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Der Essinger Kriegerverein von 1813 ist einer der ersten Kriegervereine in unserer Gegend. Seine frühe Entstehung verdankt er der langen Tradition eines ehemaligen Schützenvereins, der seit 1585 nachzuweisen ist, als die Brüder Sebastian und Georg Wolf von Woellwarth die erste Essinger Schützenordnung erließen. In der Württembergischen Kriegerzeitung von 1931 ist die Fahne des Kriegervereins Essingen als vermutlich älteste Fahne württembergischer Militärvereine abgebildet. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wird 1935 aus dem Militärverein eine Kriegerkameradschaft im NS-Reichskriegerbund. 1945 erfolgt die endgültige Auflösung aller noch existierenden Militär-, Krieger- und Veteranenvereine. 1871 wird auch in Lauterburg ein Krieger- und Veteranenverein gegründet, der zur Jahrhundertwende besonders aktiv ist. Der Verein erlischt nach dem Tod des letzten Mitgliedes um 1930. Die Vereinsfahne "Veteranenverein Lauterburg 1900" befindet sich heute im Dorfmuseum Essingen.
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Seitenzahl: 41
Veröffentlichungsjahr: 2019
Teil 1 - Essingen
Erster Essinger Kriegerverein von 1813
Einige Mitglieder des Vereins
Die Fahne von 1813
Brief des Soldaten Kaspar Wiedmann vom 26. März 1848
1848 scheint der Kriegerverein bereits aufgelöst und in Vergessenheit geraten zu sein.
1880 wird der Essinger Militärverein neu gegründet
1881 Beitritt zum Württembergischen Kriegerbund
Ehrenvorstand Freiherr Pergler von Perglas
1886 wird eine Vereinssatzung erstellt
1886 wird eine neue Fahne angeschafft
Fahnenweihe im September 1886
König Wilhelm II. am 1. Juli 1892 in Essingen
Vereinsvorstand Melchior Kolb
Württembergische Kriegerbund-Fahnenmedaille 1895
25-jähriges Stiftungsfest 1905
Ehrenmitgliedschaft für Konrad von Woellwarth (#260).
Jahrhundertgedenkfeier 1913
Auszüge aus dem Protokollbuch
Erster Weltkrieg von 1914 bis 1918
Die restaurierte Gedenktafel im Dorfmuseum Essingen
Die im Ersten Weltkrieg gefallenen und vermissten Söhne Essingens
1922 Bezirkskriegertag in Essingen
1927 wird Kaspar Birkhold der Ehrenschild des
Württembergischen Kriegerbundes verliehen.
Ende des Vereins 1945
Teil 2 - Lauterburg
1872 wird der erste Krieger- und Veteranenverein Lauterburg gegründet
Die am 6. März 1871 von den Schulkindern gepflanzte „Kaiserlinde“ am Ortsausgang nach Bartholomä.
1880 erfolgt die Auflösung des Vereins
1900 wird der Veteranenverein neu gegründet
Vereinsleben ruht ab 1908
Aktivierung des Vereins ab 1920
Erbauung eines Kriegerdenkmales 1925
Gedenktafel in der Kirche Lauterburg 1925
Nach dem Tod von Alt Adlerwirt Melchior Koch erlischt der Verein um 1930
Fahne von 1900 heute im Dorfmuseumsverein Essingen
Quellenhinweis
Zeichnung: Julius Steinkopf 18381
Blick vom Friedhof Lauterburg auf Essingen
Foto: Heinz Bohn, Essingen 2018
Ende des 18. Jahrhunderts entstanden in Deutschland die ersten Krieger-, Militär- und Veteranenvereine. Nach den Befreiungskriegen ab 1813, den Feldzügen von 1864 und 1866 sowie dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 verbreiteten sich solche Vereinigungen ehemaliger Soldaten, getragen von nationaler Begeisterung, besonders ausgeprägt. In der Universitätsbibliothek Tübingen befindet sich eine Ausgabe der Württembergischen Kriegerzeitung von 1931, in welcher die Fahne des Kriegervereins Essingen als vermutlich älteste Fahne württembergischer Militärvereine abgebildet ist.2 Die Vorderseite der Fahne trägt die Inschrift „Den Kriegern“, die Rückseite neben dem Jahr der Vereinsgründung 1813 eine stilisierte Krone sowie ein verschlungenes „W“, beides Hinweise auf das erst 1806 neu entstandene Königreich Württemberg.
Der Essinger Kriegerverein von 1813 war also einer der ersten Kriegervereine in unserer Gegend und damit Vorbild und Vorreiter für nachfolgende Gründungen. Seine frühe Entstehung könnte er der langen Tradition eines ehemaligen Schützenvereins verdanken. Dieser Schützenverein ist seit 1585 nachzuweisen, als die Gebrüder Sebastian (#164)3 und Georg Wolf von Woellwarth (#166) am 23. Mai 1585 die erste Essinger Schützenordnung erließen: „Sämtliche gnädige Herrschaften auf Lauterburg, Hohenroden und Essingen haben ihren Untertanen und Schützen zu Essingen zur Pflanzung und Erhaltung friedliebender und guter Gesellschaft und um Kurzweil willen mit der Ziel- und Bürstbüchsen zu schießen gnädiglich vergönnt und zugelassen, also und dergestalten, dass ein jeder Schütz, so er allhier zu Essingen schießen will, sich dieser Schützenordnung durchaus in allem gemäß verhalten und leben solle“.4 Diese Schützenordnung wurde am 14. September 1771 erneuert. Während des Koalitionskrieges zwischen Frankreich und Österreich mussten 1809 auf Anordnung der Obrigkeit alle Waffen abgegeben werden. Das offensichtlich gut bewaffnete Essingen lieferte einen großen Wagen voller Feuerwaffen nach Aalen und erhielt später dafür eine Vergütung von 15 Kronen pro Stück. Mit der Abgabe der Waffen ging die über 220-jährige Geschichte dieses Schützenvereins zu Ende.
Als nach der Völkerschlacht bei Leipzig am 16. Oktober 1813 die Herrschaft von Napoleon I. über Deutschland und Europa beendet war, schwappte eine Welle nationaler Begeisterung über Deutschland und führte zu vermehrten Gründungen soldatischer Vereinigungen, wie eingangs schon erwähnt. Im damals 1887 Seelen zählenden Essingen5 wurde bereits im Jahre 1813 ein Kriegerverein ins Leben gerufen. Ihm gehörten auch die ehemaligen Soldaten aus dem 576 Einwohner starken Dorf Lauterburg an, das erst 1820 zu einer selbständigen Gemeinde im Oberamt Aalen erhoben wurde.6 Ziel des Vereins war vor allem, die Liebe und Treue zum deutschen Volk und Vaterland zu beleben, zu bewahren und die Kameradschaft sowie die Erinnerung an den gemeinsamen militärischen Dienst zu pflegen. Verstorbene sollten mit militärischen Ehren zu Grabe begleitet und ihnen mit Salutschüssen die letzte Ehre erwiesen werden. Den Hinterbliebenen wurde eine Beihilfe zu den Bestattungskosten gewährt und bedürftige Mitglieder erhielten eine finanzielle Unterstützung.
Wie lange der Kriegerverein von 1813 existierte und wie viele Mitglieder er hatte, ist leider unbekannt. Nachzuweisen sind der Veteran Caspar Carle, der im April 1817 nach über acht Jahren Dienst als Jäger in der Kompanie Hauptmann Suchow des königlich-württembergischen Fuß-Jägerregiments Nr. 9 mit allen Ehren entlassen wurde7