Die drei ??? und der Puppenmacher (drei Fragezeichen) - André Marx - E-Book
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Die drei ??? und der Puppenmacher (drei Fragezeichen) E-Book

André Marx

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Beschreibung

Die drei ??? übernehmen jeden Fall. Deep Spring, ein verschlafener Ort in der Wüste von Arizona. Die drei ??? reisen an, um bei der Hochzeit eines alten Bekannten dabei zu sein. Während die Hochzeitsvorbereitungen in vollem Gange sind, geht noch etwas anderes vor sich: Unheimliche Maispuppen, Schüsse im Maisfeld und verurteilte Verbrecher trüben die Vorfreude auf das Fest. Können Justus, Peter und Bob die seltsamen Geschehnisse aufklären und den Hochzeitstag retten?

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Titel

Die drei ??? und der Puppenmacher

André Marx

KOSMOS

Impressum

Alle Angaben in diesem Buch erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Sorgfalt bei der Umsetzung ist indes dennoch geboten. Verlag und Autoren übernehmen keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden, die aus der Anwendung der vorgestellten Materialien und Methoden entstehen könnten. Dabei müssen geltende rechtliche Bestimmungen und Vorschriften berücksichtigt und eingehalten werden.

Distanzierungserklärung

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Umschlagsabbildung: © Silvia Christoph

© 2023, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG

Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan

Based on characters by Robert Arthur

ISBN 978-3-440-50703-2

E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Überraschung!Das Tischdecken-GespenstIm FelsenlabyrinthHände hoch!GeheimhaltungSpurensucheSchüsse im MaisfeldDas gehängte BrautpaarRegenbogenrosenDie Heldin von Deep SpringIn der FalleDreißig StundenDer Mann im NachthemdSie haben das Recht zu schweigenHinter GitternDurch die WüsteJohnsons GeschichteDas HochzeitsgeschenkUnter DruckDeconvulsanEinige Stunden zuvorDie VerbündeteHochzeitstag

ÜBERRASCHUNG!

Justus Jonas musste gegen die helle Morgensonne anblinzeln, als er mit einem Glas Orangensaft in der Hand aus dem Wohnhaus trat. Auf dem Gelände des Gebrauchtwarencenters war nichts los. Justus’ Tante Mathilda saß im Bürohäuschen in der Nähe der Einfahrt und erledigte Papierkram. Sein Onkel Titus war nirgendwo zu sehen, er machte wahrscheinlich eine Einkaufstour. Justus lebte bei den beiden, seit seine Eltern vor vielen Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen waren.

Er schlenderte über den staubigen Platz zur Zentrale, dem geheimen Hauptquartier des Detektivunternehmens, das er mit seinen Freunden Bob Andrews und Peter Shaw gegründet hatte. Die  Zentrale befand sich in einem  alten Campinganhänger, der unter einem Haufen Schrott verborgen lag. Inmitten dieses Schrotts stand auch ein mannshoher ausrangierter Kühlschrank, das Kalte Tor, ihr geheimer Eingang zur Zentrale.

Am Kalten Tor klebte ein mit schwarzem Filzstift beschriebener Zettel.

Früher zu zwei’n.

Heute allein.

Wer bin ich

???

Stirnrunzelnd nahm Justus den Zettel ab und öffnete die Geheimtür. Hinter der aufklappbaren Rückwand des Kühlschranks führte ein kurzer Gang direkt in das Detektivbüro.

»Na, ausgeschlafen?« Bob stand auf einem Stuhl und war dabei, das oberste Fach eines leer geräumten Wandregals mit einem feuchten Lappen abzuwischen.

»Wir wollten gerade schon eine Suchmeldung rausschicken«, sagte Peter, der grimmig mit dem Säubern der kleinen Campingspüle beschäftigt war. »Hatten wir nicht vorgehabt, uns um zehn zu treffen, um gemeinsam mal wieder Frühjahrsputz in der Zentrale zu machen?«

»Mal wieder ist gut«, sagte Bob. »Haben wir das je getan? Und wusstet ihr, dass dieses Regal unter der Staubschicht gar nicht grau ist, sondern braun?«

»Beruhigt euch, Kollegen. Jetzt bin ich ja da. Sagt mal, wart ihr das?« Justus zeigte seinen Freunden den Zettel. »Der hing draußen am Kalten Tor.«

Bob und Peter schüttelten gleichzeitig den Kopf. »Als wir vor zehn Minuten ankamen, hing da noch nichts«, sagte Peter.

»Vielleicht war es Tante Mathilda«, murmelte Justus. »Ich frage sie mal.«

»Willst du dich etwa vor der Arbeit drücken?«, fragte Peter. 

»Nein.«

»Wir kommen mit«, entschied Bob und legte den Putzlappen beiseite.

Im Bürohäuschen war Justus’ Tante gerade damit beschäftigt, Zahlen in eine alte Rechenmaschine zu tippen. Der Erste Detektiv streckte den Kopf durch die offene Tür. »Guten Morgen, Tante Mathilda. War heute Vormittag schon jemand hier?«

»Hm?« Sie blickte nicht einmal von ihrer Arbeit auf. »Nein. Ach so, doch. Dieser Mann. Er hat etwas für dich abgegeben.« Sie schob einen zusammengefalteten Zettel an den Rand des Schreibtischs. Das gleiche Papier.

»Was war das für ein Mann?«

»Na, ein Mann halt. Er kam zu mir, als ich gerade das Büro aufgeschlossen habe, und drückte mir den Zettel in die Hand. ›Für Justus Jonas‹, hat er gesagt. Dann ist er wieder gegangen.«

»Wie sah er denn aus?«

Tante Mathilda vertippte sich und unterdrückte einen Fluch. »Wie soll er schon ausgesehen haben?«

»War er groß? Klein? Jung? Alt? Haarfarbe? Augenfarbe? Kleidung? Besondere Kenn–«

»Groß«, fiel Tante Mathilda ihrem Neffen ins Wort. »Kräftig. Mittelalt. Rotblond. Augenfarbe keine Ahnung. Holzfällerhemd. Reicht das? Ich habe gerade wirklich keinen Nerv für deine Zeugenbefragung, Justus Jonas. Ich stecke mitten in der Monatsabrechnung.«

»Schon gut«, murmelte Justus. Wenn Tante Mathilda schlechte Laune hatte, ging man ihr besser aus dem Weg.

Draußen faltete er das Stück Papier auseinander. Bob und Peter schauten ihm dabei über die Schulter.

Früher am Steuer.

Heute im Flieger.

Wer bin ich

???

»Am Steuer …«, murmelte Peter.

»Rotblonde Haare und eigentlich zu zweit, aber nun allein?«, überlegte Bob laut. »Da würde mir glatt jemand einfallen.«

»Mir auch …«

»Patrick oder Kenneth O’Ryan«, sagte Justus. »Unsere beiden ehemaligen irischen Gehilfen.« Die beiden Brüder hatten jahrelang im Gebrauchtwarencenter gearbeitet, bevor sie vor einiger Zeit nach Irland zurückgekehrt waren. Seitdem hatten die drei Detektive sie nicht mehr gesehen. »Aber das ergibt keinen Sinn, die hätte Tante Mathilda ja wohl erkannt und –« Justus verstummte und besah sich den Zettel noch einmal genauer. »Seht ihr, wie die schwarze Schrift an den Rändern grünlich ausfranst? Ich kenne diesen Stift. Onkel Titus benutzt ihn für die Preisschilder, die er an gebrauchte Möbel klebt.« Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Tante Mathilda hat mich doch tatsächlich reingelegt. Kommt mit, Kollegen!«

Diesmal betraten sie gemeinsam das Bürohäuschen, wo Justus’ Tante noch immer mit der Rechenmaschine beschäftigt war – oder zumindest so tat.

»Tante Mathilda – du bist überführt«, sagte Justus.

»Wie bitte?«

»Der Falschaussage. Du hast heimlich einen der O’Ryan-Brüder empfangen. Wir wissen lediglich nicht, welchen der beiden.«

Mathilda Jonas griff schweigend zum Hörer ihres Bürotelefons und wählte eine Nummer. »Der Fall ist gelöst«, sagte sie.

Einen Augenblick später rollte der Pick-up von Onkel Titus durch die Einfahrt aufs Gelände. Anscheinend hatte er an der Straße auf den Anruf seiner Frau gewartet. Titus Jonas stieg aus und mit ihm ein hünenhafter rotblonder Mann in einem karierten Holzfällerhemd, das über seinen Oberarmen spannte. Neben dem breitschultrigen Iren wirkte Onkel Titus geradezu winzig.

Der unerwartete Besucher kam grinsend auf sie zu. »Na, ihr drei Schlawiner!«

»Kenneth!« Die drei Detektive liefen ihm entgegen.

»Justus Jonas, ich traue ja kaum meinen Augen! Du bist aber groß geworden!« Kenneth O’Ryan packte den Ersten Detektiv wie ein Kleinkind bei den Seiten und hob ihn ächzend in die Luft. Justus keuchte erschrocken und Bob und Peter brachen in prustendes Gelächter aus. »Hahaha, das geht so gerade noch! Und ihr zwei Fliegengewichte reißt euch besser zusammen, sonst seid ihr gleich auch noch dran!« Er setzte Justus wieder ab, der einmal tief ausatmete.

»Das ist aber eine Überraschung!«, fand Bob. »Was machst du denn hier?«

»Hast du Patrick auch mitgebracht?«, fragte Peter.

»Nein, der ist in Irland. Ich bin heute Morgen in Los Angeles angekommen. Wollte euch überraschen. Diesmal hat es zum Glück geklappt.«

»Kenneth war nämlich schon einmal hier«, erklärte Tante Mathilda. »Vor einigen Monaten. Da wart ihr bloß gerade in Indien mit Mr Charles wegen dieser Rubin-Sache.«

»Kaum zu glauben, wo ihr euch so rumtreibt«, sagte Kenneth kopfschüttelnd. »Ich hatte Mrs Jonas gebeten, euch nichts von meinem Besuch zu sagen, damit die Überraschung vielleicht ein anderes Mal klappt. Hatte mir extra das kleine Rätsel ausgedacht, weil ihr doch früher immer so gern geknobelt habt. Aber anscheinend war es zu leicht.«

»Wir knobeln halt immer noch gern«, meinte Bob grinsend. »Du bist also in letzter Zeit öfter in der Gegend? Wie kommt’s?«

Ein breites Lächeln stahl sich auf Kenneths Gesicht. Er warf Tante Mathilda und Onkel Titus vielsagende Blicke zu.

»Wir kennen den Grund schon«, erklärte Tante Mathilda. »Kommt mit auf die Veranda. Jetzt essen wir erst mal ein Stück Kuchen.«

Sie scheuchte sie wie eine Schar Hühner zum Wohnhaus. Kurz darauf hatten alle eine dampfende Tasse Kaffee und ein Stück Kirschkuchen vor sich stehen und Kenneth begann zu erzählen.

»Patrick und ich waren eine ganze Weile in Irland damit beschäftigt, uns dort unser neues Leben aufzubauen. Aber vor einem Jahr hatte ich Sehnsucht nach meiner zweiten Heimat und flog für ein paar Tage nach Kalifornien. Eigentlich wollte ich euch damals schon besuchen. Aber am Flughafen kam alles ganz anders. Ich lernte jemanden kennen. Eine Frau.« Wieder dieses breite Lächeln. »Es gab eine Verwechslung an der Gepäckausgabe. Sie dachte, mein Koffer wäre ihrer und umgekehrt, und dann hatte ich plötzlich eines ihrer Kleider in der Hand und … Na ja, egal, jedenfalls, also, um es kurz zu machen, wie soll ich sagen … Es hat gefunkt zwischen uns beiden.«

»Gefunkt«, sagte Bob.

»Ja. Und deshalb bin ich dann gar nicht nach Rocky Beach gefahren, sondern mit zu ihr. Sie lebt auf einer Farm in Arizona. Und von da an … war ich oft in Arizona. Ziemlich oft.«

Peter schüttelte gespielt vorwurfsvoll den Kopf. »Und du hast uns kein einziges Mal besucht.«

»Ich wollte!«, beteuerte Kenneth. »Und einmal war ich auch hier. Aber da wart ihr ja unterwegs.«

»War doch nur Spaß«, versicherte Peter grinsend. »Vielleicht kannst du ja in Zukunft öfter vorbeikommen. Oder ihr beide. Du und …«

»Tricia«, sagte Kenneth versonnen. »Sie heißt Tricia.«

»Ist so eine Fernbeziehung zwischen Arizona und Irland nicht ganz schön kostspielig?«, fragte Onkel Titus und zwirbelte nachdenklich seinen Schnurrbart.

»Sei nicht so unromantisch, Titus Jonas!«

»Aber es ist doch so.«

»Ja«, bestätigte Kenneth. »Deshalb werde ich auch zu ihr ziehen. Tricia und ich wollen nämlich heiraten.«

»Na, das sind ja Neuigkeiten«, sagte Peter. »Herzlichen Glückwunsch!«

»Danke.«

»Das heißt, du wirst Irland wieder verlassen«, stellte Justus fest. »Und Patrick?«

»Der bleibt dort. Er fühlt sich wohl in Irland und hatte nie so viel Sehnsucht nach Kalifornien wie ich.«

»Wann ist es denn so weit?«, fragte Bob.

»In drei Monaten. Ihr seid natürlich alle eingeladen.«

»Oh, ein Hochzeitsfest!« Tante Mathilda klatschte begeistert in die Hände.

»Sehr praktisch, da haben wir Ferien«, sagte Peter.

»Das trifft sich gut. Ich, ähm, wollte euch drei nämlich fragen, ob ihr vielleicht ein paar Tage früher kommen wollt, um uns zur Hand zu gehen. Wir können nicht so viel Geld ausgeben für die Feier und wollen deshalb viel selber machen. Da wären ein paar helfende Hände sehr gut. Und ihr drei seid ja tüchtige Jungs.«

»Klar«, sagte Bob sofort. »So oft, wie Patrick und du uns schon geholfen habt, versteht sich das doch von selbst.«

Kenneth strahlte. »Toll! Ihr werdet euch bestimmt wohlfühlen auf der Farm. Und Tricia werdet ihr auch mögen, da bin ich ganz sicher.«

Ein alter Lieferwagen fuhr auf den Hof. Der Fahrer drückte kurz auf die Hupe.

»Das ist Señor Fernandez«, sagte Onkel Titus. »Er kommt wegen der Bücherkisten.«

»Soll ich mit anpacken?«, bot Kenneth an und war schon halb aufgestanden.

»Nichts da«, bestimmte Tante Mathilda. »Du bist unser Gast und bleibst schön sitzen. Bei dem guten Preis, den wir Señor Fernandez gemacht haben, kann er die Kisten auch allein aufladen.« Sie erhob sich. »Ich muss trotzdem kurz zu ihm.«

Tante Mathilda und Onkel Titus entfernten sich.

»Es ist vielleicht ganz gut, dass wir gerade allein sind«, sagte Kenneth mit gesenkter Stimme, während er den beiden nachschaute. »Ich habe nämlich etwas mit euch zu besprechen.«

»Wegen der Hochzeitsvorbereitungen?«, fragte Bob.

»Nein. Ihr könnt mir noch bei einer anderen Sache helfen. Ich brauche ein paar kluge Köpfe.«

Justus horchte auf. »Du meinst, du möchtest unsere detektivischen Dienste in Anspruch nehmen?«

Kenneth nickte und beugte sich vor. »Es ist etwas passiert. Vor drei Tagen kam ich gerade vom Einkaufen aus Silverstone zurück. Das ist die nächstgrößere Stadt bei Deep Spring, wo Tricia lebt. Ich betrat das Farmhaus, ging in die Küche – und vor mir stand ein Gespenst.«

DAS TISCHDECKEN-GESPENST

Peter räusperte sich. »Ein … Gespenst?«

»Der Kerl sah jedenfalls aus wie eins. Er hatte offenbar, als ich reinkam, die Decke vom Tisch gerissen und sich übergeworfen, um sich zu tarnen. Dann riss er das Fenster auf und sprang raus. Ich natürlich hinterher. Aber ich blieb mit dem Fuß am Fensterrahmen hängen und legte mich auf die Nase. Bis ich mich aufgerappelt hatte, hatte er schon Vorsprung. Ich sah noch, wie er in das Maisfeld vor dem Haus rannte. Und da habe ich ihn dann verloren.«

»Ein Maisfeld?«, fragte der Erste Detektiv. »Konntest du dort nicht seinen Fußspuren folgen?«

»Ich hab’s versucht. Aber der Kerl hat einfach ein paar Haken geschlagen, und ehe ich das bemerkte, war er schon ein ganzes Stück weiter. Als ich die Straße erreicht hatte, war er verschwunden. Nur noch die Tischdecke lag da.«

»Hast du eine Vermutung, wer das Gespenst gewesen sein könnte?«

»Nein.«

»Oder wie der Täter ins Haus gelangt ist?«

»Die Tür war nicht abgeschlossen«, bekannte Kenneth. »Seitdem achte ich aber darauf.«

»Was wurde denn gestohlen?«, mischte sich Bob in die Befragung ein. Er hatte bereits seinen Notizblock gezückt und mitgeschrieben.

»Das ist ja das Merkwürdige – gar nichts.«

»Oder zerstört?«

»Auch nichts.«

»Das sind sehr dürftige Informationen«, befand der Erste Detektiv nachdenklich. »Was ist mit den Fußspuren? Hast du dir die genauer angesehen? Oder vielleicht sogar fotografiert?«

»Die … Fußspuren?«, wiederholte Kenneth und räusperte sich verlegen. »Oh, Mist, die habe ich ganz vergessen. Also, da waren natürlich Spuren, ich bin ihnen ja auch gefolgt, aber … angesehen habe ich die mir nicht näher. Tut mir leid. Ich bin wirklich ein Trottel.«

»Unsinn«, sagte Peter versöhnlich. »Wäre mir auch passiert.«

»Bestimmt nicht«, widersprach Kenneth. »Verflixt, ich hätte es doch besser wissen müssen. Ich habe euch schließlich oft genug über die Schulter gesehen bei euren Ermittlungen.«

»Mach dir keine Gedanken, Kenneth«, sagte Justus. »Und schließlich: Wenn du alles allein machen könntest, bräuchtest du uns ja nicht mehr.«

»Heißt das, ihr übernehmt den Fall und schaut mal nach dem Rechten, wenn ihr bei uns seid?«

»Klar«, versprach Bob.

Kenneth lächelte und nickte zufrieden. »Ich wusste gleich, ihr drei seid die Richtigen für den Job.« Sein Handy begann zu piepen. »Oh, mein Alarm. Ich muss los.«

»Du willst schon gehen?«, wunderte sich Peter. »Du bist doch gerade erst angekommen.«

Kenneth sah betreten zu Boden. »Ja, ich weiß. Ich hätte gern mehr Zeit für euch gehabt. Aber ich habe ein günstiges Zugticket nach Arizona bekommen, das war die praktischste Verbindung dieses Mal. Wenn ich den Zug nicht verpassen will, muss ich mich jetzt sputen.«

»Schade«, sagte Bob.

»Wir sehen uns ja bald wieder. Dann lernt ihr Tricia kennen und die Farm, und dann feiern wir!« Kenneth erhob sich. »Ich kann mich doch auf euch verlassen, oder? Dass ihr eure Detektivausrüstung mitbringt, meine ich. Ihr wisst schon: Lupe und das alles … Keine Ahnung, was ihr da so habt.«

Justus grinste. Er wusste nicht, wann er das letzte Mal eine Lupe benutzt hatte, sagte aber: »Wir bringen unsere Lupe mit, versprochen.«

Onkel Titus, der sein Gespräch mit Señor Fernandez inzwischen beendet hatte, brachte Kenneth mit dem Pick-up zum Bahnhof. Die drei ??? winkten ihnen nach, bis das Auto außer Sicht war.

»Kollegen«, sagte Justus, »das ist eine Premiere für uns.«

»Nach Arizona zu fahren?«, fragte Peter. »Stimmt nicht, wir waren schon mal –«

»Nein, dass wir schon jetzt einen neuen Fall haben – aber erst in drei Monaten mit den Ermittlungen beginnen können.«Der Zweite Detektiv seufzte. »Mit anderen Worten: Ich weiß schon drei Monate im Voraus, dass ich die Idee von ruhigen, erholsamen Sommerferien vergessen kann.«

Bob schüttelte lächelnd den Kopf. »Als ob wir jemals ruhige, erholsame Sommerferien gehabt hätten.«

IM FELSENLABYRINTH

»Wir sind bald da.« Peter gähnte herzhaft und blickte aus dem Fenster. Zu sehen gab es dort nichts. Seit Stunden rauschte der Zug durch die Dunkelheit und machte auf seinem Weg nach Flagstaff nur selten halt an kleinen Bahnhöfen. Die meisten Passagiere des Nachtzugs schliefen längst in ihren Kabinen. Die drei ??? hatten jedoch normale Sitzplätze. Eine Schlafkabine hätte sich bei einer Ankunft um halb drei nachts nicht gelohnt.

Bob schreckte aus einem leichten Schlummer auf. »Müssen wir raus?«

»Gleich.«

Der dritte Detektiv stöhnte. »Ich war gerade eingeschlafen. Das mit dem Nachtzug war eine bescheuerte Idee.«

»Beruhige dich, Bob, in einer Stunde liegen wir in Tricias Gästezimmer und können schlafen.«

»Eine Stunde zu viel«, murmelte Bob und gähnte. »Ich hoffe, sie hat anständige Betten.«

»Ich hoffe, sie ist nett«, sagte Peter.

Eine Durchsage kündigte ihre baldige Ankunft in Deep Spring, Arizona, an. Als der Zug langsamer wurde, stemmte sich Peter aus dem flauschigen Sitz und zerrte ihre Rucksäcke von der Gepäckablage. Kurz darauf standen sie vor den sich zischend öffnenden Türen und stiegen aus. Kalte Luft empfing sie. Auf dem menschenleeren Gleis – dem einzigen an diesem Bahnhof – flackerte eine Neonröhre an einem Unterstand. Der Zug setzte sich wieder in Bewegung.

»Niemand da«, stellte Bob fest, während die roten Rücklichter des letzten Waggons in der Ferne verschwanden. Stille senkte sich über den Bahnsteig, bis man nur noch das Summen der defekten Neonröhre hörte und das leise Klicken der Motten beim Zusammenstoß mit der Lampe.

»Kenneth wollte uns doch abholen«, sagte Peter. »Wo steckt er denn nur?«

»Wahrscheinlich wartet er an der Straße auf uns.« Justus schulterte seinen Rucksack und sie umrundeten das kleine Bahnhofsgebäude. Auf dem Parkplatz davor stand kein einziges Auto.

»Hier ist auch niemand«, bemerkte Peter. Er setzte sich fröstelnd auf die einzige Bank weit und breit und betrachtete die Gebilde, die unter dem Vordach des Bahnhofsgebäudes hingen und leicht im Wind schaukelten. Es waren kleine Puppen, gebastelt aus den Blättern eines Maiskolbens und ein wenig Paketband. In einem Glaskasten an der Wand hing ein Schild, auf dem stand:

Willkommen in Deep Spring, Arizona!

Besuchen Sie das Deep Spring Mais-Festival im September.

Home is where the corn is!

Darunter tanzten gezeichnete Puppen aus Maisblättern im Kreis um einen gigantischen Maiskolben herum, der sich wahnsinnig darüber zu freuen schien, gerade über einem offenen Feuer geröstet zu werden.

»Wow«, sagte Peter kein bisschen beeindruckt. »Ein Mais-Festival. Nichts wie hin.«

»Das ist erst im Herbst«, klärte Bob ihn auf.

»Das war ein Scherz, Bob. Wenn ein Mais-Festival der Höhepunkt des Jahres ist, dann weiß man, dass man das Ende der Welt erreicht hat.«

Zehn Minuten später warteten sie immer noch.

»Seltsam«, meinte Bob und sah auf die Uhr. »Kenneth wird doch nicht eingeschlafen sein?«

»Ich rufe ihn mal an«, sagte Justus. Niemand ging dran.

»Hoffentlich ist nichts passiert«, sagte Peter besorgt. »Kenneth ist doch eigentlich sehr zuverlässig. Die Nummer seiner Freundin hast du nicht zufällig?«

»Nein. Aber die Adresse ihrer Farm. Wir könnten uns zu Fuß auf den Weg machen.«

»Wie wäre es mit einem Taxi?«, schlug der Zweite Detektiv vor.

»Hast du dich schon umgesehen? Wir sind hier mitten im Nichts. Deep Spring hat zweitausendneunhundertachtundachtzig Einwohner. Sollte einer davon ein Taxifahrer sein, schläft der längst.«

»Puh«, stöhnte Bob. »Wie weit ist es denn bis zu Tricias Farm?«

Justus sah auf sein Handy. »Drei Meilen, wenn wir die Straße entlanggehen. Aber nur zwei Meilen Luftlinie. Das ist in einer knappen Stunde zu schaffen.«

»Luftlinie heißt querfeldein?«

»Wir müssen diesen Berg überqueren. Den Maze Hill. Keine Sorge, der ist nicht sehr hoch. Einen Weg gibt es auch.«

»Da habe ich ja jetzt so richtig große Lust drauf«, maulte Peter. »Aber es hilft wohl nichts. Immer noch besser, als hier zu sitzen und zu frieren.«

Sie zurrten ihre Rucksäcke zurecht und brachen auf. Die Hauptstraße war wie ausgestorben. Hinter den Fenstern der wenigen Wohnhäuser, die es in Bahnhofsnähe gab, war alles dunkel. Kein Auto fuhr weit und breit. Lediglich huschte einmal ein Waschbär über die Straße. Zwischen den Pinien schwebten Glühwürmchen umher.

Zwischen einem unbebauten Grundstück und einer verlassenen ehemaligen Tankstelle führte ein Fußweg in die sandige Wildnis. Yuccapalmen säumten den Pfad. Der Mond beschien hell und klar die zerklüfteten Flanken des nahen Maze Hill.

Bald ging es bergauf, zum Glück nicht allzu steil. Über einen gut markierten Weg erreichten sie eine Hochebene. Hier ragten mannshohe Felsen wie Stacheln aus dem Boden und türmten sich zu einer Bergspitze auf. Die Monolithen lehnten aneinander, stützten sich gegenseitig und bildeten auf diese Weise Durchgänge, kleine Tunnel und Brücken.

»Maze Hill Felsenlabyrinth«, las Bob auf einer verwitterten Infotafel. »Vorsicht vor herabfallenden Steinen. Betreten auf eigene Gefahr. Müssen wir da durch?«

»Wir müssen nicht«, klärte Justus ihn auf. »Aber es wäre kürzer. Auf der anderen Seite des Labyrinths geht es wieder runter und dann haben wir es schon fast geschafft.«

»Verlaufen kann man sich da aber nicht, oder?«, fragte Peter.

Der dritte Detektiv schüttelte mit einem Blick auf die Tafel den Kopf. »Es ist ein natürlich entstandener Irrgarten und er ist nicht besonders groß.«

Kompliziert war es tatsächlich nicht, aber trotzdem gerieten sie das eine oder andere Mal in eine kurze Sackgasse und mussten wieder umkehren. Peter fand es unangenehm, nach dem Aufstieg unter freiem, weitem Himmel plötzlich von Gestein umgeben zu sein. Die Felsen rückten stellenweise so nahe zusammen, dass die Jungen sich beinahe zwischen ihnen hindurchquetschen mussten.

»Ich dachte, hier könnte man sich nicht verirren«, bemerkte der Zweite Detektiv, als sie das vierte Mal kehrtmachten.

»Wir verirren uns ja auch nicht«, sagte Justus belehrend. »Wir schlagen lediglich hin und wieder den falschen –« Er verstummte. Im Felsengang vor ihnen war ein Licht erschienen. Jemand ging dort mit einer Taschenlampe umher.

»Just, da ist wer«, flüsterte Peter.

Der Erste Detektiv kam nicht mehr dazu, zu antworten, denn ein gleißender Lichtstrahl fiel direkt auf sein Gesicht und blendete ihn.

»He! Ihr da! Stehen bleiben!«

»Was machen wir jetzt?«, zischte Peter.

»Wer seid ihr?«, herrschte der Unbekannte sie an und kam näher. »Was treibt ihr hier?«

»Wir gehen durch das Felsenlabyrinth«, antwortete Justus nüchtern. »Würden Sie bitte das Licht abwenden und sich zu erkennen geben?«

»Chief Householder vom Deep Spring Police Department«, sagte der Mann und leuchtete dem Ersten Detektiv weiterhin direkt in die Augen. »Sergeant Cooper!«, rief er über die Schulter hinweg nach hinten. »Kommen Sie her, ich habe die Burschen gefunden! Was habt ihr da in euren Rucksäcken? Farbdosen, habe ich recht?«

»Kleidung, Waschzeug, Urlaubslektüre«, gab Justus zurück. »Und eine Zahnbürste. Darf ich fragen, was Sie uns vorwerfen?«

»Die Fragen stelle ich. Rucksäcke absetzen!«

Justus, Peter und Bob leisteten der Aufforderung Folge. Chief Householder trat näher, um die Rucksäcke zu untersuchen, aber so weit kam es nicht.

Plötzlich durchzuckten helle Blitze die Nacht und tauchten die Felsenlandschaft in flackerndes Licht. Es war kein plötzliches Gewitter, das über den Maze Hill hereingebrochen war, sondern die Quelle des Flackerns schien ein Scheinwerfer irgendwo am Berg über ihnen zu sein.