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Eine chronologische Studie, in der Erkenntnisse über die Länge, die Abläufe und Zusammenhänge des Wirkens Jesu unter Berücksichtigung jüdischer und frühchristlicher Schriften verarbeitet werden. Das chronologische Geschehen tritt dabei ungefiltert in den Vordergrund. Der historische Boden wird sichtbar, wodurch das wissenschaftliche Korsett der Forschung immer fraglicher erscheint. Die Kalenderfunde vom Toten Meer, astronomische Beobachtungen, Daten des Klemens von Alexandrien, weitere Evangelien und biblische Schriften ermöglichen eine chronologische Aufarbeitung des Wirkens Jesu und führen zu einem erstaunlichen Gesamtbild! In dieser Auflage werden diverse Oppositionen zu Jesus-Worten deutlich gemacht, die über die Jahrhunderte Einfluss auf die Überlieferung und das Verständnis der Evangelien genommen haben. Das apokalyptisch ausgerichtete Urchristentum wurde von der Welt bekämpft.
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Seitenzahl: 486
Die Ordnung der vier Evangelien
Eine chronologische Studie, in der Erkenntnisse über die Länge, die Abläufe und Zusammenhänge des Wirkens Jesu unter Berücksichtigung jüdischer und frühchristlicher Schriften verarbeitet werden.
Das chronologische Geschehen tritt dabei ungefiltert in den Vordergrund. Der historische Boden wird sichtbar, wodurch das wissenschaftliche Korsett der Forschung immer fraglicher erscheint.
Die Kalenderfunde vom Toten Meer, astronomische Beobachtungen, Daten des Klemens von Alexandrien, weitere Evangelien und biblische Schriften ermöglichen eine chronologische Aufarbeitung des Wirkens Jesu und führen zu einem erstaunlichen Gesamtbild!
Erstmals werden diverse Oppositionen zu Jesus-Worten deutlich gemacht, die über die Jahrhunderte Einfluss auf die Überlieferung und das Verständnis der Evangelien genommen haben. Das apokalyptisch ausgerichtete Urchristentum wurde von der Welt bekämpft.
Harald Schneider, Januar 2020
1.0 Die Ordnung der vier Evangelien
1.1 Die Geburt Jesu im Lichte astronomischer Kenntnisse
1.1.1 Die Magiergeschichte in Matthäus 2,1-12
1.1.2 Das Benedictus des Zacharias in Lukas 1,67-79
1.1.3 Das Papyrus Cair[o]ensis
1.1.4 Das Protoevangelium des Jakobus
1.2 Die Geburt Jesu im Lichte der Propheten
1.2.1 Jesu Geburt und Micha 5,2
1.2.2 Jesu Geburt und Numeri 24,17
1.2.3 Der Stern und Amos 5,26
1.2.4 Jesu Geburt und Lukas 1,5; 2,25-33
1.3 Die Zeit des Wirkens Jesu
1.3.1 Die Zeit des Wirkens Jesu und Daniel 9,1-2.24-27
1.3.2 Jesu Wirken im Lichte von Jesaja 61,1f
1.3.3 Jesu Altersangabe in Lukas 3,23
1.3.4 Der Messias und 30 Jahre in 4. Esra
syr
7,28
1.4 Der Hintergrund
1.4.1 Esther, Mordechai und das Purim
1.4.2 Jesaja und das wünschenswerte Jahr des Herrn
1.4.3 Jesus, Johannes und das Buch Jesaja
2.1 Der Tempel
2.1.1 Die Tempelreinigung und Johannes 2,20
2.1.2 Der Tempel und das Protoevangelium des Jakobus
2.1.3 Der Tempel seines Leibes
2.1.4 Der Tempel und die 70 Wochen in Daniel 9
2.2 Der Anfang
2.2.1 Die Wassertaufe des Johannes
2.2.2 Das vierzigtägige Fasten in Matthäus 4,1-11
2.2.3 Die Stromata des Klemens von Alexandria
2.2.4 Die Stromata und die Zeit der Leiden Jesu
2.2.5 Die Stromata und Jesu Geburtstermin
2.2.6 Die Stromata und das Jahr mit 364 Tagen
2.2.7 Das 364TageJahr und eine einjährige Tätigkeit Jesu
3.1 Die Weitergabe
3.1.1 Die Verschriftung der Evangelien
3.1.2 Die Ausprägungen der einzelnen Evangelien
3.1.3 Die vergleichende Aufarbeitung der Evangelien
3.1.4 Ablaufschema der vier Evangelien nach Lukas
3.1.5 Vergleichsübersicht mit fortlaufenden Evangelien
4.1 Die chronologische Ordnung der vier Evangelien
4.1.1 … und Johannes der Täufer
4.1.2 … und die 62Wochenanalyse
4.1.3 … und der Schreibstil des Johannes
4.1.4 … und die Fernheilung zu Kapernaum
4.1.5 … und zwei Feste der Juden
4.1.6 … und der Reisebericht des Lukas
4.1.7 … und Hebraismen im griechischen Text
4.1.8 … und der große Konflikt
4.1.9 … und ein Volksglaube im Kontext
4.2 Die Irrtumslosigkeit
4.2.1 … und die Inspiration
4.2.2 … und die Opposition
4.2.3 … und Q
4.2.4 … und 62W
4.2.5 … und die Passion
5.1 Die Feste
5.1.1 Jesus und das Passah nach dem Priesterkalender
5.1.2 Jesus, unser Passah-Lamm und die drei Tage
5.1.3 Der Priesterkalender und das Passah 28 / 30
5.2 Die Ordnung
5.2.1 Die Synchronisierung nach 62W
5.2.2 Die Auferstehung des Herrn
5.2.3 Das Petrusevangelium
5.2.4 Das Thomasevangelium
5.2.5 Evangelien und Offenbarungen Jesu
5.2.6 Jesus im Brief des Apostel Jakobus (NHC I,2)
5.2.7 Der Name Gottes und das Philippus-Evangelium
5.2.8 Jesu Wehe-Rufe im Thomasbuch
Index
Die Schnittstellen zum Johannesevangelium
Das Ablaufschema der Evangelien nach Lukas
Die Vergleichsübersicht fortlaufender Evangelien
Die Auferstehung nach Johannes
Die Auferstehung nach Lukas
Die Auferstehung nach Markus
Die Auferstehung nach Matthäus
Stellenverzeichnis der Evangelien
Die Ordnung der vier Evangelien im Verhältnis zueinander zu bewerten und ganze Abläufe zu erkennen ist eine Herausforderung. Wie kann man dieser Aufgabe gerecht werden?
Jede Untersuchung basiert auf eigenen Kriterien. Diese haben wiederum einen nachhaltigen Einfluss auf das Ergebnis. Überzeugt ein Ergebnis den Leser, gewinnt die Studie an Gewicht.1 So pauschal das Verhältnis zwischen Methode und Ergebnis auch darstellt ist, der Umkehrschluss ist funktionell auch beim Leser anwendbar. Der Leser sucht, was er zu finden hofft. Deshalb ist es ratsam, vor Beginn einer Studie die eigenen Motive und die festgelegten Bedingungen zu prüfen. – Was will ich finden und wie will ich es mitteilen?
Ich will die zeitlichen Zusammenhänge des Wirkens Jesu aufklären!
Wie wirken sich unterschiedliche
2
biblische
3
und geschichtliche
4
Hinweise über die Zeit der Geburt und Taufe Jesu auf den Zeitrahmen seiner öffentlichen Tätigkeit aus?
2 In welchem Verhältnis
5
steht das Johannesevangelium
6
mit seinen Angaben über die Feste zur Länge des Wirkens Jesu?
Können die Geschehen in Matthäus
7
, Markus
8
und Lukas
9
im Zeitgefüge des Johannes ermittelt werden? Kann Johannes mit einem Zeitgefüge
10
der Synoptiker, bzw. diese miteinander,
11
in ein festes Verhältnis gesetzt werden?
Wie wirkt der Zugang auf ein Passah
12
auf das Gesamtbild
13
ein und wie die Evangelien auf die damaligen Zeitzeugen?
Themen werden so aufgeworfen und behandelt, wobei die Studie strukturiert auf ein Zeitkonzept hinarbeitet.
Es gibt eine weitverbreitete Inkonsequenz. Es ist nicht korrekt, Johannes für eine chronologische Entwicklung heranzuziehen, ohne das Buch selbst in eine Betrachtung samt Abläufen zu integrieren! Synoptische Betrachtungen setzten zwar Gleichheiten voraus, doch wie gehen wir mit den Unterschieden um? So manche Zielsetzung geht über die vergleichbaren Berichte hinaus auf die zunehmende Akzeptanz von Entwicklungsthesen (Abfassung nach 70…), nicht aber auf die Erschließung einer sicheren Ablaufstruktur. Die Evangelien fallen so den Methoden zum Opfer! Deshalb werden in dieser Studie die Evangelien in einem Neuansatz miteinander verglichen, um die Übereinstimmung zu erzielen! Dass ein solches Ziel erreichbar ist, halten einige für unmöglich, weil sie an die Integration der drei ersten Evangelien in Johannes denken. Welche Wirkung hatten die Evangelien auf die Zeitzeugen?
Wir können sicher davon ausgehen, dass es mit der Verbreitung der Berichte von Matthäus, Markus und Lukas zu keiner größeren Kontroverse über die Länge des Wirkens Jesu unter den Urchristen kam. Jeder akzeptierte das Wirken Jesu beginnend mit seiner Taufe und endend an einem Passah der Juden!
Deshalb steht die Frage im Vordergrund: Wie kann das Johannes-Evangelium mit seinen Angaben über die Feste in einen Ablauf der anderen drei Evangelien integriert werden, um so die Länge der Tätigkeit Jesu zu ermitteln? Die Frage, welcher der vier Evangelien die chronologische Folge der Ereignisse angeben soll, ist mit der Annahme verknüpft, dass ein Bericht immer einen chronologischen Sachverhalt wiedergeben muss. Das hängt nun wiederum vom Schreiber, dem Stil seiner Schilderung, seiner Quellen und Betrachtungsweise ab. Nachfolgend werden Schnittstellen von Johannes aus zu den übrigen Evangelien in einer Weise dargestellt, als sei Johannes der chronologische Maßstab. Hierbei werden aus Matthäus, Markus und Lukas meist nur die Überschneidungen angeführt.
Die Analogie zu Jesus Christus
Matthäus
Markus
Lukas
Johannes
Genesis
1. Chronika
1,1-2.14
3,36-38
5,1-32
1,1-4
3,34-36
11,10-26
1,24-28.34
1,1-17
3,23-34
2,1-5.9-15 3,1-19
Die Schnittstellen zum Johannesevangelium
Matthäus
Markus
Lukas
Johannes
1,1
1,1
1,1-4
1,1-13
Einleitungen
1,1-17
3,23-38
1,14-18
Abstammung Jesu
1,5-25
Engel kündigt Jesu Geburt an
1,26-38
Engel kündigt Johannes Geburt an
1,39-56
Maria besucht Elisabeth
1,57-80
Johannes Geburt, Zacharias Dank
1,18-25
2,1-7
Jesu Geburt
2,1-12
2,8-20
Besucher für das Kind
2,21-39
Jesu Beschneidung
2,13-23
Flucht und Rückkehr aus Ägypten
2,40-52
Jesus mit zwölf Jahren im Tempel
3,1-12
1,1-8
3,1-18
1,19-28
Johannes kündigt Jesus an
3,13-17
1,9-11
3,21-22
1,29-34
Jesus wird von Johannes getauft
4,12-17
1,14-15
3,19-20
Johannes festgenommen
4,18-22
1,16-20
5,1-11
1,35-51
Jesu erste Nachfolger
2,1-11
Kana, Hochzeitsfest, erstes Wunder
1,21
2,12
Kapernaum
21,12-13
11,15-18
19,45-48
2,13-17
Jerusalem, Tempelreinigung
21,23-27 26,61 27,40
11,27-33 14,58 15,29
20,1-8
2,18-25
Jesu Zeichen ist die Auferstehung
4,1-11
1,12-13
4,1-13
Versuchungen in der Wildnis
4,23-25
1,14-15
4,14-15
Jesus fing an zu predigen
3,1-21
Nikodemus
3,22-4,2
Judäisches Land, Jesus tauft
4,3-42
Samaria, Frau am Brunnen
Matthäus
Markus
Lukas
Johannes
13,54-58
6,1-6
4,16-30
4,43-45
Prophet in seinem Heimatgebiet
8,5-13
7,1-10
4,46-54
Jesus heilt Diener / Sohn
5,1-18
Jerusalem, Kranker geheilt, Sabbat
5,19-30
Sohn folgt dem Vater, Leben - Tod
5,31-47
Zeugnis des Johannes, - des Vaters
14,13
6,30-33
9,10-11
6,1-4
Jesus zog sich mit Jüngern zurück
14,14-21
6,34-44
9,11-17
6,5-15
Speisung der Fünftausend
14,22-34
6,45-52
6,16-21
Jesus läuft auf dem Wasser
14,35-36
6,53-56
6,22-65
Heilungen, Ansprache, Straucheln
16,13-23
8,27-33
9,18-22
6,66-71
Jesus sagt einen Verleumder voraus
7,1-13
Jesus geht zum Laubhüttenfest
7,14-31
Jesus stellt die Heilung richtig
7,32-52
Beamte sollten Jesus festnehmen
5,13-16
9,50 4,21
14,34-35 11,33
8,12-30
Jesu ist das Licht der Welt 12-20, er wird erhöht, dann erkannt 21-30
10,38-42
8,31-59
Jesus Wort befreit von Sünde
8,22-26
9,1-12
Heilung des von Geburt an Blinden
9,13-17
Geheilter über die Heilung befragt
9,18-23
Eltern des Geheilten befragt
9,24-34
Zweite Befragung an zuvor Blinden
9,35-41
Jesus kam, Blinde sehend machen
10,1-21
Gleichnis Scharfhürde, Spaltung
10,22-30
Einweihungsfest: du der Christus?
10,31-39
Für welche Werke steinigt ihr mich?
10,40-42
Jesus zum Jordan, wo Johannes war
10,38-42
11,1-44
Jesus erweckt Lazarus zum Leben
26,1-5
14,1-2
22,1-2
11,45-53
Bei Kaiphas. Beschließen Jesu Tod
11,54-57
Jesus geht nach Eprahim
26,6-13
14,3-9
12,1-8
Bei Lazarus, Salbung durch Maria
12,9-11
Oberpriester Rat, Lazarus zu töten
21,1-9
11,1-10
19,28-38
12,12-19
Jesu Einzug in Jerusalem
Matthäus
Markus
Lukas
Johannes
12,20-22
Einige Griechen wollen zu Jesus
12,23-28
Stimme aus dem Himmel
12,29-43
Jesus zeigt seine Todesart, Jesaja
12,44-50
Gekommen Welt zu retten, hören
13,1-11
Fußwaschung
26,20-28
14,17-21
22,21-30
13,12-30
Wer der Größte / wer verraten wird
26,33-34
14,9-30
22,31-34
13,31-38
Gebot d. Liebe, Petrus verleugnen
14,1-14
Glauben üben, in meinen Namen
13,11
21,15
14,15-21
Der Helfer
14,22-31
Jesus zeigt sich Jüngern, nicht Welt
15,1-16
Jesus ist der wahrer Weinstock
24,9-14
13,9-13
21,12-19
15,17-27
Verfolgung wegen meines Namens
16,1-11
Sünde, Gerechtigkeit, Gericht
24,23-25,46
13,21-37
21,27-36
16,12-24
Kummer über Abwesenheit Jesu
16,25-33
Ihr zerstreut, ich habe Welt besiegt
17,1-26
Gebet um Verherrlichung, Jünger
26,36-56
14,32-52
22,40-53
18,1-14
Jesu Verhaftung
26,57-75
14,53-72
22,54-71
18,15-24
Verhör, Verleugnungen, Hahn kräht
27,1-2
15,1
23,1
18,28-32
Jesus wird Pilatus übergeben
27,11-14
15,2-5
23,2-5
18,33-38
Pilatus verhört Jesus
27,15-31
15,6-20
23,17-25
18,39-19,16
Verurteilung durch die Massen, Barabas frei
27,31-32
15,20-21
23,26-32
19,17
Jesus wird zur Hinrichtung geführt
27,33-44
15,22-32
23,33-43
19,18-37
Jesu Hinrichtung
27,57-61
15,42-47
23,50-56
19,38-42
Jesu Laib kommt in Gedächtnisgruft
28,1-10
16,1-8
24,1-11
20,1-10
Die Grabstätte ist leer
Apg.
20,11-18
Jesus erscheint Maria Magdalene
1,3
24,36-49
20,19-29
Jesus erscheint den Jüngern
1,1-11
24,50-53
20,30-31
Viele Zeichen nicht aufgeschrieben
21,1-25
Jesus erscheint Jüngern drittes Mal
Wie wurde das später geschriebene Johannesevangelium bei den frühen Christen aufgenommen?
Die Christen der nächsten Generation hatten das Evangelium des Johannes sicherlich begrüßt und die zusätzlichen Einzelheiten als Erbauung aufgefasst, so wie wir bis heute beim Lesen empfinden.
Die Richtigstellung gewisser Begebenheiten zeigt den ergänzenden Charakter. Einige Fragen über gewisse Details in den Berichten wurden bereits, noch während die Evangelien verfasst wurden, in einer abgeschwächten Form thematisiert. Das wird durch einige Abweichungen und Formulierungen deutlich.
Ein Beispiel: Matthäus schrieb als Erster sein Evangelium14. Darin ordnet er die Heilung eines Aussätzigen in Anschluss an die sogenannte Bergpredigt (Mat 8,1-4). Der Evangelist Markus nennt in seinem späteren Evangelium das gleiche Geschehen und ordnet es vor die große Rede Jesu ein (Mar 1,40-45). Der entstandene kleine Konflikt in Sachen Chronologie ist der praktische Beginn einer Thematisierung. Danach schrieb Lukas sein Evangelium. Mit der chronologischen Zuordnung folgt er derjenigen des Markus, d. h. er signalisiert diesen Fortlauf mit wagen zeitlichen und örtlichen Abstand zum vorherigen Geschehen (Luk 5,12-16). Konflikt beigelegt? Beigelegt! Mit Johannes kommen die Festbesuche und das Jerusalem nahe Umfeld in den Blick, ohne dem früheren Schutzbedürfnis der Jünger im Umfeld Jerusalems nachkommen zu müssen. Die Stadt wurde 70 u. Z. zerstört und die Generation verstarb bald. Johannes wirkte den Verständnisproblemen des zeitlichen Abstandes entgegen.15
1 Marco Frenschkowski schreibt treffend: „Zwischen zusammenhängenden, geschichtlich aufeinander aufbauenden oder aneinander anschließenden kulturellen Phänomenen kann jedoch immer entweder eine tragende Kontinuität oder eine größere Diskontinuität behauptet werden. Dies hängt wesentlich an den jeweiligen aktuellen Leitinteressen der Wissenschaft.“ Mysterien des Urchristentums, 28 (2007).
2 Beispiel: Unterstützen astronomische Kenntnisse die Beschreibung der Magier-Geschichte in Matthäus 2,1-12?
3 Beispiel: Impliziert prophetische Weissagung in Daniel 9,24-27 eine 3½jährige Tätigkeit Jesu? (vorbehaltlich Nehemia 2).
4 Beispiel: In welchem zeitlichen Verhältnis stehen Jesus und Johannes der Täufer zueinander (Lukas 3,1-2).
5 Beispiel: Was verrät der Aufbau und Schreibstil des Johannesevangeliums über die zeitlichen Zusammenhänge in Jesu Wirken?
6 Beispiel: Wie stehen die Zeitangaben zum Passah mit der Kalenderpraxis in Verbindung?
7 Beispiel: Wofür stehen die Dopplungen in Matthäus?
8 Beispiel: Warum gehen Markus Schilderungen mehr ins Detail?
9 Beispiel: Wie steht der Reisebericht des Lukas mit den religiösen Festen in Verbindung?
10 Beispiel: Bringt Lukas Jesu Wirken in Nazareth mit der Jubeljahrpraxis in Verbindung?
11 Beispiel: Was steht hinter der Verhüllung von Orts- und Personenangaben bei den frühen Evangelisten?
12 Beispiel: Welche veränderte Bedeutung bekam das Passah für die Judenchristen?
13 Beispiel: Wie nahmen Christen den Zeitraum von Jesu Taufe bis zu seinem Tod wahr?
14 nach einigen schrieb Markus das erste Evangelium
15 Über die Apostolischen Väter ist uns über Papias gesagt, dass Johannes mit dem Beinahmen Donnersohn als letztes seinem Schüler Papias sein Evangelium diktierte. Damit wollte er die anderen Evangelisten ergänzen, die schon vorher den Völkern das Wort verkündigt hatten. Johannes war schon im hohen Alter. Das berichten Irenäus, Eusebius sowie andere glaubwürdige Historiker, die in der Tradition stehen. Anlass sei gewesen, dass zu jener Zeit Ketzereien aufkamen.
„In den Tagen des Königs Herodes“ kamen Astrologen aus dem Osten nach Jerusalem und erkundigten sich nach dem „neugeborenen König der Juden“, mit der astral wirkenden Begründung: „denn wir haben seinen Stern aufgehen sehen.“
Von der Zeit der Kirchenväter an bis in unsere Gegenwart sind ganz unterschiedliche Thesen darüber aufgestellt worden, um was für ein Phänomen es sich bei diesem Himmelskörper gehandelt haben mag. Orgiens war der Ansicht, dieser Stern sei ein Komet (Haarstern) gewesen.16 In der Antike waren Kometen allgemein als Unglücksbringer verstanden worden. Orgiens Erklärung dazu zwar, dass dieser Stern ja in den Schriften vorausgesagt wurde (Num 24,17). Sein Bezug auf die Bileam-Weissagung ist deshalb eine Untersuchung wert, auch wenn seine Kometentheorie bereits überholt ist.17 Dieser Stern wurde auch schon als Unglücksbringer bewertet, da ja der Ausgang der Geschichte auf die Ermordung Jesu zielte und im Kindermord um Bethlehem endete. Eine Supernova als „Stern“ ist ebenso wenig wie ein Komet in der Lage, der Beschreibung im Bibelbericht gerecht zu werden.
Die Astrologen haben den Aufgang des Sterns im Osten beobachtet, (2,2) gingen nach Jerusalem und erlebten dort, wie dieses Phänomen von Jerusalem aus „vor ihnen voraus, bis er stehenblieb, oben darüber, wo das Kind war“ (2,9) leuchtete!
Um diesen Vorgang zu erklären, ist es sinnvoll die astronomischen Begebenheiten näher zu untersuchen, die zum Ende der Tage des Herodes auffällig waren. Was sagt außerdem die Frage der Magier nach dem „König der Juden“ über die Astrologen/den Stern aus? König Herodes verstarb gemäß Josephus zwischen einer Mondfinsternis und einem Passah. Das legt eine Fixierung zwischen einer Mondfinsternis am 11. März und dem folgenden Passah am 1. April 4 v. u. Z. nahe – Josephus: Jüdische Altertümer (JosAnt 17,6.9).18 Nicht weit vor dem Frühjahr 4 v. u. Z. ist nach einer in Jerusalem sichtbaren Sternerscheinung zu suchen.
Ein außergewöhnliches Ereignis am Sternenhimmel fand im Jahre 7 statt und ist mit diesem „Stern“ in Verbindung gebracht worden.
Es handelt sich um eine dreifache Konjunktion der Planeten Jupiter und Saturn im Sternzeichen der Fische. Das ist eine dreifache Begegnung, die sich auch aus der Rückläufigkeit dieser Planeten aus Sicht der Erde ergibt.
Die erste Begegnung war am 27. Mai und blieb beinahe bestehen. Die zweite Begegnung entstand nach der Rückläufigkeit der beiden Planeten am 29. September. Eine dritte Begegnung fand dann am 3. Dezember statt.
Dieses seltene Himmelsereignis könnte die Astrologen veranlasst haben, nach Jerusalem, dem damaligen Zentrum von Syrien und Palästina aufzubrechen, um dort Nachforschungen anzustellen.
Den Stern, bzw. Planeten sahen die Astrologen in ihrer Heimat im Osten (Babylon, Persien, Arabien?) genau zum damaligen Frühjahr aufgehen und am 27. Mai in einer Vereinigung erscheinen, welcher eine besondere Bedeutung beigemessen wurde. Hier ist der Termin zum Aufbruch der Astrologen als wahrscheinlich anzusetzen!
Diese folgten nicht etwa dem Stern, wie häufig angenommen wird, als ob sie diesem Ereignis auf der Erde nachreisten. Die Frage nach dem als König Geborenen zeigt ihre Motivation und Jerusalem als ihr Ziel. Die ganze Zeit über blieben sich Jupiter und Saturn ganz nahe und blieben eine Sondererscheinung am Sternenhimmel.
Bei der zweiten Begegnung, die nach der Rückläufigkeit der beiden Planeten am 29. September entstanden ist, waren diese Fremden wahrscheinlich schon in der Hauptstadt Jerusalem. Der Bibelbericht sagt: „Als das der König Herodes hörte, erschrak er und ganz Jerusalem mit ihm“ (2,3). Ihre Nachforschungen hatten offensichtlich ein gewisses Aufsehen in ganz Jerusalem zur Folge. Beunruhigt wurden alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes versammelt und Herodes „erkundigte sich bei ihnen, wo der Gesalbte geboren werden sollte?“ (2,4). Dem ging die Recherche der Astrologen voraus, nur war in Jerusalem keine Geburt eines Königs bekannt, aber durchaus brisant. Judäa war von den Römern besetzt und von Herodes selbst war ein machthungriger Regent, der sogar seine eigenen Söhne bei einer Konkurrenzsituation töten lies.
„Und du, Betlehem im Land Juda, du bist keineswegs die unbedeutendste der Städte Judas; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der mein Volk Israel führen wird wie ein Hirte seine Herde“ – Mat 2,6 NGÜ.
Diese Antwort bestimmte nicht nur die weitere Reiserichtung sondern hätte auch durchaus von Herodes genutzt werden können, um das neugeborene Kind töten zulassen. Genau diese Absicht kommt ja in seinem späteren Kindermord auch explizit zum Ausdruck (2,16).
Da rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich, und lies sich von ihnen den genauen Zeitpunkt angeben, an dem der Stern zum ersten Mal erschienen war – Mat 2,7 NGÜ.
Die Antwort in der zeitlichen Entsprechung war vom ersten Tag des Frühjahresaufgangs bis zur Vereinigung beider Sterne am 27 Mai. Diese Konjunktion blieb eng und wurde zur zweiten Begegnung am 29. September wie ein Stern am Himmel wahrgenommen. Die Astrologen konnten aller Wahrscheinlichkeit nach Auskunft über die noch bevorstehende dritte Begegnung am 3. Dezember geben. Eine solch kompetente Aussage könnte das Vorgehen des Herodes, die Astrologen heimlich dorthin zusenden und noch nicht einzugreifen, beeinflusst haben.
Und er sandte sie nach Betlehem mit den Worten: Geht und recherchiert, wo das Kind ist. Wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe, um mich vor ihm zu verbeugen. – Mat 2,8
Nachdem die Astrologen dies vernommen hatten, gingen sie ihres Weges und der Bibelbericht schildert einen Vorgang, der von ihnen nicht im Voraus zu erahnen war.
… Und siehe, der Stern, den sie gesehen hatten, ging vor ihnen voraus, bis er stehenblieb, oben darüber, wo das Kind war. – Mat 2,9
Diese Beschreibung sprengt den zu erwartenden Rahmen einer Sternkonjunktion bei Weitem, da der Aufgang und das Stehenbleiben eines Sternes, wie wir gesehen haben, sich über einen längeren Zeitrahmen erstreckt. Das, was die Astrologen erlebten, kam auch für sie völlig unerwartet und löste Emotionen aus.
Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut – Mat 2,10
Wie konnten Berufsastrologen den Eindruck haben, dass dieser Stern ihnen vorausleuchtend über dem Ort des Kindes stehenblieb?
Den Nachweis eines solchen Phänomens hat Ferrari D’Occhieppo erbracht.19 Mittels einer rekonstruierten babylonischen Planetentheorie zeichnete er die Kenntnisse dortiger Astrologen nach. Für die historische Beschreibung in Mat 2,9-11 verweist er auf ein Zodiakallicht, ein von einem Punkt ausgehende kegelförmige Lichterscheinung, die am 12. November 6 im Zusammentreffen mit dem Abendaufgang zwischen 19 und 21 Uhr über Betlehem war.
Das Zodiakallicht ist ein durch Streuung und diffuse Reflektion des Sonnenlichts an Staubpartikeln entstehender weislicher Schimmer. Die Zeit dieser Erscheinung als Reisezeit passt in den Hintergrund der heimlichen Erkundigung und der Vermeidung jedes Aufsehens (2,7.8). Die Astrologen traten nach der Besprechung, wohl noch am selben Abend, die kurze Reise von 12 Kilometern nach Betlehem an. Neben dem Stern (Saturn neben Jupiter) breitete sich zur Überraschung der Astrologen ein anscheinend von dort ausgehender Lichtkegel über Betlehem aus.
„Kurz nach 18:30 Uhr, als die Dämmerung in dunkle Nacht übergegangen war, zeigte sich zwischen Süden und Südwesten ein zarter, unscharf begrenzter Lichtkegel, das Zodiakallicht. Vom Jupiter, der im Süden nächst der Spitze des Kegels stand, schien ein Lichtstrom auszugehen, welcher nach unten hin zugleich breiter und heller wurde. Deutlich hoben sich von der Basis des Lichtkegels die Umrisse der Hügelkette und beim Näherkommen auch die flachen Dächer einzelner Häuser von Bethlehem ab. Vom Einbruch der Dunkelheit bis zu dem mehr als zwei Stunden späteren Aufgang des Mondes wies die Achse des Lichtkegels beständig auf dieselbe Stelle des Horizonts und zeichnete dadurch einen kleinen Teil der Ortschaft, zuletzt vielleicht sogar ein bestimmtes Haus vor den umliegenden aus. Es ergab sich der Anschein, als wäre der Stern selbst stehengeblieben über der Stelle, wo das Kind war“20
Diese Beschreibung vermittelt sehr lebendig das im Bibelbericht gezeichnete Szenario:
Nachdem die Astrologen dies [das Wort des Herodes] vernommen hatten, gingen sie ihres Weges und siehe, der Stern, den sie gesehen hatten, ging vor ihnen voraus, bis er stehenblieb, oben darüber, wo das Kind war. Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut – Mat 2,9.10
Damit haben wir die astronomischen Vorgänge hinter der Magiergeschichte nachvollziehbar vor uns, und können an dieser Stelle eine Sondererscheinung (ob gut oder böse) ausschließen, da sich die gesamte Erscheinung über einen längeren Zeitraum (keinen Zeitpunkt) erstreckte. Das macht besonders die Erkundigung des Herodes nach dem Aufgang des Sternes deutlich (2,7.16). Herodes hat ja im Hinblick auf diese Auskunft den Todesbefehl für Kinder „im Alter von zwei Jahren und darunter“ in und um Betlehem in Auftrag gegeben.
Es ist bedauerlich, dass sich die historisch-kritische Textforschung mit der Magiergeschichte so schwer tut, obwohl sich sowohl die Jupiter-Saturn Konjunktion als auch das Zodiakallicht der wissenschaftlichen Nachweise nicht entziehen! Immer noch heißt es:
Was bedeutet es beispielsweise, dass bei Matthäus ein Stern die weisen Männer leitet, dass dieser Stern über Jerusalem zum stehen kommt, dann wieder weiterzieht, sie nach Betlehem führt und dann genau über dem Haus anhält, in dem Jesus geboren wurde? Was für ein Stern soll das sein? Ein Stern, der langsam genug zieht, damit die weisen Männer ihm zu Fuß oder mit dem Kamel folgen können, der anhält, weiterzieht und wieder anhält? Und wie kann überhaupt ein Stern über einem Haus anhalten? … Ganz offensichtlich wird hier ein wunderhaftes Ereignis erzählt, aber es ist wirklich schwer zu verstehen, woran der Autor tatsächlich denkt.21
Fazit
Aus der Zeit kurz vor Herodes Tod konnte eine Sternkonjunktion ausgemacht werden, die am 12. November 07 v. u. Z. abends über Betlehem von einem Zodiakal-Lichtkegel begleitet wurde. Der so entstandene Eindruck bildet den historisch-chronologischen Hintergrund für die Magiergeschichte.
Weitere Einzelheiten dieses Berichtes werden im weiteren Verlauf aufgegriffen und vertieft. Doch muss zunächst eine andere Begebenheit betrachtet werden, die ebenfalls eine Affinität zu der bereits angesprochenen Sternkonjunktion besitzt und uns weitere, wertvolle historische Details liefern kann.
Es überrascht sicherlich einige, dass das Benedictus des Zacharias auch im Lichte astronomischer Kenntnisse zu beurteilen ist. Es handelt sich um ein prophetisches Loblied Zacharias nach der Geburt und Namensgebung seines Sohnes Johannes (1,57-79).
Und sein Vater Zacharias wurde mit heiligem Geist erfüllt und sprach die prophetischen Worte aus:
„Gesegnet sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat sein Volk gnädig angesehen und ihm eine Erlösung geschaffen und hat uns ein Horn des Heils aufgerichtet im Hause Davids, seines Knechts.
So hat er es durch den Mund seiner heiligen Propheten von alters her verheißen:
retten will er uns von unseren Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen um unseren Vätern Barmherzigkeit zu erweisen und seines heiligen Bundes zu gedenken, des Eides, den er unserem Vater Abraham geschworen hat, er wolle uns retten aus der Hand unserer Feinde und uns verleihen, daß wir ihm furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinen Augen alle Tage unseres Lebens
Aber auch du, Knäblein, wirst ein Prophet des Höchsten genannt werden; denn du wirst vor dem Herrn einhergehen, ihm die Wege zu bereiten, um seinem Volke die Erkenntnis des Heils zu verschaffen, die ihnen durch Vergebung ihrer Sünden zuteilwerden wird.
So will es das herzliche Erbarmen unsers Gottes, mit dem uns der Aufgang aus der Höhe erschienen ist um denen Licht zu spenden, die in Finsternis und Todesschatten sitzen und unsere Füße auf dem Weg des Friedens zu leiten“
(Hermann Menge 1949)
Über die letzten Verse schrieb Theodor Zahn sehr treffend:
„… anatolé aber bezeichnet zunächst und ganz regelmäßig einen Vorgang, gewöhnlich das Aufgehen eines Lichtes, das Aufgehen von Sonne, Mond und Sternen. Daß es Jer 23,5; Sach 3,8; 6,12 … im Sinne von aufsprießen oder aufsprießen lassen als Übersetzung von … „Sproß“ und als ein Name des Messias dient, berechtigt nicht, das Wort hier in diesem Sinne zu nehmen; denn dieser Sprößling wächst nicht aus der Höhe des Himmels herab, sondern Gott läßt ihn aus dem Erdboden, aus dem Wurzelstock Isai`s emporwachsen. Eben deshalb könnte man von ihm, solange das Bild noch nicht bis zur völligen Sinnlosigkeit verwischt ist, auch nicht sagen, daß er sein Volk besuche. Daß hier anatolé vielmehr das Aufleuchten eines Lichtes bedeutet,_ergibt sich auch aus v. 79, wo von Lichtschein und Finsternis die Rede ist.22
Mit diesen Informationen vorweg soll unmissverständlich deutlich gemacht werden, dass Zacharias die freudige Geburt seines Sohnes „mit dem uns der Aufgang aus der Höhe erschienen ist“ in Verbindung bringt, und damit auch kennzeichnet!
Das Zusammenkommen von Geburt (1,57), dem wiedererlangten Sprachvermögen (1,64) – vorangekündigt, wie die Geburt selbst (1,13.14.20) und der Namensvergabe vor der Beschneidung (1,58-63) war sicherlich aufregend. Diese Spannung dringt zu anderen durch (1,65.66). Der prophetische Lobpreis Zacharias umfasst neben den allgemein jüdischen Vorstellungen wie Gnade, Erlösung, Rettung und dem friedlichen Dienst (1,68f) im Besonderen die Rolle seines Sohnes als akzeptierter Prophet, Wegbereiter, der Erkenntnis und Rettung durch Vergebung der Sünde verschafft (1,76f). Diese Worte zum Erscheinen des Johannes werden verstärkt durch den synchronen Aufgang aus der Höhe als Lichtspender bei Nacht (1,78.79). Unter den Propheten ist hier die Weissagung aus Num 24,17: „Ein Stern wird bestimmt aus Jakob hervortreten, und ein Stab wird aus Israel erstehen“, vor Augen!
Dieser Stern, eine zeitliche Begleiterscheinung, wird mit der Vorstellung einer gerade erstehenden Führung aus Israel verwoben. Die erste Begegnung von Jupiter und Saturn war am 27. Mai 07, und geht dem Besuch der Astrologen beim „neugeborenen König der Juden“ in Betlehem am 13. November 07 nicht ganz ein halbes Jahr voraus (siehe 1.1.1). Das entspricht dem Abstand zwischen dem sechsten Schwangerschaftsmonat der Elisabeth und der Empfängnis der Maria (Luk 1,26.36.39.42).
Fazit
In Zacharias Lobgebet wird Johannes Geburt „mit dem uns der Aufgang aus der Höhe erschienen ist“, d. h. mit einer Sternkonjunktion, in Verbindung gebracht. Die Suche nach einem solchen Himmelsphänomen entspricht der Suche in Studie 1.1.1. und bestätigt diesen längeren Vorgang am Sternenhimmel.
Hintergrundinformation aus den Höhlen am Toten Meer
An der Übersicht zu 11Q13 ist der Zusammenhang zwischen den 10 Jubiläen und den 70 Wochen in Daniel mehr als offensichtlich. Doch wird hier eine weitere Ergänzung getroffen, das Eintreffen des Friedensboten eine Jahrwoche nach dem neunten Jubiläum. Im Kontext von Da 9 ist hier die Geburt angesprochen. War 30 u. Z. der Messias mit nichts für sich selbst abgeschnitten worden (Da 9,24-26; 7+62 Wochen), ist er in einem Jahr mit einer großen Saturn-Jupiter-Konjunktion erschien!
Die 1955 gefundene Schriftrolle 11Q13 wurde um die Mitte des 1. Jahrhunderts v. u. Z. datiert. Anlass dieser Abschrift könnten neun Jubiläen plus eine Woche seit der Kalenderreform 503 gewesen sein (55 v. u. Z.). Der Ausgangspunkt der 70 Wochen in Daniel war das Ausgehen des Wortes 454 v. u. Z. (Da 9,25; Neh 2,1f).
Hier sind alle chronologischen Voraussetzungen erfüllt:
Kalenderreform
Da 9,25 Neh 2,1 11Q13 II,7
11Q13 II,7 Konjunktion
Da 9,25
Da 9,24
27.03.503
454 v.u.Z.
7+62Wochen
70. Woche
7/6 v. u. Z.
30 u. Z.
37 u. Z.
1.Jub,1.Tag
9.Jub+1.JW
10.Jub,6.JW
10.Jub voll
Eine Beziehung zwischen dem Kalender und der Sternkonjunktion legt sich durch den zeitlichen Abstand (II.7) 1. Jahrwoche/9. Jubiläum und der 6. Jahrwoche/10. Jubiläum (II.2) als 69.Woche (Dan 9,24-26) von 70 Wochen (=10 Jubiläen) nahe.
Mit einer Schrift wie z. B. 11Q13 konnten Magier (Die Nachfahren der Seher des Xerxes aus Persien) die Sichtung der Sternkonjunktion als Zeichen sehen und zum Anlass nehmen, den „als König der Juden Geborene“, den Friedensboten in Jerusalem anerkennend zu empfangen. Deshalb gaben sie als Grund an, „den wir sahen … seinen Stern und wir sind gekommen, ihm zu huldigen“ (Mat 2,2). Die Magier hatten eine klare Motivation, die auf verschriftete Weissagungen aus alter Zeit zurückgehen werden, wie das Beispiel aus 11Q13 belegt.
Der Papyrus Cairensis bildete ursprünglich wohl Teil eines eigenen Evangeliums und nennt uns zur Geburtsfrage des Johannes eine aufschlussreiche Zeitangabe.
(recto) Der Engel des Herrn sagt: Joseph, steh auf, nimm Maria, deine Frau und fliehe nach Ägypten und … jedes Geschenk, und wenn … seine Freunde ... des Königs
(verso) Soll er dir übersetzten: Der Engel sagt zur Jungfrau: Elisabeth, deine Verwandte hat gleichfalls ein Kind empfangen und es ist für sie schon der 6. Monat, obwohl sie doch als unfruchtbar galt. Im 6. Jahresmonat, der Toth heißt, wurde Johannes also von dieser Mutter empfangen. Zuvor musste der Engel Johannes als den Diener ankündigen, der seinem Herrn vorangeht, wenn er kommt.23
Wann war der 6. Jahresmonat Toth, der erste ägyptische Monat. Nach dem ägyptischen Sonnenkalender mit 365 Tagen war das Jahr in drei Jahreszeiten von je vier Monaten mit 30 Tagen eingeteilt. Der Toth ist der erste Monat im Achet, die Überschwemmung, der vom Peret, die Aussaat und vom Schemu, die Hitze/Ernte gefolgt mit 5 weiteren angehängten Tagen dieses Jahr ausmachte. Der tatsächlich fehlende ¼ Tag sorgte allmählich für eine Verschiebung, sodass die Jahreszeitbezeichnungen später nicht mehr zu den Jahreszeitereignissen passten, was die Ägypter aber offensichtlich nicht störte.
Der Monat Toth ist der erste Monat des Achet und fing im Jahre 8 am 9. September an. Um diese Zeit wurde Elisabeth mit Johannes schwanger (Luk 1,36). Der Papyrus Cairensis meint, wenn er einen 6. Jahresmonat Toth kennt den 6. jüdisch/babylonischen Jahresmonat Ululu, der am 7. September 7 anfing.24
Die späteren Kopten (ägyptische Christen) richteten sich bereits nach dem alexandrinischen Kalender, wonach alle 4 Jahre ein weiterer Tag hinzugefügt wurde. Im Übergang gab es eine Zeit lang zwei Kalender nebeneinander mit nur geringer Abweichung zueinander.
Vom im Papyrus errechneten Monat Toth (Anfang September 8) bis zur ersten Konjunktion am 27. Mai 7 ist eine Schwangerschaft anzunehmen. Wichtiger noch für uns ist die frühe Berechnung im Zeitraster des Aufgangs des Sterns als natürliche, wenn auch außergewöhnlich seltene, Erscheinung!
Dieses Evangelium befasst sich mit „den ersten Dingen“ und hat eine Parallele zur Magiergeschichte von Matthäus:
In Bethlehem in Juda entstand eine große Erregung, den Magier kamen und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden. Wir haben nämlich seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, ihm zu huldigen. Herodes erschrak, als er das hörte, sandte Diener und lies die Magier und die Hohepriester kommen und fragte sie aus: Was steht in der Schrift über den Christus? Wo wird er geboren? Sie antworteten: Zu Bethlehem in Juda. So steht es nämlich geschrieben! Darauf entließ er sie und fragte die Magier: Was für ein Zeichen habt ihr über den neugeborenen König gesehen? Die Magier antworteten: Wir sahen einen riesigen Stern, der die andern überstrahlte, daß man sie nicht mehr sah. Daran erkannten wir, daß Israel ein König geboren ward. Wir sind nun gekommen, ihm zu huldigen. Herodes trug ihnen auf: Ziehet und forschet genau. Wenn ihr ihn gefunden habt, so meldet es mir, damit auch ich komme und ihm huldige. Da zogen die Magier dahin. Und den Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis sie zur Höhle kamen. Und er stand still zu den Häupten des Kindleins – 21,1-4.25
Von Bedeutung für uns ist der Umstand, dass der Stern bei seinem Aufgang (am 27. Mai) wie bisher in Einzahl bezeichnet, am Tag des Weges nach Bethlehem aber in Mehrzahl, Sterne … zogen … voran, steht, was letztlich aussagt, dass dieses Geschehen gemäß der Überlieferung im Protoevangelium zwischen der zweiten (am 29. Sep.) und der dritten Konjunktion (am 3. Dez.) stattfand!26
Und siehe, sie sahen Sterne in dem Aufgang, und die zogen ihnen voran, bis sie in die (Wohn-) Grotte eintraten. Und er stellte sich zu dem Haupt des Knaben. Und als die Magier den Stehenden sahen, neben seiner Mutter Maria, holten sie aus ihrem Rucksack Geschenke, Gold, Weihrauch und Myrrhe. Von dem Engel gewarnt, kehrten sie auf einen anderen Weg heim in ihr Land. – 21,3b.4 (D’Occhieppo)
Dieser Situation wird durch die Verfolgung des Zacharias, seiner Frau Elisabeth und des kleinen Johannes gestützt.
Herodes schickte Leute aus, nach Johannes zu suchen. Er ließ Zacharias fragen: Wo hältst du deinen Sohn versteckt? Der aber gab ihnen zur Antwort: „Ich bin ein Diener Gottes und habe ständig im Tempel des Herrn zu tun. Ich weiß nicht, wo mein Sohn ist.“ Da zogen die Späher wieder ab und meldeten alles Herodes. Der wurde zornig und sagte: „Sein Sohn wird König über Israel werden.“ – 23,1.2a (Berger/Nord)
In der Aufregung durch die Recherchen der Astrologen (Mat 2,3) muss etwas über Zacharias Erscheinung im Tempel (Luk 1,11f.22) und seines besonderen Sohnes Johannes (Luk 1,13-17.76-79) zu Herodes durchgesickert sein (Luk 1,22.65.66). Entscheidend ist, dass die durchaus vorstellbare Aussage des Herodes „Sein Sohn wird König über Israel werden“ nur einen Sinn im Gefüge der Erzählung ergibt, wenn auch dieser unter diesem besonderen Stern geboren wurde (Luk 1,78b; Siehe 1.1.2/1.1.3).
Herodes „ließ sich … den genauen Zeitpunkt angeben, an dem der Stern zum ersten Mal erschienen war“ – Mat 2,7. Den Kindermord orientierte er an dieser Zeitermittlung für die Gegend um Betlehem (Mat 2,16). Zacharias war aus der Berggegend, Johannes hingegen wuchs in der Wildnis auf (Luk 1,39.80).
Er ließ Sacharja ausrichten: „Sag die Wahrheit! Wo ist dein Sohn? Dein Leben hängt davon ab.“ So redeten die Überbringer zu Sacharja und taten auch so. Sacharja ließ Herodes ausrichten: „Ich werde ein Märtyrer Gottes sein, wenn du mein Blut vergießt. Denn der Herr wird mein Leben annehmen, da du im Vorraum des Tempels des Herrn unschuldiges Blut vergießt.“ Sacharja wurde in der Morgendämmerung ermordet. – 23,2b.3a
Von großem Interesse ist die Örtlichkeit, der Tempel in Jerusalem! Sacharja (=Zacharias) war ja ein Priester aus der Abteilung Abijas. Dieser Abteilung wurde im Turnus alle 24 Wochen der Dienst am Haus Jehovas zugewiesen (Luk 1,5.8; 1Chr 24,7-19). Der genaue Tag wird nicht genannt (Luk 1,9), aber der Rhythmus von 24 Wochen bietet den einzig möglichen Zeitabstand eines historischen Geschehens im Vorraum des Tempels. Es hat den Anschein, als sei die Verfolgung des „Königs der Juden“ durch Herodes in die Dienstwoche des Sacharjas gefallen!
Der Zeitrahmen von Sacharjas Erscheinung im Tempel bis zu seinem Märtyrertod betrug offensichtlich 3 mal 24 Wochen. Es bleibt anzunehmen, dass Sacharja etwa Mitte August 08 der Engel Gabriel erschien ist und er etwa Ende Februar 06 den Märtyrertod im Tempel erlitt.
Wann bemerkte Herodes, dass ihn die Sternkundigen überlistet hatten? Die dritte Konjunktion der Sterne am 3. Dezember 7 war der letzte Höhepunkt dieses heilbringenden Zeichens. Jupiter und Saturn entfernten sich allmählich voneinander. Mitte Februar 6 fing der Mars an, deren Bahnen zu überschneiden, das Ende der Jupiter-Saturn-Konjunktion als Ganzes. Hier setzte die Verfolgung gegen „den König der Juden“ ein (22,1-3), von dem Herodes annahm, Johannes sei dieses Kind (23,1-3).
Der Mord des Sacharja wurde dem ganzen Volk bekannt gemacht (24,1-3). Matthäus 23,35 spricht diesen Mord als letzten der mit Abel beginnenden Verfolgungen an, und geht als Ausspruch wohl auf Johannes den Täufer selbst zurück! (Vgl. Mat 23,33 mit Mat 3,7 und Luk 3,7). Simeon wurde per Los sein Nachfolger. „Ihm wurde vom heiligen Geist eröffnet, noch zu seinen Lebzeiten den Christus als Mensch sehen zu dürfen“ – 23,4; vgl. Luk 2,26.
16 Im Jahre 218 erschien ein solcher Haarstern, der Komet Halley.
17 Siehe 1.2.2
18 Josephus wirft damit auch ein Licht auf das allgemeine Interesse an Himmelsphänomenen, bzw. dem hier hergestellten Zusammenhang mit einem Herrschaftswechsel.
19K. Ferrari D’Occhieppo – Der Stern von Bethlehem in astronomischer Sicht. Legende oder Tatsache? (1994/2003)
20 K. Ferrari D’Occhieppo 2003, 66; Abbildung aus dem Planetarium 39.
21Bart D. Ehrman Jesus im Zerrspiegel. Die verborgenen Widersprüche in der Bibel und warum es sie gibt, 52f (2010, engl. 2009)
22 Theodor Zahn, Das Evangelium des Lucas (KNT III), Leipzig 41920 (Nachdruck 1988), 118.
23 Das Neue Testament und frühchristliche Schriften. Übersetzt und kommentiert von Klaus Berger und Christiane Nord, Seite 765f
24 Ein Kalendervergleich der Jahre 7/6 findet sich D’Occhieppo 2003, 144 (Die Verschiebung zum vorjährigen Mondmonat beträgt 10 Tage.)
25Peisker (1973) unter Berücksichtigung der Hinweise von E. Hennecke (Neutestamentliche Apokryphen 3. Aufl. hrsg. v. W. Schneemelcher, Band 1, Evangelien, Tübingen (1959)
26 Papyrus Codex Bodmer V. Abbildung, Text und Übersetzung findet sich auch wieder bei D’Occhieppo 2003, 40, 82,139
Die Nachfrage der Astrologen nach „dem König der Juden“ löste auch die Nachforschung aus, wo ein solches Kind geboren werden würde?
Herodes befragte die Priester und die Pharisäer des Volkes nach dem Geburtsort dieses Gesalbten. Dem Auslöser (Nachfrage/Stern) wurde demnach mit einer schriftgemäß zu erwartenden Antwort aus dem Wissensschatz der jüdischen religiösen Schriften bzw. der Propheten als Voraussager begegnet:
Und du Bethlehem, Haus von Ephratha, sehr klein bist du, um unter den Tausenden Judas zu sein. Aus dir wird mir (einer) hervorgehen, um Herrscher in Israel zu sein. Seine Ursprünge sind vom Anfang her, aus Tagen der Vorzeit – Micha 5,2 [5,1] LXX.D
Diese Antwort brachte Herodes aus der Verlegenheit, während sein Interesse ganz auf den Stern gerichtet war, was er allerdings nicht offen preisgab (Mat 2,7). Sein Vorgehen war diplomatisch geschickt. Er ließ die Fremden weiterziehen und nahm für den Fall, dass doch etwas an dem Prophetenspruch dran sei, die Astrologen in die Pflicht, ihn dann sofort zu informieren (Mat 2,6.8).
Gläubige Juden haben diesen Prophetenspruch anders aufgefasst, als Herodes, während die Astrologen ohne diese Vorkenntnis der jüdischen Schriften handelten. Es darf deshalb unterstellt werden, dass „der Stern“, als dieser „vor ihnen voraus, bis er stehenblieb, oben darüber, wo das Kind war“ leuchtete, von den Astrologen als Bestätigung für ihre Handlung aufgefasst wurde (Mat 2,9.10). Natürlich wäre es hier durchaus angebracht gewesen, die Gäste aus der Ferne nach Betlehem herabzuführen! Es ist an dieser Stelle auch nicht die geringste Spur von Glauben erkennbar.
Fazit
Die Astrologen folgten zuerst dem Stern als Zeichen, dann weiter der Auskunft über den genauen Ort aus den Schriften und wurden auf dem Weg durch eine Lichterscheinung erfreut, da sie damit in ihrer Handlung bestätigt und letztlich in Betlehem fündig wurden!
Legt man das Zodiakallicht am 12. November 7 zugrunde (1.1.1), war es gewissermaßen das Haupt dieses Kindes, und unmittelbar über dem Kind der Engel, was die Astrologen wieder bestätigte! – Prot Ev Jak 21,3.4 (1.1.4) Sie huldigten dem Kind, legten ihre Gaben ab und, vom Engel gewarnt („im Traum“, d. h. nach einer Übernachtung – Mat 2,12), verließen sie den Ort auf einem anderen Weg.
Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich schaue ihn, aber nicht nahe. Es tritt hervor ein Stern aus Jakob und ein Zepter erhebt sich aus Israel und zerschlägt die Schläfen Moabs und zerschmettert alle Söhne Seths. – 4. Mose 24,17 (rev. Elb)
Nach Orgiens war der Stern in den Schriften vorausgesagt worden (Num 24,17 und seine Kometentheorie).
Schon vor der Zeitenwende wurde diese Weissagung herangezogen, um auf den Endkrieg (1QM 6b-7) und auf personelle Legitimationen (4Q174 Kol. III, 11b-12; 4Q175 mit Dtn 18,18f) aufmerksam zu machen.
In einem Zusammenhang kommt Num 24,17 mit Am 5,26.27 u. U. eine Nähe zum Saturn zum Ausdruck – CD VII 13-21 (= 4Q266 Frg. 3 Kol. IV; 4Q269 Frg. 5). Die Bedeutung der Schriftstelle ist jedoch nicht so klar. In CD wird ausgelegt:
Als nämlich die beiden Häuser Israels sich trennten, 13 fiel Efraim von Judah ab und alle Abtrünnigen wurden dem Schwert überliefert, aber jene, die (an Judah) festhielten, 14 retteten sich ins Nordland [ ]. Wie Er gesagt hat (Am 5,26-27): Ich verschleppe die SKWT eures Königs 15 und den Kiwan eurer Bilder fort über die Zelte von Damaskus hinaus! Die Schriftrollen der Thora, sie sind die SKWT (!) (Hütte) 16 des Königs, wie Er gesagt hat (Am 9,11): Und ich richte die zerfallene Hütte Davids wieder auf. – Der König, 17 das ist die Gemeinde und der Kiwan der Bilder das sind die Propheten-Schriftrollen, 18 deren Worte Israel verachtet hat. [ ] Und der Stern (Am 5,26), das ist der Thora-Darleger, 19 der nach Damaskus gekommen ist, wie es geschrieben steht (Num 24,17): Es ging ein Stern aus Jakob auf, ein Szepter erhob sich 20 aus Israel. Das Szepter, das ist der Fürst der ganzen Gemeinde, und bei seinem Auftreten wird er zerschmettern 21 alle Söhne des Seth. [ ] Diese sind entronnen in der ersten Zeit der Heimsuchung, (Kol. VIII, 1) doch die Abtrünnigen hat man dem Schwert überliefert. – CD VII 13-21; VIII, 1 (Maier 1995)
Kiwan ist der Saturn, der hier mit den Propheten-Schriftrollen in Verbindung gesetzt wird. Israel war der Sternenkult untersagt (Dtr 4,19). Amos 5,26 muss deshalb gesondert untersucht werden.
Verbindungen zu Num 24,17 als einem Himmelskörper fehlen.
Für das Erscheinen des Sternes (Mat 2,1-12) fehlt aus der Magiergeschichte heraus jede schriftgemäße Begründung, was darauf schließen lässt, dass es sich um einen geschilderten Bericht und nicht um eine spätere Aufarbeitung handelt.
Im Lobpreis des Zacharias (1.1.2) wird „der Aufgang eines Sterns“ als Bestandteil einer Rede, die „mit heiligem Geist erfüllt“ und als „prophetisch“ Bezeichnung findet, geschildert (Luk 1,67.78b).
Ist die Zeit des Aufgehens des Sternes mit dem Geburtstermin des Johannes stimmig (Mat 2,6; Luk 1,26), ist „der Stern“ Vorzeichen der Erfüllung der Prophezeiung, dass Israel einen König bekommt, dessen Vorbereitung durch seinen Sohn Johannes erfolgen wird (Luk 1,76.77). An Num 24,17 sei darauf ferner gedacht worden.
Die vierte Bileam-Weissagung wendet sich zuerst an Balak:
„Komm doch, ich will dir ratend anzeigen, was dieses Volk deinem Volk danach, am Ende der Tage, tun wird.“ – Num 24,14 (NWÜ).
Der Rahmen dieser Prophezeiung ist lokal zwischen diesen Völkern angelegt. Es geht im Kern zwar um Herrschaft aber nicht um eine messianische Verheißung! Allerdings kann sich Herodes als Hasmonäer hier unter Umständen angesprochen gefühlt haben.
Fazit
Der Stern in Numeri 24,17 wurde auf Herrschaft, deren Legitimation und Unterweisung hin, nicht aber in astronomischen Sinne, aufgefasst! Die Nachfrage der Astrologen überrascht daher das Umfeld und kann von Herodes als eine Bedrohung seiner Herrschaft im Sinne von Numeri 24,17 aufgefasst worden sein.
Jehova spricht durch Amos die Feste der Juden an:
21 Ich hasse und verschmähe eure Feste; ich mag eure Festfeiern nicht mehr riechen. 22 Und wenn ihr mir auch Brandopfer darbringt, an euren Gaben habe ich keinen Gefallen, und die Dankopfer mit euren Mastkälbern mag ich gar nicht sehen. 23 Hinweg mit dem Geplärr eurer Lieder; ich mag auch das Spiel der Harfen nicht mehr hören.
24 Wenn doch das Recht sprudeln möchte wie ein Wasserquell und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach!
25 Habt ihr mir in der Wüste vierzig Jahre lang hindurch Opfer und Gaben dargebracht, ihr vom Hause Israel?
26 Habt ihr nicht eure Bilder getragen für euren König Sakkuth und für Kewan? Habt ihr nicht für sie das Sternbild eurer Götter angefertigt?
27 Darum will ich euch über Damaskus hinaus verschleppen, spricht der HERR, Gott der Heerscharen ist sein Name. – Am 5,21-27 (Bruns)
Festopfer werden dem Recht und der Gerechtigkeit gegenübergestellt (5,21-24). Ein Rückblick auf die 40 Jahre Wüstenwanderung verrät die gleiche Ironie. Sie Opfern 40 Jahre lang, handelten aber nicht entsprechend.
Sakkuth/Sikkuth und Kaiwanu/Kiun sind Sternbilder, also Hinweise auf Astrologie (Wuppertaler Studienbibel, M. Holland, 168).
Ist in Amos wirklich Astrologie angesprochen, die bereits während der Wüstenwanderung gepflegt wurde? Nach der Auslegung in der Damaskusschrift als ältesten Kommentar sind „Die Schriftrollen der Thora, … die SKWT“ und „der Kiwan der Bilder das sind die Propheten-Schriftrollen, deren Worte Israel verachtet hat.“ (1.2.2)
Hier ist die Verschriftung dem Kult als Überlegen gegenübergestellt worden! „Der Stern, das ist der Thora-Darleger, der nach Damaskus gekommen ist“, steht hier im Zentrum, „wie es geschrieben steht (Num 24,17): Es ging ein Stern aus Jakob auf, ein Szepter erhob sich aus Israel. Das Szepter, das ist der Fürst der ganzen Gemeinde“
Erst die Dopplung im Text bringt uns weiter. Sowohl Sakkut als auch Kiwan können auf den Saturn als Sterngottheit zurückgeführt werden.27 Der Vorwurf an Israel, dieser Gottheit als ihrem König zu dienen, schon während der Wüstenwanderung, ist ein Hinweis auf deren Bezug als ihren Stern. Diese Vorstellung stammt aus ihrem Ursprungsland und sollte sie auch wieder dorthin bringen, hinter Damaskus hinaus, nach Mesopotamien!
Auch wenn wir hieraus einen Stern für Israel ableiten würden, war Israel deren Beobachtung in astrologischen – und/oder religiösen Sinne streng untersagt (Dtr 4,19).
„Mit heiligem Geist erfüllt“ lobpreist Zacharias (1.1.2) den „Aufgang eines Sterns“ als Vorzeichen der Erfüllung der Prophezeiung, dass Israel einen König bekommt, für dessen Vorbereitung sein Sohn Johannes in Zukunft wirken würde (Luk 1,67.76.77.78b).
Die Astrologen hingegen handelten aus ihrem Fachwissen heraus und nannten die Jupiter-Saturn-Konjunktion „seinen (d. h. Israels) Stern“ (Mat 2,1).
Fazit
Aus Amos 5,26 ist ein Bezug zwischen Israel und dem Saturn erkennbar, deren Beobachtung schon während der 40 Jahre Wüstenwanderung erfolgte, was in Amos prophetisch als Wortspiel, auf Israels zukünftige Wanderung „über Damaskus hinaus“ zum kultischen Ursprungsbereich der Sterndeutung, zu verstehen ist. Die Damaskusschrift ist eine auf eine Person gerichtete Auslegung, welche die Verschriftung und den Ort Damaskus aufgreift.
Den Stern als außerordentliche Erscheinung für den Messias zu sehen ist, nach Zacharias Worten richtig, nach dem Magierbericht „aus dem Osten“ bestätigt, für Israel aber auf religiösem Gebiet nicht fassbar und prophetisch erstmals durch Zacharias belegt.
Simon, dessen Herkunft in Lukas nicht näher bezeichnet wird, ist im Tempel in Jerusalem zugegen, als Jesu Eltern vierzig Tage nach der Geburt dort Opfer darbringen wollen (Luk 2,22-24).
25 Und siehe, da war ein Mensch in Jerusalem namens Sịmeon, und dieser Mensch war gerecht und ehrfurchtsvoll und wartete auf Israels Trost, und heiliger Geist war auf ihm. 26 Ferner war ihm von Gott durch den heiligen Geist geoffenbart worden, daß er den Tod nicht sehen werde, bevor er den Christus Jehovas gesehen hätte. 27 Unter der Macht des Geistes kam er nun in den Tempel; und als die Eltern das kleine Kind, Jesus, hereinbrachten, um mit ihm nach dem gewohnten Brauch des Gesetzes zu verfahren, 28 da nahm er es selbst in seine Arme und segnete Gott und sprach: 29 „Nun, Souveräner Herr, entläßt du deinen Sklaven in Frieden, deiner Erklärung gemäß; 30 denn meine Augen haben dein Mittel zur Rettung gesehen, 31 das du angesichts aller Völker bereitet hast, 32 ein Licht zur Beseitigung des Schleiers von den Nationen und eine Herrlichkeit deines Volkes Israel.“ 33 Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich fortgesetzt über die Dinge, die über ihn geredet wurden.“ – Luk 2,25-33 NWÜ.
Dieser nicht näher bezeichnete Simon führt jedoch im Tempel eine Amtshandlung aus (2,27b), die er nicht übertragen wollte (2,28), denn er wusste über dieses Kind durch heiligen Geist, dass es der Christus war (2,26). Deshalb segnet er das Kind (2,29-33). Seiner Handlung nach ist es ein ranghoher Priester. Das wird auch durch das Protoevangelium des Jakobus gestützt. Nachdem Simon Zacharias Nachfolger wurde, heißtes: „Ihm wurde vom Heiligen Geist eröffnet, noch zu seinen Lebzeiten den Christus als Mensch sehen zu dürfen“, – Prot Ev Jak 23,4 (1.1.4). Wie Zacharia, so gehörte auch er der Abteilung Abijas an (Luk 1,5).
Über vierzig Tage vor dieser Begebenheit wurde das Kind von Maria geboren (Lev 12,1-4; Luk 2,22-24). Die 72. Woche seit der Offenbarung an Zacharias war auch die Woche seines Martyriums!
Diese Übereinstimmung macht eine Chronologie möglich:
Luk 1,5.8-9
Abijas Abteilung, Zacharias
Vor dem 08. Sep 08
Luk 1,23
Geht Heim / Empfängnis
Ab 25. Aug 08
Luk 1,26.36
Elisabeth im 6. Monat
Jan/Feb 07
Luk 1,39
Geht zu ihr / Empfängnis
Anfang Feb 07
Luk 1,42
Marias Schwangerschaft
40 Wochen
1. Begegnung
Jupiter-Saturn-Konjunktion
27. Mai 07
Luk 1,57
Geburt Johannes
Ab dem 27. Mai 07
Luk 1,78
Lobpreis des Zacharias
Ab dem 04. Juni 07
2. Begegnung
Jupiter-Saturn-Konjunktion
29. Sep 07
Mat 2,1-8
Magier in Jerusalem
29. Sep 07
Luk 2,1-3
1. Einschreibung, Quirinius
Luk 2,4-7
Geburt Jesu
Vor dem 12. Nov 07
Luk 2,8-20
Hirten/Herden im Freien
Okt/Nov
Zodiakallicht ü. Betlehem
12. Nov 07
Mat 2,9-12
Magier in Betlehem
12. bis 13. Nov 07
3. Begegnung
Jupiter-Saturn-Konjunktion
03. Dez 07
Luk 2,22-24. 39
40 Tage nach der Geburt sowie drei Reisetage
Vor dem 25. Dez 07
Neben den biblischen und astronomischen Zeugnissen fügen sich die Angaben im Papyrus Cairensis erstaunlich genau ein (1. Ululu =30. Aug)! Das Evangelium nach Jakobus bestätigt beide Zeugnisse durch personale und chronologische Zusammenhänge (1.1.3/4).
Dass Simon in Lukas nicht explizit als Priester bezeichnet wird, kann auf ein Schutzbedürfnis zurückgeführt werden. Zacharias, Priester aus derselben Abteilung, wurde in dieser Woche vermisst und von da an nicht mehr gesehen.
Der Bericht über sein Martyrium ist in Matthäus Sammlung der Wehe-Sprüche Jesu angehängt worden (Mat 23,33-36). Er selbst nennt bei einem Tischgespräch, was die Weisheit Gottes (Luk 7,35) gesagt hat (Luk 11,49-51). Er bezieht sich nicht, wie häufig angenommen, auf den Sacharja in 2Chr 24,22 sondern auf einen Sohn Barachjas (Mat 23,35; vgl. Luk 1,59-63).
Das Gebet Daniels wurde „durch die Zahl der Jahre, über die das Wort Jehovas an Jeremia, den Propheten, ergangen war, 70 Jahre“ (Da 9,2) veranlasst, beginnt mit einem Schuldbekenntnis (Da 9,3-14) und setzt sich mit der flehentlichen Bitte um die Wiederherstellung des heiligen Berges (Jerusalem) fort (Da 9,15-19). Noch während seines Gebetes traf der Mann Gabriel, bekannt aus seiner Vision zu Beginn (Da 10,1-12,13), bei Daniel ein, um ihm Einsicht bezüglich der Zeiten zu vermitteln (Da 9,20-23).
Dies wird regelmäßig unterschätzt, und ist zugegeben, auch erst einmal in seiner ganzen Dimension freizulegen. Dazu ist die Kenntnis der Woche als Kalender in Israel mit seinen sieben Tagen/Wochen/Jahren/ Jahrwochen/Jubiläen wichtig, die in der Bibel nur in Daniel vorkommt.28 Weitere wichtige Faktoren für unser heutiges Verstehen ist die Identifikation von „Darius, dem Meder“ (Da 9,1; 11,1), die Chronologie um die 70 Jahre Jeremias (Da 9,2; Jer 25,11-12) und die Länge des Exils und damit auch den Ausgangspunkt der Prophezeiung Daniels.
Wie wurde auf Daniels Bitte eingegangen? Mit einem Zeitmuster, das weit über sein Gebet hinaus die Frage nach dem heiligen Berg auf den Ebenen Wochen/Jahre/Jahrwochen beantwortet und eine weitreichende Gültigkeit besitzen soll!
Bedauerlicherweise haben hier die Instrumente der Spätdatierung die Wucht einer Voraussage abgeschwächt. Es bleibt deshalb abzuwarten, wie die Forschung die Offenlegung des Befundes aus der Chronologie aufnehmen wird? Die innere Dynamik spricht für eine Abfassungszeit gemäß der Selbstauskunft der Texte!
Die Zeitmuster um die Wochenprophezeiung im Strom der Zeit
Daniel 9,24-27
Tage/Wochen/Jahre
Bedeutung
Quellen
69/70 Wochen
in Woche für Tag
für Gottes Volk
Esther 3,7 8,9
7/62/1 Wochen
in 7Tage Wochen
für Daniel
Daniel 9,1-3 Esra 3,8 Haggai 1,1.15 2,1.3.10.18.20 Sacharja 1,1.7.12 8,9 3,1-10
7 Wochen
für den Tempel
Esra 6,15
62 Wochen
in Woche für Jahr
für Jerusalem
Nehemia 2,1 6,15
1 Woche
für Nehemia
Nehemia 1,1
62/7 Wochen
bis zum Messias
Nehemia 2,1-9 Lukas 3,1.2.21
1 (2x½) Wochen
in 7Jahr Wochen
Drei Schlüssel um Juden, Samariter und Nationen für den Messias zu erschließen
Apostelgeschichte 8,14-17 10,44-48 Johannes 4,20-26 Lukas 9,51-53
7 Wochen
Lukas 3,1.2.21 4,16-21
62 Wochen
in 7Tage Wochen
für den Messias
Lukas 3,1.2.21 23,54
1 Woche
Apostelgeschichte 1,1-11 2,1-4
In der Tabelle sind 5 Grundbeziehungen zu erkennen:
1. Für Daniel als Empfänger der Wochenprophezeiung durch den Engel Gabriel war sie eine Antwort Gottes auf sein Gebet über Jerusalem im 1. Jahr Darius. Er konnte nach diesen Wochen im 2. Jahr Darius erfahren, wie der Wiederaufbau vom Tempel in Jerusalem in Gang kam.
1. Jahr Darius
Daniel bekommt durch Gabriel die Wochenprophezeiung
7
1. Jahr/07. Monat /01. Tag
Altar gebaut Morgen- und Abendopfer
62
2. Jahr im 02. Monat nach der Ankunft in Jerusalem 2. Jahr/09. Monat/24. Tag
Grundlage des Tempels wurde gelegt
1
Sacharja 3,8-10
Josua als Vorzeichen
2. Für Jerusalem und den Tempel ist die Wochenprophezeiung ein festgelegter Zeitplan:
7
522 - 515
Von den Thronwirren, die zu Darius Herrschaft führten bis zur Einweihung des Tempels in Jerusalem
62
515 - 453
Von der Tempeleinweihung bis zum Erlass für den Mauerbau
1
452
Nehemias Umsetzung
3. Vom Erlass des Mauerbaus Jerusalems bis zum Messias:
62
453 – 21
Vom Mauerbau durch Nehemia mit der Unterstützung Artaxerxes bis zum Tempelneubau durch Herodes
7
21 v. u. Z. – 29 u. Z.
Vom Tempelneubau durch Herodes bis zum Passah
1
30 - 37
Judenchristen, Samariter und Heiden empfangen den heiligen Geist
4. Jesu Lehrtätigkeit, seine Auferstehung und der Heilige Geist:
1
Beginn der 1. Woche
Jesus lässt sich von Johannes taufen
7
Ende der 7. Woche
Jesus ruft ein Jubeljahr aus
62
Ende der 62. Woche
Jesus stirbt an einem Passah
69
Ab der 63. Woche
Jesus erscheint seinen Jüngern
70
70. Woche
Jesus sendet den Heiligen Geist vom Vater her auf die Jünger aus
5. Die Bedrohung des Volkes Gottes zurzeit Ahasverus:
7
12. Jahr/1. Monat/13. Tag
Haman lässt einen Erlass zur Vernichtung des Volkes Gottes ins ganze persische Reich versenden.
62
12. Jahr/3. Monat/23. Tag
Mordechai lässt einen Erlass durch das ganze Reich senden, der die Juden stärkt.
(1)
12. Jahr/12. Monat/ (13. Tag per Purim) 14. und 15. Adar
Die Juden siegen dadurch über ihre Feinde − Esther 3,13 Das Purimfest soll daran erinnern!
Der Zusammenhang zur Taufe Jesu erschließt sich mit der Analyse von Jesu Lehrtätigkeit im Kontext der Wochenprophezeiung. Dieser bisher unbeachtet gebliebene Zusammenhang mit der Wochenprophezeiung Daniels gibt uns Auskunft über die geplante Länge des Dienstes Jesu. Wir rechnen Daniel 9 traditionell in Jahrwochen, was zwar richtig ist und auch in Übersetzungen Eingang gefunden hat, beantworten damit aber nicht die Frage nach dem Warum! Warum die Einteilung in Wochen?
Ein für uns wichtiger Ansatz ist die Beobachtung buchstäblicher Wochen29 von Jesu Tod aus gesehen im Rückblick. Eine analytische Untersuchung, die ein Einwirken Gottes nicht einfach ausschließt, sieht hier den ersten wichtigen Ansatz, gerade wenn sich so methodisch nachweisen lässt, dass Jesus zur richtigen Zeit wirkte.
Ist Jesus am 7. April 30 am Ende der 62. Woche gestorben, stand zu Beginn der 1. Woche am 29. Januar 29 seine Taufe auf dem Zeitplan.30 Es schreibt sich das 15. Regierungsjahr von Tiberius Cäsar. Am Ende der 69. Woche, am 25. Mai 30 wurde zu Pfingsten der Heilige Geist ausgegossen (Dan 9,24-27; Apg 2,1-4).
Diese Chronologie legt also zunächst 62 Wochen ab der Taufe zugrunde und ordnet Geschehen, so weit möglich, Zeiten zu (Mat 3,13-17; Mar 1,9-11; Luk 3,21-22). Diese Zeitanalyse berücksichtigt den Schreibstil, Orte, Wege, Feste, Jahresszeiten, Klima und vieles mehr, was nach und nach seinen Niederschlag finden wird.
Wichtig ist für uns, dass Daniel 9 keine 3½jährige Tätigkeit Jesu ab seiner Taufe impliziert, sondern im Gegenteil die Einjahres-These mittels einer erstmaligen Wochenanalyse hervortritt.
Nach der Zeit seiner Erprobung (Luk 4,1-13) kehrte Jesus nach Galiläa zurück und begann sein Lehrwerk in ihren Synagogen (Luk 4,14-15). Am nächsten Sabbat31 besuchte Jesus gemäß seiner Gewohnheit die Synagoge von Nazareth. Hier wurde ihm die Buchrolle von Jesaja gereicht, woraus er Jesaja 61,1-2 vorlas und vor allen sprach: „Heute ist dieses Wort erfüllt worden!“ Jesus sagte somit ein Jahr des Wohlwollens an, wie es in alter Zeit in Form eines Jubeljahres auf 7 x 7 Jahresperioden für das 50. Jahr ausgerufen werden sollte (Lev 25,8-10).
Für eine Beurteilung der Bedeutung dieser Begebenheit sind bestimmte Kriterien entscheidend.
Ein Kalender in Jahrwochen
Der genaue Zeitpunkt dieser Verlesung
Die genaue Abgrenzung dieses Jahres des Wohlwollens
(1.) Das Buch der Jubiläen gehört zu den ältesten Belegen für Jahrwochen. Ein Priesterkalender (1Chr 23,7-9) ist in den Schriftfunden vom Toten Meer gut belegt. Ein Jahr hatte durchschnittlich 364 Tage (354+354+384). Der längste Kalender (4Q319) umfasst eine Zeit vom zweiten bis siebten Jubiläum (6x7x7 Jahre). Jedes Siebente Jahr war ein Sabbatjahr. Durch den schrittweisen Rückfall von 1¼ Tag entstand eine abweichende Zählung. Dieser Kalender wurde zurzeit Jesu neben dem Mondkalender gebraucht und stand dazu in Konkurrenz.
Das bedeutet für uns, dass ein Jahr des Wohlwollens nicht mit dem damaligen Mondkalender in Übereinstimmung sein muss.
(2.) Der Zeitpunkt für diesen Ausruf fällt denkbar günstig, wenn dieser Sabbat beim Purimfest war. Zurzeit von Mordechai und Esther wurden vom judenfeindlichen Harman der 12. Adar per Los ermittelt und der Folgetag als Tag der Vernichtung für die Juden festgelegt (Est 3,7.13). Dieser Plan wurde jedoch vereitelt und kehrte sich zu einem Siegestag der Juden über ihre Feinde um. Das Purimfest am 14. und 15. Adar soll den Juden dieses Ereignis wachhalten (Est 8,1-2.7-9.12-13; 9,1.17.18). Am 13. Nisan wurden die Satrapen mit dem Tötungserlass durch das ganze persische Reich gesandt (Est 3,7.12). Am 23. Siwan gingen entlastende Briefe von Mordechai durch die Satrapen ins ganze Reich (Est 8,9.17). Vom 13. Nisan bis zum 23. Siwan waren das 69 Tage Bedrückung. Die Juden hatten die Vernichtung vor Augen. Es wurde gefastet und zu Jehova gefleht.
Jesus lass in der Synagoge Jesaja 61,1-2 vor: