Die Geister der Sumpfzypresse - Herold zu Moschdehner - E-Book

Die Geister der Sumpfzypresse E-Book

Herold zu Moschdehner

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Beschreibung

Ein uralter Fluch, der im Schatten einer Sumpfzypresse schlummert. Ein Schlossgeist, der seit Jahrhunderten wacht. Und ein Mann, der das Schweigen der Vergangenheit durchbricht. Als der Historiker im Schlosspark von Schwerin auf die rätselhaften Wurzeln einer mächtigen Sumpfzypresse stößt, ahnt er nicht, dass sein Leben bald von einer finsteren Legende erfasst wird. Die Geschichten um verfluchte Seelen und einen Fluch, der bis in die slawische Zeit reicht, entpuppen sich als erschreckende Wahrheit. Schon bald spürt er die Anwesenheit der Versteinerten - Geister, die in den Wurzeln des Baumes gefangen sind und nach Erlösung rufen. Um den Fluch zu brechen, muss er in die düstere Welt des Unbekannten eintauchen und ein uraltes Ritual vollziehen, das ihn an die Grenze zwischen Leben und Tod führt. Doch die Geister der Vergangenheit verlangen ihren Preis... "Die Geister der Sumpfzypresse" ist eine mystische Reise ins Unheimliche, eine Geschichte von Erlösung und Opfer, die den Leser in die verborgenen Geheimnisse eines historischen Schlossparks eintauchen lässt.

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Vorwort

In der Stille alter Parks und der Schwere vergangener Geschichten liegt oft eine Kraft, die wir kaum wahrnehmen, doch die umso lebendiger wird, wenn man den Mut hat, genauer hinzusehen. Diese Geschichte führt uns an einen solchen Ort – den Schlosspark von Schwerin, in dem die uralte Sumpfzypresse stand, ein Baum, dessen Wurzeln tief in die Vergangenheit reichen und Geheimnisse bewahren, die sich jenseits unseres alltäglichen Verstandes bewegen.

Dies ist die Geschichte eines Mannes, der sich einem Fluch stellte, von dem nur die wenigsten wagten zu sprechen, und der die Stimmen derer hörte, die von der Welt vergessen worden waren.

Die Begegnungen, die er machte, und die dunklen Geheimnisse, die sich ihm offenbarten, sind mehr als bloße Legenden; sie sind ein Vermächtnis, das von Menschen, Geistern und den Kräften der Natur erzählt. Ein Vermächtnis, das Erlösung brachte, doch einen hohen Preis forderte.

Ich lade Sie ein, sich mit mir in die Schatten und Geheimnisse zu begeben, die in diesem Buch aufgedeckt werden – in eine Welt, in der die Grenze zwischen Leben und Tod nur einen Hauch dünn ist und die Geister der Vergangenheit darauf warten, ihre Geschichte zu erzählen.

Möge diese Erzählung Sie daran erinnern, dass das Vergangene nie ganz verschwunden ist und dass manchmal das Dunkelste auch das Hoffnungsvolle in sich birgt.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel 1: Das Erwachen der Legende

Kapitel 2: Das verfluchte Ritual

Kapitel 3: Das Geheimnis des Petermännchens

Kapitel 4: Die Stimmen der Versteinerten

Kapitel 5: Der Zorn des Baumes

Kapitel 6: Der Preis des Sieges

Kapitel 7: Das Vermächtnis der Geister

Kapitel 8: Die Rückkehr des Unbekannten

Kapitel 9: Das Ritual der Wahrheit

Kapitel 10: Der Letzte Blick zurück

Kapitel 1: Das Erwachen der Legende

Der Nebel legte sich an diesem Morgen schwer über den Schlosspark von Schwerin, wie eine unsichtbare Hand, die jedes Geräusch, jede Bewegung dämpfte. Die Szenerie war unwirklich still, als hätte der Park den Atem angehalten, um das herannahende Geheimnis zu begrüßen.

Robert stand am Ufer des Schlossgrabens und starrte über das Wasser hinweg auf den mächtigen Baum, der sich in der Ferne erhob: die Sumpfzypresse. Sie war ein Gigant, ein unübersehbares Monument, dessen krumme und zerfurchte Wurzeln wie Krallen aus dem Boden ragten und dessen rostrote Nadeln im diffusen Licht wie feurige Funken schimmerten. Es war ein Anblick, der einerseits beruhigend wirkte, andererseits jedoch eine düstere Präsenz ausstrahlte, die den Atem stocken ließ.

Robert, ein Historiker mit einer Vorliebe für alte Legenden, war der Magie von Sagen und Mythen stets verfallen gewesen. Doch was ihn an diesem Ort erwartete, ging über alles hinaus, was er bisher gekannt hatte. Schon seit Wochen hatte ihn die Geschichte dieser Sumpfzypresse beschäftigt, seit ihm eine ältere Dame im örtlichen Archiv davon erzählt hatte. „Der Baum ist ein Tor zur Vergangenheit“, hatte sie gesagt und geheimnisvoll gelächelt. „Wer zu lange unter ihm verweilt, wird Teil seines Fluches.“ Robert hatte gelacht und es als Aberglauben abgetan.

Doch heute, in der feuchten Kühle des Herbstmorgens, schienen die Worte der alten Frau mehr Gewicht zu haben.

Sein Forschergeist hatte ihn schließlich in den Park getrieben, um das Geheimnis des Baumes zu lüften. Und nun stand er hier, direkt vor der Sumpfzypresse, die wie ein uralter Wächter über den Park wachte. Ein eigenartiges Gefühl der Ehrfurcht ergriff ihn. Es war, als würde der Baum ihn anstarren, ihn förmlich in seinen Bann ziehen.

Er spürte das Kribbeln auf der Haut, das ihn an Momente erinnerte, in denen etwas Übernatürliches im Spiel war – Momente, die in den alten Legenden immer wieder beschrieben wurden.

Robert trat näher an die Sumpfzypresse heran und betrachtete ihre Rinde. Sie war tief zerfurcht, voller Risse und Unebenheiten, als trüge sie die Narben längst vergangener Zeiten. Zwischen den Furchen schienen sich Gesichter zu formen, menschliche Züge, die aus dem Holz hervorstachen und ihm wie versteinerte Fratzen entgegenblickten. War es nur sein Verstand, der ihm einen Streich spielte? Oder hatte dieser Baum wirklich die Fähigkeit, die Seelen jener einzuschließen, die ihm zu nahe kamen? Ein Schauder überlief ihn, und er zwang sich, den Blick abzuwenden. Doch die Neugier war stärker als die Furcht.

„Man sagt, der Baum habe seine Wurzeln in die Seelen der Verfluchten geschlagen“, murmelte Robert leise vor sich hin, als könnte er damit die düsteren Gedanken vertreiben. Die Wurzeln der Sumpfzypresse schienen sich wie lebende Tentakel um den Stamm zu schlingen, bereit, jeden einzufangen, der es wagte, zu lange unter dem Baum zu verweilen. Er erinnerte sich daran, was die alte Dame gesagt hatte: „Steh niemals länger als fünfzehn Minuten reglos unter diesem Baum. Die Versteinerten werden dich holen.“

Ein frischer Windstoß wehte, und die Nadeln des Baumes raschelten wie tausend leise Stimmen, die ihm ein Warnsignal zuflüsterten. Robert schüttelte den Kopf und versuchte, die düsteren Gedanken zu vertreiben. Schließlich war er hier, um die Wahrheit herauszufinden, nicht, um sich von Hirngespinsten einschüchtern zu lassen. Doch als er sich umsah, bemerkte er, dass die Welt um ihn herum seltsam verschwommen wirkte. Der Nebel hatte sich verdichtet, und die Geräusche des Parks waren verstummt, als würde alles um ihn herum in einem gespenstischen Schweigen versinken.

Er nahm seine Uhr zur Hand und stellte fest, dass er bereits über zehn Minuten hier stand, ohne sich groß bewegt zu haben. Ein seltsames Gefühl der Starre breitete sich in seinen Beinen aus, als hätte der Boden unter ihm begonnen, ihn festzuhalten.

Irritiert schaute er hinab und sah, dass seine Füße wie in den weichen Boden eingesunken waren.

Ein Hauch von Moos hatte sich bereits an seinen Schuhen angesammelt, und er spürte ein kaltes Kribbeln, das langsam seine Beine hinaufkroch.

Das Gefühl der Starre wurde stärker, und für einen Moment schien es, als würde die Erde ihn verschlingen wollen.

„Nein... das kann nicht sein“, flüsterte er und versuchte, seine Füße aus dem Boden zu lösen.

Doch der Widerstand war stärker, als er erwartet hatte. Panik kroch in ihm auf, und er begann, heftig an seinen Beinen zu zerren, während er das Gefühl hatte, dass unsichtbare Hände ihn festhielten. Ein Schweißtropfen rann ihm über die Stirn, und das Rascheln der Nadeln über ihm schien lauter zu werden, wie das leise Lachen eines uralten Wesens, das seine Beute endlich gefunden hatte.

Gerade, als die Panik in ihm einen Höhepunkt erreichte, hörte er eine raue Stimme hinter sich:

„Man sollte nicht so lange unter diesem Baum stehen, Junge.“ Robert drehte sich um und sah einen alten Mann, der ihn mit einem wissenden Lächeln ansah. Der Mann wirkte wie eine Erscheinung, gekleidet in einem dunklen Mantel, mit einem Gesicht voller Falten, das aussah, als hätte es selbst eine Ewigkeit überdauert. „Dieser Baum nimmt sich, was er will. Und er lässt nicht los, sobald er seine Klauen einmal in jemanden geschlagen hat.“