Über Leben mit Tier - Katharina Hacker - E-Book

Über Leben mit Tier E-Book

Katharina Hacker

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Beschreibung

»Sagen wir, ich habe mir Tiere angeschafft der Unterhaltung wegen. Vielleicht hätten es dafür nicht vierzehn sein müssen. Aber manche reden nicht mit mir.« Ob Hund oder Meerschwein, Katze oder Kaninchen – Katharina Hacker macht gern Platz für Tiere. Nicht nur in ihrem Leben, sondern auch in ihren Texten. In diesem zweiten Band ihrer »Minutenessays« ist sie nun ganz bei den Tieren und denkt von ihnen aus über uns Menschen und unser Leben in dieser Welt nach. Dabei beschränkt sie sich nicht auf ihre eigenen Mitbewohner, sondern schaut auch auf Grashüpfer und Spinne, Schwan und Fledermaus. Uns beschenkt sie mit ihren Gedanken, die immer ­pointiert sind, mal witzig, mal melancholisch, stets zärtlich, lebensklug und neugierig. Und die unbedingt zum Mit- und Weiterdenken einladen. Denn natürlich gilt: »Wie meist, wenn wir über Tiere reden, sagt das mehr über uns als über Hunde oder Katzen.«

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KatharinaHacker

ÜberLebenmitTier

Inhalt

Aufbruch

Antworten

Panisch

Nachgeahmt

Grinsen

Mit Hündchen

Verflogen

Bissen

Verschlossen

Verschleppt

Ganz und gar

Schlag

Im Leben

Verschwunden

Flappen

Ungeduld

Rein

Vorhergesagt

Grollen

Früh

Wie tot

Uhu

Kommen und Gehen

Feld

Verbündet

Zwei Seiten

Wieder

Erfreut

Spiel

Ränder

Arme Hasen

Husch

Altes Pferd

Erscheint

Oben und Unten

Gemeinschaft

Sprichwörtlich

Gedächtnis

Dank

Platz

Tja

Trauriges Tier

Durst

Im Rücken

Herzlichkeit

Rakete

Einbruch

Anderes Tier

Hungrig

Auskommen

Allein

Darum

Vergeblich

Auch

Jedes Kilo

Als Kind

Verloren

Klug

Selber

Endlich

Leid

Antizipieren

Früher

Jahre

Nein

Bleibt

Sonnen

Nächstes Jahr

Vorbei

Wolf

Ruf

Alt

Freund

Mit Dank

Wissen

Plastik

Ins Auge

Weg

Ausgelassen

Allein

Scharfes Auge

Alt und neu

Zukünftig

Hilfe

Nichts

Silberfischchen

Schatten

Stadt

Liebe

Strecken

Wir Menschen

Verstehen

Morgen

Oder?

Bang

Jagd

Morgen

Abgebient

Stein

Verdient

Du auch?

Nah

Regen

Sanftmut

Meine alte Hündin

Aufbruch

Wir könnten aufbrechen, sagen die Hunde und traben zum Tor.

Dann warten sie auf mich.

Wenn ich nicht komme, warten sie weiter.

Sagen tun sie nichts mehr dazu.

Antworten

Die zweite Katze ist eine Meisterin der Abwesenheit. Sie ist weg, und das beschäftigt uns. Sie könnte wiederkommen – beschäftigt uns auch. Sie ist nicht ausgezogen – warum eigentlich nicht? Am Friedhof kann man sie antreffen, das sagen alle, die zum Friedhof gehen.

Sie lässt sich blicken, wenn man eben dabei ist, sie doch zu vergessen.

Manchmal erhebt sie nur ihre Stimme, im Dunklen oder aus undurchdringlichem Gestrüpp.

Sie lässt keinen Zweifel, dass sie zu uns gehört.

So haben wir zu antworten, wenn sie uns ruft.

Panisch

Tiere bleiben zurück, sogar Vögel.

Papageien in Käfigen in Wohnungen, die bombardiert werden.

Vielleicht werden manche später geholt.

Einige wurden mitgenommen.

Einige sterben.

Vielleicht gehen auch Käfige kaputt, und die erschrockenen Vögel fliegen in eine panische Welt.

Nachgeahmt

Manchmal sind die Blaumeisen es leid, wie Meisen zu klingen, dann ahmen sie andere Vögel, etwa den Zilpzalp, in etwa nach.

Grinsen

Als ich ein Foto der Hündin, die ich kaufen wollte, zugeschickt bekam, war ich enttäuscht; sie sehe sehr schmal und recht ernst aus, monierte ich, die Airedale Terrier meiner Kindheit hätten doch wollig gelacht.

Hängt von Ihnen ab, erwiderte die Züchterin knapp.

So ist sie, die Hündin, auch Mahnung und Maßstab, und kommt sie mir grinsend entgegen, wird mir das Herz leichter.

Mit Hündchen

Ihren Auftritt haben die literarischen Tiere oft nebensächlich, und werden sie nicht geradeheraus als Sachen betrachtet, so doch als Staffage oder Requisite, sie beleben eine Kulisse, bilden den Hintergrund für die Helden der Geschichte.

Niemand wusste, wer sie war, und alle nannten sie einfach: die Dame mit dem Hündchen.

In Tschechows Geschichte kommt das Hündchen kaum vor, wird nur ein paarmal genannt, die Dame hat es auf ihren Spaziergängen bei sich, sie trägt immer dasselbe Barett.

Er ist der Vorwand ihrer Bekanntschaft, denn Gurow lockt den Spitz, droht ihm gleich darauf mit dem Finger. Der Spitz knurrt.

Aber er beißt nicht, sagt sie errötend.

Etwas später verliert sie eine Lorgnette, durch die sie eben noch ihn, diesen Mann namens Gurow, betrachtet hatte.

Er ist ein Frauenliebling, ein Schürzenjäger.

Sie ist verheiratet.

Der Hund ist ein weißer Spitz.

Vielleicht haben sie den Hund mitgenommen auf ihre Spaziergänge.

Bestimmt nicht auf Anna Sergejewnas Zimmer, sie suchen es nach einer Woche auf, danach fühlt sie sich als gefallene Frau in Gurows Augen, und er begreift nicht, warum.

Verflogen

Die Biene, die in mein Zimmer geflogen ist und nun auf dem Schreibtisch sitzt, macht einen Fehler.

Sie kann hier nicht überwintern, wie ich sie auch behüten mag.

Und dieser Winter, sagen uns alle, da in Europa ein Krieg ausgebrochen ist, wird hart werden.

Es ist nicht so, dass ich mir keine Sorgen mache.

Aber irgendwie beschwichtigt mich das Schicksal der verflogenen Biene.

Sterbliche Geschöpfe wir beide. Unseren Fehlern wie unserem Geschick ausgeliefert.

Bissen

Die Meerschweinchen, wenn ich komme, um sie zu füttern, kommen auch, und bevor sie sich für meine Gaben interessieren, sehen sie mich genau an und betrachten mich interessiert. Dann finden sie es angenehm, wenn ich sie aus der Hand füttere, mit jedem Bissen überlegen sie, ob der nächste meinen Fingern gelten sollte.

Verschlossen

Gewalt verschließt die Welt immer.

Sentimentalität verschließt sie aber auch.

Und Mangel an Phantasie.

Verschleppt

Auf dem Blatt eines Apfels, den ich gepflückt, verschleppte ich versehentlich eines Tages ein Insekt in die Stadt, wo es hellgrün auf das Parkett hüpfte, leuchtender Grashüpfer, und von einer Hundepfote zertreten wurde.

Ganz und gar