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Das Brechen der Regeln war der einzige Weg hinein. Der Tod ist der einzige Weg hinaus. Ich dachte, ich würde wissen, was Gefahr bedeutet, aber die Äquinoktium-Prüfungen? Sie sind bösartig. Grausam. Und sie verbergen ein Geheimnis, das das Gefüge unserer Welt verändern kann. Ein Geheimnis, für das die Priester töten würden, damit es niemals ans Licht kommt. Zwischen den gefährlichen Prüfungen, den Angriffen der Rivalen und den Wahrheiten, die in den Schatten lauern, wird eines klar: Liebe ist nicht nur ein Gefühl, sondern die einzige Hoffnung, um das Überleben unseres Rudels zu gewährleisten. Aber kann Liebe wirklich die Dunkelheit überwinden, die uns auf dem Prüfungsgelände erwartet … und in unserer Vergangenheit?
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IHR KÖNIGLICHES DRACHENRUDEL
BUCH DREI
1. 1. Kit
2. 2. Quinton
3. 3. Kit
4. 4. Tavias
5. 5. Tavias
6. 6. Kit
7. 7. Kit
8. 8. Kit
9. 9. Cyril
10. 10. Quinton
11. 11. Kit
12. 12. Kit
13. 13. Cyril
14. 14. Kit
15. 15. Kit
16. 16. Quinton
17. 17. Kit
18. 18. Kit
19. 19. Kit
20. 20. Kit
21. 21. Tavias
22. 22. Kit
23. 23. Kit
24. 24. Kit
25. 25. Quinton
26. 26. Kit
27. 27. Hauck
28. 28. Kit
29. 29. Kit
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Über den Autor
Ohne Titel
Quinton stößt mich in eine dunkle Ecke. Schmerz durchfährt meinen Körper, als ich hart auf dem Holzboden aufschlage. Meine Bettdecke löst sich aus meinem Griff und lässt mich nackt zurück. Als ich mich umdrehe, sehe ich, dass Quinton in die Knie gegangen ist und dass der Pfeilschaft, der jetzt aus der Brust des Drachenprinzen ragt, voller Blut ist. Der Pfeil, der eigentlich für mich bestimmt war. Ein eisiger Schauer, der nichts mit der Kälte zu tun hat, fährt mir über den Rücken.
Als ich einatme füllt Staub meine Lungen und ich huste. Ich beobachte, wie Quinton den Schaft ergreift und ihn mit einer schnellen Bewegung aus seinem Fleisch reißt, die mich erzittern lässt. Dank des Lichtes, das durch das offene Fenster fällt, sehe ich, wie Blut aus der Wunde tritt und sein Hemd befleckt.
„Bleib hier und halte den Kopf unten“, befiehlt Quinton. Er bewegt sich schneller, als es irgendjemandem möglich sein sollte – vor allem zu schnell für jemanden, der gerade angeschossen wurde –, rennt auf das Fenster zu und springt mit einer fließenden Bewegung hindurch. Da wir uns im zweiten Stock befinden, versuche ich mir gar nicht erst vorzustellen, wie hart der Aufprall sein wird. Nicht, dass ich dumm genug wäre, nachzusehen, wie es ihm geht. Niemand wusste, dass Quinton in meinen Gemächern war, also weiß ich, dass ich das Ziel des Bogenschützen bin.
Ich weiß nicht einmal, warum ich zum Ziel geworden bin. Ich bin ein Niemand. Eine menschliche Sklavin, die entführt wurde, um sie zu einem Drachenhort gebracht zu werden und die von König von Massa’eve weggeschickt wurde. Ich bin unbedeutend. Zumindest war ich das, bis sich die Welt in der letzten Stunde auf den Kopf gestellt und mich für immer an einen Drachenprinzen gebunden hat.
Mit klopfendem Herzen bleibe ich in der schattigen Ecke sitzen und wage es nicht einmal, die Bettdecke an mich zu ziehen. Die Sekunden verrinnen, werden zu Minuten, und meine Gedanken beginnen sich zu ordnen. So gut die Dunkelheit auch ist, um sich zu verstecken, sie wird nicht viel bringen, wenn jemand beschließt, einen weiteren Pfeil durch das offene Fenster zu schießen. Selbst wenn der Schütze blind schoss, würde der Pfeil irgendwo landen. Deckung zu suchen, wäre wohl nicht verkehrt.
Ich nehme all meinen Mut zusammen und krabble aus der Ecke, um mich unter dem Bett in Sicherheit zu bringen. Es ist stickig und noch staubiger als der Rest des Raumes, aber zumindest wäre ich vor weiteren Pfeilen geschützt. Ich hatte ganz vergessen, dass ich das Fenster am frühen Abend geöffnet hatte. Wäre die Sache anders ausgegangen, wenn ich besser aufgepasst hätte?
Ich stütze meinen Kopf in die Arme und rolle mich so weit zusammen, wie es der Platz unter dem Bett zulässt. Ich hasse es, hilflos zu sein, unfähig, etwas anderes zu tun, als mich unter einem Bett zu verstecken. Aber ich bin ein Mensch im Reich der unsterblichen Fae, der Drachenprinzen und der alten Magie. Das ist nicht gerade ein faires Spielfeld.
Und doch hatte ich mich gerade verpflichtet, mich mitten in dieses unsterbliche Chaos zu stürzen. Plötzlich erscheint mir der Gedanke, mich zum Palast zurückzuschleichen, den Gelöbnisball zu infiltrieren und an den Äquinoktium-Prüfungen teilzunehmen, wie eine sehr schlechte Lebensentscheidung. Vor allem, weil der Erhalt der kostbaren Dosis des Fruchtbarkeitselixiers, die den Preis der Prüfungen darstellte, bedeuten würde, dass irgendeine arme Menschfrau zur Zuchtstute des Rudels werden würde.
Der Biss, den Quinton auf meiner Brust hinterlassen hatte, kribbelt, und das neue Band zwischen uns erinnert mich an seine Existenz. Denn zu allem Überfluss hatte ein Drachenprinz vor weniger als einer Stunde versehentlich die Kontrolle verloren und mich zu seiner Gefährtin gemacht. Ein Drachenprinz, den ich nicht einmal mag, und der mich noch weniger mag. An dieser Tatsache wird sich wohl auch nichts ändern. Quinton mag keine Schwäche – und etwas Schwächeres, als ein Mensch im Reich der Unsterblichen, existiert wahrscheinlich nicht. Schlimmer noch, die Fesselung an mich macht Quinton schwach. Meine bloße Existenz ist eine Schwachstelle für ihn.
Und das wird er mich nie vergessen lassen.
Das Kribbeln verstärkt sich, wie eisig heiße Ranken, die sich um das Mal schlängeln. Ich habe keine Ahnung, wo Quinton ist oder was er genau tut, aber es ist etwas Intensives. Aber intensiv gut oder intensiv schlecht? Und nach welchem Maßstab? Jemanden zu zerstückeln, wäre in Quintons Augen wahrscheinlich gut, also könnte ich nicht darauf vertrauen, dass der Band zwischen uns objektiv blieb, selbst wenn es mehr Informationen liefern würde.
Wenigstens weiß ich, dass Quinton noch am Leben ist.
Ich bin mir nicht sicher, wie viel Zeit vergangen ist, als ein dumpfes Klopfen im Raum zu hören ist und sich leise Schritte meinem Versteck nähern. Ich weiß, dass es Quinton ist, noch bevor er das Bett beiseite schiebt, als würde es nicht mehr wiegen als ein schwerer Stuhl.
Im Schein des Mondlichts, das durch das Fenster fällt, sind Quintons übernatürlich schöne Züge vor Unmut angespannt. Seine breiten Schultern und sein Brustkorb heben sich unter schweren Atemzügen, seine blutgetränkte Tunika klebt an seiner Haut. Der Geruch von Blut, der von ihm ausgeht, ist so intensiv, dass ich am liebsten zurückweichen würde. Doch dann treffen Quintons silberne Augen auf meine, und alles in mir verdreht sich zu einem Knoten. Eigentlich will ich mir gar nicht in der Nähe des Drachens aufhalten, und doch sehnt sich jeder Teil von mir nach ihm. Nicht nur seine Nähe … Mein Körper sehnt sich nach etwas, das viel tiefer geht als das.
Als ich mich daran erinnere, dass ich immer noch nackt auf dem Boden liege, richte ich mich auf, greife nach der Bettdecke und schlinge sie um meinen Körper. „Das Blut“, sage ich und kämpfe gegen die unwillkommene Reaktion meines Körpers an. „Geht es dir gut?“
Quinton bewegt sich nicht, aber die Art und Weise, wie sich seine ganze Aufmerksamkeit auf mich richtet, wirkt wie ein körperlicher Akt. Sein fiebriger Blick tastet mich von Kopf bis Fuß ab, seine Hände öffnen und schließen sich zu Fäusten. Der einzigartige Fokus fühlt sich sowohl intim als auch beunruhigend an.
Ich schlucke hart. Jetzt, wo wir uns nahe sind, überkommt mich das Bedürfnis, ihn in mir zu spüren, in einer Hitze, die mehr als unangemessen ist.
„Quinton“, wiederhole ich. „Das Blut. Bist du …“
„Es ist nicht meins“, sagt er grob. „Zumindest der Großteil.“ Er blickt an sich herunter, als sähe er das viele Blut zum ersten Mal. Der Prinz greift nach dem Saum seines Hemdes und zieht es aus, wobei der Stoff schwer zu Boden fällt. „Besser?“
Das ist im Moment eine schwierige Frage. So froh ich auch bin, dass er das blutgetränkte Hemd ausgezogen hat, wünschte ich doch, er hätte etwas anderes zum Anziehen. Denn verdammt noch mal – ich kann das pochende Verlangen kaum unterdrücken, das plötzlich meine Brust, mein Geschlecht und alles dazwischen erfasst.
Quintons silberne Schuppen zeichnen ein kompliziertes Muster über glatte Haut und gemeißelte Muskeln. Eine Reihe von Schuppen, die über sein Brustbein, durch die Furche seines Sixpacks verläuft und unter dem Bund seiner Lederhose verschwindet, macht es fast unmöglich, mich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf das Verlangen, das meine Sinne beherrscht. Die Schuppen schimmern in jedem noch so kleinen Lichtstreif, der durch das Fenster fällt.
Mein Geschlecht pulsiert. Mein Atem beschleunigt sich. Mein Verstand kämpft darum, einen klaren Gedanken zu fassen. „Was … was ist passiert?“, frage ich. Die Wunde auf seiner Brust, die ich schließlich entdecke, blutet zwar, sieht aber nicht annähernd so schlimm aus, wie es bei einem Menschen der Fall wäre.
„Yirel und Jared. Deine Wachen. Sie waren betrunken. Haben sich dämlich aufgeführt. Und nun sind sie tot.“ Quinton fährt sich mit der Hand durch sein Haar. Die blonden Strähnen hängen lose herunter und streifen seine Schulter. Er atmet schwer, während er spricht, aber ich glaube nicht, dass das nur an dem Kampf liegt. Was auch immer mit mir geschieht, das Gleiche tut sich auch bei ihm. „Sie wollten ihren Auftrag vorzeitig beenden, also habe ich ihnen diesen Wunsch gewährt.“
Meine Wachen. Die, von denen ich glaubte, ich müsse mir keine Sorgen wegen ihnen machen.
„Bist du sicher?“, frage ich und versuche, meine Gedanken zu sortieren. „Glaubst du, dass Salazar oder Geoffrey etwas über mich erfahren haben und …“
„Ich bin mir sicher.“ Ein Muskel zuckt an Quintons Kiefer, und ich bemerke plötzlich, dass auch an seinen Stiefeln Blut klebt. Quinton hebt das Kinn, und ich sehe, wie ein eisiger Zug über sein Gesicht flackert. „Wir haben uns unterhalten und es stellte sich heraus, dass sie allein gehandelt haben.“
Oh Sterne. Hat er …
„Ja, habe ich“, antwortet Quinton auf die Frage, die ich gar nicht laut ausgesprochen habe, die aber in meinen Augen zu sehen gewesen sein muss. Auf seinem Gesicht ist keine Entschuldigung oder gar Reue zu sehen. „Außerdem, wenn mein Onkel oder mein Cousin dahinterstecken würden, wären sie klüger vorgegangen, als blindlings Pfeile zu verschießen. Die Pfeile der betrunkenen Witzbolde hatten kaum genug Kraft, um einen Menschen zu verletzen.“
Als ausgebildeter Attentäter des Königs, musste er es wohl wissen. Ein Killer. Der einzige Drachenprinz, der sich selbst so sehr hasst, dass er alles tut, um die ganze Dunkelheit der Welt auf sich zu ziehen. Am liebsten würde ich ihn gegen die Wand schubsen angesichts der Brutalität, die er wie ein Ehrenzeichen trägt. Aber noch lieber, würde ich seinen Schwanz in mir spüren.
Die Sterne sollen mich holen. Mir ist jetzt so heiß, dass mir trotz der Kälte eine Schweißperle die Schläfe herunterläuft, und das Verlangen, das tief in meinem Bauch lodert, ist so heftig, dass es fast schon schmerzhaft ist. Ich umklammere meine Bettdecke und merke, wie die Nässe an meinen Oberschenkel herunterrinnt, während mein Kopf mit jedem Herzschlag weniger klar denken kann. Ich konzentriere mich auf die pulsierende Beule zwischen seinen Beinen, ohne in der Lage zu sein, woanders hinzusehen.
„Was passiert mit mir?“ Meine Stimme bricht bei dieser Frage. Ich zwinge meinen Blick zu Quintons Gesicht und warne ihn, nicht einmal zu versuchen, mir irgendwelche Märchen aufzutischen. Drachen riechen Erregung. Er weiß, dass ich feucht bin. Genauso wie er weiß, dass ich ihn nicht begehren will. „Was hast du getan?“
„Ich habe dich gebissen“, sagt Quinton.
Der Biss auf meiner Brust flammt auf. Es scheint ihm zu gefallen, wenn er erwähnt und bestätigt wird.
„Dieses Ziehen, das du spürst, ist eine Nebenwirkung.“ Quinton atmet tief ein, die Bänder seiner Hose spannen sich unter der Kraft der wachsenden Beule. Fluchend weicht er einen Schritt von mir zurück – nur um gegen die Kommode zu stoßen. „Es ist nur vorübergehend. Es wird vorbeigehen.“
„Wann?“
Er zuckt zusammen. „Ich weiß es nicht.“
„Ernsthaft?“
„Ich … es tut mir leid.“
„Es tut dir leid?“ Wut schießt mir durch den Kopf. Das war nicht so abgemacht. Ich habe nicht darum gebeten, dass mein Körper meinen Willen ignoriert, während ein so starkes Bedürfnis, dass es schmerzt, durch mein Blut schießt. Quinton hat das getan. Es ist seine verdammte Schuld. Meine Hand ballt sich zu einer Faust, ich stürze mich auf ihn und ziele auf seinen Kiefer. Die Bettdecke, die ich umklammert hatte, fällt zu Boden.
Quinton lässt mich treffen, aber der Aufprall schmerzt eher mir als ihm. Meine Wut wächst noch weiter an. Ich schlage erneut zu, aber diesmal packt Quinton mein Handgelenk und schleudert mich wie eine Stoffpuppe gegen die Wand.
Ich strecke meine Hand aus und kann gerade noch verhindern, dass mein Gesicht gegen die Wand knallt. Arschloch.
Mein Herz rast. Ich reiße mein Handgelenk aus Quintons Griff. Und es klappt sogar. Ich weiß nicht – und es ist mir auch egal –, ob er mich losgelassen hat oder ob dieser Wahnsinn mir einen Schub übernatürlicher Kraft verliehen hat. Meine Sicht verschwimmt an den Rändern. Ich stoße mich von der Wand ab und trete gegen Quintons Knie, so wie es mir der Bastard selbst beigebracht hat.
Quinton dreht sich, sodass ich seinen Oberschenkel erwische. Ein Knurren dringt tief aus seiner Brust. In seinen Augen schimmert Magie, seine Pupillen sind größer als sonst.
Ich stoße gegen seine Brust und ziele auf seine Wunde.
Kaum berührt meine Handfläche ihn, weicht er aus, aber ein Brüllen, das Schmerz oder Wut oder etwas ganz anderes, hallt durch den kleinen Raum. Als Nächstes knallt Quinton mich mit dem Rücken so hart gegen die Wand, dass Putz- und Farbsplitter auf uns beide niederprasseln. Dann presst sich sein Körper an mich, sein harter Schwanz drückt sich in meinen Bauch.
Ich reiße an den Bändern seiner Hose und befreie ihn.
Quintons Schaft springt frei. Er ist groß und die Haut, die ihn umspannt, samtig weich, die Schuppensäulen glänzen vor Feuchtigkeit und an der Spitze kleben Lusttropfen.
Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Ich weiß noch genau, wie er schmeckt. Ich versuche, mich zu bewegen, aber er hält mich an die Wand gedrückt.
„Du bist ein verfluchtes Arschloch“, schreie ich. Ich bin mir nicht sicher, ob ich wütender bin, weil er mich festhält oder weil er so verdammt lange braucht.
Was auch immer der Grund ist, Quinton nimmt alles einfach hin. Seine Nasenlöcher blähen sich. Dann packt er meine Hüften und hebt mich hoch, bis ich in einer Linie mit seinem pulsierenden Schaft bin.
Ich schlinge meine Hände um seine Schultern und er lässt mich sinken, sodass er mit einem einzigen, langen Zug tief in mich eindringt. Schmerz schieß durch mich hindurch, als sein riesiger Schwanz mich dehnt. Aber dann fängt er an in mich zu stoßen und seine pralle Eichel findet alle erotisch empfindlichen Stellen in meinem Inneren. Er fährt über sie, als würde er auf den Klaviertasten spielen.
Eine so intensive Lust, dass mir schwindelig wird, durchströmt mich. Ich weiß nicht, wo mein Körper aufhört und die pulsierende Magie unserer Verbindung beginnt. Quinton zieht sich zurück und stößt zu. Immer und immer wieder. Mit jeden Stoß, knalle ich gegen die harte Wand hinter mir. Es gibt nichts Zärtliches oder Verführerisches an diesem Akt. Nein, es ist brutal und strafend.
Und es ist genau das, wonach ich mich gesehnt habe.
Quinton brüllte, als Kits Nägel über seinen Bizeps fuhren und Spuren erotischer Hitze hinterließen. Ihre sonst so warmen, schokoladenfarbenen Augen öffneten sich. Funken der Magie vermischten sich mit der heftigen, ursprünglichen Lust, die sie erfüllte. Quintons ganzer Körper pulsierte vor Verlangen, als er in sie stieß, und jeder Stoß seines Schwanzes in ihrer Enge hallte in seinen Knochen wider. Seiner Seele. Es war ein einzigartiger Rhythmus. Die Stöße, sein Herzschlag, das Band, das zwischen ihnen pulsierte.
Macht durchflutete Quintons Blut, lebendiger und wilder als alles, was er je gefühlt hatte. Und nicht nur er. Er spürte, wie die Magie durch das Band in die Menschenfrau überging und ihren Körper mit der Kraft und Macht versorgte, die er brauchte, um die wilde Forderung der Paarung zu erfüllen. Putzsplitter von der gealterten Wand regneten auf Kits Kopf herab. Eine unregelmäßige, knarzende Symphonie ging von den alten Holzdielen aus und harmonierte mit der wilden Paarung, die in dem Raum stattfand.
Kit warf ihren Kopf zurück und entblößte ihren Hals. Das implizite Vertrauen, das diese Geste auslöste, ließ ihn fast kommen. Quinton brüllte erneut, als er Kit fester packte und seinen Schwanz mit jedem Stoß tief in sie trieb. Kits Augen waren glasig vor Erregung und der betörende Duft ihrer Lust erfüllte den Raum zwischen ihnen. Es war ein berauschendes, süßes Aroma, das den feuchten Moschus des Raumes überwältigte und jedes Mal stärker aufflackerte, wenn Quinton in Kit eindrang, um dann vor Frustration zu heulen, wenn er sich zurückzog. Es war wie ein Tauziehen.
Als er spürte, wie sich Kits Geschlecht um ihn herum anspannte, umklammerte Quinton ihre Hüften fester und gab ihren Schenkeln, die sie um seine Taille geschlungen hatte, zusätzlichen Halt. Kit bewegte sich rhythmisch mit jedem seiner Stöße, und ihr Wimmern verriet, wie kurz sie vor der Höhepunkt stand. Der Druck in Quinton stieg mit jedem Augenblick. Seine Stöße intensivierten sich unbarmherzig, bis er so heftig in stieß, dass Kit zusammenzuckte. Wieder und wieder. Das schmatzende Geräusch ihrer Paarung vermischte sich mit ihren Atemzügen.
Kit öffnete den Mund, ein ursprüngliches Stöhnen entrang sich ihrer Kehle.
Quinton biss die Zähne zusammen und zog sich zurück.
„Arschloch“, knurrte Kit.
Quinton entblößte seine Eckzähne.
Kit biss zu.
Quinton zuckte zusammen, als sich ihre Zähne in die empfindliche Stelle an seinem Hals bohrten, genau über seinem Puls. Das Brennen des Bisses war weit entfernt, und doch löste es einen Dominoeffekt aus, die Gefühlsexplosionen verstärkten sich, bis Quintons Nerven auf einmal in Flammen standen. Quintons stieß beim nächsten Mal so zu, dass er alle empfindlichen Nervenenden in Kits Geschlecht traf. Er stieß zu, die Schuppen entlang seines Schafts öffneten sich, als die Lustkrämpfe durch Kits Körper rasten.
Kit kam in Quintons Griff und er folgte ihr, die schwindelerregende Welle geschmolzener Lust durchströmte ihn so intensiv, dass es an Schmerz grenzte.
Er biss die Zähne zusammen, um sie weiter zu halten und um zu verhindern, dass sie beide zu Boden fielen. Kits reaktionsfreudiger Körper verkrampfte sich in seinen Armen und kam ein zweites Mal, als er sich nur leicht bewegte, um gegen ihre empfindliche Perle zu drücken. Es fühlte sich gut an, ihr das geben zu können, und noch besser war es, zu spüren, wie Kit sich schlaff an ihn schmiegte und darauf vertraute, dass Quinton sie beschützen würde, während die Kraft und die Magie abebbten.
Und dann war es vorbei.
Quinton trug die immer noch benommene Kit zum Bett und legte sie auf die Matratze. Ihr nackter Körper war schweißbedeckt, und etwas von dem Blut, das seine Haut bedeckt hatte, klebte nun auch an ihr. Er rückte seine Hose zurecht, schloss das Fenster und zog die Vorhänge vor.
Kit sah ihm müde nach. Zufrieden, aber nicht entspannt. Nicht im Geringsten.
Das konnte er ihr nicht verdenken. Was sie gerade getan hatten, war kein Akt der Zärtlichkeit gewesen, sondern eine animalische Paarung. Die Tatsache, dass Kits Körper sich genauso danach gesehnt hatte wie sein eigener, änderte nichts an dieser Tatsache. Es minderte auch nicht, wie ausgelaugt Kit sein musste oder wie wund sie sich zweifellos fühlte. Sowohl wegen der Härte mit der er sie genommen hatte, als auch von dem Aufprall zuerst auf dem Boden und später gegen die Wand. Aber was konnte man schon anderes erwarten, wenn man mit ihm verpaart war? Wenn Quinton jemals fähig gewesen war, freundlich und sanft zu sein – die Art von Mann, die Kit verdiente – dann war nichts mehr davon übrig geblieben. Dieser Mann war er schon seit langer Zeit nicht mehr.
Er hatte wenigstens noch genug Anstand, um sich einzugestehen, dass er Kit im wahrsten Sinne des Wortes in die Scheiße geritten hatte und dass er etwas dagegen tun musste. Quinton holte das Waschbecken und einen Krug und stellte beides neben Kit. Er machte sich nicht die Mühe, das Offensichtliche zu erklären, sondern riss einen Streifen vom Laken, um ihn als Waschlappen zu benutzen, und begutachtete den Schaden. Zusätzlich zu dem Blut, das von den toten Männern und ihm stammte, bedeckten jetzt frische Spuren Kits glatte Haut. Schrammen von der Wand, dem Boden und von ihm selbst.
Die Stunde, die Quinton ohne Kit verbracht hatte, um die beiden betrunkenen Wachen, die versucht hatten, sie aufzuspüren, zu verhören und zu erledigen, hatte ihn in den Wahnsinn getrieben – auch wenn das Austeilen der letzten Schläge ein Trostpflaster gewesen war. Quinton tötete oft. Er hat es nie genossen. Aber in dieser Nacht hatte er es. Er hätte sich mehr Zeit mit den beiden gelassen, wenn er nicht so verzweifelt hätte zurückkehren wollen, um sich zu vergewissern, dass es seiner Gefährtin gut ging.
Gefährtin. Verfluchte Hölle.
Und jetzt, wo besagte Gefährtin sicher neben ihm lag, wusste Quinton immer noch keine Antwort darauf. Ging es Kit gut? Würde es ihr überhaupt jemals wieder gut gehen?
Quinton hielt den Waschlappen wie einen Dolch und griff den Schmutz, den Schweiß und das Blut an, die Kits Schlüsselbeine bedeckten. Dass sie es ohne Widerspruch zuließ, war ein Zeichen dafür, wie erschöpft sie war. Ein paar Minuten lang war das Geräusch des ins Wasser eintauchenden und über die Haut gleitenden Stoffes das einzige im Raum, abgesehen von ihrem leisen Atmen. Als er mit Kits Schultern fertig war, wischte Quinton ihre Arme ab und verweilte auf dem Sklavenmal, das ihre früheren Herren in ihre Haut eingebrannt hatten. Zwei sich überschneidende Kreise, die an ihren Schnittpunkten eine kleine Raute bildeten. An den Stellen, wo Kit die ganze Zeit gekratzt hatte, war das Mal jetzt rot.
Eines Tages würde Quinton denjenigen finden, der ihr dieses Mal aufgedrückt hatte, und ihm das Herz herausschneiden.
Doch heute Abend ging es um andere Dinge. „Willst du immer noch an den Äquinoktium-Prüfungen teilnehmen?“, fragte er.
Kit brauchte einen Moment, damit sich ihr Blick auf ihn fokussierte und der Schleier in ihren Augen verschwand. „Warum nicht?“ Sie schnaubte verärgert. „Es war eine schöne Zeit, Quinton, aber du hast mir nicht wirklich das Hirn rausgevögelt.“
Quinton spannte den Kiefer an. Der Gedanke, seine Gefährtin mit Leuten zusammen zu lassen, die sie töten wollten – aus Gründen, die von persönlicher Vorliebe bis zu Kollateralschäden reichten – passte ihm so gut wie eine Handvoll Sprengstoff.
„Hat sich in der letzten Stunde etwas verändert, was ich nicht weiß?“, fragte Kit und setzte sich aufrecht hin. „Ist König Ettienne nicht mehr die letzte Verteidigungslinie, die die Unsterblichen auf dieser Seite der Welt davon abhält, die Menschen als ihren eigenen persönlichen Stall von domestizierten Bestien zu benutzen?“
„Nichts hat sich geändert“, sagte Quinton.
„Vielleicht ist es also nicht mehr wichtig, dass Ettiennes Söhne die Äquinoktium-Prüfungen gewinnen und das Fruchtbarkeitselixier erhalten?“, fragte sie. „Ist die Bedrohung für seine Herrschaft gebannt worden, während wir mit anderen Dingen beschäftigt waren?“
„Vielleicht hast du vergessen, dass König Ettienne derjenige war, der mir befohlen hat, dich zu töten.“ Quinton warf den Waschlappen in das Becken und hob die Hände. „Oder dass seine vertrauenswürdigen Wachen dies von sich aus versucht haben.“
„Und doch bin ich hier.“
„Oh, bei den Sternen.“ Quinton schüttelte den Kopf und wollte sich von ihr entfernen, als sich sein Blick auf die Bisswunde richtete, die er auf Kits Brust hinterlassen hatte. Noch immer klebten Blutstropfen an den Stellen, wo seine Zähne die Haut durchbohrt hatten, und Sterne, ihm gefiel der Anblick.
Nachdem das Band der Paarung geknüpft war, konnte Quinton nicht verstehen, wie er jemals ohne das Lebensband, das sie nun verband, hatte atmen können. Die Bisswunde war der lebende Beweis dafür, dass das, was Quinton jetzt fühlte, sowohl real als auch dauerhaft war. Das war gut für ihn, aber nicht so sehr für sie. Als er noch einmal darüber nachdachte, war es wahrscheinlich auch nicht gut für ihn, wenn der Verlauf des Abends ein Hinweis darauf war.
Wie dem auch sei, er konnte nichts gegen die Bindung tun – sie war dauerhaft. Zumindest die Bisswunde würde er wahrscheinlich entfernen können, sodass sie sie wenigstens nicht jedes Mal im Spiegel sehen musste, wenn sie sich umzog.
Quinton legte eine Hand auf Kits Haut und ließ eine magische Ranke in die Wunde eindringen.
Kit fluchte über den brennenden Schmerz der Heilung und stieß seine Hand mit überraschender Kraft weg. „Wage es ja nicht, das noch einmal zu tun, ohne vorher zu fragen.“
„Wirklich?“ Quinton zog eine Augenbraue hoch. „Von allem, was gerade passiert ist, ist das das, was dich am stärksten beleidigt?“
Er begutachtete sein Werk und wartete auf den Anblick der glatten Haut, die seine Beanspruchung verbarg. Die Wunde hatte sich geschlossen, aber anstatt zu verschwinden, blieb die Bisswunde zurück, die sich zu einer faltigen, leicht silbernen Narbe zusammengezogen hatte. Das war unerwartet.
Kits Ausdruck war unleserlich, als sie mit dem Finger über das Mal fuhr. „Das war der einzige Teil des Abends, den ich wirklich verstanden habe“, gestand sie gleichermaßen resigniert und verärgert.
Sie gab ihm ein Zeichen, ihr den Rücken zuzuwenden, während sie den Rest ihres Körpers säuberte. Quinton tat es ihr gleich, wobei er klugerweise nicht auf die Absurdität ihrer Bescheidenheit hinwies. Das Bett knarrte hinter ihm, als Kit sich aufrichtete.
„Und was ist aus deinem Vorsatz geworden, keine Menschen mehr zu heilen?“, fragte sie. „Ich bin mir sicher, dass du nach Cordelias Tod etwas Idiotisches in dieser Richtung gesagt hast.“
Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Meine Entschlossenheit hat sich der Realität gebeugt, in der Nähe eines Menschen zu sein, der mit jedem Atemzug Verletzungen provoziert.“
„Hast du mir gerade die Schuld an dem gegeben, was passiert ist?“, fragte sie ungläubig.
„Du hast dich also nicht zuerst auf mich gestürzt?“ Die Spitzen von Quintons Schuppen färbten sich irritiert rot. Er war ein Raubtier. Es gab nicht viel, was er tun konnte, wenn eine kleine sterbliche Beute die Jagd aktiv anheizte. „War es jemand anderes, der …“
„Ich habe nichts dergleichen gesagt.“ Ihre Worte klangen abgehackt. Die Dielen knarrten, als Kit sich in dem kleinen Raum bewegte, um sich frische Kleidung zu suchen. Als Quinton genug davon hatte, die Tür anzustarren und sich umdrehte, war sie bereits dabei, ein graues Kleid zuzuknöpfen. Das Kleidungsstück schmiegte sich köstlich an ihre Kurven, obwohl es für jemand anderen geschneidert worden war.
Mit zusammengekniffenen Lippen konzentrierte sich Kit auf die letzten Knöpfe. „Ich … Ich weiß nicht, was passiert ist“, sagte sie schließlich, ohne ihn anzuschauen. „Ich konnte nicht klar denken. Nicht über irgendetwas anderes als … na ja, du warst dabei. Du weißt schon.“
Er verstand.
Quinton seufzte. „Es war eine Raserei. Ein Urtrieb, um zu kämpfen oder sich zu paaren. Das ist eine Drachensache. Also nein, frag mich nicht, warum du es gespürt hast. Ich habe keine Ahnung. Ich weiß auch nicht, warum ich silberne Blitze in deinen Augen tanzen sah, als ich dich nahm.“
„Da war Magie in meinen Augen?“ Kit schwankte leicht, als sie das Waschbecken und den Krug mit Wasser auf die Kommode zurückstellte.
Quinton konnte sich kaum zurückhalten, sie am Ellbogen zu packen. „Ja.“
Kit rieb sich das Gesicht. „Und diese Sache mit der Raserei, wird das wieder passieren?“
„Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich.“
„Wie oft?“
„Ich weiß es nicht.“
„Nun, wie lange werden diese willkürlichen Paarungsinstinkte noch meinen gesunden Menschenverstand ausschalten?“
„Ich weiß es …“ Quinton brach ab, als Kit sich herumdrehte und ihm einen Finger in die Mitte der Brust stieß.
„Wage es nicht zu behaupten, du wüsstest es nicht“, schnauzte sie ihn an. „Was weißt du denn?“
Dass ich ein Arschloch bin, das gerade ein klaffendes Loch in meiner Seele gestopft hat, indem es ein Stück von deiner abgerissen hat.
„Dass du zu viele Fragen stellst.“ Quinton machte auf dem Absatz kehrt, klaubte sein Hemd vom Boden auf und wickelte es zusammen, um es zu entsorgen. Das Kleidungsstück war nicht mehr zu retten, und er hatte nicht daran gedacht, zusätzliche Kleidung mitzunehmen. Sein Mantel würde für den Rückweg genügen müssen. Wenn er und Kit sich in die Prüfungen einschleusen wollten, mussten Kit es zuerst unbemerkt zum Gelöbnisball schaffen. Ein Ball, der im Palast von Massa’eve stattfinden sollte, der von demselben König regiert wurde, der Kits Tod angeordnet hatte. Zu allem Überfluss hatten sie nur achtzehn Stunden Zeit, um all das zu schaffen.
Großartig.
Quinton stieß eine Reihe von Flüchen aus und benutzte das zusammengeknüllte Hemd, um sich das Blut vom Oberkörper zu wischen. Das meiste Blut stammte von den beiden Wachen, die er getötet hatte, aber aus der Wunde, die der Pfeil hinterlassen hatte, trat noch immer etwas Blut. Der Pfeil war nicht tief eingedrungen, und wenn Quinton die Wachen nicht schon getötet hätte, hätte er es wegen ihrer betrunkenen Unfähigkeit getan.
„Warum verreibst du das Blut noch weiter auf deiner Brust?“, forderte Kit und verzog missbilligend die Lippen, als sie Quintons Bemühungen betrachtete. Kopfschüttelnd riss sie ein sauberes Stück Stoff aus dem zerstörten Laken und deutete auf die Kommode. „Setz dich.“
„Ich schaffe das schon allein“, murrte Quinton, tat aber, wie ihm geheißen.
Kit tauchten den Lappen in sauberes Wasser und reinigte die Wunde mit einer Sanftheit, die im Widerspruch zu ihrem gereizten Gesichtsausdruck stand.
Ihr Duft von Zitrusfrüchten und Zimt umschmeichelte Quintons Sinne, und trotz des Brennens ihrer Berührung fühlte sie sich heilend an. Es war, als ob jede Berührung des Tuchs tiefer als nur die verletzte Haut berühren würde. Noch nie hatte ihn jemand auf diese Weise berührt. Niemals. Dem Drang, sich ihrer Berührung hinzugeben, oder besser noch, sein Gesicht in Kits Haar zu vergraben und ihren Duft einzuatmen, konnte er kaum widerstehen.
Quinton zog sich zurück.
„Wage es nicht, dich zu bewegen“, schnauzte Kit ihn an, ihre Augen blitzten vor Wut. „Bewege keinen einzigen verdammten Muskel“, fuhr Kit mit zusammengebissenen Zähnen fort. „Ich will, dass es wehtut.“
Er grunzte unwillig, hielt aber still, während Kit einen behelfsmäßigen Verband anlegte. Er überlegte, ob er ihr versichern sollte, dass es noch mehr blutende Wunden geben würde, wenn sein Plan, sie zum Gelöbnisball zu bringen, funktionierte. Aber trotz ihrer eigenen Behauptung, dass sie wollte, dass es weh tat, war sie diejenige, die bei jeder Berührung der Wunde zusammenzuckte.
„Mehr als das, kann ich nicht tun und lass den Verband, wo er ist“, warnte Kit und trat schließlich zurück, um ihr Werk zu begutachten. Der Verband saß fest, seine Enden waren ordentlich unter dem Band verstaut. „Ich hatte erwartet, dass die Wunde tiefer sei.“
„Yirel und Jared dachten, sie würden auf einen Menschen schießen und waren zu betrunken, um den Bogen richtig zu spannen“, meinte Quinton säuerlich. „Außerdem sind meine Selbstheilungskräfte besser als die eines Menschen.“
Allerdings nicht so gut. Das Paarungsband stellte auch auf körperlicher Ebene etwas mit ihm an, aber er konnte nicht verstehen – geschweige denn erklären –, was es war. Er deutete auf den Verband. „Das hättest du nicht tun müssen.“
„Ich habe nicht viele Kleidungsstücke und will nicht, dass dein Blut das Kleid ruiniert.“ Kit strich mit der Hand über das abgetragene Kleidungsstück. „Ich bin mir nicht sicher, welche Kleidung man trägt, wenn man in einen Palast zurückkehrt, aus dem man bei Todesstrafe verbannt wurde, allerdings war die Kleiderauswahl, die mir zur Verfügung gestellt worden ist, nicht sonderlich groß.“ Sie hielt inne. „Außerdem … Danke.“
„Wofür?“
„Dafür, dass du den Pfeil abgefangen hast, der für mich bestimmt war, für den Anfang.“
„Dafür bedankt man sich nicht bei seinem Gefährten“, sagte Quinton. „Ich hätte gar nicht anders handeln können. Das werde ich auch nie können.“
„Weißt du, von jemand anderem mag das romantisch klingen“, entgegnete Kit trocken.
„Es war nur die Feststellung einer Tatsache.“
„Das habe ich bemerkt.“ Kopfschüttelnd strich Kit ihr Haar zurück und begann, es mit effizienten Bewegungen zu flechten. Quinton verspürte den plötzlichen Drang, es selbst zu tun. Er war sich sicher, ihr Haar würde sich in seinen Händen genauso seidig anfühlen, wie es aussah. Kit zog ihre Schultern zurück und erinnerte ihn an eine Kriegerin, die sich auf den Kampf vorbereitet. „Was machen wir jetzt?“, fragte sie.
„Wir reiten zurück in die Hauptstadt. Ich werde ein neues Hemd brauchen. Und wir müssen bei einem Freund von mir vorbeischauen.“ Der letzte Punkt war der wichtigste. Quintons gesamter Infiltrationsplan beruhte auf Autumns Hilfe, und das war keine Position, in der er sich gerne befand, aber es war die beste aller schlechten Entscheidungen, die er zur Auswahl hatte.
„Freund? Ich dachte, du wüsstest nicht, was das Wort bedeutet, geschweige denn, dass du einen hättest.“
Quinton zuckte mit einer Schulter. Die meisten von Massa’eve würden Kits Einschätzung zustimmen. Verdammt, sogar seine Brüder würden das tun. Aber Autumn stammte nicht von diesem Kontinent, und sie war mehr als nur eine Freundin. Lady Autumn, die Schwester des Königs von Slait, renommierte Gelehrte und Abgesandte auf Besuch, war eine der wenigen Personen auf der Welt, die von Quintons anderen Aufgaben für die Krone wussten – die eines Spionagemeisters. Um eine solche Person zu kennen, musste man selbst eine sein.
So wenig Quinton die Idee gefiel, noch mehr Leute in die Täuschung miteinzubeziehen, so sehr wusste er, wann er überfordert war. Und seine neue, sehr sterbliche Gefährtin auf einen Ball zu bringen, den Ettienne ausrichtete? Damit war er gewiss überfordert. Quinton zog seinen Mantel über die Schultern. „Wir werden Hilfe brauchen, um unbemerkt in den Palast zu gelangen.“
„Bist du nicht mythisch gut darin, unbemerkt zu bleiben?“, fragte Kit.
„Das bin ich. Aber ich habe normalerweise keinen Menschen am Hacken.“
„Tut mir leid, dass ich dich aufgehalten habe.“
„Daran werde ich mich gewöhnen müssen.“
Kit schüttelte den Kopf. „Eines Tages werde ich dich umbringen, während du schläfst.“
Obwohl ich wusste, dass wir durch die Nacht reiten mussten, um zurück in die Hauptstadt zu gelangen, zucke ich zusammen, als Quinton mich auf das Pferd hebt. Es ist ein riesiges Tier namens Rook, das so schwarz ist wie die Nacht um uns herum. Rook tänzelt sofort und ist sich meiner Unerfahrenheit offensichtlich ebenso bewusst wie ich. Das Sattelleder fühlt sich rutschig unter meinen Schenkeln an, und ich habe Mühe, ohne die Steigbügel, die auf Quintons Höhe eingestellt sind, einen sicheren Halt zu finden.
Zum Glück für mich und Rook schwingt sich Quinton einen Moment später hinter mich. Sein Körper bietet eine solide Linie aus Wärme und Stabilität gegen meinen Rücken. Eine seine Hände legt sich um meine Taille und zieht mich an ihn, während die andere die Zügel nimmt. Ich versuche mein Bestes, um zu verbergen, wie wohltuend ich die Kraft in seinem Griff finde. Rook verwandelt sich unter Quinton sofort von einem gereizten Tölpel in ein fügsames Pferd.
Sag mir, wie du dich wirklich fühlst, Pferd.
Die Dunkelheit scheint uns zu verschlucken, als Quinton Rook vorwärts treibt und seine Hufe auf dem kiesigen Weg knirschen, der aus dem Stall des Gasthauses führt. Wir befinden uns in den Tiefen eines Kiefernwaldes, in dem die Nadeln ein gedämpftes, flüsterndes Geräusch erzeugen, wenn der Wind durch sie hindurchfährt. Das einziges Licht, das wir haben, kommt vom Mond über uns, dessen fahler Schein die Rinde der Bäume beleuchtet und bedrohliche, skelettartige Schatten auf unseren Weg wirft. Meine Haut kribbelt und die Haare in meinem Nacken richten sich auf.
„Ist es sicher, nachts zu reiten?“, frage ich Quinton.
„Nein.“ Er schnalzt mit der Zunge, und Rook geht in den Trab über.
Der Weg, den wir nehmen, schlängelt sich tief durch das Herz des Waldes. Zu beiden Seiten ragen Silberbirken empor, deren weiße Rinde unheimlich schimmert. In der Ferne ertönt der klagende Ruf eines einsamen Wolfs, der in der Stille nachhallt. Ich tröste mich damit, dass es ein einsamer Wolf ist und nicht ein Rudel hungriger Kojoten.
Nach einer Weile jedoch vermischt sich der Duft feuchter Kiefernnadeln mit dem Aroma von Pferdeschweiß, was mich an den nächtlichen Ritt erinnert. Quintons fester Griff an den Zügeln und um meine Taille sind ein beruhigender Anker inmitten der unheimlichen Kulisse. Nicht, dass ich vorhätte, ihm das zu sagen. Ich spüre jedoch, wie ich mich entspanne, vor allem als der Weg breiter und der Boden ebener wird.
„Du solltest schlafen“, flüstert Quinton an meinem Ohr, als wir an einer Herde Rehe vorbeireiten, die in einiger Entfernung grasen. Die Tiere heben ihre Köpfe, als wir an ihnen vorbeikommen, und ihre Augen reflektieren das Mondlicht in einem unwirklichen Glanz. Sie zerstreuen sich jedoch, als wir ihnen zu nahe kommen, und ihre raschen, anmutigen Bewegungen bilden ein faszinierendes Bild in der nächtlichen Kulisse.
„Schlafen? Während ich auf einem Pferd sitze?“
„Falls du nicht plötzlich fliegen gelernt hast, dann ja.“
„Nun, auf diesem Ungeheuer kann ich genauso gut fliegen wie schlafen.“
Quinton stößt einen genervten Seufzer aus, verlagert dann sein Gewicht im Sattel und nimmt die Zügel in die andere Hand, während er mich an sich drückt und uns beide mit seinem Mantel zudeckt. Dann murmelt er etwas zu Rook, und das Pferd geht in einen gleichmäßigen, ruhigen Galopp über. Die rhythmischen Bewegung, gibt mir das Gefühl, jemand würde mich schaukeln.
„Schlaf“, befiehlt Quinton erneut. „Erschöpft taugst du morgen zu nichts.“
Ich will wieder protestieren, doch dann spüre ich ein sanftes Vibrieren an meinem Rücken. Ein leises, beruhigendes Schnurren, von dem ich nicht wusste, dass dieser Drachenprinz überhaupt dazu fähig ist. Ich klammere mich noch immer an diesen überraschenden Gedanken, als mich die Verlockung der dringend benötigten Ruhe einholt.
Als mich die sich verlangsamen Bewegungen des Pferdes wachrütteln, sieht man bereits die ersten Anzeichen der Morgendämmerung am Horizont und die Gerüche des Marktplatzes von Massa’eve überwältigen die schwache Süße des verschwitzten Fells des Pferdes.
„Das ist nicht der Palast“, murmle ich und reibe mir das Gesicht. Wir befinden uns auf einer schmalen Straße, die die Marktstände und ihre früh aufgestandenen Besitzer von den Etablissements trennt, die anscheinend noch nicht schlafen gegangen sind. Aus den verschiedenen Gebäuden dringen Geräusche von ausgelassenen Liedern und klirrenden Bierkrügen bis hin zu offenkundigen Geräuschen des Liebesaktes, die Quinton mit gewohnter Leichtigkeit umreitet.
„Sehr scharfsinnig.“ Quinton hält neben einem Chocolatier, tauscht eine Münze gegen ein eingepacktes Paket, ohne abzusteigen oder zu erklären, was er da tut, und lenkt das Pferd dann in Richtung eines zweistöckigen Gebäudes, das in einer angrenzenden Seitenstraße versteckt ist.
Ein diskretes Schild aus poliertem Messing weist unser Ziel als Seidenoase aus, deren schwarze Fassade mit goldenen Akzenten versehen ist, die es von anderen Etablissements unterscheiden. Quinton steigt ab und hebt mich aus dem Sattel, wobei meine Beine beim Aufsetzen auf den Boden fast nachgeben. Quinton zieht mich zurück an seine Brust.
„Ich brauche nur einen Moment“, murmle ich.
„Du musst etwas essen.“
„Ich glaube nicht, dass das gegen die Schwerkraft hilft.“ Ich schaue stirnrunzelnd auf die schwere Tür, während Quinton einem Stallburschen die Zügel des Pferdes überreicht. „Außerdem sieht das hier nicht wie ein Gasthaus aus. Wo sind wir hier?“
Quinton öffnet die Tür und zieht dann eine Reihe schwerer Samtvorhänge beiseite. Erst dann bemerke ich, dass aus dem Inneren leise Musik erklingt, die sich mit dem Duft von brennendem Weihrauch und kokettem Kichern vermischt. Ein paar Vorhänge später betreten wir ein geräumiges Vorzimmer, das in orangefarbenen und gelben Tönen gehalten ist. Mehrere Kronleuchter tauchen den Raum in warmes, gedämpftes Licht, und an den helleren Stellen blühen Rauchschwaden auf. Ein Beistelltisch und ein paar gepolsterte Bänke stehen an den Seiten und lassen in der Mitte viel Platz. An der Wand hängen Gemälde von verliebten Paaren, die nichts der Fantasie überlassen.
Ich löse mich aus Quintons Griff und drehe mich zu ihm um. „Hast du mich gerade in ein Bordell gebracht?“
„Habe ich.“
Ich fahre mir mit den Händen übers Gesicht. „Warum?“
„Um einen Freund zu treffen.“
„Ich bin sicher, er wird sich freuen, dich gerade jetzt zu sehen“, sage ich. „Besonders mit mir im Schlepptau.“
„Sie.“
Oh, gut. Quintons Freund ist also eine Freundin, die zudem hier ihr Gewerbe ausübt. Genau die Person, die ich kennenlernen möchte, nachdem ich die Gefährtin eines Prinzen geworden bin. Bevor ich ihn zu den Einzelheiten dieses offensichtlich brillanten Plans befragen kann, schwebt eine Schar spärlich bekleideter Frauen den Raum, deren verführerisches Lächeln in dem Moment auf ihren Gesichtern gefriert, in dem sie Quinton erblicken.
„Mein Prinz“, sagt die Anführerin mit übertriebener Höflichkeit. Ihr Blick streift über meine verdreckte Kleidung. Es ist offensichtlich, dass sowohl ich als auch meine Kleidung, ihr nicht gefallen. „Es ist mir eine Ehre …“
Quintons Hand legt sich besitzergreifend auf meinen Rücken. „Sag Nadine, dass ich ihre Dienste benötige.“
„Das kannst du mir selbst sagen.“ Eine Frau, die in ihrem fünften Lebensjahrzehnt wäre, wenn sie sterblich wäre, schreitet in das Zimmer und strahlt neben ihrer alterslosen Schönheit eine Aura der Autorität aus. Das Lächeln, das sie Quinton und dann mir schenkt, hat einen Hauch von unerwarteter Herzlichkeit. Nadine kommt zu uns herüber und küsst Quinton auf beide Wangen. Ich bin mir nicht sicher, ob mich ihre Dreistigkeit oder die Tatsache, dass Quinton sie gewähren lässt, mehr schockiert.
„Ich habe mich schon gefragt, wann ich wieder das Vergnügen haben werde, dich zu sehen“, sagt Nadine. „Aber ich hatte bereits dieses Gefühl, dass es heute Abend sein könnte.“
„Und warum?“, fragt Quinton.
„Weil du gestern nicht hier warst, natürlich“, sagt sie und ihre Augen funkeln amüsiert. „Und es bleiben nur noch wenige Stunden, bis alle in Frage kommenden Männer sich auf dem Prüfungsgelände die Köpfe einschlagen. Ich bin vielleicht ein wenig isoliert, aber ich weiß über viele Dinge Bescheid.“
„Du weißt alles, was passiert, Nadine. Ich bin auf der Suche nach …“
„Ich weiß, wen du suchst. Im Hinterzimmer. Ehrlich gesagt, je eher du sie überzeugen kannst, zu gehen, desto glücklicher werden meine Kunden sein. Sie hat einige meiner besten Betrüger aus dem Weg geräumt. Keiner von ihnen hat bisher herausgefunden, was sie unterm Ärmel hat oder wie sie es dorthin bringt – um die Wahrheit zu sagen, ich glaube, das stört sie genauso sehr wie die Münzen, die sie verlieren.“
Quinton drückt Nadine einen Beutel mit etwas, von dem ich sicher bin, dass es Gold ist, in die Hand. „Für deine Mühen.“
„Mir wäre es lieber, du würdest mir sagen, was sie mit den Karten vorhat.“
Quinton schnaubt. „Sie zählen. Alle Karten. Sogar die gestapelten Karten, die du benutzt.“
„Ah.“ Nadine hebt respektvoll die Brauen. Dann richtet sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich. Neben der durchtrainierten Unsterblichen und ihren perfekt geformten Schützlingen fühle ich mich wie ein streunendes Kätzchen, das Quinton eingeschleppt hat. Nadine neigt ihren Kopf zu mir. „Ich glaube, wir wurden uns noch nicht vorgestellt.“
„Sie gehört mir“, antwortet Quinton.
„Offensichtlich.“ Nadine scheint zu versuchen, ein Lächeln zu unterdrücken.
„Ich bin Kit. Und ehrlich gesagt, bin ich genauso verwirrt wie Sie, warum ich hier bin.“
Nadines antwortendes Lachen ist die Musik schlechthin. „Nein, meine Liebe. Ich bin ganz sicher weniger verwirrt als du. Oder er. Was auch immer er sagt, lass dich nicht davon überzeugen, dass er …“
„Das reicht“, unterbricht Quinton sie und führ mich zum nächsten Vorhang.
„Noch eine Sache“, ruft Nadine. „Night’s Veil ist auf einmal nicht mehr zu finden. Das wenige, was es gibt, kostet das Zehnfache. Und ich habe von keiner Verhaftung von Seiten der Stadtwache gehört.“
Quinton hält inne. „Also kauft jemand die Vorräte auf.“
Nadine breitet ihre Hände aus.
„Was ist Night’s Veil?“, frage ich.
„Der Hauptbestandteil eines seltenen Giftes“, antwortet Quinton. „Es ist geschmacklos und bis auf einen öligen Schimmer fast klar. Es lähmt den Körper, ohne den Geist zu beeinträchtigen. Es wird verwendet, um Kämpfe zu manipulieren, ohne dass das Opfer etwas merkt. Die richtige Dosierung ist von entscheidender Bedeutung, daher erfordert es Geschick bei der Verabreichung – und es gibt kein Gegenmittel, sollte man es falsch dosieren.“
„Du kennst dich gut mit Giften aus“, stelle ich fest.
Quinton zieht eine Augenbraue hoch. „Ich töte Menschen für meinen Lebensunterhalt, Mensch. Lass uns gehen.“
Mit diesem herzlichen Abschluss des Gesprächs schiebt Quinton mich durch die Vorhänge. Wir machen uns auf den Weg durch das Gebäude, vorbei an mehreren großen Vergnügungssälen mit Fae beiderlei Geschlechts in verschiedenen Zuständen der Entkleidung und des Verstandes, bis zu einer Tür, die hinter einem gewöhnlich aussehenden Wandteppich verborgen ist.
Der Raum dahinter hat jedoch nichts Gewöhnliches an sich. Als ich Quinton hinein folge, werde ich sofort von einem schwülen Dunst aus Kerzenlicht und aromatischem Rauch eingehüllt. Die Wände sind mit plüschigen, dunklen Samtvorhängen verhüllt und dämpfen die Geräusche des geschäftigen Bordells dahinter. In der Mitte des Raumes steht ein runder Kartentisch aus Ebenholz, an dem vier Personen sitzen – drei Männer und eine Frau.
Quinton schiebt mich hinter sich und schreitet auf die Spieler zu. Wir sind zwei Schritte hinter dem Stuhl der Frau, als eine kleine Feuerlinie vor Quintons Stiefeln erscheint und unser Vorankommen stoppt.
„Kein Interesse“, ruft sie und macht sich nicht die Mühe, sich umzudrehen.
Einer ihrer Begleiter, ein gut gekleideter Mann mit einem Haufen Goldmünzen vor sich, die zum teuren Schnitt seiner Kleidung passen, lehnt sich in seinem Stuhl zurück. „Ich würde mich nicht so schnell entscheiden, Mylady“, ruft er. „Vielleicht gefällt Euch, was Ihr seht.“
„Hat es einen Schwanz?“, fragt sie.
Der Blick des Mannes wandert über Quinton. „Oh, ich glaube schon.“
„Dann bin ich nicht interessiert. Also bitte, stören Sie woanders.“
„Ja, bitte“, sagt Quinton trocken. „Das Spiel ist vorbei.