Die Mord AG  - Günter Dönges - E-Book

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Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Parker contra »Mord-AG« »Ein unerträglicher Gestank, mit Verlaub zu sagen«, bemerkte Butler Josuah Parker, als sie die grüne Ebene erreicht hatten. Mike Rander, der das Steuer des Wagens übernommen hatte, bremste ab und stieg aus. Er ging um den Stationswagen herum und blieb an der niedrigen Brüstung des Steilhangs stehen. Aus etwas zusammengekniffenen Augen sah er in das weite Tal hinunter, das vor wenigen Monaten vielleicht noch einen ganz friedlichen Eindruck gemacht haben mochte. Jetzt spürte man förmlich das hektische Treiben, das sich dort unten breitgemacht hatte. Man brauchte sich nicht sonderlich anzustrengen, um die vielen Bohrtürme erkennen zu können, die allenthalben aus dem fruchtbaren Weideboden emporwuchsen. Am Horizont war die Silhouette einer kleinen Stadt zu sehen. Es handelte sich um Redville, das seit einigen Wochen zur bekanntesten Kleinstadt der Staaten emporgewachsen war. Seit einigen Wochen nämlich hatte man in diesem Tal Öl gefunden, das erstaunlich dicht unter der Erdoberfläche stand. Jeder Grundstücksbesitzer hatte spekuliert. In der Hoffnung, auf seinem Grund und Boden Öl zu finden. Fahrbare Bohrtürme ließen sich dafür die runde Summe von fünftausend Dollar zahlen und rasten zum nächsten Kunden, der es kaum erwarten konnte, reich zu werden. Das sonst so friedliche Tal glich jetzt einem Ameisenhaufen. Abgesehen von den Bewohnern interessierten sich auch wachsame Spekulanten und Abenteurer für dieses Geschäft. Sie alle dachten, einen großen Schritt machen zu können. Öl- und Stahlfirmen hatten Außenbüros eingerichtet. Gauner schwindelten, was das Zeug hielt, und die Polizei machte Überstunden. Und über allem lagerte seit einigen Wochen der penetrante Geruch des Öls, der hinauf bis zur Höhenstraße drang.

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Der exzellente Butler Parker – 104 –

Die Mord AG 

Günter Dönges

Parker contra »Mord-AG«

Roman von Günter Dönges

»Ein unerträglicher Gestank, mit Verlaub zu sagen«, bemerkte Butler Josuah Parker, als sie die grüne Ebene erreicht hatten.

Mike Rander, der das Steuer des Wagens übernommen hatte, bremste ab und stieg aus. Er ging um den Stationswagen herum und blieb an der niedrigen Brüstung des Steilhangs stehen. Aus etwas zusammengekniffenen Augen sah er in das weite Tal hinunter, das vor wenigen Monaten vielleicht noch einen ganz friedlichen Eindruck gemacht haben mochte. Jetzt spürte man förmlich das hektische Treiben, das sich dort unten breitgemacht hatte. Man brauchte sich nicht sonderlich anzustrengen, um die vielen Bohrtürme erkennen zu können, die allenthalben aus dem fruchtbaren Weideboden emporwuchsen.

Am Horizont war die Silhouette einer kleinen Stadt zu sehen. Es handelte sich um Redville, das seit einigen Wochen zur bekanntesten Kleinstadt der Staaten emporgewachsen war. Seit einigen Wochen nämlich hatte man in diesem Tal Öl gefunden, das erstaunlich dicht unter der Erdoberfläche stand.

Jeder Grundstücksbesitzer hatte spekuliert. In der Hoffnung, auf seinem Grund und Boden Öl zu finden. Fahrbare Bohrtürme ließen sich dafür die runde Summe von fünftausend Dollar zahlen und rasten zum nächsten Kunden, der es kaum erwarten konnte, reich zu werden.

Das sonst so friedliche Tal glich jetzt einem Ameisenhaufen. Abgesehen von den Bewohnern interessierten sich auch wachsame Spekulanten und Abenteurer für dieses Geschäft. Sie alle dachten, einen großen Schritt machen zu können. Öl- und Stahlfirmen hatten Außenbüros eingerichtet. Gauner schwindelten, was das Zeug hielt, und die Polizei machte Überstunden. Und über allem lagerte seit einigen Wochen der penetrante Geruch des Öls, der hinauf bis zur Höhenstraße drang.

Butler Parker hatte nicht zu Unrecht sein Taschentuch gezogen und es sich schützend vor die Nase gehalten. Mißbilligend schaute er in das Tal hinunter und rümpfte die Nase.

»Sie werden nicht daran sterben, Parker«, sagte Mike Rander, der schlanke, sportliche Strafverteidiger, der nach Redville gebeten worden war. »In ein paar Stunden werden Sie den Geruch schon gar nicht mehr spüren …«

»Er wird mich bis in meine Träume hinein verfolgen«, prophezeite der Butler.

Josuah Parker paßte die ganze Expedition nicht.

Es hatte damit begonnen, daß Mike Rander ihm empfahl, sich für diesen Ausflug derbe Kleidung mitzunehmen. Josuah Parker war dennoch bei seiner Kleidung geblieben, die in gewissen Kreisen bereits bekannt war. Er trug wie üblich seine steife schwarze Melone, den schwarzen, korrekt sitzenden Covercoat und schwarze Schuhe. Den unvermeidlichen Regenschirm hatte er selbstverständlich auch mitgenommen. Nun aber spürte Josuah Parker deutlich, daß er sich besser auf die Anregung seines Chefs eingestellt hätte. Das Tal roch nach Schmutz, harter Arbeit, schmierigem Rohöl und Dreck.

»Ich denke, wir sollten wieder losfahren, damit wir es hinter uns bringen«, sagte Mike Rander. Er sah auf seine Armbanduhr und nickte. »Wir haben uns für fünfzehn Uhr angesagt.«

»Falls die Zeit etwas zu knapp geworden sein sollte, Sir, würde ich gern das Steuer übernehmen«, schlug Josuah Parker vor.

Rander überlegte einen Augenblick.

»Ich denke, ich kann es riskieren«, sagte er dann. »Ich warne Sie aber gleich hier, Parker, fahren Sie nicht zu schnell. Sie kennen meine schwachen Nerven.«

»Sir, Sie wissen doch, wie langsam und verhalten ich zu fahren pflege«, antwortete Parker würdevoll.

Mike Rander grinste nur.

»Fahren Sie schon, Parker. Aber denken Sie an meine Worte.«

Sie setzten sich in den Wagen.

Josuah Parker übernahm das Steuer und ließ den Stationswagen anrollen. Er schaltete ihn sehr schnell hoch und hatte bald eine beachtliche Geschwindigkeit erreicht.

Seine Kurventechnik war brillant.

Er ließ den schweren Wagen um die Kehren herumschliddern, daß es eine wahre Pracht war. Mike Rander, der sicherlich über starke Nerven verfügte, spürte bald, daß ihm der Schweiß ausbrach.

Vorsichtig sah er zu Parker hinüber, der steif und würdevoll hinterm Steuer saß, als bewege er den Wagen im Schneckentempo durch das Land. Mike Rander gestand sich innerlich ein, daß er es niemals zu solch einer Meisterschaft bringen würde. Parker war auf diesem Gebiet nicht zu schlagen.

Erleichtert atmete Mike Rander auf, als die rasende Fahrt durch eine Schlange von Lastwagen gestoppt wurde, die Rohre, Pumpenteile, Schienen und sonstiges Gerät geladen hatten. Da die Straße hier recht schmal war, mußte auch Parker sich endlich dazu bequemen, die Fahrt zu vermindern.

Endlich hatte Mike Rander Zeit und Ruhe, wieder an den Fall zu denken, der sie nach Redville geführt hatte.

Die Kentucky-Oil, eine kleinere, aber stabile Ölfirma, hatte sich an ihn gewandt und um Hilfe gebeten. Maßgeblich an der Aufschließung der Ölfelder beteiligt, waren ihre Arbeiten in letzter Zeit sabotiert worden. Fündige Bohrungen waren in Brand gesetzt worden, Mitarbeiter dieser Gesellschaft waren zusammengeschlagen worden. Zudem hatte die Leitung der Kentucky-Oil den Verdacht, daß sich unter ihren Mitarbeitern in Redville Verräter befanden, die die Ergebnisse der Bohrungen an die Konkurrenz verrieten.

Mike Rander hatte sich auch gleich entschlossen, diesen Fall zu übernehmen. An dieser Stelle muß vielleicht erklärend hinzugefügt werden, daß Mike Rander sich im Laufe seiner Arbeit als Strafverteidiger zu einem wirklich erstklassigen und erfolgreichen Amateurdetektiv entwickelt hatte. Ganz zu schweigen allerdings von seinem Butler Josuah Parker, der mehr als nur ein Mitarbeiter war. Die Kriminalistik schien der Butler schon vor vielen Jahren mit der Muttermilch eingesogen zu haben.

Josuah Parker hatte den schweren Stationswagen inzwischen wieder auf Touren gebracht und sauste in einem Höllentempo an der Kolonne der Lastwagen vorbei. Es schien ihn überhaupt nicht zu stören, daß bereits einige entgegenkommende Wagen zu sehen waren. Ohne auch nur eine Spur nervös zu werden, schaffte er diesen verwegenen Ritt. Mike Rander, der wie auf Nadeln gesessen hatte, wischte sich ungeniert den Schweiß von der Stirn, als sie es endlich geschafft hatten.

»Ich finde, Sie fahren heute erstaunlich langsam«, meinte er lakonisch.

»Natürlich, Sir. Wie Sie wissen, bevorzuge ich absolute Sicherheit«, erwiderte Parker steif und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Rander gab es auf.

Er schnippte die Zigarette durch das heruntergekurbelte Wagenfenster und sah sich interessiert um. Sie hatten die zur Zeit interessanteste Kleinstadt der Staaten erreicht. Erstaunlich viele Wagen aller Größenklassen verstopften die Straßen. Es war, als gäben sich hier in Redville sämtliche Typen der Welt ein Stelldichein.

Parker, der bereits mit sicherem Auge Richtungsschilder ausgemacht hatte, steuerte in rasanter Fahrt vor ein zweistöckiges Holzhaus, in dem der Stab der Kentucky-Oil untergebracht war.

Da sich hier aber kein freier Parkplatz finden ließ, war der Butler gezwungen, den Wagen in einer Seitenstraße abzustellen. Bevor Mike Rander aus dem Wagen steigen konnte, war Parker bereits um den Kühler herumgelaufen und riß die Tür auf. Er erlaubte sich sogar, seine Melone zu ziehen.

Josuah Parker schloß die Wagentür, hängte sich seinen Regenschirm über den linken Unterarm und folgte seinem Herrn zum Gebäude der Kentucky-Oil. Es störte ihn überhaupt nicht, daß ihm sehr viele erstaunte und belustigte Blicke folgten.

Der Eingang zu den Räumen der Kentucky-Oil war ungewöhnlich stark abgesichert. Männer, die wohl zum Werkschutz gehörten, versperrten ihnen den Zutritt. Erst nach einigen Telefongesprächen durften Rander und Parker über die steile Holztreppe nach oben gehen, wo sie von einem schlanken, drahtigen jungen Mann empfangen wurden, der vielleicht knapp dreißig Jahre alt sein mochte.

»Gut, daß Sie gekommen sind, Mister Rander«, sagte er hastig. »Hier bei uns ist die Hölle los.«

»Ist irgend etwas passiert?« erkundigte sich Mike Rander.

»Und ob! Les Paulsen ist ermordet worden.«

»Paulsen?«

»Unser Chefingenieur. Er leitet die Bohrungen. Er wurde vor knapp einer Stunde erschossen neben einem Versuchsturm aufgefunden. Man hat ihm sämtliche Unterlagen geraubt.«

»Ist die Polizei bereits vertreten?« fragte Mike Rander.

»Natürlich, die ist draußen an der Mordstelle. Aber kommen Sie mit zu Mister Dafter. Er erwartet Sie bereits.«

»Sie sind …?«

»Verzeihung, daß ich mich noch nicht vorgestellt habe«, sagte der junge Mann, »aber ich bin noch völlig durcheinander. Ich heiße Steve Moreland und arbeite als Sekretär von Mister Dafter.«

»Das hier ist Mister Parker«, stellte Mike Rander seinen Butler vor. Mehr sagte er absichtlich nicht. Man sollte nicht zu klarsehen. Kein Mensch hier in Redville brauchte zu wissen, was mit Parker in Wirklichkeit los war.

Steve Moreland schoß einen belustigten Blick auf den Butler ab und nickte ihm etwas herablassend zu. Er hielt Josuah Parker wirklich nur für einen hochnäsigen Butler englischer Prägung.

Der junge Mann brachte sie über einen Korridor zu einer Tür, klopfte kurz an und drückte die wattierte Tür auf. Er trat zur Seite und ließ Rander und Parker eintreten.

Der massige Mann, der hinter dem Schreibtisch saß und in Schnellheftern blätterte, stand abrupt auf.

»Mister Rander und … Butler«, meldete der Sekretär von der Tür her. Spott und Überheblichkeit lagen in seiner Stimme. Es war deutlich, daß er weder von Rander noch von Parker etwas hielt. Seiner Meinung nach paßten sie nicht in dieses rauhe Klima hier, das sogar, wie sich gezeigt hatte, tödlich sein konnte.

Jack Dafter, der Chef der Außenstelle, ließ sich jedoch nichts anmerken. Dazu war er viel zu geschult. Vielleicht wußte er aber auch, wie erfolgreich das Gespann Rander-Parker bisher schon gewesen war. Er schüttelte beiden Männern die Hände und bat sie, Platz zu nehmen.

»Ich komme eben von der Außenstelle, wo man Les … ich meine Paulsen gefunden hat«, sagte er und strich sich über die Stirn. »Ein ganz gemeiner Mord, soweit ich das beurteilen kann. Sie sehen, Mister Rander, umsonst hat die Zentrale Sie nicht gebeten, hierher zu kommen.«

»Wußte Mister Paulsen von unserer Ankunft?« fragte Parker sanft und höflich.

Dafter sah ihn überrascht an, nickte jedoch.

»Wer wußte noch davon?« fragte Mike Rander.

»Nun, ein paar Leute nur. Wie Sie es gewünscht hatten, hielten wir Ihre Ankunft geheim.«

»Vielleicht schreiben Sie uns gleich einmal auf, wer eingeweiht war«, sagte Mike Rander formlos.

»Verflixt, Sie meinen …?«

»Wir meinen noch gar nichts«, sagte Mike Rander höflich. »Wir sind ja eben erst angekommen. Wir möchten erst einmal aus berufenem Mund hören, was bisher vorgefallen ist.«

»Ich glaube, daß ich Sie da sehr umfassend informieren kann«, behauptete Jack Dafter etwas irritiert. »Steve, sagen Sie im Hotel Bescheid, daß unsere Gäste gekommen sind.«

»Sir, wenn Sie erlauben, werde ich Mister Moreland begleiten«, meinte Josuah Parker zu seinem Chef. »Ich möchte die Koffer auspacken und es Ihnen etwas wohnlich machen.«

»Natürlich, Parker!«

Mike Rander wußte zwar nicht, warum Parker gerade jetzt um jeden Preis gehen wollte, aber er war sicher, daß für den Butler ganz konkrete Gründe existierten.

Er irrte sich nicht, denn Parker hatte an der rechten Handmanschette des Sekretärs Blutspuren entdeckt …

*

Parker war in seiner Art ein Phänomen.

Er hatte sich mit Koffern und Reisetaschen beladen, aber dennoch war seine Würde vorhanden. Er glich keineswegs einem Lohndiener und Gepäckträger, der gegen geringes Entgelt Koffer schleppt.

Steve Moreland, der Sekretär, hatte sich dazu herabgelassen, eine Handtasche zu tragen. Aber auch das schien ihm noch sehr gegen den Strich zu gehen.

Die Kentucky-Oil hatte tatsächlich alle Vorbereitungen getroffen, um Mike Rander gut unterzubringen. Für den Butler, den man natürlich falsch eingeschätzt hatte, war nur eine kleine Kammer im Hotelanbau vorhanden, doch Parker machte sich daraus herzlich wenig. Er war mit dieser Einquartierung durchaus einverstanden. Er konnte seine Kammer auf zwei Wegen erreichen. Einmal über die normale Treppe, dann aber auch über den Dienstboteneingang, der unten im Erdgeschoß neben der Küche in den Innenhof mündete.

Nachdem Parker den Wagenschlüssel dem Portier gegeben hatte, damit der Stationswagen in die Hotelgarage gebracht werden konnte, wurde Sekretär Moreland überraschend leutselig.

»Was halten Sie von einem Drink?« fragte er Parker.

»Ich nehme gern an, Sir. Ich muß gestehen, daß mir diese ganze Umgebung doch noch sehr fremd ist.«

»Sie stammen aus England?«

»Gott sei Dank, Sir.«

»Na ja, hier ist es auch ganz nett«, meinte Moreland. »Ihr Chef ist Strafverteidiger?«

»Allerdings, Sir«, bestätigte Parker. Sie gingen hinüber in die Bar und setzten sich an einen freien Tisch. Obwohl es noch recht früh am Nachmittag war, war das Lokal bereits gut besucht. Die Männer trugen meist Arbeitskleidung. Man gab sich durchweg sehr ungezwungen und laut.

Moreland bestellte zwei Drinks und zündete sich eine Zigarette an. Als er dem Butler ebenfalls eine Zigarette anbieten wollte, schüttelte Parker den Kopf. Er griff automatisch nach seinem Etui mit den spezialangefertigten Zigarren, doch dann steckte er es wieder zurück. Wahrscheinlich wollte er Moreland nicht zu schnell vertreiben. Und Parkers Zigarren waren durchaus in der Lage, einen harten Mann weich werden zu lassen.

»Leicht wird es Ihr Chef hier nicht haben«, sagte Moreland beiläufig, »hier herrschen rauhe Sitten.«

»Tatsächlich, Sir?« fragte Josuah Parker erstaunt.

»Sehr rauhe Sitten sogar«, steigerte Moreland seine Feststellung noch. »Es sind hartgesottene Burschen, die sich hier eingefunden haben.«

»Sie können gewiß ein Lied davon singen, was?«

»Wir haben eine höllische Arbeit«, sagte Moreland. »Für gewisse Leute ist selbst ein Mord nur ein kleines Intermezzo. Sie haben ja mitbekommen, daß unser Chefingenieur ermordet worden ist.«

»Schrecklich, Sir, sehr schrecklich«, murmelte Parker.

»Es kann noch schrecklicher kommen«, redete Moreland weiter. »Ich wette, daß wir es mit ausgewachsenen Gangstern zu tun haben.«

»Tatsächlich, Sir?«

»Hat Ihr Chef es schon mal mit solchem Gesindel zu tun gehabt?«

»Kaum. Er arbeitet mehr als Verteidiger, verstehen Sie?«

»Na ja, man wird ja sehen, was er erreicht«, sagte Moreland herablassend. »Mein Boß scheint sich ja eine Menge von ihm zu versprechen! Sie sind von der Zentrale angefordert worden?«

»Soweit ich orientiert bin, ist das richtig«, schwatzte Parker vertraulich los, was sonst nicht seine Art war. »Die Zentrale Ihrer Gesellschaft übersandte meinem Herrn auch Unterlagen, die sich auf gewisse Verdachtsmomente beziehen … Aber darüber darf ich wohl nicht reden.«

»Wieso eigentlich nicht? Ich gehöre doch zum inneren Kreis des Außenstabes«, sagte Moreland überredend. »Um welche Informationen hat es sich denn gehandelt?«

»Sir, ich fürchte, ich darf nicht darüber reden. Ich weiß nur, daß mein Herr einige Schriftstücke zugesagt bekam. Sie müssen wissen, daß ich mich um die eigentliche Arbeit von Mister Rander kaum kümmere.«

»Hat er die Schriftstücke mitgebracht?«

»Aber selbstverständlich«, erwiderte Parker arglos. »Da sie vertraulich sind, wird er hier in Redville auch mit keinem Menschen darüber reden. Sie müssen mir versprechen, daß Sie nichts darüber sagen. Ich fürchte, ich habe mich bereits verplappert.«

»Sie können vollkommen beruhigt sein«, erklärte Moreland und lächelte. »Ja, ich denke, es wird Zeit für mich, wieder ins Büro zu gehen. Wir sehen uns vielleicht noch, wie?«

»Das ist durchaus möglich, Sir«, sagte Parker. Er erhob sich höflich, als der junge Mann formlos aufstand und den Tisch verließ. Als Moreland sich zwischen den vielen kleinen Tischen durchzwängte, wurde er plötzlich von einer angetrunkenen Männerstimme angerufen.

Der Sekretär blieb stehen.

Angenehm berührt schien er nicht zu sein. Er warf Parker einen schnellen Blick zu, aber der Butler schien nichts gehört zu haben.

Moreland ging an den Tisch des Mannes, der ihn gerufen hatte, sprach ein paar schnelle Worte mit dem breitgesichtigen Burschen, der ein auffallend kariertes Hemd trug, und beeilte sich dann, aus der Bar zu gelangen.

Butler Parker blieb noch einen Moment lang sitzen. Dann erhob auch er sich und schritt würdevoll wie ein englischer Lord zum Ausgang. Jetzt, da er allein war, wurde er zur Zielscheibe des Spottes, aber Parker kümmerte sich nicht um die Anzapfereien.

Als er die Bartür aufstieß, wurde er von einem untersetzten, stämmigen Rüpel angeflegelt, der sich einen Spaß daraus zu machen schien, den Butler lächerlich zu machen.

»Na, du Vogelscheuche«, fauchte er Parker an, »vielleicht entschuldigst du dich mal, wie?«

»Ich bitte um Entschuldigung«, sagte Parker friedlich bestimmt. »Es war sicher ganz meine Schuld, daß Sie mir gegen die Beine getreten haben.«

»Auch noch frech werden, Alter?« knurrte der Stämmige. »So was hab’ ich gern.«

Josuah Parker bemühte sich, an dem Mann vorbeizukommen. Als er durch die Glastür schaute, entdeckte er den jungen Sekretär, der an der Anmeldetheke stand und sich mit dem Portier unterhielt.

»Moment mal …«, sagte der Stämmige und blinzelte den Butler tückisch an. »Frech werden und dann verschwinden wollen! So was hab’ ich gern.«

Parker sah ein, daß er auf dieses grausame Spiel eingehen mußte, allerdings hatte er nicht die Absicht, sich durchprügeln zu lassen.

»Sie wiederholen sich«, sagte er. »Ihr Wortschatz wird beschränkt, mein Bester, ich erlaube mir, daraus Rückschlüsse auf Ihre Geistesverfassung zu ziehen.«

Der Mann hatte die Worte des Butlers nicht mitbekommen. Aber er hatte herausgehört, daß er mächtig auf den Arm genommen worden war. Gelächter einiger Männer bestätigte ihm das.

»Ach, so ist das …«, sagte der Hüne. »Du willst Streit haben, wie? Sollst du haben.«

Er griff mit seiner verarbeiteten Pranke nach vorn und hatte die Absicht, Parker an der Krawatte zu fassen.

Der Butler erlaubte sich, die Hand zur Seite zu schlagen.