Die Habenichtse von Katharina Hacker - Katharina Hacker - E-Book

Die Habenichtse von Katharina Hacker E-Book

Katharina Hacker

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Beschreibung

Spare Zeit und verzichte auf lästige Recherche! In diesem Band findest du alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Alle wichtigen Infos zur Interpretation sowohl kurz (Kapitelzusammenfassungen) als auch ausführlich und klar strukturiert. Inhalt: - Schnellübersicht - Autor: Leben und Werk - Inhaltsangabe - Aufbau - Personenkonstellationen - Sachliche und sprachliche Erläuterungen - Stil und Sprache - Interpretationsansätze - 6 Abituraufgaben mit Musterlösungen NEU: exemplarische Schlüsselszenenanalysen NEU: Lernskizzen zur schnellen Wiederholung Layout: - Randspalten mit Schlüsselbegriffen - übersichtliche Schaubilder NEU: vierfarbiges Layout Der Roman Die Habenichtse von Katharina Hacker spielt in den Jahren 2001 bis 2003 in Berlin und London, es werden Personengruppen unterschiedlicher sozialer Schichten und Lebenseinstellungen miteinander konfrontiert.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 186

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 377

Textanalyse und Interpretation zu

Katharina Hacker

Die Habenichtse

Sven Jacobsen

Alle erforderlichen Infos zur Analyse und Interpretation plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgabe: Katharina Hacker: Die Habenichtse. Ditzingen: Reclams Universal-Bibliothek Nr. 14232, 2022. Zitiert als R. Katharina Hacker: Die Habenichtse. Roman. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch, 2. Aufl. 2017. Zitiert als F.

Über den Autor dieser Erläuterung: Sven Jacobsen unterrichtet derzeit an einem Gymnasium in Baden-Württemberg die Fächer Deutsch und Geschichte; langjährige Erfahrungen im Auslandsschuldienst mit Hochbegabtenförderung sowie als Endbeurteiler.

Hinweis: Die Rechtschreibung wurde der amtlichen Neuregelung angepasst.

1. Auflage 2022

978-3-8044-7064-4

© 2022 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelabbildung: Szene aus der Romanverfilmung von 2016 @ UNAFILM GMBH

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

 

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

 

Verknüpfungen zu Textstellen innerhalb des Textes (Querverweise) Querverweise, z. B. „s. S. 26 f.“, können durch Tippen auf den Verweis aufgerufen werden. Verwenden Sie die „Zurück“-Funktion Ihres ePub-Readers, um wieder zum Ursprung des Querverweises zu gelangen.

 

Verknüpfungen zu den Online-Aufgaben Im Abschnitt 6 „Prüfungsaufgaben“ finden Sie einen Hinweis zu zwei kostenlosen zusätzlichen Aufgaben. Diese Aufgaben können über die Webseite des Verlages aufgerufen werden. Tippen Sie auf die Verknüpfung und Sie werden direkt zu den Online-Aufgaben geführt. Dazu wird in den Web-Browser Ihres ePub-Readers gewechselt – sofern Ihr ePub-Reader eine Verbindung zum Internet unterstützt und über einen Web-Browser verfügt.

 

Verknüpfungen zu Inhalten aus dem Internet Verknüpfungen zu Inhalten aus dem Internet werden durch eine Webadresse gekennzeichnet, z.B. www.wikipedia.de. Tippen Sie auf die Webadresse und Sie werden direkt zu der Internetseite geführt. Dazu wird in den Web-Browser Ihres ePub-Readers gewechselt – sofern Ihr ePub-Reader eine Verbindung zum Internet unterstützt und über einen Web-Browser verfügt.  Hinweis: Bitte beachten Sie, dass Webadressen nach Erscheinen dieses ePubs gegebenenfalls nicht mehr aufrufbar sind!

Inhaltsverzeichnis

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

2. Katharina Hacker: Leben und Werk

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Der 11. September 2001 und seine Folgen

„Krieg der Kulturen“?

Die Situation in Deutschland und England

Auf dem Weg in die „Ego-Gesellschaft“?

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

3. Textanalyse und -Interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

3.2 Inhaltsangabe

3.3 Aufbau

Drei Handlungsstränge

Rückblicke und Multiperspektivität

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Die Hauptfiguren

Jakob

Isabelle

Andras

Bentham

Jim

Sara und Dave

Ausgewählte Nebenfiguren

Alistair

Mae Warren

Herr Schmidt

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

Zur Erzählgestaltung

Zur Sprache

Motive und Symbole

3.7 Interpretationsansätze

Großstadt und urbane Lebenswirklichkeit

Globalisierung, Mentalität, Liebe

Intertextualität

3.8 Schlüsselstellenanalysen

4. Rezeptionsgeschichte

5. Materialien

Alfred Wolfenstein: Städter (1914)

Peter Bichsel: Stockwerke (1964)

Erich Fromm: Haben oder Sein (1976)

6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen

Aufgabe 1 ***

Aufgabe 2 **

Aufgabe 3 ***

Aufgabe 4 **–***

Aufgabe 5 **–***

Aufgabe 6 ***

Lernskizzen und Schaubilder

Literatur

Zitierte Ausgaben

Sekundärliteratur

Internet- und Online-Quellen

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich alle Leser:innen in unserem Band schnell zurechtfinden und das für sie Interessante gleich entdecken, hier eine Übersicht.

 

Im 2. Kapitel folgt zunächst eine Übersicht zu Katharina Hackers bisherigem Leben und ihrem literarischen Schaffen. Danach folgt ein Abriss des für Hackers Roman relevanten zeitgeschichtlichen Hintergrunds.

Katharina Hacker wurde am 11. Januar 1967 in Frankfurt a. M. geboren. Sie stammt aus einem akademisch geprägten Elternhaus. Nach der Schulzeit auf einem Gymnasium studierte sie Philosophie, Geschichte und Judaistik. Einige Jahre lang hielt sie sich in Israel auf, bis sie nach Berlin umzog und dort seitdem als freie Schriftstellerin lebt.

Ihre persönlichen Kontakte und Freundschaften mit Intellektuellen wie dem israelischen Historiker Saul Friedländer (geb. 1932) oder der österreichisch-israelischen Schriftstellerin und Psychotherapeutin Anna Maria Jokl (1911–2001) haben ihren schriftstellerischen Werdegang entscheidend beeinflusst.

Nach einigen von der Kritik gelobten Erzählungen gelang ihr mit dem Roman Die Habenichtse im Jahr 2006 ein Bestseller (ausgezeichnet u. a. mit dem Deutschen Buchpreis).

Die Idee zum Roman entstand in der Folge der Terroranschläge vom 11. September 2001. Die Habenichtse sind als literarische Auseinandersetzung mit Politik und Gesellschaft vor dem Hintergrund von weltweiter Terrorangst und „War on Terrorism“ sowie mit unserer veränderten Selbstwahrnehmung infolge der politischen Entwicklungen zu begreifen.

Das 3. Kapitel bietet eine Textanalyse und -interpretation.

Die Habenichtse – Entstehung und Quellen:

Die hauptsächliche Arbeit am Roman lag in der Zeit nach dem Erscheinen des Romans Eine Art Liebe im Jahr 2003 bis zum Jahr 2006.

In den Roman sind Zeitungsartikel, politische Reden und andere Texte wie Zitate aus Fachbüchern aus dem Zeitraum der Jahrtausendwende und des Anschlags von 9/11 eingegangen.

Inhalt:

Der Roman beginnt mit dem Einzug einer Familie in der Londoner Lady Margaret Road und der Hoffnung der Kinder Sara und Dave, dass sich die Probleme der Familie bessern. Zur gleichen Zeit trifft Jakob nach über zehn Jahren in Berlin bei einer Party die große Liebe aus seiner Studentenzeit wieder, Isabelle. Die Partygäste erleben am 11. September 2001 im Fernsehen live die Terroranschläge auf das World Trade Center und das Pentagon und diskutieren die Konsequenzen. In den folgenden Wochen, geprägt durch die gesellschaftspolitischen Folgen des Anschlags und den Berufsalltag, kommen Jakob und Isabelle sich wieder näher und beschließen, bald schon zu heiraten. Jakob bekommt eine Stelle in der Londoner Partner-Kanzlei angeboten. Isabelle folgt ihm später nach, und beide ziehen in das Reihenhaus neben die Familie von Sara und Dave. In der Stadt herrscht über Monate eine angespannte Lage wegen der Folgen der Anschläge sowie der Kämpfe der US-Truppen und ihrer Verbündeten in Afghanistan und dem Irak. Auch für Jakob und Isabelle gibt es Veränderungen. Jakob ist fasziniert vom Inhaber der Partner-Kanzlei und arbeitet viel, während Isabelle in der Nachbarwohnung die fortgesetzten Misshandlungen von Sara und Dave zwar mitbekommt, sie aber nur beobachtet, aber auch einen anderen Nachbarn kennenlernt, den gewalttätigen Drogendealer Jim. Die Lebenswege der völlig unterschiedlichen Menschen fangen an, sich immer mehr zu kreuzen, bis es schließlich zur Eskalation der Gewalt kommt, als Jim Sara und Isabelle misshandelt. Isabelle ruft schließlich die Polizei. Der Roman endet mit der Rückkehr des alarmierten Jakobs von einer Dienstreise; er findet seine Frau in einem verstörten Zustand vor.

Aufbau:

Der Roman besteht aus drei Handlungssträngen, sodass die Schicksale von Sara und Dave, von Jim und schließlich von Jakob und Isabelle zusammengeführt werden.

Erzähltechnisch wird laufend zwischen den Erzählsträngen gewechselt. Montagetechnik und Rückblicke durchbrechen das Erzählkontinuum und gewährleisten die Ereigniswahrnehmung durch verschiedene Perspektiven und die Darstellung zeitgleicher Abläufe.

Personen:

Jakob

Anfang dreißig, Jurist für Vermögensfragen in einer Kanzlei,

beruflich engagiert, vom älteren Kanzleiinhaber Bentham fasziniert,

verdrängte Bisexualität,

keine besonderen Bindungen an Familie oder Heimat.

Isabelle

Anfang dreißig, arbeitet in Grafikagentur,

attraktiv, hatte komplizierte Partnerschaft und ist selbst kompliziert in sexueller Hinsicht,

innerlich unausgefüllt, Hang zu regelmäßigem Alkoholkonsum,

ichbezogener Charakter,

fühlt sich zum Drogendealer Jim hingezogen.

Andras

Anfang vierzig, Ungar mit jüdischer Herkunft,

arbeitet in Berlin in der Agentur mit Isabelle zusammen,

hoffnungslos in Isabelle verliebt,

liebenswürdiger Zeitgenosse.

Bentham

66 Jahre alt, Jude, Inhaber einer Londoner Kanzlei für Wiedergutmachungsfälle,

idealistisch arbeitend, versteht seine Tätigkeit als Ausgleich historischen Unrechts,

gepflegt, homosexuell, Kunstliebhaber,

kommt über den Tod seines Lebenspartners nicht hinweg.

Jim

Mitte zwanzig, kommt aus desolaten Verhältnissen, wuchs auf der Straße auf,

Mitglied einer Einbrecher- und Drogenbande,

unberechenbar nach jahrelangem Drogenmissbrauch, gewalttätig und aggressiv,

träumt von einem besseren Leben mit seiner verschwundenen Freundin Mae,

ist gutaussehend, aber unfähig, eine Partnerschaft zu führen.

Sara und Dave

Kinder in einer Arbeiterfamilie, die Eltern sind überfordert, frustriert und unfähig.

Sie wachsen in einer Atmosphäre des Geschreis und der Kindesmisshandlungen auf.

Dave geht in die Schule und wird gemobbt, möchte ungern nach Hause.

Sara ist zwar schulreif, wird vom Vater aber nicht zur Schule gelassen und eingesperrt.

Infolge ihrer Misshandlungen nässt Sara sich ein aus psychischen Gründen, was die Situation verschlimmert.

Stil und Sprache Katharina Hackers:

Katharina Hacker hat im Roman mehrere Sprachschichten angelegt, die den jeweiligen Sozialmilieus entsprechen und zur Charakterisierung der Protagonisten beitragen.

Jims Wortschatz und Satzbau z. B. sind Ausdruck seiner Sprunghaftigkeit und Aggressivität, während Bentham und Jakob die Sprache der Akademiker mit entsprechender Wortwahl und klaren Sätzen bis hin zur Sentenz teilen.

Insgesamt liegt ein gemischter Satzbau vor. Wörtliche Rede ist nicht regelkonform markiert, sondern durch Gedankenstriche angedeutet. Das korrespondiert mit den Entwicklungen der modernen Literatur und besonders den sprachlichen Finessen im Erzählwerk von William Gaddis.

Im Text fallen leitmotivische Formulierungen wie „Alles wird anders“ und weitere Motive und Symbole auf.

Erzählerisch werden die verschiedenen Mittel der Figurenrede zur Einsicht in das Innenleben der Protagonisten eingesetzt.

Verschiedene Interpretationsansätze bieten sich an:

Der Roman lässt sich als Gesellschafts- und Zeitroman begreifen, der sich mit den Phänomenen Gewalt, Terrorangst, (Groß-)Stadt und Globalisierung auseinandersetzt.

Daneben bietet sich eine Deutung über Intertextualität und eingeschränkt die Einordnung als postmoderner Roman an.

Rezeptionsgeschichte:

Der Roman wurde in der Presse größtenteils enthusiastisch gelobt; die Auszeichnung mit dem Deutschen Buchpreis bringt die Begeisterung der Literaturkritik zum Ausdruck.

Innerhalb des Erzählwerks von Katharina Hacker haben Die Habenichtse die bisher umfangreichste Reflexion in der akademischen Literaturwissenschaft verursacht.

Eine Verfilmung des Romans mit Julia Jentsch und Sebastian Zimmler in den Hauptrollen kam 2016 in die Kinos (Regie: Florian Hoffmeister).

In den Kundenrezensionen großer Buchhandelsketten finden sich aber auch ausgesprochen bissige bis ablehnende Kommentare.

2. Katharina Hacker: Leben und Werk

2.1 Biografie[1]

Jahr

Ort

Ereignis

Alter

1967

Frankfurt a. M.

Katharina Hacker wird am 11. Januar als Tochter einer Kunsthistorikerin und eines Neuroradiologen geboren.

 

1975–1986

Frankfurt a. M.

Besuch des altsprachlichen Heinrich von Gagern-Gymnasiums.

8–19

1986–1990

Freiburg i. Br.

Studium der Philosophie, Geschichte und Judaistik.

19–23

1990–1996

Jerusalem, Tel Aviv

Wechsel an die Hebräische Universität in Jerusalem; nebenbei Arbeit als Deutschlehrerin und an der School for Cultural Studies in Tel Aviv, Abschluss des Studiums.

23–29

1996

Berlin

Umzug nach Berlin und Beginn der Arbeit als freie Autorin.

29

1997

 

Veröffentlichung von Tel Aviv. Eine Stadterzählung im Suhrkamp-Verlag. Übersetzung des Romans Eine muß da sein von Leah Aini.

30

1998

 

Veröffentlichung des Erzählbands Morpheus oder Der Schnabelschuh und Produktion des Rundfunkbeitrags Mit Baudelaire am Airport.

31

1999

 

Das Prosastück Skizze über meine Großmutter erscheint.

32

2000

 

Veröffentlichung des Romans Der Bademeister. Übersetzung des Romans Der Garten der toten Bäume von Jossi Avni.

33

2001

Berlin, Schloss Wiepersdorf

Stipendium für den Aufenthalt in Schloss Wiepersdorf.

34

2003

Berlin

Der Roman Eine Art Liebe erscheint.

36

2005

 

Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim.

38

2006

 

Der Roman Die Habenichtse wird publiziert und erhält den Deutschen Buchpreis sowie den Düsseldorfer Literaturpreis.

39

2007

 

Prosagedichte im Band Überlandleitung.

40

2009

 

Veröffentlichung des Romans Alix, Anton und die anderen. Zerwürfnis mit dem Suhrkamp-Verlag und Wechsel zum S. Fischer-Verlag.

42

2010

 

Der Roman Die Erdbeeren von Antons Mutter erscheint. Katharina Hacker wird mit dem Stefan-Andres-Preis geehrt.

43

2011

 

Der Roman Eine Dorfgeschichte wird veröffentlicht.

44

2015

 

Der Roman Skip wird veröffentlicht.

 

2016

 

Verfilmung des Romans Die Habenichtse.

48

2019

 

Essayband Darf ich dir das Sie anbieten? Minutenessays.

52

2021

 

Verleihung des Droste-Preises. Alles, was passieren wird. Roman für Jugendliche erscheint.

54

2022

 

Der Roman Die Gäste erscheint.

55

 

Das Studium der Judaistik ist ihrer eigenen Aussage nach einem regen Interesse an Mystik und den Studien des Kabbala-Forschers Gershom Scholem zu verdanken sowie einem mit der Familie befreundeten Violinisten, Henry Meier, der Auschwitz überlebt hat.[2]

Während ihrer Zeit in Israel von 1990 bis 1996 hat Katharina Hacker ihre Sprachkenntnisse perfektioniert und ihre Beschäftigung mit dem für das Judentum vertieft. Die Übertragung von Romanen aus dem Hebräischen ins Deutsche sind die Früchte ihrer Auseinandersetzung. Während der Zeit in Israel lernte sie auch den renommierten Historiker und Holocaust-Forscher Saul Friedländer kennen, mit dem sie eine Freundschaft verbindet, die sich in ihrem Roman Eine Art Liebe in Form einer Widmung niederschlägt. Auch die israelisch-österreichische Autorin und Psychoanalytikerin Anna Maria Jokl hat Katharina Hacker beeinflusst. Ihr verdankt Hacker Hinweise auf Erzählungen und Romane von Rang, was die Ausgestaltung von Charakteren, die psychologische Tiefe (besonders durch Andeutung statt Erläuterung) und sprachliche Finessen anbelangt und den großen Romanciers des angelsächsischen Raumes zuzuschreiben ist. Ebenfalls in Israel begannen erste Schreibversuche. Nach dem Tod ihres Doktorvaters beschloss Katharina Hacker, nach Berlin umzuziehen und als freie Schriftstellerin zu arbeiten. Seitdem lebt sie dort mit ihrer Familie.

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Zusammenfassung

Am 11. September 2001 ereigneten sich in den USA die wohl spektakulärsten Terroranschläge der Geschichte, auf das World Trade Center in New York sowie auf das Pentagon in Washington. Als Antwort auf den islamistisch motivierten Anschlag schmiedeten die USA eine internationale Koalition und führten in den folgenden Jahren erst in Afghanistan, dann im Irak einen „Krieg gegen den Terror“.

Die westliche Welt war zu diesem Zeitpunkt mit zahlreichen Problemen beschäftigt. Globalisierungskritiker verwiesen auf die wachsende Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern der wirtschaftlichen Entwicklungen.

Die Jahrtausendwende ist geprägt vom wachsenden Bewusstsein eines Werteverfalls, der in den westlichen Gesellschaften Egoismus und fehlende Empathie befördert. Insbesondere in den Großstädten blieben Gewalt oder nachbarschaftliche Probleme häufig unbeachtet.

Der 11. September 2001 und seine Folgen

Am 11. September 2001 krachten zwei von vier koordiniert entführten Passagierflugzeugen im Zuge eines Terroranschlags in das World Trade Center (sowie ein weiteres in das US-Verteidigungsministerium in Washington, ein drittes stürzte vorher ab). Entsetzt sah die ganze Welt in Liveübertragungen auf allen Kanälen dabei zu, wie diese Symbole der wirtschaftspolitischen Überlegenheit der USA wenig später brennend einstürzten und mit den Flugzeuginsassen fast 3000 Menschen in den Türmen mit in den Tod rissen. Die meisten Zeitgenossen hatten damals augenblicklich den Eindruck, eine historische Zäsur zu erleben. Nichts werde mehr so sein wie zuvor, wie beispielsweise die Frankfurter Allgemeine Zeitung vermutete. Dass die USA auf den Anschlag militärisch reagieren würden, war jedem Beobachter klar.

Nach weltweiten Solidaritätsbekundungen verurteilte der UN-Sicherheitsrat einstimmig das Attentat und billigte den USA das militärische Selbstverteidigungsrecht zu; die USA selbst riefen den NATO-Bündnisfall aus. In einer Regierungserklärung am 20. September 2001 machte der damalige US-Präsident George W. Bush die islamistische Terrorgruppe al-Qaida für die Anschläge verantwortlich und kündigte einen gnadenlosen Krieg gegen den Terror an. Im Oktober wurde dieser Krieg mit massiven Luftschlägen in Afghanistan gegen Stellungen der Taliban, eine mit al-Qaida eng verbundene Terrorgruppe, eröffnet. Im Jahr 2003 wurde der Irak angegriffen, dessen diktatorisches Staatsoberhaupt Saddam Hussein von den USA beschuldigt wurde, als Teil der sog. „Achse des Bösen“ al-Qaida zu unterstützen und Massenvernichtungswaffen herzustellen. Die militärischen Kampfhandlungen belegten eine ungleiche Auseinandersetzung. Das Weiße Haus zeigte stolz den Einsatz einer technologisch optimierten Kriegsführung in Form von Videosequenzen während der regelmäßigen Pressekonferenzen. Mit Nachtsichtaufnahmen wie in einem futuristischen Videospiel konnte man den Einschlag ferngelenkter Waffensysteme in die präzise aufgeklärten Ziele verfolgen. Die Frage nach dem Leid stellte sich so kaum, alles schien zunächst chirurgisch sauber und nahezu unblutig. Die Wirklichkeit kam erst später zur Geltung.[3]

 

Schon vor Entfesselung des Irak-Krieges war die Welt uneins, ob der außenpolitische Kurs der USA richtig sei. Die westliche Allianz zerbrach, als sich die USA nach ihrer erfolgreichen Intervention noch im Oktober 2001 (auf Grundlage einer UN-Resolution) in Afghanistan dem Irak zuwandten. Der Krieg gegen den Irak (Beginn am 19. März 2003) wurde nur noch von einer „Koalition der Willigen“ ohne UN-Mandat geführt. Während Großbritannien unter Premierminister Tony Blair, heftig attackiert von den britischen Medien, nahezu bedingungslos mit eigenen Truppen die Kämpfe in Afghanistan und im Irak unterstützte, lehnte Deutschland mit Blick auf die eigene Vergangenheit den Krieg gegen den Irak ab, unterstützte aber die Kampfhandlungen mit Flugrechten und eingeschränkter Hilfeleistung bei logistischen Aufgaben.

Die international bekannten Intellektuellen zeigten sich irritiert bis entsetzt, was die amerikanischen Militärschläge für globale Folgen haben könnten. Der französische Historiker Emmanuel Todd brachte in einem internationalen Bestseller aus dem Jahr 2002 mit dem Titel Weltmacht USA. Ein Nachruf diese Verstörung mit den Worten auf den Punkt: „Die Vereinigten Staaten, die noch bis in die allerjüngste Zeit ein Ordnungsfaktor waren, erscheinen nun immer deutlicher als Unruhestifter.“[4]

„Krieg der Kulturen“?

Die Anschläge vom 11. September 2001 trafen eine in sich von Widersprüchen und Konflikten geprägte westliche Welt, die schon zuvor mit Problemen zu ringen hatte, auf die es bis heute keine Antworten zu geben scheint. In Europa waren die Grausamkeiten und Folgen der Jugoslawienkriege von 1991–2001 noch längst nicht bewältigt. Nach dem vermeintlichen Ende des Kalten Krieges 1989/90 und dem Zerfall der ehemaligen Supermacht Sowjetunion zeichnete sich zunächst für eine Weile eine unilaterale Weltordnung unter der in dieser Zeit bewunderten Dominanz der USA ab, die aber nicht alle Konflikte der Welt einfrieden konnte. Der internationale Warenverkehr, die Verlagerung von Produktionsabläufen in Billiglohnländer sowie weltweite Investitionen nahmen zu. Die Globalisierung erfuhr einen Schub, und das rief Globalisierungskritiker auf den Plan, die von Neokolonialismus in ausgebeuteten Ländern der Dritten Welt sprachen, die nicht mehr einzugrenzende Übermacht von Super-Konzernen kritisierten und eine neoliberale Weltwirtschaft fürchteten. In gewaltsamen Protesten ließ besonders die jüngere Generation ihrem Ärger über die Entwicklungen freien Lauf. In vielen Metropolen der Welt fanden sich um die Jahrtausendwende Zehntausende ein, um bei den internationalen Gipfel-Konferenzen in einer brisanten Mischung aus überwiegend friedlichem Protest und militanten Gruppierungen ein Zeichen zu setzen. Beim G8-Gipfel in Genua trafen im Jahr 2001 geschätzt bis zu 250.000 Protestierende auf 20.000 Polizisten und Einsatzkräfte, sodass die Medien TV-Bilder lieferten, die manche an die Schlachten in den Monumentalproduktionen Hollywoods erinnerten.

Aufmerksame Analysten sahen zudem noch andere bedrohliche Entwicklungen und Szenarien wie das Aufkommen Chinas als künftige Weltmacht. In der islamischen Welt wurde der scheinbare Siegeszug des westlichen Wirtschaftskapitalismus unter der Führung der USA als demütigend und bedrohlich zugleich interpretiert. Die letzten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts waren geprägt von Re-Islamisierungstendenzen, die von Indonesien bis nach Nordafrika reichten. Mit Fundamentalismus versuchte man sich gegen den als dekadent begriffenen Westen abzugrenzen und mit dem Blick auf die Blütezeit des Islam in der Vergangenheit ein Gegenmodell zu schaffen. Die Extremform dieser Gegenwehr ist der islamistisch motivierte Terror, der zu 9/11 führte. Das bereits 1996 erschienene Buch The Clash of Civilizations des US-amerikanischen Politikwissenschaftlers Samuel P. Huntington (1927–2008), das im 21. Jahrhundert Konflikte zwischen Kulturräumen ankündigte, erschien vielen als hellsichtige Prognose.

Die Situation in Deutschland und England

Die beschriebenen Auseinandersetzungen unter dem Stichwort Globalisierung dürfen nicht den Eindruck hinterlassen, als habe sich die Wirtschaft in einem stets ungebrochenen Wirtschaftswachstum befunden und unablässig glücklich strahlende Menschen produziert. In Deutschland war die Arbeitslosigkeit in den Jahren 1998–2005 beständig für mehr als vier Millionen Menschen ein Dauerproblem. Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum lag hierzulande bei vergleichsweise geringen 1,3 Prozent, und Ökonomen registrierten wenig Lohnzuwachs, verhaltene Investitionsbereitschaft und für viele die Sorgen um Arbeitsplatz und Rente. Die Staatsverschuldung erreichte mit 1,49 Billionen Euro im Jahr 2005 Rekordniveau. Die Einführung des Euro zum Jahr 2002 hinterließ bei vielen den Eindruck, dass alles teurer geworden sei. Das Wort vom „Teuro“ machte die Runde.[5]

Die Gerichte stöhnten unter der Last zahlreicher Prozesse in der Folge der Wiedervereinigung Deutschlands, die Fragen der Enteignung, der Wiedergutmachung und der Insolvenzverwaltung aus der Zeit des Sozialismus aufwarfen. Es stellte sich rasch heraus, dass nur wenige DDR-Betriebe tatsächlich marktfähig waren. Die neu gegründete Treuhandgesellschaft sollte die alten Betriebe entweder sanieren lassen oder interessierte Käufer finden. Das sorgte bei vielen Menschen in Ostdeutschland für Verbitterung und den Vorwurf des „Plattmachens“. Das im Einigungsvertrag festgelegte Prinzip der Rückgabe von in der DDR-Zeit enteigneten Betrieben oder Immobilien an die früheren Besitzer, anstatt sie zügig zu entschädigen, erwies sich als Investitionshemmnis und sorgte für Rechtsunsicherheit.

In England hatte der Staat ebenfalls keine leichten Antworten auf schwere Fragen zu bieten. Unter der „eisernen Lady“ Margaret Thatcher wurde ein rigider Sparkurs eingeläutet, der sich an der Bezahlbarkeit der Ausgaben orientierte. Arbeitslosigkeit wurde als privates Schicksal umgedeutet, das Eigeninitiative verlangt. Kürzungen der Sozialleistungen trieben weit über das Ende der Ära Thatcher und ihres Nachfolgers John Major (Premierminister 1990–97) in das neue Jahrtausend hinaus Menschen in die Obdachlosigkeit, denen die Bezahlung der horrenden Mieten für Wohnungen unmöglich war. Unter Tony Blair (Premierminister 1997–2007) gelangen sozialpolitische Besserungen nur verspätet und begrenzt. Nicht nur die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs war bevölkert mit Obdachlosen. Frust und Kriminalität neben einer florierenden Weltmetropole zeichneten das Bild einer Gesellschaft voller Gegensätze.[6]

Auf dem Weg in die „Ego-Gesellschaft“?

Breite Anteile in der Bevölkerung kehrten indes dem Staat den Rücken zu und zeigten eine ruppig-kalte Einstellung. Im Jahr 1992 kam dem Begriff „Politikverdrossenheit“ die zweifelhafte Ehre zu, als „Wort des Jahres“ von der Gesellschaft für deutsche Sprache gekürt zu werden. Die Wahlbeteiligung bei den Bundestagswahlen sank von 1998 bis 2005 von 82,2 % auf 77,7 %. Im Jahr 1997 sprach ein bekannter Manager von „Wohlstandsmüll“, um seiner Meinung nach arbeitsunwillige und -unfähige Menschen zu bezeichnen, was seinen Ausführungen den Negativ-Preis der Wahl zum „Unwort des Jahres“ bescherte. Seit den 1970ern weisen psychologische Studien einen wachsenden Anteil von Menschen in den westlichen Gesellschaften nach, die aus verschiedenen Gründen am Schicksal ihrer Mitmenschen keinen Anteil nehmen. Der „non-helping-bystander-effect“ z. B. beschreibt das Phänomen, dass unmittelbare Zeugen eines Unglücks oder gar eines Verbrechens nicht eingreifen, obwohl es geboten wäre. Der US-amerikanische Psychologe Stanley Milgram (1933–1984) erklärte dieses Verhalten mit der Urban-Overload-Hypothese. In Großstädten lebende Menschen würden, von Reizen überflutet, in ihrem Sozialverhalten mit Abschottung reagieren, so Milgram. Im Umfeld der Jahrtausendwende findet sich eine intensive Diskussion zu einem von vielen als negativ empfundenen Mentalitäts- und Wertewandel. In der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre machen Schlagworte von der „Ego-Gesellschaft“, vom „Moral-Vakuum“ und von der „Auflösung der Gesellschaft“ die Runde. In der sog. Speyerer Werte- und Engagementsurvey von 1997 gaben 85 % der ca. 3000 repräsentativ befragten deutschen Erwachsenen den zwischenmenschlichen Egoismus als Hauptproblem an.[7]

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

Zusammenfassung

Das Thema Stadt durchzieht Katharina Hackers Werk, beginnend mit der Erzählung Tel Aviv. Eine Stadterzählung (1997).

Wiederholt geht es um die Gegensätze aus dicht bevölkerten Wohngegenden und die auf sich und ihre Probleme zurückgeworfenen Protagonisten.

Handlungsorte der Texte sind häufig die Großstädte Tel Aviv und Berlin.