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Jody ist ziemlich clever für eine Sechzehnjährige. Nur deshalb ist sie noch am Leben – bis jetzt. Sie war zu Besuch im Haus ihrer Freundin Evelyn, als eine Bande junger Killer sie überfiel. Sie sah ihre Freundin aufgespießt auf einem Speer, aber es gelang ihr zu fliehen, zusammen mit Evelyns jüngerem Bruder Andy. Doch einer der Mörder hat sie gesehen und ist jetzt auf der Jagd nach ihr.
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Seitenzahl: 581
Die sechzehnjährige Jody verbringt die Nacht bei ihrer besten Freundin Evelyn. Doch dann stürmt eine Bande junger Killer wie aus heiterem Himmel das Haus in einem ruhigen Viertel von Los Angeles und richtet ein wahres Massaker an. Evelyn wird von einem Speer durchbohrt, und nur Jody und Evelyns jüngerem Bruder Andy gelingt mit knapper Not die Flucht vor der blutrünstigen Horde. Doch damit ist es noch nicht vorbei: Simon, einer der psychopathischen Mörder und ein wahrer Teufel in Menschengestalt hat die beiden gesehen und setzt nun alles daran, die Zeugen der Bluttat zu beseitigen. Die Jagd beginnt …
Die Jagd ist Richard Laymons wohl gnadenlosester und provokantester Roman – eine atemlose, zutiefst verstörende Hetzjagd, die an Intensität kaum zu überbieten ist.
Richard Laymon wurde 1947 in Chicago geboren und studierte in Kalifornien englische Literatur. Er arbeitete als Lehrer, Bibliothekar und Zeitschriftenredakteur, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete und zu einem der bestverkauften Spannungsautoren aller Zeiten wurde. 2001 gestorben, gilt Laymon heute in den USA und Großbritannien als Horror-Kultautor, der von Schriftstellerkollegen wie Stephen King und Dean Koontz hoch geschätzt wird.
LIEFERBARE TITEL
Rache – Die Insel – Das Spiel – Nacht – Das Treffen – Der Keller – Die Show
Dieses Buch ist unseren Freunden Larry Mori und Joan Parsons gewidmet, den Kuratoren des Mori-Parsons-Museums für unheimliche und wundervolle Dinge. Ihr wisst, wo sie lauern.
Jody wurde aus dem Schlaf gerissen.
»Wach auf«, ertönte ein dringliches Flüstern. »Wach auf, Jody! Bitte!«
Die Stimme gehörte Evelyn – wie höchstwahrscheinlich auch die Hand, die an Jodys Schulter rüttelte.
Ach ja, fiel ihr ein, ich bin über Nacht bei Evelyn. Und versuche zu schlafen. Erfolglos, wie es aussieht.
Sie öffnete die Augen, rieb sich über das Gesicht und gähnte. Das Zimmer war dunkel, aber sie konnte trotzdem Evelyn erkennen, die vom Bett auf sie heruntersah. Das Gesicht des Mädchens war nicht mehr als ein fahler, von Schatten verwischter Schemen. Der Arm, den sie nach Jodys Schlafsack ausgestreckt hatte, war etwas dunkler als die weißen Bettlaken. Ihre Hand hielt Jodys Schulter fest umklammert.
Jody stöhnte auf. »Was ist denn jetzt wieder?«
»Ich hab was gehört.«
»Jetzt mach mal einen Punkt«, murmelte sie. »Ich hab gerade so schön geträumt. Und das würde ich jetzt gern wieder tun, wenn es dir nichts ausmacht. Mann.« Sie gähnte, und Evelyn schüttelte wieder ihre Schulter.
»Das ist mein Ernst. Ich mach keine Witze. Ich habe wirklich etwas gehört.«
»Und?«
»Ich hab Angst.«
Das wäre ja nichts Neues, dachte Jody, hielt aber den Mund. Evelyn hatte die Angewohnheit, sich ständig und über alles aufzuregen – trotzdem war sie seit Kindergartenzeiten Jodys beste Freundin. Jody hatte also über zehn Jahre Erfahrung im Umgang mit ihrer übertriebenen Vorsicht.
»Da ist bestimmt nichts. Schlaf weiter.«
»Jemand hat unten ein Fenster eingeschlagen.«
»Aha.« Jody gähnte noch einmal. Jetzt war sie endgültig wach. Im Schlafsack war es viel zu heiß. Hatte Evelyns Vater vor dem Zubettgehen die Klimaanlage ausgeschaltet? »Ein Klirren?«, fragte sie. »Vielleicht ist deine Mutter oder dein Vater aufgestanden und hat was fallen lassen. Wie spät ist es eigentlich?«
»Viertel nach eins.«
»Himmel.« Sie tastete nach dem Reißverschluss des Schlafsacks und fand ihn neben ihrer linken Schulter. Die Hand auf ihrer Schulter zuckte, als Jody den Reißverschluss öffnete. »Das bin nur ich«, sagte sie.
»Was machst du denn da?«
»Ich sterbe vor Hitze.«
»Wir müssen doch irgendwas unternehmen.«
»Stimmt. Nämlich weiterschlafen.« Sie schlug den unangenehm dicken Schlafsack zurück, bis er nur noch ihre Knie bedeckte. Dann strampelte sie sich frei und streckte sich. Das war viel besser. Nur ihr Nachthemd umhüllte sie noch und hielt die angenehm kühle Luft ab. Zu Hause hätte sie es einfach ausziehen können. Hier ging das nicht. »Schaltet dein Dad eigentlich nachts die Klimaanlage aus?«
»Oh Mann, Jody.«
»Können wir nicht das Fenster aufmachen oder so?«
»Die kann man nicht aufmachen.«
Das hat man nun von diesen hochmodernen Häusern, dachte sie. »Deshalb haben sie es wahrscheinlich eingeschlagen. «
»Ich finde das überhaupt nicht witzig.«
Jody spürte, wie das Nachthemd ihren Körper hinaufglitt, als sie die Arme hob und hinter dem Kopf verschränkte. Jetzt konnte sie die kühle Luft auf ihren Schenkeln spüren. Sie ließ ein Bein zur Seite fallen.
Viel besser.
Ich muss nur vor morgen früh wieder in den Schlafsack schlüpfen. Evelyns Vater und ihr Bruder dürfen mich auf keinen Fall so sehen. Mann, das wäre peinlich. Ich könnte ja Mr Clark – Charles – nie wieder in die Augen sehen. Und bei Andy wäre es noch schlimmer. Sehr viel schlimmer. Er ist sowieso schon bis über beide Ohren in mich verschossen. Der kleine Rotzlöffel würde bestimmt einen Herzinfarkt bekommen – der erste Zwölfjährige in der Menschheitsgeschichte, der vor Aufregung einen Herzanfall bekommt.
»Sollten wir nicht mal nachsehen?«, fragte Evelyn.
»Du hast nur ein leises Klirren gehört? Glas?«
»Ja.«
»Das kann doch alles Mögliche gewesen sein. Vielleicht kam es von draußen. Jemand hat eine Flasche fallen lassen.«
»Und wenn es ein Einbrecher ist?«
»Wenn es ein Einbrecher ist, dann wäre er bestimmt nicht besonders begeistert, wenn wir ihn bei der Arbeit stören.«
»Haha.«
»Außerdem wäre dann doch die Alarmanlage losgegangen. «
»Und wenn nicht?«
»Dein Dad schaltet sie doch immer ein, bevor er ins Bett geht.«
»Keine Ahnung.«
»Mein Gott, Ev. Jedes Mal, wenn deine Eltern vor uns ins Bett gehen, warnt mich dein Dad, ja nicht die Haustür anzufassen. Oder traut er mir nicht? Vielleicht glaubt er, ich übe einen schlechten Einfluss auf dich aus und will dich dazu überreden, aus dem Haus zu schleichen und wilde Partys zu feiern.«
»Nein. Er findet dich toll.«
»Der Mann hat eine ausgezeichnete Menschenkenntnis. «
»Aber die Alarmanlage muss doch nicht unbedingt losgehen. Nicht mal dann, wenn sie eingeschaltet ist. Diese Kriminellen haben Mittel und Wege, um …«
»Stimmt. Echte Profis schon. Aber Profis brechen nicht in Häuser ein, solange jemand daheim ist. Sie schlagen zu, wenn niemand da ist, um unnötige Scherereien zu vermeiden. Außerdem fällt die Strafe dann viel geringer aus, wenn man sie doch erwischen sollte. Wenn niemand zu Hause ist, ist es nur ein einfacher Einbruch. Und das ist was ganz anderes als ein Raubüberfall. Es könnte sogar ein bewaffneter Raubüberfall sein – wenn die Bösewichte Waffen dabeihaben. Das sagt jedenfalls mein Dad.«
»Er trägt immer eine Waffe, stimmt’s?«
»Meistens, ja.«
»Ich wünschte, er wäre hier.«
»Verdammt noch mal, Ev. Wenn du dir wirklich solche Sorgen machst, dann sollten wir uns wohl doch mal umsehen. Oder wir rufen sofort die Polizei an.«
»Keine schlechte Idee.«
»Deinen Eltern würde das wahrscheinlich nicht so gut gefallen. Hör mal, wieso wecken wir nicht einfach deinen Dad?«
»Klar. Der würde mich umbringen.«
»Nicht, wenn ein Einbrecher im Haus ist.«
»Und wenn nicht? Was, wenn ich ihn aufwecke, und alles war nur falscher Alarm?«
»Du hast mich aufgeweckt.«
»Das ist was anderes.«
»Verstehe. Mich aufzuwecken ist also in Ordnung.«
Evelyn schwieg für einen Augenblick. »Vielleicht sollte ich es doch tun.«
»Was?«
»Dad aufwecken.«
Jetzt überkam Jody zum ersten Mal ein Anflug von Besorgnis. Obwohl Evelyns Vater ein echt netter Kerl war, hatte das arme Mädchen immer große Angst davor, ihn zu stören. Wenn sie jetzt bereit war, ihn sogar aufzuwecken, musste sie dieses Geräusch wirklich zutiefst erschreckt haben.
Evelyn schwang ihre Beine aus dem Bett, stand auf und stieg mit einem großen Schritt über Jody hinweg.
»Du willst ihn wirklich wecken?«, fragte Jody. »Ich komme mit«, fügte sie hinzu, ohne eine Antwort abzuwarten. Sobald ihr Evelyn nicht mehr im Weg war, richtete sie sich auf. Evelyn ging weiter. »Warte doch. Mann.«
Sie blieb stehen.
Jody stand auf. »Hast du einen Morgenmantel für mich?«
»Ich dachte, dir ist so warm?«
»Ist mir auch. Aber was, wenn Andy auch aufgewacht ist und hier irgendwo rumschwirrt?«
»Keine Angst, der schläft tief und fest. So leicht wacht der nicht auf.«
Evelyn lehnte sich mit der Schulter gegen die Zimmertür und drückte die Klinke herunter. Als sie zurücktrat, um die Tür zu öffnen, musste Jody einen Schritt zur Seite gehen, um nicht mit ihr zusammenzustoßen.
Evelyn riss die Tür weit auf.
Und grunzte.
Jody hörte ein kurzes, feuchtes Klatschen. Irgendetwas stach in ihren Bauch. Sie holte zischend Luft und roch einen Gestank, der sie an eine wochenlang tote Ratte erinnerte. Sie taumelte zurück, während Evelyn mitten im Türrahmen hochzuspringen schien. Nur dass es kein Sprung war. Selbst in Topform hätte sie niemals einen so großen Satz machen können. Ihr Kopf knallte gegen den Türrahmen.
Das passiert doch jetzt nicht wirklich, dachte Jody.
Nein.
Oh, oh.
Niemals.
Doch sie konnte spüren, wie Blut unter dem Stoff des weiten Nachthemds ihren Bauch herunterlief. Es fühlte sich verdammt wirklich an.
Es war genauso real wie das Blut, das förmlich aus Evelyn herausschoss. Unerträglich real.
Und dann der Gestank. Letzten Sommer hatte Jody genau denselben Gestank gerochen, nachdem eine Ratte hinter der Badezimmerwand verendet war. Dad wollte die Wand nicht einreißen, nur um den Kadaver zu beseitigen, also hatten sie den Geruch ertragen müssen.
Es riecht genau wie der Tod.
Das hier kann einfach nicht passieren.
Evelyn hing schlaff in der Tür. Ihr Kopf war zur Seite gerollt, ihre Füße berührten nicht einmal ansatzweise den Boden, und auf ihrem Rücken breitete sich ein dunkler Fleck aus. Aus der Mitte des Flecks ragte eine silberne Spitze heraus.
Noch bevor sich Jody einen Reim auf das machen konnte, was sie vor sich sah, wurde Evelyn aus dem Türrahmen gezogen und verschwand im Flur.
Jody stand wie erstarrt da.
Sie konnte sich weder bewegen noch schreien. Sie konnte nicht einmal Luft holen.
Die Gestalt in der Dunkelheit schien einem Mann zu gehören. Einem großen, dicken Mann. Sein blasser Kopf war anscheinend völlig kahl. Obwohl es so aussah, als wäre er bekleidet, hatte jeder Teil, den Jody von ihm sah, dieselbe graue Farbe wie die Haut auf seinem Schädel.
Um Evelyns Körper aus der Tür zu bekommen, hatte er sich zur Seite drehen müssen.
Jody konnte es zwar nicht sehen, aber sie wusste, dass er einen Speer in seinen Händen hielt. Er musste über zwei Meter lang sein.
Und ihre beste Freundin steckte auf seiner Spitze.
Wie betäubt beobachtete sie, wie der Mann einfach weiterging.
Er hat mich nicht gesehen!
Oh Gott, oh Gott! Er weiß nicht, dass ich hier bin! Evelyn hat ihm die Sicht verdeckt, und da …
Ich muss hier raus!
Doch dann fragte sie sich, ob es nicht sicherer wäre, sich zu verstecken. Nein. Vielleicht kam er ja zurück oder durchsuchte das ganze Haus, bevor er sich aus dem Staub machte. Oder er steckte es in Brand.
Ich muss abhauen!
Sollte sie sich erst anziehen? Sie verspürte das dringende Bedürfnis, denn nur in ihrem Nachthemd fühlte sie sich entblößt und verwundbar.
Aber was, wenn er zurückkommt, wenn ich gerade …?
Außerdem steckte eine ganze Handvoll Kleingeld in der Vordertasche ihrer Jeans – und das würde ordentlich klimpern, sobald sie die Hose auch nur aufhob.
Hau einfach ab. Zum Teufel mit den Klamotten.
Sie kroch vorwärts und spähte gebückt durch die Tür.
Der Mann hatte mit Evelyn bereits den halben Flur durchquert. Er war von dem gelben Lichtschein eingerahmt, der aus der geöffneten Tür des Elternschlafzimmers drang.
Der faulige Geruch war jetzt nicht mehr ganz so schlimm, hing aber immer noch süßlich und widerlich in der Luft.
Er stinkt so grauenhaft, dachte Jody.
Wie schafft man es nur, so dermaßen zu stinken?
Sie wollte es eigentlich gar nicht wissen.
Er war so breit wie ein Kleiderschrank und in zerfledderte Fetzen und Lumpen gekleidet, die im Rhythmus seines schwerfälligen Gangs hin und her schlackerten. Er trug Evelyn am Ende des Speers vor sich her. Ihr Kopf berührte fast die Decke.
Als er sich der erleuchteten Tür näherte, ließ er sie sinken, schwang sie zur Rechten durch den Türrahmen und verschwand schließlich mit ihr im Schlafzimmer.
Sie sind tot! Alle! Evelyn, ihre Mom, ihr Dad – und Andy? Wo ist Andy?
Die Tür zu seinem Zimmer befand sich direkt gegenüber. Sie war geschlossen. Schnell sah Jody sich um, dann kroch sie auf allen vieren darauf zu.
Er würde ihr natürlich keine große Hilfe sein. Was konnte ein zwölfjähriger Junge in einer solchen Situation schon groß ausrichten? Besonders ein Kind von Andys Größe. Aber sie wollte ja nicht seine Hilfe. Sie wollte ihn aus diesem Haus schaffen.
Es war grauenhaft, ihn in einer solchen Lage aufwecken zu müssen. Vielleicht wäre es barmherziger gewesen, ihn weiterschlafen zu lassen und ihm so die Nachricht vom Tod seiner Familie zu ersparen.
Sie würde ihn aus dem Schlaf reißen müssen, um ihm etwas zu sagen, das so schrecklich war, dass es sein Verstand wahrscheinlich gar nicht begreifen konnte.
Außerdem war sie sich nicht sicher, ihn wirklich retten zu können.
Vielleicht würden sie beide umgebracht.
Wenn sie ihn schlafen ließ und versuchte, allein zu fliehen, standen ihre Chancen um einiges besser.
Zum Teufel, dachte sie.
Setz alles auf eine Karte, ertönte eine Stimme in Jodys Kopf, die sehr nach ihrem Vater klang.
Sie streckte den Arm aus, packte die Türklinke und zog sie herunter. Das Geräusch des zurückgleitenden Riegels ließ sie zusammenzucken. Langsam öffnete sie die Tür und kroch in Andys dunkles Zimmer.
Dann richtete sie sich auf, schloss die Tür hinter sich, lehnte sich mit dem Rücken dagegen und holte tief Luft.
Die Vorhänge waren zugezogen. Trübes Licht schimmerte an ihren Rändern. Jody konnte Andys Bett nur vage erkennen. Sie sah nicht einmal, ob der Junge überhaupt darin schlief.
Sie lauschte, hörte ihren eigenen, heftigen Herzschlag und Andys Atmen.
Seinen langsamen, leichten Atem.
Entweder schläft er oder er tut nur so, dachte sie.
Von irgendwoher hörte sie leise Musik. Es war der Titelsong aus Cats. Kam er aus dem Schlafzimmer der Clarks? Hatte dieses Monster das Radio eingeschaltet?
Was tut er überhaupt da drin?
»Andy?«, flüsterte sie.
Keine Antwort.
Sie traute sich nicht, das Licht einzuschalten.
Stattdessen beugte sie sich vor, streckte die Arme aus und tastete sich vorsichtig zum Bett vor. Ihre nackten Füße traten auf eine weiche Bettdecke, die auf dem Boden lag. Ihre Hände fanden die Überdecke. Sie folgte dem Rand der Matratze in Richtung Kopfseite.
Dann setzte sie sich auf die Matratze und legte die Hand in die Mitte des Bettes. Sie berührte warme, nackte Haut.
Andys Brust. Sie fühlte, wie sie sich hob, als er einatmete, und konnte seinen Herzschlag spüren.
Was, wenn das nicht Andy ist? Was, wenn jemand wie …
Natürlich ist das Andy.
»Andy?«, flüsterte sie und rüttelte an ihm.
»Hmmmmm.«
»Ich bin’s, Jody. Wach auf.«
»Hmmmmm?«
Mit der anderen Hand ertastete sie seine Lippen. »Keine Angst. Fang nicht an, zu schreien oder so.«
»Jody?« Seine Stimme klang heiser. »Bist du das? Bist du’s wirklich? Oh Mann.«
»Jemand ist im Haus.«
»Was?«
»Wir müssen abhauen.«
»Wer ist im Haus?«
»Irgendein – keine Ahnung. Ein Irrer.«
»Wir haben einen Irren im Haus?« Er klang eher erstaunt als verängstigt. »So einen wie Freddy oder Jason oder so?«
»Nein, der hier ist echt.«
»Wo?«
»Egal. Verschwinden wir.« Sie tätschelte ihn leicht, dann stand sie auf.
»Jody?«
»Wir müssen uns beeilen.«
»Damit uns der Irre nicht erwischt?« Sie konnte sein Gesicht nicht erkennen, doch es klang, als wäre seine anfängliche Verwirrung verschwunden. Er hörte sich fast spöttisch an.
»Andy, ich meine es ernst.«
»Ja, klar. Mann, für einen Augenblick hast du mich echt drangekriegt. Aber nur für einen Augenblick. Mann. Schönen Dank auch. Finde ich echt witzig.« Und dann richtete er sich kerzengerade auf. »ECHT WITZIG, EVELYN. HAHAHA!«
Jody fühlte sich, als hätte ihr jemand einen Tritt in die Magengrube verpasst.
»Sei ruhig!«, flüsterte sie heiser. »Was machst du? Willst du uns umbringen?«
»Jetzt komm schon«, murmelte Andy. »Ihr könnt mit diesem kindischen Spielchen aufhören. Ich bin ja dran gewöhnt, dass mich Evelyn ständig verarscht, aber von dir hätte ich so etwas …«
Er verstummte, als Jody auf den Lichtschalter drückte und herumwirbelte.
Durch die plötzliche Helligkeit musste er die Augen zusammenkneifen. »Hey!« Er saß im Schneidersitz auf dem Bett. Ein weißes Laken bedeckte ihn bis zur Hüfte.
»Hast du eine Waffe hier?«, fragte Jody.
»Hä?«
»Ein Messer? Vielleicht ein Taschenmesser oder …?« Sie erspähte einen Baseballschläger, der in einer Ecke neben dem Fenster lehnte, und stürzte darauf zu.
»Jody!«
»Er kommt!« Außer, er hatte Andys Geschrei nicht gehört. Was möglich war – die Tür war geschlossen, und im Schlafzimmer lief laute Musik.
»Wer kommt?«
»Der Killer!« Sie packte den Schläger mit beiden Händen. Es war ein original Louisville Slugger.
»Jetzt reicht’s aber. Hör auf damit.«
»Du solltest jetzt lieber aufstehen«, warnte sie ihn, während sie zur Tür eilte.
»Aber klar doch. Nur für den Fall, dass es dir meine doofe Schwester nicht gesagt hat – ich habe nichts an.«
Sie betätigte den Lichtschalter, und der Raum wurde in Finsternis getaucht.
»Danke«, sagte Andy.
»Psssst.« Jody hob den Schläger über den Kopf. Es war ein guter, solider Schläger, aber nicht besonders schwer. Jedenfalls nicht so schwer, dass er die Muskeln in ihren Armen unter normalen Umständen dermaßen zum Zittern gebracht hätte.
Sie lauschte.
Sie hörte ihren Herzschlag und schnellen Atem. Andy seufzte.
Aber sie hörte keine Musik. Keine Schritte.
Vielleicht ist er weg. Vielleicht war er schon weg, als Andy losgeschrien hat.
Aber das bezweifelte sie. Es wäre zu schön, um wahr zu sein. Als würde sie gleich aufwachen, und alles wäre nur ein Albtraum gewesen. So einfach kommst du hier nicht raus. Die Lage war ernst, ernster, als sie es jemals für möglich gehalten hätte, und irgendwie wusste sie, dass ihr das Schlimmste noch bevorstand.
Wenn ich doch meine Pistole mitgenommen hätte. Es ist zwar nur eine kleine .22er, aber …
»Evelyn kommt gleich mit einer Maske auf dem Kopf reingestürmt, stimmt’s? Bestimmt die gruselige, die sie letztes Halloween bekommen hat.«
Wie es sich wohl anfühlt, wenn sich ein Speer durch deine Eingeweide bohrt?
Ich wollte doch nur helfen, und das habe ich jetzt davon, dachte sie. Doch sofort schämte sie sich dafür.
Dad macht jeden Tag solche Sachen.
Mann! Wenn er nur jetzt hier wäre!
Genau dasselbe hatte Evelyn auch gesagt. Und einige Minuten später hatte man sie mit einem Speer aufgespießt.
Und mich hat er auch erwischt, fiel ihr ein. Derselbe Speer, dieselbe Spitze.
Es war nur ein kleiner Stich. Sie konnte die Wunde spüren, eine kleine schmerzende Stelle direkt unterhalb und etwas rechts von ihrem Bauchnabel.
Der Speer hat mich erwischt, nachdem er Evelyn glatt durchbohrt hat.
»Himmel«, flüsterte sie.
»Was?«
»Nichts. Jetzt zieh dich endlich an.«
»Auf keinen Fall. Sobald ich anfange, mich anzuziehen, schaltest du das Licht ein. Wo ist Evelyn überhaupt? Wahrscheinlich hat sie sich irgendwo mit einer Kamera versteckt.«
Wenn ich ihm erzähle, dass sie tot ist, würde ihm das sein vorlautes Mundwerk ziemlich schnell stopfen.
Nein, wahrscheinlich würde er denken, dass das zu unserem Scherz gehört.
Außerdem konnte sie es ihm unmöglich sagen. So etwas würde sie niemals über die Lippen bringen.
Wo blieb dieses verdammte Monster nur?
Vielleicht kam er gar nicht. Vielleicht war er schon weg.
Keine Chance, dachte sie.
Was mache ich hier überhaupt?
Warten und bluten, dachte sie.
Nein, das stimmte nicht ganz. Ihre Wunde schien sich bereits geschlossen zu haben. Das Blut auf ihrer Haut war getrocknet und juckte. Ein Rinnsal führte von der Wunde über die Vertiefung am Beinansatz in steilem Winkel auf ihren Schritt zu.
Jetzt, wo sie darüber nachdachte, wurde das Jucken schlimmer.
Sie wollte sich unbedingt das Blut abwischen.
Doch ihre Hände umklammerten fest den Baseballschläger über ihrem Kopf.
Bei meinem Glück wird gerade in dem Augenblick, in dem ich loslasse …
Langsam öffnete sich die Tür.
Jody stieg der Gestank des Todes in die Nase. Sie hielt die Luft an.
Die Tür öffnete sich weiter, und ein schwacher Lichtstreifen fiel in den Raum. Das Licht fiel auf Andys Bett, näherte sich ihm und beleuchtete ihn dann völlig.
Er saß im Schneidersitz auf der Matratze.
Sein Mund öffnete sich.
Er richtete sich auf.
Dann gab er einen leisen, sehr hohen, summenden Laut von sich, ein schwaches Wimmern der Panik, als hätte er am liebsten losgeschrien, traute sich aber nicht.
Ein Schatten schob sich vor das dämmrige Licht.
Ein Dielenbrett vor Jody knarrte.
Alles auf eine Karte, Schatz!
Sie schlug mit aller Kraft zu.
Sie hatte oft genug mit ihrem Dad Baseball gespielt, um zu wissen, wann sie einen ordentlichen Treffer gelandet hatte. Dies war ein sehr ordentlicher Treffer. Ein Homerun.
Auf das hölzerne Tock des Schlägers folgte ein Grunzen, dann dumpfe Geräusche. Jody vermutete, dass es die Knie des Mannes waren, die auf dem Teppichboden aufschlugen. Weitere, leisere Geräusche folgten, als erst sein Oberkörper und dann sein Kopf auf dem Boden landeten.
Jody ließ den Unterarm über die Wand gleiten, bis er den Lichtschalter berührte.
Der Mann lag bäuchlings und völlig reglos auf dem Teppich. Sein kahler Schädel war eingeschlagen und blutete.
Jody schloss schnell die Tür.
»Oh Gott«, platzte Andy heraus. Er stand am Fußende des Bettes auf der Matratze und hatte Mühe, das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Er hielt ein Kissen gegen seine Hüfte gepresst. »Oh Gott, was ist hier los? Sieh ihn dir an! Sieh ihn dir an!«
Jody hatte sich über dem Eindringling aufgebaut und den Schläger erhoben, um sofort zuzuschlagen, sollte er sich noch einmal bewegen.
Statt des Speeres trug der Mann eine Machete bei sich. Die Waffe lag immer noch in seiner Hand und war mit Blut verschmiert. Auch auf seinen Armen, seinem Rücken, dem Hinterteil und den Beinen befanden sich Blutspritzer.
»Schlag noch mal zu«, sagte Andy.
»Psssst.«
»Stimmt was nicht?«
»Allerdings«, flüsterte sie. »Das ist er nicht.«
»Hä?«
»Das ist der Falsche. Der hier ist ja spindeldürr.«
»Sieh dir mal seinen Hintern an.«
»Sieh du dir doch seinen Hintern an.« Sie ging auf die Machete zu. »Der andere muss noch im Haus sein. Der Dicke.«
»Er ist zugenäht.«
Bei dieser Bemerkung musste sie doch hinsehen, während sie sich hinkniete, um die Machete aufzuheben. Sie bemerkte eine Reihe von Kreuzstichen, die sich über die Mitte seines Hinterteils zogen. Und wie furzt er jetzt?, fragte sie sich, doch dann sah sie die Falten auf der Rückseite seiner Beine und die zerfransten Ränder um seine Knöchel.
Das Band aus geflochtenem Haar um seine Hüfte war nicht nur Zierde. Es war ein Gürtel.
Sie sah zu Andy auf.
»Das ist seine Hose«, flüsterte sie. »Seine Hose!«
Ohne das Kissen loszulassen, taumelte Andy zum Matratzenrand, beugte sich vor und übergab sich.
Der dicke Strahl landete direkt auf dem Kopf des Eindringlings. Jody sprang zurück, um nicht getroffen zu werden.
Plötzlich konnte sie kaum noch atmen.
Mit dem Schläger in der einen und der Machete in der anderen Hand wandte sie sich der Zimmertür zu. Es war, als würden ihr Herz und ihre Lunge von eisenharten Fäusten zerquetscht werden. Sie schnappte nach Luft.
Andy hinter ihr hustete und schniefte. »Wo sind Mom und Dad und Evelyn?«, fragte er.
»Keine Ahnung.«
»Du hast was von einem anderen Kerl gesagt. Einem Dicken.«
»Ja.«
Jeden Moment wird er die Tür eintreten und mich mit dem Speer aufspießen.
Sie wünschte, dass die Tür ein Schloss hätte.
Schließlich hatte doch jede Kinderzimmertür ein Schloss. Zumindest im Film.
Wahrscheinlich gab es auch im wahren Leben Kinderzimmertüren mit Schlössern, obwohl ihr noch nie welche untergekommen waren.
»Glaubst du … glaubst du, dass sie okay sind? Mom und Dad und Evelyn?«
»Nein.«
»Oh Gott.«
Jody drehte sich um. Andy stieg vom Bett, setzte sich auf die Kante der Matratze, beugte sich vor, umklammerte das Kissen und ließ den Kopf hängen. »Wir müssen hier raus«, sagte Jody.
Er sah zu ihr auf. Sein Gesicht war gerötet. Er hatte die Augen zusammengekniffen und die Zähne gefletscht.
»Der andere kann jeden Moment kommen«, sagte sie.
Er senkte wieder den Kopf. »Mir egal«, murmelte er.
»Er wird uns umbringen.«
»Na und?«
Jody ging auf ihn zu und trat zwischen seine Knie, sodass die Vorderseite ihres Nachthemds sein Gesicht bedeckte. Sie beugte sich vor, bis sein Kopf ihren Körper berührte – etwas tiefer, als sie eigentlich beabsichtigt hatte.
Unpassenderweise fiel ihr ein, wie peinlich diese Situation unter anderen Umständen gewesen wäre.
Im Moment war es ihr jedoch überhaupt nicht peinlich.
Mit den Knöcheln der Hand, die die Machete hielt, streichelte sie sanft seinen Kopf. Sein Haar war tropfnass.
»Wir werden hier rauskommen«, flüsterte sie.
»Sind sie alle tot?«
»Ich weiß nicht.«
»Ich hab so Angst.«
»Ich auch. Aber alles wird gut.«
Andy hob den Kopf, wandte sich jedoch nicht von ihr ab. Sie spürte sein Haar durch den dünnen Baumwollstoff, dann den sanften Druck seines Gesichts. »Was sollen wir tun?«, fragte er. Sie spürte, wie er die Lippen bewegte. Sein Atem war wie heißer Dampf auf ihrer Haut.
Ich kann nicht glauben, dass ich ihm das erlaube, dachte sie. Wenn Rob jemals sein Gesicht da unten gehabt hätte, geschweige denn seine Hand …
Aber das ist nicht Rob. Es ist Andy. Er ist noch ein Kind, seine Familie wurde ausgelöscht und wahrscheinlich werden wir beide sterben …
Aber sie wollte nicht sterben!
Irgendeinen Ausweg musste es doch geben.
Hier herumzustehen – mit Andys Gesicht in ihrem Schoß – brachte sie jedoch auch nicht weiter.
Doch, erkannte sie plötzlich. Es beruhigte ihn. Und sie auch.
Ihr Herz klopfte nicht mehr so stark. Er bewegte sein Gesicht hin und her. Vielleicht war das ein Kopfschütteln. Oder aber er wollte sie einfach nur berühren.
»Wieso hast du kein Telefon im Zimmer?«, flüsterte sie.
»Mom und Dad haben eins.« Seine Stimme klang gedämpft, und sein Atem war sehr heiß.
»Ich weiß. Aber das ist in ihrem Schlafzimmer. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass da auch der Fettsack ist.«
Wenn er nicht gleich durch die Tür gestürmt kommt.
»Vielleicht sollten wir aus dem Fenster springen.«
»Aber die gehen doch nicht auf.«
»Ich weiß. Wir müssten es einschlagen.«
Wieder bewegte er sich. Diesmal war sich Jody sicher, dass er den Kopf schüttelte. »Das ist viel zu hoch. Unten ist Zementboden. Da brechen wir uns den Hals.«
Besser, als dem Fettsack in die Finger zu geraten, dachte sie. Alles war besser als das.
»Ich frage mich, was er treibt«, sagte sie.
»Der Dicke?«
»Komisch, dass er noch nicht nach dem Rechten gesehen hat.«
»Vielleicht ist er damit beschäftigt … das Haus auszuräumen. «
»In diesem Fall«, sagte Jody, »können wir vielleicht an ihm vorbeischleichen. Wir müssen nur ins Erdgeschoss gelangen, dann sind wir in Sicherheit.«
»Ist vielleicht besser, als aus dem Fenster zu springen.«
»Also los.«
»Okay.« Er nickte, und sein Kopf rieb wieder an ihrem Körper. Und dann küsste er sie durch das Nachthemd hindurch.
Sie zuckte zusammen. »Hey!«, keuchte sie und trat einen Schritt zurück. »Mann!« Dann bemerkte sie den Ausdruck auf seinem Gesicht. »Nicht so schlimm. Ist schon okay. Los jetzt.«
»Ich muss mich anziehen.«
»Beeil dich.« Sie drehte sich um und hatte keine andere Wahl, als die Leiche anzusehen, wollte sie nicht in die große Pfütze aus Erbrochenem treten. Beim Anblick des Toten wand sich eine eiskalte Schlange in ihren Eingeweiden. Sie stieg über die Leiche hinweg und schleppte ihre Waffen zur Tür.
Dann lehnte sie sich mit dem Rücken dagegen.
Andy stand neben dem Bett und beugte sich vor, um in seine Jeans zu schlüpfen. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, eine Unterhose anzuziehen. Sein Hinterteil war sehr blass und glatt.
Er bemerkte nicht, dass sie ihm zusah. Als er sich umdrehte, drückte sie auf den Lichtschalter.
»Los«, flüsterte sie.
»Aber ich bin noch nicht fertig …«
»Die Hose reicht. Wir müssen hier raus. Und sei vorsichtig, damit du nicht stolperst.«
»Ist er tot?«
»Na, wenn ihn der Schlag nicht umgebracht hat, dann bestimmt deine Kotze.«
Ein seltsam gedämpftes Lachen erklang in der Dunkelheit. »Du spinnst, Jody.« Dann schwieg er einen Augenblick lang. Jody hörte, wie er auf sie zukam. »Vielleicht können wir den anderen auch noch umbringen.«
»Könnte sein, dass es dazu kommt. Willst du den Schläger oder die Machete?«
»Behalt du den Schläger. Du kannst ziemlich gut damit umgehen.«
»Alles klar.« Sie hob die Machete und streckte langsam den Arm aus. »Ich halte sie dir hin«, sagte sie. »Pass auf, dass du dich nicht schneidest.«
In der Finsternis stieß irgendetwas unmittelbar über ihrem Ellenbogen gegen ihren ausgestreckten Arm.
Hoffentlich ist das Andy.
»Bist du das?«, flüsterte sie.
»Ja.«
Mit beiden Händen tastete er nach ihrem Arm. Eine Hand hielt ihn fest, während die andere nach der Machete griff. Jody reichte sie ihm. Als er ihren Arm losließ, streckte sie die Finger aus und ertastete nackte Haut. Sie vermutete, dass sie ihn gerade unterhalb der Achselhöhle berührt hatte.
»Bereit?«, fragte sie.
»Eigentlich nicht.«
»Na ja, ich auch nicht.«
»Was sollen wir tun?«
»Was wir eben tun müssen«, sagte sie. »Wir schleichen uns raus, wenn es geht. Und wenn er uns entdeckt, dann rennen wir, so schnell wir können.«
»Und wenn wir uns an ihn ranschleichen können?«
»Keine Ahnung. Kommt drauf an, würde ich sagen. Wenn es tatsächlich so aussieht, als könnten wir ihn mit einem Überraschungsangriff erledigen, dann versuchen wir’s. Aber das Wichtigste ist, mit heiler Haut hier rauszukommen. Nur das zählt, verstanden?«
»Verstanden.«
»Bereit?«
»Umarmst du mich?«
»Mann, Andy.«
»Bitte. Alle sind tot.«
»Okay. Aber pass auf die Machete auf.« Sie legte eine Hand auf Andys Brust, trat vor und schmiegte sich leicht an ihn. Er legte einen Arm um sie, berührte sie jedoch kaum.
»Ich wollte immer …« Er verstummte.
»Was?«, fragte Jody.
»Na, so was wie jetzt. Dich im Arm halten. Weißt du, das ist … das ist echt toll.«
Sie küsste ihn auf die Stirn.
»Ich liebe dich, Jody.«
»Hey.«
»Wirklich. Ich liebe dich so sehr.«
»Hey.« Sie ging so weit in die Knie, dass sie seinen Mund erreichen konnte. Dann drückte sie ihn mit ihrem freien Arm fest an sich und küsste ihn.
Er erwiderte heftig die Umarmung.
»Ich werde nicht zulassen, dass dir jemand wehtut, Jody«, sagte er schließlich. »Niemals.«
Sie tätschelte seine Seite. »Jetzt sind’s nur noch wir zwei, Kleiner.«
»Ich bin bereit.«
»Okay. Mir nach.«
»Nein, ich gehe zuerst. Ich bin der Mann.«
»Du bist der Mann, klar. Aber ich habe das Kommando. Also folgst du mir.«
»Aber …«
»Pssst.« Sie nahm seinen Arm und zog ihn von der Tür weg. Dann ging sie in die Hocke und legte den Baseballschläger auf ihrer rechten Schulter ab. »Komm hinter mich.«
Sie spürte, wie eines seiner Knie ihren Hintern berührte.
»Los geht’s«, flüsterte sie.
Sie streckte die linke Hand aus, packte die Klinke, zog sie herunter und öffnete die Tür.
Niemand lauerte ihnen auf.
Jody ließ die Knie auf den Teppichboden sinken, beugte sich vor und sah sich um.
Der Flur schien verlassen zu sein.
Im Schlafzimmer am Ende des Flurs brannte noch immer Licht, und es war wieder Musik zu hören. Billy Joel sang »Goodnight Saigon«.
Dads Lieblingslied, dachte Jody und wünschte sich abermals, dass er hier wäre.
In Vietnam hatte er einen ganzen Zug kommandiert. Jetzt war er Sergeant bei der Polizei von Los Angeles. Und genau in diesem Moment patrouillierte er durch die Straßen und beschützte die unbescholtenen Bürger.
Dad, hier ist eine Bürgerin, die wirklich dringend deinen Schutz brauchen könnte.
Jody richtete sich auf und betrat den Flur. Langsam ging sie auf die erleuchtete Tür zu. Andy hatte eine Hand flach auf ihren Rücken gelegt und folgte ihr.
Sie mussten an der offenen Tür vorbei, wenn sie die Treppe auf der anderen Seite erreichen wollten.
Es gab nur zwei andere Möglichkeiten: entweder der Sprung aus einem Fenster im ersten Stock – oder ein gutes Versteck. Wenn sie sprangen, würden sie sich mit Sicherheit verletzen. Sie würden sich zwar nicht, wie Andy befürchtete, den Hals brechen, doch es war keineswegs selbstverständlich, dass sie nach einem solchen Sturz noch laufen konnten. Sich zu verstecken war auch keine Lösung. Schon beim Gedanken daran bekam Jody eine Gänsehaut. Als Kind hatte sie genug Verstecken gespielt, um zu wissen, dass man früher oder später immer gefunden wurde. Außerdem konnte dieser Kerl noch Stunden im Haus zubringen. Oder es in Brand stecken, ehe er es verließ.
Wenn sie sich versteckten, begaben sie sich freiwillig auf die Schlachtbank.
Wir sind erst sicher, wenn wir hier raus sind.
Also mussten sie die Treppe erreichen. Was wiederum hieß, dass sie am hell erleuchteten Schlafzimmer vorbeimussten.
Mit jedem Schritt, den Jody auf das Schlafzimmer zuging, wurde »Goodnight Saigon« lauter.
Es gefiel ihr nicht besonders, zu hören, wie Billy Joel davon sang, dass alle gemeinsam draufgehen würden. Das gefiel ihr nicht im Geringsten. Draufgehen bedeutete, getötet zu werden, nicht wahr?
Niemand wird uns töten. Wir werden es schaffen.
Wenn wir nur erst an der Tür vorbei sind …
Sie wollte Andy davor warnen, in den Raum zu sehen. Aber sie traute sich nicht, auch nur das winzigste Geräusch zu machen. Außerdem würde er sowieso hinsehen, egal, was sie tat.
Als sie sich der Tür näherte, umklammerte sie den Baseballschläger mit beiden Händen und legte ihn auf ihrer linken Schulter ab, so als würde sie sich gerade zum Schlagmal begeben.
Die Linke war ihre Schlaghand.
Seltsamerweise war Baseball das Einzige, was sie linkshändig besser konnte. Sie hatte keine Ahnung, warum. Dad behauptete, es auch nicht zu wissen. Doch manchmal vermutete sie, dass er sich einen Scherz erlaubt hatte, als er ihr das Spiel beigebracht hatte.
Wetten, dass er im Traum nicht dran gedacht hat, dass ich einmal einem Irren den Schädel einschlagen muss.
Und vielleicht noch einem weiteren.
Oh Himmel.
Nur wenige Schritte von der Tür entfernt überkam Jody eine Welle der Panik. Sie hätte am liebsten losgeschrien und wäre einfach an der Tür vorbeigerannt.
Langsam und vorsichtig, ermahnte sie sich. Immer mit der Ruhe. Wenn wir unbemerkt vorbeischleichen können, sind wir in Sicherheit.
Sie fragte sich, ob sie kriechen oder gar auf dem Bauch robben sollten. Vielleicht wären sie so nicht so leicht zu entdecken, andererseits würde es viel länger dauern, bis sie vorbei waren. Außerdem war es gar nicht leicht, mit ihren Waffen auf dem Boden herumzukriechen. Und wenn sie doch jemand entdeckte, konnten sie sich weder verteidigen noch schnell losrennen.
Wir gehen weiter, dachte sie.
Schleichen uns einfach vorbei, leise und schnell.
Sie fragte sich, auf welcher Seite des Flurs sie sich halten sollten. Vermutlich wäre es das Beste, direkt an der Tür vorbeizugehen. Aber das brachte sie nicht fertig. Was, wenn der Kerl an der Tür lauerte? Er musste einfach nur die Hand ausstrecken.
Oder mit dem Speer zustoßen.
Außerdem befand sich die Treppe auf der gegenüberliegenden Seite der Tür.
Sie hielt sich also auf der linken Seite. Andys Hand lag noch immer auf ihrem Rücken.
Das Holz des Schlägers fühlte sich in ihren schweißnassen Händen glitschig an.
Sie trat in den Lichtkegel.
Sieh nicht hin, sagte sie sich. Wenn er dich sieht, wirst du das schon mitbekommen.
Es waren nur noch etwa drei Meter bis zu dem Treppenpfosten.
Wir schaffen es!
Andys Fingerspitzen gruben sich in ihren Rücken. Er stöhnte auf, sodass ihr die Haare zu Berge standen.
Sie wirbelte herum und sah durch die Tür.
Der fette Kerl, der Evelyn getötet hatte, stand neben dem Bett. Und er war nicht allein. Da waren noch mehr – wie viele? Fünf, sechs?
Sie waren absolut still. Kein Lachen, Knurren, keine Diskussionen oder Scherze. Dafür waren sie zu beschäftigt. Außer Billy Joel, der im Radio über den Vietcong sang, einigen quietschenden Bettfedern, schwerem Atmen und feuchten, klatschenden Geräuschen war nichts zu hören.
Jody konnte weder Evelyn noch Mr oder Mrs Clark erkennen.
Doch sie vermutete, dass sie irgendwo da drin waren.
Alles, was sie sah, waren Männer, nackte Haut, Waffen und Blut.
Sie beobachtete sie nur eine Sekunde lang, nicht lange genug, um mitzubekommen, was sie da überhaupt taten – aber doch lange genug, um zu wissen, dass sie das überhaupt nicht sehen wollte.
Gerade als sie den Blick wieder abwenden wollte, drehte sich einer der Männer zu ihnen um.
Vielleicht hatte er Andy stöhnen gehört.
Er war kahl und mit Blut bedeckt. In der einen Hand hielt er ein Beil, in der anderen einen abgetrennten Kopf. Er hatte ihn am Stumpf gepackt, sodass er verkehrt herum hin und her baumelte und das Haar durch die Luft schwang. Jody konnte beim besten Willen nicht erkennen, ob der Kopf Mrs Clark oder Evelyn gehörte.
»Lauf!«, schrie Andy.
Jody rannte los. Schon mit dem ersten Schritt trat sie aus dem Licht.
Hinter ihr schrie Andy auf.
Sie blickte über ihre Schulter zurück. Andy warf die Machete, sprang im selben Moment zur Seite und rannte hinter ihr her.
Jody erreichte die Treppe und stürzte die Stufen hinunter, wobei sie sich mit einer Hand am Geländer festhielt. Der Baseballschläger prallte bei jedem Schritt gegen ihre linke Schulter. Dann hatte sie das Ende der Treppe erreicht.
»Sie kommen!«, keuchte Andy.
Jody sprang nach links, sodass ihre Schulter gegen die Wand prallte. »Zur Tür! Los!«
Sie wurde langsamer. Einen Augenblick lang war Andy neben, dann schließlich vor ihr. Ihre Hand griff nach dem Pfosten am Ende des Geländers.
Leicht schwankend wirbelte sie herum.
Irgendjemand kam die Treppe herunter. Sie konnte nur einen schnellen, dunklen Schatten erkennen.
Oder waren es mehrere?
»Die Tür!«, rief sie.
»Ich versuch’s ja.« Sie hörte das Rasseln einer Kette. »Gleich …«
»Lassen Sie uns in Ruhe!«, kreischte Jody, als der Schatten von der Treppe aus lossprang. Mit ausgestreckten Armen stürzte er auf sie zu. Sie glaubte, ein Beil in seiner rechten Hand erkennen zu können, und holte aus.
Der Schläger prallte gegen Fleisch.
Ihr Angreifer grunzte.
Der Schlag warf ihn aus seiner Bahn, und er verfehlte Jody und fiel zu Boden.
Dann öffnete sich die Haustür, und Licht fiel in den Raum. Jody konnte den auf dem Boden liegenden Mann jetzt gut erkennen. Mit einem schnellen Schritt war sie über ihm. Als sie den Schläger erneut hob, hörte sie polternde Schritte auf der Treppe.
»Jody!«
Sie verzichtete darauf, ihm den Rest zu geben.
Stattdessen rannte sie auf die Tür zu, wo Andy bereits auf sie wartete. Sobald sie draußen war, schmetterte Andy die Tür hinter ihr ins Schloss.
Gemeinsam stürmten sie über die Veranda und sprangen die wenigen Stufen hinab, die auf den Fußweg durch den Garten führten. Jody nahm den Schläger in die rechte Hand, damit sie besser laufen konnte.
»Wohin?«, keuchte sie.
»Keine Ahnung!«
Sie mussten erst einmal die Straße erreichen, die auf den ersten Blick gar nicht so verlassen aussah. Zumindest parkten dort fünf oder sechs Autos. Und ein dunkler Lieferwagen.
Sie haben einfach vor dem Haus geparkt! Einfach so! Herr im Himmel!
Und wenn jemand bei den Autos Schmiere steht?
Jody hörte, wie die Tür aufgestoßen wurde. Sie warf einen Blick zurück und sah die Männer aus dem Haus laufen. Es blieb keine Zeit mehr, um nachzudenken. Stöhnend versuchte sie, noch schneller zu rennen.
Andy, der sich bereits auf dem Gehweg befand, wandte sich scharf nach links.
Für so einen kleinen Kerl ist er verdammt schnell, dachte sie.
Zumindest sind wir im Freien.
Wenn doch nur ein Auto vorbeikommen würde!
Der Schläger behinderte sie beim Rennen und kam ständig ihren Armen in die Quere. Wenn sie ihn wegwarf, würde sie richtig lossprinten können. Aber sie traute sich nicht, ihn loszulassen.
Sie erinnerte sich an ihren ersten Homerun. Aufgeregt hatte sie dem Ball nachgesehen, der weiß und glänzend über den weit entfernten Zaun gesegelt war. Dabei hatte sie vergessen, den Schläger fallen zu lassen. Sie war ihre Runde gelaufen und hatte ihn dabei wie eine Verrückte umklammert.
Dad wäre vor Lachen beinahe gestorben.
Aber er war auch verdammt stolz auf sie gewesen.
Jesus, ob ich ihn je wiedersehe?
Sie blickte sich um. Die Männer liefen über den Rasen auf sie zu.
Dieses Mal sah sie genauer hin. Sie wollte wissen, mit wem sie es zu tun hatte.
Es waren drei.
Der Fettsack mit dem Speer war nicht dabei. Er war wahrscheinlich noch im Haus. Genau wie die anderen.
Drei von ihnen waren losgezogen, um alle Zeugen zu beseitigen.
Sie zu beseitigen.
Der Anführer war ziemlich schnell. Er hielt keine Waffe in den Händen, doch um seine Hüfte baumelte ein Gürtel, in dem wahrscheinlich ein Messer steckte. Der Mann hinter ihm schwang ein Schwert, nein, einen Säbel, dessen Klinge im Mondschein funkelte. Der Dritte hatte Mühe, mit den anderen mitzuhalten. Vielleicht, weil er eine schwere und ziemlich unhandliche Axt mit sich schleppte. Oder vielleicht auch, weil er ein wahrer Riese war.
Jody konnte nicht erkennen, was sie am Leibe trugen, aber sie vermutete, dass es Haut war. Ihre eigene und die der Menschen, die sie getötet hatten – bei demjenigen, den sie erwischt hatte, war es jedenfalls so gewesen. Jedenfalls waren sie mit Unmengen von Blut überzogen. Evelyns Blut, das Blut von Mr und Mrs Clark. Blut, das in der Nacht schwarz wirkte.
Was sind das nur für Leute?
Sie waren zu grauenhaft, um real sein zu können.
Sie wünschte, dass sie wenigstens schreien würden. Man schrie doch immer, wenn man jemanden verfolgte, oder etwa nicht?
Was ist mit ihnen los? Haben sie Angst, die Nachbarn aufzuwecken?
Als Andy das Ende der Reihe parkender Autos erreicht hatte, sprang er vom Bürgersteig und rannte auf die Straße.
Jody folgte ihm. Sie warf einen Blick auf den letzten Wagen in der Reihe.
Dad hatte ihr oft genug eingeschärft, niemals die Nummernschilder zu vergessen, wenn irgendetwas passierte, wobei ein Auto im Spiel war. »Aber das ist doch Diebstahl«, hatte sie angeblich geantwortet. Da war sie gerade vier Jahre alt gewesen.
»Du sollst sie ja nicht mitnehmen, sondern dir nur die Nummer merken. Präg sie dir gut ein oder schreib sie dir auf.«
Diese Nummer sollte sie sich wirklich einprägen.
Im blassen Licht der Straßenlaterne war das Nummernschild leicht auszumachen. Es war schwarz und glänzte. Farbe? Klebeband? Nummern oder Buchstaben waren jedenfalls nicht zu erkennen.
Jody blieb nicht stehen, um genauer nachzusehen. Stattdessen blieb sie Andy auf den Fersen. Er rannte quer über die Straße auf ein großes, zweistöckiges Backsteinhaus zu.
Die Hecken im Vorgarten und der Fußweg zum Haus waren mit in den Boden eingelassenen Strahlern beleuchtet. Auch das Licht auf der Veranda brannte. Die große, asphaltierte Fläche vor der Garage, die Platz für drei Autos bot, wirkte wie ein von Flutlicht angestrahlter Tennisplatz.
Überall war Licht – nur nicht hinter den Fenstern des Hauses.
Die waren alle dunkel.
Um diese Zeit schlafen ja auch schon alle!
Sie fragte sich, weshalb Andy gerade auf dieses Haus zurannte. Vielleicht kannte er die Leute, die darin wohnten, oder …
Sie sah sich um und entdeckte ein »Zu verkaufen«-Schild auf dem Rasen neben dem Haus der Clarks.
Das Backsteingebäude schien das nächste bewohnte Anwesen zu sein.
Was uns nicht weiterhilft, wenn alle tief und fest schlafen.
Der Anführer der Horde sprang gerade vom Bürgersteig herunter. Die beiden anderen fielen zurück.
Holt er auf?, fragte sie sich.
Egal. Früher oder später erwischen sie uns sowieso.
»Hilfe«, rief sie. »Hilfe! Polizei!«
Andy stimmte ein.
»Feuer!«, rief Jody.
»Dr. Youngman«, schrie Andy und rannte durch den Vorgarten. »Dr. Youngman! Hilfe! Bitte, Dr. Youngman!«
Jetzt brüllte auch Jody aus Leibeskräften.
Das Gras im Vorgarten war kühl und sehr feucht. Dr. Youngman hatte wohl noch am Abend den Rasen gesprengt.
»Dr. Youngman!«, rief Andy. »Ich bin’s, Andy! Andy Clark! Hilfe! Machen Sie auf! Hilfe!«
Jody behielt die Vorderseite des Hauses im Auge und hoffte inständig, hinter einem der Fenster ein Licht aufleuchten zu sehen.
Doch alles blieb dunkel.
Es war eine warme Nacht. Wenn alle Fenster geschlossen waren und die Klimaanlage lief, war es unwahrscheinlich, dass sie jemand im Haus hörte.
Andererseits – vielleicht hatte sie Dr. Youngman ja gehört und nur kein Licht angemacht. Er konnte in diesem Moment an der Haustür stehen und sie in letzter Sekunde öffnen: »Rein mit euch, Kinder. Schnell!«
Oh Gott, bitte.
»Vergiss es«, keuchte Jody. »Auf der Veranda werden sie uns erwischen!«
Andy war anscheinend zu derselben Einsicht gekommen und rannte am Haus vorbei.
Jody folgte ihm und schrie auf, als sie den Boden unter den Füßen verlor.
Der Fall schien eine Ewigkeit zu dauern.
Wie in Zeitlupe näherte sich ihr Körper dem Boden. Endlich landete sie mit der linken Hüfte zuerst und rutschte über das weiche, feuchte Gras.
Das Spiel ist aus.
Mein Gott! Jetzt bin ich fällig!
Als Jody durch das Gras rutschte, schob sich ihr Nachthemd den Rücken hinauf.
Schnell setzte sie sich auf.
Der Kerl kam grinsend auf sie zu und ließ sich auf die Knie fallen. Seltsamerweise roch er nicht wie die anderen so durchdringend nach Verwesung.
»Jetzt hab ich dich, Süße«, flüsterte er, packte ihr kurzgeschnittenes Haar und riss ihren Kopf nach hinten. Sein Gesicht näherte sich ihrem. »Du bist ja ’ne echte Schönheit.«
Sie zielte mit dem Schläger auf seinen Kopf.
Es war ein Aufwärtsschlag, mit nur einem Arm ausgeführt und ohne viel Kraft dahinter.
Schnell rollte sie sich nach links zur Seite. Etwas zerrte an ihrem Haar, dann war sie frei und kroch auf allen vieren durch das Gras, den Schläger fest umklammert.
Der Typ mit dem Säbel rannte direkt auf sie zu.
Er war nur noch wenige Schritte entfernt, als sich Jody aufrappelte und losrannte. Er holte aus, und der Säbel sauste mit einem kurzen Zischen knapp an ihrem Rücken vorbei.
Dann keuchte er auf.
Jody sah sich um. Der Mann stolperte über seine eigenen Füße und fiel auf den Hintern. Der andere, der ihr Haar gepackt hatte, war bereits wieder auf den Knien. Mit einer Hand hielt er sich den kahlen Schädel, mit der anderen zog er ein Messer aus einer Scheide an seinem Gürtel.
Der Mann mit der Axt war inzwischen auch dazugestoßen.
Den muss ich im Auge behalten, ermahnte Jody sich.
Er war groß, breit und muskelbepackt. Noch dazu schwang er diese grässliche Waffe.
Nichts schien ihn aufhalten zu können.
Der ist nicht zu stoppen.
Dafür war er nicht besonders schnell. Er befand sich noch immer auf dem Rasen, als Jody bereits den warmen, trockenen Asphalt der Einfahrt unter ihren Füßen spürte.
Andy wartete auf sie. Er sprang auf und ab und zappelte mit Armen und Beinen wie ein Staffelläufer, der sehnsüchtig die Stabübergabe erwartet. Sobald Jody ihn erreicht hatte, drehte er sich um und rannte los.
Seite an Seite überquerten sie die Einfahrt.
Sie rannten auf die Hecke zu, eine grüne, akkurat getrimmte Wand, die Jody um Haupteslänge überragte.
»Drunter durch«, schnaufte Andy.
Unmöglich, dachte Jody.
Doch dann begriff sie, worauf Andy hinauswollte. Die Hecke selbst war ein undurchdringliches Hindernis – nur in Bodennähe befanden sich große Löcher.
Sie sah sich um. Der Kerl, der sie gepackt hatte, hatte wieder die Führung übernommen. Er war schon fast am Ende der Einfahrt angelangt.
Jody und Andy ließen sich auf die Knie fallen.
Sie warf den Schläger durch ein Loch in der Hecke, legte sich auf den Boden und robbte los. Jeden Moment erwartete sie, dass sich eine Hand um ihren Fußknöchel schließen würde.
Oder der Mann mit der Axt würde einfach …
Das dauert ja ewig!
Die Hecke und der Erdboden selbst schienen zum Leben erwacht zu sein, um nach ihr zu greifen und sie aufzuhalten.
Dann hatte sie sich endlich befreit.
Andy richtete sich auf. Er wimmerte und keuchte.
»Alles wird gut«, flüsterte Jody. Auf allen vieren drehte sie sich um und spähte unter der Hecke hindurch.
Sie hielt Ausschau nach den Füßen ihrer Verfolger, konnte jedoch nur die Einfahrt und den Rasen dahinter erkennen. Schnell schnappte sie sich den Schläger und stand auf. »Los.«
»Wo sind sie?«
»Keine Ahnung.«
Sie vermutete, dass die Männer die Hecke umrundeten. Dazu würden sie eine gewisse Zeit brauchen, zehn, vielleicht fünfzehn Sekunden.
Wenn wir uns doch einfach in Luft auflösen könnten!
Sollten sie wieder zurückkriechen? Ganz sicher nicht – man musste schließlich kein Genie sein, um auf die Idee zu kommen, den Mann mit der Axt als Wachposten zurückzulassen.
Plötzlich zog Andy an einem der kurzen Ärmel ihres Nachthemds. »Ich weiß was! Du rennst zurück und versuchst, Dr. Youngman aufzuwecken. Ich werde die Kerle inzwischen ablenken.«
»Das ist doch Wahnsinn«, platzte Jody heraus.
»Es wird klappen! Ich drehe eine Runde und treffe dich dann hier wieder.«
»Nein, wir …«
»Du musst zurück.« Er zog so fest an ihrem Ärmel, dass das Nachthemd über ihre Schulter rutschte.
»Hey.«
Er zog weiter. »Runter mit dir. Kriech zurück.«
Keine Zeit für Diskussionen. Sie sank auf die Knie.
»Bis dann.« Andy drehte sich um und rannte los.
Der kleine Idiot!, dachte sie. Er tut so, als wäre das hier ein Wildwestfilm!
Sie wollte ihm folgen.
Er hatte die nächste Einfahrt fast erreicht.
Sie wollte gerade aufstehen, als der erste Verfolger um die Hecke herumgerannt kam. Er wurde langsamer. Jeden Moment konnte er Jody entdecken. Doch dann bemerkte er Andy und rannte ihm hinterher.
Jody ließ sich flach in das Gras fallen, als der Kerl mit dem Säbel ebenfalls um die Ecke kam und sich an der Verfolgungsjagd beteiligte. Einen Augenblick später erschien auch der Mann mit der Axt.
Alle drei rannten über den Rasen hinter Andy her. Genau, wie er es geplant hatte.
Sie glauben, dass ich bei ihm bin. Wahrscheinlich denken sie, dass ich schneller bin als er.
»Lauf, Andy. Lauf!«, flüsterte sie.
Dann kroch sie wieder durch das Loch in der Hecke. Auf der anderen Seite sprang sie auf, wechselte den Schläger in die linke Hand und rannte über die Einfahrt. Sie fragte sich, ob man das Geräusch ihrer nackten Füße auf dem Asphalt hören konnte. Es kam ihr ziemlich laut vor. Sie stürzte die Treppe zur Veranda hinauf, ließ sich gegen die Eingangstür fallen und hämmerte mit der Faust dagegen.
Sie schlug mit aller Kraft zu – acht, neun, zehn Mal. Du lieber Himmel, dachte sie. Hoffentlich hören die Irren das jetzt nicht.
Sie hörte auf, gegen die Tür zu hämmern, und glitt mit der Hand über das kühle Holz, bis sie den Klingelknopf fand. Jedes Mal, wenn sie darauf drückte, ertönte im Haus ein leises Summen.
»Los doch, los, los«, flüsterte sie.
Ohne den Knopf loszulassen, warf sie einen Blick über die Schulter. Niemand zu sehen. Der große Vorgarten, die Einfahrt und die Straße dahinter waren verlassen. Nur die fünf Autos und der Lieferwagen standen vor dem Haus der Clarks.
»Meine Güte, ich komme ja schon!«
Jody zuckte zusammen und ließ den Knopf los. »Hilfe! Bitte, Sie müssen mir helfen! Sie sind hinter mir her.«
»Einen Moment. Bin schon da.«
Jody stieß sich von der Tür ab und sah sich um. Immer noch niemand zu sehen. Sie beugte sich vor und stützte die Ellenbogen auf die Knie. Eine seltsame Positur, in der ihr jedoch das Atmen wesentlich leichter fiel.
Mit einem leisen Quietschen öffnete sich eine kleine Luke in der Tür, kaum größer als das schmale, faltige Gesicht dahinter. Eine Nase erschien zwischen zwei Holzstreben. Die Frau legte den Kopf schief, um durch die Streben sehen zu können. Sie trug eine Brille mit hellrotem Gestell und Gläsern, die so dick wie Eishockeypucks waren.
»Immer mit der Ruhe, junge Dame. Wer verfolgt Sie und wo?« Sie sah an Jody vorbei, als würde sie Ausschau nach möglichen Gefahren halten.
»Sie müssen mich reinlassen«, keuchte Jody.
»Ich muss gar nichts. Gehören Sie etwa zu den Schreihälsen, die mich vorhin aufgeweckt haben?«
Sie hatte sie also gehört. »Ja! Das war ich zusammen mit Andy Clark.«
»Andy Clark? So ein netter Junge. Was treibt er um diese Zeit hier draußen?«
»Er ist hier bei mir!«
»Ich sehe ihn aber nicht. Sie sehen ja ziemlich abgerissen aus. Was haben Sie nur angestellt?«
Jody richtete sich auf und holte tief Luft. »Sie haben sie umgebracht. Die Clarks sind tot – alle bis auf Andy. Ich bin eine Freundin von Evelyn. Sie ist auch tot. Sie sind alle tot. Sie müssen mich reinlassen. Wir müssen die Polizei rufen, bevor sie uns auch noch erwischen! Bitte!«
Die alte Frau blinzelte durch die gewaltigen Brillengläser. Dann schüttelte sie den Kopf. »Das ist alles so schrecklich verwirrend.«
»Es ist ganz einfach!«, platzte Jody heraus. »Gottverdammt einfach sogar! Hier draußen sind Irre mit Schwertern und Äxten und Messern. Die rennen hier herum wie die wilde Horde aus Herr der Fliegen und wollen mich und Andy umbringen! Einfacher geht’s doch gar nicht! Scheiße, machen Sie endlich auf!«
»Junge Dame!«
»Verstehen Sie denn nicht?« Sie wirbelte herum. Immer noch war niemand zu sehen. Sie wandte sich wieder der alten Frau zu. »Bitte. Sie werden uns umbringen.«
»Ich kann doch nicht einfach wildfremde Leute ins Haus lassen«, sagte sie und schüttelte wieder den Kopf. »Das wäre unverantwortlich. Schließlich gehört mir das Haus ja nicht.«
»Mir egal, wem … Wo ist Dr. Youngman? Und wer sind Sie?«
»Ich bin Mrs Youngman.«
»Ist Ihr Mann zu Hause?«
»Mein Mann ist verstorben.«
»Das tut mir leid.«
»Das ist jetzt auch schon wieder neun Jahre her. Unglaublich. «
»Bitte machen Sie auf. Bitte!«
»Das Haus gehört meinem Sohn, Dr. Ernest Youngman. «
»Ist der denn zu Hause?«
»Leider nicht. Ich bin mir sicher, er wüsste genau, was zu tun ist. Aber leider ist er nicht hier. Er ist mit Kind und Kegel nach Great Bear gefahren. Alle sind dort – nur ich nicht.« Dann schien ihr etwas einzufallen. Eine knochige Hand mit Altersflecken erschien vor ihrem Gesicht und schnippte mit den Fingern. »Ich werde Ernest sofort anrufen und …«
Jody holte mit dem Schläger aus und ließ ihn direkt unter Mrs Youngmans Gesicht gegen die Tür krachen.
Der Schlag klang wie ein Schuss aus einer Schrotflinte.
Die alte Frau zuckte zusammen.
»Machen Sie auf, oder ich schlage die Tür ein!«, rief Jody.
Das Gesicht verschwand.
Jetzt hab ich’s vermasselt. Scheiße.
Jody ließ den Schläger sinken, beugte sich vor und drückte ihr Gesicht gegen die Holzstreben. Mrs Youngman war nicht mehr zu sehen. »Tut mir leid«, sagte sie. »Bitte. Ich habe solche Angst. Wenn sie mich erwischen, werden sie mich in Stücke hacken und … Bitte!«
»Wegen Ihnen habe ich mir in die Hose gemacht!«
»Das tut mir leid. Das tut mir sehr leid. Wirklich.«
»Sie sind ein ungezogenes Ding!«
»Das stimmt nicht. Wirklich. Es tut mir leid.«
»Eine kriminelle Jugendliche sind Sie!«
»Jody!«, ertönte Andys Stimme. Er schien nicht mehr weit entfernt zu sein.
Sie war überglücklich, ihn zu hören. Er hatte es geschafft. Die Irren hatten ihn nicht erwischt. Andererseits bedeutete seine Stimme auch, dass es höchstwahrscheinlich nicht lange dauern würde, bis seine Verfolger ebenfalls auftauchen würden.
Sie sah, wie er an der Hecke neben der Einfahrt vorbeirannte, und winkte ihm zu.
»Wo sind sie?«, rief sie.
»Sie kommen.« Er änderte die Richtung und kam direkt auf sie zu. Offenbar hatte er das geöffnete Sichtfenster in der Tür bemerkt.
»Dr. Youngman!«
»Leider nicht. Der ist in Big Bear. Außer seiner Mutter ist niemand da, und die will uns nicht reinlassen.«
»Mable!«, schrie Andy. »Ich bin’s, Andy! Mable, Sie müssen uns reinlassen!«
Jody hörte metallisches Klirren und Klicken. Die Tür schwang auf.
Sie stürzte über die Schwelle, woraufhin sie von Mrs Youngman einen vernichtenden Blick erntete. Die Augen der alten Frau waren gerötet und mit Tränen gefüllt.
»Tut mir leid«, sagte Jody.
»Dafür ist es jetzt zu spät, Sie gemeines Ding!«
Andy stürmte in den Flur und ließ sich keuchend auf den Marmorboden fallen. Jody nahm Mrs Youngman die Klinke aus der Hand, um die Tür hinter ihm zu schließen.
Durch den Spalt sah sie gerade noch den Mann mit dem Messer, der hinter der Hecke auftauchte.
Schnell warf Jody die Tür zu.
Aber nicht schnell genug. Er hatte sie bemerkt, da war sie sich ziemlich sicher.
Seufzend schob sie den Riegel vor.
»Was ist?«, fragte Andy.
»Ich glaube, er hat mich gesehen.«
»Sie werden irgendwie reinkommen«, sagte Jody.
Andy, der immer noch keuchend am Boden lag, schüttelte den Kopf. Schweiß tropfte von seinem Haar, als käme er gerade aus der Dusche. Seine Jeans hing tief über die Hüfte, sodass man sehen konnte, wo die Bräune auf seinem Rücken endete. Seine Haut war gerötet, feucht und mit einem Zickzackmuster aus Schwellungen und Kratzern bedeckt. »Vielleicht auch nicht«, japste er.
»Wir sind Zeugen. Sie werden uns umbringen.«
»Hier wird niemand umgebracht«, sagte Mrs Youngman. Schniefend wischte sie sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen. »Ihr beiden kommt mit mir. Wir rufen jetzt sofort die Polizei.«
Andy stieß sich vom Boden ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Seine Brust war noch schlimmer zugerichtet als sein Rücken.
»Was ist mit dir passiert?«, fragte Jody.
»Ich musste mich durch die Büsche schlagen. Bin ein paar Mal hingefallen.« Er grinste. »Aber ich hab’s ihnen gezeigt.«
»Wir sollten nicht herumtrödeln«, sagte Mrs Youngman und ging voran. Sie trug ein hellblaues Nachthemd, und Jody bemerkte, dass es unter ihrem Hinterteil eine feuchte Stelle aufwies.
»Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich Sie so erschreckt habe.«
»Am besten, wir reden nicht mehr darüber.«
»Ich bin keine Kriminelle. So etwas ist auch gar nicht meine Art. Aber … einen Moment lang bin ich ausgeflippt. Verstehen Sie? Diese Kerle, sie sind … Haben Sie eine Pistole?«
»Selbstverständlich nicht.«
»Und Ihr Sohn? Vielleicht hat er ja eine für Notfälle …«
»Pistolen sind dazu da, um Menschen zu töten, junge Dame. Mein Ernest dagegen rettet Leben.« Sie ging durch einen Bogengang in einen dunklen Raum und streckte die Hand nach einem Schalter an der Wand aus. Mit einem Mal verbreitete ein Kronleuchter helles Licht.
Jody folgte Mrs Youngman um einen großen Eichentisch herum. Sie hielt nach einem Telefon Ausschau, konnte jedoch keines entdecken.
Wer stellt auch schon sein Telefon ins Esszimmer?
»Wo?«, fragte sie.
Die alte Frau drehte sich um. »Hören Sie gar nicht zu? Sie sollten zuhören, wenn man mit Ihnen spricht.« Sie piekste Jody mit ihrem Zeigefinger in die Brust.
»Hey«, sagte Jody.
»Werden Sie ja nicht schnippisch.« Zwei weitere Piekser. Ihr Fingernagel war ziemlich lang. Jody spürte seine gekrümmte Kante durch den dünnen Stoff des Nachthemds und wusste, dass er kleine, halbkreisförmige Abdrücke auf der Haut zwischen ihren Brüsten hinterlassen würde.
Das ist doch Wahnsinn, dachte sie.
»Tut mir leid«, sagte sie.
»Ihr jungen Leute haltet euch ja für so schlau. Kein Wunder, dass ihr niemandem zuhört.« Sie stupste Jody erneut. »Was habe ich Ihnen gesagt?«
»Worüber?«
Ein weiterer Stups.
»Mable«, sagte Andy. »Hören Sie auf damit.«
Mrs Youngman beachtete ihn nicht weiter und stieß Jody vier weitere Male den Zeigefinger gegen die Brust, während sie fortfuhr.
»Ich habe es Ihnen gesagt. Laut und deutlich, wie ich meine. Mein Ernest hat keine Waffen im Haus.«
»Ich weiß!«
»Wenn Sie das wissen, warum fragen Sie dann unaufhörlich danach?«
»Das Telefon. Das Telefon! Ich wollte wissen, wo das Telefon ist!«
»Ich weiß, wo das Telefon ist. Da wollte ich auch hingehen, bevor Sie angefangen haben, mir Löcher in den Bauch zu fragen.«
»Tut mir leid«, sagte Jody. »Ich werde Sie nicht weiter belästigen. Aber wir sollten uns beeilen.«
Mrs Youngman drehte sich um und ging weiter. »Immer mit der Ruhe«, sagte sie. »Dieses Haus besitzt vorzügliche Schlösser. Wir sind hier in Sicherheit, bis die Polizei eintrifft.«
»Die Polizei taucht nicht in derselben Sekunde auf, in der Sie sie anrufen«, sagte Jody.
Mrs Youngman warf ihr einen verächtlichen Blick zu.
Wenn sie noch einmal stehen bleibt, schlage ich sie nieder und suche selbst nach dem verdammten Telefon.
Sie ging weiter.
»Sie haben eine ziemlich spitze Zunge, junge Dame.«
»Verzeihung.«
»Ihr Vater ist ein Cop«, erklärte Andy.
»Das erklärt einiges«, sagte Mrs Youngman und ging durch eine Tür am Ende des Esszimmers.
Sie schaltete das Licht ein, und Jody folgte ihr in die Küche. Sie ging dicht hinter der Alten her und musste sich zusammenreißen, um ihr nicht mit der flachen Hand auf den Hinterkopf zu schlagen.