Die ottonischen Kirchen St. Servatii, St. Wiperti und St. Marien in Quedlinburg - Michael Meisegeier - E-Book

Die ottonischen Kirchen St. Servatii, St. Wiperti und St. Marien in Quedlinburg E-Book

Michael Meisegeier

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Beschreibung

Im Jahr 2010 wurden die archäologischen und baugeschichtlichen Forschungen von Gerhard Leopold zu den drei angeblich ottonischen Kirchenbauten Quedlinburgs veröffentlicht. Da der Autor die Rekonstruktionen Leopolds zur Baugeschichte aller drei Bauten für verfehlt hält, bietet er alternative Rekonstruktionen der Baugeschichten unter demselben Titel als notwenige Revision an.

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Der Autor wurde 1950 in Erfurt geboren. Er studierte in Weimar Bauingenieurwesen und schloss das Studium 1977 mit der Promotion ab. Danach war der Autor bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2015 in einem Erfurter Planungsbüro tätig.

Seit mehr als 40 Jahren beschäftigt sich der Autor mit romanischer und vorromanischer Kunst sowie mit der Geschichte des frühen Kirchenbaus vom frühchristlichen Kirchenbau bis zum Kirchenbau des 13. Jahrhunderts.

Veröffentlichungen des Autors zum Thema:

"Frühe Kirchenbauten in Mitteldeutschland. Alternative Rekonstruktionen der Baugeschichten"

2016, 132 S., BoD - Books on Demand, Norderstedt ISBN: 9783743180703

"Der frühchristliche Kirchenbau - das Produkt eines Chronologiefehlers. Versuch einer Neueinordnung mit Hilfe der HEINSOHN-These"

Im Anhang u. a. Exkurs: Die Erschaffung der karolingischen und ottonischen Baukunst

2017, 280 S., BoD - Books on Demand, Norderstedt

ISBN: 9783848256686

"Das Heilige Grab in Gernrode - alles klar, oder? Eine alternative Baugeschichte"

Im Anhang Exkurs: Die "Reliquienkammer" in der Ostkrypta der Stiftskirche in Gernrode

2018, 60 S., BoD-Books on Demand, Norderstedt

ISBN: 9783746097381

Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkungen

Fragwürdige Schriftquellen

Die Stiftskirche St. Servatius

Grabungen durch GIESAU und WÄSCHER

Gelber Mörtel

Bisherige Rekonstruktionen der Baugeschichte

Vorschlag einer neuen Rekonstruktion der Baugeschichte

Weihenachricht von 1021

Zeittafel zur Baugeschichte bis 1320:

Die Kirche St. Wiperti

Vorbemerkungen

Bisherige Rekonstruktion der Baugeschichte

Vorschlag einer neuen Rekonstruktion der Baugeschichte

Die ehemalige Klosterkirche St. Marien auf dem Münzenberg

Vorbemerkungen

Der Kirchenbau

St. Servatius, St. Wiperti und St. Marien als Eigenkirchen

Literaturverzeichnis

Vorbemerkungen

Die 2010 erfolgte Veröffentlichung der bisherigen archäologischen und baugeschichtlichen Forschungen zu den Quedlinburger Kirchenbauten St. Servatius, St. Wiperti und St. Marien auf dem Münzenberg in

LEOPOLD, Gerhard:

"Die ottonischen Kirchen St. Servatii, St. Wiperti und St. Marien in Quedlinburg"

bot dem Autor Gelegenheit, sich noch einmal und etwas intensiver mit diesen drei hochinteressanten Kirchenbauten Quedlinburgs zu befassen. Der Text LEOPOLDs, den dieser bereits 2002 vorgelegt hatte, wurde 2010 durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt posthum veröffentlicht. Zur Stiftskirche St. Servatius hatte davor zuletzt 1980 VOIGTLÄNDER umfänglich publiziert.

LEOPOLD war als langjähriger Mitarbeiter des damaligen Instituts für Denkmalpflege Halle für die Quedlinburger Kirchenbauten zuständig.

Seine Arbeiten stellen einen bedeutenden Beitrag dar für die Erforschung der Baugeschichte dieser frühen Quedlinburger Bauten, als auch darüber hinaus, u. a. für die Marienkirche in Memleben, den Dom zu Halberstadt, die Dombauten zu Naumburg und Magdeburg.

LEOPOLDs unerschütterlicher Glaube an die so genannten zeitgenössischen Schriftquellen und an deren Wahrheitsgehalt versperrten ihm leider, und nicht nur ihm, sondern fast allen bisherigen Bauforschern, den Weg zu realistischen Rekonstruktionen der Baugeschichten.

Erst das Loslösen von den Gründungsmärchen der Schriftquellen und das Aufgeben einer verklärenden Sicht auf die Geschichte des frühen und hohen Mittelalters ebnen den Weg zu den wirklichen Baugeschichten.

Der Autor hat für das vorliegende Buch bewusst den Buchtitel der Veröffentlichung von LEOPOLD wörtlich übernommen, um den unmittelbaren Bezug auf diese Veröffentlichung deutlich zu machen. Aus Sicht des Autors wäre statt der Bezeichnung "ottonische Kirchen" der Terminus "frühromanische Kirchen" richtiger gewesen, da er die von den Historikern dargebotene Geschichte der Ottonen für ein weitestgehend frei erfundenes Konstrukt hält, womit die Ottonen als Protagonisten einer Kunst- und Geschichtsepoche grundsätzlich ausfallen.

Für die Stiftskirche St. Servatius hat der Autor bereits 2016 eine neue Rekonstruktion der Baugeschichte vorgeschlagen [MEISEGEIER 2016, 11ff]. Durch seine weitere Arbeit am Thema und das intensive Befassen auch mit den beiden anderen frühen Kirchen Quedlinburgs konnte der Autor seine Rekonstruktion der Baugeschichte und die Argumentation schärfen. Damit konnten zwar Teile des damaligen Textes einfach übernommen werden, jedoch machte sich die Beschäftigung mit dem so genannten "Gelben Mörtel" zusätzlich erforderlich. Der Abschnitt zur vorgeschlagenen neuen Rekonstruktion der Baugeschichte bedurfte einer grundsätzlichen Überarbeitung.

Kürzlich erschien ein Sonderdruck in den Beiträgen zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 82 mit einem Artikel von SCHIMPFF, in dem er ein 2016 von BEHRENS erschienenes Buch mit dem Titel "Deutsche Königspfalzen im Harz von Werla bis Quedlinburg" anzeigt. In einem gesonderten Abschnitt geht er auf einen angeblich zweiten Kirchenbau auf dem Quedlinburger Schlossberg ein, welcher 1980 von BEHRENS entdeckt sein soll. Aufgefunden hatte BEHRENS damals, direkt vor dem Ostgiebel des nördlichen Schlossflügels, ein Apsisfundament und eine Brandschicht. Entsprechende Befunde im Bestand des Nordflügels wiesen unzweifelhaft auf einen Sakralbau hin. BEHRENS datierte diesen Bau in das 10. Jh. und sah in ihm die Burg- bzw. Pfalzkirche, in der Heinrich I. beigesetzt wurde und die 1070 abgebrannt ist. Später sei sie zu einer Art Doppelkapelle umgebaut worden. SCHIMPFF beklagt den Umgang mit den Ergebnissen von BEHRENS schon durch das damalige Institut für Denkmalpflege Halle bis heute durch die Nachfolgeeinrichtung, das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, und hält eine "quellen- und nicht meinungsorientierte Diskussion" für überfällig [SCHIMPFF, 448].

SCHMITT, Mitarbeiter beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, sieht in den Resten "die Ostteile mit Apsis der Äbtissinnenkapelle des frühen 13. Jahrhunderts" [SCHMITT, 272].

Der Autor kann der auf die Schriftquellen fokussierten Interpretation von BEHRENS nicht folgen. Die Schlossbauten sind vermutlich Nachfolgebauten der ehemaligen Stiftsklausur. Nach VOIGTLÄNDER werden 1199 das Dormitorium und das Refektorium erwähnt [18]. Eine Identifikation des Sakralbaus als Äbtissinnenkapelle, wie von SCHMITT vorgeschlagen, ist daher naheliegend. Eine Doppelkapelle wäre für einen Klausurbereich eher ungewöhnlich; aber ein zweigeschossiger Bau mit dem Kapitelsaal im Untergeschoss dagegen durchaus denkbar.

In seine damalige Veröffentlichung zu den frühen Kirchen in Mitteldeutschland hatte der Autor weder die Wipertikirche noch die Marienkirche auf dem Münzenberg aufgenommen, da er diese im Vergleich zur Stiftskirche auf dem Burgberg als jünger ansah. Unzweifelhaft sind diese beiden Kirchenbauten jedoch Bauten der frühen Romanik und "verdienen" die Bearbeitung.

Wie schon bei der Stiftskirche gelingt es dem Autor, insbesondere für die Wipertikirche eine alternative, glaubhaftere Baugeschichte vorzuschlagen, die deutlich von der Rekonstruktion LEOPOLDs abweicht.

Als LEOPOLD die Marienkirche bearbeitete, war die Reste der Klosterkirche noch innerhalb der auf dem Münzenberg vorhandenen kleinteiligen Wohnbebauung fast verborgen und nur sehr begrenzt zugänglich. Aus diesem Grund musste sich LEOPOLD für St. Marien im Wesentlichen auf die Anfang des 20. Jh. erfolgten Aufmaßarbeiten und baugeschichtlichen Untersuchungen von ZELLER stützen, was seine Möglichkeiten sicher einschränkte.

Zum großen Glück sind die Reste heute aufgrund einer wirklich beispielhaften Privatinitiative zum großen Teil restauriert und werden dem Besucher durch einen Museumsverein ansprechend präsentiert.

Seit 2000 werden die baulichen Überreste von Dr. Michael Scheftel (Büro Bauforschung/ Denkmalpflege/Stadtgeschichte Lübeck) nach eigenen Angaben begleitend untersucht und dokumentiert.

Trotzdem steht leider bis heute eine moderne bauarchäologische Untersuchung der Reste der Marienkirche und die baugeschichtliche Interpretation der Ergebnisse aus. Die sporadischen, punktuellen Untersuchungen am Bau durch SCHEFTEL können eine solche sicher nicht ersetzen. Zum anderen sind auch heute noch einige für die Bewertung wichtige Bereiche des Baus durch noch genutzte Wohnbauten einfach nicht zugänglich.

Trotzdem ermöglichen die Arbeiten von LEOPOLD und SCHEFTEL den Autor, eine eigene Rekonstruktion der Klosterkirche vorzuschlagen, die für bisher offene Probleme, u. a. für die Emporen über den Seitenschiffen, glaubhaftere Lösungen anbietet.

Fragwürdige Schriftquellen

Um es vorwegzunehmen, wirkliche Baunachrichten für die frühe Baugeschichte gibt es für alle drei Bauten nicht. Die Baugeschichte wurde sozusagen aus verschiedenen vermeintlich zeitgenössischen Schriftquellen erschlossen.

Als wichtigste und fast einzige Quellen sind hier zu nennen:

Res gestae Saxonicae

(Sachsengeschichte) des Widukind von Corvey,

angebliche Entstehungszeit: um 967-973,

Berichtszeit: Weltchronik-973

Vita Mathildis reginae,

angebliche Entstehungszeit: um 973, um 1002, Berichtszeit: 894-968

Annales Quedlinburgenses

Berichtszeit: Weltchronik-1025

Chronica Thietmari,

angebliche Entstehungszeit: 1012-1018,

Berichtszeit: 901-1018

Chronik des Annalista Saxo,

angebliche Entstehungszeit: um 1140-um 1160

Annales Magdeburgenses,

angebliche Entstehungszeit: 1188-1200,

Berichtszeit: Weltchronik-1188, 1453, 1460

Wie schon vom Autor in [MEISEGEIER 2016, 5ff] ausgeführt, ist es nach FAUßNER [ANWANDER zu FAUßNER 23f] erwiesen, dass die Sachsenchronik eine Fälschung des 12. Jh. durch Wibald (1098-1158), Abt von Stablo und Corvey, ist. Von FAUßNER sind schon andere für die Ottonenzeit so wichtigen zeitgenössischen Quellen wie die Gesta Oddonisder Hrotsvith von Gandersheim, die Vita brunonis von Ruotger, das Ottonianum von Heinrich II. und andere als Werke des Fälschers Wibald benannt worden [ILLIG 2007, 410].

Nach FRANZ ist neben der Sachsenchronik Widukinds auch die Chronik Thietmars zweifelsfrei durch Wibald im 12. Jh. geschaffen worden.

Ebenfalls nach FRANZ waren die Quedlinburger Annalen eine der Quellen Wibalds für die Chronik Thietmars [239]. Ausgehend von der bei ILLIG beschriebenen üblichen Arbeitsweise Wibalds, wonach die Originalquellen „bearbeitet“ wurden und danach die Originale vernichtet wurden [ILLIG 2007, 408], muss man auch bei den Quedlinburger Annalen von einer Wibaldschen Bearbeitung ausgehen.

Die beiden Quellen Chronik des Annalista Saxo und Annales Magdeburgenses sind schon nach traditioneller Auffassung erst Werke des 12. Jh.

Wie schon aus seinen früheren Publikationen bekannt sein dürfte, steht der Autor den so genannten zeitgenössischen Schriftquellen äußerst kritisch gegenüber. Er hält sämtliche auf uns überkommene Chroniken, Urkunden und sonstige Schriftstücke vor dem und bis weit in das 12. Jh. hinein für Pseudepigraphen, d. h. Falschzuschreibungen, Fälschungen oder zumindest in späterer Zeit grundlegend überarbeitet. Davon sind alle Schriftquellen, die die karolingische und ottonische Zeit, aber auch die Zeit der Salier und Staufer betroffen.

Da sich die traditionelle Ereignisgeschichte des frühen und hohen Mittelalters maßgeblich auf diese Quellen stützt, sieht der Autor auch diese als verfälscht an.

Ebenfalls äußerst skeptisch sieht der Autor sämtliche Datierungen vor dem 12./13. Jh., die nach seiner Ansicht alle - wenn überhaupt reelle Datierungen und nicht erfunden - keine expliziten, sondern rückgerechnete Datierungen aus späterer Zeit sind.

Nach traditioneller Auffassung wurde die Zählung der Jahre ab Christi Geburt frühestens ab dem 11. Jh. verwendet.

Stefan Nehrkorn (62. Sitzung der Humboldt-Gesellschaft am 27.05.1998): "Die eigentliche Durchsetzungsphase der christianisierten Zeit ist erst das Hochmittelalter von 1000 bis 1300 ... Die allgemeine Verbreitung ist nicht vor dem 12. Jahrhundert erreicht." [http://www.humboldtgesellschaft.de/inhalt.php?name=christlich]

Beda Venerabilis soll in seiner berühmten Historia ecclesiastica gentis Anglorum angeblich zum ersten Mal die Jahreszählung nach Christi Geburt verwendet haben. Demgegenüber weist ARNDT [109ff] nach, dass die englische Geschichte bis in das 16. Jh. konstruiert ist. Er verweist auf JOHNSON, der bereits um die Jahrhundertwende zum 20. Jh. zu dem Schluss kommt, dass die englische Geschichte bis Heinrich VIII. (1491-1547) gefälscht sein muss [ARNDT, 113]. Nach JOHNSON sind alle Schriften, die dieser Zeit zugeordnet werden, wie z. B. die Historia Bedas, im 16. Jh. entstanden. Dem entsprechend wäre Beda ein Pseudepigraph, d. h. eine Falschzuschreibung. Schon ILLIG stellte zu Beda fest: "Vielmehr dürften wesentliche Schriften von ihm ins 12. Jahrhundert gehören, so daß der Begriff Pseudo-Beda angebracht wäre. Aber diese Bezeichnung ist bereits vergeben, kennt man doch weitere Schriften, die unter seinem Namen in Umlauf gesetzt worden sind ...." [ILLIG 2001, 127]. Oder lebte Beda erst im 12. Jh.?

Nach Wikipedia soll Hermann von Reichenau († 1054) in seinem Chronicon erstmals alle historischen Ereignisse zeitlich ausschließlich in Bezug zum Jahre der Geburt Christi gestellt haben. Um das Jahr 1060 soll diese Jahresrechnung von der römisch-katholischen Kirche in Gebrauch genommen worden sein. Dagegen ILLIG: "Im Lateran gab es bis ins 15. Jahrhundert keine urkundliche Ära-Datierung ... Mit der Datierung ihrer Urkunden nach Christi Geburt begann die Kurie erst 1431." [ILLIG 2001, 208]

Der Autor sieht die Einführung unserer heutigen Zeitrechnung erst zur Zeit der Kreuzzüge. Frühere Datierungen sind entsprechende spätere Rückrechnungen. Die Chronik des Hermann von Reichenau dürfte ein Pseudepigraph aus späterer Zeit sein.

Nachstehend einige ausgewählte Nachrichten zu den hier behandelten Kirchenbauten:

Stiftskirche St. Servatius

Die Nachrichten bei Widukind, in der Vita Mathildis und der Chronik Thietmars zu den Stifterpersonen König Heinrich I. und Königin Mathilde und die Bestattungen von beiden (936 und 968) sowie von Äbtissin Mathilde (999) sieht der Autor als Konstrukt ohne irgendeinen realen Hintergrund. Die Quellen sind Pseudepigraphen frühestens des 12. Jh.

Die Bestätigungsurkunde durch Otto I. bzgl. der Gründung eines Frauenstifts St. Servatius auf dem Berg durch seine Mutter Königin Mathilde mit erstmaliger Erwähnung der Kanoniker, deren Stift durch Mathilde in einen Hof im Tal verleg wurde, ist ohne Zweifel eine spätere Fälschung.

Am ehesten könnte man die Nachricht in den Quedlinburger Annalen als Baunachricht auffassen, wonach 997 die Weihe eines durch Äbtissin Mathilde veranlassten, höheren und weiteren Anbaus an die bestehende Kirche erfolgt sein soll. Die Zuverlässigkeit der Nachricht ist aufgrund der Erwähnung von Äbtissin Mathilde, angeblich Tochter Ottos I., äußerst zweifelhaft.

Darüber hinaus ist in den Quedlinburger Annalen für 1021 die Weihe von sechs Altären in Anwesenheit Kaiser Heinrich II. mit einem ausführlichen Altarweihebericht vermerkt. Die Erwähnung Kaiser Heinrich II. in der Nachricht macht diese der Fälschung, zumindest aber der späteren Manipulation höchst verdächtig.

Für die frühe Zeit ist die hohe Anzahl der Altäre ungewöhnlich, was ebenfalls für eine Falschnachricht sprechen würde.

Der Autor geht von einer "Bearbeitung" der Quedlinburger Annalen im 12. Jh. aus.

Die Weihe von 1129, die traditionell auf den heute stehenden Bau bezogen wird, soll durch König Lothar III. unter Mitwirkung der Bischöfe von Hildesheim und Minden vollzogen worden sein. Diese Nachricht aus der Chronik des Annalista Saxo dürfte genauso manipuliert sein. Für Quedlinburg war eigentlich das Bistum Halberstadt zuständig. Wieso erfolgte die Weihe durch König Lothar und die Bischöfe von Hildesheim und Minden? Zuständiges Erzbistum war Magdeburg.

Kirche St. Wiperti

Für die Wipertikirche sind die Nachrichten wirklich spärlich. In der Vita Mathildis reginae, den Annales Magdeburgenses und in der Chronik des Annalista Saxo ist jeweils die Nachricht zu finden, dass nach Gründung des Servatiusstifts 936 durch Königin Mathilde die Verlegung des Wipertistifts vom Berg ins Tal erfolgt sei. Zweifellos ist diese Nachricht dem Konstrukt der Ottonen zuzurechnen und entbehrt jeder Realität. Die drei o. a. Quellen sind natürlich keine unabhängigen Quellen, weshalb es nicht verwundert, dass diese Nachricht in diesen etwa gleichlautend enthalten ist.

Klosterkirche St. Marien auf dem Münzenberg