Der Park meines Bruders - Heinz Andernach - E-Book

Der Park meines Bruders E-Book

Heinz Andernach

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Beschreibung

Der Park meines Bruders spielt im Jahre 2048, wenige Jahre, nachdem Außerirdische die tropische Insel La Reunion besetzt haben. Dort lebt der Journalist Arul Ramassamy, ein Mitvierziger, der entschieden gegen das Unsterblichkeitsprogramm ist, mit denen die Außerirdischen die Insel überziehen. Sie bieten den Menschen die Unsterblichkeit, niemand muss mehr altern. Reunion ist isoliert in einer Welt großer politischer Machtblöcke, aber niemand traut sich Reunion anzugreifen, da die Menschheit den Tabok technologisch weit unterlegen ist. Die Tabok selbst mischen sich in die Geschicke der Welt nicht ein. Die menschlichen Bewohner von Reunion leben ein Leben in Wohlstand, da sie voll von den Segnungen der Tabok profitieren.

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„Ich hätte mich im Gegensatz zum Protagonisten sofort behandeln lassen“

Heinz Andernach Oktober 2011

Inhaltsverzeichnis

Teil

Teil

Teil

Teil

Teil

1. Teil

„Es ist immer wieder schön in deinem Park, ein Ort der Mysterien.“ - „Übertreibe nicht, Arul. Um dich rum wachsen ein paar Gewürze, ein paar Blumen, ein bisschen Ganja.“ - „Ich liebe dein Ganja. Die Bitter-Schokoladen-Kekse sind zu dem sehr lecker.“ Ich spüre, dass mein Bruder ins Haus will, zu seiner Familie. „Wann brichst du morgen auf, Arul?“ - „Ich denke, ich werde früh aufwachen, wie immer, nach einer traumlosen Nacht,“ - „Das ist das Ganja, Arul. Du hast deine Träume schon vorher!“ - „Ich werde morgen dann gegen neun nach Saint Denise fahren.

Grüß mir die Kinder von mir.“ Wir blicken uns in der Dunkelheit an. Die Lampen in diesem kleinen Paradies sind hier hell genug, um den Ausdruck seiner Augen zu erkennen. „Grüße Devi, Anil und Anita.“ Er leert sein Weinglas und gibt mir die Hand. „Bis bald Arul!“ Dann bin ich allein mit all diesen Pflanzen und ihren geheimnisvollen Stoffen. Dort vorne steht Bourbon-Vanille. Sie, unsere Außerirdischen, werden high von Bourbon. Ich bin gerne hier in Saint Pierre, so ziemlich im Süden der Insel.

Für Ende August ist es recht warm mit 25 ° C und das kurz vor Mitternacht. Der Schokoladenkeks hat sein geheimnisvolles Werk begonnen und der schwere Wein aus Deutschland tut sein übriges. Sie haben dort begonnen, Shiraz anzubauen. Ein Shiraz aus Baden. Ich kenne Deutschland nur flüchtig, ein Teil der Europäischen Föderation, der nicht ganz so heftig unter dem Klimawandel gelitten hat. Jetzt baut man dort guten Shiraz an. Ich erinnere mich noch, in meiner Jugend Shiraz aus Südafrika getrunken zu haben. Inzwischen hat die Namib fast Kapstadt erreicht. Jetzt im Winter lässt es sich auf La Reunion gut aushalten, die schwül heißen Sommer mit ihren heftigen Zyklonen sind eine andere Geschichte. Die wären eigentlich ein Grund, Reunion zu verlassen, aber Reunion ist der interessanteste Platz auf der Erde, auch für mich, Arul Ramassamy, schwarzes Schaf der Familie, seitdem ich zum Katholizismus konvertiert bin. Mag sein, dass ich im Inneren noch ein bisschen Hindu geblieben bin. Das liegt dann an meinen tamilischen Genen. Dies Insel ist seit etwa fünf Jahren der Hot-Spot der Erde, seit dem -siehier sind und sie rauchen unsere Vanille und werden high davon. Ich zünde einen Zigarillo an; es sind ein paar, die ich abends rauche. Ganja rauche ich nicht gerne. Es schmeckt mir nicht. Sie, die Tabok, tauchten vor fünf Jahren hier auf, im Jahr 2043. Das genaue Datum habe ich vergesse, aber es war kurz nach einem heftigen Zyklon.

Sie haben unglaubliche Macht. Sie könnten in wenigen Sekunden alles auf der Erde zerstören; sie kontrollieren den Weltraum. Die Mächtigen der Erde wissen das und haben Reunion in Ruhe gelassen. Seit 2043 gehört Reunion nicht mehr zu Frankreich. Reunion gehört den Tabok, aber uns geht es gut. Das Ganja lässt meine Gedanken mäandrieren. Oder ist es dieser hervorragende Wein aus Deutschland? Ich mag die Kombination. Von Ganja ohne Rotwein halte ich Abstand.

Ich führe eine Hassliebe zu den Tabok. Sie scheinen weise zu sein. Mit ihrer Technik könnten die fundamentalen ökonomischen und ökologischen Probleme der Menschheit gelöst werden, mit ihrer Technik könnte die Menschheit aufhören zu bestehen, wie sie ist. Sie haben die Unsterblichkeit mitgebracht. Dafür hasse ich sie. Dadurch bin ich nicht nur schwarzes Schaf der Familie, da ich daran glaube, dass Jesus für uns gestorben ist, auferstanden von den Toten, um uns den Weg zum Paradies zu zeigen, sondern auch eine Art Gedankenverbrecher, der das Projekt der menschlichen Unsterblichkeit ablehnt. Auf der Erde wird es kein Paradies geben, auch nicht mit den Tabok. Nein, ich bin nicht nur schwarzes Schaf der Familie, enterbt, sondern innerlich fast ein Terrorist, aber eigentlich bin ich Journalist, Journalist des Mementos, der seit fünf Jahren wöchentlich erscheint. Ich gehöre der Auslandsredaktion an und bin einer der wenigen Privilegierten, die die Welt bereisen, denn diese Insel liegt unter Quarantäne, aber das ist durchaus gegenseitig. Die Welt hat nur sehr beschränkten Zugang zu Reunion. Ich habe mich immer wieder gefragt, ob Verrückte dieser Welt einen atomaren Erstschlag, einen Erstschlag wie auch immer führen könnten. Die Insel ist klein, aber die Tabok sind nicht nur hier, sondern auch dort draußen, im Weltraum, und sie könnten die ganze Erde auflösen, vernichten. Die perversen Mächtigen der Erde wissen das. Niemand wagt den Erstschlag. Bis jetzt wenigstens nicht.

Vielleicht denkt man, die Tabok sind so weise, dass sie auf Rache verzichten. Ich weiß nicht, inwieweit die Tabok für die Sicherheit dieser Insel garantieren können. Es ist mein Job, herauszufinden, ob sie es können, so wie es mein Job ist, herauszufinden, ob es Größenwahnsinnige gibt, die den Erstschlag suchen. Ich mag diesen Platz.

Dort vorn steht auch Jasmin, daneben Muskat. Der Park von meinem Bruder umfasst etwa achtzigtausend Quadratmeter. Hier wachsen fast alle Gewürzpflanzen, die in den Tropen und Subtropen gedeihen. Arun hat da ein Faible für Vollständigkeit. Auf etwa hundert Quadratmeter wächst Ganja. Eine kleine Hütte ist für die Züchtung von Stropharia cubensis gedacht, letztendlich ein Stoff, von dem ich nicht soviel nehmen sollte. Ich bleibe bei Rotwein und den Ganja-Keksen und die zwei, drei Zigarillos, die ich am Abend rauche. Die Tabok lieben seine Vanille.

Er baut hier ein paar Spezialzüchtungen an, aber ebenso Hunderte von verschiedenen, klassischen Gewürzpflanzen, und ich stelle mir vor, dass es entsprechend viele Spezies im Universum gibt, die von der einen oder anderen Sorte Gewürz high werden. Die Tabok werden high von Bourbon-Vanille; reines Vanillin reicht nicht. Ich bin umgeben von einem Garten der geheimnisvollen Stoffe.

Muskat wirkt auch bei manchen Menschen. Man kann den Park auch des Nachts begehen, aber ich bin inzwischen zu träge. Meine Trägheit kennt nur noch einen halben Liter Wein, den sie trinken will. Die Pflanzen haben ihr Eigenleben, aber sie sind ruhig. Manchmal verirrt sich ein Falter, untersucht die Lampen. Der Halbmond scheint sie nicht zu beeindrucken. Ich liebe dieses kleine Paradies im Süden unserer Insel. Meine Eltern haben mit ihrem Vermögen meinem jüngeren Bruder einen Traum wahr gemacht, mich aber haben sie quasi enterbt. Aber ich hadere nicht mit meinem Schicksal; ich habe meine Überzeugungen. Ich blicke in diesen Park, bin mir bewusst, dass ich in einer geheimnisvollen Welt lebe. Langsam werde ich schläfrig.

Ich fahre den 112E sehr gerne. Ein reines Elektroauto.

Der Peugeot hat eine Reichweite von 350km. Besonders schnell ist er nicht, aber der Wagen ist alles in allem optimal für die kleine Insel und meinen Singlestatus. Ich hasse meinen Singlestatus, liebe Kinder, aber ich kann keine Kinder zeugen. Ich würde welche adoptieren. Nachdem ich Saint Louis hinter mir gelassen habe, nähere ich mich wieder der Küste. Hier in der Nähe liegt die Stadt der Mönche, die auf Betreiben der Tabok errichtet wurde.

Acht Klöster, acht verschiedene Weltreligionen auf engstem Raum. Jüdische Rabbis, islamische Gelehrte, Brahmanen, Jesuiten, buddhistische und taoistische Mönche und sogar Shintoisten leben hier ihre Religion, sind im engen Kontakt miteinander und im Kontakt mit den Tabok.

Die Tabok haben ein Faible für östliche Religionen. Hier sind die größeren Orte nach christlichen Heiligen benannt, denen ich mich näher fühle. Keine andere Religion als das Christentum hat mehr für den Humanismus auf der Erde getan, keine hat dieses herauskristallisierte Bild der Nächstenliebe. Das Meer mit seinen Farben sieht einladend aus und am liebsten würde ich einen Zwischenstopp machen, um in dem ruhigen Wasser zu schwimmen, aber ich habe einen Termin in der Redaktion des Mementos.

Wir wollen meine Amerikareise besprechen. Wenn ich an Nordamerika denke, bin ich nicht glücklich. Sie nennen sich Christen; es sind aber geldgeile Puritaner, die die Macht an sich gerissen haben. Intolerant gegenüber allem anderen. Auch die Katholiken werden dort unterdrückt.

Reunion war traditionsgemäß ein Ort der Toleranz, weil hier schon seit der Besiedlung vier Weltreligionen auf engstem Raum zusammengelebt haben. Für meinen Vater ist Toleranz aber ein Fremdwort. Er gehörte zu den Malbars , die sich um die Jahrtausendwende verstärkt auf ihre hinduistischen Wurzeln konzentrierten. Er hat mir nie verziehen, dass ich Katholik wurde. Ich glaube, er ist ganz froh, dass ich ihm keine Enkel zeugen konnte. Ich nähere mich Saint Paul. Eine Zeit lang habe ich größeres Interesse gehabt, mir hier eine Wohnung zu nehmen. Die westliche Lage sorgt für weniger Regen, und ich bin ein großer Fan des Paulus, fühle mich selbst wie ein kleiner Paulus, der vorher ein Saulus war. Nicht dass ich früher ein schlechterer Mensch gewesen wäre, aber ich habe zu einfachen religiösen Wahrheiten gefunden und das Wichtigste: Manchmal fühle ich Gott. Ich weiß, dass er existiert, weiß, dass er sich für mich, für uns alle interessiert. Die vielen hinduistischen Gottheiten waren mir doch arg fremd. Ich glaube, sie interessieren sich nicht wirklich für die Menschen. Gott ist ein Gott der Menschen, natürlich auch der Gott der Tabok, aber diese scheinen die Idee des Christentums nicht so interessant zu finden. Ich rechne ihnen hoch an, dass sie hundert Jesuitenpater auf diese Insel geholt haben. Ich danke ihnen auch für die Rabbis und die Imame, die dem gleichen Gott dienen. Es ist eine lange Geschichte, dass ich Katholik wurde. Meine Liebe zur Kirche ging aber nie so weit, dass ich mich einem Orden hätte anschließen wollen. Ich habe auch meine weltliche Seite. Ich liebe die Frauen, wenn ich auch nicht sagen kann, dass die Frauen mich lieben. In diesem Punkt bin ich ein Pechvogel, der aber seine Hoffnung mit 46 noch nicht aufgegeben hat. Ich habe keine Lust auf die Redaktionssitzung. Das ist eine momentane Laune. Der Memento ist die interessanteste Zeitschrift der Welt, denn sie ist die Einzige, die Interviews mit Außerirdischen führt. Ich selbst habe ein paar gemacht, hab Kontakte zu ihnen geknüpft. Mein Bruder war auch behilflich. Sein Park wird öfters von ihnen aufgesucht. Sie teilen mit mir den Genuss am Rausch. Man kriegt sie oft zu sehen. Sie haben eine Leidenschaft fürs Joggen. Es ist imposant zu sehen, wie sich ihre großen blauen Körper mit Geschwindigkeiten von bis zu 50km/h bewegen. In diesem Tempo können manche die ganze Insel umrunden. Sie stehen auf die Vanille meines Bruders. Sie haben sich nie dazu geäußert, was sie auf diese Insel geführt hat. War es Vanille? Oder die Tatsache, dass hier verschiedene Kulturen auf engstem Raum leben? Aber dann hätten sie auch nach Mauritius gehen können. Vielleicht interessieren sie sich für den Piton. Man kann leicht Minderwertigkeitskomplexe bekommen, wenn man auf sie trifft. Sie sind uns körperlich und geistig hoch überlegen. Sie sind durchaus Individuen, obwohl ich sie nicht richtig auseinanderhalten kann. Ihr durchschnittlicher IQ liegt bei 150, gemessen am menschlichen Standard. Wir sind in ihrer Hand, die Menschheit ist in ihrer Hand, aber sie beschränken sich auf Reunion.

Was wollen sie hier? Vanille rauchen? Sie könnten Vanille-Pflanzen mitnehmen und sich auf ihre Heimatwelt verpissen. Sie haben die Wirkstoffe in ihrer Kombination analysiert, könnten sie mit Sicherheit nachbilden, aber nein, sie rauchen die Schoten meines Bruders. Einer hat mir mal erzählt, der Rausch müsse am Anfang dem gleichen, den Menschen von Stropharia bekommen, danach würde ein Zustand absoluter Klarheit erreicht. Erreichen sie das Nirwana mit Rückfahrkarte? Ich möchte noch einige Interviews mit meinen Freunden machen. Wir teilen die gemeinsame Freude am Rausch. Für mich ist dies nicht nur ein sinnliches Vergnügen, ein Zustand des körperlichen Wohlbefindens, sondern ich fühle mich auch der Schöpfung näher, besonders an Plätzen wie dem Park meines Bruders oder an einem schönen Strand. Diese gemeinsame Freude ist wohl auch das einzig Gemeinsame.

Sie sind so anders, geschlechtslos, nackt, unbehaart, zwei – oder vierarmig und sie haben Vorkehrungen getroffen, ihr Altern zu stoppen. Sie scheinen keine Kinder zu kennen, jedenfalls habe ich noch keinen kleinen Tabok gesehen. Der Wunsch nach Unsterblichkeit widerspricht sich mit dem Wunsch nach Kindern. Sie wollen mit ihrem medizinischen Können die Menschheit beglücken, aber was ist eine Menschheit ohne Kinder? Sie sind recht zurückhaltend mit dem Transfer von Technologie. Sie haben den Fusionsreaktor, sie kennen die spottbillige Solarzelle. Mit ihrem Wissen wären die Energieprobleme der Welt gelöst, sie aber halten sich bedächtig zurück. Die Lebensverlängerung scheint ihnen wichtiger zu sein. Der Blueprint ist raus, ein kleiner Teil unserer Bevölkerung hat sich behandeln lassen. Wir leben in einem ökonomischen Paradies.

Die Energie die mein 112E verfährt, stammt aus ihren Anlagen. Überall sind ihre Roboter behilflich. Wir arbeiten hier nur noch zum Schein, keiner bräuchte hier verhungern. Ich bin gespannt, wie lange dieses Spiel fortgeführt wird: Die perversen Mächtigen der Erde haben Angst vor dieser Insel. Wird irgendwann jemand auf den roten Knopf drücken? Wöchentlich kommen wenige Frachter von der Außenwelt. Es wäre wohl kein Problem, diese Insel zu zerstören. Die Frage ist, ob die Tabok auf Reunion davon betroffen wären. Sicherlich die Jogger.

Wie würden die Tabok reagieren? Vielleicht würden sie diesen Planeten der Irren verlassen. Vielleicht. Das Prinzip der Abschreckung hat nun fast hundert Jahre funktioniert, wenn man die israelischen Atomschläge auf Iran im Jahr 2018 nicht mitzählt. Die Abschreckung hat mehr oder weniger funktioniert, bis auf diesen kleinen Unfall.

Ich war noch keine Siebzehn. Der Indische Ozean hat von dem Dreck auch etwas mitgekriegt. Die Mächtigen der Erde haben wohl kapiert, dass die Tabok eine Politik der Nichteinmischung betreiben. Sie kümmern sich nicht um die brutalen Ungerechtigkeiten, die immer noch auf der Erde herrschen. Überall herrscht das Kapital, verbrämt mit der jeweiligen Ideologie. Die Geschichte des Sozialismus ist ein Horrormärchen aus einer anderen Zeit. Sie mischen sich nicht ein, und vielleicht scheuen die Staaten der Erde den Erstschlag. Die Mächtigen sind nur gewissermaßen pervers und korrupt, aber nicht völlig irre und größenwahnsinnig. Sie scheinen nicht wirklich zu befürchten, dass die Tabok hier ihre Macht erst aufbauen wollen. Ganz geheuer ist ihnen die Situation aber bestimmt nicht. Ich hingegen bin in der Welt ein gerngesehener Gast. Zeitschriften fordern mich auf, Gastkolumnen zu schreiben, die, wenn nötig, sofort automatisch übersetzt werden. Mein Vater hat mit solcher Software auch sein Geld verdient. In dieser Beziehung war er ein Genie, auch ein Sprachgenie. Die Welt möchte mehr über Reunion erfahren und Reunion mehr über die Welt. Das ist mein Job. Diesmal wird er mich nach Vancouver bringen, eine der wichtigen Metropolen der USA. September kann man dort angenehmes Wetter erwarten. Ich werde über Paris fliegen; eine Pazifikroute, die es nicht gibt, wäre nur wenig kürzer. Für mein Wohl wird gesorgt sein.

Die Redaktionssitzung brachte eine Überraschung für mich. Ich soll Interviews mit Aubrey de Grey, Peter Thiel und Mark Zuckerberg führen. Als ich von dem Vancouver-Auftrag gehört hatte, dachte ich, es wäre reine Routine. Ich wusste natürlich, dass Aubrey de Grey in Vancouver ansässig war. Thiel und Zuckerberg residieren im sonnigen San Francisco, kaum eine Flugstunde von Vancouver entfernt. Ich würde auf alle drei in Vancouver treffen, die Gelegenheit, alle drei gleichzeitig ins Jenseits zu befördern. Würde ich den Mord schnörkellos begehen, wäre ich unmittelbar danach auf der ganzen Erde vogelfrei, auch hier auf La Reunion könnte ich dann keinen Schutz und keine Gnade erwarten. Es ist nicht unbedingt mein Stil Leute zu ermorden, auch wenn sie es verdient haben oder ihr Tun die Menschheit, so wie ich sie kenne, gefährdet. Es ist nicht mein Stil und im Grunde habe ich mit den Dreien nur eine Meinungsdifferenz, schon eine ideologische Meinungsdifferenz, und de Grey und Thiel sind schon über achtzig. Ich achte das Alter, da muss man nicht der Natur nachhelfen. Die beiden müssen aber wie Siebzigjährige aussehen. Scheiß Spiel! Im Herzen bin ich schon Terrorist, obwohl ich noch jungfräulich bin. Ich habe bisher noch keinen Anschlag verübt, habe aber konspirative Kontakte, und besonders abends, wenn Ganja und Wein von mir Besitz ergreifen, formen sich nun Anschlagspläne, wenn ich ohne Gesellschaft bin. Wenn ich an richtiger Stelle durchsickern lasse, dass ich die Drei treffe, könnte sich durchaus etwas Konkretes ergeben.

Noch bin ich unabhängig. Meine Überzeugung ist nicht strafbar, nicht auf La Reunion. Würde ich die Tabok vernichten, wenn ich die Mittel dazu hätte? Ich bemerke, dass dieses grübeln mir nicht gut tut. Wein und Keks wirken schon eine Weile. Vielleicht sollte ich einen Abstecher ins Choco, der Bar des Mercure Creolia machen, eines der Hotels, in denen die wenigen Ausländer auf dieser Insel residieren. Sie kennen dort guten Rotwein. Die Rue du Stade ist nicht weit. Ich brauche ein paar Menschen um mich herum und noch jede Menge Rotwein. Zehn Minuten Fußweg an einem milden tropischen Winterabend. Ich mag das. Ich habe bisher immer noch den Weg nach Hause gefunden. Ich liebe diese Insel, wenn sie auch im Sommer mit ihren Stürmen etwas ungemütlich geworden ist.

Die Erde ist ein wärmerer Platz geworden, die Wärme Verderbnis für viele Gegenden. Ich kenne das Trübsal nordeuropäischer Winter nur aus Erzählungen, hab aber auch schon wenige Tage an kalten Plätzen verbracht. Das Leben kann hart und grausam sein, ungerecht, auch auf La Reunion, aber hier ist es wenigstens ein bisschen warm und spätestens, wenn ich Wein und Ganja nehme, bin ich gerettet. Man grüßt mich im Mercure. Man kennt mich.

Zielstrebig gehe ich in die Bar. Ich werde vom Barkeeper mit meinem Vornamen gegrüßt. Sein Ruf gründet sich auf seine Cocktails, aber ich bleibe bei Rotwein. Sie haben einen sehr fruchtigen Chilenen, einen Cabernet Sauvignon.

Hat gute 14 Prozent, kommt aus einer Gegend Südchiles, wo zur Zeit meiner Geburt gerade mal Äpfel wuchsen.

Die Landwirtschaft hat sich in Chile gen Süden verschoben. Das ging relativ problemlos. Andere Staaten hatten größere Probleme. Die Bar ist halbwegs gefüllt, meist sind es Journalisten mit Sondererlaubnis aus aller Welt.

Manchmal ergibt sich ein Gespräch und vielleicht hat sich das Vorurteil gebildet, dass Memento-Journalisten zum Abend hier hin gehen. Wenn das so ist, war ich nicht ganz unbeteiligt. Der Mendoza ist schon genial. Sonst wo auf der Insel kriegt man diesen Wein nicht, aber ich decke mich hier manchmal mit ein paar Flaschen ein. Und gewisserweise ist er bezahlbar. Manchmal nehme ich auch einen aus Burgund, wo man nun im Prinzip Weine produziert, die vor meiner Zeit aus La Mancha, Spanien hätten kommen können. Ich bin Zeuge der Erderwärmung. Auch auf La Reunion wurde es wärmer. Vor allem nahm die Anzahl der Zyklone pro Saison zu und die Saison ist nun länger. Wenn wir die Technik der Tabok nutzen könnten, könnten wir zu früheren Verhältnissen zurückfinden. Wer interessiert sich für Afrika, für Südamerika? „Darf ich mich zu ihnen setzen?“ Sie spricht Englisch mit einem mir unbekanntem Akzent. Könnte osteuropäisch sein. „Ich bin Alina Magdalena, sag einfach Alina zu mir.“ Ich sage „Alina Magdalena, ich bin Arul“ - „Ich weiß, Arul Ramassamy vom Memento. Der Arul Ramassamy!“ Die Frau könnte zehn Jahre jünger sein, ist fast so groß wie ich, hat langes aschblondes Haar. Sie trägt eine schwarze Lederhose, nicht passend für die Temperaturen dieser Insel; auch nicht im August. Sie bestellt einer der Cocktails, die ich nicht kenne. „Du wunderst dich; ich kenne alle Journalisten vom Memento. Außerdem habe ich ein fotografisches Gedächtnis.“ - „Aus welchem Land kommst du, Alina Magdalena?“ - „Sag einfach Alina zu mir.“ - „Alina Magdalena klingt auch gut.“

Sie hat ein eher blasses, größeres Gesicht und ihre Augen sind blau, etwas trüb und irgendwie ausdruckslos. „Ich komme aus der Europäischen Union, geboren bin ich in Krakau.“ Klimatechnisch gesehen müsste die Umgebung von Krakau für den Weinbau geeignet sein, wenn es dort im Sommer auch recht trocken und heiß ist. Aber die Polen hatten, soweit ich weiß, nie eine Tradition im Weinanbau. Sie hat volle Schenkel. Ich wage einen flüchtigen Blick auf ihren Schoß. „Was willst du auf dieser Insel, Alina Magdalena?“ - „Natürlich ein Interview.“ - „Du weißt, dass du kein Interview mit ihnen kriegst. Sie lassen sich praktisch auf keine Interviews mit Ausländern ein.“

Sie nimmt einen kräftigen Schluck von ihrem Cocktail.

„Warum eigentlich nicht?“ - „Das kann ich dir nicht erklären.“ - „Du selbst hast schon Interviews mit ihnen geführt?“ - „Ja, ich habe schon einige Interviews mit ihnen gemacht“ - „Ich beneide dich.“ Ich verfolge, wie schnell sie ihren Cocktail austrinkt. Schnell ordert sie einen weiteren Cocktail. Was anderes, aber ich kann die eh nicht auseinanderhalten. Sie fingert nach einer Zigarette. Ich verpasse, ihr Feuer zu geben. „In der Eu darf man in Hotelbars nicht rauchen“ - „Hier ist das anders, weil sowieso jeder potenziell unsterblich ist. Da nimmt man das mit dem Rauchen nicht so genau“ - „Willst du auch eine?“ - „Nein, ich rauche lieber das“, zeige ihr mein silbernes Etui mit meinen Zigarillos. „Sie stammen sogar von dieser Insel.“ - „Was ist das?“ - „Ein Edelschokoladenkeks mit ….“ - „Mit? Hmmm, der ist bestimmt kostbar. Ich würde gerne von ihm probieren.“ - „Nein, kostbar ist er nicht, ich ernähre mich praktisch von ihnen. Das Cannabis stammt aus dem Park meines Bruders.“ Sie guckt weiter neugierig. „Die Drogengesetzgebung ist hier sehr liberal.“

- „Es gibt hier praktisch keine Drogengesetzgebung! Aber Kinder- und Jugendschutz.“ Es macht so den Eindruck, dass ihre blauen Augen gierig den Keks betrachten, während ich mir aus dem Etui den vorletzten Zigarillo fische.

„Möchtest du probieren?“ - „Sie lächelt mich halbtrunken an. „Ja, gerne!“ Ich reiche ihr das Etui und sie scheint gierig den Keks zu entnehmen. Aber ich sollte da nicht überinterpretieren.

Wir haben schon eine halbe Stunde miteinander geplaudert. Mein Keks scheint noch nicht bei ihr zu wirken, aber das ist normal. So ein Keks braucht seine Zeit. Sie hat ein bisschen versucht, mich auszufragen. Von Vancouver habe ich ihr natürlich nichts erzählt. Ich bin auch etwas verlegen, trinke schneller als gewöhnlich, aber hier ist für Vorrat gesorgt. „Entschuldige mich für eine Minute, Arul.“ Merklich beschwipst steigt sie vom Barhocker und stakst mit ihren Pumps Richtung Damentoilette, und ich schaue mir dabei ihren prallen Hintern an, der aus ihrer engen Lederhose platzen will. Die Frau ist alles andere als dick, aber sie hat einen prallen Arsch. Ich mag das und mit ein wenig Selbstmitleid sinniere ich darüber, dass ich solche Frauen nicht haben kann. Sie wird vielleicht im Kabinett meiner Wichsfantasien einen Platz einnehmen.

Ihr langes Haar reicht fast bis zu diesem Hintern. Ganja hat eine erotisch stimulierende Wirkung auf mich. In solchen Situationen reicht aber mein Selbstbewusstsein nicht. Sie ist schnell zurück. Ihre Brüste sind eher kleiner.

Offenbar hat sie weiteres Parfüm aufgelegt. „Bist du alleine auf Reunion?“ - „Nein, hab meinen Kameramann, ähm Kamerafrau dabei!“ - „Und wo ist die?“ - „Die schläft schon“ - „Das kannst du völlig vergessen mit dem Interview. Ihr könnt ein paar schöne Aufnahmen von der Insel machen. Leute befragen, vielleicht ein paar Mönche interviewen. Die Mönche haben den besten Draht zu den Tabok. Meinen Bruder kannst du mit auf die Liste nehmen.

Hast gute Chancen mit eurer Kamera einen Jogger zu erwischen.“ - „Sie laufen sehr gerne“ - „Ja, sie laufen sehr gerne, aber meist sind sie im Gebirge unterwegs.“ - „Sind sie high, wenn sie laufen?“ - „Das kann schon sein“, antworte ich zurückhaltend. „Dann werde ich mich erst mal mit einem Interview mit dir begnügen“ - „Mit oder ohne Kamera?“ - "Ein ganz spezielles Interview ohne Kamera.“

Sie hat ihren Kommunikator nicht auf dem Tresen liegen.

Sicher kann ich mir aber nicht sein, dass sie unser Gespräch nicht irgendwie aufzeichnet. Die Möglichkeiten sind ja unbeschränkt. Diesbezüglich werden bei der Einreise keine Kontrollen vorgenommen. Sie kichert, bestellt einen weiteren Cocktail. „Ein ganz spezielles Interview, Arul. Bist du bereit?“ - „Ich bin bereit, aber das Memento hat mich natürlich in verschiedenen Dingen zum Schweigen verpflichtet.“ - „Es wird ein sehr persönliches Interview, Arul" - „An mir gibt es nichts Interessantes, Alina Magdalena“ - „Du magst es kompliziert?“ - „Ja manchmal“ - „Bist du verheiratet?“ - „Nein, leider nicht“ - „Du wärst also gerne verheiratet!“ - „Ja, ich wäre gerne verheiratet und hätte gerne Kinder. Jetzt weist du praktisch alles über mich“ - „Warum bist du nicht verheiratet?“ - „Hat sich nicht ergeben. Warum willst du das wissen?“ - „Du bist süß, Arul!“ Die Ernsthaftigkeit ihrer Aussagen relativiert sie durch weiteres Kichern. Wer weiß, wie das Ganja bei ihr zusammen mit dem Alkohol wirkt. „Wie findest du mich?“ Ich suche zuerst nach einer diplomatischen Antwort. Sie müsse schon zu den Spitzenjournalisten zählen, wenn sie eine Gelegenheit bekommen habe, nach Reunion zu kommen. „Das meine ich nicht, Süßer.“ Sie versucht, mir tief in die Augen zu blicken. Meine Verlegenheit wächst. „Macht das Ganja dir Probleme?“ - „Ganja?“ - „Das Cannabis!“ - „Du bist süß, Arul! Das Ganja ist voll ok. Also wie findest du mich?“ - „Du bist sehr attraktiv, Alina Magdalena!“ Mehr an Vorstoß schaffe ich nicht.

„Bist du Hindu oder Moslem?“ - „Ich bin Katholik“ Sie lacht. „Das erklärt vieles. Ich bin auch katholisch, aber sehr versaut katholisch!“ Ich sage dazu nichts. Wäre ich hellhäutig, würde meine Gesichtsfarbe vermutlich zu Rottönen wechseln. „Weist du Arul, für was ich mich heute Abend ganz besonders interessiere?“ - „Du willst, dass ich dir ein Interview mit den Tabok vermittle. Aber das kann ich nicht!“ - „Nicht ganz, Arul. Fast! Aber heute Abend interessiere ich mich für eine ganz andere wichtige Angelegenheit“ - „Mir fällt nicht ein, was das sein könnte, Alina Magdalena“ - „Nicht dass du jetzt ein Vorurteil gegen polnische Journalistinnen aufbaust.“ Sie versucht ernst zu bleiben. „Heute, an diesem schönen Abend interessiere ich mich für deinen Schwanz.“ Der Satz versetzt meinen Genitalien einen weiteren Tiefschlag. Ich wage es nicht, ihr zu sagen, dass mein Schwanz sich für Alina Magdalena interessiert. „Wie findest du meinen Arsch?“ - „Die Hose steht dir gut“ - „Du bist aber ein ganz schüchterner, Arul. Ich will deinen Schwanz. Ich will mit dir ficken, Süßer!“ - „Das will, das will ich auch.“ Jetzt ist es raus. Jetzt kann ich mich nicht mehr über ausländische Journalistinnen beschweren, die einen belästigen. Sie rückt näher, wir stoßen an und dann küssen wir uns. Ihre Zunge sucht meinen Mundraum zu erobern. Ich bin überwältigt von ihrer Nähe, von ihrem Duft. Eine Hand von ihr greift zwischen meine Beine. Ich streichele das glatte schwarze Leder. Als ich mich von ihrem Mund löse, fängt sie an meinem Ohr zu knabbern und flüstert mir dann Unerhörtes ins Ohr. Ich versuche, mutig zu sein. „Zeig mir deinen Traumarsch!“ - „Der wird sich gleich schön für dich positionieren. Wenn ich dafür deinen geilen Schwanz haben darf.“ Sie gibt dem Barkeeper ein Zeichen, das wir gehen wollen. So kennt man mich hier nicht. Ich habe nicht den Ruf, dass ich mich hier mit weiblichen Hotelgästen amüsiere.

Gleich einem Schlafwandler folge ich ihr zum Aufzug; in der linken habe ich eine halbe Flasche, meine andere Hand versucht schüchtern mit ihrer Lederhose Bekanntschaft zu machen, Bekanntschaft mit ihrem Po. Sie kichert die ganze Zeit. Ich könnte das Vorurteil aufbauen, dass polnische Journalistinnen die ganze Zeit kichern. Mit ihren Schuhen ist sie sogar ein, zwei Zentimeter größer als ich. „Hier schläft meine Kamerafrau. Das ist eine ganz Brave. Ich erkundige mich danach, ob sie auch Polin sei.

Als sich Alina Magdalena der Zimmertür von 358 genähert hat, öffnet sich diese auf Druck. Ich habe als Gast noch nie ein Zimmer des Mercure gesehen, auch die Hotelgänge sind mir fremd. „Komm mein Süßer!“ Ich gehorche ihr. „Wollen wir noch etwas trinken?“, frage ich vorsichtig. „Quatsch, getrunken wird hinterher!“ Sie attackiert mich, zieht mich aus, bis ich nur noch in Unterhose und Socken dastehe. „Auch das?“ - „Auch das!“ Ich bin einer der verkorksten Typen, die dabei am liebsten das Licht ausmachen würden, katholisch verkorkst könnte man sagen, obwohl meine Religion praktisch keine Gelegenheit gehabt hat, schon als Kind meine Sexualmoral zu prägen. Das Licht sollte teilweise aus sein, sodass ich nicht gesehen werden kann, aber ich möchte ein bisschen die verbotenen Früchte betrachten. Meine Unterhose fällt, und ich sehe ihr erstauntes Gesicht. „Er ist ja nicht gerade der Größte.“ In unsichtbarer Weise werde ich wieder rot und meine Männlichkeit droht zu schrumpfen, aber sie nimmt sich ihrer an. „Ja mein Schwanz ist nicht so groß wie dein Arsch.“ Sie kniet sich, immer noch angezogen, vor mich hin, macht Fingerübungen, krault meinen Sack, stimuliert mit einer zarten Faust mein Glied, bis es wieder zu seiner fast Mittelmäßigkeit angewachsen ist. Ich träume. Ich träume davon, dass sie dieses schlechte Mittelmaß in ihren Mund nimmt, fest an ihm saugt. Optisch zwar weniger als mittelmäßig ist er doch sehr empfindsam. Ich träume weiter, denn mein Wunsch wird wahr. Ich streichle ihren Kopf, ihr Haar, aber ich glaube nicht, dass sich dafür interessiert. Sie interessiert sich nur für meinen Schwanz. Das Ganja verhindert, dass ich sofort komme, macht mich aber gleichzeitig empfindsamer. Ihr Mund löst sich von meinem Schwanz. So groß scheint er noch nie gewesen zu sein. Man kann jetzt durchaus sagen, dass er die Mittelmäßigkeit erreicht hat. „Jetzt sollst du meinen Arsch versohlen!“ Sie zieht ihre Bluse aus, dann streift sie die Pumps ab, und dies mit der Hose zu tun, scheint nicht einfach zu sein, da sie sehr eng am Körper sitzt, aber sie hat da natürlich Routine. Ich wäre hoffnungslos überfordert gewesen. Ihre Taille ist recht dünn, aber der Arsch erscheint dagegen groß. Sie streift dieses bezaubernde Höschen runter, zieht die schwarzen Schuhe wieder an. Sie will offensichtlich größer sein als ich. Zugegeben, es geilt mich auf, dass sie die Schuhe wieder anzieht. Das Licht soll anbleiben. Sie befiehlt mir, zum Schrank zu gehen und die linke Schublade zu öffnen. Sie guckt mir dabei in die Augen. Ich senke den Blick und schaue auf ihren Schoß. Sie ist nicht rasiert. In diesem Hier und Jetzt mache ich alles, was sie will. Dies ist ein Traum und morgen ist ein anderer Tag. Ich öffne die Schublade und ergreife die schwarze Peitsche. Es ist wohl mehr eine Spaßpeitsche; ich kenne mich da nicht so aus. Sie hat mir inzwischen ihre Kehrseite zugewandt. Der Po scheint wie ein Traum im Traum; ihr langes Haar reicht fast bis zum Anfang der Poritze. „Schlag zu, feste!“, befiehlt sie. Oder bettelt sie auch ein bisschen? Ungeübt schlage ich mit der schwarzen Peitsche. „Fester!“, befiehlt sie. Ich gebe mir Mühe, meiner Herrin zu gefallen, meiner Herrin zu Diensten zu sein. Ich schlage fester zu und mit jedem Schlag scheint sie mehr zu genießen. Ich habe einen Tunnelblick, der nur noch Raum für ihren Arsch lässt. Ich darf es nicht zugeben, mir nicht und der Welt nicht, dass ich diesen Arsch anbete. Ich genieße es, sie zu schlagen, versuche sogar, ihr ein bisschen wehzutun, aber bei jedem Versuch jauchzt sie nur auf, bis ihr Neues in den Sinn kommt.

„Arul, jetzt will ich deinen Schwanz. Sie dreht sich um, nimmt mir die Peitsche aus der Hand, schmeißt sie in die Ecke und küsst mich, während eine Hand meinen Schwanz stimuliert. Viel härter wird er nicht werden. Sie zieht mich auf den Boden und streckt dann ihren Popo nach mir aus, spreizt einladend die Beine. Ganja, hilf mir, bete ich und dringe in sie ein. Meine Oberschenkel klatschen zusammen mit ihren Arschbacken. „Willst du mich in den Arsch ficken?“ Ich antworte nicht und es klatscht weiter, bis ich komme.

Das war's dann wohl. Sie hatte keine Lust, sich mit mir für den nächsten Tag zu verabreden. Nein, es wäre nicht schlecht mit mir gewesen, aber sie suche auf dieser Insel die Abwechslung. Mit solchen Worten im Ohr war ich dann mitten in der Nacht von ihr aufgebrochen, hatte natürlich den erregenden Vorfall im Kopf. Es musste gegen halb drei gewesen sein, als ich zu Hause eintraf. Ich rauchte, nahm noch einen Keks, öffnete eine Flasche Rotwein, weil ich besinnungslos berauscht diesen Tag beenden wollte. Immer wieder hatte ich den Ablauf des Abends vor Augen, ihren bedeutenden, einladenden Arsch. In meiner Fantasie schlug ich sie noch mehrfach mit ihrer Peitsche. Die Lust hat mir wieder gezeigt, dass ich kein Priester sein kann, wenn ich die Regeln ernst nehmen wollte. Glücklicherweise hatte ich am Morgen keine Termine, versuchte auszuschlafen, holte mir aber schon am frühen Morgen mit Fantasien um Alina Magdalena einen runter, schlief dann noch ein Weilchen, trotz aller Vorkommnisse traumlos, hatte aber nicht die Ruhe, bis Mittag im Bett zu bleiben, einen Luxus, den ich mir manchmal leiste, wenn es sehr spät geworden ist. Sie hatte nicht gesagt, dass sie verheiratet sei, aber vermutlich ist sie das. Der Ring an ihrem Finger deutete darauf hin. Sie wäre nicht die erste verheiratete Frau gewesen, mit der ich geschlafen hätte. Ein trauriges Kapitel, das sich nicht mit meiner Religion verträgt, nicht mit meinen Grundüberzeugungen. Kein One-Night-Stand verträgt sich mit meinen religiösen Grundüberzeugungen. Der Katholizismus ist stark geblieben. Trotz Angriffe von außen und von innen hat er an seinen Positionen festgehalten, an seiner Sexualmoral, am Zölibat. Im 21. Jahrhundert gewannen die Religionen an Macht zurück. Es gibt weitaus radikalere Religionen als den Katholizismus. Alina Magdalena scheint sich nicht um ihre Religion zu scheren, aber ich, für meinen Teil, verzeihe ihr. Ich möchte ihren Arsch küssen, immer wieder, ihr langes Haar streicheln, sie für mich gewinnen. Vermutlich habe ich ihr erzählt, dass ich sie heiraten will. Das wäre konsequent. Ich weiß nicht mehr so genau. Aubrey de Grey zu ermorden, widerspricht auch den Spielregeln meiner Religion. Schon alleine deshalb werde ich es nicht tun, obgleich diese Maßnahme fast notwendig erscheint. Du sollst nicht töten! Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib! Jeder ist mein Nächster! Ich hatte gesündigt, sündigte in der Fantasie fort. Ich will Sex mit Alina, aber sie hat das Problem für mich gelöst. Mein Bruder sagt immer, dass ich nicht so früh das Wort heiraten in den Mund nehmen soll. Wenn ich mit einer Frau Sex habe, der mich erregt, kann ich mir vorstellen, sie zu heiraten. Ich habe meinen Bruder angerufen und einen weiteren Besuch für morgen angekündigt. Mein Flieger nach Vancouver geht in einer Woche. Es ist nun schon etliche Monate her, dass ich eine Affaire hatte. Die letzte war auch sehr kurz. Diese Ereignisse bringen für einige Wochen meinen Gefühlshaushalt ins Chaos. Gewöhnlich für ein paar Wochen. In mir regt sich der Wunsch, ins Hotel zurückzukehren, Alina Magdalena zu suchen, um ihren Arsch anzubeten, um mir Befehle geben zu lassen. Ich bin an sich nicht devot, aber in der sexuellen Konfrontation bin ich alles Mögliche. Mein Trieb ist stärker als die Angst vor der Sünde.

Vielleicht ist die Sünde auch nicht so groß, es erscheint mir alles sehr menschlich. Ich sollte mir darum nicht so einen Kopf machen, sondern besser überlegen, wie ich ein medizinisches Zentrum in die Luft sprengen kann. Ich verfüge nicht über Sprengstoff. Noch nicht! Ein kleiner Vorrat hier auf La Reunion wäre auch nicht schlecht. Man weiß nie, wofür man so etwas gebrauchen kann. Ich will eigentlich keinen Tabok umbringen. Wäre das Mord? Die Tabok sind Rettung und Fluch für diese Welt. Ich sitze auf dem Balkon meines Apartments und genehmige mir einen starken Kaffee. Der Blick von hier ist nicht berühmt. Er geht auf eine Straße mit weiteren mehrgeschossigen Wohnhäusern. Ein paar Palmen hat man angepflanzt. Ich liebe Palmen. Es gibt auf der ganzen Welt Menschen, die gegen die unbeschränkte Lebensverlängerung sind. Die Idee der unbeschränkten Lebensverlängerung ist eine Idee gegen das Leben. La Reunion bietet der ganzen Welt diese Idee an. Ich vermisse schon seit Langem Kinder auf der Straße. Gewissermaßen ist die Straße recht kinderlos. Ich vermisse meine Kinder, die ich nicht zeugen kann.

Auch der Schoß von Alina Magdalena würde meine Spermien nicht fruchtbar machen. Vielleicht sollte ich mich an die Tabok wenden. Sie kennen vielleicht Mittel und Wege. Natürlich würde ich Kinder adoptieren, es müssen nicht notwendigerweise meine Kinder sein, aber dafür brauche ich eine Frau. So geht’s nicht! Ich habe sie dreimal gevögelt. Das dritte Mal war eigentlich nur ein Versuch, aber es gelang dann doch, als sie mich rücklings ritt.

Ihr gewaltiges Hinterteil versuchte, mich zu verzehren.