Didier schreibt an das Christkind - Helmut Ludwig - E-Book

Didier schreibt an das Christkind E-Book

Helmut Ludwig

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Beschreibung

Auf der ganzen Welt wird Weihnachten gefeiert. So finden sich die Schauplätze der Weihnachtsgeschichten dieses eBook vor allem in der Ferne. Helmut Ludwig spürt dem ganz Besonderen nach, das Weihnachten umgibt und das seinen Ursprung im Weihnachtsgeschehen selbst hat: Gott wird Mensch, um uns zu erlösen.

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Didier schreibt an das Christkind

21 Weihnachtsgeschichten aus aller Welt

Helmut Ludwig

Impressum

© 2015 Folgen Verlag, Bruchsal

Autor: Helmut Ludwig

Lektorat: Mark Rehfuss, Schwäbisch Gmünd

ISBN: 978-3-944187-94-5

Verlags-Seite: www.folgenverlag.de

Kontakt: [email protected]

Dieses eBook darf ausschließlich auf einem Endgerät (Computer, eReader, etc.) des jeweiligen Kunden verwendet werden, der das eBook selbst, im von uns autorisierten eBook-Shop, gekauft hat. Jede Weitergabe an andere Personen entspricht nicht mehr der von uns erlaubten Nutzung, ist strafbar und schadet dem Autor und dem Verlagswesen.

Inhalt

Vorwort

Weihnachten im Seniorenheim

Das Kreuz auf der Hallig

Der Absturz

Mit Gott und der Welt überworfen

Don Pedro schließt die Kirchentür

Wintergewitter in Amsterdam

Honorato und ein richtiges Weihnachtswunder

Marios schönstes Weihnachtsgeschenk

Ein lebensrettendes Weihnachtsgeschenk

Didier schreibt an das Christkind

Die Tellermine bei Bethlehem

Weihnachten im Wald

Weihnachtswunder am Kanal

Weihnachten lag ein Mann auf der Straße

Ein Schuss bellte auf und traf

In der Christnacht am Fluss

Advent ohne Worte

Der Sprung in die Legion

Abschied

Advent in Zelle Ps 8

Das Herz in der Tasche

Vorwort

Nicht wenige Weihnachtsbücher erzählen Geschichten von Weihnachten zu Hause. Das tut dieses Buch auch. Aber weil Weihnachten weltweit gefeiert wird, stoßen die Geschichten dieses Buches die Weihnachtstür auch nach draußen auf und erzählen weltweit, was sich an Weihnachten zutrug. Fröhliche und traurige Geschichten über Weihnachten bei uns und weltweit wurden auf großen Weltreisen zusammengetragen.

Da Weihnachten, auch in den Misshelligkeiten des Lebens nicht Furcht, sondern die durchscheinende Freude der Christgeburt aufkommen lässt, gilt für das Leben im Horizont der Weihnachtsfreude das Wort aus dem 4. Vers des 23. Psalms: Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir.

Da scheint bereits im Alten Testament ein Stück des neutestamentlichen Weihnachtstrostes durch; denn auch der Gottessohn hat von seiner Geburt bis zum Kreuz das finstere Tal durchwandert. Er blieb im Bewusstsein des Glaubens: Du, Gott, bist bei mir. Diese Glaubensgewissheit hat er vorgelebt.

Leben bedeutet, ständig auf Wanderschaft zu sein. Selbst wenn wir noch so sesshaft sind, ist unser Dasein ein Nomadenleben. Aber für den Christen ist dieses Nomadenleben nicht ein zielloses Hin und Her und Kreuz und Quer, sondern eine zielorientierte Wanderung. Wir wandern durch die Tage und Jahre, bis wir zur bleibenden Stätte vorgedrungen sind. Viele Menschen auf unserer Welt sind ihr Leben lang unterwegs und tragen die Sehnsucht nach einem festen Ziel ständig im Herzen. Auf große Wanderschaft nimmt man nur das Wichtigste mit. Alles Unwichtige kann zurückbleiben. Gottes Geleit, das ist das Wichtigste. Das soll uns bei der Wanderschaft durchs Leben, durch das finstere Tal, wie der Psalmist es nennt, nicht verlassen. Nur wenn wir wissen, dass er, der Herr, bei uns ist, uns nicht verlässt, nicht uns selbst überlässt, nur dann kann man froh und dankbar sagen: Ich fürchte kein Unglück; denn du bist bei mir! Alle Tage, bis an der Welt Ende.

Diese Glaubensaussage ist weihnachtlich und weltweit zugleich. Davon wollen die spannenden, dramatischen, fröhlichen und nachdenklichen Geschichten berichten.

Helmut Ludwig

Weihnachten im Seniorenheim

Es hatte unzufriedene Angehörige gegeben, denen der Pflegesatz im Altenwohn- und Pflegeheim, das neuerdings Seniorenheim hieß, zu hoch vorkam. Im Heim selbst wusste man, dass Weihnachten immer eine kritische Zeit war. Das Fest der Liebe war eine empfindliche Sache. Da kam die Vergangenheit zurück. Es gab Heimweh. Und da war die Angst vor der Zukunft, gepaart mit Feststimmung und auch mit Freude. Es war eine hochsensible Zeit, in der die Stimmung auch nicht selten kippte.

Da der Heimleiter dem Gerede in der Stadt fairer begegnen wollte, lud er die Redaktionen der beiden Tageszeitungen ein, ihre Reporter am Heimalltag vor dem Fest teilnehmen zu lassen und darüber zu berichten. Und damit es keine gestellten Situationen gäbe, schlug der Heimleiter mit Zustimmung des Personalrates den Redaktionen vor, ihre Reporter unangemeldet und zu jedem Termin, der ihnen gemäß sei, zu schicken. Der Vorschlag fand Gegenliebe bei den Redaktionen. Vier Tage später erschien tatsächlich ein Reporter der »Tagespost« mit einem Kollegen. Man wollte eine große Reportage vom Heimalltag mit entsprechenden Fotos bringen. Der Heimleiter war zum Termin des Pressebesuches verhindert. Das war den Reportern umso lieber, als sie so freier schalten, walten und fragen konnten. Sie kamen gerade vom Unfallort an der Autobahn, wo vor zwei Stunden eine Massenkarambolage stattgefunden hatte. Bis zur Magistratssitzung am späten Nachmittag waren noch einige Stunden Zeit. So hatte man sich an die Einladung des Heimleiters erinnert. Das war Reporteralltag, Routine eben.

Der Pfleger, der den Heimleiter vertrat, war ein durchaus sympathischer jüngerer Mann, der sich, wie man bald merkte, gut auskannte. Die Reporter waren erstaunt, weil sie sich einen Altenpfleger viel älter vorgestellt hatten. Nach einem längeren Rundgang mussten die Reporter der »Tagespost« zugeben: Dies hier ist ein wirklich schönes Heim mit aufgeschlossenem, freundlichem Personal.

Die beiden Presseleute interessierten sich für die Küche und die Speisekarte, interviewten den Küchenchef und die Diätköchin, fotografierten die modern eingerichtete Großküche, ließen sich dann zur Krankenpflege-Abteilung führen, sprachen mit Schwestern und Pflegern, erfuhren, dass das Heim regelmäßig von zwei Ärzten betreut wurde, stenographierten, machten kurze Statements, ließen diesen und jenen Patienten auf Band sprechen, brachten anschließend das Fitness-Center ins Bild, besuchten die Heimbibliothek und wollten dann wissen, ob es in diesem Heim denn gar keine ausgesprochen schwierigen Fälle gäbe. »Schwierig«, antwortete der Pfleger, »ist hier mehr oder weniger jeder. In einem solchen Heim hat jeder seine Probleme und Kümmernisse, ganz besonders vor Weihnachten, wo die Vergangenheit hochkommt, aufbricht und Erinnerungen mit sich bringt. Gute und weniger gute«, sagte der Pfleger und fuhr fort:

»Man muss den Dienst hier mit Hingabe, ja, mit Liebe tun und darf nicht alles so verbissen sehen.«

Sie gingen zusammen die Treppe hinunter. Die Reportage war gelaufen. Nun kam die Nacharbeit in der Redaktion. Spitzenmeldung war die Massenkarambolage, das war klar. Im Treppenhaus saß ein vornehm wirkender älterer Patient auf den Stufen und starrte ausdruckslos vor sich hin. Die Reporter grüßten, erhielten aber keinen Gegengruß. Im Vorübergehen klopfte der Pfleger dem Patienten aufmunternd und behutsam auf die Schultern. Dann gingen sie weiter nach unten.

Im Büro fragte der Reporter nach dem Mann auf den Treppenstufen. »Sehen Sie«, antwortete der Pfleger: »Sie haben nach einem ›schwierigen‹ Patienten gefragt. Der Herr im Treppenhaus hat in seinen guten Tagen ein Wirtschaftsimperium geleitet, das gute Geschäftsbeziehungen rund um die ganze Welt unterhielt. Er war der Boss des Ganzen, Chef für 2600 Angestellte und Mitarbeiter. Nun ist er seit Jahren bei uns im Heim. Er leidet an der Alzheimerschen Krankheit, die sein Gedächtnis zerstört und nur gelegentlich Erinnerungslücken freigibt. Seine Frau, die mit ihm bei uns im Heim war, ist seit Jahren tot. Er weiß es nicht, starrt nur vor sich hin und ist schon dankbar, wenn man sich um ihn kümmert. Die Angehörigen zahlen gut für die Pflege. Er war und ist ja noch immer ein reicher Mann. Aber seit dem Ausbruch seiner Krankheit muss er angekleidet und gefüttert werden. Und natürlich kann er sich selber auch nicht sauber halten. Er sitzt den ganzen Tag herum und starrt vor sich hin, als wolle er die Vergangenheit ergründen.

Nebenbei bemerkt: Der Mann im Treppenhaus besitzt zwei Doktortitel. Er hat wesentliche Erfindungen im Flugzeugbau gemacht, eine ganze Industrie daraus entwickelt. Seine Söhne führen jetzt das Industrieimperium, das der Mann im Treppenhaus, dem sie eben begegnet sind, aufgebaut hat. Einst haben viele Angestellte vor ihm als Chef gezittert. Er soll ein selbstbewusster, energischer Mann gewesen sein, der sich selbst alles und seinen Mitarbeitern viel abverlangte.«

»Aber die Angehörigen? Sie sagten, dass es reiche Leute wären«, fragte der Reporter. »Es fehlt wahrhaftig nicht an Geld. Auch unser Heim bekommt von Zeit zu Zeit großzügige Spenden. Jetzt, gerade zu Weihnachten wieder. Aber der Mann im Treppenhaus bleibt ein Pflegefall.« – »Keine Hoffnung auf Besserung?«, fragte der Reporter und der Pfleger antwortete: »Vor einigen Wochen hat er einmal nach seiner Frau gefragt. Wir versuchten ihm vorsichtig zu erklären, dass sie auf dem Friedhof zur letzten Ruhe gebettet worden sei. Aber er hat die Antwort nicht begriffen. Gestern hat er ganz plötzlich nach Weihnachten gefragt und ganz entkrampft ausgesehen.«

Dann aber entsann sich der Pfleger: »Ich bitte Sie sehr, davon nichts zu schreiben. Sie wissen, es gibt den Datenschutz. Ich verlasse mich auf Ihre Diskretion!« Dann wiederholte der Vertreter des Heimleiters: »Man muss den Dienst hier mit Liebe tun. Und Weihnachten wird ja das Fest der Liebe genannt …« Mit festem Händedruck verabschiedeten sich die Reporter der »Tagespost« vom Vertreter des Heimleiters. Der eine sagte zu seinem Kollegen: »Ich möchte den Dienst hier nicht tun. Nun sag mir bloß, wie wir aus dem Heimbesuch eine Reportage über Weihnachten im Heim zusammenbringen?« Nachdenklich stiegen sie in den Wagen mit der Aufschrift: »Wer die Tagespost liest, weiß mehr …«

Das Kreuz auf der Hallig

Es war schon lange her, dass Gott die Inseln geschaffen hatte, so lange schon, dass man auf der Hallig nichts mehr davon wusste. Man hatte Gott dort längst zu den Alltäglichkeiten getan. Man lebte ja nie im Überfluss, aber man war doch satt und selbstzufrieden geworden. Dann waren Neid und Missgunst eingekehrt, und daraus wurden Hass und Hader. Der Marschhof stand gegen den Pötterhof. Und die Bauern gingen einander aus dem Weg, wo immer es sich einrichten ließ. So war manches Jahr über die Hallig gegangen, und im Wandel der Zeiten war die Kluft zwischen den Höfen immer größer geworden.

Einst stand ein schmuckes Kirchlein auf der Hallig. Ganz früher, so erzählten die Väter noch, habe man sich jeden Sonntag zum Gottesdienst dort eingefunden. Der Pastor sei dazu eigens vom Festland im Boot herübergekommen. Manchmal habe auch einer der alten Bauern die Predigt verlesen. Aber die kleine Kirche stand nicht mehr. An ihrer Stelle gab’s nur noch Schutt und Trümmer. Die Stümpfe des einst alleinstehenden Glockenturmes ragten um einiges aus dem Boden heraus. Damals war die große Flut gekommen, die Hallig lag landunter. Und diese Flut hatte das alte Kirchlein mit sich gerissen. Sie hatten die Kirche nicht wieder aufgebaut, weil sie genug damit zu tun hatten, nach der Flut Haus und Hof wieder herzurichten. Als sich dann die Zeiten besserten und es den Halligbewohnern wieder leidlich gut ging, hielt man es nicht für so notwendig, Gottes Kirche auf der Hallig wieder aufzubauen. Es war kein Geld übrig dafür. Die alten Balken und Steine hatten sie für den Neubau der Ställe verwendet.

Dann kam die große Springflut zu Weihnachten und riss alles mit, dessen sie habhaft werden konnte. Wieder lag die Hallig landunter. Die höher gelegene Warft des Marschhofes hatte den Fluten getrotzt. So kam es, dass der Pötterbauer zum Marschbauern bitten gehen musste. Der Gang wurde ihm sauer. Aber die Not gebot. Seine Frau war ertrunken. Knechte, Mägde und die Kinder hatten sich mit einem Boot retten können. Der Marschbauer hatte das Unglück des Pötterhofes gesehen, und dabei war ihm plötzlich deutlich geworden, dass es nicht sein Verdienst war, wenn ihm Haus und Hof verschont blieben. In dieser Stunde der Erkenntnis warf er den alten Hader über Bord. Dann machte er ein Boot klar und fuhr dem Pötterbauern entgegen. Auf dem Restwasser der Flut trafen sie einander wieder. Es waren bange Augenblicke. Der Pötterbauer sagte kein Wort. Aber seine bittenden Augen sagten alles und baten um Vergebung für Hass, Neid und Zank. Dann brach der Marschbauer mit kargen aber herzlichen Worten das bange Schweigen und bot dem Feind seinen Hof als Obdach an.

In diesen Zeiten der Not packten sie beide, Mann neben Mann, mit ihren arbeitsgewohnten Fäusten zu, um der Not zu steuern und das Wenige vom Pötterhof gemeinsam zu bergen. Weihnachten hatte sie über dem Flutunglück zusammenfinden lassen. Das Vieh war ein Raub der Fluten geworden. Der Marschbauer schenkte dem Pötterbauern einige Tiere seiner verschonten Herde. Dann kam die Zeit, in der die Flut sich verlaufen hatte und in den gierigen Rachen der Nordsee zurückkehrte. In jener Zeit konnten sie gemeinsam schaffen und werken bis in die späte Nacht. Andere halfen mit. Und bald waren die Grundmauern des Pötterhofes wieder errichtet.

Drei Tage nach Weihnachten kam der Jüngste, Uwe vom Pötterhof, und schleppte ein schweres Etwas aus Holz hinter sich her. Er hatte den Strand nach Holz abgesucht und dabei etwas gefunden, das man nie zuvor und nie später wieder gefunden hat auf einer Hallig. Er brachte ein schweres Kruzifix mit dem Corpus des Gekreuzigten daran. Es war von irgendwoher nach der großen Flut angeschwemmt worden als Strandgut. Es stellte zweifellos eine sehr alte Schnitzarbeit dar. Als sie es am Neujahrstag in der großen Stube des Marschbauernhofes aufstellten und im Schein der Lampe betrachteten, schien der Gekreuzigte fragend herabzublicken auf die Halligbauern. Da spürten sie, dass sie zu Gott zurückgefunden hatten in den Zeiten der großen Not. Und Gott hatte seinen Sohn im geschnitzten Holzbild aus den Fluten des Meeres zurückgegeben.

Heute steht ein altes, schmuckes Kirchlein auf der Hallig, denn diese Geschichte ist lange her. Nach jenem Tag der Weihnachtsflut hatten die Bauern den Beschluss zum Bau der Kirche gefasst. Und nun schallt sonntags der Ruf der Glocken wieder übers Wasser und über die Hallig. In alten Büchern kann man über den Bau der Kirche nachlesen. Zwei ehemalige Feinde bauten das Haus Gottes neu. Das damals angeschwemmte Kreuz steht noch heute groß und mahnend hinter dem Altar des Kirchleins. Der Pfarrer kommt sonntags im Boot herüber. Und manchmal liest einer der Bauern die Predigt unter dem Kreuz der Kirche auf der Hallig.

Der Absturz

Bei silberhellem Mondschein saßen sie an Weihnachten auf der Terrasse des Missions-Hospitals: Dr. med. Gerhard Wegner mit seinen Gästen aus dem fernen Deutschland. Elmar Harrer war Bankdirektor und weilte mit seiner Frau zu einer Safari-Reise in Tansania. Sie hatten den Abstecher zum Missions-Hospital unternommen, um den langjährigen Nachbarsohn und Freund ihres Sohnes Stephan wiederzusehen und Grüße von Stephan auszurichten.

Seit Jahren war Dr. Wegner als Chefchirurg am Missions-Hospital. Über den Grund, warum der junge Arzt die gut gehende Praxis seines Vaters in Deutschland als Nachfolger ausgeschlagen hatte, gab es in der Heimatstadt Gerüchte. Wieso ausgerechnet Afrika und Tansania? Von einem Flugzeugabsturz mit schweren Verletzungen des jungen Chirurgen war die Rede gewesen. Und nun saß Dr. Wegner mit seinen Gästen aus der Heimat unter dem riesigen Silbermond Afrikas unweit des Kilimandscharo beim Plaudern am ersten Weihnachtsabend auf der Terrasse des Missions-Hospitals. – »Was war denn nun der wirkliche Grund für Ihr Verbleiben in Afrika?«, fragte Frau Harrer und trat mit dieser Frage eine lange Erzählung des Chirurgen los, die langsam und überlegend ins Rollen kam …

»Es ist eine richtig abenteuerliche Geschichte. Der Anfang findet sich im Absturz der Sportmaschine, mit der wir, mein Freund Eckhardt Klein und ich, von einem der versierten schwarzen Piloten zum riesigen Wildreservat Etoscha-Pfanne geflogen wurden. Der strahlend blaue Himmel bezog sich zusehends, und wir steuerten auf eine Gewitterfront zu. Diese afrikanischen Gewitter sind wie Urgewalten. Wir hätten zwischenlanden sollen. Aber Eckhardt Klein, der für das große Wagnis und Abenteuer immer zu haben war, überredete den Piloten zum Weiterflug. Der erfahrene Mann am Steuerknüppel willigte ein. Wir schnallten uns fester an und gingen die Gewitterfront direkt an. Es schüttelte die kleine Sportmaschine beträchtlich. Mir wurde übel. Aber nun gab es kein Zurück mehr.

Ein plötzlicher Blitzschlag traf unsere kleine Maschine und führte zum Absturz. Die Maschine trieb im Sturz in einen der gewaltigen Yuyu-Bäume hinein. Ich will es kurz machen: Der schwarze Pilot wurde von einem Ast des Baumes durchbohrt. Er war ebenso sofort tot wie mein Freund, der sich das Genick gebrochen hatte. Mich selbst hatte der Absturz einige Knochenbrüche und zwei Rippen gekostet. Ich hing im Gurt und schrie vor Schmerzen. Eine Gruppe von Massai, diese übergroßen Wanderhirten, hatte mein Schreien gehört und holte mich in einer gefährlichen Kletterpartie aus dem havarierten Flugzeug im Baum zu Boden. Durch Rauchzeichen verständigten sie sich mit der Buschpolizeistation. Es dauerte eine Ewigkeit, bevor der Polizeiwagen eintraf und mich zum Krankenhaus brachte. Hier in das Missions-Hospital wurde ich eingeliefert und von einem erfahrenen englischen Chirurgen behandelt.

Ich hatte gerade seit sechs Wochen mein Doktorexamen in der Tasche. Das war auch der Grund unserer Afrika-Reise nach Tansania gewesen. Ich sollte die Praxis meines Vaters übernehmen und lag nun zwischen Tod und Leben hier im Hospital. Die Massai haben mir das Leben gerettet. Und das war zwei Tage vor Weihnachten …«

Dr. Wegner versorgte seine Gäste mit kühlen Getränken, bevor er weiter erzählte. Elmar Harrer und seine Frau hörten gespannt zu und wagten ihn nicht zu unterbrechen. Dr. Wegner steckte sich eine Pfeife an und berichtete weiter:

»Mein Freund Eckhardt Klein wurde in afrikanischer Erde begraben. Den toten Piloten holten seine Eltern ins Heimatdorf, wo sein Grab liegt. Ich aber durchlief mehrere Operationen und wurde dank der chirurgischen Künste hier im Missions-Hospital von meinem englischen Kollegen wiederhergestellt. Der aber starb wenige Wochen nach meiner Genesung am Herzinfarkt. Für das Krankenhaus war sein unverhoffter Tod ein böser Verlust. Afrikaner starben in der Folgezeit, weil kein Chirurg da war. Ich sprang, sobald ich in der Lage war, ein. Aber noch fehlte mir die Erfahrung des toten Kollegen. Die Erfahrung kam schneller, als ich gedacht hatte. Ein Bus war auf einer Anreise zum Kilimandscharo durch Bremsversagen abgestürzt und hatte sich zweimal überschlagen. Es gab sechs Tote und 42 zum Teil schwer verletzte Passagiere, teils Europäer, teils Afrikaner. Ich habe buchstäblich Tag und Nacht operiert, gerichtet, geschient, genagelt und amputiert. Dann waren alle Patienten versorgt. Und ich schlief einen vollen Tag und eine ganze Nacht durch.

Langsam reifte in mir der Entschluss, als Dank für meine Lebensrettung durch die Massai hier zu bleiben, wo mein Leben an einem seidenen Faden gehangen hatte. Ich flog noch einmal nach Deutschland zurück, um meinen Eltern meinen Entschluss mitzuteilen. Für Vater war es schwer, sich damit auseinanderzusetzen und vertraut zu machen. Aber er hat mir keine Vorhaltungen gemacht. Zum Abschluss unserer Gespräche hatte er gesagt: ›Wenn du dich dazu berufen fühlst, dann musst du es auch tun. Berufungen soll man nicht ausweichen. Gott hat dir das Leben gerettet. Nun wirst du Lebensretter für Afrikaner sein.‹

Wissen Sie, dass er es so sah, zeigt etwas vom Glauben und der Größe meines Vaters. Seine Größe erwies sich im Verzicht auf den Sohn bei der Übernahme seiner gut gehenden Praxis. Nun ist mein Vater seit einem Jahr tot. Die Praxis übernahm ein Fremder. Ich aber habe hier in Tansania meine zweite Heimat und meine Aufgabe gefunden … So wurde mir der Absturz zwei Tage vor Weihnachten zum Schicksal.«

Mit Gott und der Welt überworfen

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe.

Don Pedro schließt die Kirchentür

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe.

Wintergewitter in Amsterdam

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe.

Honorato und ein richtiges Weihnachtswunder

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe.

Marios schönstes Weihnachtsgeschenk

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe.

Ein lebensrettendes Weihnachtsgeschenk

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe.

Didier schreibt an das Christkind

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe.

Die Tellermine bei Bethlehem

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe.

Weihnachten im Wald

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe.

Weihnachtswunder am Kanal

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe.

Weihnachten lag ein Mann auf der Straße

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe.

Ein Schuss bellte auf und traf

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe.

In der Christnacht am Fluss

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe.

Advent ohne Worte

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe.

Der Sprung in die Legion

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe.

Abschied

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe.

Advent in Zelle Ps 8

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe.

Das Herz in der Tasche

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe.

Helmut Ludwig: Nun zündet alle Kerzen an - Weihnachtsgeschichten

Folgen Verlag, ISBN: 978-3-95893-027-8

Helmut Ludwig geht mit offenen Augen durch die Welt und erzählt Weihnachtsgeschichten, die er in seinem Alltag erlebt hat. 

Sie finden in diesem Band staunenswerte, erschütternde, lustige Geschichten, die sich auch gut zum Vorlesen eignen.

Die Lesebibel, übersetzt von Hermann Menge

Folgen Verlag, ISBN: 978-3-944187-72-3

Diese lesefreundliche Lesebibel ermöglicht mit einem minimalistischen Design und einer speziell für diese Bibel angepassten Typografie störungsfreies und langes Lesen. Sie enthält keine Versnummerierungen, Kapitel- und Abschnittsüberschriften und ermöglicht ein Lesen, wie es die ersten Leser der Bibel hatten. Lediglich die übliche Kapitelzählung haben wir der Übersicht halber beibehalten.

Das Ergebnis ist ein absolut neues Leseerlebnis, da die Bibel als eine verbundene und in sich abgeschlossene Geschichte wahrgenommen wird. Sie lesen mit der Menge Lesebibel nicht mehr Vers für Vers sondern Abschnitt für Abschnitt. Der Lesefluss und das Sinnverständnis werden somit optimiert.

Die Menge-Bibel ist textgetreu und gut verständlich. Fast 40 Jahre arbeitete Hermann Menge an dieser Übersetzung. Das Resultat ist eine literarisch hochwertige und genaue Übersetzung. Diese eBook-Ausgabe enthält den unveränderten Text von 1939. Sie ist optimiert für digitales Lesen und bietet eine einfache und schnelle Navigation zu jedem Buch und Kapitel. Aus jedem Kapitel gelangt man mit einem Klick wieder zurück zur Kapitelauswahl und dann zur Inhaltsübersicht.

Anton Schulte: Christsein - Die große Chance

Folgen Verlag, ISBN: 978-3-944187-34-1

Was ist Besonderes an einem Leben als Christ? Kann man auch in anderen Religionen Erfüllung finden? Ist das Christentum nicht hoffnungslos veraltet? Fragen wie diese bewegen viele Menschen unserer Tage. Anton Schulte, weit gereist und viel unter Menschen, hat sich selbst kritisch mit den Fragen des Christseins auseinandergesetzt. Er fand bestätigt, dass es weit mehr bedeutet, als nur Mitglied einer Kirche zu sein und auch Kindertaufe und eine christliche Trauung niemand zum Christen im biblischen Sinn macht.

Entsprechend seinen eigenen Erfahrungen räumt er mit den vielfach irrigen Vorstellungen über ein christliches Leben auf und zeigt, dass Christsein nicht nur eine wundervolle Bereicherung für den einzelnen, sondern auch die große Chance für unsere Welt ist.