Die Außeriridischen - Günter Dönges - E-Book

Die Außeriridischen E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! »Ich möchte nur wissen, wie lange dieser Blödsinn noch andauern soll«, sagte Anwalt Mike Rander und schüttelte amüsiert den Kopf, als Butler Josuah Parker ihm die Morgenzeitung reichte. »Sehen Sie sich mal diese verrückte Schlagzeile an. Schon wieder unbekannte Flugobjekte gesichtet.« »Nicht nur dies, Sir«, erklärte Josuah Parker gemessen. »Man will jetzt sogar schon Marsmenschen gesichtet haben. Falls Sie sich die Mühe machen wollen und die Innenseiten aufschlagen, werden Sie eingehende Berichte von Augenzeugen finden.« »Dumme Massenhysterie«, sagte Mike Rander kopfschüttelnd. »Aber so ist das in jedem besonders heißen Sommer. Die Zeitungen heizen die Phantasie ihrer Leser an und lachen sich wahrscheinlich ins Fäustchen, wenn die Augenzeugenberichte eintreffen.« »Ich habe mir die Zeit genommen, Sir, diese Augenzeugenberichte genau zu studieren«, meinte der Butler. Josuah Parker stand stocksteif neben dem Sessel seines jungen Herrn und legte ihm das Frühstück vor. Parker trug seine kleine Dienstkleidung. Zur pechschwarzen Hose kam die knappsitzende, gestreifte Weste. Schneeweißer Eckkragen und dunkler Binder waren bei ihm ohnehin obligatorisch. »Seit wann lesen Sie solche Berichte?« spottete Mike Rander.

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Der exzellente Butler Parker – 98 –

Die Außeriridischen

Günter Dönges

»Ich möchte nur wissen, wie lange dieser Blödsinn noch andauern soll«, sagte Anwalt Mike Rander und schüttelte amüsiert den Kopf, als Butler Josuah Parker ihm die Morgenzeitung reichte. »Sehen Sie sich mal diese verrückte Schlagzeile an. Schon wieder unbekannte Flugobjekte gesichtet.«

»Nicht nur dies, Sir«, erklärte Josuah Parker gemessen. »Man will jetzt sogar schon Marsmenschen gesichtet haben. Falls Sie sich die Mühe machen wollen und die Innenseiten aufschlagen, werden Sie eingehende Berichte von Augenzeugen finden.«

»Dumme Massenhysterie«, sagte Mike Rander kopfschüttelnd. »Aber so ist das in jedem besonders heißen Sommer. Die Zeitungen heizen die Phantasie ihrer Leser an und lachen sich wahrscheinlich ins Fäustchen, wenn die Augenzeugenberichte eintreffen.«

»Ich habe mir die Zeit genommen, Sir, diese Augenzeugenberichte genau zu studieren«, meinte der Butler. Josuah Parker stand stocksteif neben dem Sessel seines jungen Herrn und legte ihm das Frühstück vor. Parker trug seine kleine Dienstkleidung. Zur pechschwarzen Hose kam die knappsitzende, gestreifte Weste. Schneeweißer Eckkragen und dunkler Binder waren bei ihm ohnehin obligatorisch.

»Seit wann lesen Sie solche Berichte?« spottete Mike Rander. »Sind Sie von dieser Hysterie auch angesteckt worden? Keine Sorge, in spätestens zwei oder drei Wochen werden die Zeitungen wieder mal vom Loch-Ness-Ungeheuer berichten. Das ist nun mal so in der Saure-Gurken-Zeit. Sie sollten das inzwischen wissen, Parker.«

»Diese Augenzeugenberichte waren äußerst interessant«, sagte der Butler, ohne sich aus dem Konzept bringen zu lassen. »Sie waren, möchte ich sagen, bestürzend aufschlußreich.«

»Aufschlußreich?« Rander setzte die angehobene Kaffeetasse ab und sah seinen Butler erstaunt an. »Worauf wollen Sie hinaus?«

»Ich möchte mir erlauben, Sir, Sie auf die Tatsache hinzuweisen, daß sämtliche Augenzeugenberichte von einer einzigen Person geschrieben worden sein könnte.«

»Na bitte!« Mike Rander lachte auf. »Einen besseren Beweis für die Massenhysterie gibt es doch gar nicht.«

»Darf ich mir erlauben, Sir, Ihnen zu widersprechen?«

»Natürlich! Was haben Sie also entdeckt?«

»Ich würde sagen, Sir, daß Hysterie die Phantasie beflügelt. Mit anderen Worten, abgesehen von einigen Grundtatsachen, müßten die einzelnen Augenzeugenberichte in Details erheblich voneinander abweichen. Was sie aber auf keinen Fall tun.«

»Soll das heißen, daß alle Augenzeugenberichte von gleichen Details sprechen?«

»In der Tat, Sir! Falls Sie die bewußten Augenzeugenberichte lesen, würden Sie sich erheblich wundern, wenn mich nicht alles täuscht.«

»Jetzt haben Sie mich neugierig gemacht, Parker. Wo sind die Berichte? Die will ich jetzt lesen!«

»Ich habe mir erlaubt, Sir, eine Sammlung dieser Augenzeugenberichte anzulegen. Wenn ich Ihnen dienen darf?«

Während Parker noch redete, legte er seinem jungen Herrn eine ledergebundene Mappe vor, in der sich ausgeschnittene Zeitungsartikel befanden.

»Ich möchte Sie noch darauf hinweisen, Sir«, sagte er dann, »daß ich alle wichtigen Zeitungen der Stadt und des Bundesstaates ausgewertet habe. Und das über einen Zeitraum von drei Wochen!«

»Was versprechen Sie sich davon, Parker?« Mike Rander sah nur kurz hoch und blätterte dann die einzelnen Ausschnitte durch. »Wie ich Sie kenne, haben Sie das doch bestimmt nicht aus Langeweile getan.«

»Gewiß nicht, Sir. Ich vermute, daß hier auf der Erde seit drei Wochen tatsächlich Marsmenschen gelandet sind, oder daß hier systematisch ein Serienverbrechen vorbereitet wird!«

»Aha, daher pfeift also der Wind!« Rander schmunzelte. »Sie wittern natürlich einen besonders deftigen Kriminalfall, oder?«

»Ich bin in der Tat äußerst mißtrauisch und besorgt«, gestand der Butler.

»Na schön, dann will ich mich mal überraschen lassen!« Rander nahm einen Schluck aus der Kaffeetasse und widmete sich den Ausschnitten. Josuah Parker verließ auf unhörbaren Sohlen den großen Salon und ging hinaus auf den weiträumigen Dachgarten, der auf dem Flachdach eines Bürohochhauses hart am Michigan-See in Chikago angelegt worden war.

Die Sonne lastete wie flüssiges Blei auf der Stadt. Über dem See stand milchig-weißer Dunst. Selbst hier oben auf dem Dachgarten war der scharfe Geruch des heißen, weichen Asphalts zu riechen.

Seit Wochen war kein Tropfen Regen vom Himmel gefallen. Der Rasen im nahen Lincoln Park war verbrannt. Die Hitze des Äquators schien sich zum Michigan-See verlagert zu haben. Die Menschen in der riesigen Stadt litten derart unter der sengenden Glut, daß sie kaum noch über das Wetter schimpften und sich apathisch durch die Tage schleppten.

Parker sah vorsichtig zum blauen Himmel hoch und beschattete seine Augen mit der flachen Hand. Weit und breit war nicht die Andeutung einer Wolke zu sehen.

Und dennoch konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, daß sich irgendwo über der Stadt ein gewaltiges Gewitter zusammenbraute...

*

Fast zu dieser Stunde rollte ein mittelgroßer Lieferwagen mit Kastenaufbau durch die Straßen von Chikago und steuerte die Filiale der North Western Chikago Bank an.

Dieser graugestrichene Lieferwagen ging im üblichen Verkehr unter. Nichts Besonders war an ihm. Am Steuer saß ein durchschnittlich aussehender Mann von etwa dreißig Jahren, der einen verwaschenen grauen Arbeitsanzug trug.

Dieser Mann stand zwar Todesängste aus, doch davon war außerhalb des Wagens nichts zu sehen. Konzentriert, fast vorsichtig, bremste er in der Nähe der Bankfiliale ab und hielt in Höhe der parkenden Personenwagen am Straßenrand.

Dann setzte der graue Kastenlieferwagen schnell und geschickt zurück. Die Zwillingsreifen der Hinterachse rollten über den niedrigen Bordstein und prallten weich gegen die erste Stufe der breiten Treppe, die hinauf zum Portal der Bankfiliale führte.

Sekunden später sackte der Fahrer in sich zusammen und fiel seitlich auf die Fahrerbank.

Die hintere Tür des Lieferwagens wurde von innen aufgedrückt.

Dann geschah etwas, was das Blut der Zuschauer mehr oder weniger leicht gefrieren ließ.

Sechs seltsam anmutende Gestalten purzelten förmlich aus dem Kastenaufbau und liefen mit der Eilfertigkeit kleiner Kinder über die restliche Treppe hinauf zum Portal, um in der Bankfiliale zu verschwinden.

Der Vergleich hinsichtlich der eilfertigen Kinder stimmte sogar in etwa.

Die Gestalten waren fast klein zu nennen. Sie erinnerten an Gnome, wie Zeugen später übereinstimmend aussagten. Und übereinstimmend wurde später ebenfalls ausgesagt, es habe sich um Bewohner eines fremden Planeten gehandelt.

Auch diese Beschreibung stimmte in etwa.

Die sechs kleinen, schmalen Männer trugen Raumfahrerhelme, silbern glänzende Raumfahreranzüge und Atemgeräte auf dem Rücken. Auf den Helmen befanden sich je zwei fast gleichlange Antennen, die an dünne, überdimensional große Hörner oder Insektenfühler erinnerten.

Diese sechs Männer trugen seltsam geformte Instrumente. Sie erinnerten an eine Kreuzung aus Maschinenpistolen und Flammenwerfer. Auch diese seltsamen Geräte waren so glänzend, als handele es sich um frisch poliertes Tafelsilber.

Die Passanten in der Nähe der Bankfiliale brauchten einige Sekunden, bis sie sich von ihrer Überraschung erholt hatten. Und als sie endlich klar sahen, waren im Schalterraum der Bankfiliale dumpfe, explosionsartige Geräusche zu hören, die an schallgedämpfte Schüsse erinnerten.

Weitere Sekunden später tauchten die sechs fast klein zu nennenden Raumfahrer wieder auf.

Sie schleppten sich mit einigen Jutesäcken ab, die prall gefüllt waren.

Die sechs Raumfahrer von irgendeinem Stern liefen eilfertig zurück zu dem wartenden Wagen und verstauten die Jutesäcke im Kastenaufbau.

Die noch völlig entgeisterten Passanten wagten nicht, dieses seltsame Schauspiel zu stören.

Aber sie registrierten voll Dankbarkeit, daß in einer nahen Nebenstraße das auf und abschwellende Geräusch einer Polizeisirene zu hören war.

Wieder einige Sekunden später, und zwei Streifenwagen der City Police fegten förmlich um die Straßenecke und näherten sich in scharfer Fahrt der Bankfiliale.

Sie kamen allerdings nicht weit.

Die sechs Raumfahrer hatten zwar den Lieferwagen noch nicht bestiegen, doch aus dem Innern dieses Wagens fielen in schneller Folge dumpfe Schüsse.

Das Blech und die Glasfüllungen der Polizeiwagen fetzten auseinander. Die heranjagenden Streifenwagen kamen dadurch verständlicherweise vom Kurs ab und schrammten gegen diverse Mauerwände.

Dann hüpften die sechs Raumfahrer in den Kastenaufbau des Lieferwagens, dessen hintere Tür sich schloß. Unmittelbar danach setzte sich der graue Lieferwagen in Bewegung und fuhr ohne jede Hast davon. Nicht ohne eine dichte, fast undurchdringliche Rauch- und Nebelwand hinter sich zu lassen...

Auf dem Pflaster vor der Bank blieb eine einsame Gestalt liegen.

Es handelte sich um den Fahrer, der so plötzlich in sich zusammengesackt war und das Bewußtsein verloren hatte. Er lebte noch, doch daran glaubte in diesem Moment kaum ein Mensch...

*

Lieutenant Madford von der Mordabteilung wischte sich den Schweiß von der Stirn und griff dankbar nach dem Drink, den Parker ihm gerade reichte. Er nahm einen tiefen Schluck, schnappte etwas nach Luft und zündete sich eine Zigarette an.

»Ich weiß«, sagte er dann zu Mike Rander. »Sie halten mich möglicherweise für übergeschnappt. Von wegen der Hitze und so. Aber ich wiederhole noch einmal, wenigstens ein Dutzend Passanten hat die Raumfahrer gesehen. Ich will es auch nicht glauben, aber die Aussagen sprechen dagegen.«

Mike Rander warf seinem Butler, der an der Hausbar stand, einen schnellen Blick zu.

»Sie sind nicht übergeschnappt«, sagte er dann zu Lieutenant Madford, einem schmalen, kleinen, drahtigen Mann, der in der Mordabteilung der City Police arbeitete. »Parker hat so etwas vorausgesagt. Höchstens vor anderthalb Stunden.«

»Ich bedaure es außerordentlich, Sir, daß meine pessimistischen Voraussagen eingetroffen sind«, erklärte Josuah Parker. »Darf ich auch Ihnen einen kleinen Erfrischungsdrink mixen?«

»Wieso hat Parker so etwas vorausgesagt?« schnappte Lieutenant Madford überrascht zu. Er wandte sich zum Butler um.

»Parker hat die Zeitungsberichte über die ›Marsmenschen‹ analysiert«, entgegnete Mike Rander. »Er ist der Ansicht, daß diese Marsmenschen tatsächlich existieren.«

»Wie bitte?« Lieutenant Madford, der gerade wieder trinken wollte, setzte das Glas ab und starrte den Butler entgeistert an. »Sie glauben, daß diese Marsmenschen wirklich existieren? Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen, wie?«

»Keineswegs, Sir«, erklärte der Butler würdevoll wie ein Angehöriger der Hocharistokratie. »Diese Marsmenschen, um bei diesem Ausdruck zu bleiben, sind doch von sehr vielen Augenzeugen gesehen worden. Schon seit drei Wochen. Und vor anderthalb Stunden während eines Banküberfalls.«

»Aber das ist doch irgendeine raffinierte Gangstermasche«, brauste Lieutenant Madford auf. »Wundert mich, daß Sie das nicht längst durchschaut haben!«

»Mich wundert, Sir, mit Verlaub gesagt, daß die Behörden nicht hellhöriger geworden sind«, redete der Butler würdevoll weiter. »Darf ich noch einmal rekapitulieren? Seit drei Wochen beobachten Augenzeugen sogenannte Marsmenschen, die meist außerhalb der Stadt im freien Gelände aufgetreten sind. Seit drei Wochen berichten die Zeitungen von diesen Marsmenschen. Wissenschaftler werden um Erklärungen gebeten und geben ihre Hypothesen bekannt. In freiem Gelände wurden Brandspuren entdeckt, die darauf schließen lassen, daß Raumfahrzeuge gelandet und gestartet sind, kurz, Sir, diese Marsmenschen entstammen nicht irgendeiner Massenhysterie, wie man vielleicht annehmen könnte, die Marsmenschen sind existent.«

»Ich habe mir die Zeitungsausschnitte genau angesehen«, schaltete sich Mike Rander ein. »Parker hat sie seit drei Wochen gesammelt. Diese Artikel und die dazugehörigen Zeugenaussagen sind ungemein aufschlußreich. Zuerst wurden die Marsmenschen nur von einigen wenigen Personen auf dem flachen Land gesehen. Dann steigern sich die Berichte der Augenzeugen, bis schließlich alle Welt davon spricht und schreibt.«

»Einen besseren Beweis für eine Hysterie gibt es doch gar nicht«, erklärte Lieutenant Madford nachdrücklich. »Was wollen Sie eigentlich beweisen, Rander?«

»Ich will Sie erst mal darauf hinweisen, daß die Augenzeugen durch die Bank immer die gleichen Angaben machen«, redete Mike Rander weiter. »Es gibt in diesen Berichten kaum phantasievolle Ausschmückungen. In allen Berichten dieser Augenzeugen wird von Gnomen oder kleinen Männern gesprochen, die nur etwas größer sind als die uns bekannten Liliputaner. In allen Fällen trugen diese sogenannten Marsmenschen Raumfahreranzüge und Raumhelme mit Antennenfühlern. In allen Fällen waren diese Marsmenschen immer nur für wenige Sekunden oder Minuten zu sehen. Dann verschwanden sie plötzlich von der Bildfläche und wurden nicht mehr gesehen. Sieht das nach Massenhysterie aus?«

»No, eigentlich nicht«, räumte Madford ein. Er schaute nachdenklich auf sein Glas.

»In keinem einzigen bekannten Fall versuchten die Marsmenschen Sprechkontakt mit den Augenzeugen aufzunehmen«, zählte Mike Rander weiter auf. »Würde es sich um eine Massenhysterie handeln, Madford, dann würden die obligaten Verrückten auftauchen und behaupten, die Marsmenschen hätten irgendwelche Botschaften an die Erde ausgerichtet. Sie kennen das doch noch aus der Zeit, als die angeblichen fliegenden Untertassen unterwegs waren.«

»Und ob ich mich an diese Zeit noch erinnere«, sagte Madford und mußte unwillkürlich schmunzeln.

»Keine Sorge, diese Verrückten werden früher oder später auftauchen und Ihnen die Hölle heiß machen«, fuhr Mike Rander lächelnd fort. »Aber bleiben wir bei den uns bekannten Tatsachen. Kleine, gnomenhafte Gestalten in Raumfahreranzügen sind seit drei Wochen unterwegs und haben vor anderthalb Stunden eine Bankfiliale ausgeraubt.«

»205 000 Dollar«, warf Madford seufzend ein. »Ganz zu schweigen von zwei Streifenbeamten, die verwundet wurden. In der Bank selbst passierte nichts. Da warfen die Marsmenschen nur Rauchgaspatronen und, nebelten alles ein!«

»Sehr irdische Methoden, wenn ich dazu etwas bemerken darf«, sagte Josuah Parker, der aufmerksam zugehört hatte.

»Natürlich, irgendeine Gangstermasche«, wiederholte Lieutenant Madford noch einmal. Er atmete sichtlich auf. »Diese kleinen Zwerge besagen nichts, rein gar nichts!«

»Natürlich. Und die Raumfahreranzüge selbstverständlich auch nicht«, erklärte Mike Rander. »Aber ob Masche oder nicht, Madford, Sie ahnen doch wohl, was auf Sie zukommt, oder?«

»Und ob ich das ahne! Diese Marsmenschen werden Schlagzeilen machen. Jede Menge...!«

»Und man wird Ihnen beweisen, daß sie wirklich von einem anderen Stern gekommen sind«, meinte der junge Anwalt. »Ich fürchte, jetzt kommt das, wovon Sie eben gesprochen haben, jetzt müssen Sie mit einer Massenhysterie rechnen.«

»Worauf diese Marsmenschen, Sir, wenn ich mir diesen Hinweis erlauben darf, von Beginn an hingearbeitet haben.« Parker sah seinen jungen Herrn eindringlich an. »Dieser Bankraub dürfte meiner bescheidenen Ansicht nach das Signal für eine Kette von Verbrechen sein.«

»Malen Sie nur nicht den Teufel an die Wand«, stöhnte Lieutenant Madford und wischte sich wieder einmal den Schweiß von der Stirn. Dann sah er sehr betont zu Parker hinüber. »Sie interessieren sich also für diese Marsmenschen, Parker?«

»Nur, wenn Mister Rander damit einverstanden ist, Sir«, antwortete der Butler steif und würdevoll.

»Natürlich bin ich einverstanden », seufzte Mike Rander auf und verdrehte anklagend die Augen. »Früher oder später würden Sie mich ja doch in diesen Fall hineinziehen. Ich kenne doch Ihre Tricks!«

»Ich wußte, daß Sie mich nicht hängenlassen würden«, sagte Lieutenant Madford und sah plötzlich erleichtert aus. »Vielleicht beginnt jetzt wirklich eine Kette von Verbrechen!«

Er griff nach seinem Glas und wollte trinken, doch das Schrillen des Telefons schreckte ihn hoch.

»Wahrscheinlich für mich«, sagte er, als Parker ans Telefon trat und sich meldete. Dann wandte Parker sich um und hielt den Hörer hoch. Madford nahm ihn entgegen und nannte seinen Namen.

Er hörte nur wenige Augenblicke zu. Dann legte er auf und drehte sich zu Mike Rander und Josuah Parker um.

»Ins Schwarze getroffen«, meinte er. »Die Serie beginnt! Marsmenschen haben soeben innerhalb von zwanzig Minuten zwei Juweliere ausgeraubt. Ein Geschäftsführer wurde erschossen. Die Beute beträgt nach grober Schätzung etwa 110 000 Dollar! Pro Geschäft, damit keine Mißverständnisse aufkommen!«

Madford blickte zu Boden und konzentrierte sich.

»Wenn man nur wüßte, wo man anfangen kann«, sagte er dann langsam. Dann wandte er sich an Parker und fügte hinzu: »Vielleicht haben Sie eine Idee, Parker?«

*

Die von Mike Rander vorausgesagte Massenhysterie griff um sich.

Genau einen Tag später beschäftigten sich sämtliche regionalen und überregionalen Zeitungen mit den Raubüberfällen der Marsmenschen. Die Frage wurde aufgeworfen, ob es sich wirklich um Wesen von einem anderen Stern handeln könnte. Tiefschürfende Stellungnahmen mehr oder weniger berühmter Wissenschaftler wurden abgedruckt. Die Rundfunk- und Fernsehstationen verbissen sich in dieses Thema und zogen öffentliche Diskussionen auf.

Parker interessierte sich nicht weiter für diese Dinge. Ob Marsmenschen oder nicht, für ihn handelte es sich um simple und brutale Verbrechen, die möglichst schnell aufgeklärt werden mußten. Er wußte allerdings nicht, wo er den Hebel anzusetzen hatte.

Einen Tag nach dem Verbrechen durch die Marsmenschen bestieg der Butler seinen Privatwagen und rollte durch die Stadt. Stocksteif saß er am Steuer seines hochbeinigen Monstrums und mißachtete souverän die teils erstaunten, teils amüsierten Blicke der übrigen Verkehrsteilnehmer.

Parkers Wagen war seltsam genug.

Es handelte sich um ein ehemaliges Taxi aus London, das nach seinen privaten Wünschen umgebaut worden war. Dieser hochbeinige, schwarz lackierte Wagen sah recht altertümlich und anfällig aus. Alles an diesem Wagen war eckig. Ja, dieser Wagen schrie im Grunde nach dem nächsten Schrottplatz. Doch Parker wußte sehr wohl, warum er sich von seinem Privatwagen nicht trennte.

Unter der eckigen Motorhaube befand sich ein hochgezüchteter Rennmotor. Die Federung des hochbeinigen Monstrums hätte es an Straßenlage und Raffinesse mit der eines hochmodernen Rennwagens aufnehmen können. Es handelte sich eigentlich um einen äußerst schnellen Rennwagen, der sich eine Art tiefstapelnde Tarnung zugelegt hatte.

Mit diesem Monstrum bewegte sich Parker durch die Stadt. Sein Ziel war das Haus jenes jungen Mannes, den die Marsmenschen am Tatort vor der Bankfiliale bewußtlos zurückgelassen hatten. John Herald, wie der junge Mann hieß, war zwar schon von der Polizei verhört worden, doch Parker wollte selbst hören, was der Fahrer zu sagen hatte.

Herald wohnte in der Nähe des Midway-Airport.