FG - Heinz Andernach - E-Book

FG E-Book

Heinz Andernach

0,0

Beschreibung

Die Geschichte von Andi und seinen Freunden in den Siebzigern, die Raumschiffe bauen wollen, um die Erde zu retten. Kleine Phantasten, aber auch intelligente Jungs, die während sie sich mit ihren Plänen und Phantasien beschäftigen, mehr und mehr mit den Realitäten konfrontiert werden.. Eine coming out age Geschichte einer anderen Zeit.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 81

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Untertertia, Obertertia, hört sich ein bisschen an wie unteres Tertiär oder oberes Tertiär.

In meinen Erinnerungen scheint die Untertertia (8.Klasse), meine Untertertia, ähnlich weit zurückzuliegen wie das Tertiär, stimmt aber nicht ganz. Meine Untertertia liegt mehr als 50 Jahre zurück, das Tertiär bis zu 60 Millionen Jahre; ich müsste nachschauen. Jedenfalls habe ich da noch nicht gelebt.

Vielleicht lag damals schon eine Ahnung in der Luft, dass sich eine Menschheit entwickeln würde, vermutlich aber nicht.

Menschheit ist ein nicht unwichtiges Wort in dieser Geschichte, aber die Geschichte spielt im Wesentlichen in Deutschland, das heißt in der damaligen BRD, allerdings auch in den Freiräumen der Phantasie, die uns auf unbewohnte Inseln, Wüstenregionen in Afrika, auf Asteroiden und sogar ferne Sterne führen. Aber vielleicht wird hier zu viel versprochen.

Die Geschichte liegt etwas im Dunkeln, weil die Erinnerungslücken schon den letzten Tag weniger greifbar machen. Die Geschichte ist eigentlich eine ganz normale Romangeschichte, sie ist aber auch Geschichte im Sinne von historisch, obwohl der zuständige Historiker kaum Quellen zur Verfügung hat, nur ein Gedächtnis, dass möglicherweise eine Reise zu einer aufkommenden Demenz aufgenommen hat und auch das Internet ist nicht hilfreich, da es den Andi vor fünfzig Jahren nicht kennt. Andi, in anderer Schreibweise und Aussprache auch Andy, eigentlich mit Vornamen Henry war mit Peter F., kurz PF, wie er später eine Zeitlang genannt wurde, 1970 in der gleichen Klasse in einem Gymnasium nahe Siegburg und wer Siegburg nicht kennt: Siegburg ist ein beschauliches Städtchen mit ehemaligem Kloster auf einem Hügel als Wahrzeichen, am Fluss Sieg gelegen, einem kleineren rechten Zufluss des Rheins, nicht weit entfernt von der damaligen provisorischen Hauptstadt der BRD, Bonn und auch nicht so weit entfernt von der Fastmetropole Köln, am Rande der Kölner Bucht gelegen, wo flaches Land zu hügeligem wird.

Vermutlich begann die Freundschaft zwischen PF und Andi, wie Henry von PF genannt wurde schon 1969. PF war (damals) etwas dicklich und völlig unsportlich, Andi hingegen hoch aufgeschossen, schlank und es gab Felder im Sport, in denen er langsam besser wurde. Auffallend weiter an Andi eine mehr oder weniger hässliche Brille, zum Ausgleich von Kurzsichtigkeit, die seine Augen scheinbar kleiner machte, während PF strahlend blaue Augen hatte, die nur von einem Michael übertroffen wurden, den Andi in der Sexta (5.) kennengelernt hatte, als PF noch gar nicht auf dem Gymnasium war.

Andi hatte, bevor er PF kennenlernte, die Quarta (7.Klasse ) wiederholen müssen (oder dürfen), sitzen geblieben, wie man damals sagte. (leitete sich logisch von Versetzung ab).

Mit anderen Worten: PF war der bessere Schüler und in später selbst durchgeführten Intelligenztests, insbesondere in dem als Buch erhältlichen eines Psychologen und Rassisten namens Eysenck schnitt er deutlich besser ab, (PF hätte vermutlich kein Problem gehabt in MENSA aufgenommen zu werden), dennoch gewann Andi meistens im Schach gegen ihn und auch im Go, ein Spiel, dass sie sich Jahre später angeeignet haben.

Es spielt eigentlich keine Rolle, wer von beiden intelligenter war. Im Laufe des Jahres 71 kam ein Freund dazu, der in diesen Intelligenztests noch besser abschnitt als PF. Es spielte im Denken von Andi und vielleicht auch bei den anderen eine Rolle.

Die interessantere Frage ist: wer von beiden, Andi oder PF, war der größere Spinner?

Andi war schon in früheren Jahren ein Träumer und Spinner, Fundamente für einen späteren paranoiden Charakter wurden schon in seinem sechstem Lebensjahr angelegt, vielleicht sogar schon früher, aber an möglicherweise auslösenden Vorfällen gab es nie eine wirkliche Erinnerung. An Dinge, die mit sechs oder später vorgefallen waren, bestand teilweise eine Erinnerung.

Gerüchte, dass er nicht ganz richtig im Kopf sei, und so etwas hätten seine Eltern gesagt, ein etwas älterer Junge namens Dölger war die Quelle, hinderten ihn nicht an seinen Spinnereien.

Nimmt man surrealistische Künstler, Schriftsteller oder Filmemacher zum Maßstab, reichte es nicht dazu, ein ausgesprochener Phantast zu sein.

Diese Art von Kunstrichtung inspirierte ihn und es gab spätere Versuche in diese Kreise aufgenommen zu werden, die aber nur geringen Erfolg zeigten.

Trotz aller Spinnereien und Phantastereien gab es da eine Wurzel aus hartnäckigem Realismus, der die Ausflüge ins Reich der Phantasie beschränkte. Diese Art von Mixtur war gar nicht so ungefährlich.

Das Fernsehen war damals so wichtig wie heute das Smartphone und man befand sich im Kampf gegen die elterliche Kontrolle, die Zeiten für Fernsehen beschränkte, insbesondere für Abends, und es galt, die möglichen Zeiträume in den späten Abend auszudehnen.

Es muss 1966 gewesen sein, also vier Jahre bevor die eigentliche Geschichte beginnt, da schwappte für viele schon ältere Kinder eine Welle der Revolution vom Fernsehen in ihre Köpfe. Commander MacLane alias Dietmar Schönherr flog mit seinem Raumschiff Orion auf der zweidimensionalen Mattscheibe der damaligen Schwarz-Weiß-Fernseher. Millionen deutsche Kinder lernten, was Science-Fiction ist, nämlich Abenteuer in einer Zukunft, die man schon in der Gegenwart erzählt bekam.

Die wesentlichen Abenteuer, an denen Andi Teilhabe gehabt hatte, lagen fast alle in der Vergangenheit, denn er hatte zum Beispiel jeden verfügbaren Karl May Roman verschlungen.

Die Serie Raumpatrouille brachte für ihn eine geistige Revolution, die sein Denken zumindest in zweifacher Hinsicht beeinflusste.

Er begann sich für Sterne und das Weltall zu interessieren.

Ein großformatiges Buch aus der Pfarrbücherei konnte einen ersten Wissensdurst bei ihm stillen. Die Basisdaten des Planetensystems standen auch auf einer Seite im Diercke Weltatlas und da gab es noch die detaillierten Sternenkarten im Großen Duden Lexikon.

Es formte sich vielleicht auch so etwas wie ein Berufswunsch: er wollte Astronom werden.

Die zweite Änderung seines Denkens war vielleicht subtiler. Andi musste begriffen haben (obgleich die Serie nur mit deutschsprachigen Schauspielern besetzt war und damals war die deutsche Gesellschaft nicht so multikulti wie heute), dass die Crew der Orion international war und dass die gezeigten Raumschiffe nicht deutsche Raumschiffe waren, sondern zu einer Sternenflotte der Menschheit gehörten. Gut möglich, dass Andi damals schon ein Fan dieser Idee wurde.

Die Serie wurde zwei Jahre später im ersten Programm wiederholt und auch sein Kindergartenfreund Peter, der zweite Peter in dieser Geschichte und des weiteren hier PT genannt, hatte nun auch die Möglichkeit die Serie zu sehen.

Andi kannte PT seit dem Kindergarten. Wann sie sich zum ersten Mal bewusst wahrgenommen haben, liegt tief unter Erinnerungslücken verborgen, jedenfalls müssen sie sich in den letzten Monaten der Kindergartenzeit angefreundet haben.

In den ersten vier Schuljahren, die sie gemeinsam in der Volksschule verbrachten, setzten sie die Freundschaft fort und verfestigten sie. Sie wurden sogar Blutsbrüder, eine Idee der Beziehung, die der Karl May Leser Andi realisieren wollte.

PT war der bessere Schüler, hatte allerdings ein paar Vorteile durch eine aufgeweckte, ein Jahr ältere Schwester.

Andi hatte Eltern, die mit ihm übten.

Die Freundschaft wurde dadurch gefährdet, dass PT nach vier Schuljahren auf das Gymnasium in Siegburg wechselte, während Andi nun auf das Gymnasium in ihrer Stadt ging, die benachbart zu Siegburg liegt.

PT war immer ein geduldiger, interessierter Zuhörer für Andis Spinnereien und er hat bei vielem mitgemacht.

Science-Fiction war auf einmal angesagt, es gab diverse Serien wie Invasion von der Wega, aber dann vor allem später Star Trek, deren Besatzung schon internationaler rüber kam als die von der Orion. Der Erste Offizier der Enterprise war sogar ein Außerirdischer.

Im Grunde genommen war dann zuletzt Krieg der Sterne für Andi die Megaenttäuschung, weil die Reihe mit ihren Prinzen und Prinzessinnen mehr Märchen als Science-Fiction war, Fantasy kam auf und lief der SF den Rang ab.

Fantasy ist gewissermaßen auch nationaler als SF, aber das alles ist außerhalb der Zeit, in der diese Geschichte spielt.

Die Freundschaft zu PT hat gehalten, auch wenn jedes Gymnasium eine Welt für sich darstellt, die man morgens müde betrat und kurz nach Mittag meistens gegen eins wieder verließ.

Für PF war es eine kleine Weltreise, weil er sozusagen auf der anderen Seite von Siegburg wohnte. In der Nähe seines Zuhause gab es einen Fernsehturm, der Nachts unheimlich aussah. Die Siedlung, in der PF wohnte, lag auf einer Anhöhe, von Siegburg auch durch einen Wald getrennt, alles Hindernisse, aber auch Herausforderungen, wenn man sich gegenseitig mit dem Fahrrad besuchen wollte, zumal es auch 12 km reine Fahrstrecke war. PF hat das dann praktisch auch nicht gemacht. Er lebte in einem Bungalow mit zwei jüngeren Geschwistern und sein Vater war ein Verbrecher.

OB PFs Vater schon damals ein Krimineller war, weiß ich eigentlich gar nicht, jedenfalls war er geschäftlich unterwegs. In späteren Jahren ist er dann tatsächlich in den Knast gekommen, später noch hat er ein kleines Altenheim gegründet, nicht unweit von Andis Wohnung, der inzwischen diesen Namen abgelegt hatte und allgemein wieder Henry genannt wurde.

Inwieweit sein Nachname Milk seine Schulkameraden inspiriert hatten, ihn Galaxis zu nennen, ist nicht ganz klar. Es war wohl mehr sein doch stärkeres Interesse für Sternenkunde, die den Eich dazu führte, ihn mit dem Namen fast zu hänseln. Der Eich besaß ein bisschen den Neid von Andi, denn der Eich war eine Sportskanone.

Irgendwie war er auch nicht unsympathisch.

Die sportlichen Fähigkeiten von Andi entwickelten sich etwas im Laufe der Pubertät und weiteren Jugend. Als anerzogener Rechtshänder war er meist etwas linkisch und im Turnen und in den Wurfdisziplinen, letztere, in denen zum Beispiel sein Onkel Hein als Jugendlicher brillierte, versagte er völlig.

Es zeigte sich aber ein Talent im Laufen, für Mittel- und Langstrecken und er entwickelte Kraft. War es ihm früher unmöglich, ein dickes Seil hochzuklettern, schaffte er es später ohne Unterstützung der Füße.

Die Verbesserungen begannen schon, als er PF kennenlernte und vielleicht wenig, vielleicht mehr verachtete er PF wegen seiner totalen Unsportlichkeit und er hätte vielleicht lieber einen Freund wie den Eich gehabt, aber war der überhaupt in der Lage ihn zu verstehen?

Andi hatte teilweise schon länger die Tendenz gehabt, sich andere Außenseiter zu Freunden zu suchen, zum Beispiel