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Im tiefsten Gewölbe der Messingfestung treffen drei tapfere Helden aufeinander. Sie sind gekommen, um die Zauberkünstlerin Gil-Zsoh zum Kampf herauszufordern. Doch die Hausherrin ist ausgeflogen. Die Krieger legen sich auf die Lauer, um auf Gil-Zsohs Rückkehr zu warten. Wer wird aus der Begegnung als Sieger hervorgehen?
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Qindie steht für qualitativ hochwertige Indie-Publikationen. Achten Sie also künftig auf das Qindie-Siegel! Für weitere Informationen, News und Veranstaltungen besuchen Sie unsere Website: qindie.de
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Titel
Inhaltstext
Qindie
Die Herrin der Messingfestung
Weitere Geschichten aus dem Pärloniversum
Die Frösche vom Finsterteich
Das Keinhorn
Pongo und die Elfenverschwörung
Lisa-Marie Reuter
Impressum
Lisa-Marie Reuter
DIE HERRIN DER MESSINGFESTUNG
Eine Kurzgeschichte aus dem Pärloniversum
Die Herrin der Messingfestung
Im tiefsten Gewölbe der Messingfestung treffen drei tapfere Helden aufeinander. Sie sind gekommen, um die Zauberkünstlerin Gil-Zsoh zum Kampf herauszufordern. Doch die Hausherrin ist ausgeflogen. Die Krieger legen sich auf die Lauer, um auf Gil-Zsohs Rückkehr zu warten. Wer wird aus der Begegnung als Sieger hervorgehen?
Qindie steht für qualitativ hochwertige Indie-Publikationen. Achten Sie also künftig auf das Qindie-Siegel! Für weitere Informationen, News und Veranstaltungen besuchen Sie unsere Website: www.qindie.de
DIE HERRIN DER MESSINGFESTUNG
»Nehmt das, eitle Goldlocke«, brüllte Raath, Diener des Dunklen, bevor er eine Spielkarte auf den Tisch pfefferte.
Jarus der Güldne strich sich seine Haarpracht aus der Stirn, trank einen großzügigen Schluck Wein und studierte das Blatt. Dann betrachtete er provozierend lang die Kartenauswahl in seiner Hand. Raath rieb sich über das bärtige Kinn und grübelte, ob er seinen Trumpf, den Siebenschwänzigen Drachen, so leichtfertig hätte ausspielen dürfen. Um seine Nerven zu beruhigen, griff er ebenfalls nach dem Weinbecher.
Indes traf Jarus eine Entscheidung, lächelte siegesgewiss, und schnippte den Weißen Greif auf den Stapel.
Raaths behaarte Faust krachte auf die Tischplatte. »Aarrhh, ich fasse es nicht! Elender Glücksritter! Warum hab ich diesem ehrlosen Duell nur zugestimmt?« Er hob den Morgenstern, der griffbereit zu seinen Füßen gelegen hatte. »Kommt her, Goldlocke, und lasst uns die Sache wie echte Mannsbilder regeln.«
Jarus schüttelte lachend die Locken zurück. Sein weißgoldenes Langschwert lehnte außer Reichweite an der Wand. »Echte Mannsbilder, sagt Ihr? Dann handelt wie eines und akzeptiert Eure Niederlage, Schwarzbart. Ihr wusstet, was auf dem Spiel steht.«
Raath rasselte machtlos mit dem Morgenstern. »Aber ich will nicht schon wieder Putzdienst haben.«
»Dann müsst Ihr lernen, besser zu schummeln.« Jarus entkorkte eine neue Weinflasche. »Wenn Ihr darauf besteht, können wir’s nächstes Mal wieder mit echten Waffen ausfechten. Allerdings hat Euch das bisher auch nicht viel genutzt.«
Raath warf einen missmutigen Blick durch die Kammer. Leere Flaschen übersäten den Fußboden, auf Tellern und Tabletts türmten sich abgenagte Hühnerknochen, und die Wandbehänge, die er und Jarus bei ihrer letzten Waffenübung aus den Halterungen gerissen hatten, lagen noch immer zerknittert in einer Ecke. Jarus’ Bettstatt war akkurat gefaltet und glattgestrichen, der silberne Brustpanzer lehnte poliert an einem Schemel. Raaths Schlafplatz bestand aus einem Haufen zerknäulter Decken und plattgedrückter Kissen, seine Kleidung hatte er seit seiner Ankunft nicht gewechselt.
»Wenn man zusammenwohnt, fallen eben auch Pflichten an«, gab Jarus eine seiner tugendhaften Weisheiten zum Besten, während er den Kartenstapel neu mischte. »Wenn wir erst wieder getrennte Wege gehen, könnt Ihr das handhaben, wie Ihr wollt. In der Zwischenzeit müssen wir uns miteinander arrangieren.«
»Wenn’s nur schon soweit wäre«, grunzte Raath, während er halbherzig mit dem Fuß die Flaschen zusammenschob. »Ich frag mich, wo das Weib so lang bleibt.«
»Übertreibt nicht, Raath. Wir sind doch kaum mehr als ein paar Nächte hier, oder?« Jarus’ Handbewegungen gerieten ins Stocken, er blinzelte, als fiele ihm etwas Wichtiges ein, und schüttelte dann stumm den Kopf. »Habt Geduld, schwarzer Krieger. Sie wird kommen. Vielleicht schon morgen. Wir müssen nur abwarten.«
»Immerhin hätten wir es schlechter treffen können.« Raath faltete ungelenk einen Wandbehang zusammen. »Nett von ihr, uns eine volle Speisekammer zurückzulassen. Und der elenden Sonne sind wir fürs Erste auch entronnen.«
»Die Sonne«, hauchte Jarus und ließ den Blick über die fensterlosen Wände schweifen. »Manchmal kommt es mir vor, als hätte ich sie seit Jahren nicht gesehen. Ich glaube, ich mache morgen einen Ausritt. Das wird mir guttun.«
»Euch Knilche aus den Goldbergen soll einer verstehen«, murmelte der Diener des Dunklen kopfschüttelnd. »Draußen ist nichts als Wüste. Hier unten haben wir es kühl und der Wein fließt in Strömen. Aber geht Ihr nur. Wenn Ihr sie verpasst, dann werde ich eben allein …«
»Schhh, hört mal!« Jarus legte einen Finger an die Lippen und wies mit dem Kopf zum Eingang – ein Torbogen, hinter dem sich ein aufwärtsführender Korridor in der Dunkelheit verlor.
Raath furchte die Stirn und lauschte.
Tapp, tapp, tapp.
»Schritte!«
»Glaubt Ihr, das ist sie?«
»Holt Euer Schwert!«
»Macht das Licht aus!«
Raath drehte die Flamme der Öllampe zurück. Im Dämmerschein postierten sie sich zu beiden Seiten des Torbogens. Der Morgenstern pendelte wie der Kopf einer lauernden Schlange. Jarus’ Schwert schnitt eine weiße Kerbe in die Dunkelheit.
Tapp, tapp, tapp.
Arglos näherte sich der unsichtbare Besucher. Raath und Jarus verständigten sich mit Blicken.
Tapp, tapp, tapp.
Ein Mantelsaum schleifte über den Boden. Die Schritte wurden langsamer, als der Eindringling den Torbogen sah. Dann gab er einen entschlossenen Laut von sich und trat forsch ins Zimmer.
Jarus stellte ihm ein Bein.