Die Killer lassen Parker grüßen - Günter Dönges - E-Book

Die Killer lassen Parker grüßen E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Sie nannten sich Miller, Mayer und Shultz. Sie residierten der Reihenfolge nach in Los Angeles, New York und Chikago. Sie nannten sich Unternehmer und waren bisher mehr als erfolgreich, denn sie betrieben Nachtklubs, Kettenläden, Hotelbetriebe und ließen ihr Kapital als stille Teilhaber arbeiten. Sie hielten nichts von der Öffentlichkeit und gingen Fotografen und Reportern stets aus dem Weg. Miller, Mayer und Shultz sahen nach außen hin wie seriöse Geschäftsleute aus, doch innerlich waren sie verfault wie Fallobst, an dem Wespen und Würmer nachdrücklich herumgenagt hatten. Die Polizei vieler Bundesstaaten hätten sie als Gangster bezeichnet, doch sie waren der Polizei nicht bekannt. Es existierten keine Akten über sie, denn die erforderliche Dreckarbeit, die in ihrem Beruf notwendig war, ließen sie von hochspezialisierten Handlangern erledigen. Miller, Mayer und Shultz trafen sich an jenem Mittwoch in einer Hotelsuite in Chikago. Sie wollten über gewisse Sofortmaßnahmen konferieren, in deren Mittelpunkt ein Mann namens Josuah Parker stand »Geht das hier auch in Ordnung?« fragte Miller mißtrauisch und sah sich prüfend in dem großen Hotelsalon um. »Was soll hier falsch laufen?« fragte Shultz, der Gastgeber, und schüttelte lächelnd den Kopf. »Schließlich gehört der Laden hier mir, Miller. Wir bleiben völlig ungestört« »Irgendwie paßt es mir nicht, daß wir uns ausgerechnet in Chikago treffen mußten«, schaltete Mayer sich ein. »Und warum nicht?« fragte Shultz. »Dieser Parker wohnt doch hier in der Stadt«, erwiderte Mayer.

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Butler Parker – 162–

Die Killer lassen Parker grüßen

Günter Dönges

Sie nannten sich Miller, Mayer und Shultz. Sie residierten der Reihenfolge nach in Los Angeles, New York und Chikago. Sie nannten sich Unternehmer und waren bisher mehr als erfolgreich, denn sie betrieben Nachtklubs, Kettenläden, Hotelbetriebe und ließen ihr Kapital als stille Teilhaber arbeiten. Sie hielten nichts von der Öffentlichkeit und gingen Fotografen und Reportern stets aus dem Weg. Miller, Mayer und Shultz sahen nach außen hin wie seriöse Geschäftsleute aus, doch innerlich waren sie verfault wie Fallobst, an dem Wespen und Würmer nachdrücklich herumgenagt hatten. Die Polizei vieler Bundesstaaten hätten sie als Gangster bezeichnet, doch sie waren der Polizei nicht bekannt. Es existierten keine Akten über sie, denn die erforderliche Dreckarbeit, die in ihrem Beruf notwendig war, ließen sie von hochspezialisierten Handlangern erledigen.

Miller, Mayer und Shultz trafen sich an jenem Mittwoch in einer Hotelsuite in Chikago. Sie wollten über gewisse Sofortmaßnahmen konferieren, in deren Mittelpunkt ein Mann namens Josuah Parker stand »Geht das hier auch in Ordnung?« fragte Miller mißtrauisch und sah sich prüfend in dem großen Hotelsalon um.

»Was soll hier falsch laufen?« fragte Shultz, der Gastgeber, und schüttelte lächelnd den Kopf. »Schließlich gehört der Laden hier mir, Miller. Wir bleiben völlig ungestört«

»Irgendwie paßt es mir nicht, daß wir uns ausgerechnet in Chikago treffen mußten«, schaltete Mayer sich ein.

»Und warum nicht?« fragte Shultz. »Dieser Parker wohnt doch hier in der Stadt«, erwiderte Mayer.

»Na und? Der hat doch keine Ahnung, was sich über seinem Kopf zusammenbraut, Freunde. Ihr könnt völlig beruhigt sein. Zudem weiß er doch überhaupt nicht, wer wir sind!«

»Gut, steigen wir in die Diskussion ein«, meinte Miller, »überschätzen wir diesen Parker doch nicht. Ist ja lachhaft! Ein einziger skurriler Einzelgänger sollte nicht in der Lage sein, uns ins Bockshorn zu jagen!«

»Unterschätzen Sie Parker nicht«, warf Mayer ein, »ohne Grund setzen wir uns ja nicht zusammen. Halten wir doch fest: Butler Parker ist für uns zum Feind Nummer Eins geworden. Sein Auftauchen stört laufend unsere Aktionen. Wir haben in letzter Zeit eine Niederlage nach der anderen einstecken müssen. Bei unseren Leuten hat sich schon so etwas wie ein Parker-Komplex entwickelt. Er muß jetzt ausgeschaltet werden!«

»Richtig«, fiel Gastgeber Shultz ihm in die Rede, »ich denke, ich kann mich kurz fassen. Meine Leute hier in Chikago haben Parkers Gewohnheiten sorgfältig studiert Wir sind der Auffassung, daß auch ein Parker seine Schwächen hat! Wir brauchen nur ein paar Spezialisten, die die Arbeit erledigen, Spezialisten, die hier in Chikago unbekannt sind.«

»Dafür habe ich bereits gesorgt, wie wir es vereinbart hatten.« Miller zündete sich eine Zigarette an und nickte nachdrücklich »Die beiden Killer, die ich engagiert habe, sind Spitzenkräfte. Nicht gerade billig, aber zuverlässig!«

»Kann man über diese beiden Spezialisten mehr erfahren?« erkundigte sich Mayer aus New York.

»Sie haben bisher nur an der Westküste gearbeitet und fast ausschließlich private Aufträge übernommen«, erklärte Miller, »es sind Männer, die ohne Hinterlassung von Spuren arbeiten.«

»Und wann erscheinen sie hier auf der Bildfläche?« wollte Gastgeber Shultz wissen »Sie halten sich bereits hier in Chikago auf«, versicherte Miller, »sie warten nur auf das Startzeichen. Und auf die Anzahlung!«

»Wieviel verlangen sie denn?« Shultz sah seinen Geschäftsfreund interessiert an.

»Hunderttausend!«

»Die sind wohl wahnsinnig!« sagte Shultz.

»Es sind clevere Geschäftsleute. Zudem haben auch sie schon von diesem Parker gehört. Sie lassen sich ihr Risiko bezahlen.«

»Wir sollten zahlen«, beschwichtigte Mayer, »was sind schon hunderttausend. Sie sind in jedem Fall verdammt gut angelegt! Ich bin dafür, die beiden Spezialisten zu bezahlen. Sie sollten sich sofort an die Arbeit machen!«

»Und wir sollten ihnen eine bestimmte Frist geben«, schlug Shultz nun vor. »innerhalb von drei Tagen müßten sie es erledigt haben!«

»Gut, ich werde das den beiden Männern ausrichten«. erklärte Miller, »wie ich sie einschätze, schaffen sie es bereits am ersten Tag.«

»Kann man die beiden Burschen nicht mal aus der Nähe sehen?« erkundigte sich Mayer.

»Natürlich«, versprach Miller, »ich rufe sie gleich an. Sie könnten sich in etwa einer Stunde hier vorstellen, einverstanden? Ich sage nur gleich im voraus lassen Sie sich nicht vom Aussehen täuschen! Clever sehen sie gerade nicht aus!«

*

Sie sahen wirklich nicht clever aus.

Sie hießen Dutch Cassner und Herb Passenger und erinnerten sehr deutlich an fußlahme Vertreter für Staubsauger oder Kochbücher. Beide besaßen bereits einen leichten Bauch, hatten schütteres Haar und trugen schlecht sitzende Anzüge von der Stange. Sie mochten beide etwa vierzig Jahre alt sein und forderten irgendwie zum Mitleid heraus. Sie wohnten in einem Hotel der unteren Preisklasse, in dem außer ihnen tatsächlich viele Vertreter und Reisende abzusteigen pflegten. Das Hotel hatte einen guten Leumund. Hier vermutete selbst der spitzfindigste Kopf der Polizei keine Killer.

Sie wohnten Tür an Tür und aßen gemeinsam in einem Schnellimbiß nicht weit vom Hotel entfernt. Seit etwa drei Tagen hielten sie sich in der Stadt auf, aber sie hatten bisher nicht einen einzigen Schritt in irgendeinen Nachtbetrieb hineingesetzt. Sie gingen abends ins Kino und nahmen in einem Bierlokal ein paar harmlose Drinks zu sich, bevor sie zu Bett gingen.

Sie gaben sich als normaler Durchschnitt aus, und selbst eine plötzliche Kontrolle ihres Gepäcks hätte nicht die Spur irgendeiner Mordwaffe zutage geordert. Ihr Handwerkszeug befand sich in zwei Schließfächern im nahen Busbahnhof. Die Schlüssel dazu befanden sich postlagernd in einem Schalter der nahen Post. Nur gegen ein bestimmtes Codewort war dieses kleine Schlüsselpäckchen zu bekommen. Eine weitere Vorsichtsmaßnahme dieser sehr vorsichtigen Killer.

Mister Miller hatte im Kreise seiner Freunde nicht übertrieben. Dutch Cassner und Herb Passenger waren erstklassige Spezialisten. Wieviele Morde sie bereits auf dem Gewissen hatten, wußten sie sehr gut, doch darüber sprachen sie niemals. Sie hielten sich stets korrekt in die einmal getroffenen Vereinbarungen, kassierten und ließen sich später nie wieder sehen. Eine Zusammenarbeit mit ihnen war ohne jedes Risiko.

An jenem Mittwoch, als Miller, Mayer und Shultz sich in der Hotelsuite unterließen, kamen Cassner und Passenger gerade vom Mittagessen. Im Schnellimbiß hatten sie ein einfaches Mahl zu sich genommen. Sie gingen nun zurück in ihre Zimmer, um einen kleinen Mittagschlaf zu halten. Im übrigen warteten sie gelassen auf eine Nachricht von Mister Miller.

Als sie in der zweiten Etage des Hotels aus dem Lift stiegen, begegnete ihnen auf dem Korridor ein älterer Mann, der eine gestreifte Arbeitsschürze trug. Der Schnurrbart des Mannes, der gut und gerne sechzig Jahre alt sein mochte, hing traurig am Kinn herunter. Etwas schlurfend passierte dieser Mann sie. Er sah kaum hoch.

Passenger achtete überhaupt nicht auf diesen Angestellten. Nur Cassner blieb plötzlich stehen, als der Mann den Lift bestieg.

»Was ist?« fragte Passenger.

»Hast du den Alten hier schon mal gesehen?« gab Cassner zurück.

»Nein. Warum?«

»Oh, nichts. War nur eine Frage!«

»Du bist und bleibst mißtrauisch«, sagte Passenger und lächelte milde.

»Hat sich bisher immer ausgezahlt«, erwiderte Cassner, »na schön, legen wir uns für eine Stunde aufs Ohr, Herb. Dann werde ich Miller anrufen. Er muß sich endlich entscheiden. Wir haben noch eine Menge zu tun. Detroit wartet auf uns!«

Passenger nickte nur und schloß sein Hotelzimmer auf. Als er die Tür aufdrückte, erlebte er eine kleine Überraschung. In der Zimmermitte stand ein Besucher, der ihn aus großen Augen anstarrte. Passenger sah die Waffe in der Hand dieses Besuchers und warf sich schnell und gewandt wie eine Katze zu Boden, rollte sich zur Seite ab und griff geschickt nach einer Blumenvase, die auf einem kleinen Wandtisch neben der Tür stand. Er warf sie mit voller Kraft auf den Besucher, der zwar getroffen wurde, aber wie ein Stehaufmännchen der Länge nach zurückgeworfen wurde, um sich gleich wieder auf zu richten.

Passenger keuchte Er sprang hoch. Er sah jetzt nicht mehr wie ein behäbiger, fußlahmer Vertreter aus. Wie eine Wildkatze sprang er seinen Besucher an und rammte ihm die Faust in den Unterleib. Der Besucher rutschte förmlich in sich zusammen und löste sich dann urplötzlich mit einem lauten Knall auf. Passenger taumelte zurück, als ihm lange Gummifetzen hart und peitschend ins Gesicht schlugen. Und erst jetzt merkte er daß er von einer aufblasbaren, mannsgroßen Gummipuppe genarrt worden war, die nun nicht mehr existierte Er ließ sich in einen der beiden Sessel fallen und spürte, wie weich er in den Knien geworden war. Dann stand er ruckartig auf und lief zur Tür Um hier mit seinem Partner Cassner hart zusammenzuprallen, der seinerseits ins Zimmer kommen wollte »Herb Herb«, stotterte Cassner dessen Gesicht eine wachsbleiche Farbe angenommen hatte, »weißt du, was eben passiert ist?«

»Okay«, gab Passenger zurück und hörte deutlich, wie rauh seine Stimme geworden war. »du bist genauso ’reingefallen wie ich!«

*

Mike Rander saß im Studio seiner sehr geräumigen Dachgartenwohnung und ließ sich den Kaffee servieren.

Josuah Parker bewegte sich dabei mit der Gemessenheit des hochherrschaftlichen Butlers. Seine Handreichungen waren abgezirkelt und hätten jeden Kenner der Materie begeistert. Parker trug zur gestreiften Dienerweste schwarze Hosen. Sein Eckkragen erstrahlte im untadeligen Weiß. Der Binder war selbstverständlich aus schwarzer Seide. In der Schwärze seiner Lackschuhe spiegelten sich die beiden Studiolampen.

»Ich habe Sie ja den ganzen Morgen über nicht gesehen?« sagte Rander und zündete sich eine Zigarette an. Er hatte einen leichten Mittagsimbiß zu sich genommen und genoß nun den starken Kaffee, den sein Butler so außergewöhnlich gut zuzubereiten verstand.

»Ich habe mir ein wenig die Beine vertreten. Sir«, berichtete der Butler zurückhaltend und blieb abwartend seitlich vor seinem jungen Herrn stehen.

»Nur?« fragte Rander etwas mißtrauisch.

»Und einige Informationen gesammelt. Sir!«

»Aha jetzt kommen wir der Sache schon bedeutend näher.« Rander lächelte »Gestehen Sie schon. Parker! Sie sind wieder mal dabei, einen neuen Fall aufzubohren, stimmt es?«

»In etwa Sir!«

»Geben Sie sich nur keinen unnötigen Hoffnungen hin. Parker, Sie kennen ja unsere Abmachung! Wir legen eine Pause von einem Vierteljahr ein!«

»Gewiß, Sir. Nur ...«

»Was, nur?« Rander sah wieder mißtrauisch hoch, bevor er einen Schluck Kaffee trank.

»Die Verhältnisse, Sir, sind leider oft stärker als alle Vorsätze.«

»Was soll ich darunter verstehen?«

»Der Mensch ist nur ein hilfloser und schwacher Spielball der Götter, Sir, ein altes chinesisches Sprichwort, wie ich dazu bemerken darf. «

»Ich will keine Zitate hören, sondern Tatsachen erfahren. Was tut sich?«

»Die Herren Miller, Mayer und Shultz halten sich seit drei Tagen in dieser Stadt auf, Sir.«

»Miller, Mayer und Shultz? Sind das Leute, die ich kennen muß?«

»Vielleicht, Sir. Sie gehören zwar nicht der Gesellschaft an, sind aber dennoch als Prominente zu bezeichnen. Als Prominente der Unterwelt!«

»Und woher haben Sie dieses Wissen schon wieder bezogen?«

»Ich verfüge, wenn ich es so ausdrücken darf, Sir, über gewisse Beziehungen.«

»Und diese Beziehungen haben Sie also ausgenutzt?«

»Die Herren Miller, Mayer und Shultz, Sir, vertreten mächtige Interessengruppen der Unterwelt!«

»Sollen sie doch.«

»Sie haben sich zusammengefunden, um über einen ganz bestimmten Mord zu diskutieren.«

»Das reimen Sie sich doch nur zusammen. Woher wollen Sie das wissen? Ich sage Ihnen noch einmal, Parker, und zwar mit Nachdruck, daß wir uns aus allem heraushalten.«

»Ich verfüge über sehr detaillierte Informationen, Sir. Wenn Sie erlauben, spiele ich Ihnen ein kurzes Tonband ab!«

»Also schön.« Rander seufzte und verdrehte dazu die Augen. Innerlich ahnte er schon, was da wieder auf ihn zukam. Er sah zu Parker hinüber, der ein kleines Miniaturtonbandgerät von der Größe eines schmalen Buches auf einem Servierwagen heranschob Nach einem Tastendruck setzte dieses Gerät mit der Wiedergabe ein.

Die Stimmen von Miller, Mayer und Shultz waren deutlich zu hören. Ebenso deutlich war zu vernehmen, was geplant wurde. Die ganze Unterredung der drei Gangsterkönige war Wort für Wort festgehalten worden.

»Wie sind Sie denn an diese Aufzeichnung gekommen?« fragte Rander schließlich verblüfft, als Parker das Gerät ausgeschaltet hatte.

»Ich war so frei, einen kleinen Miniatursender in jenem Raum zu installieren, in dem die drei Herren sich unterhielten«, antwortete Parker korrekt und würdevoll. »Vom Korridor eines gegenüberliegendes Bürohauses aus kannte ich anschließend diese Aufzeichnung herstellen.«

»Sehr legal war das aber nicht«, tadelte Rander.

»List ist der Gegner der rauhen Kräfte«, zitierte Parker sofort.

»Hört sich fast überzeugend an«, frotzelte Rander lächelnd.

»Ein altes Sprichwort aus dem Sanskrit«, erläuterte der Butler, »sehr treffend, wie ich höflichst hinzu fügen möchte «

»Sie scheinen es neuerdings mit den Sprichwörtern zu haben«, sagte Rander amüsiert, »ich fürchte, ich werde mich in Zukunft auf einiges gefaßt machen müssen, Parker!«

»Gewiß, Sir«, antwortete Parker und deutete eine leichte Verbeugung an, »darf ich, wenn Sie erlauben, auf dieses aufgezeichnete Gespräch zurückkommen?«

»Richtig. Sie sollen also ermordet werden. Man hat Sie also zum Feind Nummer Eins der Unterwelt erkoren! Hört sich nicht gut an, Parker. Da kommt einiges auf uns zu!«

Rander lächelte schon nicht mehr. Er wußte sehr gut, was diese Unterhaltung der drei Gangster zu bedeuten hatte.

»Diese Mordversuche sollen und werden Sie selbstverständlich nicht inkommodieren«, sagte Parker, »es war ja, wie ich bemerken möchte, eindeutig zu hören, daß nur meine bescheidene Person umgebracht werden soll!«

»Unsinn, ich bin natürlich mit von der Partie, Parker! Darüber brauchen wir erst gar nicht zu reden. Jetzt interessiert mich nur, wer die beiden Spezialisten sind, von denen gesprochen wurde.«

»Es handelte sich um zwei Männer, die man im Fachjargon Berufskiller zu nennen pflegt«, erläuterte der Butler, »sie heißen Dutch Cassner und Herb Passenger. Sie wohnen zur Zeit in der zweiten Etage des Western-Hotels.«

»Zum Henker, woher haben Sie denn das schon wieder?«

»Ein flüchtiger Bekannter, Sir, der meiner Wenigkeit verpflichtet ist und früher einmal im Elektrofach arbeitete, war so freundlich, eine bestimmte Telefonleitung anzuzapfen, wenn ich es so ausdrücken darf.«

»Ich habe schon verstanden«, brummte Rander und schüttelte den Kopf, »Sie treiben es solange, bis Sie mal hereinfallen, Parker. Aber gut, ich will gar nichts von Einzelheiten wissen. Wer wurde abgehört?«

»Besagter Mister Miller, Sir, der aus Los Angeles gekommen ist und die beiden Herren Cassner und Passenger engagiert hat. Auf diesem an sich harmlosen und leichten Umweg gelang es mir, die beiden Killer ausfindig zu machen.«

»Ist mir jetzt klar, Parker!« Rander sah seinen Butler wieder einmal in einer Mischung aus Bewunderung und leichtem Entsetzen an. »Wie ich Sie kenne, haben Sie natürlich schon gewisse Gegenmaßnahmen eingeleitet, wie?«

»Ein wenig, Sir!«

»Einzelheiten«, forderte Rander.

»Ich war so frei, Sir, zwei aufblasbare Gummipuppen im Western-Hotel zurückzulassen. Meiner bescheidenen Ansicht nach müssen die Herren Cassner und Passenger zumindest leicht überrascht gewesen sein!«

*

Dutch Cassner und Herb Passenger starrten auf die traurigen Überreste der beiden zerfetzten Gummipuppen, die sie in Herbs Zimmer zusammengetragen hatten.

»Wer kann uns diesen Streich gespielt haben?« fragte Cassner.

»Keine Ahnung, gab Passenger zurück. »Miller scheidet aus! Der würde sich hüten, uns auf den Arm zu nehmen. Nee, Dutch, wir haben es hier mit einem ausgekochten Burschen zu tun, der bereits eine Menge über uns weiß.«

»Dieser Parker vielleicht, den wir ...?« Cassner beendete seinen Satz absichtlich nicht. Namen zukünftiger Opfer wurden von ihnen nur in einem unauffälligen Zusammenhang genannt.

»Woher sollte der Bursche von uns wissen?« Passender schüttelte nachdenklich den Kopf. »Schließlich sind wir hier in der Stadt völlig unbekannt.«