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Konrad Salik ist der große Unbekannte der deutschen Literatur, dabei hat er ein enormes Oeuvre geschaffen, auf das hier nachdrücklich hingewiesen wird.
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Seitenzahl: 116
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Wolfgang Brenneisen
hat Bücher geschrieben und Ausstellungen gemacht. Weitere Informationen unter:https://de.wikipedia.org/wikiAA/olfgang_Brenneisen
Vorwort zur Neuauflage
Vorwort zur ersten Auflage
Konrad Salik - ein biographischer Abriss
Die Tetralogie I - ein Entwicklungsroman in 4 Bänden
Die Tetralogie II
Die Tetralogie III
Die Tetralogie IV
Die Waldklinik - ein Arztroman
Das Große und das Weiße - ein symbolischer Roman
Die Nummer EINS - ein Jugendroman
Die Seher aus Hollywood - ein dystopischer Roman
Kopf und Schwanz - ein Wirtschaftsroman
Die Schumms - ein Familien-Epos
Tote Hose - ein Nullbock-Roman
Abseits der Straßen - ein Heimatroman
Friede auf Erden - ein Televisionsroman
Checkpoint Charlie - ein Agenten-Thriller
Schuld und Sühne - ein Kartoffelroman
Der Feldherr auf der Couch - ein historisch-psychoanalytischer Roman
Notlandung im Busch - ein Flugroman
Mord mit System - ein Kriminalroman
Am Anfang war Konrad Salik - ein prähistorischer Roman
Der Hund, den sie Blohm nannten - eine Familien-Chronik
Pardon wird nicht gegeben - ein Kriegsroman
N'Bogo - ein afrikanischer Roman
Der Flohwalzer - ein Künstlerroman
Kampen / Sylt - ein heiterer Ferienroman
Das Fest zu Böhmen - ein Literatur-Schmaus
Zu! - Ein Schlüsselroman
Die fünf Wünsche - ein Universitätsmärchen
Schwachdütsch - literarisches Neuland
Ohne Dings kein Bums - ein Graffiti-Roman
Die Tiefe des Raums - ein Standardwerk
Die Wahrheit über Hans Traxler - ein investigativer Roman
Die Drohnen der Königin - ein erotischer Roman
Das Alpenglüh'n - für Luis Trenker
Madame O. - noch ein erotischer Roman
Ganz oben - ein Kopfjägerroman
Der Höllentunnel - ein Spukroman
Der Steiner Franz - ein Survival-Roman
Die Beziehungskiste - ein Ursprungsroman
Mord im Nebel - Roman einer Verwirrung
M'Longo und M'Longa - die Geschichte einer Liebe
Die Begegnung - ein heiterer Roman
Das Alptraumschiff - ein See-Roman
Der Gang der Dinge - ein innovativer Roman
Jagdszenen - ein afrodeutscher Roman
Dinner for One - ein Aufsteigerroman
Yok, Gurt und die Quarks - Fantasy
Die Kraft des Wasser - ein Kneipp-Roman
Annalena haut ab - ein Aussteigerroman
Der Leser als Autor - ein heimtückischer Roman
O du fröhliche - der ultimative Weihnachtsroman
Mann und Hund - im Bewusstseinsstrom
Eros und Philosophie - ein archaischer Mythos
Ein Kind wurde geboren - ein Zombie-Roman
Sprachlos - ein monologischer Roman
Der Donner-Clan - eine bayerische Familiensaga
Die weiße Frau - ein Gruselroman
Gestern, ach gestern - ein Liebesroman
Der Konrektor - ein biographischer Roman
Rohrstock und Rilke - ein Schulroman
Ein Mensch wie du und ich - ein brandaktueller Roman
Der Kolumnist - ein Entlarvungsroman
Tritter-Schwadd - ein neudeutscher Charakter
Wollust unter dem Schreibtisch - ein Büroroman
Die Glattklatscher - Literatur der Arbeitswelt
Die Rose ohne Namen - ein ecozentrischer Roman
Schrott - ein misslungener Roman
Die Besessene - eine psychologischer Thriller
Pfeifen, japsen und keuchen - ein heiterer Roman
Vom Feuer verbrannt - ein amerikanisches Epos
Der reine Fall - ein Kriminalroman
Wege zum Ruhm - von der Literaturszene
Was aber ist dein Ziel, o Mensch? - ein existenzieller Roman
Die Prohaska, der Schmalzl und der Jellinek - ein Wiener Roman
Der Volksvertreter - ein Polit-Thriller
Der große Crash - ein futurologischer Roman
Die letzten Menschen - Science Fiction
Das Gruppenbild - ein literarisches Vermächtnis
Die Salik-Forschung
Dissertationsthemen
Personenregister
Ortsregister
Sachregister
edition imme
Fast vier Jahrzehnte ist es her, dass der Band „Die fünfzig schönsten ungeschriebenen Romane von Konrad Salik“ bei der Elefanten Press, Berlin, erschienen ist. Begreiflicherweise oder auch unbegreiflicherweise findet man ihn nicht mehr in den Buchhandlungen.
Seitdem ist viel passiert. Die Sowjetunion hat sich aufgelöst, die Europäische Union ist entstanden, die D-Mark gibt es nicht mehr, der Klimawandel beschleunigt sich, die Digitalisierung greift um sich, desgleichen der Corona-Virus u.v.m. Besonders aber ist hervorzuheben, dass es die stolze Elefanten Press nicht mehr gibt. Dieses imposante, scheinbar unverwüstliche Wesen wurde von einem noch größeren problemlos geschluckt. Eine Zeitlang geisterte noch der schöne Name des massigen Vierbeiners durch die trügerische Welt der Verlage, dann war es auch damit vorbei. Omnia vanitas, R.I.P.
Geblieben aber ist – Konrad Salik, der große Epiker, der großartige Romanschreiber, der Balzac und Dostojewski unserer Zeit. Leider ist er auch weiterhin der große Unbekannte geblieben, dessen Werke immer noch der Publikation harren. Desungeachtet hat Salik ständig und rastlos sein Oeuvre erweitert und einen Roman nach dem anderen geschrieben. Denn entgegen der Ankündigung durch die Elefanten Press hat Konrad Salik sehr wohl alle seine Romane geschrieben und nur einen einzigen geschreddert (wobei selbst dieser durch scharfsinnige Doktoranden restituiert worden ist).
In dieser Situation unternimmt „edition imme“ den Versuch, in einer zweiten und stark erweiterten Auflage erneut auf den genialen Dichter hinzuweisen, in der nicht unbegründeten Hoffnung, das zuständige Nobelpreiskomitee hellhörig zu machen. Überdies ist diese Ausgabe reich bebildert, sodass auch einfacher veranlagte Leser mitbekommen, wovon Konrad Salik spricht und handelt.
Wolfgang Brenneisen, 2022
Diese Monographie ist als erste Einführung in das Werk Konrad Saliks gedacht, des verkannten großen Dichters, der in der Geschichte der deutschsprachigen Literatur noch immer nicht den Platz erhalten hat, der ihm gebührt. Eine lebenslange Beschäftigung des Herausgebers mit seinen Romanen steht dahinter, eine eingehende Analyse jedes Einzelwerks. Wegen des begrenzten Umfangs der Publikation scheint es unmöglich, alle namentlich zu erwähnen und zu würdigen, die mir mit ihren Beiträgen behilflich gewesen sind. Ich bitte um Nachsicht, wenn ich stellvertretend nur diejenigen aufführe, ohne deren Mitwirken entscheidende Lücken in der Darstellung geblieben wären.
So danke ich ganz besonders: Professor Muser von der Universität Tübingen, dessen Fachkenntnis bei der Deutung der „Tetralogie“ unerlässlich gewesen ist; Sönke Jepsen, Ortsvorsteher, der die Geburt eines Konrad Salik im Dorf Schnatebüll notfalls beeiden würde; dem Bundesinnenministerium, das die Herausgabe dieser Publikation keinesfalls behindern wollte; dem jungen Doktoranden Tunt von der Freien Universität Berlin, der in vorbildlicher Weise die Bedeutung der einstigen Zweiteilung der Stadt für den Dichter herausgearbeitet hat; dem Suhrkamp-Verlag, der eine historisch-kritische Ausgabe der Werke Saliks im Rahmen der im Deutschen Klassikerverlag erscheinenden „Bibliothek Deutscher Klassiker“ vorbereitet und nur noch auf das Ableben des Autors wartet; dem Förderkreis Literatur der Deutschen Industrie (FöLDI), der namhafte Geldbeträge für die weitere Forschung in Aussicht gestellt hat; der Elefanten Press, die wieder einmal da tätig geworden ist, wo die anderen geschlafen haben – und natürlich Mikusch von Rabenfeldt, dem väterlichen Freund.
Zu danken ist ferner auch all den mitwirkenden Rezensenten und Schriftgelehrten der Zeitungen, als da sind: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Rundschau, Welt, Stuttgarter Zeitung, Spiegel und Zeit. Die trefflichen Kommentare wurden wie zarte Pflänzchen behutsam in die neue Umgebung eingefügt, doch immer so, dass die Schönheit und Würde der Worte erhalten blieb. Konrad Salik sei Zeuge!
Wolfgang Brenneisen, 1985
Konrad Salik ist der große Unbekannte der deutschsprachigen Literatur, lange unbeachtet, lange unterschätzt, erst in jüngster Zeit in das Bewusstsein einer kleinen, gebildeteten, wachen Minderheit gerückt. An seiner Existenz kann mittlerweile nicht gezweifelt werden, wenn Salik auch eine geheimnisumwitterte Gestalt bleibt. Es zeugt von seinem inneren Adel, wenn er, im Dienste des Wortes, nur sein Werk für sich sprechen lassen will und es verschmäht, die Aufmerksamkeit auf seine Person zu lenken.
So wird die Aufgabe des Biographen immer schwierig sein. Die Dokumente sind spärlich und zum Teil fragwürdig: eine Postkarte vom Comer See mit einer kaum leserlichen Unterschrift, eine Zahlungsanweisung an die Itzehoer Stadtsparkasse, ein Taschentuch mit den eingestickten Buchstaben K.S., ein paar verschwommene Fotos, für deren Echtheit sich Zeugen verbürgen.
Und doch ist die Aufgabe nicht unlösbar. Wer mit wachem Verstand und mitfühlendem Herzen die Manuskripte der 77 Romane gelesen hat, wird erkennen, dass dies keine Literatur aus der Retorte ist. Das hat das Leben selbst geschrieben, und es ist das Leben Konrad Saliks: Bruchstücke einer großen Konfession. Aus vielen Mosaiksteinchen lässt sich das imposante Bild des genialen Mannes zusammensetzen.
Wenn auch in keinem seiner Werke beschrieben, können wir die Geburt des Dichters als gesichert ansehen. Sie dürfte in dörflicher Umgebung und zu Beginn der Dreißigerjahre erfolgt sein, innerhalb der Grenzen des damaligen Deutschen Reiches. Eine räumliche Fixierung erscheint schwierig, wenn auch manches für das schleswig-holsteinische Schnatebüll spricht.
Der „Tetralogie“ entnehmen wir, dass Salik aus einer Artisten-Familie hervorgegangen ist. Man muss sich eine Art Kleinzirkus vorstellen, der durch die deutschen Lande reist, ja auf seinen Tourneen auch die Alpenländer und Oberitalien miteinbezieht. Wiewohl also der kleine Konrad auf eine solide Schulbildung verzichten muss, kann man sich eine günstigere Umgebung für einen heranwachsenden Dichter nicht vorstellen. Ungezählten Menschen begegnet er, die unterschiedlichsten Physiognomien schieben sich in sein Gesichtsfeld, schreckliche wie engelhafte, wohlklingende Laute und schauerliche Dialekte dringen an sein empfindsames Ohr. Kurz, die Welt bietet sich ihm dar in ihrer ganzen erregenden Buntheit und Fülle.
Die Mutter, der alten Offiziersfamile von Bókessy entstammend und wegen der Heirat mit dem dunkelhäutigen Felipe verstoßen, hat dem kleinen Konrad das Schreiben beigebracht – ein bedeutsamer Schritt im Leben des Kindes. Bald schon sind ihm die Kunststücke, zu denen ihn der Vater abrichten will, im tiefsten Herzen zuwider, jeden Augenblick benutzt er dazu, Papier, gleich welcher Art, mit Schriftzeichen zu bedecken. Obwohl ihn der Vater als Versager betrachtet, können wir die Kindheit des jungen Konrad insgesamt als glücklich und erfüllt bezeichnen.
Da trifft ihn jäh ein furchtbarer Schicksalsschlag. Auf dem Weg ins Winterquartier bricht der Elefant, der die Familie trägt, durch die morschen Planken eines Holzstegs, und alles fällt in die reißende Iller. Das Tier rettet sich aufgrund seiner Instinkte an das rettende Ufer und zieht mit seinem Rüssel Konrad mit, während Vater und Mutter auf ewig in den Fluten verschwinden. Die Behörden, denen das fahrende Volk schon lange ein Dorn im Auge gewesen ist, stecken Konrad in ein Heim für schwer erziehbare Kinder bei Augsburg.
Die folgenden Jahre bleiben für den Biographen in Dunkel gehüllt. Wir können davon ausgehen, dass der freiheitsdurstige Junge bald aus dem Heim geflüchtet ist. In dieser Zeit wird er gelernt haben, unterzutauchen, sich durchzuschlängeln, seine Identität zu wechseln. Wir vermuten, dass er schließlich in einem Pfarrhaus in der Steiermark untergekommen ist, getarnt als Ministrant. In der Bibliothek des großherzigen, lebenslustigen Geistlichen wird der Junge sich seine erstaunlichen literarischen Kenntnisse angeeignet haben.
Jedenfalls sehen wir den hochtalentierten Jüngling 1947 am Bannwaldsee im Allgäu. Er liest der Gruppe 47 aus seinem Schumm-Roman vor – und trifft auf das völlige Unverständnis von Hans Werner Richter, der sich bei Saliks Vortrag ostentativ die Fingernägel reinigt und störend schnauft. An diesem Tag schwört sich Konrad Salik, nur noch der Stimme seines Herzens zu folgen. Er geht seinen Weg, abseits der breiten Straße, auf der sich Cliquen tummeln und literarische Kumpel untergehakt entlangtorkeln.
Wie aber hat sich der junge Mann in dieser schwierigen Zeit am Leben erhalten? Er, der Diener des Wortes, hat die Ärmel hochgekrempelt, hat, einem damals allgemein üblichen Brauch folgend, in die Hände gespuckt und sich durchgeschlagen: als Aushilfskraft in einer kleinen Berliner Wurstbraterei. Nachts aber, im Licht einer nackten Glühbirne, schreibt er seine großen Romane...
1948 hat er Ernst Rowohlt das Manuskript seines glänzenden Romans „Göttergräber der Archäologie“ geschickt, der ein Jahr später als bebildertes Sachbuch unter einem hochstaplerischen Autorennamen herauskommt und den Verlag in die fetten Jahre führt. Konrad Salik erhält zwei Belegexemplare und 50 Mark.
Aufgrund permanenter Geldverlegenheit gerät er in die Fänge des Literaturagenten Ablotzki und liefert Exposés für in Ideennot geratene Dichter. Thomas Mann, der schon Hartmann von Aue wacker ausgeplündert hatte und nun bei seinem „Felix Krull“ ins Stocken geraten war, kann seinen Schelmenroman endlich abschließen. Siegfried Lenz zeigt plötzlich unerwartete Fabulierlust und –kunst in seinen masurischen Geschichten. Günter Grass braucht ein bisschen länger, aber der Erfolg der „Blechtrommel“ entschädigt ihn für seine Mühe. Sie alle dürften auf die diskreten Umschläge Ablotzkis gewartet haben, der Salik für jede Lieferung 20 Mark bar auf die Hand zahlt...
1959 wirft Konrad Salik alles hin, Wurstpfanne und Feder, nachdem er Ablotzki ein letztes Exposé mit dem Titel „Der Hund des Malers" gegeben hat (Ablotzki, dieses Schlitzohr, verkauft die Blätter gleich zweimal, an Lenz und Grass, die gehörig daran zu kauen haben und schließlich mit den „Hundejahren“ und der „Deutschstunde“ an die Öffentlichkeit treten). Unser Dichter schüttelt des Staub Europas von den Schuhen und schifft sich als Heizer ein. Völlig mittellos, aber mit offenen Sinnen betritt er in Tanger afrikanischen Boden.
Afrika – wer mag ermessen, wie diese Begegnung Konrad Salik aufgewühlt hat! Zwölf Jahre streift er durch den gewaltigen Kontinent. Das harte Licht der afrikanischen Sonne tilgt alles, was an abendländischer Blässe noch in seinen frühen Romanen gewesen sein mag. Hier findet der Dichter endgültig zu der Wucht der Sprache und zu der klaren Handlungsführung, die wir an seinem Werk so bewundern.
Hier begegnet er auch, nun schon über dreißig, der Liebe, der er sich in der Wurstbraterei und im Dienste Ablotzkis versagen musste. Im Aufruhr der Gefühle schreibt er das einzige Gedicht, das wir von ihm kennen und das ihn als begnadeten Lyriker ausweist:
„O dunkle Gazelle Unter dem Affenbrotbaum...“
1968 hört Salik von umwälzenden Ereignissen in seinem Heimatland. Er beschließt zurückzukehren, betritt aber, da er den Landweg wählt und überall mit afrikanischer Gastfreundschaft empfangen wird, erst 1971 deutschen Boden, mit einem Rucksack voll von Notizen, Skizzen und Manuskripten. Dieses Gepäck macht ihn sofort verdächtig, er gerät in mehrwöchige Untersuchungshaft, während der – aus uns nicht bekannten Gründen – ausgerechnet die Passauer Staatsanwaltschaft seine Schriften gewissenhaft durcharbeitet. Staatsanwalt Raindl, ein Liebhaber schöngeistiger Literatur, lektoriert unentgeltlich die Manuskripte, wobei der große afrikanische Liebesroman von Salik, der von heißer Erotik durchpulst ist, unerklärlicherweise verloren geht, ferner vier weitere große Werke, über deren Verbleib nichts in Erfahrung zu bringen ist. Der Rest wird, leicht gekürzt, dem Dichter gegen Quittung ausgehändigt.