Die drei ??? und der Karpatenhund (drei Fragezeichen) - André Marx - E-Book

Die drei ??? und der Karpatenhund (drei Fragezeichen) E-Book

André Marx

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Beschreibung

Bei Mr Prentice spukt es! Nachts ist ein schreckliches Heulen in seiner Wohnung zu hören und die Lichter flackern unheimlich. Der ältere Herr bittet die drei ??? um Hilfe. Plötzlich verschwindet auch noch seine wertvollste Skulptur, der Karpatenhund. Die drei ??? glauben nicht an Gespenster. Sie suchen Verdächtige, untersuchen Beweise und überlegen in alle Richtungen. Als dann auch noch ein hohes Lösegeld für die Skulptur gefordert wird, müssen sich die drei Detektive beeilen. Das Buch zum Kinofilm mit über 40 Fotos. Lesen und noch einmal in das spannende Kinoerlebnis mit Justus, Peter und Bob eintauchen.

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Seitenzahl: 163

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Cover for EPUB

Titel

Die drei ??? und der Karpatenhund

Das Buch zum Film

© Nutzung nur in Büchern zum Film // Rechte bei Wiedemann & Berg

André Marx

KOSMOS

Impressum

Alle Angaben in diesem Buch erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Sorgfalt bei der Umsetzung ist indes dennoch geboten. Verlag und Autoren übernehmen keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden, die aus der Anwendung der vorgestellten Materialien und Methoden entstehen könnten. Dabei müssen geltende rechtliche Bestimmungen und Vorschriften berücksichtigt und eingehalten werden.

Distanzierungserklärung

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Umschlagsabbildung: © Filmplakat von Sony Pictures

© 2024, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG

Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart

kosmos.de/servicecenter

Alle Rechte vorbehalten

Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan

Based on characters by Robert Arthur.

ISBN 978-3-440-50941-8

E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Übersicht

Cover

Titel

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Hauptteil

Die wandelnde Vogelscheuche

Der Fluch des Karpatenhundes

Willkommen im Mulholland View

Stehen bleiben!

Ein Fall für die drei ???

Quid pro quo

Wer ist der Täter?

Die Spur der Geisterhand

Recht und Ordnung

Am Tatort

Beschattung

Gwen weiß mehr

Die mobile Zentrale

Gibt es wirklich Geister?

Die Schlangenfrau

Ein lauter Knall

Neunzig Sekunden

Fall gelöst

Es brennt!

Die verschwundenen Kristalle

Das Phantom und der Zombie

Das Unsichtbare sichtbar machen

Das drei-???-Mobil

DIE WANDELNDE VOGELSCHEUCHE

»Hallo. Mein Einhorn ist verschwunden. Könnt ihr es wiederfinden?« Piep.

»Seit Tagen kommen aus meinem Keller komische Geräusche.« Piep.

»Ich kann meine Brille nicht finden.« Piep.

»Meine Tante glaubt, dass jemand ihre Plätzchen klaut.« Piep.

Justus Jonas löschte eine Nachricht nach der anderen vom Anrufbeantworter. Er befand sich in der Zentrale, dem Hauptquartier der drei Detektive, das in einem ausrangierten Campinganhänger untergebracht war.

Der Blick des Ersten Detektivs fiel auf einen eingerahmten Zeitungsartikel an der Wand. Er berichtete von ihrem letzten großen Fall bei den Dreharbeiten zu einem Vampirfilm in Rumänien. Die Sache hatte Aufsehen erregt. Seitdem hatte er gemeinsam mit seinen Freunden Peter Shaw und Bob Andrews jede Menge zu tun gehabt. Die drei ??? waren gewissermaßen dick im Geschäft. Nur leider hatten ihre Klienten ganz eigene Vorstellungen davon, was ein Fall war und was nicht.

Das verschwundene Einhorn war ein Plüschtier gewesen, das der Bruder der fünfjährigen Abby heimlich auf dem Dach versteckt hatte, um seine kleine Schwester zu ärgern. Als Dankeschön hatte Abby den dreien ein Bild gemalt.

Die Ursache für die komischen Kellergeräusche war ein defektes Heizungsrohr gewesen.

Die Brille hatte auf dem Nachttisch gelegen, nur eben aus Versehen auf der falschen Seite.

Einzig der Keksdieb hatte sich tatsächlich als richtiger Dieb erwiesen. Ein Waschbär nämlich, der regelmäßig nachts durch die Katzenklappe ins Haus gekommen war.

All diese Fälle hatten die drei ??? gelöst. Außerdem hatten sie verlegte Schlüssel und entlaufene Katzen wiedergefunden. Besonders aufregend oder gar ruhmreich war das allerdings nicht gewesen.

Während Justus über diese letzten Aufträge nachdachte, bemerkte er, dass es eine weitere Nachricht gab, die er noch nicht abgehört hatte. Er war schon versucht, sie zu löschen, ohne sie sich überhaupt anzuhören, aber dann spielte er sie doch ab.

»Hilfe! Hier läuft eine Vogelscheuche Amok!«

Augenblicklich waren alle Einhörner und Waschbären vergessen. Eine wandelnde Vogelscheuche? Das klang zum ersten Mal seit langer Zeit wirklich nach einem spannenden Fall!

Justus verständigte sofort Bob und Peter. Noch am gleichen Tag machten sie sich auf den Weg in die Berge zur Radford Farm, in deren Nähe sich das Maisfeld mit der geheimnisvollen Vogelscheuche befand.

»Und du meinst wirklich, die wandelt hier herum, diese Vogelscheuche?«, fragte Peter unbehaglich, während er seinen ersten Schritt ins Maisfeld setzte. Er fand diesen Ort schon jetzt unheimlich, auch ganz ohne Vogelscheuche.

»Nein«, sagte Justus. »Vogelscheuchen können nicht umherwandeln, Zweiter, das ist dir hoffentlich klar.«

»Und warum sind wir dann hier?«, wollte Bob wissen.

»Weil es trotz allem ein Rätsel ist, das gelöst werden will. Unser geheimnisvoller Klient will sich hier mit uns treffen. Dann erfahren wir hoffentlich mehr.«

»Da ist sie«, keuchte Peter. Sie waren etwa in der Mitte des Maisfelds angekommen. Eine Art Lichtung tat sich auf, in deren Mitte regungslos ein furchterregend aussehendes Wesen stand.

© Nutzung nur in Büchern zum Film // Rechte bei Wiedemann & Berg

Seine löchrige Kleidung wehte leicht im Wind. Das zu einem Schrei verzerrte Gesicht war auf Sackleinen aufgemalt, auf dem ein ausgefranster Strohhut saß. Die Arme waren ausgebreitet wie für eine tödliche Umarmung. 

»Sonderbar«, meinte Justus und deutete auf den Holzpflock, auf den die Vogelscheuche aufgespießt zu sein schien. »Die kann doch hier nicht weg.«

Peter war das Ding immer noch nicht geheuer. Doch er wollte sich keine Blöße geben, nahm all seinen Mut zusammen und ging näher heran. Vorsichtig streckte er die Hand aus.

Die Vogelscheuche stieß einen Schrei aus und stürzte dem Zweiten Detektiv entgegen. Sie war zum Leben erwacht!

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Peter taumelte schreiend rückwärts, stolperte und setzte sich auf den Hosenboden. Auch Bob und Justus entfuhr ein Laut des Entsetzens – bis sich der Schrei der Vogelscheuche in schallendes Gelächter verwandelte.

»Hervorragend! Hast du alles drauf?«

Hinter der Vogelscheuche raschelte es und ein junger Mann kam aus dem Maisfeld. Er filmte die drei ??? mit einem Handy. »Alles drauf«, bestätigte er lachend. »Das wird der Renner!«

»Ihr seid echt solche Volltrottel«, sagte die Vogelscheuche, nahm den Hut ab und zog sich die Stoffmaske vom Kopf. Zum Vorschein kam ein rotblond gelockter Junge, nur wenig älter als sie, der sie unverschämt und überheblich angrinste. Trotz der dunkel angemalten Augen erkannten die drei ??? ihn sofort.

»Skinny?«, rief Peter ungläubig.

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»Wenn Dummheit wehtäte, müsstet ihr den ganzen Tag schreien«, sagte Skinny Norris triumphierend.

»Hast du nichts Besseres zu tun, als uns ständig auf die Nerven zu gehen?«, fragte Bob empört.

»Ihr armen kleinen Babys«, lachte Skinny. »Wir sehen uns beim nächsten Fall – Kollegen.«

Damit zogen sein Kumpel und er von dannen und ließen die drei Detektive verdattert im Maisfeld stehen.

Der Weg zurück in die Zentrale dauerte nicht einmal eine Stunde. Da war Skinnys Video bereits online. In hochauflösender Qualität konnten sich die Jungen dabei zusehen, wie sie wegen einer verkleideten Vogelscheuche in Panik gerieten, kommentiert von Skinny persönlich. »Hey, Leute, erinnert ihr euch an die Baby-Detektive aus Rocky Beach? Hier ist ihr neuestes Abenteuer.« Das Video hatte schon einige Klicks. Von Minute zu Minute wurden es mehr.

Auch Peter schaute es sich an. Einmal, zweimal. Dann knallte er sein Handy wütend auf den Schreibtisch in der Zentrale.

Der dritte Detektiv warf sich aufs Sofa. »Dieses verdammte –« Bob war so außer sich, dass er am liebsten in die Armlehne gebissen hätte.

»Das kriegt er zurück«, sagte Peter zähneknirschend. »Werden wir ja sehen, wie mutig er wirklich ist. Skinny Norris – oder doch eher schreckensbleiches Nervenbündel.«

»Na ja, gerade sind wir ja wohl eher die schreckensbleichen Nervenbündel«, warf Bob ein.

Peter bedachte ihn mit einem wütenden Blick. Dabei hatte Bob natürlich recht. Fragend sah er zu Justus. Doch der Erste Detektiv schien mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein.

»Just? Alles in Ordnung?«, fragte Bob.

»Gar nichts ist in Ordnung«, knurrte er. »Ich dachte, spätestens mit dem Fall in Rumänien hätten wir diesen Kinderdetektiv-Blödsinn hinter uns gelassen.«

»Haben wir doch auch«, sagte Bob.

»Nur Skinny hat das noch nicht kapiert«, meinte Peter. »Wir müssen es ihm heimzahlen.«

»Werden wir«, versprach Bob. »Aber immer mit der Ruhe. Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird. Altes klingonisches Sprichwort.«

Justus schüttelte den Kopf. »Das Problem ist nicht nur Skinny. Er ist lediglich das augenfälligste Symptom für unsere unbefriedigende Situation.« Auf dem Tisch lag ein kleiner Stapel Visitenkarten. Justus nahm eine und drückte sie Peter in die Hand. »Die Fragezeichen symbolisieren das Unbekannte. Sie stehen für unbeantwortete Fragen und ungelöste Rätsel. Nicht für verschwundene Plüschtiere oder geklaute Kekse.«

»Da steht aber auch: Wir übernehmen jeden Fall«, erinnerte Peter den Ersten Detektiv und gab ihm die Karte zurück.

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Das Telefon klingelte. Gleichzeitig drang Tante Mathildas Stimme von draußen zu ihnen. »Justus!«

Justus ignorierte beides. »Vielleicht ist unser Wahlspruch das Problem. Wir übernehmen jeden Fall. Seit Rumänien steht das Telefon nicht mehr still. Entlaufene Katzen, entflogene Vögel, verlorene Schlüssel. Dafür habe ich diese Karten nicht drucken lassen.« Sein Blick fiel auf Abbys Wachsmalkreide-Bild. »Ihr könnt ja weiterhin Stofftiere suchen und fünfjährigen Künstlerinnen Modell stehen – aber von jetzt an ohne mich. Mit richtiger Detektivarbeit hat das nämlich nichts zu tun«, regte sich Justus auf.

Das Telefon klingelte immer noch.

»Justus Jonas!«, rief Tante Mathilda, nun einige Nuancen schärfer.

»Jetzt geh doch mal ran«, bat Bob. »Oder antworte wenigstens deiner Tante.«

Mit einem genervten Fluchen zog Justus den Telefonstecker aus der Wand. Das Klingeln erstarb.

»Juuustuuus!«

»Ja doch«, brummte Justus, riss das Kalte Tor auf und stürmte aus der Zentrale. Er knallte die Geheimtür so heftig zu, dass die Einrichtung erbebte. Der eingerahmte Zeitungsartikel fiel von der Wand und knallte zu Boden.

DER FLUCH DES KARPATENHUNDES

Auf dem Schrottplatz war kein Kunde mehr zu sehen. Das Gebrauchtwarencenter hatte vor fünf Minuten geschlossen. Tante Mathilda stand im überdachten Lager und sortierte die neuesten Errungenschaften von Onkel Titus in die Regale. Seit dem Tod seiner Eltern vor vielen Jahren lebte Justus bei seinem Onkel und seiner Tante. Ihnen gehörte der Gebrauchtwarenhandel, in dem die drei ??? regelmäßig mithelfen mussten – als Gegenleistung für die Benutzung des Campinganhängers, in dem sie ihre Zentrale eingerichtet hatten. 

Anscheinend wurde eine solche Gegenleistung gerade heute erwartet. Ungeduldig blickte seine Tante dem Ersten Detektiv entgegen. »Sag mal, wo steckst du denn die ganze Zeit? Weißt du eigentlich, was hier heute los war? Mindestens zwanzig Kunden gleichzeitig sind hier rumgerannt. Als hätten sie sich verabredet. Wie ein Schwarm Heuschrecken.« 

»Heuschrecken verabreden sich nicht«, murmelte Justus.

»Du warst nirgends aufzufinden und ich bin allein von einem zum Nächsten gerannt. Nicht mal Zeit zum Atmen hatte ich.«

»Genug, um nach mir zu rufen.«

Tante Mathilda horchte auf. »Was war das?«

»Ich war anderweitig beschäftigt«, sagte Justus. Es gelang ihm kaum, seine Genervtheit zu verbergen. »Aber ab jetzt stehe ich dir uneingeschränkt zur Verfügung.« 

Tante Mathilda sah ihn scharf an, ließ Justus’ frechen Tonfall dann aber auf sich beruhen. »In West Hollywood gibt es einen alten Kronleuchter, den du morgen mit deinem Onkel abholen wirst. Hundert Jahre alt, das Prachtstück. Hochwertig verarbeitete Kristalle. Leider hat er bei einem Brand ganz schön viel Ruß abbekommen. Deswegen ist es deine Aufgabe –«

»Ihn für den Verkauf aufzubereiten«, erriet Justus. »Schon verstanden.«

»Ja, und zwar behutsam! So ein schönes Stück findet man nur noch selten. Ganz das alte Hollywood, noch voller Glanz und Gloria.« Tante Mathildas Blick ging in die Ferne und ein verträumtes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. »Angeblich hat der Leuchter mal der berühmten schwedischen Schauspieler Greta Garbo gehört. Sie war eine der –«

Tante Mathilda brach ab, denn in diesem Augenblick trat ein älterer Herr auf den Unterstand zu. Er war etwa siebzig Jahre alt, sein Haar ergraut und das weinrote Sakko schon etwas abgetragen, aber er trat auf wie ein Gentleman der alten Schule. In einer Hand trug er eine Zeitung. »Einen wunderschönen guten Abend, Madam.« Seine Stimme war warm, sein Lächeln offen und freundlich. Doch in seinem Blick lag auch Schwermut. »Bitte verzeihen Sie die späte Störung. Ich hoffe, Sie haben noch nicht geschlossen?«

»Ihnen auch einen schönen Abend«, wünschte Tante Mathilda, sichtlich angetan von der äußeren Erscheinung des Besuchers. Auch Justus musterte den Mann. Die Zeitung ließ ihn stutzig werden. Zwar war sie zusammengerollt, aber das kleine Stück, das er erkennen konnte, kam ihm sehr bekannt vor. »Doch, haben wir. Aber wenn ich Ihnen helfen kann …«

»Ich suche einen Mr Jonas.«

Tante Mathilda seufzte. »Ja, das tue ich auch ständig. Aber er müsste sich hier irgendwo herumtreiben. Titus!«

»Verzeihung, mein Fehler«, sagte der Fremde. »Ich meinte Justus Jonas.«

Überrascht sah Tante Mathilda zu Justus, der plötzlich wusste, warum ihm die Zeitung so bekannt vorkam. Zögerlich trat er einen Schritt vor.

Der Besucher entrollte sie und warf einen kurzen Blick auf den Rumänien-Artikel und das Foto. »Ja, jetzt erkenne ich dich wieder.« Er reichte ihm die Hand. »Fenton Prentice.«

»Justus Jonas«, sagte Justus und seufzte innerlich. Wieder jemand, der die drei ??? für eine Allzweckwaffe gegen verlorene Schlüssel und verschwundene Haustiere hielt. Diesmal würde er dem potenziellen Klienten gleich den Wind aus den Segeln nehmen. »Wenn Sie wegen einer entlaufenen Katze hier sind, muss ich Sie enttäuschen, Sir. Dafür sind wir nicht zuständig. Wenden Sie sich bitte an die Firma Norris.«

Fenton Prentice schüttelte langsam den Kopf. »Es handelt sich eher um einen Hund.«

»Bedaure, Mr Prentice, aber auch entlaufene Hunde fallen nicht in unser Aufgabengebiet.«

»Nein, nein, kein Haustier«, stellte Prentice klar und sagte schließlich etwas, das die Aufmerksamkeit des Ersten Detektivs erregte. »Es ist eine Art … Geisterhund.«

Wenig später saßen die drei ??? und Mr Prentice auf der Veranda des Wohnhauses der Familie Jonas. Tante Mathilda hatte es sich nicht nehmen lassen, eilig den Tisch freizuräumen, auch wenn Justus das übertrieben fand. Anfangs hatte sie sogar Anstalten gemacht, sich dazuzusetzen, doch Justus machte ihr schnell klar, dass es sich um ein vertrauliches Gespräch mit einem Klienten handelte. Tante Mathilda hatte versucht, sich nichts anmerken zu lassen, aber Justus kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie ein wenig beleidigt war. Womöglich lauschte sie sogar hinter dem Fenster.

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Der Erste Detektiv wandte sich ihrem Besuch zu. »Es geht also nicht um ein entlaufenes Haustier«, nahm er den Faden wieder auf. »Aber trotzdem um einen Hund. Geisterhund, sagten Sie? Erzählen Sie bitte, Mr Prentice.« 

Fenton Prentice sah in die Runde und schien um Worte zu ringen. »Es ist so«, begann er zögerlich. »Mein geliebter Edward, Gott hab ihn selig, ist vor Kurzem überraschend verstorben.«

»Das tut uns sehr leid«, sagte Justus ein wenig überrumpelt.

»Er war ein begnadeter Künstler. Und ich sein Förderer. Bis wir dann irgendwann auch ein Paar wurden. Mir gehört eine Galerie in Los Angeles. Ich habe Edwards Kunst sehr geschätzt. Seine letzte Arbeit war der Karpatenhund. Daran hat er wie ein Besessener gearbeitet.«

Bob runzelte die Stirn. »Karpatenhund?«

»Ein Hund aus Kristall, einer Gestalt aus einer alten Sage nachempfunden. Er ist wunderschön geworden.« Mr Prentice griff in die Innentasche seines Sakkos, zog einen Flyer heraus und drückte ihn Justus in die Hand. Darauf stand: Das Unsichtbare sichtbar machen. »Ich veranstalte eine Ausstellung zu Edwards Ehren. Dort wird der Karpatenhund zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Ihr könnt euch vielleicht denken, dass das eine äußerst wichtige Veranstaltung für mich ist. Ihr seid natürlich herzlich eingeladen.«

»Vielen Dank«, sagte Justus der Form halber, obwohl ihm immer noch nicht klar war, was Mr Prentice zu ihnen geführt hatte. »Aber was genau hat das alles mit Ihrem Anliegen zu tun?«

Fenton Prentice’ Blick flackerte. Er schien nach Worten zu ringen. »Bitte haltet mich nicht für verrückt, wenn ich es euch erzähle. Es ist nämlich so: Ich höre manchmal nachts ein schreckliches Heulen und Jaulen.«

»Wo?«, fragte Bob.

»Zu Hause, in meinem Apartment in Santa Monica! Es fühlt sich an, als würde die Erde beben. Außerdem flackern die Lichter. Und manchmal verschwinden auch Gegenstände und tauchen ganz woanders wieder auf.«

Peter erschauderte. »Sie sprechen von –«

»Spuk«, sagte Prentice. »Ich spreche von Spuk.«

Peter musste schlucken. Verunsichert schaute er zu Bob und Justus, doch in ihren Gesichtern las er nur waches Interesse. Von Unbehagen keine Spur.

»Seit wann werden Sie Zeuge dieser Spukphänomene?«, wollte Justus wissen.

»Es begann kurz nach Edwards Tod. Seitdem passiert es alle paar Tage, immer nach Einbruch der Dunkelheit. Und dieses Heulen … Es ist einfach schrecklich.«

»Und es klingt wie das Heulen eines Hundes, nehme ich an«, riet Bob.

»Nicht irgendeines Hundes«, stellte Prentice klar. 

Peter durchlief ein kalter Schauer. »Sie meinen … es ist der Karpatenhund?«

Fenton Prentice nickte. »Ich war schon bei der Polizei. Dort will mir niemand glauben. Vor ein paar Tagen stieß ich zufällig auf den Zeitungsartikel über euch. Ihr habt einen Spukfall in Rumänien aufgeklärt, genauer gesagt in Transsilvanien.«

»Das von den Karpaten umgeben ist«, sagte Justus.

»Ich hielt es für einen Wink des Schicksals. Deshalb bin ich hergekommen. Danke, dass ihr mir zuhört.«

»Edward ließ sich bei seinem Kunstwerk also von der alten rumänischen Sage inspirieren?«, vermutete Bob.

»Du kennst die Geschichte?«, staunte Mr Prentice.

»Aus einem Buch«, bestätigte Bob. An seine Freunde gewandt erklärte er: »Lucianas Buch. Dort war von einer alten Legende die Rede. Ein reicher Kaufmann aus den Karpaten führte ein verschwenderisches Leben. Er häufte seinen Reichtum auf Kosten der Dorfbewohner an. Dann kam der Winter und er war hart und entbehrungsreich. Die Dorfbewohner litten Hunger, aber es kümmerte den Kaufmann nicht. Er überließ sie ihrem Schicksal. Es kam zu einem Aufstand. Die Dorfbewohner überfielen den Kaufmann, plünderten sein Haus und setzten schließlich alles in Brand. Der Kaufmann floh, doch die Bewohner verfluchten ihn und er verwandelte sich in einen gewaltigen, halb verhungerten Hund.«

Prentice nickte bedächtig. »Und als solcher streift er heulend und jaulend bis zum heutigen Tag umher. Wisst ihr, Edward hat sich in den letzten Wochen seines Lebens regelrecht in dieser Legende verloren. Sein Wunsch, die Essenz dieser Sagengestalt in einem kristallenen Kunstwerk festzuhalten, hat ihn nicht mehr losgelassen. Er war besessen davon, wie so oft, wenn es um seine Arbeit ging. Und deshalb glaube ich … dass der Fluch irgendwie auf mich übergesprungen ist. Edward hat den Karpatenhund manifestiert und in etwas verwandelt, das wirklich existiert. Und nun sucht er mich heim.«

WILLKOMMEN IM MULHOLLAND VIEW

Mr Prentice wirkte verzweifelt. Er war augenscheinlich davon überzeugt, dass sein Leben von einer übernatürlichen Präsenz bedroht wurde.

Mit einem Mal wurde Peter bewusst, wie ruhig es geworden war. Kein Verkehr war zu hören, kein Vogel zwitscherte. War es um diese Zeit immer so still auf dem Schrottplatz? Unbehaglich rutschte er auf seinem Klappstuhl hin und her. »Wissen Sie, Mr Prentice, es ist leider so. Wir würden Ihnen wirklich gern helfen, aber … unsere Auftragslage ist derzeit leider sehr hoch. Wir haben wirklich eine Menge zu tun und kaum noch Zeit für die Schule oder irgendwas anderes. Außerdem –«

»Außerdem übernehmen wir jeden Fall«, unterbrach Justus ihn sachlich. »Ungelöste Rätsel sind nämlich unser Spezialgebiet. Nicht wahr, Zweiter?«

Peter zwang sich zu einem Lächeln. »Ja, natürlich.«