Die Löwenbändigerin - Richard Hey - E-Book

Die Löwenbändigerin E-Book

Richard Hey

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Beschreibung

Gerade von seiner Freundin verlassen, fällt Hermann, ein Bankangestellter, in eine tiefe Depression. Ihn plagen Albträume, die sich um die Frage drehen, was aus Doro, seiner großen Liebe aus Kindheitstagen, wurde und ihn nachts aus dem Schlaf hochrecken lassen, weil sie damals so plötzlich, spurlos verschwand. An sie musste er all die Jahre immer wieder denken.
Seine Suche nach ihr, die er jetzt wieder aufnimmt, endet im Nirgendwo …
Eines Abends kommt er völlig niedergeschlagen nach Hause, öffnete seine Wohnungstür, machte Licht – und sieht in eine Revolvermündung. – Vor ihm steht eine in grau gekleidete, gänzlich vermummte Gestalt …

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Richard Hey

 

 

Die Löwenbändigerin

 

 

 

 

Kriminalroman

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Steve Mayer nach Motiven, 2022

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die Handlungen dieser Geschichten sind frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.

 

Alle Rechte vorbehalten

 

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Die Löwenbändigerin 

1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 

8. 

9. 

Auf ein Wort mit Richard Hey 

Von Richard Hey sind folgende Romane und Kurzgeschichten ebenfalls erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung 

 

Das Buch

 

 

 

Gerade von seiner Freundin verlassen, fällt Hermann, ein Bankangestellter, in eine tiefe Depression. Ihn plagen Albträume, die sich um die Frage drehen, was aus Doro, seiner großen Liebe aus Kindheitstagen, wurde und ihn nachts aus dem Schlaf hochrecken lassen, weil sie damals so plötzlich, spurlos verschwand. An sie musste er all die Jahre immer wieder denken.

Seine Suche nach ihr, die er jetzt wieder aufnimmt, endet im Nirgendwo …

Eines Abends kommt er völlig niedergeschlagen nach Hause, öffnete seine Wohnungstür, machte Licht – und sieht in eine Revolvermündung. – Vor ihm steht eine in grau gekleidete, gänzlich vermummte Gestalt …

 

 

***

 

 

Die Löwenbändigerin

 

 

 

1.

 

 

Hermann war Bankangestellter und gerade zweiunddreißig geworden. Sein Leben verlief, wie er selbst fand, geordnet. Die Wochenenden verbrachte er entweder bei seiner Freundin Silvia. oder Silvia verbrachte die Wochenenden bei ihm. Er wachte sonntags lieber in Silvias Bett auf.

Sie wohnte im obersten Stock eines Altbaus. Aus Silvias Fenstern blickte er über den Lietzensee, der im Winter zwischen kahlen Ästen vor ihm lag wie das bewegte Bild eines niederländischen Malers, dessen Kopie in der Bankfiliale neben der Kasse hing, mit schlittschuhlaufenden Kindern und auffliegenden Krähen und Möwen.

Im Sommer glitzerte das Wasser fern zwischen dem Grün der Bäume.

Aus seiner Friedenauer Hinterhofwohnung hatte er nur Sicht auf das weite Karree anderer heruntergekommener Hinterhofhäuser um Reste von Gärten herum und auf den Uhrturm des Schöneberger Rathauses mit den nachts weiß leuchtenden Ziffern.

Längst hätte er sich eine bessere Wohnung leisten können. Aber er war an die beiden billigen Zimmer gewöhnt, an den Efeu vorm Küchenfenster, an die Stille.

Außer ihm wohnten im Hinterhaus nur noch ein Rentner, der seit einem halben Jahr bei seiner Tochter in Köln lebte, eine junge Frau, die sich lieber in der Wohngemeinschaft ihres Freundes aufhielt, und ein Kellnerehepaar, das zu Hause bloß schlief.

Schon der Gedanke an eine Veränderung beunruhigte ihn. Er war sicher, seine schäbigen, aber ihm vertrauten Möbel würden die Kosten eines Umzugs nicht rechtfertigen, auch nirgendwo anders hinpassen, und an neue mochte er sich nicht gewöhnen.

Trotzdem kam ihm manchmal, und in letzter Zeit häufiger, die Idee, es müsse noch was anderes für ihn geben als Kunden über die Anlagemöglichkeiten ihrer Gelder zu beraten, Papiere zu ordnen, Aktienkurse zu verfolgen, elektronische Datenverarbeitungssysteme korrekt zu benutzen.

Aber die Idee verließ ihn auch wieder, er lebte weiterhin in träger Pflichterfüllung vor sich hin, sah täglich beim Zähneputzen die sich langsam ausbreitenden silbergrauen Strähnen im Haar und im kurzen dichten Bart und freute sich aufs nächste Wochenende, auf das, was Silvia in ihrer oder in seiner Küche kochte, auf die Freunde, mit denen sie gelegentlich zusammen waren, auf den Urlaub.

Zeitungen, sofern sie nicht Börsenkurse mitteilten, erfüllten ihn mit Ratlosigkeit und Abscheu. Sanft lächelnd hatte er Silvia einmal erklärt; zweifellos sei der gesamte Planet längst Verbrechern und Dummköpfen in die Hände gefallen, aber daraus die Folgerung zu ziehen, es sei nötig, sich zu widersetzen, halte er ebenfalls für verbrecherisch oder dumm, weil es die Gewalttätigkeiten auf dem Planeten vermehre.

Man müsse so unauffällig leben wie möglich, in diesem oder in jenem System, egal; anders könne man seine Menschenwürde nicht behalten. Silvia hatte nur gelacht, ihn geküsst, die langen dunklen Haare geschüttelt und gesagt: »Hast du’s aber gut.«

An einem Freitag Ende Oktober lud sie ihn zum Abendessen in ein Charlottenburger Lokal ein. Es war kalt und feucht, auf den Straßen lagen nasse Blätter. Sie saß ungeschminkt am Tisch, aber mit dunkelrot angemaltem Mund: Mund, der ihm fremd war, verschlossen, ein Ausrufezeichen, das ihn zu Abstand ermahnte.

Beim Eis mit heißen Himbeeren drückte sie die neue Kerze aus, die der Kellner gerade angezündet hatte, und sagte, dies sei nun ihr letztes gemeinsames Essen gewesen. Sie werde ihn nicht wiedersehn. Als sie schon längst gegangen war. hatte er immer noch nicht begriffen, was sie an seiner »Bankerpsyche«, an seiner »Bankersexualität« auszusetzen gehabt hatte, oder was sie daran störte, dass seine Freunde ihn Herm nannten, auch Hermy, amerikanisch ausgesprochen, Hörmi.

Vergebens versuchte er in den nächsten Tagen, sie umzustimmen.

Geduldig wiederholte sie am Telefon, was er nicht verstand. Schließlich bat sie ihn, nicht mehr anzurufen. Ein anderer? Kein anderer – und nun müsse sie sich auf ihr Examen vorbereiten. Ach, die Examensarbeit ist der Grund. Nein, die Examensarbeit ist nicht der Grund. Er rannte noch ein paar Nachmittage und Abende vor dem Haus, in dem sie wohnte, auf und ab, in der Hoffnung, ihr zu begegnen, dann erfuhr er vom Hausmeister: Sie war für sechs Wochen verreist.

 

 

 

2.

 

 

Die nächsten Abende und Wochenenden verbrachte er am Fenster seines dunklen Wohnzimmers. Er wollte nicht ins Kino geh’n, wollte keine Freunde treffen.

Er blickte hinüber in die dunklen oder hellerleuchteten anderen Wohnungen des Hinterhofs mit einer unbestimmten Erwartung – als sei Wichtiges für ihn zu erfahren, wenn drüben in einem Zimmer des vierten Stocks plötzlich Licht gemacht wurde oder wenn schräg darunter im Eckgebäude jemand einen Vorhang zuzog.

Oft sah er einer älteren Frau beim Kochen zu. Müde, aber mit genau bedachten Bewegungen, hantierte sie an Herd, Spüle, Kühlschrank.

Auch ein etwa fünfzehnjähriges Mädchen mit sehr hellen, kurzen Haaren war ihm bald vertraut. Im schneidenden Neonlicht hockte sie mit offener Jeanshose auf einem alten Polstersessel. Kopfhörer über den Ohren, und blätterte in Zeitschriften, während sie ruhig und konzentriert onanierte. Manchmal tat sie das an zwei Abenden hintereinander, manchmal blieb ihr Zimmer eine Woche lang dunkel.

Einmal beobachtete er, wie ein Mann ein Kind schlug, heftig und gedankenlos. Das Kind fiel hin und blieb liegen, Hermann hielt es für tot, schon hatte er den Telefonhörer in der Hand, zögerte aber. Am nächsten Abend sah er den Mann und das Kind friedlich am Tisch; sie schnitten irgendwas aus, klebten irgendwas zusammen.

Fast jeden Abend nahm er am Essen einer großen Familie teil, da saßen Eltern, Kinder, Onkel, Tanten oder Großeltern um eine große Tafel unter zwei gemütlichen dunkelgrünen Hängelampen mit Fransen, schwatzten, tranken, futterten voller Behagen. Er wäre gern eingeladen gewesen.

Einmal sah er die Oberkörper eines nackten Mannes und einer nackten Frau, die sich trotz der Kälte vor dem offenen Fenster umarmten, lange, bis sie es endlich schlossen und Vorhänge zuzogen.

Hermann kannte schließlich fast alle, die ihm gegenüber wohnten, und als er sie kannte, mochte er ihnen nicht mehr zuseh’n.

 

 

 

3.

 

 

Eines Nachts im November hatte er, unmittelbar hintereinander, zwei ungewöhnlich klare Träume.

Im ersten ging er eine breite Treppe hinauf.

---ENDE DER LESEPROBE---