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7. März 1945 - der Tag, der das Ende des Krieges in Europa dramatisch beschleunigt. Einer Vorhut amerikanischer GIs fällt unversehens die "Brücke von Remagen" in die Hände. Das deutsche Brückenkommando, das die Ludendorff-Brücke sprengen soll, hat versagt. Im Nu sind die ersten Amerikaner über den Rhein. Hitler reagiert: Er will die Brücke um jeden Preis zerstören, die US-Truppen von ihrem Brückenkopf vertreiben und setzt alles Denkbare ein: Kampftaucher, Düsenjäger, V-Raketen, ein riesiges Artilleriearsenal. 1968 verfilmt Hollywood das Drama mit gewaltigem Aufgebot - in der Tschechoslowakei. In die Dreharbeiten von „The Bridge at Remagen“ platzt das Ende des „Prager Frühlings“. Truppen des Warschauer Pakts marschieren ein, sowjetische Panzer blockieren Straßen, Militärhubschrauber kreisen über dem Set. Die Crew muß fliehen... Das Buch erzählt beide Geschichten im Wechsel, ergänzt um Beschreibungen der Kriegsschauplätze von einst. Für die Recherchen zu diesem Buch ist der Autor nach Remagen gereist und hat die Schauplätze von damals besucht. - Illustriertes eBook mit zahlreichen Fotos und Karten. Auch als Taschenbuch erhältlich.
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Inhaltsverzeichnis
Die Brücke war ihr Schicksal
Kai Althoetmar
7. März 1945. Als die Amerikaner den Rhein überquerten
Impressum:
Titel des Buches: „Die Brücke war ihr Schicksal. 7. März 1945. Als die Amerikaner den Rhein überquerten“. Auch als eBook erhältlich.
Verlag und Autor folgen der bis 1996 allgemeingültigen und bewährten deutschen Rechtschreibung.
Erscheinungsjahr: 2018.
Inhaltlich Verantwortlich:
Edition Zeitpunkte
Kai Althoetmar
Am Heiden Weyher 2
53902 Bad Münstereifel
Deutschland
Text: © Kai Althoetmar.
Titelfoto: Ludendorff-Brücke am 17.03.1945.
Foto: U.S. National Archives.
Operation „Lumberjack“: Vorstoß der 12th Army Group in die Rheinebene. Karte: United States Army, Center of Military History.
Zu welchem Zeitpunkt Deutschland den Zweiten Weltkrieg faktisch verloren hatte, ist eine Frage, an der sich bis heute die Geister scheiden und die Historiker abarbeiten. War es die Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944, die die Niederlage besiegelte? Der Untergang der 6. Armee in Stalingrad Anfang 1943? Oder war schon die Kriegserklärung an die USA im Dezember 1941 das Ende vom „Endsieg“? Einer, auf dessen Einschätzung man etwas geben könnte, war ein Amerikaner namens Walter Bedell Smith. Er war im Zweiten Weltkrieg Generalstabschef von Dwight D. Eisenhower, des Oberbefehlshabers der alliierten Streitkräfte in Europa. Smith meinte, „Remagen“ habe den Krieg entschieden.1 Die Brücke von Remagen, der 7. März 1945. Als die Amerikaner den Rhein überquerten.
Blick von der Erpeler Ley, der Remagen gegenüberliegenden Anhöhe, auf die Ludendorff-Brücke, März 1945. Unter der Erpeler Ley liegt der heute aufgegebene Eisenbahntunnel. Foto: U.S. National Archives.
Januar 2015. Aus den Kaminen quillt der erste Rauch des Tages, wabert ziellos über die stummen Dörfer. Gasthäuser und Wirtsstuben liegen noch in frostigem Schlaf. Kahl starren die Baumkronen von den Obstwiesen in den taubenblauen Himmel. Ein alter Mann mit zerzaustem grauen Haar streut Granulat auf den Gehweg, in den Bauerngärten steht noch Grünkohl. Vom Ufer der Ahr lassen Erlen ihre Zweige in die Strömung hängen, durch das Tal winden sich Fluß, Gleis und Landstraße wie ein Kabelstrang. Die Sonne, ein schlohweißer Ball noch, radiert Schatten und Raureif aus den Hängen. Die nackten Reben stehen in den Weinbergen symmetrisch in Reihe, wie Kreuze eines Soldatenfriedhofs, gewellte Stelenfelder, abgezirkelt von Spanndrähten und Holzpfosten.
Es sind kaum Menschen im Zug, manche mit Smartphones gegen die analoge Welt gepanzert, die Gesichter müde. Kreuzberg, Dernau, Ahrweiler, Walporzheim, Heimersheim, Bad Bodendorf. Die Tonbandstimme gibt Order: „Ausstieg rechts!“ Remagen.
Letztes Aufgebot. Deutsche Soldaten mit Panzerfäusten im Februar 1945. Foto: Bundesarchiv.
Der Kriegswinter 1944/45, ein klirrend kalter Winter in Deutschland. Seit dem Scheitern der Ardennenoffensive weiß es jeder: Deutschland kann den Krieg nicht mehr gewinnen. Die Alliierten können aber erst siegen, wenn sie das letzte große Hindernis genommen haben: den Rhein.
Anfang März 1945. Die Alliierten stoßen in die Rheinebene vor. Im Osten hat die Rote Armee nach ihrer erfolgreichen Winteroffensive gerade Hinterpommern genommen, am 6. März 1945 beginnt die Wehrmacht in Ungarn eine letzte Offensive am Plattensee, um die kriegswichtigen Ölquellen von Nagykanizsa zu sichern. Am gleichen Tag erobern die Amerikaner das linksrheinische Köln, am 8. März wird Bonn folgen. Die taumelnde Heeresgruppe B unter General Walter Model zieht sich hinter den Rhein zurück. Diese letzte Verteidigungslinie, sie muß unbedingt halten.
Sobald sich Vorauskommandos der Alliierten den Rheinbrücken nähern, antwortet die Wehrmacht mit Sprengung. Die Brücken haben alle Sprengkammern, der Sprengstoff liegt bereit und muß nur in die Kammern eingebaut, verkabelt und gezündet werden. Alle noch vorhandenen der einst 47 Rheinbrücken sprengen die Deutschen bis Mitte März. Bis auf eine: die Ludendorff-Brücke in Remagen.
Erich Ludendorff, im Ersten Weltkrieg Stellvertreter Paul von Hindenburgs, des Chefs der Obersten Heeresleitung, Erster Generalquartiermeister, militärisches Hirn Hindenburgs, der wahre Held der Schlacht von Tannenberg. Und später einer der Väter der „Dolchstoßlegende“, ein Gegner der jungen Weimarer Republik, beteiligt am Hitler-Putsch 1923.
Die 325 Meter lange Eisenbahnbrücke war 1912 auf Drängen des Militärs geplant worden. 2,1 Millionen Mark kostete sie. Sie sollte die östliche Rheinseite an Ahrtalbahn und Eifelbahn anschließen. 1916, als der Erste Weltkrieg längst tobte und die deutsche Armee im Stellungskrieg auf französischem Boden stand, hatte die Kölner Baufirma Grün & Bilfinger mit dem Bau begonnen. Die Königliche Eisenbahndirektion Köln hatte im gleichen Jahr den Auftrag gegeben - gleichwohl aus militärstrategischen Gründen. Der Nachschub an die Westfront sollte durch den Anschluß an die Ahrtalbahn beschleunigt, der Engpaß Köln umgangen werden.
Architekt war der Mannheimer Architekt Karl Wiener. Er war Vater einer ganzen „Brückenfamilie“. Auch die Hindenburgbrücke bei Rüdesheim und die Kronprinzenbrücke bei Urmitz nördlich von Koblenz waren sein planerisches Werk. Am 1. Mai 1918 wurde die Brücke mit zwei Eisenbahngleisen und einem Fußgängerweg in Dienst gestellt. Eine Woche zuvor hatte Kaiser Wilhelm II. sie auf den Namen des Infanteriegenerals Erich Ludendorff getauft. 4.642 Tonnen Stahl waren verbaut worden, unter Mithilfe russischer Kriegsgefangener. Die einzigen Soldaten, die sie im Ersten Weltkrieg noch überquerten, waren allerdings die geschlagenen deutschen Kriegsheimkehrer. Ein Menetekel.
Brückenpfeiler, Rheinbefliegung 1953. Foto: Bundesarchiv.
Remagens Bachstraße, das historische Viertel des Römerstädtchens. Ein paar Fachwerkhäuser, andere aus der Gründerzeit haben den Krieg überlebt. Im türkischen Friseurladen wird rasiert. Einen Steinwurf entfernt kobert der Ein-Euro-Shop mit alten Adventsschokokalendern für einen halben Euro. Der Juwelier wirbt mit Uhrenbatteriewechsel und Altgoldankauf, die Metzgerei bietet Rheinische Bratwurst und Hähnchen in Aspik feil, „eigene Herstellung, 100 Gramm 1,29 Euro“. Die Gaststätten ringsum heißen „Alter Hut“, „Altdeutsche Bauernschänke“ und „Zur Krone“. Vor dem „Edeka“ in der Goethestraße begegnen sich zwei ältere Damen. „Und, alles gut?“, fragt die eine. Die andere sagt : „Alles Roger in Kambodscha.“
Ludendorff-Brücke am 17. März 1945, Stunden vor dem Einsturz. Foto: U.S. National Archives.
Im Oktober 1944 bombardieren Flugzeuge der U.S. Air Force die Ludendorff-Brücke. Die beschädigte Brücke wird voreilig als „zerstört“ gemeldet, ist am 9. November 1944 aber wieder in Betrieb. Am Mittag des 2. Januar 1945 legen US-Bomber Teile von Remagen in Schutt und Asche. 127 Bomben zu 450 Kilogramm, 82 Bomben zu 900 Kilogramm gehen nieder. 28 Zivilisten kommen um, acht Soldaten. Das „Friedensmuseum Brücke von Remagen“ beschreibt die Situation im Winter 1944/45 so: „Zahlreiche Frauen verlassen in diesem Winter morgens mit ihren Kindern die Stadt, um den Tag im Schutz der bis Ende Januar tief verschneiten Wälder zu verbringen.