Die Reise durch den Weltraum, Teil 2 – Klassische Science-Fiction - Gerd Maximovic - E-Book

Die Reise durch den Weltraum, Teil 2 – Klassische Science-Fiction E-Book

Gerd Maximovic

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Beschreibung

Dies ist der 2. Teil der »Reise durch den Weltraum«
Ende des 22. Jahrhunderts wird im fernen Weltraum ein wohlgeordneter Ring aus Sternen entdeckt, der nur eine künstliche Schöpfung sein kann. Wer sind jene mächtigen Wesen, die sogar Sterne verschieben können? Eine Expedition bricht auf, dieser Frage auf den Grund zu gehen.
Unterwegs erlebt die Besatzung manches Abenteuer. Ihr fällt etwa eine Ping-Geräusche sendende Blackbox in die Hände, welche von Wesen stammt, die ebenfalls versuchten, den Sternenring zu erreichen.
Die Herren der neuen Technik sind die Adonianer. Sie vermitteln den Besuchern ganz neue Einblicke in Sein und Zeit und in den uns alle verbindenden Kosmos …
Der Autor hat bewusst die alte Rechtschreibung gewählt.

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Gerd Maximovic

 

 

Die Reise durch den Weltraum

 

Teil 2

 

 

 

Klassische Science-Fiction

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Steve Mayer, 2024

Korrektorat: Katharina Schönfeld

Dieser Band ist auf ausdrücklichen Wunsch des Autors in der alten deutschen Rechtschreibung verfasst und veröffentlicht.

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

www.baerenklauexklusiv.de / [email protected]

 

Alle Namen, Personen und Taten, Firmen und Unternehmen, sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären also rein zufällig.

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv. Hiermit untersagen wir ausdrücklich die Nutzung unserer Texte nach §44b Urheberrechtsgesetz Absatz 2 Satz 1 und behalten uns dieses Recht selbst vor. 13.07.2023 

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Die Reise durch den Weltraum 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

Weitere Romane und Erzählungen von Gerd Maximovic, einem Meister der klassischen Science-Fiction, sind erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung 

 

Das Buch

 

 

Dies ist der 2. Teil der »Reise durch den Weltraum«

Ende des 22. Jahrhunderts wird im fernen Weltraum ein wohlgeordneter Ring aus Sternen entdeckt, der nur eine künstliche Schöpfung sein kann. Wer sind jene mächtigen Wesen, die sogar Sterne verschieben können? Eine Expedition bricht auf, dieser Frage auf den Grund zu gehen.

Unterwegs erlebt die Besatzung manches Abenteuer. Ihr fällt etwa eine Ping-Geräusche sendende Blackbox in die Hände, welche von Wesen stammt, die ebenfalls versuchten, den Sternenring zu erreichen.

Die Herren der neuen Technik sind die Adonianer. Sie vermitteln den Besuchern ganz neue Einblicke in Sein und Zeit und in den uns alle verbindenden Kosmos …

Der Autor hat bewusst die alte Rechtschreibung gewählt.

 

 

***

Die Reise durch den Weltraum

 

Teil 2

 

1. Kapitel

 

»Was ist das?«

Gloria, ihre Hand nach dem Vorratsschränkchen im Badezimmer ausstreckend, hielt verwundert inne. Ihr Mann, Heinrich, im Wohnzimmer, achtete nicht darauf.

»Man glaubt es ja gar nicht«, versetzte er wie abwesend.

Er studierte nämlich mehrere Ganzzeit-Raster sowie multipolare Unterschwelligkeits-Generatoren, und zwar zunächst nur über den Bildschirm. Denn er war nicht sicher, wie nun diese Vorrichtungen wiederum funktionierten. Noch, ob er sie wirklich verstanden hatte.

»Das kannst Du wohl sagen«, bekräftigte sie.

»Was meinst Du, Liebling?«, fragte er, insbesondere die multipolaren Unterschwelligkeits-Generatoren im Blick, zerstreut zurück.

»Man will es gar nicht glauben«, erwiderte sie und zog energisch ein in dem Schränkchen aufbewahrtes Fläschchen mit Parfüm zu sich heran.

Er stutzte, wie er das hörte. Multipolare Generatoren sowie andere zugehörige Einrichtungen waren vergessen. Zunächst zögernd, wandte er sich um und starrte in Richtung Badezimmer, wo seine Gattin den bloß locker aufgesetzten Stöpsel von dem Fläschchen entfernte. Sie hob dasselbe an und roch, als ob sie es selbst nicht glauben könne, vorsichtig an ihm. Mittlerweile stand er sperrig und breit in der bloß angelehnten Türe.

»Willst Du auch mal, Heiner?«, fragte sie neckisch und höchst entzückt und roch ein zweites und ein drittes Mal, nun schon mutiger werdend, an dem Behälter.

Mit offenem Munde stand er, ihr Göttergatte, bloß da. Ob er an einem Parfümfläschchen riechen sollte? Eigentlich nicht, wie es ihm so in den Sinn kam. Es gab andere Dinge zu besorgen, von aufgeschobenen Reiseplänen einmal ganz zu schweigen. Doch die Haltung seiner von der Entdeckung so überaus angetanen Frau ließ ihn stutzen.

»Was ist das für ein Parfüm?«, fragte er darum, sich ein wenig auf die Gesprächsebene seiner Gattin einlassend.

»Parfüm Nr. 17«, erwiderte sie locker und hielt ihm das Fläschchen herausfordernd entgegen.

»Ach ja?« Er runzelte die Stirne, verließ seine gewissermaßen geschützte Stellung im Türbogen, bewegte sich auf seine Frau und insbesondere auf das Parfüm zu und nahm ihr letzteres vorsichtig aus den ihm bereitwillig entgegen gestreckten Händen.

Er roch daran.

»Es duftet angenehm«, erklärte er zögernd.

Er las die gedruckte Aufschrift. »Parfüm Nr. 17.«

Auch das, wie nicht anders zu erwarten, stimmte. Mit angehobenen Augenbrauen betrachtete er seine Frau, noch immer das vor Köstlichkeit strotzende Behältnis, mit welchem er selbst allerdings nichts anfangen konnte, in den Händen.

»Nun?«

»Lies mal die unterste Zeile.«

Die unterste Zeile? Er wunderte sich. Dieselbe hatte er natürlich nicht gelesen. Wer liest schon jemals die gesamte Inschrift auf Rezeptpackungen und dergleichen? Absurd, dachte er nebenbei, was Frauen sich manchmal mit Riechwässern und dergleichen ausspinnen. Ihm kam das eigentlich erstaunlich vor, zumal auch seine eigene da überhaupt nicht anders war.

Die unterste Zeile? Er las sie. Und las sie wieder. Und das Fläschchen fiel ihm beinahe aus den Händen.

»Hergestellt auf Adonis«, stand dort in doppelter Schrift, oben in einheimischer, darunter also auch in eigener, »nach Erd-Rezepten«.

»Hm, seltsam«, sann er nun laut, »hergestellt auf Adonis. Natürlich, wo sonst. Aber nach Erd-Rezepten? Die müssen wir wohl mitgeführt haben?«

»Haben wir, ganz ohne Zweifel«, flüsterte seine Gattin.

»Ach ja«, sagte er.

Und wie abweisend fügte er hinzu: »Die sind aber schnell.«

Und dabei hielt er das Fläschchen, wie einen höchst verdächtigen, ja, gefährlichen Gegenstand, schräg von sich. Nur nicht rühren, nur nicht schütteln, überlegte er. Wer wußte schon, was dann geschehen würde? Nach Erd-Rezepten? Was darin wohl enthalten wäre? Parfüm, daß ich nicht lache!

Doch dies, gewissermaßen seine berufsmäßig einsetzende vorsichtige, prüfende, alles ein Dutzend Mal abklärende Haltung, war nicht alles. Denn die Nummer 17 – ihm dämmerte da etwas – hatte nämlich für Gloria und für ihn eine besondere Bedeutung. Damals, als sie jung verliebt waren, spielte dieses Parfüm eine beträchtliche Nebenrolle in ihrem Verhältnis.

Er schenkte es ihr, Gloria, nämlich irgendwann, nein, sehr bald. Natürlich, was für ein vergeßlicher Trottel er doch wäre … Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen. Es hatte ihn nämlich erhebliche Mühe gekostet, herauszufinden, welches Duftwasser sie vorzog. In dieser Hinsicht war er nun einmal penibel. Bloß keinen Fehler in dieser Beziehung machen! Doch endlich – möglicherweise mit ihrer Nachhilfe – hatte er es herausgefunden.

Parfüm Nr. 17. So etwas war unverhältnismäßig teuer, jedenfalls seinem Geschmack nach, und er sah überhaupt nicht ein, warum alle diese Wässerchen solch ein Vermögen kosten mußten … Doch egal. Und jetzt, wie auch die Erinnerung hoch kam, hielt er es allerdings wieder in den Händen. Eindeutig war es dasselbe Parfüm wie damals. Oder? Er schnupperte einmal mehr daran und war jetzt ganz sicher. Hergestellt wie auf der Erde, nach Erd-Rezepten. Doch er befand sich – zusammen mit seiner Gattin und den vielen anderen – nicht auf der Erde, sondern auf Adonis.

Eigenartig, seine Gedanken überstürzten sich. Unmöglich! Das konnte gar nicht sein!

»Sie haben«, sagte er, indem er sich auf die Gastgeber bezog, selbst diese, das Parfüm betreffenden, überaus nebensächlichen Anweisungen zur Kenntnis genommen. Und sie haben sie perfekt umgesetzt.«

»Ja?«

»Wie machen sie das?«

»Und wie ist das so schnell möglich?«, schloß sich Gloria, an die diese Ansprache gerichtet war, seiner Frage an.

Er räusperte sich, wie, um sich selbst Gewichtigkeit zu verleihen.

»Das läßt sich nicht nur mit bloßer Technik erklären«, versetzte er mit leicht verunglückter, kratziger Stimme und mußte, deutlich verlegen, husten, prusten und selbst ein wenig spucken.

Dann, seine Gedanken sammelnd, wurde er streng und ernst.

»Wo hast Du das Fläschchen gefunden?«, wollte er dann wissen.

Er drehte sich aber unverzüglich zu dem Schränkchen um.

»Hier drin?«, fragte er, ohne auch nur eine Antwort abzuwarten.

»Ja, genau hier«, fuhr er in seinem Selbstgespräch fort, denn er war sich der Erwiderung seiner Gattin, die vorerst schlicht und einfach schwieg, sicher.

Wie ein Spürhund, der die Fährte aufgenommen hat, öffnete er das Schränkchen mit einem heftigen Ruck. Seine Handbewegung war dabei aber so entschieden, daß er es fast aus der Wand riß. Dahinter befand sich aber keine wirkliche Mauer, sondern, wie es schien, eine lichtüberblitzte Zugangspforte, aus welcher ein gerade jetzt nachlassendes heftiges Brausen scholl. Doch selbst dies wirkte wie eine Illusion, denn auch das, was wie eine Art freier Raum oder Korridor wirkte, verfestigte sich gerade unter den neugierigen Blicken rasch wieder, ganz so, als ob die Zugangspforte auf jedes Eindringen reagiere.

Gloria Luntz betrachtete das Treiben ihres Gatten mit einer Art Belustigung. Einerseits dachte sie, daß er wirklich ein 'Göttergatte' wäre, andererseits war sie nicht weniger als er an dem interessiert, was sich hinter dieser Parfümpforte verbarg. Im Übrigen hatte sie ihm das Fläschchen längst abgenommen, wollte sie, sein vorübergehend ungestümes Verhalten in Rechnung stellend, doch weiteren Schaden verhindern.

Ohne sich um seine Frau zu bekümmern, öffnete er die Türe des Schränkchens mehrmals und schloß sie gleich wieder. Und jedesmal war es, als ob ein weiterer Blick hinter die Kulissen dieser Vorstellungswelt gelänge. Immer blitzten dort wie von schräg stehenden Scheinwerfern ausgesandte Lichter, und ein tiefes Rauschen kam aus der mehrdimensionalen Fläche. Und das Ganze war sinnverwirrend. Ein Meer von Düften, Farben und Geräuschen umspielte ihn und seine Gattin, als wären sie – türöffnend – in eine andere Welt hinaus getreten.

Das war betäubend. Und der soeben noch verzeichnete Effekt ließ nach, die überwältigenden, die Sinne berauschenden Eindrücke verblaßten. Dort hinter dem Schränkchen starrte sie alsbald nur noch ein leerer, gekachelter Raum an, doch immerhin, die sorgfältig aufgetragenen, farblich geschmückten Kacheln, sie blitzten.

Heinrich Luntz drehte sich um und sah, mehr fragend als wissend, seine Frau an. Vielleicht, dachte er, könnte sie ja diese dem scheinbaren Zufall unterworfene, sinnverwirrende Angelegenheit aufklären, zumal eindeutig Emotionen, also Gefühle in diese Sache herein kämen. Gloria selbst stand dort, im Rücken ihres Mannes, im wohldurchdufteten Badezimmer, und hielt den Parfümflakon allerdings fest umklammert, ganz so, als wolle sie denselben für ihr ganzes restliches Leben sichern.

»Was war das?«

Sie, nunmehr nicht minder verblüfft als ihr Gatte, stellte das anscheinend lebenserhaltende Fläschchen sorgfältig ab und zog einen Computer zu sich heran, der auf einem Scherentisch aus der Wand herauswuchs.

»Wollen doch mal sehen«, flüsterte sie.

Ihr Gatte selbst trat inzwischen respektvoll von dem doch so unscheinbar wirkenden Schränkchen zurück und nahm das Parfümfläschchen vorsichtig zur Hand, um an ihm zu schnüffeln. Es enthielt so viele Erinnerungen, es durfte auf keinen Fall etwa zerbrechen.

Ein Fragenkatalog erschien unter Glorias Händen, sie hatte das Universallexikon aufgerufen.

»Man muß eine Frage eingeben«, sagte Luntz zu ihr, der sich über ihren Rücken beugte, sie berührte und an ihr roch (sie roch gut).

»Ja, aber welche?«, erwiderte sie und schüttelte leicht unwillig ihre Haare.

Immerhin, das Universallexikon war in irdischer Standardsprache verfaßt oder jedenfalls in diese übersetzt, und zwar offenkundig in Windeseile oder doch besser in Computerschnelle. Dahinter mußten Rechnergenerationen stehen, von denen man auf Erden bislang nur träumen konnte. Doch wie als Antwort auf Glorias eher unschuldige Frage, tauchten gleich mehrere Stichworte als Vorschläge auf dem Schirm auf.

»Produktion«, war eins von diesen.

»Parfümproduktion«, lautete ein weiteres, ergänzendes, das sich dem ersten, sobald Gloria es anklickte, anschloß.

»Irdische Parfümproduktion«, war das nächste, zu dem Gloria gelangte.

Doch hier wackelten oder zitterten die Buchstaben, als wäre dieser Programmpunkt in der einheimischen Datei oder in der Übersetzung selbst bei solch ungeheuren Rechnerleistungen noch nicht vollständig gesichert oder gefestigt.

»Wollen Sie Ihr eigenes Parfüm produzieren?«, erschien schon die nächste Frage, als Gloria eben noch überlegte, wie weiter fortzufahren wäre.

»Ja«, erklärte lachend und geradezu hoffnungsvoll ihr Gatte.

Er berührte dabei wie unabsichtlich Glorias Rücken. Dort ließ er seine Hände ruhen, sein geliebtes Weib sollte ihm gewissermaßen nie mehr aus den Fingern schlüpfen können. Indes, man hätte denken können, ihn habe das Gefühl überkommen, daß man das dem allem zugrunde liegende Problem auf diese Weise am besten lösen würde. Und seine unbewußte Ahnung täuschte nicht.

»Ja«, tippte Gloria also den Wunsch ihres Gatten ein.

»Welche emotionalen Werte sollen darin enthalten sein?«, hieß die nächste, auf den ersten Blick seltsam berührende Frage, zumal das Ganze ja von einem Computer und mit ihm zusammenhängenden Verknüpfungen gesteuert wurde.

»Wie werden emotionale Werte da wohl eingegeben?«, fragte Luntz erheitert, der in der Art eines Masseurs den Rücken seiner Frau leicht rieb, wie, um auf diese Weise, ihre Gesundheit absolut zu verbürgen.

»Emotionale Werte«, murmelte auch Gloria, die gegen ihren derzeitigen Masseur anscheinend nichts einzuwenden hatte.

Denn sie griff mit einer Hand nach hinten, den Arm ihres Mannes nicht nur zu berühren, sondern offensichtlich nie wieder loszulassen. Das hinderte sie aber nicht daran, voraus besagtes Stichwort mit einer Hand einzutippen. Die vorgeschlagene Liste – also in das Parfüm einzuführender emotionaler Werte – erschien.

»Liebe, Verbundenheit, Zuneigung …«, lasen beide dort stichwortweise unter anderem in einer langen, in alphabetischer Reihenfolge vorgeführten Aufzählung möglichen gefühlsbestimmten Verhaltens.

»Ein Parfüm der Verbundenheit?«, wunderte sich Heinrich. »Kann ein Parfüm so etwas verströmen?«

Dort, an der Konsole, vor der Gloria saß – sie hatte inzwischen, um besser tippen zu können, den Arm ihres Manns losgelassen – befand sich auch ein Knopf F1, von dem man wie auf der Erde wußte, daß man ihn zum Aufruf und zur Beantwortung von Fragen benutzen konnte. Gloria drückte ihn, doch, wie maßgeschneidert, erschien schon die Antwort auf ihr Begehren.

Dort stand nämlich: »Ein Eintrag von Zuneigung ins Parfüm wird dringend angeraten.«

»Was sagst Du dazu?«, wollte Gloria von ihrem Gatten wissen.

»Das wollen wir genauer bestimmen«, antwortete er vergnügt.

Sie drehte sich zu ihm um. »Wie denn?«

Herausfordernd wies er auf die Liste, welche wie von selber wieder nach oben rollte.

»Das soll ich bestätigen?«, fragte Gloria nunmehr belustigt angesichts des Stichwortes, bei dem die ausgeklügelte Mechanik anhielt.

»Ja«, Luntz lachte, »das ist der Schlüssel, er löst die meisten hausgemachten Probleme.«

Unter dem beifälligen Nicken ihres Gatten tippte sie also das Stichwort 'Liebe' ein oder an.

»Einen Moment, bitte«, schrieb die Maschine.

Sie schien schwer zu arbeiten, gar so, als ob unzählige Liebesfaktoren in ihren Programmabläufen enthalten wären und sie sich – ohne genauere Angaben – nur schwer für einen von diesen entscheiden könne.

»Schon geschehen!«, schrieb sie dann nach einer für einen Computer als schier unendlich erscheinenden Zeit.

»Inwiefern?«, tippte Gloria dagegen.

Die Maschine wurde offiziell und verkündete förmlich: »Ihr Mann hält das bereits erzielte Ergebnis in seinen Händen, Madam.«

Ja, das stimmte. Heinrich Luntz hatte nämlich das Fläschchen – Parfüm Nr. 17 – derweil wieder an sich genommen, als ob er es wie Gloria, damit aber insbesondere auch die Erinnerungen an frühere Zeiten (auf der Erde) nicht mehr loslassen wollte. Seine Gattin hatte er übrigens inzwischen, wenn auch widerwillig, wieder frei gegeben.

»Sie ahnen oder erfühlen unsere Wünsche«, sagte Luntz zu seiner Gattin.

Glorias Hände ruhten auf den Tasten. »Erfüllung von Wünschen, bevor man sie auch nur ausspricht?«

»Sieht so aus, Liebling.«

»Und woher haben sie die den Wünschen zugrunde liegenden Daten?«

»Aus unseren Computerbänken.«

»Aus unseren psychologischen Protokollen?«

»Ja.«

Gloria nickte zögernd. »Und wie kommen sie an unsere persönlichen Werte? Woher weiß die Maschine, um welchen Duftstoff sich unsere anfängliche Beziehung rankte?«

»Du meinst, Parfüm Nr. 17?«

Sie erhob sich und packte ihren Gatten wie mahnend an beiden Armen. »Steht das auch in unseren Computerbänken?«

Er sah um die halbe Kopfgröße, die er seine Gattin überragte, wohlwollend auf sie hinunter.

»Wohl kaum«, bekannte er dann.

So lieblich hatte er Gloria selten empfunden. Die Maschine indes flimmerte, wie unschlüssig, abermals über ihrem Bildschirm.

»Was dachtest Du eigentlich, was in dem Badekabinett enthalten sein sollte?«, wollte Luntz von Gloria wissen.

»Bevor wir Appartement 1217 bezogen?«

»Ja, noch bevor wir auch nur den Fuß hier hinein gesetzt hatten.«

Sie hielt ihren Mann noch immer an einem Arm fest (mit der Hand des anderen stellte er das Parfümfläschchen wieder zurück auf das Tischchen).

»Nicht viel«, wehrte sie dann ab. »Eigentlich nur, und nur beiläufig und am Rande, wie halt so eine Badezimmereinrichtung zu erwarten wäre.«

»Du hast nur so nebenbei an das Badezimmer gedacht?«

»Nur sehr flüchtig«, erklärte sie. »Ich habe mir schon ein tüchtiges erfrischendes Bad in einer großzügigen Wanne vorgestellt. Etwas von einer ganz anderen Qualität, als wir sie auf der Herreise erlebt haben.«

»Sonst nichts?«

»Was meinst Du, Heiner?«

»Auch wenn das nur flüchtige Gedanken waren, welche weiteren Vorstellungen haben Dich überflogen, als Du Dir das Badezimmer und insbesondere die Wanne vorgestellt hast?«

Sie errötete leicht – bei dieser direkten Frage – und ließ dann den Arm ihres Mannes los.

»Du meinst, damals?«, wollte sie dann wissen.

Er nickte und drückte sie vorsichtig an sich. Damals nämlich, da waren sie gelegentlich – das ließen Zeit und Verantwortung heute nämlich nicht zu – gemeinsam in ihre allerdings geräumige Badewanne gestiegen. Hatten also neckischerweise gemeinsam gebadet. Ja, sicher, sie hatten sich auch geschrubbt und gewaschen, das war ja der eigentliche Sinn der Sache. Die Seife flog jedenfalls, das Wasser spritzte, und selbst das Badekäppchen, das Gloria dabei gelegentlich trug, ging des öfteren verloren.

»Ja, aber das war nur eine Erinnerung«, erklärte sie wie entschuldigend, nachdem sie diese amüsante Episode aus ihrer beider Leben berichtet hatte.

Er griff wieder nach dem Fläschchen. Hob es hoch über ihrer beider Köpfe. Parfüm Nr. 17, genau das war es. Das war es also, woran seine Gattin beim Betreten des Badezimmers unter anderem wesentlich gedacht hatte. Ihr Parfüm, mit dem sich ihre Erinnerungen verbanden. Mehr als nur ein Parfüm. Ein Symbol für noch etwas ganz anderes. Es war ganz wie auf der Erde. Er schüttelte das Fläschchen kräftig, und die darin enthaltenen Erinnerungen und Gefühle, unmittelbar importiert von der Erde, schwappten darin tüchtig.

Aber das ist ja nicht ganz verkehrt, überlegte er dann in aller Ruhe. Auf diese Weise kann man die Besucher auch auf ihre mögliche Gefährlichkeit überprüfen. Nämlich über besagtes Parfüm und über alle erfreulichen Vorstellungen, die sich mit ihm verbinden.

»Wie machen sie das?«, fragte Luntz später, als sie beide im Bette lagen.

Jegliche schon halb vergessene Erinnerung an das so wunderbare Parfüm stand mächtig im Raume. Gerüche haben für die Menschen wie für die Adonianer eine besondere Bedeutung. Und andere Gegebenheiten, zur entsprechenden Zeit unzureichend eingeschätzt, tauchten in diesem Zusammenhang auf. Er schaute nach Gloria, die – nicht weniger als er – wach war und zweifellos ihren eigenen Gedanken und Gefühlen nachhing.

»Du solltest doch einen Wunsch äußern«, bemerkte er dann.

Sie dachten offenbar längst an dasselbe. Unlängst, bei einer Besichtigung von hiesigen Produktionsanlagen, blieben sie vor einem Teller stehen. Er sollte, wie die Fremdenführerin darlegte, eine Vielzahl von Wünschen erfüllen.

Vom Gesprächsstoff des Tages angeregt, bewegten sich beide Eheleute im lichtüberwobenen Dunkel sachte in ihrem leicht überdeckten Bette.

»Dort stand Dir ein Wunsch frei, wie sie erklärten«, fuhr Luntz fort, als er sicher war, daß auch seiner Gattin besagter Produktionsteller in den Sinn kam.

»Ja, so war es.«

»Hast Du denn – mit Worten – ausdrücklich einen Wunsch geäußert? Ich kann mich daran gar nicht mehr erinnern.«

Er rollte auf die Seite, um Gloria leicht zu berühren und ermunterte sie auf diese Weise nun ihrerseits zu einer Antwort.

»Ich habe mich mit einem Wunsch getragen«, bestätigte sie unbefangen.

Sie war sich über die Zielrichtung, die ihr Gatte mit seiner eigenen Frage anstrebte, sehr wohl im Klaren.

Er setzte prompt nach. »Aber nur in Gedanken?«

»Nur in Gedanken.«

»Das dachte ich mir schon«, murmelte er.

»Ist Dir schon aufgefallen«, fuhr er dann fort, »daß die wichtigsten Dinge, die unsere Gastgeber gestalten, fast zur Gänze unsichtbar ablaufen? Man merkt von einem Gestaltungsprozeß überhaupt nichts und kommt daher in der Regel auch gar nicht auf den Gedanken, insofern irgendetwas zu hinterfragen.«

»Das ist wahre Meisterschaft«, erwiderte sie.

»Die Dinge einfach und lautlos zu gestalten?«

Sie nickte, und sie schwiegen, in Gedanken versunken, abermals im schwach lichtdurchflimmerten Dunkeln.

»Vor allem wurden wir hinsichtlich von Eigenheiten bestätigt, die nur Du und ich überhaupt wissen konnten«, brummte er dann nach einer Weile.

»Über die wir mit anderen Leuten niemals gesprochen haben«, ergänzte sie, mit seiner Bemerkung völlig einverstanden.

Gedämpftes Licht setzte ein, wie Luntz den Schalter leicht antippte. Jetzt, während er sich zur Seite drehte, schaute er seiner Frau in die Augen. Auf dem zierlichen Nachttisch neben ihr lag im matten Dämmer ein Diamant. Er stammte von dem zielgerichteten Experiment über dem Produktionsteller, an dem sie teilnehmen durften. Dieser kostbare Stein stellte das Ergebnis dar. Man hatte ihnen selbstverständlich erlaubt, ihn zu behalten. Und jetzt, nach dieser durchschlagenden Erfahrung mit dem Parfümfläschchen, breitete Gloria ihn wohl nicht so ganz zufällig auf ihrem Nachttisch aus.

»Das war ein kleiner, unauffälliger Hinweis der Adonianer«, erklärte sie.

»Worauf?«

»Auf ihr Produktionsvermögen und auf dahinter liegende Dinge.«

Das kannst Du wohl sagen, dachte Luntz bei sich und lachte leise. Da bestand ein harmloses, doch schönes Geheimnis zwischen ihm und seiner Frau, das die Gastgeber seltsamerweise teilten, ohne von ihrer Kenntnis Gebrauch zu machen oder dieselbe auch nur zu erwähnen.

»Du weißt«, fragte er dann höflich, doch ganz entschieden, um diesen Punkt endgültig abzuklären, »woran dieser Stein vollständig erinnert?«

»Er entspricht genau jenem Schmuckstück, das Du mir bei Gelegenheit unseres Kennenlernens geschenkt hast«, erwiderte Gloria schlicht und einfach, um hinzuzufügen: »Von dem Parfüm Nr. 17 einmal abgesehen.«

»Unter Aufbietung meiner letzten Finanzreserven«, fügte er, sich nicht auf das vergleichsweise preiswerte Parfüm, sondern vielmehr auf den eher teuren kostbaren Stein beziehend, in heiterem Tone hinzu.

Das Juwel jedenfalls schimmerte wie Glorias Iris. Es wies – wie die Frau – den Glanz einer Schönheit auf, die er, der Kapitän, immer bewundert, aber niemals völlig verstanden hatte. Im Übrigen war das wohl Sache der Natur, und sie beide – Frau und Mann – waren völlig in sie eingebunden.

Draußen ging wieder ein – begleitender – Mond auf. Bezaubernd und verlockend wie so manches in diesem Bereich des Kosmos, das es noch zu erforschen gelte. Der fremde Himmel leuchtete überwältigend durch den Spalt des offenstehenden Fensters.

»Meinst Du, daß sie uns wohl gesinnt sind?«, wollte er später, fast wieder einschlummernd, von seiner Gemahlin wissen.

»Die Adonianer?«, fragte sie, obwohl über den Gegenstand ihres Gesprächs in jeglicher Hinsicht doch keinerlei Zweifel bestehen konnte.

»Ja, die Adonianer.«

»Nun«, murmelte Gloria wohlig im nach wie vor herrschenden schwachen Dämmerlichte, »wenn sie uns mit solchen Dingen entgegenkommen, dann wird man wohl nicht so viel von ihnen zu befürchten haben.«

Dabei drehte sie ihren Kopf leicht gegen den entschieden schimmernden Diamanten, welchen sie – wie zur Bekundung ihrer Überzeugung – genau neben das ungewöhnliche Riechfläschchen gestellt hatten.

»Und wenn sie uns damit nur einlullen wollten?«, fragte er, endlosen möglichen Zweifel vorbringend.

»Glaubst Du das, Heiner?«

»Nein.« Er drehte sich in den raschelnden Kissen. »Aber sag mal, vor dem Produktionsteller, als der Diamant entstand, woran dachtest Du dabei?«

Sie lächelte im Dunkeln, vermutlich verschmitzt, wie er vermuten durfte.

»An unsere alten Zeiten«, gab sie zur Antwort.

»Sie sagten doch, daß Du einen Wunsch frei hast?«

»Ja, das sagten sie.«

»Sie haben also auch uns getestet«, stellte Luntz nüchtern fest.

»Wie meinst Du das, Heiner?«

»Nun, Dein Wunsch hätte auch ganz anders ausfallen können, Liebling.«

»Ich glaube nicht, daß ich je auf einen uns schädlichen Gedanken verfallen wäre«, flüsterte Gloria. »Wie auch?«

Das glaubte ihr Gatte auch nicht, der versetzte: »Nun, das konnten sie vorher ja nicht wissen.«

»Aber jetzt wissen sie es?«

»Ja, in diesem kleinen, unscheinbaren Spiel, in welchem Duftwässer und gerne auch Diamanten entstehen, entscheidet sich viel mehr, als wir vermuten würden.«

Es mag viele Gründe geben, die über den Erfolg oder Mißerfolg einer Reise wie der des SMARAGDES entscheiden. Sachliche und vor allem auch gefühlsmäßige Erwägungen spielen da eine weit größere Rolle, wie das Kapitänsehepaar feststellen konnte. Weitere inhaltsbezogene Gesichtspunkte, die sie noch kennenlernen sollten, traten bald hinzu. Natürlich nahmen die Technik und die Zusammenarbeit auf diesem Gebiet sowie die Kooperation im allgemeinen und manch anderes (wie etwa Pläne und Aussichten für die Zukunft) eine besondere Stellung ein.

Die Überlegung freilich, daß, wie so oft im Leben, die weitreichende Entscheidung über das Verhältnis und die Beziehungen zweier zunächst doch so fremder und gegensätzlich erscheinender Menschen oder Kulturen still und leise, also ganz unmerklich fiel, hat in der späteren ausgiebigen öffentlichen Erörterung über den Erstkontakt durchaus ihre gebührende Rolle eingenommen. Entscheidend dabei ist demnach die Rolle einer vom rein vordergründigen, rationalen Verstande so gerne mißachteten oder verlachten tieferen Ebene, eben weil diese sich vornehmlich gefühlsmäßig äußert.

Und so war – zur Zufriedenheit nicht nur des Schiffskommandanten – einmal mehr festgestellt, daß Gefühle oder gar Gerüche, vermittelt über unsere unsichtbaren, doch unfehlbaren Schichten, die Welt und den Kosmos mehr bestimmen, als wir gewöhnlich denken.

 

*

 

Der STERNENGARTEN, das Hotel, das man ihnen also zuwies, stellte nicht nur eine bloße Beherbergungsstätte dar. Schon als Luntz nach seinem später erfolgenden, eigenen ersten Besuch im Krankenhaus die Rampe zu dem kleinen Gleiter hinabstieg, schien ihm, als betrete er nicht bloß eine gewöhnliche Unterkunft, sondern vielmehr einen aus Chrom, Glas, Silber und anderen edlen Stoffen bestehenden Palast. Er wußte natürlich längst auch aus eigener Erfahrung, daß es in diesem Gebäudekomplex neben einer herkömmlichen eleganten Bibliothek zugleich auch sich auf dem neuesten Stand befindliche Kontaktstellen für Kosmosnetverbindungen sowie andere äußerst verfeinerte elektronische Schnittbereiche gab. Kein Wunder, man stolperte ja jeden Moment darüber, wenn man nur den Fernseher einschaltete oder sich auch bloß im Badezimmer rasierte.

Jedenfalls, ganz ähnlich wie auf der Erde, gingen einem diese gepflegten und bequemen Systeme beinahe unablässig zur Hand. Als nicht geringes Nebenprodukt erlangte man durch sie – soweit freigegeben – ein schieres Übermaß an Informationen über alle Aspekte des Sternenrings und seiner Umgebung. Doch diese Kenntnisse erstreckten sich auch weit darüber hinaus und schlossen mithin alle denkbaren Möglichkeiten und Wissensgebiete ein. Solche natürlich auf dem technischen Sektor, doch nicht weniger im oft vernachlässigten, doch tatsächlich grundlegenden persönlichen und wesentlich sogar gefühlsmäßigen Bereiche. Man brauchte dabei ja nur an die erstaunliche Art der hiesigen Krankheitsbewältigung zu denken. Hatten ihre jüngst gewonnenen Erfahrungen in Medco-x nicht genau nahegelegt und sogar bewiesen, daß die Einheimischen auch auf diesem Gebiet durchaus einige Schritte weiter als die Besucher und ihre zugehörigen Leute auf der Erde waren?

Die Struktur der Gesamtanlage wies nicht nur alle erwünschten Bequemlichkeiten und erstrebten Annehmlichkeiten auf. Über dergleichen sollte ein vorzügliches Hotel (gleich an welchem Orte) natürlich verfügen. Sondern sie bot vermittels der Zwischenraumtechnik eine zu zahlreichen nahen und fernen Welten führende Raumfahrtknotenstelle.

Betrat man das Gebäude zu Fuß, so durchquerte man ein glasüberschattetes hohes Eingangsportal. Die sich anschließende Empfangszone dahinter war besetzt mit allerlei eher unauffälligen, öffentlich zugänglichen Rechnern. Gleich daneben befanden sich auch schon jene zur Knotenstelle gehörigen Sprungschleusen. Über sie vermochte der unbefangene Besucher von der Erde ganz wie der normale einheimische Tourist selbst bloß mit einem knappen Schritt schon auf die entferntesten Planeten zu gelangen. Natürlich ließ sich auf diese Weise auch die nächste Umgebung erkunden, vorausgesetzt, daß sie über entsprechende substellare Portale verfügte.

An diesem ruhigen, beschaulichen Abend durchquerten zunächst nur wenige, sich in der Regel auf Dienstreisen befindliche einheimische Gäste das Einfallstor zu den verschiedensten Welten. Ganz offensichtlich gestand man den von den neuesten Errungenschaften hinreichend beanspruchten Besuchern von der Erde eine gewisse Schonung zu. Irgendwie mußten sie ja die überwältigenden, in so kurzer Zeit auf sie einströmenden Eindrücke einigermaßen verarbeiten. Und sei es, daß sie Einblick in die Fahr-, Konstruktions- und Verhaltenspläne aller möglichen Einrichtungen nahmen oder indem sie schlichtweg deren Gebrauchsanweisungen studierten.

Da fand sich Heinrich Luntz also inmitten all der unauffälligen Pracht und des gediegenen Luxus vor dem Hotelschalter ein. Er mochte das, was sich ihm darbot oder was er berühren konnte, mitunter selbst nicht glauben.

»Ihre Frau erwartet Sie schon«, eröffnete der Geschäftsführer, dessen Namen man am besten mit Bohrmann übersetzte.

Spärlich umringt von Personal, stand er aufmerksam dort, als hätte er nur auf den Kommandanten des großen Schiffes gewartet. Er war im Übrigen ein großer gepflegter, ein wenig hagerer Mann mit dunklen Haaren. Wie alle seine Kolleginnen und Kollegen pflegte er nicht nur diesen einen Beruf, sondern wechselte sich wie sie in den verschiedensten Tätigkeitsbereichen ab. Der Reiz und Schwung des Neuanfangs, da man mit ganz anderen Augen an einen bis dahin ungewohnten Schaffensbereich heranging, verhalf zugleich, das Aufkommen von Gleichgültigkeit oder Langeweile zu unterbinden.

Eigentlich betrieb Bohrmann ursprünglich physikalische Zwischenraumstudien, wie Luntz später in Erfahrung bringen sollte. Daneben siedelten Tätigkeiten auf biologischen und anderen verwandten Gebieten. Jetzt hatte er sich, möglicherweise ein wenig verwunderlich, doch durchaus auch schlüssig, direkt mit dem gesellschaftlichen Bereich eingelassen, offenbar vermutlich einem starken sozialen Bedürfnis folgend.

Jetzt stand er jedenfalls hinter einem blitzenden, hochedel getäfelten Pulte, und mit ihm natürlich seine ihn umringenden Leute. Um sie alle reihten sich schlicht wirkende Kontakt- und Überwachungsanlagen, welche aber mit ihren Seelenmeßsensoren alles andere als rückständig waren. Die reinen Beobachtungsspiegel einzelner Aggregate richteten sich auf überwiegend leere Flure oder auf diskret abgeschirmte Wohnungstüren aus. Ihr Sinn lag nicht darin zu spionieren, sondern für alle nur erdenklichen Fälle zu helfen, sollten seelische Impulse sie erreichen. Jetzt, auch das wurde über diese Einrichtung sichtbar, bewegte sich hier und da in den Korridoren ein vereinzeltes Mitglied der Schiffsbesatzung des SMARAGDES. Oder ein von irgendeiner Nachbarwelt stammender Einheimischer hatte sich in einem der Flursystem verlaufen und war dankbar für die Kontaktaufnahme, die ihn auf den rechten Weg zurückführen würde.

Alle über Nummern angebrachten Lichter leuchteten im grünen Bereich. Demnach lag keine Anfrage von Seiten der Einquartierten vor. Heinrich Luntz las besonders aufmerksam die Ziffern des eigenen Wohnbereiches, Zimmerflucht 1217. Selbiger lag – auf Wunsch des Kapitänsehepaares – hoch unter dem Dache. Er war mit einem Balkongarten versehen und verfügte über ein kleines Schwimmbad, auf welches Luntz sich besonders freute. Man konnte hier zur Erholung und Entspannung im Wasser plantschen und dabei gleichzeitig auch noch einen herrlichen Blick über die Stadt und auf die natürlichen oder künstlich sichtbar gemachten Sterne genießen.

»Danke«, sagte er, sich aus seinen Gedanken reißend, zu Bohrmann.

Die Empfangshalle des Hotels, durch welche er als nächstes zu gelangen versuchte, war mehr bevölkert, als man selbst zu dieser Stunde erwarten konnte. Bisweilen mußte der Kommandant sich seinen Weg geradezu mit Nachdruck durch die zunehmende Anzahl der aus beiden Kulturkreisen stammenden Menschen bahnen. Dabei versäumte er es indes, wie üblich, nicht, auch ins Auge springende Kleinigkeiten zu beachten.

Vorbei an seitlich abgestellten, großen duftenden Blumenkübeln ging es. Wuchernde Balustraden streifte er – zu seiner Belustigung – bei einem erforderlichen Ausweichmanöver mit seinen Fingern. Sogar mit üppig wachsenden Vollsaftbäumen kam er bei seinem Bemühen, wenigstens erst den Fahrstuhl in Richtung seines eigenen Appartements zu erreichen, fast in Berührung. Diese riesigen Gewächse, welche ein geradezu sinnliches Aroma verströmten, stammten von einem außenliegenden Planeten. Man stellte sie mit ihrem an mehreren Stellen zutage tretenden, ungemein anziehenden feuchten roten Fleisch genußvoll zur Schau. Vorsichtshalber hatte man sie aber hinter Glasarmaturen regelrecht eingeschlossen.

Einen Augenblick versank die Umwelt wie in Traum und Nebel um ihn. Der Kommandant blieb gleich neben einem andere Pflanzen bergenden Panzerglasbehälter stehen. Er las die aldanische Aufschrift, die er mit Hilfe seiner neugewonnenen Sprachkenntnisse durchaus zu entziffern vermochte: »Unbedingt zu vermeiden!« Denn man behauptete, daß diese Pflanzen selbst Gedanken oder Gefühle aufnehmen oder aufspüren konnten, und daß sie ihrerseits die sendende Person entsprechend beeinflußten oder auf sie reagierten. Die momentane Empfindung, daß er, der Kapitän des großen Schiffes, sich in den wohlweislich abgeschirmten Pflanzen in irgendeiner Weise selbst verlieren könne, ging schnell vorüber.

Hätte man ihn und Gloria wie die meisten anderen Besatzungsmitglieder nicht selbst hier untergebracht, man vergäße bisweilen ganz, daß dies ein schlichtes Hotel sei. Vielmehr käme – ähnlich wie vorhin schon – eher der Gedanke an einen weitgespannten Umschlagsplatz für Informationen auf, den man den Gästen, wohl auch gerne zu ihrer Unterrichtung, offensichtlich gezielt darbot.

»Hallo, die Passagiere für übergrenzenden Raumtransfer, bitte begeben Sie sich zum Sprungportal B!«, ertönte da, nacheinander in zwei Sprachen, also wohlübersetzt, eine angenehme weibliche Ansagerstimme.

---ENDE DER LESEPROBE---