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Die Forscher der astronomischen Beobachtungsstation auf den Anden blicken über den Zwischenraum in den Kosmos hinaus. Sie entdecken ein weit entferntes Sternbild, das seine Form zu ändern scheint. Sonnen, die tanzen oder springen? Hat der politische Gegner seine Hand im Spiel? Der Geheimdienst, darauf angesprochen, findet dafür keinerlei Hinweise oder Zeichen.
Plötzlich ereignet sich eine Katastrophe. Die eigene, zur Nahbeobachtung des geheimen Projektes »Zuckerwatte« ausersehene Station Sigma verschwindet. Aller Erkenntnis nach, wird sie unauflösbar in den innersten Bereich des Mikrokosmos hineingezogen. Beim Projekt Zuckerwatte geht es um Entwicklung und Test einer durch bloßen Gedankenbefehl zündbaren Bombe. Dieselbe hat die Sigma-Station anscheinend ins Verderben gerissen. Weitere negative Effekte stellen sich auf beiden Seiten ein. Eine Brücke bricht zusammen, das Kolosseum in Rom zerbröselt, und auch zum Schmuck aufgestellte Buddha-Statuen lösen sich in Staub auf.
Was hat es mit all dem, einschließlich der widersprüchlichen Ausdeutung des Sternbilds, auf sich? Man begreift: eine entsprechende Technik, Bomben durch reinen Gedankenbefehl zu zünden, könnte eine unvorstellbare Katastrophe nicht nur für die Menschheit, sondern für das Universum bedeuten. Mit einer solchen Massenvernichtungswaffe ließen sich alleine schon ganze Planeten pulverisieren, zu diesem Zweck muss man bloß Gedanken, Wünsche oder Vorstellungen realisieren!
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Gerd Maximovic
Die Gedankenbombe
Ein klassischer Science-Fiction-Roman
Neuausgabe
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © Steve Mayer nach Motiven mit Bärenklau Exklusiv, 2023
Korrektorat: Sandra Vierbein
Dieser Roman wurde vom Autor bewusst in der alten Rechtschreibung verfasst.
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Die Gedankenbombe
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
Weitere Romane und Erzählungen von Gerd Maximovic, einem Meister der klassischen Science-Fiction, sind erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung
Die Forscher der astronomischen Beobachtungsstation auf den Anden blicken über den Zwischenraum in den Kosmos hinaus. Sie entdecken ein weit entferntes Sternbild, das seine Form zu ändern scheint. Sonnen, die tanzen oder springen? Hat der politische Gegner seine Hand im Spiel? Der Geheimdienst, darauf angesprochen, findet dafür keinerlei Hinweise oder Zeichen.
Plötzlich ereignet sich eine Katastrophe. Die eigene, zur Nahbeobachtung des geheimen Projektes »Zuckerwatte« ausersehene Station Sigma verschwindet. Aller Erkenntnis nach, wird sie unauflösbar in den innersten Bereich des Mikrokosmos hineingezogen. Beim Projekt Zuckerwatte geht es um Entwicklung und Test einer durch bloßen Gedankenbefehl zündbaren Bombe. Dieselbe hat die Sigma-Station anscheinend ins Verderben gerissen. Weitere negative Effekte stellen sich auf beiden Seiten ein. Eine Brücke bricht zusammen, das Kolosseum in Rom zerbröselt, und auch zum Schmuck aufgestellte Buddha-Statuen lösen sich in Staub auf.
Was hat es mit all dem, einschließlich der widersprüchlichen Ausdeutung des Sternbilds, auf sich? Man begreift: eine entsprechende Technik, Bomben durch reinen Gedankenbefehl zu zünden, könnte eine unvorstellbare Katastrophe nicht nur für die Menschheit, sondern für das Universum bedeuten. Mit einer solchen Massenvernichtungswaffe ließen sich alleine schon ganze Planeten pulverisieren, zu diesem Zweck muß man bloß Gedanken, Wünsche oder Vorstellungen realisieren!
***
Nicht wahr, so geht das. Man sitzt an seinem Suboskop, also an seinem den Zwischenraum nutzenden Fernreichweiten-Teleskop. Das heißt, man sitzt eigentlich nicht an ihm. Sondern ist mit ihm verbunden. Also, diese neuesten Fernrohre befinden sich selbstverständlich nicht auf der Erde. Sondern auf der Rückseite des Mondes oder noch weiter draußen im Weltraum. Teils außerhalb des Sonnenbereiches, um alle vom Zentralgestirn oder von anderen stellaren Objekten herrührenden Probleme zu vermeiden und Einflußnahmen zu verhindern. Nur der aktuelle Beobachter (oder die Beobachterin natürlich) – gewissermaßen über kurzgeschlossene Verbindung – befindet sich auf der Erde.
Das ist heute möglich. Warum? Nun, auch dies ist ein im übrigen höchst erfreulicher Nebenaspekt der Entdeckung des Zwischenraumes oder der substellaren Zonen. Bekanntlich ist der normale, oberflächliche, glatte Weltraum, wie wir ihn kennen (und in welchem wir uns bewegen) nicht alles. Darunter liegt eine energiegespeiste, gekrümmte Zone, welche alle Reisen zu anderen Sternen und Planeten ungeheuer abkürzt. Oder, wenn man so will, überhaupt erst ermöglicht. Wenn jemand auf der Erde die genau gegenüberliegende Stelle dieses Planeten erreichen möchte, dann umrundet er besagte Kugel also zur Hälfte.
Hingegen die Zwischenraum-Tauchfahrt bedeutet, daß man sich nicht auf der Erdoberfläche bewegt, sondern gewissermaßen – deutlich abkürzend – durch das Innere des Planeten hindurchsticht. Um, indem man Tausende von Kilometern spart, auf der anderen Seite, also bei den Antipoden, den Gegenfüßlern, wieder herauszukommen. Nur, daß dieser Effekt (nämlich der unmittelbare Durchstich durch den normalen oberflächlichen Weltraum) in den Weiten des Kosmos ganz unvorstellbare Entfernungen abkürzt. Und dies, wie allgemein bekannt ist, ermöglicht erst das Reisen zu den Sternen und zu fernen Galaxien.
Allerdings, Hand aufs Herz, da gibt es nämlich noch eine weitere, im Grunde genommen höchst unangenehme Parallele zum vorgestellten direkten Reisen durch den Mittelpunkt der Erde. Würde man unsinnigerweise nämlich tatsächlich durch das Innere des Planeten fahren, so bekäme man es mit verheerenden, verhängnisvollen Naturgewalten zu schaffen. Als da sind Vulkanismus, verbunden mit Lavaströmen und dergleichen, welche sich ja gelegentlich unübersehbar ihren Weg an die Oberfläche bahnen.
Mit einem Wort: eine solche vorgestellte, tatsächlich unmögliche oder zu allermindest keinesfalls empfehlenswerte Reise per Durchstich durch das Erdinnere brächte allerhand Turbulenzen mit sich. Die Reisenden auf einer solchen Fahrt würden – bei aller Schutzausrüstung – mehr als nur intensiver Hitze ausgesetzt und darüber hinaus durchgeschüttelt. Selbst ihr strahlenbeeinflußbarer Metabolismus würde in Mitleidenschaft gezogen werden können. Aber selbstverständlich käme heutzutage niemand auf die Idee, zur Umrundung der Erde buchstäblich durch ihr Inneres zu gleiten.
Zu diesem Zweck gibt es ja die durch den Zwischenraum erfolgende Tauchfahrt, welche auch auf dem Heimatplaneten alle Wege in beträchtlichem Maße abkürzt. Doch eben dieses Eindringen in eine andere, tiefere dimensionale Sphäre bedeutet zugleich, sich den energetischen Kräften, welche ein solches Wegtauchen überhaupt erst ermöglichen, anzuvertrauen. Oder, wer weiß das schon, sich diesen Gewalten auszuliefern. Denn Energie, die Schwerkraft eingeschlossen, ist das den Kosmos zusammenhaltende Band.
Taucht man in den Zwischenraum ein, so nutzt man zum vorgesehenen Ortswechsel diese Energien aus und bekommt es, sobald man im Zwischenraum anlangt, mit ihnen aber mitunter in höchst unerfreulicher Weise zu schaffen. Denn die Energie, welche das substellare Tor aufsperrt, ist, gleitet man dort hinunter, ja keineswegs verschwunden, sondern vorhanden, und zwar ungemein und in reichem Ausmaß. Wer sich also dorthin begibt, in den substellaren Bereich nämlich, nimmt es zugleich mitunter mit der demselben innewohnenden Energie auf.
Das ist vergleichbar den Segelschiffen früherer Zeiten, welche die Gunst des Windes nutzten, die Ozeane zu überqueren und die Weltmeere zu durchkreuzen. Doch eben dieses Mittel (nämlich, über die Kraft des Windes zu gebieten) folgt seinen eigenen Vorstellungen. Der Wind, der Wind, das himmlische Kind, so sagt man. Dieses Kind ist bekanntlich unberechenbar, darum schwer einzuschätzen und imstande, einem stolzen, hochgetakelten Segler böse zuzusetzen. Und ihn – wer weiß das schon – am Ende gar auf den Grund der stürmischen See zu schicken.
Entsprechend verhält es sich mit der Tauchfahrt durch die substellaren Zwischenzonen. Auch dort wehen Winde. Und zwar finden elektronische Wechselwirkungen statt, wie heutzutage jedes Kind weiß. Ebenso wie über den klassischen Weltmeeren treten die Stürme im Subraum nur unter bestimmten Bedingungen auf. Wenn sie aber herrschen, dann gebärden sie sich bösartig und heftig. Und auch sie, wen würde es wundern, haben schon die Reise manches Raumschiffs höchst unfreiwillig beendet. Wobei besagte Fahrzeuge aber nicht auf irgend einen nicht vorhandenen Grund gesetzt würden (denn dergleichen gibt es im Kosmos nicht). Sondern die Gewalt der substellaren Böen, die entsprechende Zone zeitweilig gewissermaßen nochmals zusammenpressen, transportiert die Schiffe unrettbar zu fernen, undenkbaren Orten, an denen sie auszumachen allein schon schwierig wäre. Wenn man denn überhaupt wüßte, wo sie sich befinden.
Soweit solche verwehten Subraumsegler bislang aufgefunden oder gesichtet wurden, ist von der hoffnungsfroh gestarteten Besatzung oder den erwartungsvollen Passagieren nicht viel übrig geblieben. Energie, gerade auch in den subkosmischen Tiefen, wird man ihr im Übermaß ungeschützt ausgesetzt, ist von größtem Übel. Somit waren den Hinterbliebenen in Anbetracht von Heimholung und Bestattung ihrer verlorenen Lieben oftmals nur ein paar wenige Gesten vergönnt. Doch war es früher oftmals nicht auch schon so, daß einzelne Verstorbene etwa die Weiten und Tiefen der großen Ozeane als Ort ihres letzten Verbleibens begrüßten?
Der Subraum ermöglicht aber nicht nur auch durchaus gefährliche Sprünge über den Normalraum hinweg oder vielmehr unter ihm hindurch. Sondern, seine Eigenschaft, das darüber liegende Gelände zu raffen, zu straffen, also ungemein abzukürzen, eröffnet auch die Möglichkeit, ihn mit Hilfe optischer Geräte zu durchdringen. Mit Teleskopen also. Konnte man früher so weit blicken, wie das Licht oder das Auge reichte, so spähte man nach Entdeckung des Zwischenraumes in die substellar zulässigen äußersten Fernen. Und das ist, wie man leicht einsieht, ungemein viel weiter und holt die betrachteten Objekte deutlich näher, als es je ein normales, lichtgestütztes astronomisches Teleskop (egal, wo man es unterbringen würde) erlaubte. Die gleiche Einschränkung gilt natürlich auch für Radioteleskope, welche über andere Wellenlängen als die des Lichtes in den Weltraum spähen oder lauschen. Doch auch sie sind stets an den oberflächlichen Raum gebunden.
Die Suboskope, also die Subraum-Teleskope, neue Giganten der Beobachtungs-Technik, nutzen demnach einen anderen Weg, sich und ihren Bedienern Informationen von draußen zu beschaffen. Die Mittel, welche sie anwenden, also das Auffangen von Lichtwellen oder von anderen Emissionen, sind dieselben wie bei den an die Oberfläche gebundenen Geräten. Doch der Pfad, den sie gebrauchen, ist also ungemein kürzer. Mit ihrer Hilfe reicht der Blick unerhört viel weiter, dringt schärfer und tiefer in die fernsten kosmischen Bereiche vor. Sei es des Universums, sei es der eigenen Geschichte. Denn was wir dort draußen erspähen, es beschreibt uns zugleich die Historie unseres eigenen wie die des kosmischen Werdens (jedenfalls, sofern man auf ein normales, lichtgebundenes Teleskop abhebt).
Nun könnte man meinen (und so dachten zunächst einige von ihnen), man braucht also nur den subkosmisch bedingten Blick des Teleskopes auf die fernste Stelle des Weltraums zu lenken, und – voilà! – schon sieht man Gott bei der Arbeit, also bei der Schöpfung. Wie er das Universum schafft. Oder etwas ähnliches. Oder auch, wenn Gott es nicht war, der all dies schuf, woher diese unvorstellbare Ansammlung von Materie und Strahlung und etlichen anderen Bestimmungen denn kommt. Und wie sich die unsichtbaren, doch faßbaren Erscheinungen überhaupt begründen. Mit Hilfe der Subteleskope schien ein Blick auf das, was man den Uranfang nennt, auf einmal möglich.
Man kann sich vorstellen, wie – selbst schon bei der Konstruktion der ersten entsprechenden Geräte – die Herzen höher schlugen. Nicht wahr, das ist so, als zupfe jemand tatsächlich am Mantelsaum Gottes. Oder vielleicht auch, als spähe er – in der subkosmischen Aufzeichnung – über Gottes Schulter. Und sehe ihn wirken. Und bei der Arbeit. Unvorstellbar! Antworten allererster Güte und von tiefster Bedeutung, sie rückten scheinbar plötzlich in den Bereich des Möglichen.
Doch, oh weh! Vorderhand darf man sich niemals übertriebenen Hoffnungen hingeben. Man sollte erst einmal sehen, wie das Ganze funktioniert, wie es wirkt, insbesondere aber auch, welche Kräfte diesem neuen, so großartig vorkommenden Verfahren entgegen stehen. Da sind, mit Verlaub, die Winde. Die Elektronenwinde. Sie machen, wie schon gesehen, der normalen substellaren Raumfahrt (die nach Entdeckung des unterschwelligen Raumes bald einsetzte) schwer zu schaffen. Stürme, wie man sie noch nie gewärtigt, ja, wie man sie sich nicht vorstellen möchte, fegen nicht stets, doch gelegentlich durch den subdimensionalen Bereich. Energiemassen, von denen man nicht einmal träumen könnte, häufen sich da auf. Ja, die Natur ist mehr als reichhaltig in ihrem Übermaße. Im Guten wie im Bösen. Wenn sie aufträgt, dann spart sie nichts und niemals. Auch nicht an elektronischen Wirbeln, welche sich durch den Subraum drehen.
Was das mit unseren Subteleskopen zu tun hat? Nun, ganz einfach! Haben Sie schon einmal mittels eines erdgebundenen Teleskopes auch nur durch die in der Aufnahme zitternde Erdatmosphäre zu spähen versucht? Oder gar durch die Wolken hoch über Ihrem Kopfe? Ja, sie verstehen, was ich meine? Dann schauen Sie bitte einmal mit einem der neuen Superteleskope durch die subkosmischen Zonen. Was werden Sie dort erblicken? Ja, genau, sehr richtig, auf die Distanz gesehen, herrschen überall Stürme. Elektronische Verschmierung. Wellen sollen sie durchdringen, welche bei diesem Bemühen schier ihr Profil und ihren Charakter verlieren müssen.
Was zunächst wie eine Offenbarung vorkam, nämlich der wesentlich verkürzte Blick durch den Subraum, führte also unmittelbar zu seinem Gegenteil: man verzeichnete, zusammengeballt, das unerhörte kosmische sturmdurchtoste Rauschen. Statt, wie erwartet, klarer, schöner, erhebender Bilder, gewahrte man dicke, auf die Entfernung selbst breiige turbulente Zonen. Wie, mit Verlaub, will man auf diesem Wege Gott bei seinem Wirken und Schaffen näher kommen, wenn gerade wegen der unvorstellbar gerafften Entfernungen in Wirklichkeit alles in zunehmender Weise zu elektronischem Brei verschmiert ist?
Doch halten wir mit unserer düsteren Schilderung inne. Ganz so schlimm, wie eben noch angenommen, ist es denn doch nicht. Nein, überhaupt nicht. Denn natürlich, wir sagten es schon, der Blick der Suboskope durch den zwischengeordneten Raum, er ist schon erheblich und erhebend. Was das Auge eines Adlers aus großer Höhe über der Erdoberfläche erspäht, ist nichts dagegen. Und das gilt, was die Subteleskope betrifft, nicht nur für die nähere Umgebung des Sonnensystems, sondern auch für weitaus beachtlichere Strecken. Alles hängt vom Wind, nein, vom Sturm, und zwar von der elektronischen Verwirbelung, ab.
Gewiß, genau, wie dies auf der Erde der Fall zu sein pflegt, so geschah es auch im Weltraum, und mittels substellarer Teleskope. Auf Erden warten die Astronomen etwa geduldig, bis die störenden Wolken sich verzogen haben, nachdem sie ihre Teleskope ohnehin schon so hoch wie irgend möglich in reinster Luft errichtet haben. Und die Subteleskop-Astronomen? Nun, es liegt auf der Hand: da draußen toben Stürme. Elektronische Gewitter. Aber nicht durchgehend. Und nicht immer. Gewiß, über die Entfernung pflegen sich dergleichen Ungemütlichkeiten zu häufen, so daß ein Blick ganz weit hinaus oftmals fast unmöglich wird. Doch eine Betrachtung selbst entferntester Umgebungen ist denkbar.
Wie das? Nun, wie die erdgebundenen Astronomen wartet man einfach darauf, daß der Himmel – hier also der Subkosmos – aufklart, sich aufhellt, die Elektronenstürme sich verziehen. Dann, und da fängt das Herz höher an zu schlagen, eröffnen sich Ausblicke in die unendlichen Weiten des Universums, wie sie zuvor noch nie jemand verzeichnen konnte.
Zugegeben, bis dann die nächste elektronische Front die Beobachtungsebene quert. Aber dazwischen (und das darf man wirklich glauben) gewärtigt man subkosmische Perspektiven, welche, auf den Kosmos hochgerechnet, den Atem verschlagen lassen. Welche selbstverständlich millimetergenau und im Zeitraffer aufgezeichnet werden. Bevor der nächste Sturm aufzieht. Damit, man wird dies wohl verstehen, kein einziger Moment dieser – zugegeben – selten ganz weit hinausreichenden Inaugenscheinnahme verloren gehe.
Also, wir sitzen da an unserem Fernreichweiten-Teleskop. Das heißt, natürlich sitzen nicht wir davor. Oder sind bloß mit dem außerstellaren, subkosmisch verankerten Gerät verbunden. Sondern Herr Professor Beyer, Fritz Beyer, genau genommen, sitzt davor. In seinem Rücken seine Assistentin, Fräulein Blomschmidt. Assistentin ist übrigens falsch ausgedrückt, denn beide wechseln sich gleichberechtigt ab. Doch, was die Honorierung betrifft, so muß eine unterschiedliche Rangfolge angegeben werden, während die beiden intern später alle Vorzüge und Genüsse (und nicht nur bezüglich des Geldes) untereinander gerecht verteilen.
»Was hast Du denn?«, fragte liebreizend die Blomschmidt.
Denn man darf nicht vergessen, Frauen, insbesondere Frauen leitet ein besonderer Instinkt. Selbst wenn man ihnen nichts ausdrücklich mitteilt oder auch, wenn sie sich in größerer Entfernung befinden – ein Gefühl gibt ihnen ein, daß da vielleicht etwas nicht stimmt. Oder auch, daß da ein neuer, unbekannter und womöglich hochinteressanter Faktor auftritt. Der, weil Fritz Beyer derzeit Dienst tut, demnach von ihm ausgeht. Während sie, die Assistentin und Geliebte, die unbestimmte Botschaft oder das gewisse Etwas rein gefühlsmäßig auffängt.
Das heißt, das ist eigentlich schon wieder zu hoch gegriffen. Denn das Ganze fing eigentlich eher lächerlich und läppisch an. Mit Verdruß, der einem scheinbaren Mißverständnis folgte.
»Wieder eine Störung, Liebling«, antwortete Beyer nämlich auf die Frage seiner Mitarbeiterin.
Sie ließ das Strickzeug, mit dem sie über exakten und detailgetreuen Unterlagen gesonnen hatte, erneut sinken.
»Eine Störung, Fritz?«, hauchte sie, allerdings gewöhnt an solch lästige Unterbrechung.
Nicht wahr, von Störungen im subkosmischen Bereich ist also die Rede. Davon kann jeder Astronom ausgiebig berichten! Störungen in der komprimierten Sphäre, lieber Freund, das ist dort das ganz Normale! Erzähle uns lieber von dem – eher seltenen – Erfolg, sofern man in seiner Betrachtung fast bis an die Grenzen des Universums vorgedrungen wäre.
Mürrisch, wie Beyer im Augenblick war, ließ er sich nicht näher auf eine Auskunft ein.
»Du meinst, Trümmer, die da draußen herumschwirren, haben eben den Zuleitungsstrang zum Suboskop getroffen?«
Sie sprach vom Kuyper-Gürtel. Dort draußen, ganz weit entfernt von der Sonne, am Rande des solaren Systems. Dorthin hatte man das Subteleskop verbracht, so weit weg vom eigenen Stern wie möglich, und doch in greifbarer Nähe, sollten sich irgendwelche Störungen oder überhaupt Arbeiten vor Ort ergeben. Selbst Nachbesserungen waren periodisch vorgesehen.
»Keine Ahnung«, seufzte Beyer. »Das Bild ist abgerissen. Das heißt, nein«, berichtigte er sich selber, »abgerissen ist es nicht. Aber es, ja, wie soll ich sagen, es verschmiert sich. Oder, nein«, sann er, im übrigen vor lauter Aufregung stotternd, »es springt. Ja, es springt.«
Und er atmete auf, der Professor, wie er diesen Gedanken vorbrachte.
Es springt, das Bild, dachte seine Assistentin. Das kann schon sein, wenn man einen Film aufzeichnet, und wenn man dann bei der Wiedergabe etliche Einzelelemente wegläßt. Dann springt das Bild, und zwar bloß scheinbar, würde ich vermuten.
»Verzeihung, Liebling«, sagte sie also betont demutsvoll zu ihrem Geliebten und Vorgesetzten (den man, insbesondere wie jetzt, in angespannter Lage, unter keinen Umständen verärgern durfte).
»Doris?«
Er drehte sich abrupt zu ihr um. Hatte sie bis dahin keines Blickes gewürdigt, so sehr beschäftigte ihn das ihn nun schon seit einer Weile plagende Rätsel. Ungläubig. Ja, Unglaube zeichnete seine Züge.
»Wieso springt das Bild, Liebling?«, wollte sie erneut andächtig wissen (das Strickzeug, mit dem sie sich über nachhaltigen Betrachtungen so gerne zu beschäftigen pflegte, war vergessen).
»Wenn das ein richtiges Teleskop wäre«, murmelte er, ohne auf ihre Frage einzugehen, »ich meine, ein solches, wie es auf der Erde untergebracht wird…«
»Was wäre dann, Liebling?«, erkundigte sie sich ergeben.
»Dann würde ich vermuten, meine liebe Doris«, ließ Beyer sich jetzt von oben herab vernehmen (als hätte er die Lösung des Problems gefunden), »da hat ein Vogel oder ein ganzer Schwarm von Vögeln darauf geschissen.«
»Auf die Schüssel?«
»Ja, genau.«
Und er lächelte für einen Moment. Aber tatsächlich nur kurz. Der Anflug von Heiterkeit verging schnell.
»Du meinst, wie damals, als die beiden – ich habe jetzt eben ihre Namen vergessen – das Hintergrundrauschen entdeckten?«
»Ja, ganz genau, ein vom Teleskop verzeichnetes Geräusch, das aus allen Richtungen kommt. Das also entweder daher rührt, daß Vögel ihre Notdurft auf dem Metall verrichtet haben. Oder das tatsächlich aus allen Richtungen kommt«, bestätigte Beyer die Vermutung seiner Geliebten.
Das Lächeln indes kehrte nicht wieder.
»Aber die Dinge liegen hier anders«, fuhr er fast unwirsch fort.
»Da draußen«, flüsterte sie demutsvoll, »gibt es keine Vögel?«
Dr. Beyer lachte grimmig.
»Und nichts Vergleichbares«, knurrte er.
»Wie wäre es mit Aliens, die sich einen Scherz erlauben?«, fragte Stefan Stefanopoulos, einer der Kollegen, der gerade jetzt seinen Kopf zur Türe herein steckte (er hatte den letzten Teil der Unterredung mitbekommen, während sein Blick auf die derzeit aktuelle Sichtscheibe fiel, und kam sich mit seiner Bemerkung witzig vor).
Jetzt fängt der auch noch an zu spinnen, dachte Dr. Beyer.
»Kaum anzunehmen«, erwiderte er aber sogleich angemessen und höflich. »Sogar ganz ausgeschlossen, Stefan«, fügte er würdevoll hinzu.
»So, warum denn?«, wollte der Fachkollege wissen.
»Das lenkt uns in die falsche Richtung«, pflichtete auch die Blomschmidt ihrem Geliebten bei (sehr wohl die Denkspur des Professors erahnend).
»Hm«, flüsterte Stefanopoulos, »das Bild springt. Ja? Habe ich das so richtig verstanden?«
»Hast Du, Stef«, erwiderte der Professor.
»Inwiefern, Friedrich? Was, genau, springt da?«
»Die Sterne, Stef«, gab Beyer, kurz angebunden, zur Antwort (als ob er sich zu weiteren Ausführungen nicht herbeilassen wolle).
»Die Sterne?« Der Astronomiekollege staunte.
Das hatte auch er noch nie gehört oder gar gesehen. Die Sterne springen. Lustig. Im Zwischenraum ist ja einiges möglich. Aber springende Sterne? Ja, natürlich, ortsungebundene, der Elektrodynamik geschuldete Verschiebungen, sie ließen sich denken. Das heißt, auch dann sprangen die Sterne natürlich noch lange nicht. Sondern es wirkte nur so, als ob sie sprängen. Rein optisch. Der elektronische Wind verwehte gewissermaßen ihren substellaren Abdruck.
Das vollzog sich war wie in der Sahara oder in einer anderen Wüste der Erde. Wo unter bestimmten Bedingungen Luftspiegelungen am Horizont erscheinen. Welche Schiffe, Häuser und dergleichen am flimmernden Horizont vorgaukeln. Dieselben sind zwar vorhanden, doch keinesfalls an diesem Orte. Es gibt sie, die Häuser und die Schiffe, aber an einer ganz anderen Stelle. Und die aufgeheizte Luft, verbunden mit anderen Bedingungen, läßt diese Körper scheinbar zitternd über der Wüste schweben.
»Meinst Du, Stef?«, fragte Beyer, nachdem sein Kollege sich dahingehend ausgesprochen hatte.
»Warum nicht, Friedrich?«, fragte der zurück, obwohl ihm bei dieser Überlegung doch etwas mulmig zumute war.
»So, dann schaut Euch einmal das da an!«, forderte der Professor die beiden bisher einzigen Zeugen auf.
»Was ist das?«, wollten die Blomschmidt und Stefanopoulos wie aus einem Munde wissen.
»Ist das eine galaktische Mauer?«, forschte der Astronom, sichtlich beeindruckt und sich bereits vorwagend, weiter.
»Eine Anhäufung von Sternen«, schloß sich die Assistentin an, »nein, von Galaxien?«
»Das ist ja ein Ding, was Sie da aufgespürt haben«, stellte Ibn Masudi, ein Astronomiekollege, ebenfalls gefesselt von der ausschnittweise vorgeführten Aufzeichnung, staunend fest.
Er, wie andere, von der aufregenden Atmosphäre angezogen, traten in den Hauptobservationsraum ein. Da war etwas, was sie lockte. Ein Gefühl oder eine Schwingung, welche die bereits beteiligten Personen ausstrahlten. Auch Kutub Bhaktram befand sich unter ihnen, ein Kollege aus Indien, der schon große Entdeckungen selbst in kleinen Observationsräumen verzeichnet hatte. Denn ob groß oder klein, in solchen Räumlichkeiten versammelte sich die ganze Welt doch gewissermaßen ausschnittweise. Was der internationalen Arbeit gewiß einen guten Eintrag tat.
»Sterne, Sterne, das sind Sterne«, rief Bhaktram, als könne er sich vor Entzücken nicht fassen.
»Durch den Zwischenraum betrachtet?«, fragte, wie nüchtern abwägend, Masudi.
»Natürlich, wie sonst, Herr Kollege«, erwiderte Beyer.
»Bei guter Sicht, und zwar bei gutem Wetter?«
»Ja, natürlich.«
»Wir hatten doch ein begrenztes Schönwettergebiet angekündigt«, warf Messenger ein, der Chef der Beobachtungsstation, nun ebenfalls den Raum betretend, »ist es das, Herr Kollege?«
»Ja, Herr Doktor. Das ist es.«
»Das nutzen wir rundweg aus«, stellte stolz die Assistentin fest.
»Wie weit sind die entfernt?«, erkundigte sich Masudi.
»Wie weit entfernt?« Dr. Beyer lachte.
»Mein lieber Herr Kollege«, ließ er sich dann herbei, »weiter entfernt könnten sie gar nicht sein.«
»Nun«, mischte sich wieder Dr. Messenger begütigend ein. »Wenn wir die Schlieren, Trübungen, Wirbel und überhaupt den gesamten kosmischen Staub durchdringen könnten, so würden wir per Suboskop unseren Hinterkopf erspähen.«
Er, der Leiter der hiesigen Einrichtung, spielte mit seinen Worten auf die Krümmung des Universums an. Der Raum ist unter der Schwerkraft gekrümmt, wie jedes Schulkind weiß. Schaut man also über diese gigantische Biegung vollständig und umfassend hinaus, so würde man am Ende sich selber von hinten erblicken. Aber nur, wenn der Raum – insbesondere der Zwischenraum, der solch abgekürzte Verfahren ja überhaupt erst ermöglicht – frei, leer und rein ist. Mithin nicht durch Staub und alle mögliche andere Materie verunreinigt. Das aber ist er reichlich. So daß der Blick, über die kosmische Krümmung dort hinaus geworfen, nicht entfernt bis zum eigenen Hinterkopf reichen würde. Denn selbst näher gelegene Sterne lassen sich ja auf diese Weise kaum sachgerecht ausmachen.
»Ganz Recht, Herr Kollege«, sagte Beyer zu ihrem Vorgesetzten. »Dort etwa befindet sich das Gebilde, wo wir über die Raumkrümmung beinahe schon auf uns selber schauen könnten. Wenn Staub und Dreck nicht wären und alles verschmierten.«
»So weit draußen?« Masudi staunte. »Und da hast Du es gefunden?«
»Wir beide«, stellte die Assistentin fest.
»Wieso Gebilde?«, fragte der Araber dann, nachdenklich und leicht verärgert.
»Na«, erwiderte Beyer, »die springenden Sterne. Wie würdest Du das denn nennen, Herr Kollege? So etwas«, fügte der Professor hinzu, »hat es ja überhaupt noch nicht gegeben.«
»Eine Verunreinigung der Szene?«, bohrte nun auch Messenger, von Zweifel befallen, nach (denn die bis dahin dargebotenen Bilder – sofern sie denn echt wären – ließen einiges erhoffen).
»Wieso Szene«, wehrte Masudi ab. »Erlauben Sie einmal, meine Herren! Und auch Sie, meine Dame!«
Und der Araber verbeugte sich flüchtig vor Fräulein Blomschmidt.
»Die Sterne springen«, erklärte Beyer ein weiteres Mal, als ob er bis dahin nicht richtig verstanden worden wäre.
»Die sind aber riesig«, seufzte Messenger. »Auf die Entfernung.«
»Hm«, der Blomschmidt kamen Bedenken, »da stimmt etwas nicht, meine Herren.«
»Was denn nicht, Doris?«
Die Assistentin setzte eine überlegene Miene auf.
»Sterne, welche springen«, bemerkte sie dann. »Das kann nur ein Irrtum sein, ich meine ein Meß- und Beobachtungsfehler. Und dann auf diese Distanz!«
Ernüchterung breitete sich aus.
»Haben Sie das sprunghafte Verhalten der Sterne aufgezeichnet, Herr Kollege?«, wollte Messenger begierig von seinem Mitarbeiter wissen.
»Natürlich«, erwiderte Beyer, da das unmittelbare Bild dort hinaus infolge der dazwischen liegenden Strömungen jetzt schon wieder mehr als nur trübe und unklar war.
»Verzeihung«, mischte sich wieder Masudi ein.
»Herr Kollege?«
»Wieso sprunghaft?«, wollte der Araber, der sich leicht erhitzte, mit bereits rotem Kopfe wissen.
»Warum nicht, Ibn?«, fragte Bhaktram, sich seine eigenen Gedanken machend, zurück.
»Von der Möglichkeit, daß das ganz unmöglich ist, einmal abgesehen«, versetzte Stefanopoulos.
»Ich kann Euch nicht ganz folgen«, beharrte Masudi.
»Nein, warum nicht, Ibn? Das ist doch ganz einfach.«
»Na, ich weiß nicht, Gotteslästerung ist für mich keine einfache, schlichte, vernachlässigbare Sache«, bemerkte der Araber.
»Wieso Gotteslästerung?« Stefanopoulos blieb der Mund offen stehen.
»Seid Ihr eigentlich alle blind?«, forschte der Islamist hartnäckig, wenn auch verhalten.
»Wieso blind, Ibn? Was meinst Du?«
»Ich möchte denn doch betonen«, antwortete Masudi, »den Halbmond als eine beliebige Ansammlung springender Sterne zu bezeichnen, das ist doch allerhand. Ja, Chef, können Sie da die Verantwortlichen nicht zur Ordnung rufen?«, fügte er hinzu.
»Welcher Halbmond, Herr Kollege?«, fragte, bestürzt und erregt, Beyer.
»Na, der da draußen!«, rief Masudi und wies mit dem Finger auf die abgespulte, derzeit erstarrte Aufnahme.
»Der da draußen, Ibn?«
»Ja, natürlich!«, rief der Araber und Islamist betont aus, als ob er die Frage nach ihrer aller Blindheit wiederholen wolle.
»Aber«, Dr. Beyer schluckte, »da draußen ist doch gar kein Halbmond.«
Und verstummte. Und sah den Araber an. Der wirkte übrigens ganz normal, von seiner Erhitzung und den roten Flecken in seinem Gesicht einmal abgesehen.
»Ich meine«, fügte er dann abermals begütigend hinzu, »es ist gewiß in Ordnung, wenn man auf seine Weise an Gott glaubt. Darin kann ich überhaupt kein Problem erkennen«, beteuerte er.
»Aber«, und nun mußte er seufzen, »gerade als Wissenschaftler sollte man es nicht auf die Spitze treiben. Nicht wahr«, setzt er nach, »in der Wissenschaft gelten nur die Tatsachen. Auch jene«, fügte er hinzu, »Gott betreffend. Oder«, und nun lächelte er gequält, »den Halbmond.«
»Bist Du jetzt fertig?«, fragte Masudi scharf den Professor.
»Meine Herren, meine Herren!« Dr. Messenger schaltete sich wieder ein (denn die Lage auf Grund der Übersteigerung zumindest eines der Kontrahenten schien außer Kontrolle zu geraten).
»Ich lasse nicht so, nicht auf diese Weise auf dem Halbmond herumtrampeln«, versicherte Masudi entschlossen. »Sie wissen, das ist für unsere Religion, übrigens die einzig korrekte auf Erden, ein tiefes Symbol, ein hohes Zeichen. Und wenn man dieses Merkmal da draußen im Weltraum erspäht, und wäre es noch so weit entfernt, dann ist das kein Zufall, sondern ein Wink Gottes. Womit«, fügte er mit sichtbar pochender Halsschlagader hinzu, »der Beweis der Richtigkeit unserer Religion erbracht wäre. Was ich aber vorher schon wußte. Was wir jetzt indes alle zur Kenntnis nehmen sollten, sofern wir nicht blind oder dumm sind.«
»Ich wußte gar nicht, Ibn, daß Du in religösen Dingen so bewandert bist«, wandte sich die Blomschmidt an den Araber in dem Bemühen, denselben einigermaßen zu beruhigen.
»Ich bin nicht verbohrt«, wehrte dieser heftig ab. »Ich stelle nur fest, da draußen im Weltraum«, und er wies abermals auf das erstarrte Bild, »hängt ein unglaublicher Beweis für die Wahrheit. Und den lasse ich mir von niemandem nehmen!«
Dagegen ist der Stein in der Kaaba ja gar nichts, dachte er bei sich. Verschwieg diesen Gedanken aber. Nicht wahr, das ist doch ein Unterschied, ob Meteoriten vom Himmel fallen (um später angebetet zu werden), oder ob man ein solches Zeichen – wenn auch sehr weit entfernt – unmittelbar im Weltraum wahr nimmt.
»Meine Dame, meine Herren!« Selbst Messenger wischte sich nun den Schweiß von der Stirne (eine solche Auseinandersetzung hatte es in seinem Institut noch nie gegeben, ja, dergleichen hätte er sich nicht einmal entfernt vorstellen können). »Wir wollen uns doch auf die feststellbaren, ermittelbaren Tatsachen beschränken, nicht wahr!«
Und überlegte verdrossen: dieser Ibn Masudi, ist der eigentlich verrückt geworden? Wie lange ist der schon bei uns? Ach ja, mein Vorgänger hat ihn eingestellt. Da sieht man mal wieder, was passiert, wenn man nicht alles alleine macht.
Da trat aber noch etwas anderes hinzu (auch wenn die stillstehende Aufnahme derzeit nicht allzu viel hergab). Denn sowohl Masudi wie Messenger und alle anderen, sie hatten doch zumindest einen Ausschnitt oder – wenn man vorsichtig urteilen wollte – eine Ahnung dieser Stelle im fernen Kosmos betrachtet. Also die Aufzeichnung davon. Doch nur einer (der Araber nämlich) war darüber verrückt geworden. Und erblickte, was ihm gerade in den Sinn kam, einen Halbmond also (das Symbol von deren Religion, welches Dr. Messenger zweifellos respektierte).
»Sie glauben, daß ich verrückt bin?«, forschte Masudi prompt nach (die Gedanken seines Chefs zu erraten, das war nicht so schwer, in diesem Falle).
»Nein, nein, Ibn, gewiß nicht«, Jim Messenger zappelte mit Händen und Beinen, »aber man kann doch in bestimmte, signifikante Sternstrukturen dies oder jenes hineinlegen. Ich erinnere«, fuhr er, Hoffnung schöpfend, fort, »nur an die Sternbilder, über welche wir den Himmel zu betrachten pflegen. Schwan und Waage und was Sie so wollen. Das gibt es doch überhaupt nicht. Sondern das ist es, was unsere Altvorderen in bestimmte, auffällige Sternkonstellationen hineinlegten und was wir gerne übernommen haben. Warum auch nicht? Aber deswegen müssen wir doch noch lange nicht einen richtigen Schwan oder eine echte Jungfrau dort am Himmel vermuten, nicht wahr.«
»Danke«, sagte, als wäre sie unmittelbar angesprochen, die Blomschmidt.
»Gefaltete Hände«, stellte Bhaktram, der indische Astronom und Buddhist, ohne Umschweife fest.
»Gefaltete Hände?« Nun war Dr. Messenger dabei, außer sich zu geraten.
Was war das? Seine Kollegen machten sich über ihn lustig? Statt zu einer sachlichen, insbesondere unterkühlten, ja, eigentlich, genau genommen, abwieglerischen Diskussion beizutragen, heizten sie an, gossen Öl ins Feuer. Jedenfalls der Inder.
»Was wollen Sie uns damit sagen?«, forschte der Stationsleiter, sich zusammennehmend, allerdings äußerst ungehalten (galt es doch, seinen Ruf und Rang zu behaupten, und der ließ unter anderem nicht zu, jetzt zu kneifen).
»Gefaltete Hände«, erwiderte Bhaktram, »sind ein Zeichen unserer Religion.
»So richtig, wie im Christentum, spitz zum Himmel erhoben?«, faßte Messenger pikiert nach.
»Ja«, bestätigte der Inder und nickte.
»Na ja«, warf die Blomschmidt ein, »so verkehrt erscheint mir das Symbol denn auch nicht. Wenn man bedenkt«, fügte sie hizu, »daß wir uns betend, mit gefalteten Händen an keinen Geringeren als an Gott wenden. Der, allem Dafürhalten nach, irgendwo dort oben wohnt oder sich doch wenigstens in diesem Bereich aufhält.«
»Was ist mit Ihren gefalteten Händen, Kutub?«, fragte Messenger unwirsch (sehr wohl ahnend, was der Buddhist gleich eröffnen würde).
»Nun, die am Himmel«, antwortete prompt dieser.
»Die dort draußen?«, fragte der Stationschef, dem es sichtlich Mühe bereitete, sich zurückzuhalten.
»Die dort draußen«, bestätigte Bhaktram, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Im Weltraum, Kutub?«
»Im fernen Weltraum, Herr Kollege.«
»Ich verstehe Sie doch richtig, Kutub?« Der Stationsleiter mußte schlucken. »Sie sehen da draußen, dort, wo, nach Aussage von Herrn Professor Beyer die Sterne springen, zum Himmel gefaltete Hände? Ja, ist das so, Kutub?«, faßte Messenger, nunmehr hinsichtlich der für ihn dreisten Aussagen wirklich außer sich geratend, nochmals nach.
Doch der Buddhist, zudem ein selbst mit Preisen ausgezeichneter Astronom, nickte trocken. Jedenfalls hatte ihm dieser Umstand auch eine der hochrangigen Beobachtungsstellen auf den Andengipfeln eingetragen.
»Aber das kann doch sein«, mischte sich Stefanopoulos wieder ein.
»Was kann sein, Stefan?«
»Na, daß sich Sonnen da draußen in besonders auffälliger Weise gruppieren. Ich meine, wir betrachten doch selbst von der Erde aus manch verblüffende Sternkonstellation, der wir dann, wie unser verehrter Chef schon feststellte, bestimmte Namen verleihen. Und warum«, überlegte der griechische Astronom, »sollte es da draußen nicht auch so sein? Ich meine«, er zuckte mit den Schultern, »gerade auf Grund der Entfernung und der Verdichtung. Und der Störungen, ja, der Störungen«, er schien bei seinen eigenen Erwägungen Mut zu fassen, »die uns wegen der Entfernung und der Verzerrungen, welche die Distanz mit sich bringt, ein ganz bestimmtes Bild vorgaukeln, welches wir dann für real halten mögen. Nicht wahr.«
»Glaubst Du wirklich, daß das gefaltete Hände da draußen wären?«, fragte Masudi, der Araber und Islamist, gereizt seinen indischen Kollegen.
Bisher verstanden sie sich – trotz aller religiösen Differenzen – doch eigentlich recht gut. Weil sie auf Anordnung des höchsten Chefs, Jim Messenger, und der dahinter stehenden Behörde alle entsprechenden Streitfragen oder Verwicklungen gefälligst zu unterlassen hätten. Dazu bestand im übrigen, genau genommen, ja auch wenig Anlaß. Wenn man bloß die als schier unverrückbar erscheinenden Sterne betrachtete. Nun aber änderte sich das womöglich plötzlich. Und zwar beim Anblick eines Himmelsausschnittes, auch wenn derselbe, substellar betrachtet, noch so weit entfernt war.
»Es zählt, was man wirklich sieht, mein Lieber«, erwiderte, sich in die Schale der Unüberwindlichkeit werfend, Bhaktram.
»Also einen Halbmond«, stellte Masudi gänzlich unbeirrt fest.
»Gefaltete Hände«, hielt Bhaktram, nun ebenfalls aufbrausend, dagegen.
»Meine Herren!«, ermahnte sie erneut ihr Vorgesetzter.
»Man kann doch«, fuhr Messenger fort, »bestimmte, zufällig zusammengestellte Sternverbindungen so oder so ausdeuten. Aus ihnen, was einem gefällt, entnehmen oder in sie hineinlegen. Wie ich schon erwähnte.«
»Ja«, zischte der Islamist, »das ist gewiß richtig, Sir, wenn man die normalen Sternbilder nimmt. Aber hier ist es etwas ganz anderes!«
»Und was, bitte, Ibn, ist hier so anders?«
»Na, ich werde doch noch einen Halbmond von jeder anderen beliebigen Gruppierung von Sonnen unterscheiden können!«
»Gefaltete Hände«, beharrte Bhaktram unbeirrt. »Das ist es, was ich übrigens auch sagen wollte.«
»Was denn, Kutub?«
»Diese Konstellation, Herr Direktor, ist so eindeutig, das ist kein Zufall. Und sie ist auch keiner Interpretation, also willkürlichen Ausdeutung, überlassen. Das sind eindeutig gefaltete Hände, die sich dort – wenn auch in großer Ferne – am Himmel erheben.«
Wie wäre es, wenn Sie selber, Chef, einmal Ihre Augen öffnen würden? dachte er bei sich, sagte es aber nicht.
Jim Messenger wischte sich den Schweiß von der Stirne. Nicht so sehr wegen der krass unterschiedlichen Aussagen zweier seiner führenden Astronomen. Sondern wegen der anhaltend ungesunden Stimmung, die bei der Unterredung aufkam. So etwas hatte er ja überhaupt noch nicht erlebt. Und das unter seinem Dache. Daß sich hochqualifizierte Wissenschaftler möglicherweise über einer Kleinigkeit, über einem Meßfehler oder auch wegen einer Fehlausdeutung, wie sie ja immer einmal vorkommen kann, dermaßen in die Haare gerieten.
»Herr Professor?« In seiner momentanen Verlegenheit wandte sich der Stationsleiter an den Mann, der diese Konstellation – vielleicht zusammen mit seiner Geliebten – zu allererst entdeckte.
Das war auch so ein Problem. Es gab bestimmte Spiel- und Verhaltensregeln. Dazu gehörte, daß man private Dinge nicht mit beruflichen verquickte. Genau das aber tat Dr. Beyer hiermit. Und alle wußten es. Sein eigener Chef eingeschlossen. Ob er, Jim Messenger, da wohl schon seit längerem zu viel laufen ließ? Ob er nicht viel früher auch bei solchen Kleinigkeiten hätte eingreifen müssen?
»Herr Direktor?«
»Was haben Sie dort draußen wahrgenommen, Herr Professor?«
»Ich selber?«
»Ja, Sie, Herr Professor.«
»Ich sagte es schon, Herr Direktor.«
»Sind Sie so gütig, dies zu wiederholen, Herr Professor?«
»Gerne, Herr Direktor. Bewegliche Sterne. Nein, das ist nicht ganz präzise.«
»Sondern? Was, genau, sahen Sie, Herr Professor?«
»Springende Sterne, wie ich schon erwähnte. Ja, genau, springende Sterne.«
Professor Doktor Fritz Beyer nickte entschieden, als könne er es selbst nicht glauben und müsse darum seine eigene Aussage bezweifeln.
Der Islamist lachte.
»Springende Sterne?«, verlangte er zu wissen.
Und dachte bei sich: das glaubst Du doch selbst nicht!
Dr. Beyer nickte standhaft.
»So sah es aus«, antwortete er versöhnlich.
Denn natürlich, er wußte selber, er befand sich auf äußerst schwierigem wie heiklem Grunde. Springende Sterne im Weltraum? Selbst wenn sie sich am anderen Ende des Kosmos befänden, oder, sagen wir, auf halbem Wege auf der Sichtreise zurück zur Erde. Auch dort mußte man den Weltraum als gewöhnlich und normal betrachten. Und das schloß die Vorstellung mit ein, daß selbst dort Sterne nicht springen konnten.
»Hast Du jemals vorher schon springende Sterne gesehen, Fritz?«, fragte Masudi fast höhnisch.
»Nein, Ibn, habe ich nicht.«
»Und wie stellst Du Dir das eigentlich vor?«
»Daß Sterne springen?«
»Ja, genau. Ich darf doch unterstellen, daß Du weißt, wie groß so ein Stern ist. Nicht wahr, und die da draußen«, der Islamist ereiferte sich wieder, »sind nahezu allesamt um ein Vielfaches größer als unsere eigene Sonne.«
»Das sind sie, Ibn. Und?«
»Und wie, bitte, springen solch große Objekte?«
»Ich verstehe das überhaupt nicht«, warf Stefanopoulos ein.
»Was denn, Stef?«, fragte ihn Messenger, froh, von dieser Seite Hilfe in der Besänftigung und Beschäftigung der Kontrahenten zu bekommen.
»Da springen also Sterne«, stellte der griechische Astronom fest.
»Und?«
»Was, in der Tat, von den Größenverhältnissen her vollständig unmöglich ist, von der Entfernung einmal ganz abgesehen.«
»Und?«
»Wie, Fritz, sah das denn genau aus für Dich? Ich meine, die springenden Sterne?«
»Ähnlich wie ein Raster oder Mikrogewebe«, erklärte die Blomschmidt, pflichtschuldig ihrem Chef zu Hilfe eilend.
»Ach, wie ein Mikrobild, ja, ist es das?«
»So ähnlich, Stef«, stimmte Beyer, mit dankbarem Blick auf seine Assistentin, zu.
»Was Ihr also da draußen erspäht habt, das ist das Gewabere von Mikrostrukturen, wie wir sie beim Betrachten von atomaren oder subatomaren Größenordnungen gewahren. Ja, ist es das, was Ihr betrachtet habt und was Euch wie springende Sterne vorkam?«
»Ein Beobachtungsfehler«, stellte Hoyer, herbeigerufener, gerade eben eintretender Technik-, Teleskop- und Strahlungsexperte, fest.
»Herr Kollege!«, rief der Stationsleiter, die neue Unterstützung erfreut begrüßend, aus.
»Na ja«, räumte Beyer ein, »daran haben wir auch schon gedacht, Wilhelm.«
»Und?«, fragte Hoyer. »Habt Ihr einen subgenrespezifischen Test unternommen? Die Station auf Empfangssignale wie auf Verschmutzungen zu prüfen?«
»Haben wir nicht«, eröffnete, leicht umwirsch, die Blomschmidt.
»Das macht doch der Computer ganz automatisch«, wandte indes Beyer ein.
»Ihr habt ihn zu diesem Zwecke aufgerufen?«, fragte Hoyer.
»Natürlich.«
»Und?«
»Keine Verschmutzung, keine Verzerrungen auf Grund der großen Entfernung, nichts dergleichen.«
»Und wenn die Kontrollinstanz, ich meine das überprüfende Meßgerät, selbst defekt ist?«, gab der griechische Astronom zu bedenken.
»Nun, mal langsam, meine Dame, meine Herren«, gebot, die Hand hebend, Messenger.
Und wandte sich seinem Entdecker zu. »Das würde mich interessieren, Herr Professor.«
»Was denn, Herr Direktor?«
»Wie sieht das für Sie aus, Herr Professor, wenn Sterne springen?«
»Das möchte ich auch einmal wissen«, schloß Ibn Masudi sich dieser Forderung an.
»Wie ein mikrostrukturelles, waberndes Gewebe«, wiederholte Beyer die bereits angedeutete Auffassung.
»So, wie ein Bildschirm?«, erkundigte sich Stefanopoulos. »So, wie es aussieht, wenn man das Bild ausschaltet?«
»Ja, genau. Dann erblickt man das Gekröse. Verzeihung, ich meine das Rauschen des Äthers.«
»Und springende Sterne?«, wollte Masudi höhnisch wissen.
»Was immer man wahrnimmt«, schaltete Messenger sich wieder ein, »es zeigt jedenfalls die Regellosigkeit der Vorgänge. Und das, was uns selbst bei großen, nein, bei sehr großen Objekten wie springende Sonnen vorkommen könnte.«
»Was ist mit der Aufzeichnung?«, wollte er dann wissen.
Denn der direkte Blick dorthin, wo eben noch diese möglicherweise außerordentliche Entdeckung gelungen war, sollte auf Grund der interkosmischen, insbesondere der subkosmischen Störungen nicht mehr gelingen.
»Gleich fertig«, erwiderte Hoyer, der sich selbst darum kümmerte.
»Na, bitte, voilà!«, rief er dann. »Wir können beginnen!«
»Ich meine, wenn Sterne springen«, sagte Messenger halblaut zum Professor, »das ist doch etwas anderes als das Flimmern, welches wir bei ausgeschaltetem Fernsehbild wahrzunehmen pflegen.«
»Würde ich auch meinen«, bestätigte Beyer.
Und nickte.
»Und Sie haben wirklich solch große Objekte gesichtet, Herr Professor? Welche sich bewegen?«
»Ja, Herr Direktor.«
»Und regelrecht springen?«
Dr. Beyer nickte wieder.
Jim Messenger, ob der unbezweifelbaren Bestätigung des mitgeteilten Sachverhaltes, ächzte. Also, springende Sterne, dachte er bei sich. Warum nicht? Welche Verrücktheit sollte einem denn nicht in den Kopf kommen, wenn dieselbe Erscheinung auf einen anderen wie eine halbmondförmige Sichel wirkt?
Ist das ein Wahnsinn, dachte der Stationschef weiter bei sich. Was brocken sie mir da ein, meine Leute? Und was soll ich meinen Verantwortlichen gegenüber insofern vertreten? Wir haben doch neue Gelder angefordert. Reichweite und Durchschlagskraft der substellaren Fotografie sollen wesentlich verbessert werden. Bis zum Beginn der Schöpfung wollen wir blicken. Und jetzt das! Da kommen diese sogenannten Experten, den Professor und seine Assistentin eingeschlossen, und sie vermasseln alles.
»Sind wir so weit?«, fragte, ungeduldig auf den Füßen wippend, Hoyer.
»Ja, ja«, erwiderte der Stationschef, sich die Stirne wischend, verzweifelt.
»Also, los geht’s!«, verkündete Hoyer.
Da war das Bild wieder. Vor ihnen allen. Welches erst der Professor, dann hinzuströmende Experten original gesichtet hatten. Sterne. Natürlich. Große, massereiche Objekte. Jedes einzelne von ihnen größer als die eigene Sonne. Was für Brocken! Und so weit draußen. An Stellen, übrigens, an denen es zu der Zeit, aus der die Aufnahme stammte, ja noch gar keine Sterne hätte geben dürfen. Jedenfalls nach herkömmlicher Auffassung bezüglich der Entstehung des Universums.
»Und?«, fragte Hoyer. »Zufrieden?«
Zufrieden, womit? dachte Messenger. Was haben wir denn gesehen? Er lachte innerlich. Springende Sterne? Gekröse, Gerausche im fernen Weltraum? Unsinn! Einen Balken sah er, der Stationschef. Einen den ganzen fernen Himmel überspannenden Balken. Und gewahrte ihn, da das aufgezeichnete Bild anhielt, noch immer. Und das war allerdings auch seltsam. Wie kam denn ein solcher, ziemlich gleichmäßig geformter Körper dorthin? Was war das für eine Konstellation? Das Sternbild des Balkens würde man sie nennen können oder müssen. Aber nur, falls die anderen einem keinen Strich durch die Rechnung machen sollten.
»Ich hab’s ja gesagt«, meldete sich Ibn Masudi als erster – regelrecht triumphierend – zu Wort.
»Was haben Sie gesagt, Ibn?«, fragte Messenger, den Balken vor Augen, obwohl er um die Aussage des Arabers genau wußte.
»Na«, höhnte Masudi, »der Halbmond! Nicht wahr! Das ist doch klar. Unser religiöses Symbol und Zeichen.«
Und er lachte. »Gott sendet uns ein Zeichen dort draußen!«
Und er fügte hinzu: »Jetzt ist endlich klar, welche Religion uns richtig mit Gott verbindet. Natürlich jene, welche Mohammed, der Prophet, seinerzeit Gottes Stimme, lehrte!«
»Sind Sie, Ibn, dessen sicher, was Sie da bemerken?