Der Moorbauer - Walter Brunhuber - E-Book

Der Moorbauer E-Book

Walter Brunhuber

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Beschreibung

Die Mystery-Geschichte 'Der Moorbauer' greift einen fiktiven Bericht des Naturforsches Samuel Éclaire auf. Er hört wähend der Erkundung eines Moores von einer alten Legende und will ihr auf den Grund gehen. Es kommt zu einer unheimlichen Begegnung mit Folgen ... Ein Landstreicher richtet sich zur Nacht in einem verlassenen Bauernhaus ein. Doch etwas stimmt nicht. Mit dem Haus. Und auch nicht mit dem Mann ....

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Walter Brunhuber

Der Moorbauer

Zwei Mystery-Erzählungen

  Gewidmet Ambrose Bierce, der in seinen Geschichten die Abgründe des Horrors so genussvoll öffnet, wie andere ihr Feierabendbier.

Inhaltsverzeichnis

Erste Erzählung

DER MOORBAUER

Éclaire, Samuel.

Vorwort des Herausgebers

Der Moorbauer - eine seltsame Begegnung.

Anmerkungen

Nachwort

Zweite Erzählung

IM REICH DES ZWIELICHTS

Bericht des Jungen, vom 18. August:

Thomas

Zeitungsnotiz von 15. August

Impressum

Erste Erzählung

Über dem Moor / segelt einsam der Mond mit umwölktem Gesicht / in dem Moor / triefen alle Büsche von grauem Licht. Kurt Mikoleit *1874 + 1911

DER MOORBAUER

Ein Bericht von Samuel Éclaire

Éclaire, Samuel.

Naturforscher. Universitätsprofessor in Strassburg und München.

* 1802 in Berlin + vermutlich 1868

Vorwort des Herausgebers

Dieser Bericht stammt aus dem Nachlass des deutsch-französischen Botanikers Samuel Éclaire. Éclaire hat ihn, anders als in seiner Niederschrift angedeutet, wohl nie veröffentlicht, aus welchen Gründen auch immer. Leider hat Samuel Éclaire nirgends vermerkt, um welches Moor es sich bei seinen Schilderungen handelt, so dass die Forschung hier auf Vermutungen angewiesen ist. Der Bericht wurde seinerzeit in weiten Teilen auf Deutsch, in manchen Teilen aber auch auf Französisch niedergeschrieben. Bei den Teilen, die ins Deutsche übersetzt werden mussten, habe ich mich darum bemüht, eine sprachliche Einheit zu den auf deutsch verfassten Textstellen zu bewahren.

Die Zeichnung im Anhang ist das einzige von Éclaire erhaltene Porträt. Sie entstand, wenn man einer Notiz auf der Rückseite Glauben schenken darf, im Jahr 1852.

W. B.

Der Moorbauer - eine seltsame Begegnung.

Es widerstrebte mir bislang, die folgende Geschichte zu Papier zu bringen. Mein Ansehen als Wissenschaftler ließ mich davon Abstand nehmen. Nun aber, auf dem letzten, schmalen Pfad meines Lebens, hat sich dieses Ansehen aufgrund meiner geleisteten Arbeit soweit gefestigt, daß es mir erlaubt sein dürfte, davon zu berichten. So möchte ich diese lange Jahre zurückliegende Geschichte dem interessierten Leser also nicht länger vorenthalten, zumal sie ein köstlicher Beleg gegen die heute wieder aufkommende Meinung ist, in der Welt gäbe es Dinge und Vorkommnisse, die sich der Wissenschaft und dem Verstande gänzlich entzögen.

Ich habe in jungen Jahren, als ich mir die ersten Sporen auf dem Gebiete der Botanik zu verdienen suchte, mehrere Wochen in einem abgelegenen Dorf zugebracht, das sich am Rande einer ausgedehnten Moorlandschaft befindet. An dieser Landschaft läßt sich sehr anschaulich der Übergang vom Bruchmoor zum Hochmoor studieren, da es sich um ein zu einem nicht geringen Teil noch schwer begehbares, morastreiches Gebiet handelt, an dem sich jedoch bereits Verlandungen herausgebildet haben, die den für das Hochmoor bekannten Bewuchs aufweisen. Zur Beruhigung aller botanisch nicht versierten Leser möchte ich anmerken, dass ich im weiteren Verlauf meines Berichtes nur so weit auf meine wissenschaftliche Arbeit eingehen werde, als dieses nötig ist. Um es kurz zu machen: Ziel meines Aufenthaltes war es die Tier- und Pflanzenwelt einer derartigen Landschaft zu studieren. Für die Dauer meiner Forschungen hatte ich mich auf einem Bauernhof eingemietet, der von zwei alten Leuten bewirtschaftet wurde. Den Mietzins für mein Zimmer konnten die Eheleute wohl gebrauchen. Die Arbeit auf dem Hof, so beschwerlich sie war, konnte die beiden kaum ernähren. Hinzu kam, daß sie, aus welchem Grunde auch immer, keine Kinder hatten, die sie auf ihre alten Tage hätten stützen können. Die Mahlzeiten waren den Umständen entsprechend karg. Die Bäuerin erwies sich jedoch als ausgezeichnete Köchin. Sie gab sich die allergrößte Mühe, so daß für mein leibliches Wohl trotz der Verhältnisse trefflich gesorgt war.

Mein Zimmer unter dem Dach des alten, bäuerlichen Wohnhauses war sehr bald angefüllt mit gepreßten Pflanzen und aufgespießten Insekten, die genauestens beschrieben und nummeriert werden mußten, um sie vor der Vergänglichkeit zu bewahren und der wissenschaftlichen Auswertung zugänglich zu machen. Ich war fest entschlossen, diesen trostlosen Flecken unserer Erde erst wieder zu verlassen, wenn ich ihm einen Teil seiner botanischen Geheimnisse entrissen hatte. Ich war damals sehr jung und ehrgeizig. Mein Ziel war es, bewaffnet mit dicken Büchern und feinen Nadeln bis ins Innerste der Welt vorzudringen. Wenn ich heute auch ahne, welche gewaltige Last sich die Wissenschaft mit solch hohen Zielen aufbürdet, so ist es doch die scheinbar unmögliche Herausforderung, die letztlich die wichtigste Antriebsfeder des Wissenschaftlers, ja des Menschen überhaupt darstellt. Nur so konnte es von Jahrhundert zu Jahrhundert gelingen, der Natur ihre Geheimnisse abzutrotzen. Mein Glaube an die Überlegenheit des wissenschaftlich denkenden Menschen wurde jedoch während der folgenden Ereignisse auf die kindlichste Art und Weise erschüttert. Vorübergehend dünkte mir sogar, daß mir das Licht der Wissenschaft an diesem düsteren Ort zwar so manchen Einblick gewähren konnte, die dunkelsten Abgründe des Lebens - oder sollte ich besser sagen des Todes - mir aber verborgen bleiben würden. Die aufgespießten Insekten mit ihren kleinen starren Füßchen und den matten Flügeln schienen mir gar (zum ersten und zum einzigen Mal in meinem Leben), im Zuge der bald eintretenden Ereignisse, nur der sichtbare und somit der kleinste Teil unserer Welt zu sein. Ich will meiner Geschichte nicht vorgreifen, aber ich möchte dem Leser versichern, daß schon bald nach meiner Abreise das Fieber des Aberglaubens nachließ und mein Geist wieder zur gewohnten Klarheit zurückfand.

Zunächst durchstreifte ich also einige Wochen lang die umliegenden Wiesen und Moore, auf der Suche nach neuen, nicht katalogisierten und beschriebenen Pflanzen und Kleintieren. Im nahegelegenen Dorf war ich zu jener Zeit ein bekannter und gerne gesehener Gast in der Schankwirtschaft. Ich saß dort häufig an einem großen Tisch, der nur für mich zur Verfügung stand, meine neuesten Funde ausgebreitet vor mir. Manchmal vergaß ich gar das Essen über das Interesse an dem einen oder anderen Gegenstand meiner Forschung. Die anderen Gäste mußten mich für einen Sonderling gehalten haben, der mit einem Vergrößerungsglas, mit Stift und Papier bewaffnet all den Gräsern und Käfern zu Leibe rückte, über die sie achtlos hinwegschritten.

Nun kannte ich die weitläufige Gegend um das Dorf bald sehr gut, trotzdem geschah es eines Abends, daß mich die Dämmerung im Moor überraschte. Hätte ich an jenem Abend geahnt, welch merkwürdige Ereignisse bald über mich hereinstürzen würden, ich hätte zeitiger den Rückweg angetreten, mich dadurch vielleicht aber auch um eine wichtige Erfahrung gebracht. Unsere Schwachstellen befinden sich häufig dort, wo wir sie am allerwenigsten vermuten, und es schadet keinem von uns, sie frühzeitig in seinem Leben aufzuspüren, um sie geduldig bearbeiten und ausbessern zu können.

Meine Forscherneugierde hatte mich länger als üblich im Moor festgehalten. Die Dämmerung brach herein, hinzu kam, daß die karge Landschaft mit dicken Nebelschwaden durchsetzt war, die sich dichter und dichter werdend um mich zu schließen begannen.

---ENDE DER LESEPROBE---