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Und tatsächlich, während er Messer und Gabel sinken ließ, hörte er den Frost in der Tiefe krachen. Schneegestöber wälzte sich durch das Zimmer. Novitzki gefror an seinem Tisch, als der Fußboden glitzernd von unten nach oben zuwuchs. Die Anrichte war jetzt ganz weiß, und der Truthahn lag gläsern auf der Schüssel.
Als der Kommandant der Bellophorn die Erforschung eines interessanten Planeten befiehlt, deren Minerale vielversprechend erscheinen, weiß er noch nicht um die Rätsel, die sich vor ihm und seiner Mannschaft auftürmen werden.
Bärenklau Exklusiv bietet in mehreren Bänden die Möglichkeit für den eBook-Leser das breite Schaffen des Autors wiederzuentdecken. In seinen Novellen und Erzählungen spannt sich der Bogen von der ausgebeuteten Erde in den nahen Weltraum, bis in die unendlichen Weltraumtiefen.
Dieser Band enthält folgende Geschichten:
Renegat und Königin
Transmission nach Syragusa
Unser Mann im Mond
Salpeterwelten
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Gerd Maximovic
Saturn im Abendlicht
Klassische Science-Fiction
4 Erzählungen & Novellen
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © by Steve Mayer, 2024
Korrektorat: Katharina Schönfeld
Dieser Band ist auf ausdrücklichen Wunsch des Autors in der alten deutschen Rechtschreibung verfasst und veröffentlicht.
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau (OT), Gemeinde Oberkrämer. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Saturn im Abendlicht
Renegat und Königin
Transmission nach Syragusa
Unser Mann auf dem Mond
Salpeterwelten
Weitere Romane und Erzählungen von Gerd Maximovic, einem Meister der klassischen Science-Fiction, sind erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung
Und tatsächlich, während er Messer und Gabel sinken ließ, hörte er den Frost in der Tiefe krachen. Schneegestöber wälzte sich durch das Zimmer. Novitzki gefror an seinem Tisch, als der Fußboden glitzernd von unten nach oben zuwuchs. Die Anrichte war jetzt ganz weiß, und der Truthahn lag gläsern auf der Schüssel.
Als der Kommandant der Bellophorn die Erforschung eines interessanten Planeten befiehlt, deren Minerale vielversprechend erscheinen, weiß er noch nicht um die Rätsel, die sich vor ihm und seiner Mannschaft auftürmen werden.
Bärenklau Exklusiv bietet in mehreren Bänden die Möglichkeit für den eBook-Leser das breite Schaffen des Autors wiederzuentdecken. In seinen Novellen und Erzählungen spannt sich der Bogen von der ausgebeuteten Erde in den nahen Weltraum, bis in die unendlichen Weltraumtiefen.
Dieser Band enthält folgende Geschichten:
Renegat und Königin
Transmission nach Syragusa
Unser Mann im Mond
Salpeterwelten
Dieser Band ist auf ausdrücklichen Wunsch des Autors in der alten deutschen Rechtschreibung verfasst und veröffentlicht.
***
Klassische Science-Fiction
4 Erzählungen & Novellen
Blicke im Rücken zu spüren, ist eine Sache. Sie zu ignorieren, eine andere. Blaganrow versuchte es. Er war nicht ganz sicher, ob es ihm gelang. Später spürte er Blicke von vorn. Oberst Claude war der Leiter der Scout–Abteilung und Blaganrows höchster Vorgesetzter. Er war grauhaarig und hochgewachsen, beinahe so groß wie Blaganrow, und hatte asketische Züge. Er stand auf, als Blaganrow in sein Büro trat, kam mit sicheren Schritten um den Schreibtisch herum und blieb aufragend vor Blaganrow stehen. Dann streckte er ruckartig die Rechte aus, legte sie auf Blaganrow Oberarm und zog sie wieder zurück. Die Berührung war knapp, beinahe abwesend.
»Sie sehen gut aus«, sagte Claude, mit gesenktem Blick.
»Danke«, erwiderte Blaganrow.
»Setzten Sie sich«, sagte Claude und wies auf einen Sessel. Er selbst setzte sich auf die linke Kante seines Schreibtisches.
»Man hat mir berichtet, daß Sie wieder auf der Höhe sind.« Er hob den Blick.
»Das ist richtig«, sagte Blaganrow.
Claudes Augen musterten ihn nachdenklich, versuchten zu einem Punkt vorzudringen, um den Blaganrows Denken kreiste. Blaganrow merkte es sofort.
»Ich werde versuchen, wieder der Alte zu sein«, erklärte Blaganrow.
Claude nickte. »Versuchen Sie es«, bestätigte er.
»Aber versuchen Sie es nicht zu sehr.« Er lächelte.
»Sie wissen, Härte läßt sich nicht durch Verbissenheit erreichen.«
»Ich weiß«, nickte Blaganrow. »Aber manchmal muß man ein Gerüst aufrichten, in dem das alte Kraut wächst …«
»Sie haben recht«, sagte Claude. »Ein Gerüst ist nötig. Aber messen Sie Äußerlichkeiten keine zu große Bedeutung bei. Auch wenn Sie jetzt eine Menge Plastik in Ihrem Gehirn haben, nach Ihrem Unfall, so ist doch nur wichtig, was Sie aus sich machen, nicht, woraus Sie beschaffen sind. Lassen Sie sich nicht von den Vorurteilen der Leute beeinflussen, die meinen, ein Mensch, der zum Teil aus künstlichem Gewebe besteht, sei kein Mensch mehr.
Ich bin sicher, daß Sie es schaffen«, sagte er dann.
»Bedeutet das, daß ich …« Blaganrow zögerte, »… einen der üblichen Aufträge bekommen werde?«
»So üblich oder unüblich, wie jeder Ihrer Aufträge war.«
Ein Gefühl der Erleichterung bemächtigte sich Blaganrows.
»Ich meine«, versetzte Claude mit Nachdruck, »daß Ihnen bei diesem Auftrag Ihre veränderte körperliche Lage zustattenkommen wird.«
»Ach?«, fragte Blaganrow mit einem leichten Stirnrunzeln.
Claude verschränkte die Arme. »Ich meine«, fuhr er fort, »daß Ihnen gelingen müßte, was zwei Scouts vor Ihnen nicht gelang.«
Blaganrow sagte nichts. Zwei Scouts, dachte er, Donnerwetter. Claude blickte ihn offen an.
»Ich will Ihnen nichts vormachen«, sagte er.
»Es ist ein Himmelfahrtskommando. Wir wissen nicht genug. Wir wissen nur, daß Siné und Sarkow nicht zurückgekommen sind.«
»Worin bestand ihre Aufgabe?«, fragte Blganrow.
»Der Planet heißt Ring«, erklärte Claude. »Die Föderation hatte ein Auge drauf geworfen, weil sie nicht wußte, was sie mit den Eingeborenen von Elswein anfangen sollte. Sie dachte, sie könne sie ohne weiteres auf Ring abschieben. Wir wurden aufgefordert, einen Scout hinzuschicken, um zu prüfen, ob nicht irgendwelche wertvollen Bodenschätze auf Ring wären, damit sie uns nicht durch die Lappen gingen. Sie wissen, das Schiedsgericht läßt nicht mit sich spaßen. Ich schicke Siné hin. Ich gab ihm ein Forschungsschiff mit den modernsten Apparaten mit. Er kam nicht zurück. Ich schicke Sarkow mit einem Kriegsschiff los. Seit er sich Ring genähert hat, fehlt von ihm jede Spur.«
»Gibt es intelligentes Leben auf Ring?«, fragte Blaganrow.
»Das ist eben der Haken«, sagte Claude. »Als der Planet das erste Mal kartografisch erfaßt wurde, stellte man lediglich zwei feindliche Termitenkulturen fest, die sich gegenseitig auszurotten versuchten. Sie waren keine Gefahr für Siné oder Sarkow. Es muß etwas andere auf Ring sein, das die Kartografen unbehelligt gelassen hat, aber in Siné eine Gefahr sah. Ihr Problem ist es, herauszufinden, was auf Ring vor sich geht.«
»Sehr schön«, sagte Blaganrow und erhob sich.
Das unter der Türe geäußerte »Viel Glück!«, klang ihm noch lange in den Ohren.
*
Mitunter ist es auch für Einzelgänger wie Blaganrow besser, nicht allein zu fliegen. Blaganrow erkannte dies, als sein Raumschiff mit brüllenden Düsen wild taumelnd in die Atmosphäre des Planeten einbrach, als er nicht imstande war, die ausgefallenen Stabilisatoren mit der Hand zu bedienen und gleichzeitig das Schiff sicher zum Boden hin abzulenken.
Mit äußerster Geschichtlichkeit und Behändigkeit manipulierte er die Kontrollen, um seinem Schiff einen einigermaßen sicheren Flug zu geben, aber es war vergebens. Ein plötzliches Schlingern des Schiffes, und er wurde von den Kontrollen weg und quer durch den Raum geschleudert. Sein Schädel schlug gegen hartes Metall, und es rann feucht über sein Gesicht. Nebel hüllte seine Sinne ein.
Er schüttelte seine Benommenheit ab und kämpfte sich durch die Kabine zum Pilotensessel hin. Das Bild des Planeten raste mit ungeheurer Geschwindigkeit auf ihn zu. Der Kontinent, den er für seine Landung auserkoren hatte, sprang förmlich näher, und Sekunden später füllte er den ganzen Himmel aus.
Blaganrow versuchte, das unmögliche zu erreichen, und da es unmöglich war, erreichte er es nicht. Es war sein Glück, daß er im Andrucksessel saß, als das Schiff die Baumwipfel abrasierte und, eine Spur aus Feuer und Asche hinterlassend, sich dem Waldboden näherte und sich Sekundenbruchteile später in die Erde bohrte. Der Sessel hatte sich unter dem Zug der Kräfte in die Richtung der Flugbahn gedreht und hielt dem Anprall stand, der erfolgte, als das Schiff die Erde aufwarf, wie ein gigantischer Maulwurf, der seiner Sinne nicht mehr mächtig ist.
Blaganrows Brust war ganz eng und flach, und sein Rücken kam beinahe zur Lehne des Sessels heraus, und welches Glück hatte er doch, denn er war nicht angeschnallt. Die schützenden Streifen streckten sich wie steife Arme der Flugbahn zu, dann fielen sie plötzlich schlaff in sich zusammen, indes Blaganrow in den Sessel sackte, mit dem Kopf, der auf seine Brust fiel, und seinem Körper, der vornüber rollte und Sekunden später auf dem Boden ein jämmerliches Bild bot.
»Im Erdreich unter dir«, flüsterte die Stimme in Blaganrows Kopf. »An den Wurzeln des Lebens. Der Baum!«
In Blaganrows Rücken zog Spannung ein. Die steifen Finger seiner Linken umklammerten den Speer, die seiner Rechten hielten den unförmigen Kolben des Blasters. Er legte seinen rechten Arm über einen Ast und beugte sich vor.
»Er ist jetzt beinahe unter dir«, fuhr die Stimme fort.
Blaganrow, der in der Tiefe nichts erkennen konnte, warf einen raschen Blick zum Himmel hinauf, der wie eine zerrissene, ausgebleichte Decke zwischen den Blättern hing. Der Späher zog langsam Kreise, seine Flügel in erhabener Ruhe bewegend. Blaganrow glaubte die roten, leuchtenden Augen zu sehen, deren Blicke tief ins Erdreich drangen.
»Jetzt ist er unter dir«, sagte die Stimme.
Blaganrow schob sich noch weiter vor, hielt den Blaster senkrecht nach unten und zog ab. Fauchend brach sich ein greller Lichtstrahl seine Bahn, zerschmetterte Äste und wühlte wie ein gieriger, langer Finger die Erde auf.
»Fertig«, sagte die Stimme.
Das Licht erlosch, und Blaganrow steckte den Blaster in seinen Gürtel zurück. Dabei verlor er beinahe die Balance. Mühsam richtete er sich am Stamm auf. Vom Erdboden her näherte sich rasch eine gelbe Wolke. Sie verteilte sich zwischen den Zweigen. Der scharfe Geruch von verbranntem Fleisch drang in Blaganrows Nase.
Der Späher drehte sich in den Wind und segelte über den Dschungel dahin, weiter nach Süden.
»Zwei Vith nähern sich deinem Baum«, sagte er noch.
»Wenn du langsam hinabsteigst, wirst du sie überraschen.«
Blaganrow zerkratzte sich Arme und Beine an der harten Rinde. Er atmete schwer und Schweiß lief in seine Augen.
Fünf Meter über dem verbrannten Boden verhielt er, im Laubwerk verborgen. In der Richtung, aus der die Vith kommen sollten, bewegten sich die Büsche. Ahnungslos krochen sie nach Sekunden des Zögerns ins Freie. Ihre harten Panzer waren schwarz, die weißen Augen drehten sich flink, die mächtigen Zangen klickten laut. Sie krochen auf Blaganrows Baum zu. Mit einer flüchtigen Bewegung berührte er seinen Blaster, dann entschied er sich gegen die Waffe. Er umklammerte den Speer mit beiden Händen, und als einer der Vith direkt unter ihm war, ließ Blaganrow sich fallen. Knirschend durchbrach der Speer die Schale, dann gab es einen dumpfen Aufprall. Die auseinanderklaffenden Zangen wurden starr. Blaganrow riß den Speer aus dem Vithleib, hielt ihn vor sich, und schon schnappten die Zangen des zweiten Vith nach der Waffe. Mit unwiderstehlicher Gewalt wurde sie Blaganrow aus den Händen gerissen. Er griff nach seinem Blaster, und der aufzuckende Blitz beendete den Kampf.
Er zog den Speer aus den Zangen heraus und hängte ihn über seine linke Schulter.
Er blickte sich suchend um, denn verschwand er in dem Gebüsch, aus dem die Vith gekommen waren. Er folgte ihrer Fährte einen halben Tag, und als die Sonne in hektischem Fieber hinter den Gipfeln versank, hatte er das Schlachtfeld gefunden.
Er stand auf einem Hügel, der in einer bis zum Rande des Himmels reichenden Ebene ausrollte. Die Krieger zogen sich in geordneten Reihen zurück, da der Tag zu Ende ging.
Sie gehorchten den Gesetzen des Planeten, das Schlachtfeld war von Toten und Sterbenden übersät. Verwundete gab es keine. Wenn etwas erledigt wurde, dann gründlich. Es ging nicht darum, den Gegner kampfunfähig zu machen – es kam darauf an, die Substanz des Gegners zu vernichten. Dies konnte nur durch den Tod der Glieder der feindlichen Königin, der Vith, erfolgen.
Blaganrow begab sich in eines der drei Feldlager, die die Tuk rund um den Hügel und damit in der Nähe des Dschungels errichtet hatten.
Der Dschungel war ihre Heimat gewesen. Nun sollte ihnen die Steppe ebenso vertraut werden. Die Königin hatte es befohlen.
Die Sonne warf rote Brände über die Steppe, der Himmel hatte sich bewölkt und schimmerte golden, mit Feuerflecken als Muster. Die Zeltstadt der Vith stand im Gegenlicht, das von jenseits des Horizonts kam, bis es zu einem dicken trüben Nebel verblaßte.
In dem Lager der Tuk, das Blaganrow sich ausgesucht hatte, wurden bald Fackeln entzündet. Mit Schritten, die von der langen Wanderung beschwingt waren, ging Blaganrow durch die von Zelten gesäumten Straßen. Dem Teil des Lagers, in dem die Teufel Quartier gesucht hatten, wich er in weitem Bogen aus. Sie strömten einen durchdringenden, scharfen Geruch aus, der noch übler war als der von verbranntem Vithfleisch.
In der nächsten Ecke des Lagers hatten die Vogelmenschen ihre Zelte aufgeschlagen. Ihre Körper waren von grüner Farbe, das im Licht der Fackeln blau erschien. Sie waren noch die erträglichste Gesellschaft für Blaganrow. Nicht, daß er sich mit ihnen unterhalten wollte – es war mehr ein Instinkt, der ihn in die Nähe seiner Artgenossen trieb.
Am Rande der Zelte, die die Vogelmenschen für sich gebaut hatten, fand er richtige Menschen. Früher mochten sie auf die Namen Siné und Sarkov gehört haben und Scouts gewesen sein. Aber das zählte jetzt nicht mehr. Ohne mit ihnen ein Wort zu wechseln kroch Blaganrow zu ihnen ins Zelt. Bevor er es sich bequem machte, streckte er den Kopf ins Freie. Auf den Bäumen herrschte noch Unruhe. Obwohl kein Schrei zum Boden drang, war man sich noch nicht einig über die Verteilung der Nester. Das Koordinierungsproblem war für die Königin bei der Vielfalt des Lebens nicht einfach zu lösen. Die Späher wurden natürlich bevorzugt, aber auch die Kampfvögel wußten sich ihr Recht zu verschaffen. Die Pfeifer und Störer und Wühler und die anderen Formen mußten dann eben sehen, wie ihnen die Königin half. Aber das alles war nicht tragisch. Der Vorrang gebührte denen, deren Aufgabe die wichtigste war.
Der nächste Morgen brachte mit dem geschwächten Licht der Sonne und überlangen Schatten die Ahnung drohenden Unheils.
Dieses Gefühl verstärkte sich noch, als die Königin zu ihnen sprach. Es klang, als wolle sie sich selbst Mut machen.
Im übrigen war es seltsam, daß sie in dieser Zeit der Spannung noch die Kraft zu einem direkten Appell hatte, Offenbar hatte sie sich aufgerafft, weil sie von der entscheidenden Bedeutung dieser Schlacht überzeugt war.
Das morgendliche Treiben im Lager der Vith konnte Blaganrow nur ahnen, das Treiben im Lager der Tuk lag vor seinen Blicken.