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Von Katastrophenfilmen, Global Players und postdemokratischem Widerstand: Kritik ist keine einfache Sache. Und Theater als permanentes Gespräch mit dem Realen hat viel mit Fiktionen zu tun, die längst ihre Unschuld verloren haben. Zu ergründen, welche Herrschaftsstrukturen unsere Gegenwart ausmachen, wie man sich dagegen wehrt und welche Sprache dabei zu sprechen ist, ohne das Fürchten zu verlernen, ist Kathrin Rögglas Vorhaben in "Die falsche Frage". Sie gibt darin Auskunft über die verschlungenen Verbindungen von Ästhetik und Politik in ihrem Theater, das aus der Entfernung anderer Medien entworfen, mit Komik und Anarchie gewonnen wird, und sich mit Hilfe von Lücken, Fehlanzeigen und indirekten Bezügen vorwärts bewegt. "Die falsche Frage" basiert auf drei im Rahmen der 3. Poetikdozentur für Dramatik an der Universität des Saarlandes im Sommer 2014 gehaltenen Vorträgen. Kathrin Röggla konturiert und kontextualisiert darin ihr zentrales Projekt, ein sprachkritisches wie dokumentarisches und experimentelles Theater auf der Höhe der Komplexität der Gegenwart zu schreiben.
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Seitenzahl: 165
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Kathrin Röggla – Die falsche Frage
Gedruckt mit finanzieller Unterstützung der Universität des Saarlandes.
Kathrin Röggla
Die falsche Frage
Theater, Politik und die Kunst, das Fürchten nicht zu verlernen
Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Johannes Birgfeld
Recherchen 116
© 2015 by Theater der Zeit
Texte und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich im Urheberrechts-Gesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeisung und Verarbeitung in elektronischen Medien.
Verlag Theater der Zeit
Verlagsleiter Harald Müller
Winsstraße 72 | 10405 Berlin | Germany
www.theaterderzeit.de
Lektorat: Nicole Gronemeyer
Coverbild: Kathrin Röggla, Foto: Heribert Corn
Fotostrecke: Kathrin Röggla
Covergestaltung: Bild1Druck, Berlin
Gestaltung: Sibyll Wahrig
Printed in Germany
ISBN 978-3-95749-012-4
Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Johannes Birgfeld
ERSTE VORLESUNG
Eine Deklination des Zukünftigen
Text und Rahmen und eine kleine Liste des Ungeschriebenen
ZWEITE VORLESUNG
Karten und ihr Gegenteil
Kollektive und Revolten
DRITTE VORLESUNG
Blinde Flecken
Kritik und Realismus
Anmerkungen zu den Vorlesungen
Nachwort
von Johannes Birgfeld
Anhang
Am Anfang werde ich über Märkte sprechen, überlege ich mir, Finanzmärkte, Kunstmärkte, Rohstoffmärkte, den Goldmarkt. Am Anfang steht heute doch immer eine Geschichte über Märkte. Was der Markt kann, was er nicht kann, wo man ihn aufgeben sollte. Doch ich muss zugeben, ich weiß wenig über Märkte, das heißt gerade so viel, wie ich brauche, doch das ist ganz und gar nicht richtig, man muss heute immer mehr wissen, eine Überinformation herstellen, was Märkte betrifft, vor allem, wenn man in der Kreativindustrie steckt, so von außen betrachtet, das heißt, wenn man mit dem Theater zu tun hat, so von innen betrachtet, muss man ein Überengagement im ökonomischen Diskurs beweisen, einen Überhang diesbezüglich hervorbringen, man muss sogar mehr über Märkte wissen, als Banker oder Vorstandsvorsitzende von Pharmakonzernen dies tun, will man zeigen, dass man dabei ist, dass man die Welt versteht, dass man sich in ihr zurechtfindet, denn der ökonomische Diskurs ist der Leitdiskurs, er wird verstanden, er hilft uns, uns zu orientieren und miteinander zu kommunizieren, und das weist am meisten auf seine Mächtigkeit hin. Gerade Branchen, die als wirtschaftsfern gelten, müssen erst einmal beweisen, dass sie drin sind, deswegen vielleicht habe ich auf den diversen Panels den Begriff „Alleinstellungsmerkmal“ so oft gehört, deswegen vielleicht habe ich die EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend, Androulla Vassiliou, während der Vorstellung der neuen Kulturförderrichtlinien im April diesen Jahres andauernd über Marktanteile und Marktförderung reden hören, als sie eigentlich über Kunstförderung reden wollte. Vielleicht bestücken wir Theatermenschen deswegen (wenn wir nicht aufpassen) unsere Rede gerne mit ökonomischen Fachvokabeln, mit , Qualitätsmanagement, Entrepreneurship, und hören sogar manchmal das Gemurmel über den Arbeitskraftnehmer auf den Fluren der Theaterhäuser, nehmen das Huschen des Theaterprekariats mit seiner Flexibilisierung und Mobilisierung vorbei an uns jetzt endlich wahr, nachdem wir es eine ganze Zeit lang geflissentlich übersehen haben und finden es cool, naja, wir identifizieren uns damit irgendwie im Pollesch-Sound.
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