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Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen. »Stell die Blumen hierher. Genau da hin«, ordnete Christina Schmal ungewohnt barsch an. Obwohl Dominik jeden Tag in die Behnisch-Klinik kam, um seine Freundin zu besuchen, war er heute über die starke Veränderung, die nicht nur das Körperliche zu betreffen schien, sehr erschrocken. »Klar, ganz wie du willst. Ist ja kein Problem«, murmelte er, froh, seinen Schreck hinter hektischer Geschäftigkeit verbergen zu können. Als die Blumen endlich zu ih-rer Zufriedenheit platziert waren und er sich Christina erneut zuwandte, hatte sich der junge Mann mit den tiefgründigen grünbraunen Augen wieder gefasst. Christina musterte ihn mit flackerndem Blick. »Wie geht es dir?« »Das sollte ich wohl lieber dich fragen.« Sie lachte leise. Es klang unfroh und verbittert. »Wie sollte es mir schon gehen? Schau mich an. Das sagt eigentlich alles.« Der rüde Befehlston war plötzlich tiefer Trauer gewichen. Christinas Blicke wanderten an Dominik vorbei hinüber zu dem Bild an der Wand, das spielende Kinder auf einer Frühlingswiese zeigte. Ihre Stimme war leise, als sie sagte: »Weißt du noch, wie geschockt wir am Anfang über die Schwangerschaft waren. Und jetzt, wo unser Kind nicht mehr auf die Welt kommen wird, ertappe ich mich oft dabei, wie ich mir vorstelle, wie es wohl gewesen wäre.
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Seitenzahl: 115
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»Stell die Blumen hierher. Genau da hin«, ordnete Christina Schmal ungewohnt barsch an.
Obwohl Dominik jeden Tag in die Behnisch-Klinik kam, um seine Freundin zu besuchen, war er heute über die starke Veränderung, die nicht nur das Körperliche zu betreffen schien, sehr erschrocken.
»Klar, ganz wie du willst. Ist ja kein Problem«, murmelte er, froh, seinen Schreck hinter hektischer Geschäftigkeit verbergen zu können. Als die Blumen endlich zu ih-rer Zufriedenheit platziert waren und er sich Christina erneut zuwandte, hatte sich der junge Mann mit den tiefgründigen grünbraunen Augen wieder gefasst.
Christina musterte ihn mit flackerndem Blick.
»Wie geht es dir?«
»Das sollte ich wohl lieber dich fragen.«
Sie lachte leise. Es klang unfroh und verbittert.
»Wie sollte es mir schon gehen? Schau mich an. Das sagt eigentlich alles.« Der rüde Befehlston war plötzlich tiefer Trauer gewichen. Christinas Blicke wanderten an Dominik vorbei hinüber zu dem Bild an der Wand, das spielende Kinder auf einer Frühlingswiese zeigte. Ihre Stimme war leise, als sie sagte: »Weißt du noch, wie geschockt wir am Anfang über die Schwangerschaft waren. Und jetzt, wo unser Kind nicht mehr auf die Welt kommen wird, ertappe ich mich oft dabei, wie ich mir vorstelle, wie es wohl gewesen wäre. Wie wir spazieren gegangen wären zusammen. Auf den Spielplatz und an den Bach. Wie er oder sie mit kleinen Patsche-händchen Steine ins Wasser geworfen hätte.« Christina verstummte.
Dominik standen die Tränen in den Augen. Am liebsten wäre er hinausgelaufen. Fort, weit fort und immer weiter. Doch er wusste, dass das nichts geholfen hätte. Die Verzweiflung und Trauer steckte tief in ihm. Und er hatte keine Ahnung, was schlimmer war: die Tatsache, dass Christina wahrscheinlich nicht zu helfen war. Oder die Gewissheit, nicht vor seinen Gefühlen davonlaufen, sich nirgendwo verstecken zu können.
Auf der Suche nach einem Wort des Trostes nahm er verzweifelt ihre Hand.
»Manchmal frage ich mich, was passiert wäre, wenn du nicht schwanger geworden wärst.«
Apathisch lag Christina im Bett und starrte immer noch an dem Schauspieler vorbei auf das Bild an der Wand.
»Früher oder später wäre die Wahrheit ans Licht gekommen«, antwortete sie mechanisch. In Momenten hatte sie sich mit ihrem Schicksal bereits abgefunden.
Doch Dominik wusste, dass diese Augenblicke flüchtig waren. Dass Christinas Stimmung gefährlich schwankte wie ein Schiff auf ho- her See. Dass sie ihm dadurch so erschreckend fremd geworden war. Und er noch nicht einmal mehr wusste, ob er sie noch liebte.
»Sowas darf ich noch nicht einmal denken«, schalt er sich selbst wenig später auf dem Flur. Nachdem Christina eingeschlafen war, hatte er sich nach einer Weile davongestohlen, um sich in der klinikeigenen Cafeteria bei einem Kaffee von der Anstrengung zu erholen, die jeder Besuch bei Christina bedeutete. Dort hatte Jenny Behnisch den jungen Schauspieler entdeckt. Nun saß sie neben ihm und betrachtete ihn mitfühlend.
»Vorwürfe sind hier völlig fehl am Platz«, ermahnte sie ihn sanft. »Sie leisten ohnehin schon Übermenschliches. Wenn man bedenkt, dass Sie beide erst seit ein paar Monaten ein Paar sind. Und noch dazu so jung. Das, was Sie tun, ist wahrlich nicht selbstverständlich.«
Ungerührt zuckte Dominik mit den Schultern und nippte am heißen Kaffee.
»Wissen Sie, was mich so richtig fertig macht? Dass es nichts gibt, was ich Chrissi sagen könnte. Irgendwas, das sie trösten könnte.«
»Es ist schon ungemein wichtig, dass Ihre Freundin mit Ihnen über ihre Ängste und Sorgen sprechen kann. Im Gegensatz zu vielen anderen Patienten, deren Angehörige mit hilflosem Zweckoptimismus auf die Aussichtslosigkeit einer Situation reagieren, ist das eine wertvolle Hilfe.«
»Glauben Sie wirklich?« Dominik war nicht überzeugt. »Ich finde, Christina denkt viel zu viel über das Unvermeidliche nach. Damit macht sie sich die letzten Wochen unnötig schwer.« Er sandte Jenny einen zweifelnden Blick. »Nicht, dass Sie denken, ich wäre herzlos. Aber ich würde Christina so gerne nochmal lachen sehen. Sie hat so ein schönes Lachen. Ich glaube, das war das Ers-te, in das ich mich verliebt habe. Vor allem anderen.« Seine Stimme versagte, als er daran dachte, dass er nun auch das Lachen seines Kindes nicht hören würde.
Jenny wusste, welch schwere Prüfung das Schicksal dem jungen Mann aufbürdete. Ihr Kollege und Freund Dr. Daniel Norden hatte die Schwangerschaft der jungen Frau und bei einer routinemäßigen Blutabnahme die Auffälligkeiten festgestellt. Die weiterführende Untersuchung in der Behnisch-Klinik hatte die schreckliche Wahrheit dann ans Tageslicht gebracht: Chris-tina Schmal litt an Leukämie.
Voller Sympathie betrachtete Jenny Behnisch den jungen Mann.
»Ihr Wunsch ist gar nicht so abwegig. Natürlich ist es richtig und wichtig, mit dem Patienten über seine Ängste zu sprechen. Jeder unbeschwerte Augenblick ist aber wie ein funkelnder Diamant, der auch in der dunkelsten Nacht noch sein tröstendes Licht verströmt.« Jenny wunderte sich selbst, woher sie diese poetischen Worte nahm. Es musste wieder einmal an ihrer Bekanntschaft mit Roman Kürschner, dem Bauherrn liegen. Seit sie sich in immer regelmäßigeren Abständen trafen, war die Veränderung, die mit ihr vor sich ging, nicht mehr zu leugnen. Sie war weicher und fraulicher, gefühlvoller geworden. Eine Seite, die sie seit dem Tod ihres Mannes Dieter vor Jahren wohl verborgen hatte.
Dominik warf der ungemein menschlichen Chefärztin einen bewundernden Blick zu.
»Das haben Sie wunderschön gesagt.«
Jenny lächelte wehmütig.
»Und ich verspreche Ihnen, dass ich mir etwas einfallen lasse, damit Christina Grund zum Lachen hat.« Mit diesem Versprechen verabschiedete sie sich schließlich schweren Herzens von Dominik Eisend, der mit tieftraurigen Augen und gesenktem Kopf zurückblieb. Es gab noch viel zu tun an diesem Tag, der nach der Arbeit noch lange nicht zu Ende war. Trotz der Sorgen um sich herum wurde Jenny fast schwindlig, wenn sie an Romans erste Einladung zu sich nach Hause dachte. War sie tatsächlich so verrückt gewesen, zuzusagen?
»Das ist ja noch viel gigantischer, als ich es mir vorgestellt habe«, entfuhr es Jenny einige Stunden später, als sie mit Bewunderung durch Roman Kürschners Wohnung wanderte.
Er folgte ihr in gebührendem Abstand. Wie beinahe immer trug er einen tadellos sitzenden Anzug, der ihn noch imposanter erscheinen ließ als er es ohnehin war. Ein feines Lächeln umspielte seine Lippen, und die zarte Haut um seine dunklen Augen kräuselte sich. Niemand, noch nicht einmal Jenny Behnisch, die ihn nun schon seit geraumer Zeit kannte und mehr und mehr schätzte, hätte die Nervosität hinter der leicht amüsierten Fassade erkannt.
»Gefällt es dir?«, fragte er ein wenig heiser.
Jenny wandte sich zu ihm um. Sie lächelte strahlend und strich das dunkle Haar, das ihr in ihrer Freizeit immer öfter locker über die Schultern fiel, hinters Ohr.
»Es ist absolut atemberaubend. Da schäme ich mich beinahe meiner Wohnung.«
In gespielter Verzweiflung sandte Roman einen Blick gen Himmel.
»Ich habe es geahnt. Es musste so kommen.«
Jenny lachte.
»Hör auf, mich auf den Arm zu nehmen«, befahl sie, um einen strengen Tonfall bemüht. »Diese großen Fenster mit dem Blick über den Fluss sind gigantisch. Und dieses Sofa erst«, setzte sie ihre Besichtigungs-Runde fort. »Kann man sowas kaufen oder ist das eine Spezialanfertigung?«
»Leider muss man auch eine Sonderanfertigung bezahlen. Insofern beantworte ich beide Fragen mit ›ja‹.« Wieder dieses verschmitzte Lächeln.
»Eins zu null für dich.« Jenny beschloss, sich noch nicht von diesem Lächeln einlullen zu lassen und schlenderte weiter. Vieles von dem, was sie sah, wirkte fremd aber äußerst geschmackvoll auf sie. Absolut ungewöhnlich und eines er- folgreichen Bauherrn würdig.
»Das ist wohl eine Lampe?« Sie deutete auf eine Art Skulptur aus hellem Stein, aus der verschiedene Kabel im Nirgendwo verschwanden.
»Nein. Eigentlich ist das nur Kunst«, erklärte Roman schmunzelnd.
Vor Scham wäre Jenny am liebs-ten im Erdboden versunken.
»Ich dachte, das da drüben wäre Kunst.« Sie zeigte auf ein Metallgestell in Wellenform, das freischwebend von einer Ecke des weitläufigen Raumes hing.
»Das wiederum ist eine Lampe.«
»Ich sehe schon. Von modernem Design habe ich keine Ahnung«, gab sie seufzend zu.
»Aber das macht doch nichts. Dafür hast du viele andere bestechende Qualitäten«, raunte Romans Stimme dicht hinter ihr. Ein Schauer fuhr ihr über den Rücken, als sein Finger sanft über die Schulter und am Arm entlang nach unten glitt.
Jenny machte einen nervösen Schritt nach vorne.
»Und was ist das?«
»Es ist genau das, wonach es aussieht.« Um ihr ein Erfolgserlebnis zu bescheren, wandte sich Roman dem großen Bildschirm zu, der einen Teil der Wand hinter dem Esstisch bedeckte. Er griff nach der Fernbedienung. Sekunden später wähnte sich Jenny auf einer bunt blühenden Sommerwiese. Staunend betrachtete sie das schöne Bild, und Roman weidete sich an ihrer Überraschung. »Oder magst du es lieber exotisch?« Ein weiterer Knopfdruck und türkisblaues Meer, gesäumt von einem weißen Sandstrand und üppigen Palmen zierte die Leinwand.
Leise Zweifel erschienen auf Jennys Gesicht.
»Ich weiß nicht recht.«
Roman drückte schnell weiter.
»Dann doch lieber ein gemütliches Lagerfeuer?« Schon knisterte eine feurig rote Glut auf dem Bildschirm.
Jenny unterdrückte ein Seufzen und wandte sich zu Roman.
»Ich glaube, der Blick auf echte Natur ist mir immer noch am liebs-ten«, gestand sie zaghaft, um ihn nicht zu enttäuschen.
Aber Roman lachte unbekümmert.
»Da bin ich aber froh. Das hier ist nämlich nur ein Versuch. Ein befreundeter Designer hat dieses Teil entworfen. Man hat unendliche Möglichkeiten der Bildauswahl. Unter anderem kannst du dir jedes bekannte Kunstwerk der Welt mir nichts, dir nichts, ins Wohnzimmer hängen.« Wieder drückte er einen Knopf und eines der Blumenbilder von Giorgia O’Keffee erschien wie von Geisterhand auf der glatten Oberfläche.
Jenny nickte begeistert.
»Schon besser. Viel besser. Das sieht großartig aus.«
»Das Original wäre mir lieber.«
»Mag sein. Aber du musst es von der praktischen Seite sehen: Dieser Bildschirm hier interessiert keinen Dieb der Welt. Er ist viel zu groß und zu schwer abzutransportieren angesichts des Preises, den er auf dem Schwarzmarkt erzielen würde. Bei dem Original hingegen wäre ich mir da nicht so sicher«, gab Jenny schlagfertig zurück und nahm Roman neugierig die Fernbedienung aus der Hand.
»Pragmatisch wie eh und je. So kenne und …« Den letzten Teil des Satzes verschluckte Roman Kürsch-ner wohlweislich. Er wollte die scheue Ärztin nicht durch Geständnisse zu unpassender Zeit verunsichern und damit möglicherweise vertreiben.
Aber Jennys Aufmerksamkeit war ohnehin von der Fernbedienung in Anspruch genommen.
»Was ist denn das hier?« Sie deutete auf ein seltsames Symbol auf einem der Knöpfe.
»Damit steuert man die Lüftung des Hauses. Und hier die Heizung«, Roman deutete auf einen anderen Knopf, »Jalousien, Türen, Beleuchtung.« Zur Demonstration nahm er ihren Finger und drückte ihn auf eines der Symbole. Geräuschlos senkten sich Rollläden vor die raumhohen Fenster.
»Ein ferngesteuertes Haus? Ich werde verrückt!«, stieß Jenny hervor. Vor Schreck ließ sie die Fernbedienung fallen.
Diese Gelegenheit konnte sich Roman nicht entgehen lassen. Er umfasste sie und fing das kleine Kästchen geschickt auf. Einen Moment lang verharrten die beiden regungslos. Sein verwirrender Duft nach Sandelholz stieg ihr in die Nase. Jenny schloss die Augen. Ihr Fluchtinstinkt schien plötzlich ausgeschaltet zu sein. Sie war versucht, sich an ihn zu lehnen, in dieser Umarmung zu versinken und an nichts anderes mehr zu denken als an diesen faszinierenden Mann, der es so gut mit ihr meinte. Der auf der einen Seite Autorität und einen unbeugsamen Willen besaß. Aber auch eine weiche, zärtliche und fürsorgliche Ader, die er, mit Humor gepaart, ein wenig verschämt präsentierte. Doch ehe sie der Versuchung nachgeben konnte, erklang lautes Gelächter vor den großen verdunkelten Fens-tern.
Roman unterdrückte ein ärgerliches Seufzen. Obwohl er oft und gerne lachte, passte das jetzt gar nicht in sein Konzept.
»Meine Nachbarn«, presste er durch die Zähne und legte die Fernbedienung auf die Granitplatte des Esszimmertisches. »Ein lautes fröhliches Völkchen, das sich gerne im Garten zum Grillen trifft.« Er führte Jenny auf den großen terrassenartigen Balkon, von dem aus man auf das weitläufige Grundstück blickte.
»Sag mal, hast du hier auch einen Designer beschäftigt?«, fragte Jenny etwas unwillig.
»Natürlich? Warum fragst du?«
»Weil mir das Kontrastprogramm deiner Nachbarn ehrlich gesagt besser gefällt«, gab sie unumwunden zu. Sie sah hinüber in den ein wenig verwilderten Garten. Unordentliche Rosensträucher blühten überschäumend in allen Farben. Dazwischen hatte sich allerlei Grün breit gemacht. Teils mit Blüten, teils mit bunt gescheckten Blättern verströmte dieser Garten einen wilden Charme, der Jenny mehr zu begeis-tern vermochte als die exakt getrimmte, kunstvolle und daher künstlich wirkende Anpflanzung von Roman. »Außerdem scheinen sie wirklich lustig zu sein. So lustig und ungekünstelt und natürlich wie ihr Garten.« Unwillkürlich erinnerten die fröhlichen Leute Jenny an das Gespräch, das sie mit dem jungen Schauspieler Dominik Eisend geführt hatte.
»Herrje, wenn ich geahnt hätte, dass man aus den Grünanlagen auf den Charakter der Bewohner schlie-ßen kann, hätte ich selbst Hand angelegt«, grinste Roman, nicht im Mindesten verstimmt.
Jenny sandte ihm dafür einen bewundernden Blick. Er stand dicht neben ihr am Stahlgeländer. Doch im Augenblick war sie mit den Gedanken weit fort. Roman erkannte es sofort an ihren Augen.
»Darf ich fragen, woran du denkst?«
Sie hob den Blick.
»Wenn es dich nicht stört, dass es mit meiner Arbeit zu tun hat?«
Er lächelte.
»Keine Sorge. In dieser Hinsicht sind wir seelenverwandt. Ich trenne auch nicht zwischen Beruf und Privatleben. Dazu sind beide viel zu sehr durch meine Leidenschaft verknüpft.« Nicht eine Spur von Enttäuschung lag in seiner Stimme.
In diesem Moment konnte Jenny nicht anders. Dankbar legte sie eine Hand auf seinen Arm. Ihr Lächeln war beinahe zärtlich.
»Ich dachte gerade an einen jungen Mann.«
»Und was hat der mit deiner Arbeit zu tun?« Eine Spur Eifersucht blitzte in Romans dunklen Augen auf.
Jenny lachte geschmeichelt. Aber nur kurz.
»Er ist Schauspieler. Seine Freundin wurde vor ein paar Wochen mit akuter lymphatischer Leukämie eingeliefert. Sie war schwanger, als die Diagnose gestellt wurde. Durch die sofort eingeleitete Chemotherapie ist der Fötus wie erwartet abgegangen. Leider war dieses große Opfer umsonst. Trotz intensiver Bemühungen können wir die Krankheit nicht in den Griff bekommen.«
»Sie wird sterben«, stellte Roman ernst fest.
Jenny nickte.