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»Sagen wir, ich habe mir Tiere angeschafft der Unterhaltung wegen. Vielleicht hätten es dafür nicht vierzehn sein müssen. Aber manche reden nicht mit mir.« Ob Hund oder Meerschwein, Katze oder Kaninchen – Katharina Hacker macht gern Platz für Tiere. Nicht nur in ihrem Leben, sondern auch in ihren Texten. In diesem zweiten Band ihrer »Minutenessays« ist sie nun ganz bei den Tieren und denkt von ihnen aus über uns Menschen und unser Leben in dieser Welt nach. Dabei beschränkt sie sich nicht auf ihre eigenen Mitbewohner, sondern schaut auch auf Grashüpfer und Spinne, Schwan und Fledermaus. Uns beschenkt sie mit ihren Gedanken, die immer pointiert sind, mal witzig, mal melancholisch, stets zärtlich, lebensklug und neugierig. Und die unbedingt zum Mit- und Weiterdenken einladen. Denn natürlich gilt: »Wie meist, wenn wir über Tiere reden, sagt das mehr über uns als über Hunde oder Katzen.«
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Seitenzahl: 38
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KatharinaHacker
Aufbruch
Antworten
Panisch
Nachgeahmt
Grinsen
Mit Hündchen
Verflogen
Bissen
Verschlossen
Verschleppt
Ganz und gar
Schlag
Im Leben
Verschwunden
Flappen
Ungeduld
Rein
Vorhergesagt
Grollen
Früh
Wie tot
Uhu
Kommen und Gehen
Feld
Verbündet
Zwei Seiten
Wieder
Erfreut
Spiel
Ränder
Arme Hasen
Husch
Altes Pferd
Erscheint
Oben und Unten
Gemeinschaft
Sprichwörtlich
Gedächtnis
Dank
Platz
Tja
Trauriges Tier
Durst
Im Rücken
Herzlichkeit
Rakete
Einbruch
Anderes Tier
Hungrig
Auskommen
Allein
Darum
Vergeblich
Auch
Jedes Kilo
Als Kind
Verloren
Klug
Selber
Endlich
Leid
Antizipieren
Früher
Jahre
Nein
Bleibt
Sonnen
Nächstes Jahr
Vorbei
Wolf
Ruf
Alt
Freund
Mit Dank
Wissen
Plastik
Ins Auge
Weg
Ausgelassen
Allein
Scharfes Auge
Alt und neu
Zukünftig
Hilfe
Nichts
Silberfischchen
Schatten
Stadt
Liebe
Strecken
Wir Menschen
Verstehen
Morgen
Oder?
Bang
Jagd
Morgen
Abgebient
Stein
Verdient
Du auch?
Nah
Regen
Sanftmut
Meine alte Hündin
Wir könnten aufbrechen, sagen die Hunde und traben zum Tor.
Dann warten sie auf mich.
Wenn ich nicht komme, warten sie weiter.
Sagen tun sie nichts mehr dazu.
Die zweite Katze ist eine Meisterin der Abwesenheit. Sie ist weg, und das beschäftigt uns. Sie könnte wiederkommen – beschäftigt uns auch. Sie ist nicht ausgezogen – warum eigentlich nicht? Am Friedhof kann man sie antreffen, das sagen alle, die zum Friedhof gehen.
Sie lässt sich blicken, wenn man eben dabei ist, sie doch zu vergessen.
Manchmal erhebt sie nur ihre Stimme, im Dunklen oder aus undurchdringlichem Gestrüpp.
Sie lässt keinen Zweifel, dass sie zu uns gehört.
So haben wir zu antworten, wenn sie uns ruft.
Tiere bleiben zurück, sogar Vögel.
Papageien in Käfigen in Wohnungen, die bombardiert werden.
Vielleicht werden manche später geholt.
Einige wurden mitgenommen.
Einige sterben.
Vielleicht gehen auch Käfige kaputt, und die erschrockenen Vögel fliegen in eine panische Welt.
Manchmal sind die Blaumeisen es leid, wie Meisen zu klingen, dann ahmen sie andere Vögel, etwa den Zilpzalp, in etwa nach.
Als ich ein Foto der Hündin, die ich kaufen wollte, zugeschickt bekam, war ich enttäuscht; sie sehe sehr schmal und recht ernst aus, monierte ich, die Airedale Terrier meiner Kindheit hätten doch wollig gelacht.
Hängt von Ihnen ab, erwiderte die Züchterin knapp.
So ist sie, die Hündin, auch Mahnung und Maßstab, und kommt sie mir grinsend entgegen, wird mir das Herz leichter.
Ihren Auftritt haben die literarischen Tiere oft nebensächlich, und werden sie nicht geradeheraus als Sachen betrachtet, so doch als Staffage oder Requisite, sie beleben eine Kulisse, bilden den Hintergrund für die Helden der Geschichte.
Niemand wusste, wer sie war, und alle nannten sie einfach: die Dame mit dem Hündchen.
In Tschechows Geschichte kommt das Hündchen kaum vor, wird nur ein paarmal genannt, die Dame hat es auf ihren Spaziergängen bei sich, sie trägt immer dasselbe Barett.
Er ist der Vorwand ihrer Bekanntschaft, denn Gurow lockt den Spitz, droht ihm gleich darauf mit dem Finger. Der Spitz knurrt.
Aber er beißt nicht, sagt sie errötend.
Etwas später verliert sie eine Lorgnette, durch die sie eben noch ihn, diesen Mann namens Gurow, betrachtet hatte.
Er ist ein Frauenliebling, ein Schürzenjäger.
Sie ist verheiratet.
Der Hund ist ein weißer Spitz.
Vielleicht haben sie den Hund mitgenommen auf ihre Spaziergänge.
Bestimmt nicht auf Anna Sergejewnas Zimmer, sie suchen es nach einer Woche auf, danach fühlt sie sich als gefallene Frau in Gurows Augen, und er begreift nicht, warum.
Die Biene, die in mein Zimmer geflogen ist und nun auf dem Schreibtisch sitzt, macht einen Fehler.
Sie kann hier nicht überwintern, wie ich sie auch behüten mag.
Und dieser Winter, sagen uns alle, da in Europa ein Krieg ausgebrochen ist, wird hart werden.
Es ist nicht so, dass ich mir keine Sorgen mache.
Aber irgendwie beschwichtigt mich das Schicksal der verflogenen Biene.
Sterbliche Geschöpfe wir beide. Unseren Fehlern wie unserem Geschick ausgeliefert.
Die Meerschweinchen, wenn ich komme, um sie zu füttern, kommen auch, und bevor sie sich für meine Gaben interessieren, sehen sie mich genau an und betrachten mich interessiert. Dann finden sie es angenehm, wenn ich sie aus der Hand füttere, mit jedem Bissen überlegen sie, ob der nächste meinen Fingern gelten sollte.
Gewalt verschließt die Welt immer.
Sentimentalität verschließt sie aber auch.
Und Mangel an Phantasie.
Auf dem Blatt eines Apfels, den ich gepflückt, verschleppte ich versehentlich eines Tages ein Insekt in die Stadt, wo es hellgrün auf das Parkett hüpfte, leuchtender Grashüpfer, und von einer Hundepfote zertreten wurde.