Die Antariksa-Saga V - Alexander Merow - E-Book

Die Antariksa-Saga V E-Book

Alexander Merow

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Beschreibung

Obwohl die Menschen und Zwerge sein Reich bereits angegriffen haben, versucht Grimzhag noch immer, einen Krieg mit Leevland zu verhindern. Derweil drängt ihn sein eigenes Volk, endlich nach Westen zu ziehen, um Rache an Arasigs Nachfahren zu üben. Zaydan Shargut, der inzwischen zum einflussreichsten Bankier von Leevland aufgestiegen ist, tut seinerseits alles dafür, die Kriegsstimmung anzuheizen. Als der leevländische Kaiser schließlich ein gewaltiges Ritterheer über das Felssäulengebirge führt, lösen sich Grimzhags Hoffnungen auf Frieden endgültig in Luft auf. Der finale Kampf gegen die Todfeinde der Orks rückt unaufhaltsam näher...

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Inhalt

Der Wirbel der Seelen

Kazhad Mekral muss fallen!

Noch ein Feldzug?

Ein Treffen mit Albarach

Die grüne Gefahr

Aurania muss kämpfen

Welch stolzes Heer

Goffrukk hilf!

Tag der Entscheidung

Blutgetränkter Grund

Triumph und Untergang

Alles gewinnen oder verspielen

Dreißig Tumala

Der heilige Krieg

Wenn alle verzagen

Mit allen Mitteln

Unheilvolle Zeichen

Ewige Rachsucht

Mit dem Mut des Korhas

„Alarvail `dey Veryor, dieser Name steht in der Geschichte unseres Volkes für Verrat, Grausamkeit, Fanatismus und Wahnsinn. Heute, vier Jahrtausende nach dem Verschwinden des berüchtigten Heerführers, der in seiner Verblendung ein neues Elbenvolk hatte erschaffen wollen, wissen höchstens noch Chronisten wie ich ein wenig mehr über diesen seltsamen Elb, der Galathols Mächtige einst das Fürchten gelehrt hatte.

Doch selbst ich als Geschichtskundiger, der das Privileg hat, die große Schriftenhalle von Varnasse betreten zu dürfen, kann nur noch auf wenige Überlieferungen zurückgreifen, die von Alarvails Taten berichten, obwohl die Aufzeichnungen unseres langlebigen Volkes wesentlich weiter zurückreichen als die der niederen Arten.

Allerdings wurde der Name des abtrünnigen Feldherren schon vor langer Zeit aus den meisten Chroniken getilgt, so dass es mir schwer gefallen ist, überhaupt noch etwas über ihn zu finden.

Was aber im Bezug auf Alarvail `dey Veryor als gesicherte Erkenntnis gilt, ist die Tatsache, dass er die Rasse der Orks aufgrund ihrer Kampfkraft und allgegenwärtigen Expansionswut bewundert hat. Friedfertigkeit und Milde, die wir Elben stets als unsere größten Tugenden angesehen haben, wurden von Alarvail dagegen gehasst. Er hatte unser Volk zu einem Kriegervolk schmieden wollen, damit es in einer Welt, in der seiner Ansicht nach nur die stärkste Art auf Dauer überlebte, bestehen konnte.

In unserer trüben Gegenwart gibt es nur noch wenige Elben und große Teile Galathols sind kaum mehr besiedelt. Zugleich hat am anderen Ende der Welt der Wiederaufstieg der grünhäutigen Rasse unter der Führung eines Häuptlings namens Grimzhag begonnen. Jene, die Alarvail vor langer Zeit einen Wahnsinnigen genannt haben, sind indes schon lange tot – genau wie er selbst. Der zurückgezogen vor sich hin siechende Rest unseres Volkes muss sich heute mehr denn je auf die Hilfe der Menschen verlassen. Sollte es diesen nicht gelingen, die orkischen Horden aufzuhalten, so könnte Galathol zum ersten Mal selbst bedroht sein.

Die Mächtigen meines Volkes würden einen Alarvail `dey Veryor mit all seinen Ideen aber auch heute noch aus reinem Prinzip ablehnen, wie sie es bereits vor Jahrhunderten getan haben, obwohl für uns Elben alles Unglück exakt so eingetreten ist, wie es der streitbare Feldherr einst prophezeit hat.

Vielleicht ist der angeblich so wahnsinnige Alarvail doch weitsichtiger gewesen, als es viele in unseren Tagen zugeben wollen. Doch diese Meinung sollte ich besser für mich behalten, denn sie würde den anderen Seelensehern nicht gefallen...“

(Notiz des berühmten Geistmagiers Toryial `dey Camithes, die nach dessen Tod in seinen Privatgemächern gefunden wurde)

Der Wirbel der Seelen

Soork, der Schamane des Mazaukstammes, ging langsamen Schrittes auf den großen Haufen aus Holzscheiten zu, auf dem Kulghors erstarrter Leichnam lag. Vor zwei Sonnen war Grimzhags Sprössling zu den Göttern gerufen worden. Am Ende hatten ihn die tiefen Wunden, die ihm Irmynar mit seinem Langschwert zugefügt hatte, doch in die Knie gezwungen.

„Kulghor wird im nächsten Leben eine stolze Cramogg besten Blutes werden. Und dann wieder ein mächtiger Krieger, der ganze Länder erobern wird“, sagte Cuglakk, der neben dem todtraurigen Orkkönig stand. Er berührte Grimzhags muskelbepackten Oberarm mit dem Holzstab, doch dieser starrte bloß mit ausdruckslosem Blick auf den Scheiterhaufen.

„Nehmt die Seele dieses großen Kriegers auf in euer Reich!“, beschwor Soork die Orkgötter, während er seine dürren Arme in die Höhe warf.

Daraufhin kam Zugrakk, Grimzhags ältester und bester Freund, und steckte den Scheiterhaufen mit einer Fackel in Brand.

„Die Menschlinge haben mir meinen Kulghor genommen. Sie sollen verflucht sein, genau wie alle Zwerge des Felssäulengebirges“, grollte Grimzhag kaum hörbar in sich hinein.

Neben ihm stand Arruku, Kulghors grauäugige Austrägerin. Als die Flammen den erstarrten Körper ihres Sprösslings knisternd zu umschließen begannen, lamentierte sie lautstark. Mehrere Dutzend Orkweibchen stimmten mit in Arrukus Klagegesang ein, so dass er von den Mauern der Häuser widerhallte.

Langsam begannen die Flammen Kulghor zu verschlingen wie ein Schwarm gieriger Steppenwürmer. Dichte Rauchwolken stiegen zum dunkelblauen Himmel über Chaar-Ziggrath hinauf.

„Sie haben mir Kulghor genommen“, flüsterte Grimzhag mit Trauer und Zorn in den Augen. Er legte der vor Gram laut fiependen Arruku die Klaue auf den Kopf.

„Der Menschling, der Kulghor getötet hat, möge für alle Zeiten verflucht sein“, hörte der Orkkönig seine Tochter Ongrakku neben sich zischen. „Er soll in allen seinen zukünftigen Leben vom Unglück verfolgt sein und den Tod seiner Kinder immer wieder betrauern müssen.“

Letztendlich hatte Kulghor den Kampf gegen die Halbtotenstarre verloren, obwohl Grimzhag gehofft hatte, dass er es doch noch schaffen würde. Seine Organe waren am Ende hart wie Stein gewesen, hatten die Heilkundigen dem Orkkönig erzählt. Jetzt lag Kulghor auf einem Scheiterhaufen und seine leere Körperhülle verbrannte wie ein Stück Holz.

Würden die Götter Kulghors Leben wohlwollend beurteilen? Grimzhag sinnierte seit dem Morgengrauen über diese Frage und kam zu keiner Antwort. Was würde Goffrukk sagen, wenn sein Sprössling vor dem riesigen Thron aus Felsgestein stände und Rechenschaft ablegte? Grimzhag fing erneut zu grübeln an, während das Klagegeschrei der Cramogg durch die Straßen von Chaar-Ziggrath hallte und sich Zugrakk wortlos neben ihn stelle.

Arruku schrie in die Abenddämmerung hinaus, sie tanzte auf der Stelle und hielt sich dabei den brütenden Bauch, um Kulghor zu ehren. So war es orkische Tradition. Die anderen Cramogg, die immer lauter und schriller zu kreischen begannen, taten es der Austrägerin von Grimzhags Sprössling gleich.

„Es war ihm nicht vergönnt gewesen, auch ein großer Kriegsherr zu werden. Vielleicht ist Kulghors früher Tod die Strafe für das viele Blut, das ich vergossen habe“, dachte Grimzhag, um den seltsamen Einfall sofort wieder zu verdrängen.

Warum sollten ihn die Götter strafen wollen? Er hatte alles richtig gemacht, das Gesetz der Stärke befolgt und ehrenvoll gekämpft. Nein, solch dumme Gedanken dachten bloß die Menschlinge, ein Ork aber hatte sich nichts vorzuwerfen, so lange er nach dem heiligen Gebot, dass die größte Gewalt auch immer das größte Recht beinhaltete, handelte.

Dichte Rauchschwaden zogen zu den vielen Grünhäuten herüber, die sich um den Scheiterhaufen des toten Thronerben versammelt hatten. Unweit von Grimzhag stand Hordenführer Artux in seiner besten Rüstung; neben dem grauäugigen Hünen verharrten weitere Adelskrieger, um Kulghor die letzte Ehre zu erweisen.

„Dafür sollen die Khuz bluten!“, brüllte Zugrakk plötzlich und riss die Arme in die Höhe. Grimzhag aber hielt ihn zurück.

„Lass mich heute einfach traurig sein. Hass und Rache will ich in diesen Stunden nicht in meinem Kopf haben. Sie werden noch früh genug zurückkehren“, sagte der König mit finsterer Miene. Dann würgte er verneinend und Zugrakk verstummte.

Kulghors Körper war längst hinter einer Wand aus grauschwarzem Rauch verschwunden, Flammenzungen lösten sein erstarrtes Fleisch von den Knochen und verschlangen knisternd die Holzscheite. Stück für Stück verschwand Grimzhags Sprössling vor den Augen seines zu Tode betrübten Erzeugers. Arruku schrie noch immer, tanzte mit geschlossenen Augen und heraushängender Zunge wie in Ekstase. Die schöne Cramogg hatte ihre vier Zitzen entblößt und hielt sich den Bauch. Kulghors Seele sollte noch ein letztes Mal an ihren Brüsten saugen, bevor sie diese Welt verließ und in den großen Wirbel flog.

„Er hat es nicht geschafft. Mein Kulghor hat es nicht geschafft. Verflucht sollen sie sein, die elenden Menschlinge und Zwerge“, murmelte Grimzhag still in die aufkommende Düsternis.

„Steuerunterlagen der letzten drei Jahre. Arasig sei Dank, das müssen sie sein“, stieß Irmynar aus und zog ein Bündel Schriftrollen aus dem Bücherregal.

Endlich hielt er die Dokumente in Händen, die er bereits seit Stunden gesucht hatte. Thelinda, die Frau des jungen Fürsten der Ostmark, atmete auf. Dann lächelte sie ihrem Gatten zu.

„Du bist wirklich zu bedauern, dass du dich mit diesem Steuerunsinn beschäftigen musst, aber es ist nun einmal nicht zu ändern. Wie gut, dass du diese Schriftstücke gefunden hast“, sagte sie schmunzelnd.

Irmynar nickte, doch sein Gesichtsausdruck zeigte keine Freude. Gedankenlos warf er die Pergamentrollen auf den Schreibtisch zu seiner Rechten.

„In diesem Raum hat mein Vater sein halbes Leben verbracht. An diesem Tisch, gebeugt über Papiere, in der Hand die Feder und neben sich das Tintenfaß. So saß er immer hier, doch das wird niemals mehr so sein.“

Langsamen Schrittes kam Thelinda auf ihren Mann zu. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange, aber das erhellte Irmynars Gemüt nicht.

Sein Vater war noch immer allgegenwärtig, alles in der fürstlichen Residenz erinnerte an Loghar, den Herrn der Ostmark, der mit Orkpfeilen gespickt sein Leben auf dem Schlachtfeld ausgehaucht hatte.

Mürrisch ließ sich Irmynar auf einem mit rotem Samt bezogenen Stuhl aus Graueichenholz nieder; er zog ihn ein wenig näher an den Schreibtisch heran und beugte sich anschließend über die Platte.

„Steuern und Abgaben! Fast so schlimm wie eine Horde Orks!“, brummte er. Thelinda klopfte ihm auf den Rücken. „Das wird schon, Schatz“, antwortete sie.

Irmynar drehte ihr den Kopf zu, er blickte seine Frau aus müden, blutunterlaufenen Augen an. Seit dem Tod seines Vaters schlief der junge Fürst kaum noch, er litt unter Stimmungsschwankungen und igelte sich am liebsten in seinem Schlafzimmer unter dem Dach der Residenz ein, wo ihn höchstens die Hausdiener stören konnten.

„Wir leben, machen irgendwelche Sachen, zeugen Kinder oder auch keine, dann sterben wir eines Tages und werden vom Rest der Welt vergessen.“

Thelinda überlegte; derartige Aussagen hatte sie in letzter Zeit zur Genüge gehört. Schließlich gab sie zurück: „Alles Leben auf dieser Welt vergeht, Liebster. Niemand von uns kann dem Tod entkommen. Loghar wird längst in Taira sein. Er war ein ehrenhafter und guter Mensch. Erther der Erlöser wird ihm sofort den Weg ins Paradies gezeigt haben. Daran habe ich keinen Zweifel.“

Es kostete Irmynar alle Willenskraft, seine Tränen zu unterdrücken. Wortlos schaute er aus dem Fenster neben dem Schreibtisch. Draußen zog sich der Himmel wieder mit grauen Wolken zu; ein erneuter Regenguss kündigte sich an, doch das war in der Ostmark nichts ungewöhnliches.

„Glaubst du wirklich, dass mein Vater ins Goldene Taira eingegangen ist, Thelinda? Oder plappern wir dies alles nur nach, weil es uns die Priester ständig so erzählen?“

„Unsere Seelen können nicht sterben, wir alle leben ewig. Dein geliebter Vater wird sicherlich schon bald auf unsere Welt zurückkehren, nachdem er die Schönheit Tairas getrunken hat.“

Irmynar kratzte sich nachdenklich am Kinn. Er erhob sich von seinem Platz, kam auf Thelinda zu und schloss sie in die Arme.

„Und was ist, wenn mein Vater allein in der schwarzen Leere herumirrt und niemals nach Taira zurückfindet?“

Die blonde Fürstengattin hob die Augenbrauen, ihr Gesicht verriet einen Hauch von Furcht angesichts dieser schrecklichen Vorstellung.

„Wie kannst du so etwas sagen? Nur den Schändlichen und Unreinen verwehren die Götter das Goldene Reich. Nur wer schmutziges Blut und einen verdorbenen Geist hat, wird vom heiligen Erther an der Pforte abgewiesen.“

„Trotzdem werden wir erst nach unserem Tod wissen, was der Göttliche und seine Diener für uns bereithalten. Ich aber will noch lange nicht sterben. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich große Angst vor einem frühen Tod. Ich habe doch noch so viel vor, wir haben doch noch so viel vor“, meinte Irmynar.

Thelinda lächelte versöhnlich, während sie seine Wange mit dem Handrücken streichelte.

„Was geschehen ist, ist furchtbar. Es ist ganz normal, dass dich diese Fragen wieder und wieder quälen, doch du wirst die Trauerzeit bald hinter dir gelassen haben und erneut nach vorne schauen.“

„Wenn du das sagst.“ Der ostmärkische Fürstensohn verzog das Gesicht, er ging einen Schritt zurück. „Ich will bloß mit dir in Ruhe leben. Ruhm als Orkenschlächter brauche ich nicht. Mögen die Geister der Unterwelt diese elenden Grünhäute heimsuchen und sie alle verschlingen.“

Thelinda sagte für eine Weile nichts. Voller Mitgefühl sah sie ihren Mann an, dessen bleiches Gesicht eine Maske der Trauer war, um schließlich zu erwidern: „Die Zeit wird uns all das Leid vergessen lassen. So ist es immer schon gewesen. Auch wenn ein geliebter Mensch ins Goldene Taira eingegangen ist und nicht mehr unter uns weilt. Und so wird es auch im Falle der Orks sein. Dieses böse Volk haust seit Jahrhunderten weit weg von Richtenhof. Jenseits des Gebirges und dort wird es auch bleiben.“

„Und? Was ist jetzt?“, wollte Zugrakk wissen. Dabei zeigte er ein freches Orkgrinsen. Grimzhag konnte sich bereits denken, was sein Freund sagen wollte.

„Was soll sein?“, knurrte er dennoch.

„Wann geht es denn los?“

„Wann geht was los, Zugrakk?“

„Was wohl?“

„Ja, was denn?“

„Der Rachefeldzug gegen die Zwerge und Menschlinge!“, stieß Zugrakk aus und ließ die Faust durch die Luft fegen.

„Ach, der Rachefeldzug gegen die Menschlinge! Den meinst du! Ich dachte schon, du wolltest mit mir über meine Trauer reden, weil mein Sprössling zu den Göttern gegangen ist. Ich dachte schon, jetzt käme so etwas wie Beileid.

Allerdings hätte es ja auch sein können, dass du mit mir über die große, gepflasterte Straße sprechen möchtest, die ich von Manchin nach Karokum anlegen lasse. Oder über die vielen Gebäude, die ich noch errichten lassen will.

Oder über die Städte, die ich noch in den Steppen gründen möchte.“

„Hä?“, rief Zugrakk, ohne auf Grimzhags unterschwellige Vorwürfe einzugehen. „Kulghor ist tot! Wir müssen uns rächen!“

„Ja, natürlich müssen wir uns rächen, Zugrakk! Wir müssen uns immer nur rächen und rächen und rächen! Und dann müssen sich wieder die Menschlinge an uns rächen und so weiter – bis zum Ende aller Zeiten! Und vergiss die Khuz nicht, auch an denen müssen wir uns rächen!

Und sie natürlich an uns! Und wir an den Elben und die dann wieder an uns! Wie wäre es, wenn wir morgen eine Flotte bauen und über das große Meer segeln, um gegen uns völlig unbekannte Völker zu kämpfen?“

„Das wäre großartig! Neue Gegner sind immer eine echte Herausforderung!“ Zugrakks rote Augen leuchteten auf.

„Das war ironisch gemeint! Ironie, Zugrakk!“

„Ach, so! Also willst du doch keine Flotte bauen?“

„Nein! Das hatte ich nicht vor, Snaghirn! Ich habe ein Imperium zu regieren und kann nicht wegen jedem Unsinn Krieg führen.“

„Und was soll ich dann die ganze Zeit tun? Ich bin ein Krieger, ich muss kämpfen!“

„Hilf mir doch, Häuser zu bauen“, meinte Grimzhag.

„Pah! Das ist total langweilig. Das sollen gefälligst die Goblinarbeiter machen. Zugrakk der Mazauk muss kämpfen.“

„Aber leider geht es nicht immer nur nach dem Willen von Zugrakk dem Gnoggschädel.“

„Dann fange ich eben wieder an zu saufen. So habe ich wenigstens meinen Spaß.“

Grimzhag stieß ein langgezogenes Grollen aus. „Nein, das wirst du nicht tun! Keinen Alkohol mehr! Ist das klar?

Damals haben Soork und ich dir geholfen, vom Suff los zu kommen, und dabei soll es auch bleiben.“

„Aber ich bin ein mächtiger Krieger ohne Aufgabe. Ohne Kampf gehe ich ein wie eine Pflanze ohne Wasser.“

„Wir haben jede Menge Aufgaben, Zugrakk. Nur, dass sie nichts mehr mit Krieg zu tun haben. Außerdem haben wir doch bereits ein Weltreich erobert. Was willst du denn noch?“

Zugrakk stöhnte auf, er würgte verneinend. „Weltreich?

Naja, wir haben ein paar Länder erobert, aber es gibt noch jede Menge Völker, die wir nicht unterworfen haben. Ich würde mir als nächstes Aurania vornehmen.“

„Was auch sonst?“ Genervt ließ sich Grimzhag auf einem Hocker nieder.

„Ich kann nicht verstehen, dass du Kulghors Tod ungerächt lassen willst.“

„Mein Sohn ist in einem ehrenvollen Zweikampf gefallen.

Der Menschling, der ihn getötet hat, hat nichts Unrechtes getan. So ist das nun einmal bei einem Kampf auf Leben und Tod. Entweder er oder Kulghor.“

Als Antwort trommelte sich Zugrakk mit den Fäusten auf die Brust und fletschte die Zähne wie ein heranstürmendes Gnogg.

„Wenn es mein Sprössling gewesen wäre, den dieser elende Menschling getötet hätte, dann…“ „Was dann?“, fuhr Grimzhag dazwischen. „Du kümmerst dich doch überhaupt nicht um den Ork, den du gezeugt hast. Du kennst ja kaum seinen Namen und es ist dir auch völlig gleich, was aus Borog wird.“

„Das ist etwas anderes! Ich bin ja auch nicht der König aller Orks!“, entgegnete Zugrakk und stampfte auf, um seiner Aussage mehr Gehalt zu verleihen.

„Jetzt reicht es!“, brüllte Grimzhag. „Ihr macht mich alle wahnsinnig mit eurem Kriegsgerede! Krieg! Krieg! Krieg!

Krieg! Nur noch dieser Warnoxmist! Eigentlich wollte ich heute für ein paar Stunden meine Ruhe haben und nun nervst auch du mich wieder mit diesem leidigen Thema!

Hau endlich ab! Lass mich allein!“

Zugrakk wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als sein Freund auf ihn zugestampft kam und ihm die Klaue in den Nacken legte.

„Raus jetzt!“, schnaubte der Häuptling der Mazauk.

Echach, der zweitjüngste der Shargutbrüder, saß neben Zaydan und zog ein zusammengerolltes Pergamentstück aus dem offenstehenden Schrank an der Wand. Zaydan murmelte indes vor sich hin; er rechnete wieder einmal Schulden und Zinsen zusammen. Dutzende von leevländischen Adeligen, nicht bloß aus der Ostmark, hatten sich mittlerweile bei seinem Bankhaus Geld geliehen.

Doch nicht nur sie, sondern auch hunderte von Bauern und einfachen Handwerken hatten inzwischen Kredite bei den Sharguts genommen; nun hofften sie auf ein besseres Leben und die Erfüllung ihrer Träume.

„Hier sind wieder die Zinsen fällig! Wieso sind sie noch nicht bezahlt worden?“, knurrte Zaydan und zeigte seinem Bruder ein Schriftstück.

„Das ist Baron von Garbach. Der war vor einigen Monaten bei mir in der Wechselstube und hat sich 20000 Gulden geliehen“, antwortete Echach.

„Ich dulde keinen Zahlungsverzug! Ich hasse nichts mehr als das! Bring das in Ordnung! Erinnere den Kerl an die Zinsen! Unsere Geschäfte stehen unter der Protektion von Kaiser Carolus! Es ist alles rechtens! Wer seine Schulden nicht zahlt, der muss mit Sanktionen rechnen!“

Echach hob beschwichtigend die Hände, seine leicht schiefen Zähne entblößend. „Ich kläre das schon, reg dich ab, Zaydan. Du bist nicht mehr der Jüngste. Sei doch froh über das ganze Geld, dass du allein im letzten Jahr gemacht hast.“

„Es könnte wesentlich mehr sein, wenn unsere Leute schneller arbeiten würden“, kam zurück.

Sein jüngerer Bruder, den er vor einiger Zeit von den schmutzigen Straßen Hach-Hephrais nach Leevland geholt hatte, nickte demütig.

„Demnächst muss ich noch einmal nach Asenburg. Dort wartet ein großes Geschäft. Der Kaiser will irgendetwas in den Kolonien an der Küste von Murkalanth machen.“

„Will sich Carolus noch mehr Geld von uns leihen? Ich meine, er hat sich doch bereits einen Berg geliehen.“

„Und ich habe zufällig noch einen viel größeren Berg, den ich ihm anbieten kann“, sagte Zaydan mit einem breiten Grinsen.

„Ich bin beeindruckt!“

„Das kannst du auch sein, Echach. Zudem wird alles als offizielles Staatsgeschäft laufen. Die Shargutbank gewährt weiter Kredite und zwingt so selbst einen Imperator unter das Joch des Goldes.“

„Wie viel will sich der Kaiser denn leihen?“

„Es wird schon ein wenig sein. Die Leevländer wollen eine ihrer Städte an der Küste befestigen und sie durch Söldner bewachen lassen. Sie haben wohl Probleme mit irgendwelchen Wilden, diesen Creex, die ab und zu aus dem Urwald kommen und sie vertreiben wollen. Die Creex sehen aus wie aufrecht gehende Echsen mit bläulicher Schuppenhaut. Sie sind sehr kriegerisch, obwohl sie im Grunde bloß dumme Wilde sind.“

Zaydan hob den Zeigefinger mit einer Miene, die schlagartig düster wurde. Sein jüngerer Bruder senkte den Blick.

„Aber eine Sache sage ich dir noch, Echach. Du musst bei deinen Geschäften mehr Biss zeigen. Man hat nämlich niemals genug Geld! Niemals! Schreib dir das hinter deine ungewaschenen Ohren. Wenn es die Shargutsippe zu etwas bringen will, dann muss sie noch härter verkaufen und vermitteln. Hast du das kapiert?“

„Natürlich, Zaydan!“

Während sein älterer Bruder geistesabwesend vor sich hin murmelte und Beträge addierte, sortierte Echach weiter Pergamentrollen. Dann hob er plötzlich den Kopf und sah zu Zaydan herüber. Der Bankier war an der anderen Seite des großen Tisches in seine Arbeit vertieft.

„Ach, ja, was ich dir noch sagen wollte, Bruder“, setzte Echach an. „Unserer Mutter geht es sehr schlecht. Sie wird es wohl nicht mehr lange machen. Das sagte zumindest der Medicus, den wir vor ein paar Tagen geholt haben, damit er sie sich ansieht. Der Arzt hat ihr Blutegel angesetzt, doch das wird nicht mehr viel helfen. Mutter ist abgemagert bis auf die Knochen. Immer wieder fragt sie nach dir: Was ist mit Zaydan? Wo bleibt Zaydan?“

„Der wird es schon bald wieder besser gehen.“

„Das glaube ich kaum. Du solltest sie noch einmal besuchen, sonst kannst du dich demnächst mit ihr am Grab unterhalten.“

„Siehst du denn nicht, wie viel Arbeit hier liegt, Echach?

Bist du blind?“, schnauzte Zaydan seinen jüngeren Bruder an. „Glaubst du vielleicht, dass sich die Geschäfte von selbst erledigen? Sieh besser zu, dass du mit dem Sortieren voran kommst. Demnächst will ich ein paar erfreulichere Vermittlungszahlen aus deiner Wechselstube in Garbonne sehen. Das kannst du dir merken!“

„Schon gut, wie du meinst.“ Echach senkte erneut den Kopf, während sein älterer Bruder nachdenklich vor sich hin brummelte. Zaydans Gedanken glitten wieder herab in die schillernde Welt des Goldes, Zahlen tanzten durch seinen Kopf wie Jungfrauen auf einer sonnigen Blumenwiese. Es dauerte nicht lange, da hatte der Bankier alles um sich herum vergessen.

Das Heer der westlichen Menschen war zurückgeschlagen worden, obwohl auch die Grünhäute diesmal keinen wirklichen Sieg errungen hatten. Abgesehen davon war Grimzhags Erbe bei dem Kampf im Felssäulengebirge gefallen.

Anschließend waren die verfeindeten Parteien wieder in ihre Lager zurückgekehrt, wo sie sich bitteren Racheschwüren hingaben, während sie ihre Toten betrauerten.

Was die Zukunft bringen würde, wusste nicht einmal ein so vorausschauender Denker wie Grimzhag. Vielleicht verhielten sich die Zwerge und Menschen des Westens von nun an ruhig – vielleicht aber auch nicht.

Am liebsten hätte es Grimzhag bei der derzeitigen Situation belassen, doch war ihm bewusst, dass auch er nicht immer frei entscheiden konnte. Hunderttausende von Grünhäuten, einschließlich des gesamten Grauaugenadels, erwarteten nun, dass der gottgleiche Eroberer einen Rachefeldzug gegen Kazhad Mekral begann, um den Tod seines Sprösslings zu rächen. Selbst die Grünhautstämme, die im Felssäulengebirge lebten, fühlten sich plötzlich stark und waren streitlustig, da sie sich mit dem mächtigen Kriegsherrn aus der Steppe verbündet hatten.

Grimzhag selbst kämpfte derweil gegen seinen eigenen Hass auf die Zwerge an, da er sehr wohl wusste, dass ein Krieg gegen Kazhad Mekral die Feindseligkeiten mit den Westvölkern erst recht entfachen würde.

Aus Manchin und den Steppen des Ostens erreichten den jungen Brüller regelmäßig Nachrichten, während er im Thronsaal von Chaar-Ziggrath vor sich hin sinnierte und Schlachtpläne schmiedete. Nach wie vor verhielten sich die Menschen südlich des Jadeflusses ruhig, doch gab es Gerüchte, dass der als Verräter angesehene Fushang nicht nur beim einfachen Volk, sondern auch beim manchinischen Adel immer verhasster wurde.

Oglok regierte in Kaifeng, in dessen Mauern mittlerweile Zehntausende von Steppenorks lebten, mehr schlecht als recht. Er führte noch immer einen Vernichtungskrieg gegen die verbliebenen Manchinen, die sich geweigert hatten, in die Gebiete jenseits des Jadeflusses abzuwandern.

Dennoch machte es den Anschein, dass die eroberten Gebiete in Zukunft Orkland bleiben würden. Ogloks Ausrottungsmaßnahmen waren effizient und rücksichtslos, das wusste Grimzhag, der tief im Inneren froh war, dass er das Blutvergießen in Nordmanchin nur noch aus der Ferne betrachten musste.

Ansonsten war seine Stellung als „Faust des Goffrukk“ noch immer unangefochten; der grauäugige Adel, den der Mazaukhäuptling wieder groß gemacht hatte, verehrte ihn und war fanatisch loyal. Das von Grimzhag unterhaltene Netzwerk von Spionen und Spähern, das überall in seinem Imperium tätig war, meldete derzeit keine drohenden Rebellionen durch ehrgeizige Häuptlinge oder Stammesführer.

Alle schienen Grimzhag zu lieben. Sein Nimbus strahlte wie die Sonne selbst, so dass es keinem anderen Orkkönig auch nur in den Sinn kam, sich gegen ihn zu stellen.

Was aber würde sein, wenn er eines Tages Schwäche zeigte?

Über diese Frage zerbrach sich Grimzhag seit langer Zeit den Kopf. Wenn er von Frieden sprach und dabei an die Vernunft seiner Artgenossen appellierte, hörten manche von ihnen bereits Unsicherheit und mangelnde Kriegslust aus seinen Worten heraus. Tief im Inneren sehnte sich Grimzhag längst nach Ruhe und Versöhnung mit den anderen Völkern des Erdkreises. Doch das verstand der einfache Ork ebenso wenig wie der ehrgeizige Adelskrieger.

Kazhad Mekral muss fallen!

Die Hordenführer und sogar die Geistesbegabten ließen Grimzhag in den folgenden Wochen keine Ruhe. Pausenlos redeten sie auf ihn ein und taten dabei so, als wäre der Rachefeldzug gegen die Völker des Westens längst beschlossen. Dies war jedoch nicht der Fall, denn Grimzhag kämpfte nach wie vor eisern gegen seine eigenen Dämonen an.

Allerdings mussten die Zwerge von Kazhad Mekral bestraft werden, denn sie hatten die Feindseligkeiten begonnen und ein Feuer entzündet, das nun nicht mehr zu löschen war. Grimzhag wusste, dass er zumindest noch diesen letzten Krieg führen musste, um vor seinen Artgenossen das Gesicht zu wahren. In jenem Fall gab es keine andere Möglichkeit; auch wenn der Orkkönig wenig Sinn in einem Feldzug gegen die mächtigste Wehrstadt der Khuz sah.

Außerdem waren die Zwerge ihrerseits nachtragender und rachsüchtiger als alle anderen Völker der Welt zusammen. Sie verziehen nichts und waren noch starrköpfiger als der engstirnigste Ork.

Würde ein Angriff auf Kazhad Mekral dazu führen, dass die Menschen des Westens ihren zwergischen Verbündeten zu Hilfe kamen? War der Zündfunke zum nächsten Krieg nicht längst emporgelodert und zu einer noch kleinen, aber schon sehr gefährlichen Flamme geworden?

Der Häuptling der Mazauk kannte bereits die Antwort, auch wenn sich sein Verstand noch immer weigerte, das Unvermeidliche anzunehmen. Wie auch immer der Angriff auf Kazhad Mekral ausging – ihm würde die Rache der Zwerge und ihrer menschlichen Verbündeten so sicher folgen wie der Blitz dem Donner. Eine Tatsache, die die breite Masse der Grünhäute sogar bejubelte, denn seit Grimzhags Triumph über die Manchinen drehten sich die Gedanken von Millionen Orks und Goblins nur noch um Krieg.

Grimzhag aber ging es um mehr, als bloß um endlose Feldzüge und verbrannte Städte, die seine Horden zurückließen, denn sein Augenmerk war allein auf den Aufbau seines Weltreiches gerichtet. Was hatten die Orks schon von all ihren Siegen, wenn ihr Imperium nach kurzer Zeit wieder zerfiel, weil es im Grunde kaum mehr als eine gewaltige Trümmerwüste war?

Nichtsdestotrotz stand der Feldzug gegen die Zwergenstadt Kazhad Mekral an, er drängte sich Grimzhag mit aller Gewalt auf, so dass der Mazaukhauptling sich ihm stellen musste, ob er ihn nun wollte oder nicht.

Aber danach, das schärfte sich Grimzhag wieder und wieder ein, wollte er alles dafür tun, den Frieden zu bewahren, um sein Reich aufbauen zu können.

„Nur noch nach Kazhad Mekral ziehen, nur noch diese eine Schlacht schlagen“, sagte er unablässig zu sich selbst, obwohl er klug genug war zu erkennen, dass seine Wünsche wohl nicht von den Göttern erhört werden würden.

Die Ork- und Goblinstämme des Felssäulengebirges befanden sich in einem niemals enden wollenden Krieg gegen die dort ansässigen Zwergenreiche. So war es seit Jahrhunderten gewesen und es machte nicht den Anschein, als ob es sich jemals ändern würde. Es gab Grünhautstämme, die vorwiegend aus Goblins bestanden, welche in weit verzweigten Höhlensystemen unter dem Gebirge lebten. Anders als die Zwerge, deren Wehrstädte ebenfalls tief in den Fels hineinreichten, lebten diese Höhlenbewohner in finsteren Labyrinthen, die bis zu den Wurzeln des Gebirges hinabreichten. Grimzhag war es gelungen, mit einigen dieser Stämme Kontakt aufzunehmen. Allerdings waren die Grottengoblins äußerst misstrauisch und nicht weniger eigenbrötlerisch als die Khuz. Doch selbst bis in die Tiefen der Berge war der mächtige Klang von Grimzhags Namen gedrungen.

Die Goblins waren stolz, dem berühmten Eroberer helfen zu können, zumal es gegen eine Stadt ging, die jede Grünhaut des Felssäulengebirges abgrundtief hasste.

Grimzhag war zur Festung Grogoth am Fuße des Felssäulengebirges geritten, um sich dort mit einigen Goblinspähern zu treffen. Zehn von ihnen standen erwartungsvoll schauend und sich gegenseitig etwas zutuschelnd vor dem Häuptling der Mazauk, der aus den fernen Steppen des Osten zu ihnen gekommen war, um sie um Unterstützung zu bitten. Grimzhag musste indes die Ohren spitzen, denn die Höhlengoblins sprachen einen sehr fremdartig klingenden Dialekt, der stark vom Steppenorkisch abwich.

„Wir grüßen den großen König Grimzhag!“, sagte Zumrak, der Häuptling der Tropark. „Wir sind durch viele Stollen gekrochen, um Euch zu helfen.“

Der junge Brüller reagierte mit einem wohlwollenden Orklächeln. Er sah den wesentlich kleineren Goblinhäuptling mit der blassgrauen Haut interessiert an. Um den dürren Hals der schmächtigen Grünhaut hing eine Kette aus bleichen Gargschnapperzähnen. Diese gefährlichen Höhlenräuber, die in unterirdischen Seen auf ihre Beute lauerten, wurden von den Grottengoblins mit Vorliebe gejagt und gegessen. Ansonsten trug Zumrak bloß einen Lederwams und einen Lendenschurz aus Berghundfell.

Man erzählte sich bei den Orkstämmen an der Oberfläche, dass es in den Höhlen der Grottengoblins stets stickig warm sei, weshalb die Bergbewohner meist leichtbekleidet herumliefen.

„Ich danke euch, meine Freunde!“, antwortete Grimzhag und hob die Klaue. „Was ist mit der Karte, die ihr für mich anfertigen wolltet?“

Der Goblinhäuptling zog ein Stück Pergament aus der Tasche und überreichte es Grimzhag. Dann stellte er sich neben den Eroberer aus der Steppe. Dieser entrollte das Pergamentstück und musterte die Aufzeichnungen, die die Goblins mit Kohlestiften angefertigt hatten.

„Hier oben,“ sagte Zumrak und deutete auf die Karte, „entspringt der Bolles. Er kommt im Gebiet der Blauschildorks aus dem Berg heraus. Von dort aus schlängelt er sich herab.“ Der graue Nagel des Goblins folgte dem Flußverlauf, Grimzhag brummte zustimmend.

„Weiter südlich, nahe der Schroffspitze, verwandelt sich der Bolles in den Gallensee. Hier teilt er sich auf, wobei ein Teil des Wassers bis nach Kazhad Mekral fließt.“

„Aha!“ Grimzhag wirkte zufrieden. Seine Verbündeten aus den Tiefen des Gebirges hatten gute Arbeit geleistet.

Diese Karte war Gold wert, und einen Berg von Gold sollten die Höhlengoblins auch dafür bekommen.

„An dieser Stelle, unweit von Kazhad Mekral, verschwindet das Wasser in einem Tunnel“, erklärte Zumrak weiter.

„Ich verstehe!“, sagte Grimzhag.

Der Höhlenbewohner sah ihn mit seinen rötlich glimmenden Augen an. Sie wirkten ein wenig glasig, beinahe blind. Grottengoblins mussten sich immer erst an das Licht an der Oberfläche gewöhnen, sagten die Grünhäutstämme, die die Berghänge des Felssäulengebirges bewohnten.

„Mächtiger Eroberer, Kazhad Mekral hat aber noch eine andere Wasserzufuhr. Die Kleinwüchsigen sammeln ihr Wasser in zwei gewaltigen Seen, die unter der Erde liegen.

Wir Tropark kennen jedoch einen Stollen, durch den wir dorthin gelangen können“, fuhr Zumrak fort.

„Und über diese beiden Zuflüsse erhalten die Zwerge von Kazhad Mekral ihr Trinkwasser?“, hakte Grimzhag nach.

„Ja, über diese zwei“, gab der Goblinhäuptling zurück.

„Da bist du dir ganz sicher?“

„Ja, großer Grimzhag! Die Khuz kennen zahlreiche Gänge, die durch die Erde führen, doch wir Tropark kennen noch mehr. Schon unsere Vorfahren haben im Herzen des Gebirges gelebt. Glaubt Zumrak, dass er die Berge besser kennt als jeder andere Goblin.“

Die hinter Grimzhag stehenden Rottenführer, allesamt breitschultrige Grauaugenorks, sahen mit einer gewissen Verachtung auf die kleineren Grünhäute herab. Sie hörten sich zwar an, was die Höhlengoblins zu sagen hatten, doch hatten sie keinen Zweifel daran, dass Grimzhag Kazhad Mekral auch ohne ihre Hilfe einnehmen konnte.

Der Orkkönig aus Chaar-Ziggrath sah dies jedoch anders.

Was die Goblinkundschafter herausgefunden hatten, war mehr wert als hunderttausend Krieger.

In sich gekehrt betrachtete Irmynar den Residenzanbau, der noch immer ein paar Schönheitsreparaturen nötig hatte. Heute war ein Tag, an dem der ständige Regen die Ostmark gnädigerweise verschonte; erneut waren die Handwerker gekommen, um die letzten Arbeiten zu verrichten: Ein Teil der Außenwände musste noch mit Stuckverzierungen versehen und angestrichen werden.

Der junge Fürst saß an einem kleinen, runden Tisch und nippte gelegentlich an einer dampfenden Teetasse, während er die Handwerker mit gerunzelter Stirn beobachtete.

„Dieser idiotische Anbau ist meinem Vater wichtiger als alles andere gewesen. Dafür hat er sich Unsummen von diesem Zaydan geliehen. Als ob unsere Residenz nicht schon groß genug wäre“, sagte Irmynar.

„Dafür hat er sich ganz schön verschuldet“, meinte Thelinda, die mit ihrem Gatten am Tisch saß und die warmen Strahlen der Sonne genoss.

„Zaydan!“, brummt Irmynar, wobei er die Augenbrauen leicht nach oben schob. Der Blick des blonden Fürsten verriet Skepsis. „Dieser Kerl hat meinen Vater pausenlos beschwatzt und am Ende gut an ihm verdient. Naja, jetzt muss ich die Gulden zurückzahlen und das werde ich auch tun. Dafür haben wir ja jetzt diesen tollen Anbau.“

Loghars Erbe lächelte gequält. Thelinda legte ihre zarte Hand indes auf die seine, ihre langen Finger glitten über Imrynars Haut. Der junge Fürst stieß ein dezentes Brummen aus. Er lächelte seiner Frau zu.

„Du bist heute wieder so schön wie die Morgensonne!“

Thelinda errötete für einen Augenblick. „Zumindest hast du noch immer ein Kompliment auf den Lippen“, sagte sie mit einem Schmunzeln.

Doch nach einem kurzen Moment der Entspannung wirkte Irmynar schon wieder nachdenklich und leicht betrübt.

„Machst du dir schon wieder Sorgen wegen der Grünhäute?“, fragte Thelinda.

„Ja, das sollte ich als Fürst der Ostmark doch auch, oder?“

„Aber nicht immer, Schatz.“

„Dort hinten!“ Irmynar deutete nach Osten. „Dort bahnt sich Unheil an. Das kann ich irgendwie fühlen.“

Thelinda verzog den Mund. „Was hältst du davon, wenn wir uns heute Nachmittag ein Pferd satteln lassen und in den Crangenwald hinaus reiten?“

Irmynar entging das verheißungsvolle Lächeln seiner Frau nicht, er ließ die düsteren Gedanken kurzzeitig ruhen.

„Das hört sich gut an. Auf jeden Fall“, murmelte er dann.

Dass der Fürstensohn im Geiste dennoch nicht bei ihr war, hatte sie längst bemerkt. Sie ergriff seine Hand und drückte sie.

„Du musst auch einmal loslassen, Schatz. Sieh doch, die Orks sind seit Jahrhunderten keine Gefahr mehr gewesen. Warum sollen sie jetzt plötzlich eine werden? Es sind doch bloß Wilde, die keinerlei Kultur haben.“

„Wilde? Du hast ihre Horde nicht gesehen, Thelinda.

Diese Grünhäute waren gut organisiert und sie sind auch keine halbnackten Wilden. Sie tragen Rüstungen wie wir, gute Rüstungen. Und sie können mächtige Waffen aus Eisen schmieden.“

„Und selbst, wenn sie uns eines Tages angreifen, was ich allerdings für unwahrscheinlich halte, sollten wir diesen sonnigen Tag genießen“, wandte Thelinda ein.

„Du hast ja Recht und ich versuche, mich auch wieder zu beruhigen, aber diese düsteren Gedanken wollen einfach nicht aus meinem Kopf verschwinden. Ich habe den Heerführer der Orks erschlagen. Was ist, wenn sich die Grünhäute dafür an uns rächen wollen?“

Thelinda schüttelte den Kopf. „Orks wollen sich immer für irgendetwas rächen oder irgendetwas kaputtschlagen.

Allerdings werden sie niemals Leevland erobern können, selbst wenn sie so dumm sind, uns anzugreifen. Wir sind doch kein kleines Dörfchen, sondern das mächtigste Reich der Welt.“

„Was wissen wir schon von der Welt? Wir haben zwar ein paar Städte an der Ostküste von Murkalanth gegründet, doch was jenseits der gewaltigen Dschungel und tiefen Meere liegt, ist uns unbekannt. Was wissen wir denn von den Ländern des fernen Ostens oder denen in den großen Wüsten? Weißt du denn, wie viele mächtige Reiche es dort noch gibt?“

„Das mag alles sein, doch es geht mir nicht um Reiche in der Wüste, sondern um diesen schönen Tag, den wir nicht mit Sorgen verschwenden sollten, Liebster.“

„Man erzählt sich, dass das sagenhafte Reich von Manchin noch größer als das unsere sei. Die Städte dort sollen goldene Dächer haben, Drachen mit blauweißen Schuppen ziehen am Himmel über Manchin ihre Bahnen. Und sogar dieses mächtige Reich soll König Grimzhag in die Knie gezwungen haben. Wenn das wahr ist, Thelinda, dann kann er auch uns besiegen.“

Die hübsche Fürstin stöhnte genervt auf. „Dieser Grimzhag soll in seinem Erdloch bleiben und dort verrotten.

Du hast die Orks mit deinem Mut zurückgeschlagen und dafür ehrt dich die gesamte Ostmark. Dein Vater ist kein Kriegsheld gewesen, aber du bist jetzt einer.“

„Kriegsheld?“, wiederholte Irmynar. „Ach, ich habe bloß versucht, das Gemetzel in der Schlucht irgendwie zu überleben. Aber wenigstens haben sich die vielen Fechtstunden in meiner Jugend ausgezahlt.“

„Lebe einfach mehr im Jetzt, mein Schatz“, sagte Thelinda und hob den Zeigefinger.

Irmynar rang sich ein Lächeln ab. Dann zog er sie zu sich herüber und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

„Du hast wie immer Recht, mein Engel. Heute Nachmittag reiten wir ein wenig durch den Crangenwald. Da wird uns sicherlich der eine oder andere Einfall kommen, wie wir diesen Tag noch ein wenig schöner gestalten können.“

Thelinda zwinkerte ihrem Mann mit vielsagender Miene zu. „Davon bin ich überzeugt!“

Den ganzen Ritt über hatte Zugrakk seinen Freund Grimzhag versucht auszufragen: „Wie willst du es anstellen, Kazhad Mekral einzunehmen? Kann man diese Wehrstadt überhaupt erobern? Und wie willst du es tun?“

Mittlerweile dröhnten Grimzhag schon die grünen Ohren und er war heilfroh, dass sie endlich den Weg von Chaar-Ziggrath bis zum Fuße des Felssäulengebirges zurückgelegt hatten. Fünf grauäugige Leibwächter waren dem König und seinem besten Kumpel schweigend gefolgt.

Schließlich hielt Grimzhag sein Gnogg an und stieg vom Rücken des Tieres; Zugrakk tat es ihm gleich, wobei er den Mazaukhäuptling fragend anglotzte.

„Und was wollen wir jetzt hier? Willst du Kazhad Mekral mit sieben Kriegern berennen?“, nervte Zugrakk.

„Wäre das ein Plan, der einem Grimzhag würdig ist?“, kam zurück.

„Äh, ich glaube nicht…“ „Wie schön, dass du mir noch ein wenig Verstand zutraust, Snaghirn. Jetzt komm, Zugrakk.“

Grimzhag und seine Begleiter ließen ihre Gnoggs im Schutze einer Felsformation stehen, während sie einen schmalen Pfad hinaufstiegen, der durch zerklüftetes Gestein führte. Nach einem kurzen Fußmarsch standen sie vor einer schwarzen Höhlenöffnung, die an das aufgerissene Maul eines Riesen erinnerte.

„Wer ist da?“, schallte es aus dem Dunkel und der Schein einer Fackel leuchtete in der Düsternis auf.

„Kaifeng!“, rief Grimzhag sofort.

„Die Parole! Ah, alles gut! Seid gegrüßt, Wütender!“, erklang eine Stimme aus der Höhle.

„Gut, gehen wir“, sagte Grimzhag und wandte sich Zugrakk und den Leibwächtern zu.

„D…da soll ich jetzt rein? Eigentlich mag ich keine engen Räume“, antwortete Zugrakk.

„Stell dich nicht so an. Die Grottengoblins leben alle in solchen Höhlen und sie mögen es sogar dort unten.“

„Bin ich vielleicht ein Höhlensnag?“ Zugrakk würgte und stampfte auf.

Doch Grimzhag interessierten die Einwände seines Freundes nicht. Er ging schnellen Schrittes auf die Höhlenöffnung zu und verschwand einen Augenblick später in der Dunkelheit.

„Folgt mir! Los!“

Dann kamen mehrere Grauaugenkrieger mit Fackeln in den Händen ihrem König entgegen. Sie machten eine Reihe von Demutsgesten.

„Wir sind fast fertig, mächtiger Gebieter. Noch heute kommt eine weitere Ladung“, erklärte einer der schwergepanzerten Orks.

„Sehr schön!“, antwortete Grimzhag knapp.

Widerwillig folgte ihm Zugrakk etwa zweihundert Meter in die düstere Tiefe. Lediglich ein paar Fackeln, die in eisernen Halterungen an den Höhlenwänden hingen, spendeten etwas Licht. Kurz darauf kamen sie in eine unterirdische Halle, in der sich eine gewaltige Anzahl von aufeinandergestapelten Holzkisten befand. Hier warteten Dutzende von Orks und Goblins, die den Mazaukhäuptling freudig begrüßten.

„Jetzt wirst du sehen, was ich vorhabe, Zugrakk.“

„Willst du den Khuz ein paar Holzkisten an die Köpfe werfen? Ich meine, es sind ja genug davon da.“

„Gnoggschädel!“ Grimzhag verpasste seinem Freund einen Ellbogenstoß.

Schließlich ließ sich der Orkkönig von zwei Goblins eine der Kisten bringen. Mit zitternden Fingern öffneten die kleinen Grünhäute den hölzernen Behälter. Als der Deckel nach oben ging, wurde Zugrakk endlich offenbart, was sich im Inneren der Kiste befand. Der Fackelschein wanderte über ein orangerotes Kraut, welches jeder Bewohner der östlichen Steppen kannte – und vor allem fürchtete.

„Kriechmoos!“, stieß Zugrakk aus.

„Ja, hier lagern wir dieses furchtbare Giftkraut. Ich habe es direkt aus den Steppen bringen und hier aufbewahren lassen. Damit werden wir den Zwergen einen schlimmeren Schlag versetzen als mit jeder noch so großen Horde“, erklärte Grimzhag.

„Kriechmoos kennen die Khuz nicht, weil es nur in den östlichen Steppen wächst. Ich aber kenne einen Ork, der einen kennt, der schon verreckt ist, als er dieses Zeug nur mit den Fingerspitzen berührt hat“, sagte Zugrakk, wobei er die offene Kiste respektvoll anblickte.

Grimzhag lachte ein wenig diabolisch. „Die Stämme der Steppen wissen alle, wie tödlich dieses Kraut ist. Es sind bereits ein paar Goblins beim Kriechmoosernten gestorben, doch das sind Kollateralschäden, die ich in Kauf nehmen musste.“

„Sehr richtig!“, murmelte einer der Leibwächter.

„Mit Kriechmoos haben wir bereits die Brunnen der Menschlinge im Manchinkrieg vergiftet. Wir alle wissen, wie effektiv dieses Zeug ist“, sagte sein Nebenork.

„Und bald wissen es die Kleinwüchsigen auch, bei Goffrukks Keule. Dann werden sie erkennen, mit wem sie sich angelegt haben“, knurrte Grimzhag, um einen Herzschlag später breit zu grinsen.

„Kazhad Mekral muss noch vor dem Winter fallen!“

Grimzhags Faust krachte auf die Tischplatte. Ein Tintenfass schlitterte über die vor dem Orkkönig ausgebreitete Karte und drohte zu Boden zu fallen, doch Zugrakk hielt es in letzter Sekunde davon ab.

Artux, Baudrogg, Haarg und weitere Hordenführer blickten Grimzhag nachdenklich an. Der Zeigefinger des orkischen Kriegsherrn wanderte über die Landkarte.

„Unser Heer wird an der Grollspitze den Berghundspass hinauf marschieren und wir werden unser Lager auf dem nahegelegenen Plateau aufschlagen. Dort sind wir außerhalb der Reichweite der zwergischen Katapulte“, erklärte der König.

„Äh, mächtiger Brüller, es wird kaum möglich sein, die Khuz auszuhungern. Auch durch direkte Angriffe auf die Wehrstadt werden wir sie kaum bezwingen können. Zum Haupttor von Kazhad Mekral gelangt man nur über eine steinerne Brücke, die die Zwerge sicherlich vorher zerstören werden. Dann stehen unsere Krieger, selbst wenn wir eine ganze Million aufbieten, vor einem gähnenden Abgrund.

Sogar wenn wir es schaffen, dieses Hindernis zu überwinden, ist Kazhad Mekral doch eine gewaltige Stadt, die bis in die Tiefen des Berges hineinreicht. Ich weiß nicht, wie wir die Khuz besiegen sollen“, sagte ein noch junger Rottenführer mit einem Verneinungswürgen auf den Lippen.

Grimzhag sah ihn verärgert an. Er hasste es, bei seinen Ausführungen unterbrochen zu werden.

„Es ist auch nicht die Aufgabe eines Rottenführers, einen Plan zu schmieden, um diese Wehrstadt zu bezwingen“, knurrte er den rangniederen Ork an, wobei er sich mit der Faust auf die Brust schlug.

Eingeschüchtert ging der Rottenführer einen Schritt zurück, er machte mehrere Demutsgesten. Das jedoch genügte Grimzhag nicht. Der König kam um den Tisch herum, stellte sich mit einem bedrohlichen Grollen vor den vorlauten Befehlshaber und legte ihm schließlich die Klaue in den Nacken. Daraufhin musste der Rottenführer den Raum sofort verlassen.

„Das war richtig!“, meinte Artux. „Manchmal muss man diesen aufstrebenden Brüllern einfach zeigen, wo es lang geht.“

„Wir werden selbst breite Brücken aus Holz bauen, so dass wir damit über den Abgrund gelangen können, wenn die Zwerge die Brücke zum Haupttor zerstören sollten“, fuhr Grimzhag fort.

Baudrogg hob die Klaue. „Die Khuz werden diese hölzernen Brücken mit ihren Katapulten in Stücke schießen und unsere Krieger werden in die Tiefe fallen.“

„Ich habe den Bau von Holzbrücken bereits in Auftrag gegeben. Sie werden in Einzelteilen transportiert und kurz vor der Stadt zusammengesetzt“, antwortete der Mazaukhäuptling ungerührt.

Artux, der bereits mit den Einzelheiten von Grimzhag wahrem Plan vertraut war, verkniff sich ein Schmunzeln.

„Die Zwerge müssen glauben, dass wir mit dem Kopf durch die Wand wollen. So wie sie es von Orks auch erwarten. Dies wird nämlich dazu führen, dass sie die meisten ihrer Soldaten in der Nähe des Haupttores versammeln. Wenn sich die Khuz ganz auf unsere Angriffe konzentrieren, werden sie nicht sehen, was hinter ihrem Rücken geschieht.“

„Geht es etwas genauer, mächtiger König?“, fragte Haarg der Zwergenwürger. Er verzog sein von dicken, verwachsenen Narben durchzogenes Gesicht.

„Nein, derzeit leider noch nicht. Da ich wie immer Verrat in den eigenen Reihen zu fürchten habe, weiß nur eine sehr kleine Anzahl meiner Krieger darüber Bescheid, was wir noch zusätzlich tun werden. Ansonsten muss jeder Hordenführer bloß gewährleisten, dass die von ihm angeführten Scharen genügend Brückenteile mit sich führen.

Abgesehen davon werde ich natürlich auch die Mauern von Kazhad Mekral mit unseren eigenen Katapulten beschießen lassen. Vielleicht treffen die ja was“, erwiderte Grimzhag.

„Sinnlos! Das ist, als würde man Eier gegen eine Felswand werfen“, meinte Haarg.

„Ich weiß schon, was sinnvoll ist und was nicht“, fuhr Grimzhag dazwischen, was den Zwergenwürger unwillig knurren ließ. Haarg mochte es nicht, bevormundet zu werden, auch nicht vom größten Eroberer der Orkheit.

Es dauerte nicht lange, da lächelte ihn Grimzhag jedoch wieder mit weit entblößten Fangzähnen an. Ein versöhnliches Brummen folgte; daraufhin verzog auch Haarg sein schrecklich vernarbtes Gesicht zu so etwas wie einem Grinsen.