die führenden Wirtschaftsvertreter der Staaten in regelmäßigen Abständen treffen.«

Zustimmendes Nicken begleitete seine Worte.

»Und nun lassen Sie mich zum eigentlichen Thema unserer Konferenz kommen«, fuhr Valley fort. »Durch die ständigen Abrüstungsinitiativen des russischen Regierungschefs hat sich für uns eine äußerst ernste Lage ergeben. Unsere Regierung beugt sich immer mehr dem Druck der nationalen, aber auch der internationalen öffentlichen Meinung. So, wie die politische Lage sich zurzeit entwickelt, müssen wir damit rechnen, dass die Regierung bereit ist, Abrüstungsabkommen unterschiedlicher Art und Qualität abzuschließen. Was aber bedeutet das für uns? Die Forschungs-, Produktions- und Wartungsaufträge für High-Tech-Rüstungsgüter werden in kaum vorstellbarem Maße zurückgehen.« Valley machte eine bedeutungsvolle Pause, bevor er weitersprach. »Und das, meine Herren, auf den für uns so lukrativen Gebieten wie der Kriegsführung im Weltraum, den Nuklearwaffen und den chemischen Kampfstoffen. Die Folge wird neben vielen anderen Gesichtspunkten vor allem ein katastrophaler Rückgang unserer Gewinne sein. Und das alles nur, weil ein paar politische Traumtänzer meinen, mit einer friedlichen Politik die Welt regieren zu können. Meine Herren, ich glaube, wir sind uns darüber einig, dass wir Spannungsfelder und Kriege in der Welt brauchen, um unsere Produkte absetzen zu können. Wir müssen, wollen wir weiterhin die führenden Wirtschaftsunternehmen der Staaten, ja der Welt bleiben, mit allen Mitteln verhindern, dass diese unsinnige Friedenspolitik fortgesetzt wird.«

Valley schwieg und trank einen Schluck Wasser.

Arthur McBain, Präsident der UNIVEC, der schon unruhig auf seinem Stuhl hin und her gerutscht war, nutzte die Gelegenheit und rief: »Sicher, Ron, sicher! Ich glaube, wir alle hier im Raum«, er unterstrich seine Worte mit einer ausladenden Handbewegung, »stimmen deiner Beurteilung zu. Schließlich haben wir uns ja aus diesem Grund zusammengeschlossen. Aber die Frage ist doch, wie wollen wir verhindern, dass es zu allgemeinen militärischen Abrüstungen kommt? Soweit ich weiß, sind alle unsere Bemühungen bislang fehlgeschlagen. Ich für meinen Teil kann nur sagen, meine sind fehlgeschlagen!« McBain betonte jedes einzelne Wort.

»Soll das heißen, Sie konnten die Senatoren nicht umstimmen?«, fragte Brian Forster, Chef der Aeronautics Incorporated, erstaunt. »Sie waren doch bei unserem letzten Treffen so siegessicher.«

McBain hatte sich in seiner ungeduldigen Art nach vorne gebeugt und antwortete: »Sehr richtig, Brian, war ich auch, aber leider hat sich die Sache nicht so entwickelt, wie ich gehofft hatte.«

»Was soll das heißen, Sie konnten die Senatoren nicht umstimmen?«

Die Frage kam von Patrick O’Connor, Chef der Firma Chemical Industries Inc. Er war einer von drei Industriellen, die erst vor ein paar Wochen von Ronald Valley angeworben worden waren.

McBain antwortete: »Ich hatte versucht, die Senatoren für unsere Sache zu gewinnen. Aber am besten, ich erkläre Ihnen, was ich vorhatte. Da Sie erst vor kurzem zu uns gekommen sind, können Sie meine Pläne nicht kennen. Also, wie Sie sicher wissen, haben wir im Senat eine Mehrheit für die geplanten Abrüstungsmaßnahmen, und zwar sind einundfünfzig Senatoren für und neunundvierzig gegen eine solche Sicherheitspolitik. Mein Ziel war es nun, zwei Senatoren in ihrer Meinung umzustimmen. Da ich den letzten Wahlkampf zum Senat in Arkansas und Missouri mit hohen finanziellen Mitteln unterstützt hatte, glaubte ich, leichtes Spiel zu haben. Aber die Herren wissen nicht, was sie wollen, vertrösten mich mit ihren Entscheidungen von Tag zu Tag, jedes Mal mit anderen, fadenscheinigen Begründungen. Weder Druck noch Bestechung hat die Herren zu einer eindeutigen Stellungnahme zu unseren Gunsten bewegen können. Ich gehe deshalb davon aus, dass wir auch in Zukunft nicht mit den Senatoren rechnen können. Wir müssen also nach anderen Wegen suchen, um die Abrüstungstendenzen zu stoppen.«

»Sehr richtig«, warf der Präsident der PANTAX, ein bulliger Südstaatler aus Alabama, ein. »Ähnlich wie im Senat stellt sich auch die Situation im Repräsentantenhaus dar. Hier haben wir ein Verhältnis von zweihundertdreißig Stimmen zu zweihundertfünf Stimmen für die Abrüstungsabkommen. Die Grenzen sind fließend. Eine Beeinflussung von mindestens dreizehn Abgeordneten in unserem Sinne erscheint mir zwar möglich, aber wenig zuverlässig. Nach meiner Meinung bleibt uns nichts anderes übrig, als uns auf Unterstützung aus dem internationalen, insbesondere dem NATO-Bereich zu verlassen.« Der Präsident der PANTAX lehnte sich zurück und sah seine Kollegen zustimmungssuchend an. Eine lebhafte Diskussion begann. Nach einigen Minuten griff Valley ein.

»Meine Freunde, machen wir uns nichts vor. Wir wissen doch alle, dass in Europa, sehen wir einmal von Frankreich und Italien ab, die Industrie weniger Einfluss auf die Regierungen hat als bei uns. Da aber die Europäer unter einer geradezu manischen Atomkriegsangst leiden, werden die Regierungen alles tun, um abzurüsten. Nein, von dort können wir keine Hilfe erwarten. Eher das Gegenteil. Wir …«

Einer der Konferenzteilnehmer unterbrach Valley ungehalten.

»Keine langen Erklärungen. Wir kennen alle die Lage. Sie haben uns doch sicher nicht hierhergebeten, um uns zu sagen, was alles nicht geklappt hat. Also, worum geht’s?«

»Sie haben ganz recht, Maurice«, sagte Ronald Valley, dankbar für das Stichwort. »Wie ich eingangs schon sagte, müssen wir etwas tun.«

»Verdammt noch mal, komm zur Sache, Ron!«, rief Maurice de Forette ärgerlich.

Ungehalten blickte Valley ihn an. »Ich wäre gleich darauf zu sprechen gekommen«, sagte er scharf. »Also, ich bin der Auffassung, dass nur die Ausschaltung des russischen Regierungschefs Michail Groschenko unser Problem lösen kann.«

Einen Augenblick herrschte verblüfftes Schweigen, dann schienen alle Herren auf einmal sprechen zu wollen. Die Meinungen reichten von »hirnrissig« bis »interessante Option«. Schließlich setzte sich Arthur McBain durch. Mit lautstarker Stimme forderte er Ruhe.

»Lassen Sie Ron erklären, wie er sich dieses Ausschalten vorstellt«, schlug er vor.

»Meine Freunde, mein Plan ist mit wenigen Worten erklärt«, fuhr Valley fort. »Wir veranlassen, dass auf den russischen Präsidenten ein Attentat verübt wird. Ich gehe davon aus, dass der Reformkurs nach seinem Tod im eigenen Lager zunächst gestoppt ist. Höchstwahrscheinlich wird es zu Machtkämpfen innerhalb der russischen Führung kommen. Wir werden diese Situation ausnutzen und durch gezielte Presseverlautbarungen oder andere Mittel dafür sorgen, dass sich das politische Klima zwischen den Großmächten wieder verschlechtert. Ich denke zum Beispiel daran, dass wir Gerüchte verbreiten lassen, nach denen hohe russische Politiker und Militärs für das Attentat verantwortlich sind – quasi ein Komplott der Moskauer Führungsspitze, verstehen Sie? Wir müssen Misstrauen säen! Nur auf diesem Boden werden erhöhte Rüstungsanstrengungen erreicht werden können. Wenn Sie mit meinem Plan einverstanden sind, dann schlage ich vor, dass Sie mir die Detailausführung überlassen.«

Der Vorschlag war so ungewöhnlich und hatte die Versammelten so unvorbereitet getroffen, dass sie bis in den späten Abend hinein das Für und Wider diskutierten. Aber selbst dann konnte man sich nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen. Das lag vor allem daran, dass Arthur McBain einen Gegenvorschlag unterbreitet hatte. Er hielt ein Attentat auf den russischen Präsidenten für nicht durchführbar. Die personelle Absicherung sei zu perfekt, ein Anschlag könne nicht gelingen, betonte er immer wieder.

»Alles Unsinn!«, hatte er in die erregte Debatte gerufen. »Nach meiner Auffassung gibt es nur eine sinnvolle Lösung. Wir müssen zwei Senatoren unschädlich machen und sie durch Männer ersetzen, die unsere, das heißt die Interessen der Industrie, vertreten. Nur so können wir diese Abrüstungsspinnereien unterbinden. Außerdem ist ein solches Unternehmen ungleich leichter zu arrangieren als ein Attentat auf den russischen Präsidenten.«

Aber eine Lösung des Problems brachte dieser Vorschlag auch nicht. Er führte nur dazu, dass sich die Versammlung in zwei Lager spaltete. Die eine Gruppe unterstützte Valleys Vorschlag, während die andere den zweiten Vorschlag favorisierte. Es war schließlich Brian Forster von der Aeronautic Inc., der die Diskussion aus der Patt-Situation brachte.

»Gentlemen«, rief er müde in die immer noch erregte Debatte, »warum fahren wir nicht zweigleisig? Die eine Gruppe kümmert sich um das Attentat auf den russischen Präsidenten, während die andere Gruppe sich mit der Ausschaltung der zwei Senatoren befasst. So haben wir die Gewissheit, dass wir unsere Ziele auf jeden Fall erreichen werden.«

Der Vorschlag war so einleuchtend, dass er einstimmig angenommen wurde.

Kapitel 3

Herbert Landowski saß hinter seinem mächtigen Mahagonischreibtisch und betrachtete die Notiz, die ihm seine Sekretärin in die Unterschriftenmappe gelegt hatte. Es war eine ganz gewöhnliche Nachricht, nur die Ankündigung eines geschäftlichen Besuchs. Nichts, was ihn hätte nachdenklich stimmen müssen. Trotzdem versetzte sie ihn in Unruhe, denn ihr war in einem Geheimcode zu entnehmen, dass ein ganz bestimmter Service von ihm verlangt werden würde. Ein Service, von dem nur ein kleiner Kreis wusste. Der Name John X. Brown gehörte nicht dazu.

Herbert Landowski stand auf, trat an das Fenster seines Büros und blickte, die Arme auf dem Rücken verschränkt, auf das hektische Treiben, das um diese Zeit in Manhattan herrschte. Er hörte den Straßenlärm nicht, denn sein Büro lag im 23. Stock eines Wolkenkratzers, mitten im Zentrum von New York. Er beobachtete die Stadt unter sich, ohne sie wahrzunehmen, denn seine Gedanken kreisten um den merkwürdigen Besucher, der gleich erscheinen würde. So sehr er auch sein Gedächtnis durchforschte, er konnte sich nicht entsinnen, den Namen schon einmal gehört zu haben. Woher aber kannte dieser Mann den Code? Sollte man hinter sein Geheimnis gekommen sein? War ihm die Polizei oder gar das FBI auf der Spur? Im Geiste ging er die Geschäfte durch, die er in der letzten Zeit abgewickelt hatte. Nein, es war unmöglich. Die Sicherheitsvorkehrungen, die er getroffen hatte, waren wasserdicht. Auch seine Tarnung war perfekt. Hier in der City galt er als erfolgreicher Geschäftsmann, der sein Geld mit der Vermittlung von Immobilien und durch Spekulationen an der Börse verdiente. Auch in Brownville, einem jener vornehmen Vororte von New York, in denen die reichen Geschäftsleute der Stadt ihre Villen hatten, lebte er mit seiner Frau und seiner dreijährigen Tochter wie jeder andere reiche Bürger. Er war ein geachtetes Mitglied im örtlichen Country-Club, nahm aktiv am Kirchenleben teil und unterstützte mit großzügigen Spenden die sozialen Belange der Gemeinde. Je länger er darüber nachdachte, desto überzeugter war er, dass niemand hinter dieser respektablen Fassade vermuten würde, dass sein eigentliches Geschäft der bezahlte Mord war. Ein Geschäft, das ihn in den letzten fünfzehn Jahren zum mehrfachen Millionär gemacht hatte. Auch seine Frau ahnte nicht, woher das Geld stammte, das sie so reichlich in den Einkaufsgeschäften New Yorks unter die Leute brachte.

Hätte jemand Landowski Mitte der sechziger Jahre prophezeit, womit er einmal sein Geld verdienen würde, er hätte ihn für verrückt gehalten. Damals, als Jurastudent, hatte er aktiv an den Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg teilgenommen, war für den Frieden und gegen das Morden marschiert. Man wollte ihn wegen seiner Aktivitäten des Colleges verweisen, doch er hatte sein Studium aller Widerstände zum Trotz erfolgreich abgeschlossen. Gleich danach wurde er, der überzeugte Pazifist, eingezogen und musste als Soldat nach Vietnam. Hier lehrte die Armee ihn das Töten. Zuerst hatte er versucht, seiner inneren Einstellung dadurch treu zu bleiben, dass er in die Luft und nicht auf den Feind schoss, doch als er sah, wie seine Kameraden neben ihm starben, hatte ihn die Wut gepackt, und er begann, gezielt auf die Menschen auf der anderen Seite zu schießen. Erst zögernd, dann immer besessener. Es war, als wäre er in einen Blutrausch verfallen. Die Schranken, die Erziehung und Überzeugung aufgebaut hatten, waren vom Staat niedergerissen worden. Er begann, Freude am Töten zu empfinden, wurde Spezialist auf diesem Gebiet und erhielt hohe militärische Auszeichnungen dafür. Als er endlich nach Amerika heimkehrte, fand er nicht mehr ins bürgerliche Leben zurück. Er konnte die Zeit in Vietnam nicht mehr abschütteln und fing an, sich nach und nach als Killer an den Meistbietenden zu verdingen. Er hatte keine Gewissensbisse, denn schließlich hatte der Staat ihn zu einem Experten auf diesem Gebiet gemacht. Als er sah, wie lukrativ sich die Arbeit entwickelte, baute er sie immer weiter aus. Schon bald gehörte er zu den Spitzenkräften dieses Berufszweigs. Als er sich vor Jahren bei einem Unternehmen verletzte, zog er sich aus dem aktiven Einsatz zurück und wurde Vermittler. Das Geschäft ließ sich gut an. Die Nachfrage nach Killern war groß, und sein Name hatte in Fachkreisen einen guten Klang. Das Geld strömte nur so herein, und er baute in New York eine Scheinfirma auf, um seine Einnahmen zu tarnen. Sein Kundenkreis war international, nicht groß, dafür aber finanzkräftig. Wollte jemand seine speziellen Dienste in Anspruch nehmen, so diente ein Codewort als Erkennungszeichen. Nur sein Kundenstamm kannte es.

Zwar kam es vor, dass ihm ein neuer Kunde von einem alten empfohlen wurde, aber das blieb die Ausnahme. Aus diesem Grund irritierte ihn die Nachricht, die seine Sekretärin notiert hatte. Landowski wandte sich vom Fenster ab und sah auf die Uhr. Fünf Minuten nach elf. Jetzt müsste der Unbekannte eintreten, dachte er, als seine Sekretärin den Kopf zur Tür hereinsteckte.

»Mr. Brown ist hier«, sagte sie.

Landowski ging zu seinem Schreibtisch und setzte sich. »Bitten Sie ihn herein«, wies er sie an.

Die Sekretärin verschwand, und gleich darauf betrat ein schlanker, mittelgroßer Mann das Büro, in der Hand einen Aktenkoffer. Selbstsicher schritt der Fremde auf den Schreibtisch zu und nahm unaufgefordert Platz. Nachdem er seine Beine lässig übereinandergeschlagen hatte, sagte er: »Guten Tag, mein Name ist John X. Brown. Ich möchte mit Ihnen ein Geschäft besprechen.«

Landowski kannte den Mann, der sich John X. Brown nannte, nicht und musterte ihn prüfend. Die selbstbewusste Art seines Gegenübers beeindruckte ihn nicht. Ohne den Blick von den Augen des Fremden zu wenden, sagte er in unpersönlichem Ton: »Guten Tag, Mr. Brown, Sie haben einen recht ungewöhnlichen Termin für dieses Gespräch gewählt. Darf ich fragen, an was für eine Art von Geschäft Sie gedacht haben?«

Der Mann, der sich John Brown nannte, hielt Landowskis forschendem Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken.

Nach einigen Augenblicken des Abschätzens antwortete Brown: »Man hat mir gesagt, Sie vermitteln Personal, das sich für besondere Aufgaben eignet.«

Landowski zuckte bedauernd mit den Schultern. »Es tut mir leid, aber Sie wurden falsch informiert. Ich vermittle Immobilien und kein Personal.« Er erhob sich zum Zeichen, dass das Gespräch für ihn beendet sei.

Brown nahm davon keine Notiz. Ohne seine Haltung zu verändern, fuhr er fort: »Auch nicht, wenn ich an einer Elfeinhalb-Zimmer-Villa in Greenboro interessiert bin? Ich glaube, Sie haben eine derartige Villa an der Hand.«

Landowski setzte sich wieder und musterte sein Gegenüber erneut kritisch. »Woher wissen Sie von dem Villenprojekt? Ich habe es noch nicht öffentlich …«

»Das ist unwichtig«, unterbrach ihn Brown. »Ich bin hier, um mit Ihnen ein Geschäft zu machen, und will wissen, ob Sie interessiert sind oder nicht. Ich bin bereit, dafür gut zu bezahlen – sehr gut zu bezahlen«, fügte er hinzu.

Noch während Brown sprach, hatte sich Landowski entschlossen, auf das Geschäft einzugehen. Schließlich kannte der Fremde den Geheimcode, und den konnte ihm nur ein Eingeweihter verraten haben.

»Gut, ich bin interessiert. Wenn ich Ihre Wünsche erfüllen kann, kommen wir ins Geschäft. Was wünschen Sie also?«, fragte Landowski.

Browns Gesichtszüge entspannten sich. Forschend sah er sich im Raum um.

»Keine Angst, der Raum ist schalldicht«, sagte Landowski.

Brown nickte, öffnete seinen Aktenkoffer, entnahm ihm einen Kassettenrecorder und stellte ihn auf den Schreibtisch. Nachdem er eine Kassette mit Rockmusik eingelegt und die Lautstärke so weit aufgedreht hatte, dass man sich gerade noch verständigen konnte, sagte er ironisch: »Ich höre bei meinen Besprechungen gerne Musik.«

Landowski lächelte anerkennend. Die Vorsicht des Mannes gefiel ihm und gab ihm ein beruhigendes Gefühl. Wesentlich freundlicher als bisher antwortete er: »Keine Sorge, unser Gespräch wird nicht aufgezeichnet. Aber kommen wir zur Sache. Was wollen Sie?«

»Ich benötige für eine sehr schwierige Aufgabe einen wirklichen Experten.«

»Killer?«

Brown nickte. »Killer.«

»Wen wollen Sie umbringen lassen?«

»Das werde ich mit dem Killer besprechen.«

Landowski nickte bedächtig. »Ich kann Ihre Zurückhaltung verstehen, aber ich kann Ihnen nur einen geeigneten Mann empfehlen, wenn ich weiß, um was für eine Aufgabe es sich handelt.«

Brown dachte einen Augenblick nach, bevor er erwiderte: »Ich werde Ihnen den Namen des Opfers nicht nennen. Nur so viel: Der Killer muss eine absolute Spitzenkraft sein, denn das Opfer ist einer der am besten bewachten Männer dieser Welt.«

»Politiker oder Wirtschaftsboss?«

»Politiker.«

»Amerikaner?«

Brown zögerte.

»Wenn Sie es mir nicht sagen wollen, auch gut, nur – dann kann ich Ihnen nicht helfen«, warf Landowski ein und fügte erklärend hinzu: »Nehmen Sie einmal an, es handelt sich um einen Ausländer und der Anschlag soll im Ausland erfolgen. In diesem Fall nützt es Ihnen wenig, wenn ich Ihnen einen Amerikaner empfehle, der zwar ein Könner auf seinem Gebiet ist, aber noch nie im Ausland gearbeitet hat. Was Sie in so einem Fall bräuchten, wäre jemand, der internationale Erfahrungen hat und mehrere Fremdsprachen spricht.«

Brown sah ein, dass Landowski recht hatte. Trotzdem missfiel ihm der Gedanke, seinem Gegenüber einen zu tiefen Einblick in das Vorhaben zu geben. Widerstrebend antwortete er schließlich: »Ausländer – mehr werde ich Ihnen nicht sagen.«

Ohne auf die Bemerkung einzugehen, fragte Landowski weiter: »Gibt es irgendwelche Vorgaben? Ich meine, muss der Auftrag in einer bestimmten Zeit oder an einem bestimmten Ort durchgeführt werden?«

»Nein, es ist noch alles offen. Einzelheiten werden wir mit dem Experten durchsprechen. Wichtig ist nur, dass Sie uns den Spitzenmann auf diesem Gebiet vermitteln.«

Landowski warf ungeduldig ein: »Das sagten Sie bereits. Ich habe verstanden. Ich werde über Ihre Wünsche nachdenken. Rufen Sie mich in zwei Tagen an. Dann werde ich Ihnen sagen, ob ich einen geeigneten Mann vermitteln kann. Aber seien Sie sich darüber im Klaren, der Preis wird hoch sein, sehr hoch. Mein Honorar beträgt zwanzig Prozent des vereinbarten Preises, zu zahlen nach Abschluss der Vereinbarung.«

Brown winkte ab und erhob sich. »Machen Sie sich keine Sorgen um den Preis. Ich weiß, dass ich Leistung nicht umsonst bekomme.« Ohne sich zu verabschieden, verließ er das Büro.

In den nächsten zwei Tagen war Landowski ausschließlich damit beschäftigt, einen geeigneten Spezialisten zu finden. Die Zahl der Kandidaten wurde durch Browns Forderung stark eingeengt. Besonders die Tatsache, dass es sich um einen ausländischen Politiker handelte, machte die Auswahl schwierig. Hinzu kam noch – es musste sich um einen Spitzenpolitiker handeln, denn sonst hätte sein Kunde nicht so ausdrücklich betont, dass das Opfer scharf bewacht sein würde. Je länger Landowski nachdachte, desto mehr kam er zu der Überzeugung, dass es nur eine Person gab, die diesen Auftrag ausführen konnte. Auch wenn er ihr noch nie begegnet war und weder ihren Namen, ihren Wohnsitz noch ihre Nationalität kannte, so wusste er doch, dass sie auf ihrem Gebiet ein Künstler war. Dreimal hatte er in der Vergangenheit mit ihr zusammengearbeitet, und jedes Mal hatte sie die schwierigen Aufgaben hervorragend gelöst. Sie war ein Meister der Verkleidung und sprach mehrere Sprachen fließend. Die Person hatte nur einen Nachteil – sie war eine Frau, und das machte sie schwer vermittelbar. Seine Kunden erwarteten in diesem Beruf Männer und konnten sich kaum vorstellen, dass eine Frau besser sein könnte als ihre männlichen Konkurrenten. Landowski entschloss sich, Brown die Frau zunächst vorzuschlagen und seine Reaktion abzuwarten, bevor er sich mit ihr in Verbindung setzen würde.

Es kam so, wie er vorausgesehen hatte. Als Brown nach zwei Tagen anrief und er ihm die Frau als die Spezialistin vorschlug, lehnte Brown ab. Erst nachdem Landowski ihm mehr über die Qualitäten dieser Person erzählt hatte, wurde er nachdenklicher und versprach, sich die Sache noch einmal zu überlegen.

Während Landowski auf die Entscheidung wartete, unterbreitete Jeff Candler, alias John X Brown, seinem Chef, dem Präsidenten der TECHNEX, den Vorschlag. Genau wie Candler konnte auch Ronald Valley sich nicht vorstellen, dass eine Frau für diese Aufgabe geeignet sei. Eine Stunde lang diskutierten die beiden Männer über das Vorhaben und kamen dabei wider Erwarten zu der Überzeugung, dass es Gesichtspunkte gab, die gerade eine Frau für eine solche Aufgabe geeignet erscheinen ließen. Schließlich entschied Valley, dass er sich die Frau zuerst ansehen wolle, bevor er sie engagieren würde. Noch am selben Tag informierte Candler Landowski über die Entscheidung.

Für Landowski kam die Information zu spät, um noch in der gleichen Woche mit der Killerin Verbindung aufzunehmen. Es war zwischen ihnen vereinbart worden, dass er, wenn er eine Aufgabe für sie hatte, eine Anzeige in der Sonntagsausgabe der New York Herald Tribune einrücken lassen sollte. War sie an dem Job interessiert, würde sie sich bei ihm melden.

Am folgenden Montag sandte Landowski einen Brief mit der Anzeige und einer Geldanweisung über zwei Dollar vierzig für die Gebühren an die Anzeigenabteilung der New York Herald Tribune. Danach blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten.

In der Woche darauf klingelte das Telefon in seinem Büro, und eine unpersönlich klingende Stimme meldete sich.

»Sie haben einen Job für mich.«

Die Worte klangen nicht wie eine Frage, sondern wie eine Feststellung. Landowski lief beim Klang ihrer Stimme ein Schauer über den Rücken. Er wusste nicht, warum, aber er hatte Angst vor dieser Frau. »Ja«, beeilte er sich zu antworten.

»Was können Sie mir darüber sagen?«

»Nicht viel. Der Auftraggeber will das Projekt nur mit Ihnen besprechen. Soweit ich verstanden habe, handelt es sich um ein politisches Projekt, bei dem mit großen Schwierigkeiten gerechnet werden muss.«

»Ist das alles?«

»Ja.«

»Gut, sagen Sie Ihrem Kunden, ich bin interessiert. Wenn er meine Mitarbeit wünscht, will ich eine Vorauszahlung von fünfzigtausend Dollar haben. Der Betrag soll mir am zehnten April um zwei Uhr nachmittags im Hotel Züricher Hof in Zürich übergeben werden. Für den Überbringer ist ab neunten April ein Zimmer auf den Namen Charles Hamilton reserviert. Und sagen Sie Ihrem Kunden, ich will keinen Scheck, sondern das Geld in kleinen Scheinen haben. Übernehme ich den Auftrag, wird die Summe mit meinem Honorar verrechnet. Sollte ich, nachdem ich die Einzelheiten des Auftrags kenne, nicht daran interessiert sein, dient der Betrag zur Deckung meiner Unkosten. Einen Termin für eine Zusammenkunft mit Ihrem Kunden arrangiere ich mit dem Geldboten.« Ohne zu fragen, ob er alles verstanden hatte, legte die Sprecherin den Hörer auf.

Landowski hatte sich während des Gesprächs in aller Eile Notizen gemacht. Er wusste, die Frau würde ihre Worte nicht wiederholen.

Am Montagabend rief Brown wieder an. Landowski teilte ihm die Bedingungen mit, Brown nahm sie schweigend zur Kenntnis. Als er sie wenig später Valley erläuterte, fügte er abschließend hinzu: »Sir, wir sollten uns nicht auf solche erpresserischen Forderungen einlassen. Wir sehen das Geld nicht wieder. Sie braucht es nur zu nehmen und damit zu verschwinden. Wir könnten es ihr nicht einmal abjagen, weil niemand die Frau kennt. Sir, ich halte es für …«