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Rouven erhält von seinem Vater an seinem zwölften Geburtstag einen Spiegel als Geschenk. Als er Nachts die Stimme seines Vaters hört und dem Spiegel näherkommt, wird er in eine magische und teiles verrückte Welt gezogen, um dort nach seinem Vater zu suchen.
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Seitenzahl: 148
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Dennis Weiß
Der Spiegel
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Der Spiegel
Vorwort
Ein Geschenk
Alles nur ein Traum?
Der weiße Nihil oder die Welt der Fantasie
Roboter
Schlaf Mureh
Auf dem Weg zu den Cohrrekt
Im Dorf angekommen
Das Land der RIESEN und der Winzlinge
Weiß er, was er kann?
Vampy hat’s aufgespürt, dass der Weg zur Hexe führt
Weiter hinauf
Eine schattige Verbindung
Nevuor und die Wahrheit
Impressum neobooks
Idee: Dennis Weiß
Text: Dennis Weiß
© 2013, 2021
Die Idee zu dieser Geschichte gab es bereits 2011. Allerdings begann ich zu dieser Zeit mit meiner Tätigkeit als Sozialpädagoge, sodass wenig Zeit für das Schreiben insgesamt blieb.
2013 bestand nun die Möglichkeit, die Geschichte rund um einen Spiegel und einen Jungen zu verfassen und wieder kam etwas dazwischen. Dieses Mal allerdings lag es an dem Ausgang. Ich hatte einfach eine Blockade und stoppte.
Gegen Ende 2020 stieß ich dann wieder darauf und hatte erst 2021 wieder richtig Zeit, mich mit meiner eigenen Idee auseinanderzusetzen, denn meine Notizen existieren nicht mehr. Im Grunde lernte ich sie neu kennen. So wurde Einiges abgeändert, wie z.B. der Name des Protagonisten. Ursprünglich trug er den Namen meines Sohnes.
Es war ein stürmischer Morgen. Rouven machte sich schon früh auf den Weg zur Schule, denn erfahrungsgemäß dauerte es länger, wenn es regnete, und besonders, wenn es stürmte. Heute war auch noch eine Mathearbeit dran. Rouven fand Mathe nicht besonders spannend, aber er war nicht schlecht darin, also wird es wohl heute auch kein Problem darstellen, diesen Test hinter sich zu bringen. Zumal heute sein Geburtstag war und zwar sein Zwölfter.
Als er in der Schule ankam, war er patschnass. Er hatte ja auch seinen Regenschirm vergessen, was eigentlich untypisch für ihn war. Rouven wollte, dass die eine Hälfte des Tages rasch rumging, damit es zum anderen Teil kommen konnte.
Die Zeit verging tatsächlich wie im Fluge. Schnell hinsetzen, Test schreiben und noch den Deutschunterricht überstehen, um dann fix nach Hause zu laufen, um seinen Geburtstag zu feiern- so war der Plan. Und so kam es dann auch.
Als Rouven die Auffahrt seines Heims betrat, fiel ihm etwas auf, was ihn traurig stimmte: Sein Vater war nicht dort. Wo war er nur? Er hatte es doch versprochen. Versprochen an seinem Geburtstag zu Hause zu sein. Enttäuscht ging er ins Haus und betrat den Flur, in dem seine Mutter schon wartete. Sie umarmte ihn herzlich:
„Herzlichen Glückwunsch, mein Junge“, sagte seine Mutter.
„Danke-!“ folgte von ihm, aber man spürte diese Mischung aus Enttäuschung und leichter Wut.
„Er konnte…“ versuchte seine Mutter zu erklären, aber wurde von ihrem Sohn unterbrochen.
Rouven sprang auf und unterbrach seine Mutter, was er sonst nie tat:
„Er kann immer nicht, warum nur, bin ich ihm nicht wichtig?“
Die Tränen kullerten seine Wange hinunter. Er konnte es einfach nicht mehr zurückhalten, auch wenn er es eigentlich verhindern wollte.
„Aber Rouvi“, sie ging langsam wieder zu ihm, und umarmte ihn inniger als zuvor. „Er kann nicht. Verstehe das doch.“
„Immer!“ rief Rouven enttäuscht.
Und dann füllte Stille den Raum. Rouven ließ ganz langsam seine Mutter los, denn er hatte etwas entdeckt. Es stand im Wohnzimmer. Man konnte es vom Flur aus sehen, denn es war von großer Gestalt und war verpackt.
Rouven bewegte sich allmählich darauf zu. Irgendetwas war anders. Es fühle sich an wie eine Art Magie, wie ein magnetisches Feld und zog ihn in den Bann. Seine Mutter rührte sich nicht. Als er nun endlich, nach einer gefühlten, kleinen Ewigkeit, das Geschenk erreichte, hob er seine rechte Hand, um es zu berühren.
Die Neugier wusste, warum. Als er es anfasste, durchzuckte ihn ein Bild. Sofort ließ er los, losgerissen von dem Bann.
„Daddy?“ stieß er heraus.
Sein Herz schlug auf einmal schneller als vorher. Er schaute hinüber zu seiner Mutter, die einen Blick zurückwarf, der ein Wissen, über das Geschenk und Situation erahnen ließ.
„Mama, was ist das?“ fragte er ungeduldig.
Seine Mutter überlegte. Sie wusste nicht wie sie es ihrem Sohn erklären sollte. „Öffne es, und lass dich überraschen...“ war ihr Vorschlag daraufhin.
Diplomatie schützt vor Erklärungen. Also rannte Rouven in die Küche, um sich schnellstmöglich eine Schere zu besorgen. Es dauerte keine fünf Minuten ehe er wieder da war. Seine Mutter verhielt sich eher wie ein Baum und stand wie angewurzelt an Ort und Stelle.
Dann setzte er, zunächst vorsichtig, die Schere an und schnitt vom untersten Punkt so hoch wie er konnte. Er setzte dabei von vier verschiedenen Seiten an und wurde immer schneller. Das Papier war hart und langweilig grau. Rouven würde Geschenke jedenfalls nicht so einpacken.
Für den oberen Teil benötigte er eine Leiter, denn das Eingepackte war über zwei Meter hoch und Rouven kam dort mit seinen zwölf Jahren noch nicht ran. Er organisierte alles selbständig- seine Mutter half ihm nicht. Nachdem er das Geschenkpapier beseitigt hatte, war er verblüfft, denn dortstand ein Spiegel. Seinen Anblick fand Rouven nicht besonders schön. Er war schwarz mit Verschnörkelungen.
Rouven drehte sich zu seiner Mutter um: „Auf deine Erklärung bin gespannt.“
Und er war sauer, nicht so wie Apfelringe, eher wie eine Zitrone. Diplomatie schützt wohl doch nicht vor Rechtfertigungen.
„Ich wusste“, fing sie an, „dass dieser Tag kommen würde, und ich wusste, dass ich dies alles einmal erklären muss. Aber bisher warst du nicht bereit oder wolltest es vielleicht nicht hören.“
Aber es schien wie eine Blockade zu sein, es fiel ihr sichtlich schwer, darüber zu reden. Es musste etwas sehr Schlimmes sein. Sie weinte. Rouven blieb aber vor ihr stehen. Er wollte nun eine Antwort, so Leid es ihm tat. Er konnte jetzt nicht darauf eingehen, dass sie weinte.
Also holte sie tief Luft: „Dein Vater ist nicht auf einem Stützpunkt im Irak.“
Rouvens Augenbrauen zuckten so schnell hoch vor Verwunderung, so dass sie hätten beinahe einen Krampf bekommen hätten. Aber er blieb tapfer und ließ seiner Mutter die Möglichkeit, sich zu erklären. Sie tat dies auch. Es wurde ein langer Abend. Sie erzählte ihm davon, dass sein Vater woanders ist, aber sie nicht weiß, wo.
Er verschwand eines Tages, aber er verriet ihr nicht den Grund. Nach und nach kamen Briefe, in denen stand, dass er zu sich selbst finden müsse. Sie glaubte, er hätte eine Affäre, aber das war es auch nicht. Sie machte sich die ganze Zeit Vorwürfe, was es sein könne und ob sie daran schuld wäre. Aber die Zweifel verzogen sich ein wenig, weil sie jedes Mal einen Brief erhielt, der direkt auf ihre Fragen, die sie sich nur selbst gestellt hatte, die Antworten erhielt. Nur auf eine nicht: Wo er ist.
„Dein Vater sagte mir, dass du an deinem Zwölften Geburtstag eine Möglichkeit bekommen würdest, ihn zu finden und es dann zu verstehen“, sprach sie.
Rouven wusste gerade nicht, wie er sich fühlen sollte. Sein Vater ist irgendwo, schreibt seiner Mutter Briefe und lässt einen Spiegel schicken. Wie soll er denn zu ihm finden?? Da sich keine Lösung zu finden schien, gingen beide ins Bett, denn Morgen würde die Geburtstagsfeier mit den Verwandten sein, und bei der kann man doch nicht unausgeschlafen sein. Der Spiegel blieb aber im Wohnzimmer.
Die Nacht brach schnell herein. Der Himmel war sternenklar. Der Wind wehte nur ganz leicht. Rouven aber konnte natürlich nicht schlafen. In seinem Kopf drehten sich die Gedanken. Wo war sein Vater und warum? Liebte er ihn nicht mehr? Rouven hatte nur schöne Erinnerungen an seinen Vater, die langsam zu verblassen drohten.
„Rouven“, hauchte der Wind.
Rouven zuckte ein wenig zusammen. Wer war das? Er konnte niemanden sehen. Also beschloss er aufzustehen, denn aus einem ihm unbekannten Grund stieg der Mut in ihm.
„Rouven, komm zu mir“, hauchte der Wind abermals.
Rouven brauchte keine Angst zu haben, das spürte er. Ihm war mulmig, aber nicht ängstlich. Er ging die Treppe hinunter und gelangte in das Wohnzimmer.
„Du bist schon fast dort“, flüsterte die Stimme, die nun mit jedem Schritt deutlicher wurde.
Rouven befand sich nun im Wohnzimmer und stand vor dem Spiegel. Er machte das Licht an. Erst jetzt fiel ihm die Verzierungen auf und dass er eine Art Schönheit besaß! Und er strotzte nur so vor Größe. Er wolle er damit angeben.
Rouven stellte sich direkt vor dem Spiegel. Er sah sich selbst. Völlig verträumt starrte er sich an bis das Spiegelbild plötzlich zwinkerte. Nun wurde er wieder wacher. Ihm fiel auch plötzlich auf, dass es wieder dunkel war. Dabei hatte er doch das Licht angemacht. Er fürchtete sich vor Finsternis. Aber etwas machte ihm Mut, er wusste nur nicht was oder wer es war.
Ein starkes Verlangen überkam ihm und wollte er auf einmal den Spiegel berühren. Wieder war dieser Bann von heute Mittag zu spüren. Er konnte nicht anders, auch wenn er nicht gewollt hätte, es lag nicht mehr in seiner Hand.
Beim Berühren wurde ihm kalt. Ein Schauder lief ihm den Rücken hinunter. Der Spiegel war weich. Er fühlte sich an wie Wackelpudding und blieb an der Hand kleben und ließ sich nicht mehr entfernen. Zu Rouvens Entsetzen breitete sich die Spiegelmasse immer weiter auf seiner Hand aus und nahm als nächstes den Arm mit. Erstaunt und panisch fing er an zu schreien, nur seine Mutter hörte ihn nicht. Die weiche Flüssigkeit des Spiegels begann seinen ganzen Körper einzuhüllen. Zunächst die Schultern, den Bauch, die Beine, Füße und auch den Hals wie auch zum Schluss seinen Mund, die Augen und die Nase. Dabei spürte Rouven, wie seine Luft zum Atmen immer knapper wurde.
Dann verdunkelte sich alles um ihn herum…
Als erstes funktionierte seine Nase wieder. Es roch schön. Nach Blumen. Nach Frühling. Es war wie an einem schönen Frühlingstag. Sie Sonne schien ein wenig durch die Bäume, der Wind war sanft an seinen Wangen vorbeigezogen.
Noch immer lag er verträumt da, bis ihm auffiel, dass etwas nicht stimmte. War es ein Traum? Rouven setzte sich aufrecht hin. Diese Wiese wirkte in keiner Weise bedrohend. Befand er sich eben nicht noch im Wohnzimmer?
Er stand auf. Irgendwo würde es ja eine Straße geben und dann führte die zu einem Ort wie ein Dorf oder eine Stadt oder zu einem Haus, wo er den Menschen sagen konnte, dass er seine Mutter anrufen wolle. Also beschloss er nach links zu gehen, weil ihm links mehr das Gefühl gab, dort auf eine Straße zu treffen.
Die Wiese war nicht besonders groß und rund und endete immer an einem Wald. Auf dem Weg in den Wald sah Rouven einen kleinen Maulwurf am Boden liegen, der irgendwie schien als ob er sich sonnt. Oder war er tot?
Aber das war in diesem Augenblick nicht wichtig. Er ging schnurstracks gerade aus durch die viel zu eng gewordenen Bäume und kam nach einer Weile auf eine zweite Wiese. Diese sah ja fast so aus wie die erste. Das muss aus Menschenhand gemacht worden sein! Die Natur ist nicht so langweilig und fabrizierte immer das Gleiche.
Also spazierte er über die Wiese, um abermals in den Wald zu gehen. Wieder lag auf der Wiese kurz vor dem Waldeintritt ein Maulwurf auf dem Rücken. Rouven war verwundert. Ist er im Kreis gelaufen? War es derselbe Maulwurf wie auf der ersten Wiese? Wieso versteckte er sich nicht, wenn Rouven daherkam?
Bei näherem Hinsehen bemerkte er, dass der Maulwurf eine Brille trug. Es musste sich um ein Stofftier handeln. Es würde erklären, weshalb das Tier nicht weglief und hier so herumlag und eine Sonnenbrille trug. Schnell wollte er es hochnehmen.
Aber in dem Moment fauchte eine Stimme: „Denk nicht mal daran!“
Rouven hielt inne und drehte sich um. Niemand. Nur Bäume. Befand sich etwa jemand im Wald. Sofort kam in ihm ein mulmiges Gefühl hoch.
„Hier bin ich“, ertönte es.
„UNTEN“, kam nachdrucksvoll.
Rouven schaute nach unten. Da sah er nur den Maulwurf, der nun stand. Und das noch auf zwei Beinen. Immer noch mit Brille. Ein irrealer Anblick!
War es der Maulwurf...Nein!
„Doch, ich rede mit dir...“ kam es abermals aus dem Mund des Tieres.
Tatsächlich! Er sprach mit ihm! Jetzt er wohl völlig irre geworden, dachte Rouven sich.
„Ihr Menschen seid schon ein merkwürdiges Volk. Erfindet ganze Computersysteme, GPS und Hot Dogs, wie ich diese liebe...“ erklärte das kleine Tier, „aber wenn ein Maulwurf redet, seid ihr erstaunt. Dabei bin ich auch die Schöpfung eures Herrn.“
Rouven war nun alles klar. Es war ein Traum, es musste einer gewesen sein. Er lag bestimmt noch im Bett und schlummerte den Schlaf der Gerechten.
„Gut Maulwurf, wie wache ich wieder auf?“ wollte Rouven wissen.
„Gar nicht, du schläfst nicht“, antwortete der Maulwurf zackig.
Schnell tippelte der kleine Maulwurf zu dem Jungen und zwickte ihm ins Bein, sodass ihn ein Schmerz durchzuckte, der es in sich hatte.
„AUA!“ durchfuhr es Rouven und so musste es heraus.
„Na glaubst du mir jetzt?“ kam in leicht sarkastischer Manier vom Maulwurf.
Rouven glaubte ihm nach wie vor nicht. Träume können sehr real sein und daher wollte er so rasch wie möglich weg von hier. Rouven musste aufwachen. Vielleicht musste er nur daran denken?
„Ok, was mache ich hier, und vor allem du?“ fragte Rouven.
Der Maulwurf setzte sich auf dem Boden und machte mit der Hand eine Aufforderung, dass Rouven sich ebenfalls zu Boden begeben sollte.
„Nun“, fing er an, „zunächst einmal bin ich Doktor. Doktor von Herrenburg. Freunde dürfen mich Thomas nennen.“
„Ok, Thomas, dann erzähl mal weiter...“ fuhr Rouven dazwischen.
„Für dich bleibe ich Dr. von Herrenburg, damit das mal klar ist, denn du gehörst nicht zu meinen Freunden! Ich bin in erster Linie dein Berater“, machte Dr. von Herrenburg deutlich.
Rouven platzte fast vor Ungeduld und ignorierte die Hochnäsigkeit des Tieres komplett. Für ihn gab es nur das Ziel, aus dem blöden Traum zu erwachen.
„Für was brauche ich einen Berater, komm doch mal zur Sache!“ forderte er den Maulwurf auf, und dabei stand er auf, denn es wurde ihm zu bunt.
„Setz dich wieder hin“, sagte Dr. von Herrenburg dem Jungen und es klang dabei fast wie ein Befehl, „es dauert etwas länger...“
Rouven setzte sich, wenn auch widerstrebend, hin. Dann erzählte der kleine Dr. von Herrenburg ihm, dass dies „Die Mitte“ sei und hier alles beginnt. Rouven sei vorhin im Kreis gelaufen, und man kann dies auch nur, solange bis man die Aufgabe gelöst hat. Aufgaben werden einem nie direkt gestellt, man muss sie finden. Hat man sie gelöst, öffnet sich ein Tor, und man gelangt zur nächsten Prüfung.
„Was hat das mit mir zu tun?“ wollte Rouven unbedingt wissen und dachte sich, dass er wohl weniger diese RPG zocken sollte.
„Du suchst doch deinen Vater, und hier kannst du ihn finden“, antwortete der kleine Maulwurf.
Bei dem Stichwort Vater gab es auf einmal ein großes Interesse, dass Rouven seinen Vater finden konnte. Wenn auch nur in seinem Traum, durch seine Gedanken. Dies war schon ein komischer Traum. Er würde sich sicher daran erinnern, wenn er wieder erwacht war. Aber Träume haben ihren Sinn auf dieser Welt. Rouven stand abermals auf. Nun auch der Maulwurf.
„Bist du nun bereit, die Reise anzutreten?“ fragte Dr. von Herrenburg den Jungen.
„Ja, ich muss“, antwortete Rouven. Wenngleich er sich innerlich ein bisschen lächerlich vorkam.
„Dann können wir“, sprach der Maulwurf und ging schnurstracks in den Wald.
„Warte, nicht so schnell!“ rief Rouven, denn er wollte hinterherkommen.
Rouven hatte Mühe, dem kleinen Tier zu folgen, aber es gelang ihm. Ein Weilchen später standen beide vor einer Tür. Sie war sehr holzig, aber sie sah auch sehr stabil aus. Rouven ging sofort zu ihr, um sie zu öffnen, denn er wollte rasch durch sein, damit er bald aufwachen konnte.
„Warte“, forderte Dr. Von Herrenburg ihn auf, „noch nicht.“
Rouven schaute zu dem Maulwurf und fragte etwas genervt: „Wieso??“
„Weil nicht wir das entscheiden, sondern er, es dauert noch genau Sechsundachtzig Wörter, dann dürfen wir.“
Rouven musste lachen. „Sechsundachtzig Wörter?“ fragte er ungläubig.
„Jetzt sind es nur noch Achtundsechzig!“
Rouven faste trotzdem den Türgriff an. Er ließ sich nicht bewegen.
Der Maulwurf schüttelte den Kopf, schob seine Brille zurecht und sagte: „Nur noch Dreiundvierzig Wörter. Er will uns noch was sagen.“
Rouven verstand es nicht. In diesem Moment läutete auf der Tür ein Wort auf: Rouven. Wie aus Feuer. Dann verschwand es wieder.
„Wir können nun, es sind noch sieben…“
Die Tür ging auf und sie begaben sich hinein.
Am Anfang war das Nichts. Beide waren am Anfang. Dr. von Herrenburg, wie auch Rouven konnten gar nichts sehen. Nun gut, es war weiß. Dies machte zumindest Rouven orientierungslos. Aber wo waren sie?
„Dies, mein Junge, ist das Land der Fantasie“, erklärte der kleine Doktor.
„Fantasie?“ stellte Rouven fest, „dies ist doch eher eine Welt von Persil.... so strahlend weiß.“
Die Ironie war kaum zu überhören.
„Na dann scheinst du wohl deine Aufgabe gefunden zu haben...“, meinte der kleine Maulwurf daraufhin.
Rouven kam sich in diesem Moment sehr blöd vor. Hatte er keine Fantasie? Natürlich hatte er das- fand er zumindest! Er träumte oft von riesigen Drachen, fünf Meter hoch und moosgrün. Gefährlich sahen sie meist aus, aber waren im tiefen Inneren sanfte Wesen. Er hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, zischte es aus dem Nichts und aus einer kleinen grünen Kugel wuchs in einem Affentempo ein riesengroßer moosgrüner Drache, der natürlich auch noch zum Fürchten aussah. Er sah erst die Beine, die geschaffen wurden und die schon vom Ausmaß her größer waren als Rouven und es beeindruckte und faszinierte ihn zugleich.
Der Maulwurf versteckte sich reflexartig hinter seinem unfreiwilligen Schützling. Nur dieser war noch so erstaunt, nicht ängstlich, eher verwundert. Er hatte, sagen wir, einen gesunden Respekt vor solchen Untieren, was ja auch nur für die Gesundheit guttat.