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Wer Margaret Atwood kennenlernen will, muss ihre Gedichte lesen. Margaret Atwood ist eine der berühmtesten Romanautorinnen der Gegenwart; ihr »Report der Magd« ist fast schon ein Mythos. Aber wer mehr über den Menschen Margaret Atwood wissen will, muss ihre Gedichte lesen, denn es ist ihre Lyrik, in der sie von sich selbst erzählt. Hier begegnet man der leidenschaftlichen Kanadierin, der Feministin und der Umwelt-Aktivistin. Aber vielleicht noch mehr entdeckt man die Reisende und die Naturliebhaberin, das Kind und die Mutter, die Geliebte und die Liebende. Für diese zweisprachige Ausgabe wurde aus den rund zwanzig Lyrikbänden, die Margaret Atwood zwischen 1966 und 1995 veröffentlichte, eine repräsentative Auswahl getroffen. Ein ganzes Leben in Gedichten - in den Übertragungen von Ann Cotten, Ulrike Draesner, Christian Filips, Dagmara Kraus, Elisabeth Plessen, Kerstin Preiwuß, Monika Rinck Jan Wagner und Alissa Walser.
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Übertragen von Ann Cotten, Ulrike Draesner, Christian Filips, Dagmara Kraus, Kerstin Preiwuß, Elisabeth Plessen, Monika Rinck, Jan Wagner und Alissa Walser
und mit einem Vorwort von Michael Krüger
Die Anthologie, aus der Die Füchsin zusammengestellt wurde, erschien 1998 und 2010 unter dem Titel Eating Fire bei Virago Press, London.
© 1998 O. W. Toad Ltd, Toronto
© für die deutschsprachige Ausgabe:
Berlin Verlag in der Piper Verlag GmbH, Berlin/München 2020
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Cover & Impressum
Vorwort
Aus THE CIRCLE GAME/DAS KREISSPIEL (1966)
After the Flood, We
Nach der Sintflut, wir
The City Planners
Die Stadtplaner
Journey to the Interior
Reise ins Innere
Against Still Life
Wider das Stillleben
The Explorers
Die Entdecker
Aus THE ANIMALS IN THAT COUNTRY/DIE TIERE DORTZULANDE (1968)
The Animals in That Country
Die Tiere dortzulande
The Landlady
Die Hausherrin
Elegy for the Giant Tortoises
Elegie auf die Riesenschildkröte
Roominghouse, Winter
Fremdenheim, Winter
It Is Dangerous to Read Newspapers
Zeitung lesen ist gefährlich
I was reading a scientific article
Bei der Lektüre eines wissenschaftlichen Artikels
More and More
Immer öfter
Aus THE JOURNALS OF SUSANNA MOODIE/DIE TAGEBÜCHER VON SUSANNA MOODIE (1970)
Looking in a Mirror
In einen Spiegel schauen
The Immigrants
Die Einwanderer
Later in Belleville: Career
Später in Belleville: Karriere
Wish: Metamorphosis to Heraldic Emblem
Wunsch: Metamorphose zum Wappentier
Thoughts From Underground
Gedanken aus dem Untergrund
A Bus Along St Clair: December
Ein Bus auf der St Clair: Dezember
Aus PROCEDURES FOR UNDERGROUND/VERFAHREN FÜR DEN UNTERGRUND (1970)
Game after supper
Spiel nach dem Abendbrot
The Small Cabin
Die kleine Hütte
Procedures for Underground (Northwest Coast)
Verfahren für den Untergrund (Nordwestküste)
Dreams of the Animals
Was die Tiere träumen
Cyclops
Zyklopen
Comic Books vs. History (1949, 1969)
Comic-Hefte vs. Geschichte (1949, 1969)
Aus POWER POLITICS/MACHTPOLITIK (1971)
You take my hand and
Du nimmst meine Hand und
She Considers Evading Him
Sie möchte ihm ausweichen
Their Attitudes Differ
Ihre Haltungen unterscheiden sich
After all you are quite
Letzten Endes bist du ganz
You refuse to own
Du weigerst dich, du
We hear nothing these days
Wir hören dieser Tage nichts
Spring again, can I stand it
Frühling wieder, halte ich ihn aus
I am sitting on the
Ich sitze auf der
You are the sun
Du bist die Sonne
I can’t tell you my name:
Ich kann dir meinen Namen nicht sagen:
Aus YOU ARE HAPPY/DU BIST GLÜCKLICH (1974)
Tricks With Mirrors
Spiegel-Tricks
You Are Happy
Du bist glücklich
Pig Song
Schweinegesang
Bull Song
Bullengesang
Rat Song
Rattengesang
Song of The Worms
Gesang der Würmer
Siren Song
Sirenengesang
Is/Not
Sein/Kein
Eating Fire
Feuer schlucken
Late August
Später August
Aus TWO-HEADED POEMS/ZWEIKÖPFIGE GEDICHTE (1978)
A Paper Bag
Eine Papiertüte
Five Poems for Dolls
Fünf Gedichte für Puppen
Five Poems for Grandmothers
Fünf Gedichte für Großmütter
Solstice Poem
Sonnenwende-Gedicht
Marsh, Hawk
Moor, Falke
Night Poem
Nachtgedicht
All Bread
Alles Brot
You Begin
Du fängst an
Aus TRUE STORIES/WAHRE GESCHICHTEN (1981)
True Stories
Wahre Geschichten
Landcrab I
Landkrabbe I
Landcrab II
Landkrabbe II
Nothing
Nichts
Flying Inside Your Own Body
Innerhalb deines eigenen Körpers fliegen
A Women’s Issue
Eine Frauenfrage
Christmas Carols
Weihnachtslieder
Vultures
Geier
Variation On The Word Sleep
Variation auf das Wort Schlaf
Mushrooms
Pilze
Blue Dwarfs
Blaue Zwerge
Aus INTERLUNAR/INTERLUNAR (1984)
Snake Woman
Schlangenfrau
Bad Mouth
Schandmaul
Eating Snake
Beim Essen der Schlange
Metempsychosis
Metempsychose
Psalm to Snake
Psalm an die Schlange
Quattrocento
Quattrocento
After Heraclitus
Nach Heraklit
A Sunday Drive
Eine Sonntagsfahrt
Orpheus (1)
Orpheus (1)
The Robber Bridegroom
Der Mörderbräutigam
No Name
Namenlos
Heart Test With an Echo Chamber
Herztest mit Echokammer
Interlunar
Interlunar
Aus MORNING IN THE BURNED HOUSE/EIN MORGEN IM VERBRANNTEN HAUS (1981)
You Come Back
Du kehrst zurück
A Sad Child
Ein trauriges Kind
In the Secular Night
In der weltlichen Nacht
February
Februar
Aspargus
Spargel
Red Fox
Die Füchsin
Manet’s Olympia
Manets Olympia
Daphne and Laura and So Forth
Daphne und Laura und so fort
Helen of Troy Does Counter Dancing
Die schöne Helena macht Tresentanz
Sekhmet the Lion-Headed Goddess of War, Violent Storms, Pestilence and Recovery From Illness, Contemplates the Desert in The Metropolitan Museum of Art
Sachmet, die löwenköpfige Göttin des Krieges, der Stürme, der Krankheit und der Heilkunst, betrachtet im Metropolitan Museum of Art die Wüste
Romantic
Romantisch
Down
Hinab
Man in a Glacier
Mann im Gletscher
King Lear in Respite Care
König Lear in Kurzzeitpflege
Dancing
Tanzen
Bored
Gelangweilt
The Moment
Der Augenblick
A Fire Place
Eine Feuerstelle
Statuary
Bildhauerei
Shapechangers in Winter
Gestaltwandler im Winter
Morning in the Burned House
Ein Morgen im verbrannten Haus
Gibt es eine kanadische Poesie? Mit Sicherheit leben auch in Kanada wie in allen Ländern der Erde fünfhundert Dichter, die für die Darstellung der Wahrnehmung der Welt und des eigenen Ichs die ehrwürdige Form des Gedichts wählen, von dem man ja nicht behaupten kann, dass es in Kanada erfunden wurde. Es wurde gefunden, eingeschleppt, übertragen und hat sich mit der Gesellschaft entwickelt, die eine aus allen Teilen der Welt zusammengewürfelte Menge darstellt. Und das auf einem Gebiet, auf dem vor zweihundert Jahren noch hundert verschiedene Sprachen von mehr als sechshundert Stämmen gesprochen wurden, ein Reichtum, den es in dem vielsprachigen Europa nie gab. Und jede Sprache hatte eine eigentümliche Grammatik und einen Wortschatz, der besonders für die Tiere, die Umwelt und den Himmel einmalig ausdrucksvoll und herrlich war.
Heute lebt der Großteil der Kanadier in Städten, und das Glaubensbekenntnis kann man nicht nur protestantisch oder katholisch auf Englisch oder Französisch hören, sondern auch in indischer oder arabischer Sprache. Natürlich haben auch die First Nations eine Literatur, und gewiss tut der Staat einiges, um diese zu erhalten, aber all das spielt sich doch meistens in folkloristisch angehauchten, künstlich am Leben erhaltenen Reservaten ab. Die bedeutendste Literatursprache ist – noch vor dem Französischen – das Englische, die damit ein Teil dieser riesigen Literaturindustrie ist, die in dem ganzen ehemaligen Commonwealth tätig ist und ein dichtes Netz zwischen England und Irland, Kanada und den Vereinigten Staaten, Australien, Indien und Südafrika geknüpft hat. Diese automatische Verbreitung über alle Grenzen hinweg hat natürlich auch auf den Stil sich ausgewirkt. Nur wer diese Einheit zerbricht und wieder neu zusammensetzt, kann als ein ernsthafter Schriftsteller wahrgenommen werden. Das gilt ganz besonders für die Dichter unter den Schriftstellern, diese Minderheit unter der Minderheit der Schreibenden.
Nur wenige kanadische Dichter haben wir als solche wahrgenommen. Anne Carson, die bei uns gerade entdeckt wird, eine gelehrt-verspielte Mythenforscherin, die Antike und Gegenwart gegeneinanderschneidet; sie unterrichtet seit vielen Jahren in Harvard. Leonard Cohen, der kürzlich verstorbene große Liederpoet, der die meisten seiner traurigen Balladen auf einer griechischen Insel geschrieben hat. Michael Ondaatje, der Dichter der »Zimtschäler«-Gedichte, ein Einwanderer aus Sri Lanka niederländisch-tamilisch-singhalesischer Herkunft (der das schönste Buch über Toronto geschrieben hat: In der Haut eines Löwen).
Und nun, endlich, auch Margret Atwood, die bekannteste Schriftstellerin des Landes, deren Romane, Erzählungen und Essays in alle denkbaren Sprachen übersetzt worden sind und die ein noch größeres Publikum durch die Verfilmungen kennengelernt hat.
Aber sie musste rund zwanzig Gedichtbände schreiben, bis dieser Gedichtband von ihr in deutscher Sprache vorliegt – und noch dazu von deutschen Kollegen übersetzt wurde. Alles hat seine Zeit, sagt der Psalmist, aber achtzig Jahre zu warten ist keine Kleinigkeit in einer Welt, die sich damit brüstet, jede Nachricht in Sekundenschnelle um den Erdball schicken zu können.
Nimmt man die Berühmtheit der Autorin, fragt man sich natürlich nach den Gründen für diese Verzögerung. Jeder weiß, dass Gedichte irgendwie nicht mehr dazugehören. Ein Gespräch über den Report der Magd, über Science-Fiction vs. Speculative Fiction, über feministische Literatur unter besonderer Berücksichtigung der Romane von Margaret Atwood kann man sich vorstellen, ein Gespräch über ihre Gedichte (bisher) nicht. Liegt es vielleicht daran, dass man froh ist, wenn man einen Autor, eine Autorin in einer halbwegs sicheren Schublade untergebracht hat? Keiner würde den spröden Charme der Diatriben des Dichters John Updike rühmen, keine die selbstvergessenen Meditationen der Dichterin Joyce Carol Oates. Und selbstverständlich hat kein Mensch sich um die Gedichte von Hemingway gekümmert oder die schönen, vom Surrealismus beeinflussten Gedichte von Paul Auster oder die metaphernreichen Gesänge der »Zimtschäler« von Atwoods Landsmann Michael Ondaatje. Sie schreiben Romane, damit basta. Die Poesie ist nur ein Anhängsel, eine Entgleisung, auf jeden Fall eine Nebensache. Keine Angst, ich will dieses Problem hier nicht erörtern, aber es wäre einmal eine Untersuchung wert. Denn die überwältigend reiche, in englischer Sprache geschriebene Poesie wäre ohne den poetischen Beitrag dieser Romanciers ärmer.
Für die Leser von Gedichten, die Freunde der Poesie, ist es immer ein Ereignis, wenn sich viele sehr unterschiedliche deutsche Dichter um eine fremdsprachige Poetin kümmern. Seit dem Barock hat diese Praxis Literaturgeschichte geschrieben, man denke nur an die vielen Versuche, sich Petrarcas Laura im Deutschen zu vergegenwärtigen, oder die Sonette Shakespeares, oder man denke an die enigmatischen Kürzel Ungarettis, die nicht nur Paul Celan und Ingeborg Bachmann in ihrer Widerständigkeit gereizt haben. Wir lesen also in diesem Band von Margaret Atwood ihre Gedichte aus zehnfacher Perspektive, und man sollte sich von der oft nur scheinbaren Einfachheit nicht täuschen lassen. Denn selbstverständlich übersetzen Dichter nicht nur das, was da im Englischen steht, sondern sie übersetzen es auch ins Deutsche und einverleiben sich gewissermaßen das englische Gedicht. Es ist, wenn es gelungen ist, ein Teil auch ihres Werks geworden. Die provençalischen Dichter sind durch Pounds Übersetzungen im Englischen heimisch geworden, St. John Perse ist ohne Whitman nicht denkbar, Eliot nicht ohne Dante, Celans Übertragungen von Alexander Bloks Die Zwölf gehören selbstverständlich zum Korpus des Celanschen Werks. Und eines Tages wird man auch die Übersetzungen in diesem Band von Margaret Atwood dem Werk der jeweiligen Übersetzerdichter zuschlagen.
Das größte Vergnügen an dieser Zusammenarbeit sollten natürlich die hoffentlich zahlreichen Leser haben. Ich glaube, dass die Bewunderer von Margaret Atwoods oft kämpferisch verfahrenden Romanen und Erzählungen eine ganz andere Seite dieser Autorin kennenlernen können – eine sehr meditative, nachdenkliche, zu sich selbst gekommene Dichterin, die keine großen Gesellschaftsentwürfe entwickelt, keine Szenarien der Angst und der Krise, sondern Augenblicke des Innehaltens, der plötzlichen Erinnerung an Ereignisse, an denen sie sich entscheiden musste, weil verschiedene Wege in die Zukunft vor ihr lagen, sie aber nur einen nehmen konnte.
Eines meiner Lieblingsgedichte in diesem Band ist »Eine Papiertüte« aus den Zweiköpfigen Gedichten von 1978, in dem das »Ich« sich eine grell bemalte Papiertüte über den Kopf stülpt und eine andere wird. Hier darf man an das Märchenmotiv denken: Wessen Hut einer trägt, dessen Gedanken kann er lesen. Die letzten Verse lauten:
Papierkopf, dich ziehe ich voraufgrund deiner Leere,aus dir heraus könnte ein jedesWort noch immer gesagt werden.
Mit dir hätte ichMehr als eine Haut,einen leeren Innenraum, ein Repertoireunerzählter Geschichten,einen Neuanfang.[1]
Noch expliziter wird von einem anderen Leben, von einem Neuanfang, in dem gewaltigen Gedicht »Gestaltwandler im Winter« gesprochen, einer im wahrsten Sinne des Wortes großartigen Ballade der Selbstbefragung, des Zweifels, vom »Hinein- und Hinausgleiten/aus meiner eigenen glitschigen Aalhaut«, zugleich aber auch ein Liebesgedicht, das Rückschau hält auf die gemeinsam verbrachten Jahrzehnte. Es schließt mit den bewegenden Worten (und einem Ja am Ende):
Doch die Kunst besteht darin, auszuharren
in allen Erscheinungsformen; und wir tun es,
und ja, ich weiß, das bist du;
und darauf wird es hinauslaufen, früher
oder später, wenn es noch dunkler ist
als jetzt schon, wenn der Schnee kälter ist,
wenn es am dunkelsten und am kältesten ist
und Kerzen uns nicht mehr nützen
und die Sicht gleich null ist: Ja.
Du bist es noch immer. Du bist es noch immer.[2]
Michael KrügerAllmannshausen, im Sommer 2020
We must be the only ones
left, in the mist that has risen
everywhere as well
as in these woods
I walk across the bridge
towards the safety of high ground
(the tops of the trees are like islands)
gathering the sunken
bones of the drowned mothers
(hard and round in my hands)
while the white mist washes
around my legs like water;
fish must be swimming
down in the forest beneath us,
like birds, from tree to tree
and a mile away
the city, wide and silent,
is lying lost, far undersea.
You saunter beside me, talking
of the beauty of the morning,
not even knowing
that there has been a flood,
tossing small pebbles
at random over your shoulder
into the deep thick air,
not hearing the first stumbling
footsteps of the almost-born
coming (slowly) behind us,
not seeing
the almost-human
brutal faces forming
(slowly)
out of stone.
Wir müssen die einzigen
übrig Gebliebenen sein in dem Dunst,
der überall aufzog,
so auch in diesen Wäldern
ich gehe über die Brücke
auf die sichere Hochebene zu
(die Baumwipfel sind wie Inseln)
sammle die versunkenen
Knochen der ertrunkenen Mütter
(hart und rund in meinen Händen)
indes der weiße Dunst meine Beine
umspült wie Wasser;
es müssen Fische im Wald
dort unter uns schwimmen,
wie Vögel, von Baum zu Baum,
und eine Meile entfernt,
die Stadt, groß und still,
liegt verloren, tief unter dem Meer.
Du schlenderst neben mir, sprichst
von der Schönheit des Morgens
und weißt nicht einmal,
dass es eine Flut gegeben hat,
wild Kiesel
über deine Schulter schleudernd
in die satte, dicke Luft;
die ersten taumelnden Schritte
des fast Geborenen überhörst du,
die uns (leise) folgen,
siehst nicht
die menschenähnlichen
brutalen Gesichter, die sich bilden
(langsam)
aus dem Stein.
Cruising these residential Sunday
streets in dry August sunlight:
what offends us is
the sanities:
the houses in pedantic rows, the planted
sanitary trees, assert
levelness of surface like a rebuke
to the dent in our car door.
No shouting here, or
shatter of glass; nothing more abrupt
than the rational whine of a power mower
cutting a straight swath in the discouraged grass.
But though the driveways neatly
sidestep hysteria
by being even, the roofs all display
the same slant of avoidance to the hot sky,
certain things:
the smell of spilled oil a faint
sickness lingering in the garages,
a splash of paint on brick surprising as a bruise,
a plastic hose poised in a vicious
coil; even the too-fixed stare of the wide windows
give momentary access to
the landscape behind or under
the future cracks in the plaster
when the houses, capsized, will slide
obliquely into the clay seas, gradual as glaciers
that right now nobody notices.
That is where the City Planners
with the insane faces of political conspirators
are scattered over unsurveyed
territories, concealed from each other,
each in his own private blizzard;
guessing directions, they sketch
transitory lines rigid as wooden borders
on a wall in the white vanishing air
tracing the panic of suburb
order in a bland madness of snows.
In diesen sonntäglichen Wohnviertelstraßen
im trockenen Augustsonnenlicht herumzufahren:
was uns ärgert, sind
die säuberlichen Verhältnisse:
die Häuser in pedantischen Reihen, die säuberlich
gepflanzten Bäume, sie behaupten
die Ebenheit von Fläche als Rüge
für die Delle in unserer Autotür.
Kein Geschrei hier, kein
Glasgesplitter; nichts ist jäher
als das nüchterne Gejammer eines Motormähers,
der eine gerade Schneise in das mutlose Gras rasiert.
Doch obwohl die Einfahrten sich durch ihr Ebenmaß
geschickt der Hysterie entziehen,
zeigen die Dächer dem heißen Himmel alle
die gleiche Ausweichneigung,
bestimmte Dinge:
der Geruch von verschüttetem Öl, ein flaues
Kränkeln, hängt in den Garagen,
ein Farbspritzer auf Ziegel, überraschend wie ein blauer Fleck,
ein Plastikschlauch, der in einer heimtückischen
Rolle harrt; sogar der allzu starre Blick der breiten Fenster
verschafft vorübergehend Zugang zur
Landschaft hinter oder unterhalb
der künftigen Risse im Putz,
wenn die Häuser, gekentert, schief
in die Meere aus Lehm hinabrutschen, wie Gletscher sanft,
die gerade niemand bemerkt.
Dies ist, wo die Stadtplaner
mit den Wahnsinnsgesichtern politischer Verschwörer
verstreut sind über unüberwachte Gebiete,
einander verborgen, jeder
in seinem eigenen privaten Schneesturm;
Richtungen ratend, skizzieren sie
vorläufige Linien, wie hölzerne Grenzen streng, auf eine Wand
in der weißen, schwindenden Luft,
zeichnen die Panik vorstädtischer
Ordnung in den dumpfen Schneewahnsinn.
There are similarities
I notice: that the hills
which the eyes make flat as a wall, welded
together, open as I move
to let me through; become
endless as prairies; that the trees
grow spindly, have their roots
often in swamps; that this is a poor country;
that a cliff is not known
as rough except by hand, and is
therefore inaccessible. Mostly
that travel is not the easy going
from point to point, a dotted
line on a map, location
plotted on a square surface
but that I move surrounded by a tangle
of branches, a net of air and alternate
light and dark, at all times;
that there are no destinations
apart from this.
There are differences
of course: the lack of reliable charts;
more important, the distraction of small details:
your shoe among the brambles under the chair
where it shouldn’t be; lucent
white mushrooms and a paring knife
on the kitchen table; a sentence
crossing my path, sodden as a fallen log
I’m sure I passed yesterday
(have I been
walking in circles again?)
but mostly the danger:
many have been here, but only
some have returned safely.
A compass is useless; also
trying to take directions
from the movements of the sun,
which are erratic;
and words here are as pointless
as calling in a vacant
wilderness.
Whatever I do I must
keep my head. I know
it is easier for me to lose my way
forever here, than in other landscapes
Es gibt Ähnlichkeiten,
die ich bemerke: dass die Hügel,
von den Augen wie zu einer Wand verflacht, zusammen-
geschweißt, sich öffnen, wenn ich mich bewege,
um mich durchzulassen; endlos werden
wie Grassteppe; dass die Bäume
spindeldürr sprießen, ihre Wurzeln
oft in Sümpfen haben; dass dies ein armes Land ist;
dass keine Klippe bekannt ist so rau,
außer der Hand, und daher
unzugänglich. Dass Reisen meist
kein einfaches von Punkt
zu Punkt Gehen ist, keine gepunktete
Linie auf einer Karte, kein Standort,
geplant auf einer quadratischen Fläche,
sondern dass ich mich stets in einem Gewirr
aus Zweigen bewege, in einem Netz aus Luft und
ständig wechselndem Hell und Dunkel;
dass es keine Ziele gibt,
abgesehen von diesem.
Durchaus sind da Unterschiede:
der Mangel an verlässlichen Grafiken;
die Ablenkung, wichtiger, durch kleine Details:
dein Schuh in den Brombeeren unter dem Stuhl,
wo er nicht sein sollte; leuchtend
weiße Pilze und ein Schälmesser
auf dem Küchentisch; ein Urteil, das meinen Weg
kreuzt, durchweicht wie ein gefällter Baumstamm,
an dem ich gestern ganz sicher vorbeiging
(bin ich wieder
im Kreis gelaufen?)
doch vor allem die Gefahr:
viele sind hier gewesen, aber nur
wenige sind heil zurückgekehrt.
Ein Kompass ist nutzlos; so
der Versuch, die Richtung aus den Bewegungen
der Sonne zu lesen,
die unberechenbar sind;
und Worte sind hier so sinnlos
wie das Rufen in leerer
Wildnis.
Was auch immer ich tue, ich muss
meinen Kopf bewahren. Ich weiß,
für mich ist es leichter, den Weg für immer
hier zu verlieren, als in anderen Landschaften
Orange in the middle of a table:
It isn’t enough
to walk around it
at a distance, saying
it’s an orange:
nothing to do
with us, nothing
else: leave it alone
I want to pick it up
in my hand
I want to peel the
skin off; I want
more to be said to me
than just Orange:
want to be told
everything it has to say
And you, sitting across
the table, at a distance, with
your smile contained, and like the orange
in the sun: silent:
Your silence
isn’t enough for me
now, no matter with what
contentment you fold
your hands together; I want
anything you can say
in the sunlight:
stories of your various
childhoods, aimless journeyings,
your loves; your articulate
skeleton; your posturings; your lies.
These orange silences
(sunlight and hidden smile)
make me want to
wrench you into saying;
now I’d crack your skull
like a walnut, split it like a pumpkin
to make you talk, or get
a look inside
But quietly:
if I take the orange
with care enough and hold it
gently
I may find
an egg
a sun
an orange moon
perhaps a skull; centre
of all energy
resting in my hand
can change it to
whatever I desire
it to be
and you, man, orange afternoon
lover, wherever
you sit across from me
(tables, trains, buses)
if I watch
quietly enough
and long enough
at last, you will say
(maybe without speaking)
(there are mountains
inside your skull
garden and chaos, ocean
and hurricane; certain
corners of rooms, portraits
of great-grandmothers, curtains
of a particular shade;
your deserts; your private
dinosaurs; the first
woman)
all I need to know:
tell me
everything
just as it was
from the beginning.
Orange in der Mitte eines Tisches:
Es reicht nicht,
auf Abstand um sie
herumzugehen, zu sagen:
das ist eine Orange:
sie hat nichts mit uns
zu tun, nichts
anderes: lass sie
ich will sie
in die Hand nehmen,
ich will die Haut
abschälen; ich will,
dass mehr zu mir gesagt wird
als bloß Orange:
will alles erfahren,
was sie zu sagen hat
Und du, am Tisch mir
gegenüber, auf Abstand, mit
verhaltenem Lächeln, und wie die Orange
in der Sonne: still:
Dein Schweigen
ist mir jetzt nicht genug,
ganz gleich, mit welcher
Zufriedenheit du deine Hände
faltest; ich nehme
was auch immer du im Sonnenlicht
sagen kannst:
Geschichten von deinen verschiedenen
Kindheiten, ziellosen Reisen,
deinen Liebschaften; dein deutliches
Skelett; deine Posen; deine Lügen.
Dies orangene Schweigen
(Sonnenlicht und verstecktes Lächeln)
macht mir Lust,
dich zum Reden zu zwingen;
am liebsten würde ich deinen Schädel knacken
wie eine Walnuss, ihn spalten wie einen Kürbis,
um dich zum Sprechen zu bringen oder
einen Blick hineinzuwerfen
Nur mit der Ruhe:
wenn ich die Orange
mit gebührender Vorsicht greife und behutsam
halte
finde ich womöglich
ein Ei
eine Sonne
einen orangenen Mond
vielleicht einen Schädel; Zentrum
aller Energie,
die in meiner Hand ruht
kann sie verwandeln in
was auch immer ich verlange,
dass es sei
und du, Mann, orangener Nachmittags-
liebhaber, wo immer
du mir gegenübersitzt
(an Tischen, in Zügen, Bussen)
wenn ich bloß ruhig genug
und lange genug
zuschaue
wirst du endlich sprechen
(vielleicht ohne zu reden)
(es sind Berge
in deinem Schädel-
garten und Chaos, Ozean
und Orkan; bestimmte
Zimmerecken, Porträts
von Urgroßmüttern, Vorhänge
in einem besonderen Farbton;
deine Wüsten; deine privaten
Dinosaurier; die erste
Frau)
alles, was ich wissen muss:
sage mir
alles,
so wie es war,
von Anfang an.
Ende der Leseprobe