Der philosophische Salon - Heinz Andernach - E-Book

Der philosophische Salon E-Book

Heinz Andernach

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Beschreibung

Der philosophische Salon ist eine kleine Wohnung, angemietet von drei älteren Herren, die sich dort treffen, um zu diskutieren und zu philosophieren. Elfriede, ihr Dienstmädchen, sorgt fürs leibliche Wohl. An diesem Abend ist Sex das Thema. Die Herren wollen nicht nur über Sex diskutieren, sondern ihn auch praktizieren ........

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

- 1 -

Im philosophischen Salon traf man sich an diesem Abend zu einer besonders delikaten Angelegenheit: Man wollte der Begierde auf dem Grund gehen. Dr. Schwarz, Professor Hügel und Robert Unmuth trafen um sechs im Salon ein, jeder mit einem Schlüssel für den Salon ausgestattet. Elfriede, ihre Bedienung hatte an diesem Samstagabend aus naheliegenden Gründen frei. Es hatte aber im Vorfeld Diskussionen darüber gegeben, aber ihr Erscheinen hätte Verwicklungen und eine bleibende Veränderung im Verhältnis zu der Angestellten bedeutet. Die älteren Herren mochten die gerade mal fünfundzwanzig Jahre alte Elfriede. Man hatte bewusst ein reizvolles Wesen engagiert, damit die intellektuelle Runde aufgelockert wurde. Hier und da war der Konzentration eine kleine Ablenkung erlaubt. Gewöhnlich trank man Wein, wenn es nicht galt die philosophischen Dimensionen anderer Rauschmittel zu erkunden. An einem der letzten Winterabende hatte die Runde Haschisch geraucht, und es wäre für die älteren Herren ein größeres Problem gewesen, die Droge - und einen Stoff hinreichender Qualität - zu beschaffen, aber auch hier konnte Elfriede aushelfen, die gelegentlich selbst kiffte und als Kellnerin einer einschlägigen Kneipe genügend Verbindung hatte, um die philosophische Neugierde der alten Herren zu befriedigen. Da die Männer keinerlei Fertigkeiten besaßen, einen Joint zu drehen, musste die Dienstleistung von Elfriede in Anspruch genommen werden, die ansonsten gewöhnlich für die Getränke, die Zubereitung und das Servieren des Essens zuständig war. Man traf sich zweimal die Woche im philosophischen Salon, der nichts weiteres war als eine kleine Etagenaltbauwohnung, bestehend aus einer Küche, einer Art Wohnzimmer - dem eigentlichen Salon, einem Bad mit WC und einem kleineren Gästezimmer, das unter anderem mit zwei Betten ausgestattet war. Mittwochs und Samstags traf man sich im Salon und Elfriede stand an diesen Abenden für etwa fünf Stunden im Dienst. Sie erhielt für diese Dienste fünfundzwanzig Mark pro Stunde, zudem war sie dafür verantwortlich, an den Tagen danach den Salon wiederherzurichten - für ihre Putzfrauentätigkeit fiel ihr Stundenlohn aber geringer aus.

Elfriede wusste um die delikate Angelegenheit, die die Philosophen auf den heutigen Abend verlegt hatten. Sie hatte protestiert, an diesem Abend nicht arbeiten zu dürfen. Sehr wohl habe sie Verständnis für das Anliegen der Männer. Etwas entwaffnend hatte sie argumentiert, dass ihre Anwesenheit für die Männer vermutlich weniger peinlich sei, als die Peinlichkeit, die untereinander entstehen würde, würden sie ihr Vorhaben gemeinsam vollziehen. Möglicherweise hatte sie da nicht ganz unrecht. Sie zeigte sich aber damit zufrieden, dass ihre Philosophen ihr einen Abend bezahlten Urlaub in Aussicht stellten. Scheinbar! Die Männer waren erstaunt, als es kurz vor sieben an der Salontür klingelte. Es war kurz vor sieben, nicht acht. Die Hure erwartete man gegen acht Uhr. Elfriede bat um Einlass.

“Ich konnte Sie nicht alleine lassen! Wer kümmert sich denn um alles?”

Die Männer befiel eine kollektive Sprachlosigkeit, die sich durch wenige Äußerungen des Protests artikulierte, aber deren Gehalt an Intelligenz kaum der Rede wert war. “Aber sie sollten doch nicht ...” - “Sie können doch nicht ...” - “Ich kann!”, antwortete sie selbstbewusst. “Irgendjemand muss doch im Salon einen klaren Kopf behalten. Ich passe auf, dass man Sie heute Abend nicht über den Tisch zieht.” Elfriedes Selbstbewusstsein war entwaffnend, im Übrigen wirkte ihre Anwesenheit auf die Männer vertraut und beruhigend.

Statt des “kleinen Schwarzen”, das sie gewöhnlich an ihren Abenden trug, zeigte sie sich in einer beigen langen Hose, einer hellen Bluse und halbhohen Schuhen. Ihre roten Haare waren hochgesteckt. Die Hose betonte ihr rundes Hinterteil - ein Traum -, was gefährlich verdeutlichte, worum es den Philosophen heute Abend ging. Im Übrigen waren die Philosophen zur Stunde nichts anderes als ein desolater Haufen. Konnte es Angst sein, die sich breitgemacht hatte? Der philosophische Salon, hin und wieder Ort individuellen Scharfsinns und sich gegenseitig antreibender Eloquenz war zu einem Ort kollektiver Dumpfheit und unterschwelliger Erregung verkommen. Dies war der Beweis: Geistige Souveränität war nichts Bestehendes, musste unter besonderen Umständen errungen werden und konnte sich am heutigen Abend endgültig als Illusion erweisen, als selbstgefällige Geschwätzigkeit, die sich in vertrauter, harmloser Umgebung breitmacht, sich an nichts stößt und durch nichts an die Realität gebunden ist, die man vermutlich außerhalb der vier Wände des Salons vorfinden konnte. Die drei Männer bildeten an diesem Abend ein Kollektiv, von dem es kaum lohnt, auf die einzelnen Mitglieder näher einzugehen. Man empfand in unheimlicher Weise ähnlich und ein gemeinsames Bewusstsein mochte sich breitgemacht haben, dass ihr heutiger Exkurs in praktischer Philosophie sie überforderte und ihr Hobby und ihren Salon infrage stellte. Statt gemeinsam Begierde zu erleben, sie auszuleuchten und auszudiskutieren fühlten sie sich in ihrem Salon einer unbekannten, fast bedrohlichen Situation ausgeliefert, für die offensichtlich keine Werkzeuge existierten, kein geistiges Rüstzeug bereitstand. Man war sich schon im Vorfeld darüber bewusst gewesen, dass der heutige Abend eine besondere Herausforderung darstellte. Es sollte kein Urlaub von den herkömmlichen Diskussionen, keine Auszeit hervorgerufen durch Lust sein, nein sie wollten Lust und Geilheit verspüren, ausgelöst durch ein Objekt, beispielsweise durch einen nackten Frauenarsch und wollten, so gut wie eben möglich, über die verspürte Geilheit und ihre Auslöser diskutieren. Wenn die aufkommenden Emotionen es nicht zulassen würden, gleichzeitig erregt zu sein und zu analysieren und zu diskutieren, wollte man zumindest die intellektuelle Arbeit unmittelbar an den vollzogenen Akt anschließen.

- 2 -

Robert Unmuth sah schon den Verlauf des “Haschisch-Abends” als nicht widerlegbaren Beweis an, dass sie sich mit ihren Diskussionen in einem von der Realität, von der Welt isolierten Türmchen befanden, in dem man es sich bequem eingerichtet hatte. Der Salon gehörte zu ihrer Realität, und er funktionierte insofern, dass er das Leben der in die Jahre gekommenen Intellektuellen angenehmer machte, aber ob ihr Projekt gelingen konnte, vom Salon aus die Realität zu durchleuchten und zu einer gewissen Wahrheitsfindung zu gelangen, war mehr als fraglich. Der heutige Abend konnte gut verdeutlichen, dass auch ältere Herren mit den Tücken des menschlichen Zusammenlebens ihre Probleme hatten und insbesondere ihre eigene Biologie Fallen aufstellte, die sie sich gewöhnlich nicht vorstellen konnten. Der Salon bot im Allgemeinen Verhältnisse, die als entspannend bezeichnet werden konnten. Dazu trug guter Rotwein bei, dessen erste Wirkung es war, dass ihre Zungen sich lösten, sodass diese entspannt Laute formten. Im Laufe des Abends nahm man ein Essen zu sich, dass ihrer Wirklichkeitsbetrachtung eine Trägheit zufügte, die inzwischen auch der Rotwein förderte, wenn auch unter Umständen noch eine hitzige, leidenschaftliche Diskussion geführt wurde.

Und da gab es noch die aparte Elfriede, die leicht anregend auf die Männer wirkte, eine Inkarnation der Welt, die unmissverständlich klar machte, dass diese mehr als Logik und Analyse bot. Sie war aber auch eine sinnliche Erscheinung, die den Gedanken provozierte, dass man selber nicht mehr ganz so jung war. Elfriede hatte also nicht nur die Aufgabe, zu servieren, sondern auch als sinnliche, erotische beziehungsweise suberotische Auflockerung zu dienen. Das unterstrich, dass die Treffen im Salon einen hedonistischen Charakter hatten, obgleich es sich um einen gepflegten, fast dezenten Hedonismus handelte, der nur zu gut zu dem Selbstverständnis dieser ergrauten Männer passte; intellektuelle Bürgerliche eben, die lieber einen teuren Rotwein trinken als Bier oder Korn, die sich zu benehmen wussten, so wie die “gute” Gesellschaft es vorschrieb und deren gepflegter milder Hedonismus im Gegensatz zu manch anderen Formen von krassem Hedonismus stand. Man fuhr beispielsweise nicht nachts mit Motorrädern durch die Stadt, um heiße Bräute aufzureißen. Die intellektuellen und gutbürgerlichen Momente ihres Beieinanderseins konnten bei ihnen leicht verdrängen, dass es überhaupt eine Form von Hedonismus war, die sie zusammenbrachte. Gegenüber Elfriede verhielten sie sich respektvoll, man machte zwar hier und da Komplimente und die meisten bezogen sich auf ihr Aussehen und ihre Kochkünste, man wurde aber nie derb, und wenn beispielsweise auch ihr Hintern, ihre Beine oder ihr roter Mund ihnen ins Auge sprang, legte man nie Hand an - kein kleiner Klaps auf diese Rundung, von der sie vielleicht insgeheim träumten. Selbstverständlich machten sie in Abwesenheit von Elfriede Bemerkungen über die anderen Qualitäten ihrer Bedientesten und ebenso selbstverständlich wusste Elfriede, dass sie nicht nur wegen ihrer Kochkünste, sondern auch wegen ihrer Jugend und ihrem Aussehen eingestellt worden war. Elfriede hätte gelegentlich einen Klaps auf ihren Hintern akzeptiert - nicht wegen des Geldes, dass ihre alten Herrschaften für ihre Dienste bezahlten - aber sie sah keinen Grund, die Männer unnötig aufzureizen und sie zu Handgreiflichkeiten zu animieren; im Übrigen wollte sie sich nicht prostituieren. Ihre Arbeit als Kellnerin setzte sie verstärkt Anzüglichkeiten aus, die verglichen mit dem Klaps eines älteren Herren, ein größeres Problem darstellten. Zu ihren Jobs, hier im Salon und in der Kneipe, gehörte der Sex, den sie ausstrahlte und wenn Professor Hügel ihr beim Ausschenken des Weins einen Klaps auf ihren Po gegeben hätte, hätte sie diesen als Kompliment genommen und ihn des weiteren ignoriert. Sie mochte ihre Philosophen und diese Zuneigung hatte sie nicht nur wegen ihrer Bezahlung entwickelt. Ein bisschen schrullig waren sie, diese Philosophen. Kein Mensch nannte sie Elfriede, selbst ihre Großeltern nicht, die wohl veranlasst haben mussten, dass ihr dieser aus der Mode gekommener Name bei der Taufe verpasst wurde, sondern alle Welt nannte sie Elli. Nur die Philosophen, die alles genau wissen wollten und drum wissen wollten, woher dieses Elli herrührte, ließen sich nicht davon abbringen, Elli Elfriede zu rufen und man hätte daraus leicht den Schluss ziehen können, dass es sich bei den Philosophen um einen sehr konservativen Haufen handeln musste, aber mit dieser Wertschätzung wäre man den Männern nicht gerecht geworden.

Die kollektive, emotionale Verwirrung, die bisher an diesem Abend die Männer charakterisierte, lässt es als sinnlos erscheinen, einzeln auf die Männer einzugehen. Es macht viel mehr Sinn, sie als Kollektiv zu beschreiben; dennoch ein paar Worte zu den Philosophen, die eigentlich keine waren. Niemand von ihnen hatte Philosophie studiert. Sie waren alle Jahrgang 38, was vielleicht suggeriert, dass es sich nicht um Individuen handelte. Jedenfalls erscheint es als Zufall, dass sie alle den 61. Geburtstag hinter sich hatten, aber es war dennoch keiner, denn sie waren gemeinsam aufs Gymnasium gegangen, zu einer Zeit, als die Bundesrepublik Deutschland noch ganz jung war. Professor Hügel, ein einsneunzig großer Riese mit deutlichem Übergewicht, war emeritierter Professor für Astronomie, der sich in den letzten Jahren seiner akademischen Tätigkeit mit alternativen Kosmologien beschäftigt hatte. Mit seinen Zweifeln am Urknall galt er im Institut als Spinner und war einem gewissen Mobbing ausgesetzt, dass ihm das Arbeiten am Institut unerträglich machte, sodass er schließlich seine Frühemeritierung in die Wege leitete. Irgendwann musste er schwarzes Kopfhaar gehabt haben. Jetzt war es im wesentlichen grau wie die Haare seines Vollbarts. Der Professor trug gerne Blue-Jeans und Pullover und seine krausen, ergrauten Haare erzeugten einen Eindruck der Unaufgeräumtheit. Seine Frau war vor sechs Jahren an Brustkrebs gestorben.

Dr. Schwarz hingegen sah aufgeräumter aus. Er pflegte gewöhnlich dunkelblaue Anzüge zu tragen, trug zu fast allen Anlässen Krawatten und weiße Hemden, war von mittlerer Statur, aber nicht ohne Bauch. Sein Haupt wurde durch eine Halbglatze geziert. Irgendwann einmal hatte er in Geschichte promoviert, hatte aber nur wenige Jahre als wissenschaftlicher Assistent in seinem Fach gearbeitet. Dann musste er sich eine andere Möglichkeit des Gelderwerbs suchen. Er bekam eine Anstellung als politischer Redakteur der hiesigen Tageszeitung. In den darauf folgenden Jahren zeigte sich, dass ihm der Journalismus nicht im Blut lag, aber er war trotzdem fähig, fundierte Artikel zu schreiben und intelligente Analysen zu erstellen. Ihm fehlten aber alle journalistischen Instinkte, der journalistische Riecher, Durchsetzungsvermögen und Rohheit, die einem Vollblutjournalisten nützlich sind. Mit anderen Worten: Er nutzte seine Ellbogen, um sich aufzustützen.

Wenn wir nicht viel beziehungsweise gar nichts über die Ehe von Professor Hügel gesagt haben, so soll an dieser Stelle nicht unerwähnt sein, dass Dr. Schwarz praktisch keine Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht gemacht hatte. Zum einem lag das an seiner Schüchternheit, zum anderen daran, dass er in jungen Jahren geglaubt hatte, sich mehr dem männlichen Geschlecht hingezogen zu fühlen. Dies stellte sich irgendwann als fataler Irrtum heraus, vielleicht war es auch nur eine Laune der Natur, die ein heftiges - quasi inverses - Coming-out hervorbrachte. Fort an fühlte er sich auf heftigste Weise zu jüngeren Frauen hingezogen, nur war es zu spät für ihn, seine Neigung auszuleben. Nicht nur seine moralischen Überzeugungen verboten ihm, seine Neigung mit jüngeren Prostituierten auszuleben, sondern letztendlich, so dachte er, ginge von der Prostituierten ein natürliches Moment der Abstoßung aus, da der Körper der Prostituierten ihn, seinen Körper nicht wollen konnte und er stellte sich vor, dass er sich dem Nicht-Wollen anpassen würde. Insofern würde der Verlauf des heutigen Abends für ihn besonders heikel werden und er hatte sich, als Robert Unmuth den Vorschlag auf den Tisch brachte, gegen diesen zuerst vehement gewehrt, ließ sich aber nach heftiger Überzeugungsarbeit seitens Robert Unmuth umstimmen. Skeptisch blieb Professor Hügel, der nur halbherzig zugestimmt hatte.

Elfriede hatte auch ihre Befürchtungen. Deshalb war sie ja trotz ihrer Freistellung heute im Salon. Sie fühlte sich verantwortlich für ihre Diskutanten und würde es nicht zulassen, dass man diese über den Tisch ziehen würde. Notfalls würde sie es dieser angeheuerten Schlampe zeigen, und wenn es sein musste mit ihrem eigenen Körper. Vielleicht umtrieb sie ein jugendlicher Idealismus, auf ihre weltfremden Philosophen aufzupassen und im Fall der Fälle diesen eine Schulung in Erotik zu verpassen. Ratlos, aber trotzdem selbstbewusst und auch leicht amüsiert stand sie dem Unterfangen ihrer alten Leutchen gegenüber. Mit nichts scherte sie sich um die Konsequenzen ihrer heutigen Anwesenheit.

- 3 -

Robert Unmuth war in der Welt rumgekommen. In jungen Jahren hatte er einmal Theologie und vergleichende Religionswissenschaften studiert, hatte aber seine Studien nie zu Ende geführt. Eine nicht unerhebliche Erbschaft, aber auch stärkere Zweifel am Katholizismus, verhinderten, dass er katholischer Priester oder Mönch wurde. Statt dessen wurde er Weltenbummler und hatte sich auf mehreren Kontinenten herumgetrieben. Südamerika, Indien, Südostasien und Afrika hatte er kennengelernt. In früheren Jahren hatte er auch unzählige Frauen jener Länder aufgesucht und hatte diese an seiner Erbschaft teilhaben lassen. Versuche, seine Reiseerlebnisse in Bücher zu fassen, scheiterten. Er hatte sich an einem Roman und mehreren Reiseberichten versucht, fand aber keinen Verleger oder kümmerte sich vielleicht zu wenig darum, einen zu finden. Nun, er hatte es nicht nötig einen Verleger zu finden, da das Geld seiner Erbschaft reichte, bis zu seinem Lebensende die Welt bereisen zu können, ohne dabei in die billigsten Hotels absteigen zu müssen. Das Geld reichte auch, um damit zeitweise brasilianische, marokkanische, nigerianische oder thailändische Prostituierte auszuhalten. Ihn hatte es nie interessiert, eine Familie zu gründen oder einer interessanten Arbeit nachzugehen, ebenso wenig hatte er den Ehrgeiz, Schriftsteller zu sein und das wenige, dass er in seinem schon recht langem Leben geschrieben hatte, entstand aus einer Laune.

Man würde Robert Unmuth allerdings nicht gerecht, ihn als oberflächlichen Playboy zu bezeichnen, obwohl das bisher gesagte diesen Schluss zulässt. Er wollte leben, erleben und die Welt, in die er hineingeworfen war, kennenlernen, statt an einem festen Platze zu leben und zu arbeiten. Er las sehr viel und das tat er lieber, als zu schreiben. Wer wollte ihm vorwerfen, dass er nicht arbeiten musste? Irgendetwas hatte ihn veranlasst, vor mehr als zehn Jahren sein Weltenbummlersein aufzugeben und sich hier in der Stadt niederzulassen. Er hatte sich ein größeres Haus gekauft, dessen Etagenwohnung er bewohnte, machte hin und wieder Ausflüge in die Umgebung und manchmal zog er sich für ein paar Wochen (im Frühjahr oder im Herbst) auf eine griechische Mittelmeerinsel zurück, obwohl er ein paar Jahre in den Maghrebstaaten und im Vorderen Orient verbracht hatte, hielt sich aber im wesentlichen in seiner Stadt auf. Hier ansässige Prostituierte suchte er nicht auf, und es war so, als ob er in dieser Beziehung eine Lebensweise angenommen hatte, die sein früheres Theologiestudium vorgezeichnet hatte. Jemand, der hier nach einfachen Erklärungen sucht, findet keine. Das eher unstete Leben, das er früher geführt hatte, führte er nur in einer Beziehung fort: Er suchte gerne Kneipen auf, in denen er sich manchmal die Nacht um die Ohren schlug. Robert Unmuth hatte in früheren Jahren Coca gekaut, Kokain probiert, Haschisch, Marihuana und Opium geraucht und bei indianischen Peyote- und Pilzzeremonien teilgenommen, nun aber, sesshaft, beschränkte er sich auf alkoholische Getränke. In seinem früheren Leben hatte er sich nie wie mancher Beatnickpoet oder Hippie, denen er auf seinen Reisen begegnete, den exotischen Drogen verschrieben, sondern sie nur, hin und wieder - zwar intensiv - ausprobiert, um sie, genau wie Land und Leute kennenzulernen, denn konnte man Marokko oder Indien verstehen lernen, ohne jemals Haschisch geraucht oder die Verhältnisse Perus ohne Coca gekaut zu haben. Aber das lag alles weit zurück, und wenn er auch für den “Haschischabend” wertvolle Erfahrungen mitbrachte, lagen diese soweit zurück, dass auch ihn an jenem Abend eine Erregung ergriff, so als ob er das erste Mal in seinem Leben einen Joint geraucht hätte und im Übrigen war auch er auf die Hilfe Elfriedes angewiesen, einen solche zu drehen. Er hatte es nie gelernt. Elfriede hatte er bei einem seiner Kneipengängen kennengelernt.

In wieweit das bisher über Robert Unmuth Gesagte ihn in der Gegenwart charakterisiert, sei dahin gestellt, da das schillernde Leben von Robert Unmuth zehn, zwanzig bzw. dreißig Jahre zurückliegt. Jedenfalls war er an diesem Abend aufgeregt wie ein Junge, der durch professionelle Seite seine Unschuld verliert. Er hatte seit neun Jahren keinen Beischlaf mehr vollzogen und die vielen Huren, die er gehabt hatte, waren blasse Erinnerungen eines anderen Lebens. Insofern ist es auch richtig, Robert Unmuth diesem dumpfen, erregten Kollektiv zuzurechnen, dessen einzelne Mitglieder sich kaum unterschieden. Robert nicht ganz so groß wie Professor Hügel, von hagerer Statur, trug saloppe Kleidung, einen kurzen Haarschnitt und einen Schnäuzer.

Elfriede konnte nicht verstehen, dass Robert Unmuth von der gleichen Aufregung ergriffen war wie die beiden anderen Herrschaften. Was der doch alles erlebt hatte. Vermutlich hatte er auch irgendwann, irgendwo in den Tropen, gemeinschaftlichen Sex gehabt. Sie öffnete für die Männer eine weitere Flasche Rotwein, die eine Weile hätte offenstehen müssen, damit der Wein vollen Geschmack entwickelt hätte, aber die Philosophen brauchten etwas zur Beruhigung und Valium wollte sie den Intellektuellen nicht verabreichen, da dies wohl ihr Projekt gefährdet hätte. Was mochte das für ein Luder sein, die ihre Denker aufmischen würde? Man kannte die Nutte, die kommen würde, nicht. Etwas angewidert hatte sich Robert Unmuth an eine Agentur gewandt und in Rücksichtnahme auf Dr. Schwarz eine Prostituierte verlangt, die nicht älter war als dreißig; zwanzig bis dreißig sollte sie sein, im gängigen Sinne attraktiv und ein bisschen Intelligenz war auch angesagt. Elfriede schenkte den Wein ein und statt sich zu bedanken, äußerte das Kollektiv unzusammenhängende Bedenken wegen ihrer Anwesenheit. Dieses dumme Gerede konnte sich Elfriede nicht länger anhören. Sie vermutete, dass zurzeit ihr Intelligenzquotient um dreißig Punkte höher lag als der kollektive Quotient der Männer. Irgendjemand musste hier einen klaren Kopf behalten.

“Professor Hügel, macht es ihnen etwas aus, dass ich sie vielleicht nackt sehen werde? Vielleicht macht es ihnen ja etwas aus, wenn ich sehe, wie sie in diese Schlampe eindringen werden.

Das finde ich nicht fair. Stört sie die Anwesenheit von Dr. Schwarz und die von Herrn Unmuth nicht genauso?” Der Professor blieb eine Antwort schuldig. “Ich gehöre einfach dazu! Ich bin Teil ihres Projekts, ob sie wollen oder nicht. Gerade, weil sie sich vermutlich mit diesem Projekt übernommen haben, gehöre ich dazu.” Es war eine Schwäche der Männer, dass sie nicht energischer protestierten und eine gewisse innere Lähmung verhinderte, dass man sich zu dem Entschluss durchrang, das Ganze sein zu lassen. “Ich höre da abblasen. Wer A sagt, sollte auch B sagen. Sie sollten nichts abblasen, sondern sich einen blasen lassen.” Dr. Schwarz wurde offensichtlich rot im Gesicht. “Sie sollten sich einen blasen lassen, und wenn sie dabei nicht philosophieren können, daraus ihre Schlüsse ziehen. Mir macht es nichts aus, sie nackt oder mit der Nutte zusammen zusehen. Ich gehöre dazu, ob sie wollen oder nicht. Ich bin ihre Angestellte. Unter diesen außergewöhnlichen Umständen, und damit sie sich nicht unnötig wegen mir schämen, könnte ich, als gleiche unter gleichen, meine Dienste nackt verrichten. Ich trage ein paar nette Dessous, und falls sie das auflockern könnte, würde ich mich ausziehen und sie in der von ihnen gewünschten Freizügigkeit bedienen. Dieser Abend ist eine Ausnahme, etwas wird passieren, dass sich vermutlich nie wiederholen wird. Das soll nicht heißen, dass ich den Platz der Nutte einnehmen will. Aber meine Herren, wenn sie mich nackt oder halbnackt sehen wollen, dann soll es sein!”

- 4 -

Der Vorschlag von Elfriede stürzte die Philosophen in weitere Verlegenheit. Unfähig zu diskutieren, unfähig Entschlüsse zu machen oder sich durchzusetzen, brachte einer des Kollektivs nur ein “Sie können doch nicht ...” hervor. “Ich kann meine Herren, ich kann”, konterte Elfriede und zum Beweis knöpfte sie ihre Bluse auf. Es zeigte sich, dass sie unter dieser einen feilchenfarbenen BH trug, der zwar ihre Brustwarzen bedeckt hielt, aber ansonsten mehr zeigte als verdeckte. Elfriede hatte nicht vor, die Bluse wieder zuzuknöpfen, sondern legte die Bluse ganz ab. Ihre unerlaubte und auch unerhörte Tat blieb vorerst ohne Konsequenzen. Nun, es mochte sein, dass sich in den Männern etwas regte. Eine Weile konnten sie nicht ihre Augen von ihren großen Brüsten abwenden. “Vielleicht ist es besser, dass bevor die Nutte kommt und sie komplett überfordert, sie sich ein bisschen an den Anblick einer nackten Frau gewöhnen. Vielleicht finden sie ja zu ästhetischen Betrachtungen. Ich fühle mich geschmeichelt, wenn ich sie etwas erregt habe:” Sie drehte sich langsam, um den Männern von allen Seiten ihren Körper zu zeigen. Kollektiv breitete sich ein Sehnen nach ihrem Körper aus. Ihre Angestellte, ihre Haushälterin hatte die Leitung des Abends an sich gerissen. “Ich denke nicht, dass das, was ich ihnen zu sehen gebe, eine Zumutung ist. Es gibt Tage, da werden die Gesetze des Universums auf den Kopf gestellt. Heute ist so ein Tag. Dies hier ist eine Quantenfluktuation weg vom Gewöhnlichen, und da ich Teil ihres Projekts bin, nicht nur heute, sondern für das Bestehen des philosophischen Salons, werde ich mich weiter ausziehen. Ich gefalle ihnen doch?” - “Fräulein Elfriede, es ist schwer und die Unwahrheit das Gegenteil zu behaupten. Sie sind sehr schön!” Das sagte ein geistesabwesender Dr. Schwarz. Die Männer saßen in ihren Sesseln und sahen zu, wie Elfriede ihre Pumps auszog und Anstalten machte, ihre Hose aufzuknöpfen. “Ich muss sie einfach ein bisschen abhärten, damit sie ihre Nutte nicht mehr so sehr in Verlegenheit stürzen kann.” Als sie die beige Hose auszog, wandte sie ihren Philosophen ihren Hintern zu. Ihr feilchenfarbenes Höschen war beängstigend klein, sodass es kaum die prallen Arschbacken von Elfriede bedeckte. Die halterlosen schwarzen Strümpfe, die sie trug, waren vielleicht ein weiteres Indiz dafür, dass sie diesen Verlauf des Abends geplant hatte. Schnell zog sie wieder ihre Schuhe an und verschwand mit den ausgezogenen Klamotten in ihre Küche. Die kollektive Sprachlosigkeit der Männer führte dazu, dass sie schnell ihre Weingläser leerten. Robert Unmuth fing an, in sich hinein zulächeln. Vielleicht kamen bei ihm Erinnerungen an alte Zeiten hoch, die ihm auch Selbstsicherheit zurückgaben. ”Sie hat Quantenfluktuation gesagt”, stammelte Professor Hügel. “Wir müssen akzeptieren, dass sie schön ist und das sie uns nun zeigt, wie schön sie ist”, kommentierte Robert Unmuth die Situation. “Und sie hat recht. Sie gehört zu uns und zu unserem Projekt” - “Ich habe noch nie so etwas Schönes gesehen”, piepste Dr. Schwarz.

Elfriede war indessen stolz auf sich. Vielleicht umtrieb sie auch der Wunsch, die Nutte auszustechen. Sie begann ihre Vorbereitung für das Essen. Es würde heute Abend viel Fleisch geben. In ihrem Aufzug war ihr nicht kalt und das war eigentlich die Hauptsache. Ein wenig nervös war sie gewesen, als sie sich ausgezogen hatte, aber sie war zufrieden darüber, dass sie sich durchsetzen konnte und zufrieden über ihre Spontanität, denn keineswegs hatte sie geplant, sich an diesem Abend den Gelehrten nackt zu zeigen. Elfriede konnte sehr spontan handeln. Es war auch lustig in Dessous Zwiebeln zu schneiden. Hingegen waren die Männer wie berauscht und damit wuchs ihr Selbstbewusstsein, und es konnte vielleicht doch sein, dass man diesen Abend bestehen konnte. Es schlich sich allerdings auch der Gedanke in ihre Köpfe, dass es unproblematischer und bequemer sei, die beiden Frauen einfach nur zu betrachten. Man könnte vielleicht über die Geilheit, die von diesem Betrachten erzeugt wurde, reden und das alles in alkoholisierter, euphorisierter Laune. Die Nutte konnte alles zeigen, was sie zu zeigen hatte. Es würde sie sicher nicht in Verlegenheit stürzen; es wäre leicht verdientes Geld für sie. Es wuchs allerdings auch unterschwellig der Wunsch, Sex mit Elfriede zu haben. Sie mochten Elfriede. Elfriede war nicht dumm - sie kannte das Wort Quantenfluktuation - und vor allen Dingen war sie ihnen vertraut. Und war sie nicht auch freizügig? Der Gedanke, immer an ihren Abenden Sex mit Elfriede zu haben, ließ sich nicht so leicht verdrängen. “Nein, wir rühren Elfriede nicht an”, sagte Robert Unmuth plötzlich, so als ob er die Gedanken der beiden anderen gelesen hätte. Es waren kollektive Gedanken.

Lächelnd kam Elfriede aus der Küche. “Was höre ich da? Anrühren? Gewiss, ich hatte nicht beabsichtigt, an die Stelle der Nutte zu treten. Aber sie können meine Dienste mit Klapsen belohnen. Jeder Klaps von ihnen bestätigt mir, das Richtige getan zu haben. Sie näherte sich Professor Hügel, zeigte ihm ihre Kehrseite und sagte zu ihm: “Nun zeigen sie mir schon, dass ich unartig war und nicht auf sie gehört habe.” Sie streckte ihr Hinterteil zu ihm aus und forderte Professor Hügel erneut auf. “Nun machen sie schon, Herr Professor, ein Klaps ist schon erlaubt.” - “Aber gerne doch”, kam es aus dem Professor hervor und tatsächlich gab er ihr einen schüchternen, leichten Klaps. “Nun Sie Dr. Schwarz!” In gleicher Position stellte sie sich vor Dr. Schwarz auf. “Dr. Schwarz, haben sie schon mal einen nackten Frauenarsch gesehen, der sich ihnen entgegenstreckt? Wenn er ganz nackt ist, klatscht es besser!”, und ohne das jemand protestieren konnte oder wollte, zog sie ihr Höschen etwas runter, sodass ihr Hintern nun frei war. Dr. Schwarz war erstarrt und blickte auf das nackte Hinterteil. “Nun geben sie mir schon einen Klaps!” Etwas löste sich in der Versteinerung von Dr. Schwarz und es kam zu einem Klaps. “Aber das hat doch keiner gehört”, protestierte Elfriede. “Ein bisschen fester, Dr. Schwarz!” Und er versuchte es nochmal, sodass alle es hören konnten. Zufrieden zog Elfriede ihr Höschen über den Hintern, wandte sich Robert Unmuth zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange. “Danke, dass sie mich vor diesen Raubtieren in Schutz genommen haben, aber ich kann schon selber auf mich aufpassen. Ich kann mir schon vorstellen, was in ihnen vorgeht. Sie wandte sich dem Rotwein zu und spontan gab ihr Robert Unmuth einen Klaps. “So ist das richtig”, murmelte sie. Sie schenkte den Herren ein, sodass deren Blicke wieder auf ihre Brüste fielen. “Das war eben nicht ganz korrekt von mir. Dr. Schwarz, ich meine, es war zu sexuell, als ich meinen Hintern ihnen entgegen gestreckt habe. Aber so ein Klaps ist erlaubt. Und ich muss sie einfach auf das vorbereiten, was gleich auf sie zukommt. Und spätestens dann, wenn sie nackt sind, bin ich es auch ganz und dann gibt es jede Menge Gelegenheiten für einen Klaps auf einen nackten Arsch. Oder wollen sie, dass wenn sie nackt sind, ich mich in meiner Küche einschließe? Ich bin die Garantie dafür, dass der Abend in ihrem Sinne abläuft. Robert Unmuth hatte eine Frage. “Und was machen wir Elfriede, wenn die Nutte nicht kommt?”

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Unbeantwortet nahm Elfriede die Frage mit in die Küche. Sie vermied es dabei, mit dem Po zu wackeln. Kleinere Gewissensbisse nagten in ihr. Das war so nicht richtig gewesen. Sie hatte ohne jede Reflexion eine spielerische Laune in die Tat umgesetzt. Wenn eine Frau demonstrativ ihren Hintern darbot, dazu noch das Höschen herunterzog, so war das eigentlich eine Aufforderung zu mehr als einem Klaps. Der arme Dr. Schwarz. Er musste doch denken, dass sie die Nutte sein wollte. So war das aber nicht. Wie sagt man? Elfriede hatte keine weiteren kommerziellen Absichten. Das, was sie machte, war gewissermaßen eine Gratwanderung, und als sie ihren nackten Arsch Dr. Schwarz entgegenstreckte, war das wie ein kleiner Absturz. Es war nur fair, die Herren halbnackt oder nackt zu bedienen. Inkonsequent waren die Dessous, die sie trug, denn sie sollten nichts anderes, als sie aufreizend und schön zu machen. Andererseits war sie sich bewusst, dass zu ihrem Job gehörte, an jedem Abend schön und aufreizend zu sein. Sie musste dem Philosophen helfen, ihre Verlegenheit zu überwinden. Statt ihrer Verlegenheit konnte in ihren Gemüter ein wenig Derbheit Platz nehmen. Das war zwar philosophisch gesehen nicht ganz korrekt, führte aber vielleicht zu der Ausgelassenheit, die die Männer an diesem Abend brauchten. Sie hatte den Männern versucht klarzumachen, dass sie nicht die zweite Nutte war, aber andererseits würde sie gerne einen Klaps hinnehmen, auch wenn sie ganz nackt war. Es machte ihr nichts aus, an diesem Abend ganz nackt zu sein und beim Servieren einen Klaps auf ihr nacktes Hinterteil zu bekommen. Irgendwie war es auch logisch, den Herren Gelegenheit zu geben, diesen Klaps einzuüben. War es nicht folgerichtig, beim ersten Mal eine Position einzunehmen, die demonstrativ und auch ohne Worte zu einem Klaps aufforderte? Sie hätte aufrecht bleiben können, aber sich zu beugen, um das Ziel zu präsentieren, war vielleicht beim Einüben, beim ersten Mal suggestiver, überzeugender; aber natürlich auch schockierender. Da sie klargestellt hatte, dass sie diese kleine Handgreiflichkeit zulassen würde, war es wohl richtig, die Männer am nackten Objekt üben zulassen. Elfriede wusste, dass sie einen “guten” Arsch hatte, einen heißen Arsch. Etliche Liebhaber hatten ihr dies versichert. Das Problem war, dass wenn sie diesen “guten” Arsch irgendjemand entgegenstreckte, so war dies nicht nur eine Aufforderung ihrem Arsch einen Klaps zu geben, sondern auch eine unausgesprochene Aufforderung, sie zu ficken und es löste mit Sicherheit auch die Begierde aus, sie zu ficken. Der arme Dr. Schwarz. Sie war vielleicht zu weit gegangen, obwohl alles logisch und folgerichtig erschien. Sie hätte das Höschen aufrecht stehend herunterstreifen sollen.

Aber vielleicht hatte ihre Aktion doch etwas Gutes. Sie musste die Hemmungslosigkeit demonstrieren, die die Männer annehmen mussten. Kurzzeitig spielte sie mit dem Gedanken, jede Hemmung fallen zu lassen und als Gespielin den Männern zu dienen. Nein, sie wollte nicht das Geld der Nutte, aber es erschien ihr, wenn sie den Abend vollständig in ihre Hand nehmen würde, dieser ein voller Erfolg sein würde. Sie würde die Nutte lenken, ihr Befehle geben und die Männer könnten sich mit zwei Frauen vergnügen. Ein wenig berauschte sie sich an der Macht, die sie haben könnte. Nein, dies ginge zu weit. Es würde schon so nicht einfach sein, die kommenden Ereignisse dieses Abends folgenlos zu lassen. Es würde ihr unausgesprochenes Geheimnis bleiben. Wenn die Herren sich wieder gewöhnlichen Themen annehmen würden, wenn sie über den Urknall diskutierten oder über die neue Nato-Doktrin, würde sie ihnen dienen, im kleinen Schwarzen wie üblich und die Herren würden sich vielleicht sehnen, sie nochmals in Dessous zu sehen. Seltsamerweise konnte sie sich vorstellen, was in ihren alten Herrschaften vor sich ging. Sie wusste, dass die Philosophen genug Disziplin und Anstand besaßen und irgendwie traute sie Robert Unmuth zu, die zukünftige Situation souverän zu beherrschen. Und wenn aus einer Laune heraus, ein Klaps oder lockere Bemerkung entstehen würde, könnte man darüber lächeln. Wenn sie sich von den Männern ficken lassen würde, wäre es später nicht so einfach. Elfriede zog sich wieder auf sichere Positionen zurück. Es war fair und vollständig okay, dass sie nackt bedienen würde. Nur so konnten die Männer ihre Gegenwart akzeptieren, so war sie gleiche unter gleichen, ohne Objekt zu werden. Sie wurde hier gebraucht. Nicht nur musste sie sich um das Übliche kümmern, nein ihre Präsenz musste den Männern Sicherheit geben, denn ihre nackte Anwesenheit würde der Nutte unmissverständlich klar machen, dass sie mit den Männern nicht umspringen konnte, wie sie vielleicht wollte. Die Nutte musste in ihr eine Kollegin sehen, eine Konkurrentin. Sie würde für ihr Geld arbeiten müssen.