Obscura- Kompendium - Dennis Weiß - E-Book

Obscura- Kompendium E-Book

Dennis Weiß

0,0

Beschreibung

Part 1: Rubina betrog ihren Mann, den Herzog von Edengaard mit Amberius. Auf der Flucht werden sie zunächst getrennt, um wieder zueinander zu finden. Sie ahnen allerdings nicht, dass sie Teil einer Prophezeiung sind, die die gesamte Welt verändern wird, denn dunkle Mächte wollen über Matera herrschen... Part 2: Matera ist von den Horden Untoter übersät. Wie eine Seuche breiten sie sich weiter aus. Während Amberius und Milos versuchen Telumen, das Schwert des Lichts, zu erhalten, verliert Gordian alles, um auf seiner Flucht vor den Untoten die Morituri zu treffen, einer Truppe von Kriegern. Friedrich vereint die Provinzen der Piraten, indem er sich selbst zu dem alleingen Herrscher macht. Mit der neugewonnen Armee versucht er Edengaard anzugreifen. Dyako zieht es in sein Versteck bei Laxett, dabei trifft er auf einen Unbekannten... Part 3: Tenebras hat es vollbracht, dass die Untoten eine Art Armee bilden und sich bis nach Sonnenglut durchschlagen. Matera ist dem Untergang geweiht. Währenddessen schlägt sich Amberius durch die Unterwelt, um Rubina zu finden, dort begegnet er einem alten Bekannten. Kann Matera gerettet werden durch den mysteriösen Nomag? Part 4: Ein alter Mann taucht in einer Schenke in Viridan auf, welches auf einem anderen Kontinent liegt. Er erzählt die Geschichte, wie er von Matera bis hierher gelangte. Er berichtet von dem Nomag und seiner Veränderung zum Bösen. Keiner der Anwesenden wird glauben, in was für eine unglaubliche Geschichte er sie ziehen wird... Part 5: Diametus ist ein Latro, ein Jäger, der sich auf die Suche nach Wesen aus der Unterwelt macht. Sein ganzes Leben sucht er Tenebras, den Obscura, der verantwortlich für den Tod seiner Familie war. Die Wesen der Unterwelt ringen ebenso um die Herrschaft über Matera, wie auch die Obscura, die sich wieder vereinen. Die Lumen stellen sich ihnen entgegen, aber der Kampf endet nicht, da keiner von ihnen sterben kann... wird Matera sich aus den Fängen der Unterwelt befreien können? Der Obscura, der Unaussprechliche erscheint... Das Finale der Pentalogie!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 796

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Dennis Weiß

Obscura- Kompendium

Part 1- 5

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Matera

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebstes Kapitel

Achtes Kapitel

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Part 1- Die Prophezeiung

Part 2- Apokalypse

Part 3- Resistenz

Part 4- Malum

Part 5- Nemesis

Impressum neobooks

Vorwort

OBSCURA Kompendium

Part 1- Prophezeiung

Part 2- Apokalypse

Part 3- Resistenz

Part 4- Malum

Part 5- Nemesis

© Dennis Weiß 2013, 2014, 2015, 2018

3. überarbeitete Version

Besonders bedanken möchte ich mich bei meiner Familie- Meike, Vinzent und Merle, sowie bei Nicole, Christian, Steffi und den Arbeitskollegen.

Ebenso bedanken möchte ich mich bei allen Kollegen, Freunden und bei denen, die mir Mut gemacht haben, (weiter-) zu schreiben. Das Schreiben gibt mir Kraft und ich kann dadurch meine Fantasien ausschöpfen.

Matera

Erstes Kapitel

Die Sonne ging auf und der Tag erwachte. Milos starrte auf den See, beugte sich herunter, um mit seiner Hand etwas Wasser zu trinken. Er war müde. Seine Knochen waren schwer. Das Herunterbeugen versprach ihm kein Hochkommen. Trotzdem musste er stark sein. Das verlangte sie von ihm. Es war sein Tribut.

Nachdem Milos in Gedanken versunken war, hörte er laute Schmerzschreie. Blitzschnell stand er auf, rannte zu der Stelle und schaute nach, ob es Amberius gut erging. Amberius stieß den Schrei aus. Seine Verletzungen machten sich bemerkbar. Milos holte aus seiner Satteltasche einen Stofffetzen, um das Blut aus der Wunde zu stillen. Es gelang ihm nur mäßig. Amberius schrie weiter. Er zitterte. Milos griff seinen Arm:

„Ich werde sterben.“ stöhnte Amberius.

Milos erschrak. Er drückte die Hand von Amberius.

„Nach Allem, was geschehen ist, machst du jetzt schlapp?“ warf Milos ihm vor. „Reiß‘ dich zusammen!“ brüllte er.

Milos schüttelte ihn. Amberius sagte kein Wort. Seine Augen schlossen sich. Er hörte wie aus weiter Ferne seinen Namen rufen: „Amberius.“ Zunehmend wurde es dunkel.

---------------------------------------------------------------------

„Amberius?“ fragte sie. Gedankenversunken starte er ins Feuer. Er schaute sie an.

„Was gibt es?“ brummte er. Dabei meinte er es nicht auf diese Art zu sagen, aber die Situation ließ es nicht zu.

„Wie geht es weiter?“ wollte sie wissen.

Amberius wusste die Antwort nicht. Er war nur ein einfacher Bauer und sie eine feine Dame, eine Adlige. Zudem war sie vermählt. Ihr Ehegatte, der Herzog von Edengaard, ließ nach ihnen suchen, da er herausfand, dass beide eine Affäre hatten. Amberius und Rubina flüchteten. Sie streifen seit Wochen in den Dunkelwäldern umher. Ohne Proviant, ohne Zelt oder Plan. Amberius wusste nicht, wohin er sollte, da er ein Waisenkind war und auch sonst niemanden kannte. Familie war ein fremdes, unbekanntes Wort.

Rubina war zu bekannt in ihren Landen, aber auch in denen der Nachbarn. Sie hatte sich mit dem Schwert, dass Amberius bei sich trug, die Haare abgetrennt. Ihre Kleider hat sie verschmutzt. All dies, um nicht erkannt zu werden. Nicht von den Waldmenschen oder anderen. Diese würden sie als Geißel nehmen und einen Finderlohn verlangen.

Der Herzog war großzügig. Er versprach jedem Mann und jeder Frau, selbst jedem Kind und all den anderen Wesen ganze 10000 Taler, wenn Rubina lebend an ihn zurückginge. Nein, Amberius wusste nicht, wie die Zukunft der beiden weiterlaufen könnte, trotzdem konnte er sie nicht aufgeben. Er liebte Rubina und sie liebte ihn.

„Wir werden nach Süden gehen müssen.“ gab Amberius bekannt. „In die Stadt Sonnenglut.“

Rubina kannte die Geschichten um diese Stadt und man sagt, es werde niemandem gelingen, sie jemals zu betreten. Die Menschen aus dem Norden glaubten oftmals an solche Geschichten.

„Amberius, du weißt, dass diese Stadt nur in den Erzählungen und den Köpfen der Leute existiert. Es gibt sie nicht.“ zweifelte Rubina an.

Amberius stand auf.

„Hast du einen Beweis dafür?“ wollte er wissen. Amberius schien ungeduldig.

„Nein.“ antwortete sie.

„Woher weißt es dann?“ entgegnete er ihr.

Es folgte Schweigen. Rubina wusste es wirklich nicht. Sie konnte einfach nicht glauben, dass sie in eine Stadt fliehen sollte, die zum einen, selbst wenn die Geschichten im Kern stimmten, nicht erreichbar wäre und zum anderen zeigte dieses Ziel die Hilflosigkeit der beiden.

In der darauffolgenden Nacht sprachen sie kein einziges Wort miteinander. Als Rubina am nächsten Tag erwachte, war Amberius nicht da. Zuerst hatte sie Angst, dass er gegangen sei- gegangen für immer.

Zur Sicherheit schaute sie nach, ob Spuren darauf hinweisen könnten. Allerdings war sie im Spurenlesen keine Expertin. Während ihrer Spurensuche fiel ihr nicht auf, dass sie beobachtet wurde.

Rubina war abgelenkt und erst sehr spät bemerkte sie, dass jemand hinter ihr stand. Amberius? Nein, dieser würde sich nach gestern so einen Scherz nicht erlauben. Sie drehte sich langsam um. Da stand er. Ein Wolf! Es handelte sich um einen riesigen Wolf Dunkelwaldwolf. Im Dunkelwald war alles größer und meist gefährlicher.

Rubina schluckte. Dunkelwaldwölfe fressen alles, dies implizierte auch Menschen. Der Wolf bewegte sich knurrend auf sie zu. Reflexartig drehte sich Rubina um und rannte um ihr Leben. Der Wolf folgte ihr. Zuerst dachte Rubina, sie könnte dem Wolf tatsächlich entkommen, aber sie spürte seine Nähe.

Als sie sich während der Flucht vor dem Wolf nach hinten schaute, wurde sie von einem Ast zum Stürzen gebracht. Sie stürzte auf die Erde. Sie stand schnellstens wieder auf den Beinen. Kein Wolf. Wo war er?

Plötzlich sprang er genau vor ihre Füße und kam sehr nah, so dass sie seinem Atem riechen konnte. Fäulnisgeruch strömte aus seinem Maul. Rubina zitterte am ganzen Körper. Ihr Atem stockte. Sie machte sich zum Sterben bereit. Der Wolf setze zum finalen Todesbiss an, als im letzten Moment ein lautes Gebrüll die Aufmerksamkeit des Wolfs erlangte.

Der Störenfried war Amberius. Er stand dort mit seinem Einhänder. Zitternd. Amberius hielt es als sei es ein Zweihänder. Rubina lag wie angewurzelt da. Der Wolf begann sich knurrend und Zähne fletschend in Amberius Richtung zu bewegen.

„Komm‘ schon.“ forderte Amberius ihn heraus. Er wollte auf keinem Fall Schwäche zeigen, wenngleich er innerlich am Sterben war. Sein Adrenalin durchschoss seinen Körper. Er glühte. Der Wolf fing an zu laufen. Amberius wich zurück.

Die Situation spielte sich für Rubina in Zeitlupe ab. Der Wolf setzte zum Sprung an. Er befand sich in der Luft, riss sein breites Maul auf und war im Begriff Amberius zu zerreißen. Amberius schloss, ohne es kontrollieren zu können, seine Augen und zielte grob in die Richtung, aus der er den Wolf vermutete. Es folgte eine Wucht, die ihn nach hinten und von den Beinen riss.

Er knallte auf den Boden. Der schwere und keuchende Wolf folgte ihm und landete direkt auf dem Torso von Amberius. Für einen Moment hauchte dieser Druck das Leben aus seinem Körper und er verschwendete den Gedanken daran, dass es ein Ende gefunden hätte. Amberius sollte sich irren. Obgleich er ohnmächtig wurde.

Rubina beobachtete in einem schockartigen Zustand die Szene als sich ihr Geliebter Amberius dem Wolfe stellte. Ihr Schockmoment endete als sie dachte, Amberius sei tot. Zügig raffte sie sich auf und rannte zu ihrem Geliebten. Sie konnte ihn nicht sehen- nur den Wolf, der regungslos da lag. Als sie am Kopf des Tieres vorbei war, entdeckte sie Amberius.- der Wolf hatte ihn nahezu bedeckt.

Amberius kein Lebenszeichen von sich. Sie versuchte, den Wolf von Amberius zu stemmen. Es gelang ihr nicht. Sie suchte nach einem Stamm. Rubina fand einen und nutzte die Hebelwirkung, um den Wolf herunter zu heben. Sie steckte all ihre Kraft in diese eine Handlung. Mit Mühe und Not gelang es ihr, den Wolf von Amberius zu entfernen. Der Wolf schien nicht leblos zu sein. Er schnaufte und wollte aufzustehen. Es fiel ihm schwer, da das Schwert in seiner Schulter steckte. Rubina rappelte sich mit letzter Energie auf, zog das Schwert aus der Schulter des Untiers, stieß einen heftigen Schrei aus und trennte den Kopf vom Rumpf des Wolfs und brach zusammen.

Rubina erwachte und schaute direkt in die Augen ihres Liebsten. Sie dachte, sie würde träumen. Aber ihr wurde bewusst, dass es real war. Amberius lebt! Sie weinte vor Freude und Erleichterung.

„Ich liebe Dich.“ platze es aus Amberius heraus.

„Ich liebe Dich.“ schluchzte sie.

Sie umarmten sich. Nachfolgend schaute sich Rubina Amberius genauer an- er hatte keine einzige Wunde. Dabei lag dieser Dunkelwolf auf ihm. Sie dagegen hatte ein paar Kratzer, die Amberius behandelte.

„Wir gehen nach Süden- wir gehen nach Sonnenglut.“ bestätigte sie ihrem Liebsten. Amberius nickte.

---------------------------------------------------------------------

Im Nordwesten von Matera lag die Stadt Gottesfurcht. Dort lebten, neben den Bewohnern der Stadt, die Anhänger des Ignisclans.

Ein Ignis glaubte an die alten Elemente. Dazu gehörten Feuer, Wasser, Erde, Wind, Energie und Matergie. Die Anhänger dieses Glaubens nutzten das Element als Magie. Sie zu erlernen dauerte Jahre, manchmal Jahrzehnte. Matergie war die seltenste Art, die alle Elemente vereinte.

Der Clan der Ignis glaubte an die Kraft des Feuers. Zudem waren sie Paladine. Das bedeutete, sie waren im Kampfe, wie in der Magie kundig. Ritter des Glaubens sozusagen.

Seth war einer von ihnen. Ein ranghoher Paladin, der schon in der Mitte seines zu erwartenden Lebensalters angekommen war. Seth saß in seinem Gemach und studierte den alten Glauben als plötzlich ein Knappe in die Räumlichkeiten stürmte.

„Meister,… Meister, ich habe eine Botschaft für Euch!“ hechelte der Knappe.

Seth mochte es nicht, dass die Etikette vernachlässigt wurde, auch wenn eine Nachricht wichtig für den Boten erschien. In ein Gemach eines Paladins stürmte man nicht hinein. Ein Knappe hatte Anstand zu wahren, anzuklopfen und um Erlaubnis zu bitten. Sollte sich ein Paladin in Lebensgefahr befinden, dann sei dies die einzige Ausnahme. Seth war dementsprechend ungehalten:

„Was erlaubt ihr Euch? Hier einfach rein zu trampeln…?!“ brüllte er.

Der Knappe hielt ad hoc inne und wirkte erstarrt.

„Der Sapiens schickt mich.“ gab er bekannt.

Seth stockte. Der Sapiens sendete diesen Laufburschen? Seth hielt nicht viel von der Arbeit eines Sapiens. Diese waren ehemalige Paladine, die im Kampfe fast gefallen wären, aber, so glaubten es die Ignis, vom Gott des Feuers- Igneus- errettet und somit erwählt wurden.

Meist sahen diese Gestalten furchterregend aus. Sie waren verstümmelt, verbrannt oder hatten abgetrennt Gliedmaßen. Es gab stets nur einen, der für kurze Zeit seines Amtes waltete, denn meist erlagen sie ihren Verletzungen, manchmal erst nach Monaten. Sapiens hatten seherische Fertigkeiten und galten als sehr weise.

Seth war ein Mann des Kampfes und nicht des Sehens. Trotzdem war eine Vorhersehung eines Sapiens Folge zu leisten. Das war Gesetz.

„Wo ist Ariel?“ fauchte Seth den Boten an.

„In seinen Räumlichkeiten.“ antwortete der Bote.

Seth machte sich sofortig auf den Weg und ließ den Knappen stehen. Vor den Räumlichkeiten des Sapiens standen Wachen. Der Clan schützte seinen Weisen mit aller Macht. Nachdem er den Wachen erklärt hatte, weshalb er den Sapiens sprechen wollte, ließ man ihn gewähren. Die Räumlichkeiten eines Sapiens waren sehr prunkvoll, nahezu überzogen von Gold.

Der Sapiens Ariel lag in seinem Bett. Neben ihm saß ein weiterer Knappe. Es schien als sei die Zeit von Ariel dem Ende nahe. Ariel erblickte Seth. Sein Gesicht zeigte eine gequälte Freude. Seth stellte sich hin und erwartete die Botschaft. Der Sapiens richtete sich auf. Der Knappe half ihm dabei. Als er in Position war, gab er dem Knappen ein Zeichen. Dieser verließ die Räumlichkeiten. Seth war ungeduldig.

„Seth, es kommt Großes auf euch zu.“ röchelte der Sapiens. „Ihr werdet euch nach Schmidmund begeben und dort einen alten Bekannten aufsuchen. Ihn werdet Ihr begleiten bis zum Saphirsee.“

„Wer soll dieser Bekannte sein?“ wollte Seth wissen.

Ariel stutzte für einen Augenblick.

„Es ist Milos.“ gab er preis.

„Milos!?“ wunderte sich Seth. „Milos, der Verräter?“

Seth wandte sich ab.

„Nein, das mache ich nicht. Ihr wisst, was Milos getan hat!“ fing Seth an. „Das ist unverzeihlich und er ist außerdem ein Verräter.“

Seth betonte dabei das Wort „Verräter“, da er das Gefühl hatte, der Sapiens hatte es vergessen.

„Ich weiß.“ entgegnete Ariel. „Dennoch hat er eine wichtige Aufgabe. Er ist berufen.“

Seth war fassungslos. Wie konnte Milos berufen werden? Ein Verräter? Seth zweifelte. Die Wege des Glaubens waren unergründlich, aber in diesem Falle sinnlos. Seth würde alles tun für den Willen seines Gottes Igneus, aber diesmal verlangte er zu viel. Ariel bemerkte und wusste von den Gedanken des Paladinmeisters. Gerade deshalb wurde er erwählt!

„Seth, wenn Ihr Euch weigert, dann wisst Ihr, was dies für Konsequenzen hat?“ bemerkte Ariel, denn er wusste, dass gehorsam einer der Tugenden des Seth war, wenn nicht der Glaube.

Seth war im Klaren darüber, was geschehen würde. Man würde ihn kopfüber kreuzigen und ausbluten lassen! Dies war unehrenhaft.

„Wenn ich bis zum Saphirsee gelange, mit Milos, dann ist meine Aufgabe beendet?“ wollte Seth wissen. Wenn das Ziel die Freiheit bedeutete, die Freiheit von dem Verräter losgelöst zu sein, dann war dies in Seths Augen ein sinnreiches Ziel.

„Gewiss.“ Versicherte Ariel. „Aber vergesst nicht, dass Milos lebend in beim Saphirsee ankommen soll.“

Seth hatte verstanden. Für stellte es keine Herausforderung dar, jemanden zu einem Ziel zu geleiten.

„Ihr habt mein Wort.“ bestätigte Seth, wenngleich in ihm das Gefühl von Rache brodelte. Seth verabschiedete sich von dem Sapiens, begab sich in sein Gemach, um seine Sachen zu packen. Die gesamte Zeit musste er an die Untat denken, welche er Milos nie verzeihen würde.

Damals waren beide wie Brüder.

Milos und Seth hatten am selben Tage begonnen, die Ausbildung zum Paladin beim Clane der Ignis zu machen. Milos war stets der bessere, der geduldigere, der angesehenere und für Seth wie ein großer Bruder. Die Bande zwischen den beiden war stark, aber nicht so stark, dass sie Allem standhalten konnte.

Einem Ignis ist die Liebe oder Zuneigung zu einem anderen Geschöpf untersagt. Die Lehre besagte, dass Liebe abhängig machte und es eine dunkle Seite in jeder Person hervorrief. Es herrschten im Gedanke meist Eifersucht, Leid oder gar Rachegelüste. Es gab im Clan der Ignis gleichwohl auch Frauen, die Paladine werden konnten, nur war es ihnen, wie ihren männlichen Kollegen verboten, zu lieben.

Die Strafe wurde mit einem Ritual entschieden. Es war von Bedeutung, wie Igneus sich entschied. Der Beschuldigte konnte mit einer Verbannung davonkommen oder zum Tode bestraft werden, was zu meist der Fall war.

Seth und Milos liebten die gleiche Frau. Ihr Name war Laetizia. Sie war eine Schönheit. Jeder Mann konnte in ihrer Nähe schwach werden. Alle im Clan der Ignis hielten sich dem Schwur der Abstinenz, außer Milos. Selbst Seth machte Annäherungsversuche. Die Funken der Liebe sprangen bei Milos und Seth am ersten Tage ihrer Ankunft über. Laetizia erwiderte nur Milos ihre Liebe.

Laetizia und Milos verstanden sich von Beginn an. Zunächst hielten sich die beiden an den Kodex, obwohl sie innerlich nach Berührung durch den jeweils anderen schrien.

Als sie ihrer Liebe nachgaben, explodierte sie. Seth erwischte sie, während sie zusammen waren. Seine Eifersucht veranlasste ihn, Milos und Laetizias Geheimnis zu verraten.

Das Schiedsgericht tagte.

Das Rad des Schicksals, dass jeder Beschuldigte mit verbundenen Augen selbst drehen sollte, entschied, dass Milos eine Verbannung erfahren sollte. Dabei sind 19 von 20 Feldern mit dem Tode versehen. Der Unterschied bestand darin, dass bei Glück ein rascher Tod erfolgte. Bei Pech ein grauenvoller, langsamer Tod.

Milos betete, dass Laetizia ebenfalls weiterleben könnte. Laetizia drehte das Rad. Nachdem es das Feld der Verbannung erreicht hatte, blieb es jedoch knapp im nächsten Feld stehen, welches die Todesstrafe bedeutete.

Milos brach zusammen. Laetizia versteinerte. Das Rad des Schicksals hatte seine Entscheidung verkündet: Tod durch Vierteilung. Der Vollzug erfolgte umgehend. Seth hatte alles verfolgt. Milos sollte statt Laetizia getötet werden!

Seth gab Milos die Schuld und hasste ihn dafür. Hätte Milos sich nicht hinreißen lassen, dann würde sie nicht für ihn bluten müssen!

Als Laetizia gevierteilt wurde, starb in Milos der Teil an Menschlichkeit- er gab sich auf. Nach der Verbannung hat man Milos nie wiedergesehen. Seth sah Laetizia manchmal in seinen Gedanken, aber er hatte niemanden jemals mitgeteilt, dass auch er sie geliebt hatte.

Nachdem Seth all seine Sachen gepackt und verstaut hatte, setzte er sich auf sein Pferd und ritt des Weges, der nach Schmidmund führte- auf der Suche nach Milos.

Zweites Kapitel

Amberius und Rubina waren nun mehrere Tage unterwegs seit dem Vorfall mit dem Dunkelwolf. Bisher gelang es ihnen nicht, aus dem Dunkelwald zu entkommen. Beide waren schwach, seit Wochen ernährten sie sich hauptsächlich von Früchten, oder Nüssen. Ihre Kleider waren zerrissen. Rubina schien zu erkranken.

Da es Nacht wurde, mussten sie ein Lager aufschlagen. Amberius besorgte trockenes Geäst, um daraus ein Feuer zu machen. Während Rubina einen Schlafplatz herrichtete. Danach sammelte sie Früchte. Amberius entdeckte plötzlich einen Hasen.

Langsam nahm er sich einen Ast und brach vorn ein Stück ab, um es zu spitzen. Er schlich sich mit äußerster Vorsicht an den Nager heran. Dieser wirkte, als nehme er Amberius gar nicht wahr. Kurz bevor Amberius den Hasen mittels Sprung erstechen wollte, sauste eine Wurfaxt an ihm vorbei und traf das Tier in den Kopf. Der Hase war sofort tot. Amberius schaute verwirrt in alle Richtungen, aber er konnte niemanden erblicken.

„Hey!“ schrie auf einmal jemand. „Das ist meiner.“

Abermals konnte er niemanden entdecken. Es war keine Person dort oder er konnte sie nicht sehen, dachte er sich.

„Hier unten.“ machte die Stimme deutlich.

Amberius blickte nach unten. Dort sah er ein kleines Wesen, etwa halb so groß wie er selbst. Es sah älter aus, mindestens drei Mal so alt wie Amberius und es hatte einen langen weißen Bart. Das Geschöpf sah grimmig drein.

„Was glotzt du denn so?“ meckerte das Wesen und ging an Amberius vorbei, während dieser angewurzelt dort stand. Das Wesen zog die Axt aus dem Kopf und packte den toten Hasen am Ohr. Amberius räusperte sich, um auf sich aufmerksam zu machen. Das Wesen neigte seinen Kopf.

„Was willst du.“ fauchte es.

„Äh, … wir…“ stotterte Amberius.

Er wusste einfach nicht, wie er dem Wesen erklären sollte, dass es ihnen etwas vom Hasen abgeben sollte. Amberius kam sich dumm vor.

„Ok, hör‘ zu, ich merke schon, du möchtest etwas vom fetten Braten haben.“ fasste das Wesen zusammen.

Es grinste. „Also, ich wäre einverstanden“, begann es, „wenn du mir Gold geben könntest.“

Amberius schüttelte den Kopf: „Das habe ich nicht.“

„Nicht eine Münze?“ fragte das Wesen neugierig.

„Nicht eine einzige Münze.“ gab Amberius zu.

„Silber- Juwelen- Diamanten oder irgendetwas Wertvolles?“ forschte es nach.

„Ich habe etwas.“ unterbrach Rubina die beiden. „Ich werde dir etwas geben.“

Das Wesen ging einen Schritt zurück. Es war missmutig.

„Seid ihr nur zu zweit?“ fragte es leise.

„Ja.“ antwortete Rubina.

„Zeig‘ mir dein wertvolles Etwas.“ forderte das Wesen Rubina auf.

Seine Augen fingen zu leuchten an. Rubina hob ihre Hand und zeigte ihren Ring. Er war goldglänzend. Amberius wollte protestieren, aber sie fuhr ihm dazwischen:

„Ist schon gut, es ist nur ein Symbol.“

„Ja“, stimmte das Wesen zu, „nur ein Symbol.“ Es war so vertieft in das Gold des Ringes, dass es nicht bemerkte wie Amberius langsam hinter sich nach einem Stein griff, ausholte und es genau an seinen Hinterkopf traf. Das Wesen fiel sofort um und blutete stark.

Als das Wesen wieder erwachte, war es gefesselt. Es nahm den Geruch von gegrilltem Hasen in der Nase wahr. Sofort war ihm wieder bewusst, was geschehen sein musste. Der Versuch, sich zu befreien, sollte dem Wesen nicht gelingen.

„Ahhh!“ brüllte es. „Bindet mich sofort los!“

Amberius, der in diesem Moment einen Teil des Hasen genüsslich verschlang, stand gemächlich auf und bewegte sich auf das kleine Wesen zu.

„Zuerst verrätst du uns deinen Namen.“ verlangte Amberius. Es zögerte und dachte nach. Es war sich unsicher, ob die beiden wissen, womit sie es zu tun hatten.

„Ist der Name den von Belangen?“ fragte es argwöhnisch.

„Ja.“ machte Amberius ihm klar. „Ist es.“

„Wir wissen, was du bist.“ fügte Rubina hinzu. „Ein Kobold.“

Das Wesen wandte sein Gesicht ab, denn sie waren im Recht. Das gefiel dem Kobold gar nicht. Erst kein Gold und dann haben sie das Wissen, was es war!

„Mein Name lautet Avarit.“ verriet der Kobold.

Kobolde mussten bei einer Aufforderung ihren Namen preisgeben. Wenn sie dies vollbracht hatten, durften sie diesen Personen nichts mehr antun. Gold dagegen blendet sie, sie verfallen in eine Art Hypnose. Nachdem er seinen Namen bekannt gegeben hatte, senkte er sein Haupt.

Kein Kobold mochte dies. Rubina ging unverzüglich hinter dem Kobold und schnitt seine Fesseln durch. Amberius erschrak. Der Kobold schien verwundert und streckte seine Hände vor sich, um sich zu vergewissern, dass er frei war.

„Ich habe dir die Freiheit geschenkt- das bedeutet, du schuldest mir 3 Gefallen.“ stellte Rubina klar. Avarit war erstaunt, dass jemand Kobolde zu kennen vermochte. Aber er war nicht allein- Amberius wirkte ebenfalls sehr verwundert. Der Kobold bemerkte das Erstaunen von Amberius.

„Ich werde den Gefallen nachkommen, da es meine Verpflichtung ist.“ versprach Avarit.

„Gut, dann führst du uns nach Sonnenglut.“ befahl Rubina.

„Ja, das werde ich.“ bekundete der Kobold.

Nachdem Amberius und Rubina ihr Mahl beendeten machten sich die drei auf den Weg.

---------------------------------------------------------------------

Südlich von Matera, südlicher als die Teufelsenge lag die Stadt Kaltrand. In einer Schenke, die sich „Zum Eingang der Hölle“ schimpfte, saß an der Bar ein Mann namens Wargo. Er war ein Paladin und er gehörte dem Orden der Glacianer an. Es handelte sich bei ihnen um Einzelgänger, die nach der Ausbildung mehrere Prüfungen vollbringen mussten, um in den Orden als vollwertig aufgenommen zu werden.

Diese Prüfungen sind individuell, aber sie haben stets mit Stärke, Mut, Intelligenz und Loyalität zu tun. Wargo hatte bisher die Prüfungen der Stärke, des Mutes und der Intelligenz bestanden.

Bei der Prüfung der Stärke besiegte er ohne Waffen einen Reißer. Dieses Untier war eine Mischung aus Wolf und Löwe, wenn man es beschreiben müsste. Wargo war, wie alle Glacianer emotionslos, sie waren kalt, wie ihr Glaube. So fiel es ihm nicht schwer, dem Reißer das Genick mit seinen Händen zu brechen. Der Kampf dauerte gerade einmal drei Minuten.

In der Prüfung des Muts musste Wargo ein Ei einer Venenumspinne erbeuten. Der Stich dieser Spinnenart war zwar nicht tödlich, dafür blieb ein Opfer gelähmt und bekam bei lebendigem Leib mit, wie die Spinne einem das Leben aussaugte. Diese Prozedur dauerte Tage, wenn nicht gar Wochen und quälte das Opfer. Der Tod war wie eine Erlösung dagegen.

Bei der Prüfung der Intelligenz musste Wargo einen Weg aus dem Labyrinth Mortem finden. Die Schwierigkeit bestand darin, dass jeder beschrittene Weg der letzte sein konnte, denn zum einen verschwanden Wege einfach und zum anderen verbargen sich einige Ungestalten hinter bestimmten Hecken.

Mortem war verflucht. Manch ein Glacianer und auch andere ungeübte und naive Wesen verirrten sich hier. Wenn sie verstarben, so hieß es, wanderten ihre Seelen ruhelos umher, um sich an den Lebenden zu laben oder sie zu töten, da die Untoten sie um das Leben beneideten, welches ihnen von Mortem genommen wurde.

Wargo benötigte einige Zeit und musste sich gegen einen Werwolf, ein paar Untoten und einem Arachnoiden durchsetzen. Arachnoiden waren Wesen, die halb Spinnen und halb Menschen waren.

Wargo trug Spuren davon. Eine Narbe verzierte sein Gesicht, als wolle ihn das Leben daran erinnern, dass es eng war und die Pranke des Werwolfs ihn knapp verfehlte.

Die letzte Prüfung, die der Loyalität, stand noch aus. Die meisten Glacianer scheiterten an dieser Aufgabe. Um heraus zu finden, welche Aufgabe als nächstes folgte, trug jeder Prüfling eine Sphaera mit sich. Dieses kugelförmige Artefakt war magisch. Um es zu öffnen, musste der Prüfling die Worte in der Sprache der Magier nennen. Sie enstammten dem Magulingischen. Jeder Glacianer beherrschte sie. Zudem konnte jeder Glacianer nur seine eigene Sphaera benutzen.

Nachdem Wargo die Schenke verlassen hatte, öffnete er die Sphaera mit den Worten: „Sphaera tu rutortis!“ Im nächsten Moment erstrahlt Sphaera und teilte sich in zwei Hälften. Die eine schwebte über der anderen, die Wargo in der Hand hielt. Die obere Hälfte drehte sich, sodass ihre Unterseite zu Wargo zeigte.

Eine geiserhafte Stimme wie aus einem Traum sprach:

„Tuniologin.“

Die beiden Teile verschlossen sich wieder. Wargo wusste, was dies bedeutete- eine weite Reise in den nördlicheren Teil von Matera. Er packte seine Sphaera zurück in seine Tasche. Nun endlich hatte seine letzte Prüfung begonnen. Ohne lange zu überlegen, sattelte Wargo sein Pferd und ritt Richtung Norden.

---------------------------------------------------------------------

Seth erreichte indes Schmidmund. Dieses kleine Dorf war bekannt für seine Schmiede. Es besaß noch zusätzlich eine Menge Bauern. Die meisten Bewohner waren jedoch verarmt. Das Bild dieses Dorfes widerte Seth an. Er konnte nicht glauben, dass es Menschen gab, die nicht für sich sorgten und sich ihrem Schicksal hingaben.

Der Weg führte ihn direkt zu einem Wirtshaus, welches heruntergekommen und war. Trotzdem band er dort sein Pferd an, denn hier sollte sich Milos regelmäßig aufhalten.

Als Seth das Wirtshaus betrat, sahen ihn ein paar schmierige Gestalten argwöhnisch an. Die Stille ließ jeden Schritt und jedes Knarren verlauten. Seth begab sich zum Tresen und setzte sich.

„Ein Bier.“ forderte er mit rauer Stimme.

Der Wirt schaute misstrauisch. Dann schenkte er das Bier ein und schob den Humpen in Seths Richtung. Die Leute im Hintergrund waren wieder in ihre Gespräche vertieft.

„Nicht von hier, was?“ bemerkte der Wirt, nachdem Seth einen Schluck aus dem Humpen genommen hatte.

Seth sah ihn an. „Nein. Aber was interessiert euch das?“

Der Wirt wich ein wenig zurück, da er sich bedroht fühlte, dabei hatte es Seth nicht so gemeint.

„Ich suche einen Mann.“ gab begann Seth.

Der Wirt war dem Anschein nach interessiert. „Und der wäre…“

„Er hört auf den Namen Milos.“ verriet Seth.

Dabei hatte er instinktiv sein Schwert griffbereit. Der Wirt guckte Seth skeptisch an. Dann beugte er seinen Kopf über den Tresen und flüsterte:

„Er sitzt dort drüben in der Ecke.“ Er zeigte mit seinem Finger auf den besagten Platz.

Seths Blicke richteten sich in diese dorthin und tatsächlich, es war Milos! Dem Wirt hinterließ er eine Silbermünze für seine Information.

Seth betrachtete seinen ehemaligen Freund. Milos sah verändert aus: schlecht, alt und krank. Seth begab sich zu ihm. Milos‘ Haupt war gesenkt, eine Hand klammerte sich an einen Humpen, der bis zum Rand mit Bier gefüllt war. Vor dem Tisch blieb Seth stehen und starrte Milos an.

„Seid Ihr Milos?“ fragte Seth, obwohl er es natürlich wusste.

Milos bewegte sich nicht, als hätte er nicht verstanden, dass er gemeint war.

„Wer will das wissen?“ brummte nach einer Weile.

„Ich“ entgegnete Seth.

Milos drehte sich in Seths Richtung. Er erkannte ihn sofort. Er überlegte kurz, dann nahm er einen Schluck aus seinen Humpen.

„Nun mach‘ schon.“ forderte er Seth auf.

Seth wusste, dass Milos damit rechnete, dass er ihn eines Tages töten würde für das, was er getan hatte. Aber dies war nicht der Grund. Der Sapiens hatte es ihm aufgetragen. Obwohl Seth spürte, wie die Rache in ihm noch nicht befriedigt war, war er ein Mann der Ehre- er wollte sich daran halten.

„Ich bin nicht hier, um dich zu töten“, fing Seth an, „ der Sapiens schickt mich.“

Milos nahm einen kräftigen Schluck und knallte sein Gefäß auf den Tisch. Innerlich war er gestorben. Nicht nur, da Laetizia im Jenseits war, sondern auch, weil seine Brüder ihn verstoßen hatten. Er signalisierte Seth, dass er mehr Bier benötigte, indem er seine Hand hob und seinen Daumen hob.

„Was kann der Sapiens von mir wollen?“ fragte Milos zynisch.

Seth rief dem Wirt zu, dass dieser noch ein Bier bringen sollte. Dann setzte er sich an den Tisch.

„Also, meine Aufgabe beinhaltet, dich zum Saphirsee zu bringen.“ erklärte Seth.

Es herrschte eine unangenehme Stille, da Milos dachte, Seth erkläre noch mehr. Der Wirt unterbrach das Schweigen, indem er das Bier brachte. Milos nahm das Gefäß und trank.

„Das ist alles?“ zeigte er unverständlich.

Seth nickte.

„Ich schlage vor, wir machen uns sofort auf den Weg. Wir brauchen drei Tage, um dort hinzugelangen.“ brachte Seth ein.

Milos trank sein Bier in einem Zug aus.

„Ohne mich- ich komme nicht mit, schmink dir das ab!“ machte er deutlich.

Seth packte Milos an seinen Kragen und zog ihn an sich. Die Leute im Wirtshaus zeigten sich erschrocken und verließen teilweise das Gebäude. Der Wirt flehte Seth mehrmals an, aufzuhören.

Milos schlug zu. Er traf Seth mitten ins Gesicht, während dieser strauchelte. Seth fing sich. Sein Körper spannte sich an. Dann ging er auf Milos los und tat es ihm nach. Ein Schlag aufs Auge. Danach packte Seth ihn und schleuderte ihn gegen einen Tisch. Milos fiel zu Boden.

Er wirkte benommen und blutete leicht am Kopf. Als er sich aufbringen wollte, platzierte Seth einen Fußtritt in dem Bauch, der genau traf. Milos schnappte nach Luft.

„Ich komme trotzdem nicht mit. Dann musst du mich schon töten.“ stöhnte Milos.

„Wenn dies dein Wille ist.“ wütete Seth.

Er nahm sein Schwert und setzte zum Stich an. Es war ihm alles gleichgültig. Die Wut überkam ihm. Aus dem Nichts schrie eine helle Stimme:

„Halt, Seth, tu das nicht.“

Die Stimme wirkte vertraut. Seth hielt inne. Er sah sich um und erblickte Laetizia. Seth war verwirrt. Laetizia war wie ein nebelartiges Leuchten. Eine geistige Erscheinung.

„Ich habe nicht viel Zeit“, erklärte Laetizia, „ihr müsst euren Streit beilegen. Milos, du musst zum Saphirsee, du wirst gebraucht und du Seth, verzeih ihm, sei nicht sauer auf ihn. Dich hat der Neid in Besitz genommen.“

Seth steckte sein Schwert zurück. Milos stand auf.

„Wenn ihr das nicht schafft, wird die Welt, die ihr kennt, bald enden. Du wirst dort einen Weg finden, mich wieder zu sehen.“ deutete Laetizia an und verschwand.

„Laetizia!“ schrie Milos.

Er hatte ihr doch so viel zu sagen. Er vermisste sie. Einen Moment war er wie erstarrt. Seth und Milos blickten sich an. Ohne Worte räumten sie das von ihnen verursachte Chaos weg. Nachdem Seth den Wirt für den Schaden bezahlt hatte, streckte er Milos die Hand entgegen.

„Waffenstillstand- zumindest bis zum Saphirsee.“ schlug er vor.

Milos zögerte zunächst. Dann fielen ihm die Worte von seiner Geliebten wieder ein. Er entschloss sich, dem zu folgen, denn er wollte Laetizia wiedersehen. Er schlug ein.

---------------------------------------------------------------------

In der Wüste Devien gab es die Stadt Sonnenglut. Auf dem Markt „Toutfruit“, der bekannt für seine Vielfalt und riesige Menge an Früchten war, begab sich Hector.

Er war ein einfacher Mann. und lebte in einfachen Verhältnissen. Er hatte sich auf den Weg zum Markt gemacht, um dort Früchte zu erwerben, aber auch um ein paar der Köstlichkeiten zu stehlen. Dies gelang ihm äußerst gut.

Da er als gutaussehend galt, bestand seine Taktik darin, sich an Ständen aufzuhalten, wo Frauen Ware anboten. Diese ließen sich bezirzen und waren somit abgelenkt. Hector nutzte die Chancen, die sich ihm dadurch boten. Er konnte stets mit Diebesgut und ohne Verdacht weiterziehen.

Sein zweites Laster waren die Frauen. Zum Ende des Tages wollte er noch einen letzten Stand besuchen. Dort stand Roma. Sie war eine Schönheit für die Augen. Hector wollte sie.

„Was kann ich für Sie tun, der Herr?“ fragte Roma, die von ihrem Glück, dass Hector sie auserkoren hatte, nichts ahnte.

„Bei Ihrer Schönheit können Sie mir alles anbieten.“ flirtete Hector.

„Danke.“ sagte Roma verlegen.

Sie war solch eine Art von Komplimenten nicht gewohnt, Sie hätte wahrscheinlich angebissen, als Hector plötzlich zu Boden fiel. Roma schrie auf und rannte schnell zu ihm. Der Tod hatte ihn schon zu sich genommen.

Die Menschen versammelten sich um den Toten, keiner vernahm, was geschehen war.

Hector wurde ermordet! Der Mörder stand inmitten der Menge. Es handelte sich dabei um Dyako. Er war ein Venator. Diese Rasse sah menschenähnlich aus, ist aber wesentlich robuster. Alles, was für Venatoren zählt, ist Gold, Geld, oder alles was man dazu machen konnte.

Sie ermorden sogar Verwandte, um Gold dafür zu erhalten. Es gibt nur zwei Auswege, um einen Venator zu entkommen. Möglichkeit eins bestand darin, falls man die Gelegenheit dazu hatte, ihm das Leben retten. Möglichkeit zwei forderte, dem Venator einen höheren Preis zu bezahlen, um sich frei zu kaufen.

Ein Unbekannter hatte Dyako einen guten Preis für Hector gezahlt. Die Frau desjenigen hatte ein Verhältnis mit Hector und der Ehemann fand es heraus. Zuerst ließ er seine Frau umbringen und dann beauftrage er Dyako.

Als Meister der Tarnung und des Tötens ist es für einen Venator stets ein Bestreben, den Mord wie einen Unfall aussehen zu lassen und nicht entdeckt zu werden.

Die Menschen auf dem Markt verdächtigten schnell Roma, die aber vehement alles abstritt. Die aufgebrachte Menge packte sie und zerrte Roma zu der Residenz der Garde.

Sonnenglut war ein Stadtstaat, der von König Gottfried II. regiert wurde. Seine Vorfahren hatten an dieser Stelle in der Wüste Devien ein reiches Vorkommen an Gold entdeckt. Seit dem sind ein paar Hundert Jahre vergangen. Gottfried II. fand kein einziges Stück des wertvollen Metalls. Dafür hatte er Sonnenglut zur Fruchtoase gemacht. Sein Vermögen ist aber das größte in ganz Matera. Seine Garde galt als die beste.

So kam der Mobb, aufgebracht und nach einer Todesstrafe fordernd zur Residenz der Garde des Königs. Es dauerte einen Augenblick bis ein Offizier erschien. Er versuchte, die Menge zu beruhigen.

Nachdem der Mobb durch Zurufe erklärt hatte, weshalb sie zur Residenz gestürmt waren, brachten sie zum Ausdruck, dass nur die Todesstrafe eine gerechte Strafe sein konnte.

Roma dementierte alles. Zunächst war der Offizier geneigt, Roma frei zu lassen, aber da der Mobb empört reagierte und ein Gardist dem Offizier flüsterte, dass es besser sei, nachzugeben, als einen Aufstand zu riskieren, entschied der Offizier, das Roma gehängt werden sollte.

Sie wurde gefangen genommen und in ein Verlies gesperrt. Ihr Todestag war Übermorgen. Ihren Stand hatten sie geplündert.

Dyako hatte indes die Stadt verlassen. Er hatte sich ein Kamel besorgt, um durch die Wüste zu gelangen. Da kein weiterer Auftrag zu erledigen war, beschloss Dyako, zum Gaardes zu reisen- dort befand sich sein Quartier.

Es war an der Zeit, wieder zu trainieren, seine Waffen zu schärfen und besser zu werden.

Es vergingen Tage und Nächte. Dyako hatte zum einen seine Ernährung reduziert und zum anderen wusste er, wie er an Nahrung kommen könnte, wenn es nötig gewesen wäre.

In der dritten Nacht schlug er sein Zelt am Lotussee auf, der einzige See in der Wüste Devien. Ein Venator schlief nie, sondern ruhte. Er reagierte bei kleinsten Auffälligkeiten.

So wie auch in dieser Nacht. Durch das Wahrnehmen eines leichten Huschens machte sich Dyako sofort kampfbereit.

Er schlich aus dem Zelt raus. Sein Kamel schien zu schlafen. Langsam begab er sich um das Zelt und sah nichts.

Plötzlich griff ihn etwas an- eine dunkle Gestalt. Instinktiv zückte er seine Verobur.

Diese Waffe war eine Art Peitsche, die metallisch und magisch war. Sie konnte einen Stab darstellen, wenn sie fest blieb, aber auch gelockert werden, um als Peitsche verwendet zu werden. Zudem bestand sie aus Magicum, einem stahlähnlichem magischen Metall, das diesen Wandel möglich machte. Es galt es unzerstörbar.

Als die Kreatur aus dem Hinterhalt wiederholt zum Angriff ansetzte, drehte Dyako sich, zog seine Verobur und spannte sie zu einem Stab.

Das Wesen wurde voll getroffen. Es schien, als verspürte es nichts. Das Kamel war aufgebracht und riss an seiner Befestigung.

Die Kreatur hielt inne und war bereit, erneut einen Angriff zu starten, da löste Dyako seinen Stab und setzte die Funktion der Peitsche ein.

Diese schlang sich um die Kreatur und Dyako zog fest. Es stieß einen Schrei aus, welcher in den Ohren schmerzte. Dann verschwand es.

Dyakos Kamel war inzwischen geflüchtet. Stille zog wieder ein. Dyako machte sich nicht viel aus Gedanken. Venatoren galten nicht als Empathieträger, weshalb er dem Kamel nicht nachtrauerte.

Am nächsten Tag wanderte Dyako weiter. Auf dem Weg entdeckte er sein Kamel, welches aber völlig erschöpft da lag. Ein Tier hatte es wohl gerissen und hier liegengelassen, damit das Kamel ausblutete.

Dyako erstach es. Nicht, um es zu erlösen, sondern, weil das gestrige flüchten aus seiner Sicht als Verrat galt.

So musste Dyako seinen Weg zum Gaardes weiterhin zu Fuß bestreiten. Die Sonne ließ die Wüste zum Siedepunkt werden. Es dauerte eine weitere Nacht, bis Dyako auf einen Fremden traf. Es handelte sich dabei um einen reisenden Händler.

Es gab sie zuhauf in der Wüste, weil sie vom Süden aus Aerta, einer Hafenstadt in den Norden der Wüste, zur Stadt Volto reisten. Volto lag am Friedensberg.

Die Händler verdienten eine Menge, da sie wertvolle Dinge bei sich hatten. Aus diesem Grunde lohnte sich für sie dieser anstrengende und meist tödliche Weg. Ihre Route bestand aus kleinen Wagen, welche sie mit Wüstenpferden bestritten.

Zunächst ignorierte Dyako den Händler. Als er diesen fast passierte, fiel ihm Dyako auf, dass an dem Wagen des Händlers eine Kette hing, die Dyako zu kennen glaubte.

„Händler, woher habt Ihr diese Kette?“ polterte Dyako.

Der Händler blieb stehen.

„Welche Kette.“ fragte er mit rauchiger Stimme.

Dyako zeigte auf sie. Der Händler stieg von seinem Pferd, stieg geruhsam ab und ging zur gezeigten Kette.

„Woher habt Ihr sie?“ Dyako verleitete seiner Stimme Nachdruck.

In den Augen des Händlers funkelte es. Dyako machte sich diesbezüglich zum Kampf bereit.

„Ich weiß es nicht.“ log der Handler.

Dyako bemerkte dies.

„Ihr seid doch ein Venator, nicht wahr?“ die Stimme des Händlers hatte etwas hinterlistiges, etwas Totes. Dyakos Instinkte rieten ihm, sehr vorsichtig zu sein. Er wollte keine Schwäche zeigen.

„Was wollt Ihr?“ wollte Dyako wissen.

„Ein Geschäft.“ grinste der Händler.

„Und wer seid Ihr.“ Dyako gefiel der Gedanke nicht, dass der Händler wusste, was oder wer er war, während er sein Gegenüber nicht kannte.

„Ein Händler, der Euch ein Geschäft vorschlagen möchte.“ gab der Händler an.

Dyako hätte ohne dieses Angebot den Händler wahrscheinlich bedroht und unter Umständen auch getötet und ihm die Kette abgenommen, aber ein Venator konnte einem Geschäft nicht widerstehen.

„Meine Wenigkeit ist bereit“, begann der Händler, „Euch 10.000 Taler zu geben, wenn Ihr einen Mann für mich tötet. Zudem gebe ich Euch diese Kette, die Euch sehr zu interessieren scheint.“

Ein Venator fragt nicht, warum irgendjemand einen anderen töten lassen wollte. Es ging Venatoren nur um das Geld oder Gold, gleichgültig, ob moralisch vertretbar oder nicht. Dabei war das Angebot des Händlers mehr als verlockend. Diese Summe war das höchste, was er je erhalten hatte.

Meist waren die Beträge bei etwa 1000 Talern. Eine Falle konnte Dyako nicht wittern, denn Venatoren hielten sich für unbesiegbar. Der Händler holte indes einen Sack mit dem Geld hervor.

„Sind wir im Geschäft?“ wollte sich der Händler vergewissern.

„Ja, wir sind im Geschäft.“ antwortete Dyako.

Danach übergab der Händler dem Venator das Geld und die Kette.

„Wen soll ich töten?“ erkundigte sich Dyako.

„Reitet nach Norden, zum Saphirsee, dort findet Ihr den Mann. Er hört auf den Namen Milos.“ verriet der Händler. „Und erwartet Gegenwehr.“

„Und der Beweis?“ wollte Dyako wissen. Venatoren brachten den Auftraggebern stets einen Nachweis für den Auftrag.

„Ich weiß, wenn es soweit ist.“ antwortete der Händler. Danach spannte er sein Wüstenpferd und es trabte weiter. Dyako ging Richtung Norden.

---------------------------------------------------------------------

Das Schloss von Edengaard, in dessen der Herzog von Edengaard residierte, war das schönste in ganz Matera. Der Vater vom Herzog von Edengaard ließ es einst erbauen, um seine Macht zu demonstrieren. Diese konnte er nicht ausbauen, da er vor Jahren einem Attentat zum Opfer fiel.

Der jetzige Herzog war ein junger Nachfolger seines Vaters- er war gerade im Erwachsenenalter.

Das Gesetz in Edengaard sah vor, auch im Falle eines frühen Todes des Herzogs, dass sein männlicher Nachfolger das Amt übernahm.

Sollte es keinen geben, so folgte ein weiblicher. War dieser ebenso nicht vorhanden, dann wurden sogenannte „Kämpfe zur Thronfolge“ ausgefochten. Teilnehmer konnten alle Verwandten zweiten Grades sein.

Seit der Ernennung zum Herzog strebte Wilhelm, so nannte ihn sein Vater, die Herrschaft über Matera an. Es fehlte seiner Armee an angemessener Größe.

In jüngster Zeit war der Herzog damit beschäftigt, seine Frau und ihren Geliebten jagen zu lassen. Er konnte nicht verkraften, dass seine eigene Frau einen Geliebten hatte!

So stellte sich sein Cousin Friedrich zur Verfügung, der Land im Norden von Edengaard Ländereien besaß. Friedrich machte es sich zu einer Aufgabe, Rubina und ihren Geliebten zu finden.

Mittlerweile war das Kopfgeld auf 10.000 Taler angehoben. Friedrich sollte es bisher nicht gelingen, die Frau des Herzogs und ihren Geliebten zu finden.

Der Herzog wirkte dementsprechend angespannt. Bei negativen Berichten kam es vor, dass er sein Mobiliar zertrümmerte. Doch nun hatte Friedrich eine Spur.

Am Morgen kam eine Eule zur Burgwache geflogen, die eine Nachricht bei sich trug. Der Absender war unbekannt. Adressiert war sie an den Herzog von Edengaard. Da die Mitteilung durch die Hände von Friedrich glitt, gerieten die Informationen zu ihm.

Der Inhalt besagte, dass Rubina und der Geliebte auf den Weg zum Saphirsee sein sollten. Friedrich war bewusst, dass eine Nachricht, überbracht von einer Eule nicht ausreichend gewesen wäre, um Wilhelm zu überzeugen, denn er witterte in Allem eine Falle. Friedrich hingegen war erpicht darauf, endlich einen Erfolg zu haben. Erfolg bedeutete Ruhm. Ruhm bedeutete Macht.

Er fälschte den Brief und unterschrieb mit dem Namen Arthur von Blauwasser, ebenfalls ein Cousin von dem Herzog.

Artur stand in der Familienrangfolge nicht weit oben und war schon immer geltungsbedürftig, wenn es um die Gunst des Herzogs von Edengaard ging.

Friedrich trat vor dem Herzog und präsentierte das Werk. Der Herzog las den Brief. Er schaute Friedrich an, schlenderte zum Fenster und sah hinaus. Nach einer kurzen Weile des Tagträumens, las er den Brief erneut.

„Ist es echt?“ wollte er von Friedrich erfahren.

„Ich denke schon.“ antwortete Friedrich zügig.

Der Herzog dachte, dass er jeder Spur nachgehen müsste, um seine geliebte Rubina zu finden.

„Dann nimm‘ dir ein paar Männer und mach‘ dich auf den Weg zum Saphirsee“, gab der Herzog an, „und bring‘ mir seinen Kopf!“ befahl er nachdrücklich.

Friedrich verließ sodann den und tat, was ihm aufgetragen wurde. Er nahm sich zehn Männer zu Pferd. Es handelte sich dabei um Ritter der Garde des Herzogs.

Zu dem Bestand gehörten: Donovan, der Zweite, dessen Vater 1. Kommandeur der Garde war, bis er sein Leben beim ersten Attentat auf Wilhelms Vater gegeben hatte.

Trion, der bekannt dafür ist, mit einer Axt zu kämpfen und nicht wie die meisten Ritter, mit einem Schwert.

Balog war ein ausgezeichneter Zimmermann, der durch seine Ehrlichkeit zum Ritter geschlagen wurde. Er fand zu seiner Zeit das durch einen Dieb entwendete „Rote Licht“, welches ein wertvoller Diamant war und übergab es dem Herzog von Edengaard, der ihn mit der Ritterlichkeit belohnt. Seine Kampfkünste waren eher bescheiden.

Fharov war der Sohn des Grafen von Waldrand, einer kleinen Grafschaft südlich von Dunkelwald. Der Graf war ein Cousin 3. Grades des Vaters von Wilhelm, dem Herzog von Edengaard.

Ilander war sanftmütig, dennoch gefährlich im Nahkampf.

Ravon und Saxon waren Brüder. Ravon war ein guter Schwertkämpfer, während Saxon eher gut mit der Lanze war.

Josias war der jüngste der Truppe und wurde vor kurzem zum Ritter geschlagen.

Cas konnte zu seinen guten Fähigkeiten im Schwertkampf, ebenso gut mit dem Bogen umgehen.

Baltasar war der 1. Kommandeur dieser Truppe und Dienstältester, der schon für Wilhelms Vater gedient hatte. Er verfügte über die meiste Erfahrung im Kampf mit dem Schwert.

Zusammen ritten sie sodann gen Süden.

Drittes Kapitel

Es dauerte ein paar Tage, ehe Amberius, Rubina und der Kobold Avarit aus dem Dunkelwald hinausgelangten.

Kurz dahinter befand sich Waldrand, ein kleineres Städtchen, das dem Grafen von Waldrand gehörte. Um den Kobold nicht öffentlich zu zeigen, was dieser selbst nicht wollte, steckte Rubina ihn in einen Beutel.

Auf einem Markt klauten sie ein paar Vorräte, dann beschlossen sie weiter Richtung Süden zu wandern, denn dort war der Gaardes, der wiederum zum Saphirsee führte. Ihr Ziel sollte allerdings Sonnenglut sein, welches südlicher liegen sollte.

So waren sie im Begriff, den Markt zu verlassen, als gerade jemand:

„Halt!“ brüllte.

Es stellte sich heraus, dass es sich um eine Wache handelte. Diese stand gerade an einem Stand, welcher von Amberius beklaut wurde. Rubina und Amberius entscheiden instinktiv zu flüchten, aber vor ihnen tauchten ebenfalls Wachen auf, wie auch seitlich. So dass sie umzingelt waren. Eine Flucht schien aussichtslos.

Das Paar rückte immer näher zusammen. Die Wachen umkreisten sie und kamen näher heran. Einer der Wachen, wohl ein Hauptmann trat hervor.

„Ihr seid angezeigt, Diebstähle in mehrfacher Weise begangen zu haben.“ teilte er ihnen mit. „Im Namen des Grafen, nehmen wir Euch in Gewahrsam.“

Amberius und Rubina wollten sie wehren, aber zwei, drei kräftige Hiebe sorgten dafür, dass sie bewusstlos wurden. Amberius wurde zusammengeschlagen.

Die Menge versammelte sich um sie und beobachtete das Treiben. Einige jubelten, andere feuerten die Wachen an. Als es vorbei war, wurden Rubina und Amberius abgeführt.

Rubina erwachte als es Nacht war. Es dauerte für sie einen kurzen Moment, um zu realisieren, dass sie gefangen war. Schmerzlich bemerkte sie es an ihren Fesseln, die sie hinter sich an einer Mauer hielten. Sie fragte sich, an welchem Ort Amberius sein könnte.

„Amberius.“ flüsterte sie, als sie ein rascheln wahrnahm. Es kam keine Antwort.

„Amberius.“ Wiederholte sie. Rubina horchte. Stille hatte sich breit gemacht.

„Halts Maul!“ brüllte plötzlich jemand.

Rubina zuckte zusammen. Sie hatte die Wache, die neben ihrer Zelle stand nicht bemerkt.

„…Oder ich stopf‘ es dir!“ gab der Mann zu verstehen.

Rubina schwieg und fing an zu weinen. Sie hatte das Gefühl, dass alles vorbei war. Sie würde ihre Liebe niemals wiedersehen. Rubina sank zusammen. Sie fühlte sich kraftlos.

Amberius befand sich zwei Zellen rechts von Rubina, Er war weiterhin bewusstlos. Zudem hatten die Schläge ihr übriges angerichtet: Er hatte mehrere Verletzungen, wie Hämatome im Gesicht und am Rumpf, aber das Schlimmste war, dass er wohl in diesem Zustand verbluten würde, wenn niemand ihm helfen würde.

In der Stille dieser Nacht bewegte sich etwas Böses. Keine der Wachen registrierte es, bevor die Gestalt, leise wie die Stille selbst, jeden einzelnen tötete.

Mit kleinen Pfeilen, verziert mit einem Gift einer Schlange, aus einem Spuckrohr, schoss es die Gestalt gekonnt das Leben aus den Wachen.

Rubina nahm wahr, dass die Wache bei ihrer Zelle auf einmal zusammenfuhr, als ob sie eingeschlafen war. Rubina bemerkte, dass etwas nicht stimmte und versuchte geistesgegenwärtig, sich von den Fesseln zu befreien, was sie nicht vollbrachte.

Die Kreatur verschaffte sich Zugang zu der Zelle. Rubina erschrak und wirkte wie gelähmt. Sie stand unter Schock. So sehr sie versuchte, in der Finsternis die dunkle Gestalt zu erkennen, es gelang ihr nicht. Dieses Wesen strahlte Kälte aus.

„Haltet still.“ hauchte die Kreatur.

Rubina hielt still, denn sie hatte furchtbare Angst. Sie schloss die Augen. Rubina dachte, es handele sich um einen Auftragsmörder ihres Mannes, den Herzog von Edengaard.

Als sie ihre Augen öffnete, war sie befreit, die Kreatur befand sich an der Zellentür.

„Geht zum Saphirsee.“ flüsterte es mit heiserer Stimme und verschwand in der Dunkelheit.

Rubina machte sich schnell aus der Zelle, schaute in die anderen Zellen und fand ihren Liebsten. In den anderen waren alle Insassen tot.

Amberius war noch immer ohnmächtig. Rubina beschloss, ihn hinaus zu tragen. Sie nahm wahr, dass hinter ihr jemand stand. Sie drehte sich schnellstens um und erblickte Avarit.

„Was ist denn hier passiert?“ fragte der Kobold erstaunt. „Wart Ihr dies?“

Rubina antwortete nicht.

---------------------------------------------------------------------

Seit Milos sich von Seth zu der Aufgabe des Sapiens überredet ließ, sind ein paar Tage vergangen.

Sie befanden sich mitten im Albwald. Dieser war für die meisten Menschen ein Grund, einen Umweg ein zu schlagen, aber nicht für die beiden, denn ein Umweg würde mehrere Tag Zeit kosten.

Im Albwald lebten nicht nur Alben, wie der Name es deuten würde, sondern auch Trolle, manch eine Hexe oder ein Hexer, aber auch eine Menge gefährlicher Tiere oder gar Bäume.

Allein deshalb mieden die meisten Menschen diesen Wald. Die Wenigen, die sich hier durchschlugen, wurden nie mehr gesehen.

Mächtige magische Wesen konnten sich natürlicher-weise gegen die meisten Gefahren wehren. Der Albwald hatte eine Art Eigenleben. Er wuchs alsbald wieder zu, falls irgendjemand den Wald betrat.

So tat er es auch bei Milos und Seth. Zunächst erschraken die beiden ein wenig, da ihre Reflexe agierten. Sie zogen ihre Schwerter, aber es geschah nichts.

Nach einer Weile steckten sie die Schwerter wieder in ihre Scheiden. Da alles dicht bewachsen war, mussten sie allerdings mit Schwertern wie mit Macheten ihren Weg durchschlagen.

Sie bemerkten indes sehr spät, dass ihnen ein Fresser auf den Fersen war. Erst das Knacken eines Astes auf dem Waldboden verriet ihn.

Milos und Seth drehten sich blitzartig in die Richtung, aus der das Geräusch kam.

Fresser waren sehr gefährlich, denn ihre Zähne konnten alles durchbeißen. Durch ihre Größe, die in etwa einem Panther glich, war es ihnen möglich, ihre Beute zu verfolgen. Zudem war ihre Haut widerstandsfähiger als bei anderen Tieren.

Seth wusste dies, aber auch, dass nur Angriff die beste Verteidigung war. Der Fresser sah dies ebenso und griff Seth an. Seth agierte zu spät und spürte einen gewaltigen Prankenhieb des Raubtieres. Durch die Wucht des Hiebs knallte er gegen einen Baum. Seth ließ aus Versehen sein Schwert los und war somit unbewaffnet. Seine Luft blieb weg und er verlor kurzzeitig sein Bewusstsein.

Dies passierte alles innerhalb von Sekunden. Milos sah dies als sei es in Zeitlupe abgelaufen. Er war in diesem Moment wie gelähmt.

Der Fresser konzentrierte sich darauffolgend auf Milos und fixierte ihn mit seinem Blick. Der Fresser nahm Anlauf und sprang auf Milos zu.

Milos streckte dem Tier sein Schwert entgegen. Das Tier riss ihn mit um und landete hinter Milos. Milos bemerkte, dass sein Schwert abhandengekommen war.

Darüber hinaus beobachtete er, dass der Fresser noch immer dort lag. Sein Schwert konnte er nicht entdecken. Er vermutete, dass es in dem Fresser stecken müsste. Kurz blickte er zu Seth herüber, der gerade im Begriff war, zu erwachen.

„Milos, pass auf, hinter dir!“ presste Seth aus sich heraus.

Milos wandte sich um, und spürte, wie der Fresser ihm ebenfalls einen Prankenhieb verpasste. Milos flog einige Meter, ehe er auf den Waldboden fiel.

Er konnte sich kaum aufraffen, als das der Fresser wieder vor ihm stand. Nun bereit zum Sprung und, so befürchtete Milos, bereit zum finalen Todesbiss an der Kehle, oder sonst wo, denn dies war gleichgültig, denn einen Biss eines Fressers konnte niemand überleben. Der Fresser setzte zum Sprung an.

Milos durchströmte eine Angst, dass er sterben müsste. Er dachte in diesem Moment an Laetizia. Er sah sie vor sich- er sah sich mit ihr zusammen. Er fühlte in diesem Augenblick all die Liebe zwischen sich und seiner Geliebten. All die Wärme.

Plötzlich empfand er eine Hitze, die wie ein unendliches Feuer aus ihm sprühte. Diese Energie ließ ihn anschließend ohnmächtig werden. Es wurde dunkel.

„Milos!“ schrie Seth. Er konnte nicht aufstehen, um einen weiteren Angriff des Fressers zu verhindern, denn der Stoß an den Baum hatte eine Verletzung zur Folge.

„Milos- NEIN!“ brüllte er aus tiefster Seele, denn der Fresser setzte zum finalen Todesbiss an.

Als dieser inmitten des Sprungs war, wirkte Milos wie gelähmt, als würde er träumen. Dann entstand ein Funken aus seinen Händen, der sich schnell zu einem lodernden Feuer entwickelte. Milos richtete es instinktiv zum Fresser, welcher einen vollen Treffer erlangte.

Der Fresser verglühte. Milos brach zusammen. Noch nie hatte Seth solch eine Energie gesehen.

Milos schien die Kräfte des Igneus in sich zu haben, dachte sich Seth. Zuerst schien er froh darüber zu sein, doch dann überkam ihm ein Gefühl der Furcht. Mit solch einer Kraft könnte Milos gefährlich werden, oder sich gar rächen für die vergangenen Geschehnisse. Seth war schuld an dem Tod von Laetizia.

Er konnte nicht fort von hier, daran hinderten ihn seine Verletzungen. Es verstrich nicht viel Zeit bis Milos aufwachte.

Er schaute sich um und registrierte, dass der Fresser verkohlt vor ihm lag. Sofortig rannte er zu Seth.

„Wie geht es dir?“ erkundigte er sich.

Seth wusste nicht, wie er reagieren sollte. War dies eine Fangfrage oder hatte Milos von all dem Vorherigen nichts mitbekommen? Bevor Seth zu Wort kommen konnte, kam Milos ihm zuvor:

„Weißt du, was hier geschehen ist?“

Seth nahm schnell wahr, dass Milos tatsächlich nichts gewusst hatte. Nun musste rasch eine Erklärung her.

„Ich weiß nicht genau, ich habe mein Bewusstsein erst kurz vor deinem wieder und da lag der Fresser schon auf dieser Weise dort.“ log Seth.

Milos erinnerte sich. „Ja, ich habe gesehen, dass du ohnmächtig warst.“

Danach half er Seth aufzustehen. Milos holte die Schwerter, die im Übrigen beide unversehrt gewesen waren und sie beschlossen, hier zu rasten bis sie zu Kräften gekommen war.

Milos machte Feuer besorgte einige Kräuter, die heilend wirkten. In der Heilkunde kannte sich Milos ein wenig aus. Seth versicherte ihm, dass er allein zu Recht kommen würde.

Milos war einige Zeit unterwegs. Er pflückte Blüten von mehreren Pflanzen und zupfte Kräuter ab, die er finden konnte.

Auf einmal stand neben einem Busch ein Mädchen. Es hatte ein weißes Nachthemd an und schien in etwa sechs Jahre alt zu sein.

Es sprach Wort. Milos sah sich um- vielleicht waren andere Menschen hier. Er vernahm kein Geräusch, welches darauf hindeuten könnte. Er konzentrierte sich wieder auf das Mädchen.

„Wer bist du?“ fragte er misstrauisch, da er gehört hatte, dass gerade Hexen auch mit Täuschungen arbeiten, um an ihre Opfer zu kommen.

Die meisten Hexen benötigen für ihre dunkle Magie und als ihre Energiezufuhr immer wieder Blut, welches immer wieder zu Menschenopfern führte.

Das Mädchen aber antwortete nicht. Es starrte ins Leere. Milos beschloss, trotz seiner vormaligen Warnsignale, sein Schwert wieder einzustecken.

„Ich tu dir nichts.“ gab er an.

„Wie heißt du denn?“ wollte er wissen.

Er stellte sich seiner Meinung nach sehr dumm an.

„Ich bin Milos.“ verriet er, da das Mädchen nach wie vor keinen Laut von sich gegeben hatte.

Er näherte sich der kleinen Unbekannten langsam bis er sich endlich direkt vor ihr stand. Er reichte ihr die Hand:

„Freunde?“

Milos dachte, er könnte so das Eis brechen. Das Mädchen blickte zu ihm hoch.

„Mein Name“, flüsterte es, „ist Laetizia.“

Milos wich ein wenig zurück. Es erinnerte ihn ruckartig an seine Geliebte. Dennoch durfte er dies nicht verwechseln. Das Mädchen nahm seine Hand. Es riss Milos wieder zurück in die Realität- weg von den Tagträumen seiner Geliebten. Milos führte die kleine Laetizia mit zu Seth.

Unterwegs erzählte das kleine Mädchen, dass es eine Halbwaise sei. Ihr Vater habe sie ausgesetzt, da es ihre Stiefmutter so gewollt habe. Sie sei mit ihrem Bruder in diesem Wald ausgesetzt worden. Beide hatten ein paar Tage im Wald gelebt, bis sie auf ein Lebkuchenhaus getroffen seien.

Es stellte sich heraus, dass dies eine Falle von einer Hexe gewesen sei, einer sehr alten Hexe. Sie und ihr Bruder konnten die gemeine Hexe zusammen überwinden. Sie hatten sie bei günstiger Gelegenheit in den Ofen gestoßen und sie sei verbrannt.

„Und wo ist dein Bruder jetzt?“ fragte Milos interessiert.

„Ich weiß nicht, wo Hänsel ist, es kam eine dunkle Gestalt, und nahm ihn mit sich.“ berichtete sie.

Milos kannte keine solche Gestalt. Er blickte fragend zu dem Mädchen.

„Es war wie ein Schatten.“ fügte sie hinzu und fing an zu weinen. Milos nahm sie in seinen Arm.

„Nun ist es nicht mehr hier. Du bist in Sicherheit.“

Kurze Zeit später erreichten sie den Platz, an dem Seth lag. Als Seth die beiden erblickte, packte er sofort sein Schwert, um angreifen zu können, was aus seiner Position schwierig gewesen wäre.

„Alles gut, Seth, sie ist in Ordnung.“ beschwichtigte Milos ihn.

„Sie könnte eine Hexe sein.“ fuhr Seth dazwischen.

„Ist sie aber nicht.“ entgegnete Milos.

„Woher willst du dies wissen?“ erkundigte sich Seth.

Milos hatte keine Antwort, denn er wusste es eigentlich nicht, er vertraute seinem Instinkt.

„Ich weiß es.“

„Woher?“ schoss Seth wieder dazwischen.

Milos dachte kurz nach.

„Mein Instinkt hat es mir verraten.“ klärte er Seth auf.

„Deine Instinkte werden uns noch umbringen.“ äußerte Seth.

Dann blickte Seth zu dem Mädchen. „Das ist nichts persönliches, ja?“

Leatizia weinte abermals. Milos nahm sie wieder in den Arm. Er versuchte sie zu beruhigen. Milos erklärte dem Mädchen, dass Seth einen starken Angriff von einem Fresser hinter sich hätte. Dies habe er nur knapp überlebt. Er sei eigentlich nicht so. Laetizia ließ sich beruhigen.

Milos schmiss Holz ins Feuer und versorgte dann Seth mit den Kräutern. Die beiden wechselten kein Wort. Laetizia legte sich hin, um sich auszuruhen.

---------------------------------------------------------------------

Im Lande Gelutera war es stets sehr kalt. Die wärmsten Tage, die meist im Sommer erreicht wurden, brachten mancher Orts Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt.

Wargo war hier aufgewachsen und kannte diese Gegend. Ein Glacianer, wie er einer war, zog sich stets warm gekleidet an. Deshalb, und weil sie eine extrem dicke Haut besaßen, waren sie vor diesem Wetter geschützt.

Ganze vier Tagesritte entfernt lag an der Teufelsenge gelegen die Hafenstadt Spesporta. Wargo wusste, dass er ohne ein eigenes Schiff nicht über die Teufelsenge kommen würde. Mit einem Boot wäre es sein schwimmendes Grab gewesen.

Spesporta war die größte und wichtigste Handelsstadt für Gelutera. Leider beherrschten Piraten die Hafenstadt. Die einflussreichste Piratenhorde waren die Caducos.

Sie beherbergten die übelsten und gewaltbereitesten Diebe, Mörder und Vogelfreie in ganz Matera. Trotz dieses Risikos konnte niemand die Teufelsenge vom südlichsten Kontinent ohne Piratenhilfe überqueren. Wargo wusste dies.

Er begab sich aus diesem Grunde direkt zu einem Anlegeplatz und erfragte zunächst bei einem anwesenden Piraten und später beim Kapitän des Schiffes, ob er mitreisen könne. Als Anzahlung hatte er sein Pferd und bot zusätzlich eine Hilfe in der Kombüse an.

Kapitän Baal willigte bei dem Vorschlag des Glacianer ein. Als Gegenzug würde er Wargo bis nach Aerta bringen. Diese Stadt lag südlich im Lande Calidarena, nördlich lag die Wüste Devien.

Diese Reise könnte allerdings einige Tage und Nächte ins Land bringen, brachte Baal ein. Das störte Wargo nicht, denn dies war der schnellste Weg, den er bestreiten konnte.

Nach zwei Stunden setzte das Schiff die Segel. Wargo verhielt sich ruhig, denn er konnte es sich nicht leisten, im offenen Meer ausgesetzt zu werden- schwimmen war nicht seine Leidenschaft.

Es vergingen einige Tage. Wargo half in der Kombüse aus. Der dortige Koch, der mehr als 50 Mann zu versorgen hatte, hieß Smerge. Wargo und der Koch tauschten nur das Nötigste aus, um die Arbeit verrichten zu können. Ansonsten sprachen sie nicht miteinander.

Am Morgen des vierten Tages kam plötzlich ein Sturm auf. Der Wind brachte die Wellen zum Tanzen. Sie klatschten gegen das Schiff, während die Besatzung ordentlich zu schuften hatte. Die Segel wurden eingefahren, um das Schiff und die sich darauf befindende Mannschaft zu schützen.

Einige der Männer fielen über Bord und waren verloren, denn sie ertranken qualvoll. Nach einer Weile fasste sich der Sturm. Die Wellen ebbten ab und das Schiff schwankte nicht mehr so stark.

Wargo kam von der Kombüse an das Deck, um sich zu erkundigen, welche Arbeiten verrichtet werden mussten. Wer hilft, dem wird nicht geschadet, dachte er sich.

Als er dem Kapitän sprechen wollte, erlebte er wie ein Pfeil sich durch den Kopf eines Piraten bohrte, der seitlich von ihm stand. Schnellstens duckte er sich. Es wurden noch mehr Männer getroffen, andere brachten sich in Sicherheit. Wargo sah, dass ein anderes Schiff sich näherte, welches es zu Kapern drohte.

„Es sind Caniferna!“ schrie einer der Piraten.

Noch mehr Piraten, dachte Wargo, das konnte nur noch mehr Ärger bedeuten. Schnell fielen zudem Schüsse. Kanonenkugeln brachen in das Schiff ein. Wargo sprintete zu den Kanonen des Schiffes und belud diese alleine! Er war kräftig.

Er zündete, zielte und traf eines der gegnerischen Segel, welches aber nicht dadurch zerstört wurde. Die Kugel schoss hindurch und landete im Wasser hinter dem gegnerischen Schiff.

Das andere Schiff näherte sich. Die Caniferna machten sich bereit zur Kaperung. Enterhaken schossen in das Schiff. Die Männer waren noch zu mitgenommen von dem Sturm, sodass sie überrannt wurden. Mit Säbeln wurden ihre Häupter von den Rümpfen getrennt.

Wargo verschanzte sich zunächst in der Kombüse. Der Koch hatte sich ebenfalls gut versteckt. Man hörte Schreie, entweder, weil die Männer über Bord geschmissen wurden, oder weil sie die Piraten quälten oder töteten.

Die Caniferna und die Caducos waren ewige Rivalen. Einst gehörten sie zusammen und wurden von Brüdern angeführt. Sie beherrschten die gesamte Teufelsenge.

Da der eine Bruder den anderen wegen eines großen Goldschatzes verriet, begann die Fehde. Beide Seiten behaupten jeweils, dass es sich bei der anderen um die verräterische handle.

Wargo und Smerge wurden zunächst nicht entdeckt. Als allerdings einige Männer die Kombüse stürmten, stöberten sie Smerge auf und nahmen ihn mit an das Deck.